Unerwartete Hilfe
Während ich weiterhin den sternenklaren Himmel genoss, dachte ich über den Plan nach. Wann sollte ich mit dem Diebstahl beginnen? Eigentlich war es vorgesehen, das nachts zu machen, aber wir waren ja schon mitten in der Nacht. Die Party schien kein Ende zu finden. Da kam mir ein Gedanke. Alle Guardevoirs schienen sich in der Trainingshalle oder im Speisesaal aufzuhalten. Ihnen würde also gar nicht auffallen, wenn ich die Höhle nach dem Stein absuche. Außerdem ging es einigen Guardevoirs schon so schlecht, dass sie nichts mitbekommen würden, selbst wenn sie mich in den Gängen wandern sehen würden. Daher nutzte ich die Chance und ging hinein. Ich bemerkte gleich, dass es noch wilder im Speisesaal wurde, und war daher froh, ihn verlassen zu haben. Da schien es in der Trainingshalle freundlicher zu sein, da dort die Guardevoirs immer noch fröhlich tanzten. Aber auf jeden Fall war es genauso, wie ich es mir gedacht hatte. Außerhalb dieser zwei Räume war nichts los. Ich freute mich und lief den Gang entlang zum Versammlungsraum. Dort hatte uns nämlich der Anführer den Stein präsentiert und daher konnte es gut sein, dass er noch dort war. Ich trat ein und war geschockt, als ich den Stein auf der Bühne sah, aber mehrere Guardevoirs vor ihm standen und ihn bewunderten. Noch dazu waren es genau die Guardevoirs, mit denen ich den Beerensaft gepresst hatte, was mir ihr Gespräch verriet: "Spürt ihr das? Die Haut fühlt sich schon viel geschmeidiger an." Ich schüttelte nur den Kopf und blieb am Eingang stehen. Was sollte ich machen? Ich musste es ja nur schaffen, den Stein zu berühren, damit ich ihn mit mir teleportieren konnte. Da sich bestimmt so eine Chance ergeben würde, ging ich zu ihnen, auch wenn ich überhaupt keine Lust hatte, mit ihnen zu reden. Sie erkannten mich und eine rief: "Seht mal an, wer uns vorher nicht geglaubt hat, jetzt aber selbst von der Kraft des Splitters profitieren will." Dazu sagte ich: "Man wird wohl seine Meinung noch ändern dürfen." Sie gaben mir recht und so starrte ich mit ihnen auf den Stein. Er gab in der Tat ein sanftes Licht ab, aber wie konnte man nur glauben, dass das Licht einen schön machte? Aber trotz dieses Irrsinns versuchte ich das zu nutzen und meinte: "Glaubt ihr eigentlich, dass die Wirkung des Steins noch größer ist, wenn man ihn nicht nur anstarrt, sondern auch berührt?" Ein Geflüster breitete sich unter den Guardevoirs aus, aber eine stellte klar: "Der Anführer hat es uns verboten, den Stein zu berühren." Doch sofort rief ein anderes Guardevoir mit einer anderen Meinung: "Aber wenn das wahr ist und man noch schöner wird, wenn man den Stein berührt, dann müssen wir das doch machen. Der Anführer ist doch eh nicht da." Alle anderen Guardevoirs stimmten ihr zu. Sie alle wollten das Maximum an Schönheit erlangen, dem ich mich nur anschließen konnte. Aber ich verfolgte damit natürlich ein anderes Ziel. Ich wollte sie dazu bringen, den Stein anzufassen, damit ich das auch konnte. Letztlich entschied die Mehrheit und da wirklich alle dafür waren, hatte ich Glück. Nacheinander berührten wir den Stein und als dann ich an der Reihe war, musste ich lächeln. Ich war froh, dass das gleich vorbei war und ich von der Party fliehen konnte. Also machte ich mich bereit, legte meine Hand auf den Stein und verschwand. Zumindest sollte ich verschwinden, aber es klappte nicht. Ich war geschockt und probierte es nochmals, hatte aber keinen Erfolg. Wieso klappte es nicht? Leider bekam ich nicht mehr Versuche, da die anderen schon riefen: "Hey, mach mal Platz! Du hast jetzt lange genug den Splitter berührt." Verwundert trat ich zurück und konnte es nicht glauben. Lag es am Stein? Konnte ich mich nicht mit ihm teleportieren? Oder war vielleicht die Höhle schuld, dass ich keinen Teleport benutzen konnte? Woran es auch immer lag, es wurde immer schwieriger für mich. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als auf klassische Weise den Stein zu stehlen. Doch dafür musste ich wirklich warten, bis alle hier in der Höhle eingeschlafen waren. Und das dürfte wohl noch dauern. Ich stöhnte bei diesem Gedanken. Wie sollte ich nur die Zeit totschlagen? Außerdem musste ich immer noch darauf aufpassen, nicht aufzufliegen. Mit diesen Guardevoirs, die nur die Schönheit im Kopf hatten, wollte ich mich auf jeden Fall nicht mehr unterhalten und verschwand daher. Jetzt musste ich mich wieder der Entscheidung stellen, entweder in den Speisesaal oder in die Trainingshalle zu gehen. Da ich mich aber im Speisesaal am Schluss überhaupt nicht wohl gefühlt hatte, gab ich der Tanzhalle eine Chance, auch wenn mir das Tanzen nicht wirklich zusagte. Ich ging hinein und war von den Lichteffekten beeindruckt, die von den Lichtkugeln kamen. Sie hatten sich bei der Dekoration wirklich viel Mühe gegeben. Eine Gruppe von Guardevoirs, die ein wenig abseits der Tanzfläche stand, winkte mich zu ihnen. Ich folgte der Einladung und sie fragten mich gleich: "Du kommst vom Trinken, oder?" Da das sogar stimmte, nickte ich. Ein anderes Guardevoir sagte zu mir dann: "Mach dir nichts draus. Ich halte es dort auch nicht lange aus." Ich lächelte zustimmend und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Vielmehr hörte ich den anderen zu. Schnell stellte sich mir heraus, dass sich das neue Mitglied in meinem Gesprächskreis befand, und daher begann ich zu schwitzen. Was sollte ich nur sagen, wenn ihnen auffallen würde, dass ich eigentlich nicht zu ihnen gehörte? Ich konnte mich ja schlecht, als das neue Guardevoir vorstellen, wenn die wirkliche Neue vor mir stand. Und genau diese lächelte mich an und stellte sich mir jetzt vor. Natürlich wollte sie auch wissen, wie ich hieß. Ich zögerte und die Guardevoirs sahen mich erstaunt an. Jetzt war es wohl wirklich aus, denn wenn ich meinen tatsächlichen Namen sagte, würden doch alle wissen, dass ich eine Fremde war. Der Schweiß tropfte bereits von meiner Stirn, was den anderen nicht verborgen blieb: "Du meine Güte! Du siehst aber nicht gut aus. Du warst wohl zu lang im anderen Raum." Da das tatsächlich eine gute Ausrede war, sagte ich, wobei ich extra leise sprach: "Ja, das stimmt wohl. Mir ist schon ganz schlecht." Um das noch glaubhafter zu machen, wackelte ich mit meinen Beinen, damit die anderen sahen, dass mir wirklich schwindlig war. Sofort rückte die Frage meines Namens in den Hintergrund und sie sorgten sich um mich. Ein Guardevoir bot mir an: "Soll ich dich nach draußen begleiten?" Ich schüttelte meinen Kopf und meinte, dass ich das schon selbst schaffen würde. Trotzdem bedankte ich mich bei ihr. Sie wünschten mir gute Besserung und sagten mir, dass ich wieder zu ihnen kommen sollte, wenn es bei mir wieder ging. Ich nickte und torkelte aus der Tanzhalle, wobei ich das natürlich nur spielte. Es war wirklich dumm von mir, zu diesen Guardevoirs zu gehen. Ich wusste doch, dass ich auffallen würde. Dennoch musste ich aber irgendwie in dieser Höhle aushalten. Vielleicht sollte ich aber wirklich so tun, als würde es mir schlecht gehen. Damit hatte ich zumindest die Ausrede dafür, vor der Höhle zu sitzen. Dort wartete ich dann, bis alle schliefen, und stahl dann den Stein. Ein guter Plan, dachte ich mir und ging erneut nach draußen. Zu meiner Verwunderung war das Guardevoir immer noch da. Aber es lag jetzt nicht mehr, sondern saß auf dem Boden und starrte in die Ferne. Ich setzte mich neben ihn und ich fragte ihn, ob es ihm wieder besser ging. Er sah zu mir und lächelte: "Ja, danke!" Sein intensiver Blick nach mir verriet mir, dass er mir etwas sagen wollte. Ich behielt recht, denn er fragte mich: "Sag mal, kann es sein, dass dein Name Lia ist?" Bei der Frage musste ich schlucken. Wie konnte er das wissen? Er sah an meiner Reaktion, dass er richtig lag. "Ist schon gut. Jetzt ergibt zumindest alles einen Sinn und ich habe mir das vorhin nicht eingebildet." Mein Blick wurde immer verdutzter. Von was sprach er nur? Er erklärte es mir: "Als ich nämlich so draußen lag und es mir noch elend ging, kam eine Gruppe von Pokémon. Und es waren keine Guardevoirs. Sie kümmerten sich um mich und brachten mir Beeren. Ich verstand nicht, wieso sie das taten, aber es war auf jeden Fall sehr freundlich von ihnen. Erst als ich sie fragte, wieso sie mir halfen, erkannte ich was los war. Sie hatten mich mit jemandem verwechselt. Das Nachtara sprach von einer "Lia". Und da du das einzige Guardevoir bist, deren Name ich nicht weiß, konntest es nur du sein." Ich war sprachlos. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Er hatte gerade Nachtschweif getroffen! Und er hatte gedacht, dass das Guardevoir ich wäre. Ich wurde unruhig. Wusste das Guardevoir jetzt nicht, dass ich gar nicht zu ihnen gehörte? Ich versuchte, meine Situation zu retten, indem ich sagte: "Ja, das waren meine alten Freunde. Ist schon lustig, dass sie dich mit mir verwechselt haben, was? Aber jetzt habe ich mich ja eurer Gruppe angeschlossen." Das Guardevoir sah mich grinsend an: "Ach was. Ich habe doch vorhin schon bemerkt, dass du unmöglich die Neue bist. Als das neue Mitglied von unserem Anführer vorgestellt wurde, sah sie nämlich ganz anders aus." Mein Blick wurde ernster. Er wusste es. Und zwar schon die ganze Zeit! Ich stotterte: "Wieso hast du mir vorhin dann geglaubt?" Er schüttelte mit der Schulter und antwortete: "Weiß nicht. Ich brauchte einfach jemanden zum Reden. Außerdem scheinst du ziemlich anders zu sein als die anderen." Ich sah ihn mit großen Augen an: "Was meinst du?" Er antwortete: "Du bist nicht so aufdringlich, sondern eher zurückhaltend." So wie er es sagte, klang es so, als wäre das was Schlechtes. Das Guardevoir bemerkte das und sagte mir: "Aber hey, das ist nichts Schlechtes. Im Gegenteil! Ich finde solche Pokémon wie dich viel interessanter." Ich lächelte. Trotzdem machte ich mir Gedanken. Wie sollte ich den Stein stehlen, wenn er wusste, dass ich eine Fremde war. Würde er es den anderen nicht erzählen? Daher blieb ich weiterhin unruhig und angespannt. "Entspann dich mal. Ich werde es schon keinem erzählen. Aber wieso gibst du dich als ein Mitglied aus, wenn du doch so tolle Freunde hast? Gerade das Nachtara hat sich riesige Sorgen um dich gemacht.", sagte er nun. Bei diesem Gedanken an Nachtschweif musste ich lächeln. Es war typisch für ihn, dass er sich solche Sorgen um mich machte. Er war so süß! Doch was sollte ich dem Guardevoir jetzt sagen? Niemals konnte ich ihm vom Stein erzählen. Daher stotterte ich. Mir fiel keine Lüge ein. Das Guardevoir hingegen musste schon wieder leicht lachen und meinte: "Mit dem Lügen hast du es nicht so, hm? Mir ist schon klar, was du hier willst. Schließlich kann es nur eine Sache geben, die das rechtfertigen würde. Aber wieso begibst du dich wegen einem Splitter in Gefahr?" Er hatte schon wieder ins Schwarze getroffen und mir damit die Sprache verschlagen. Nun blieb mir nur noch die Wahrheit übrig, denn ich musste ihn davon überzeugen, dass ich den Stein dringend brauchte. Daher klärte ich ihn über Cresselias Stein auf und bat ihn, mich nicht zu verpetzen. Das Guardevoir schien über die Geschichte von Cresselia nachzudenken und sagte: "In diesem Fall sprichst du vermutlich sogar die Wahrheit. Zumindest kann ich jetzt verstehen, wieso der Stein für dich und dein Team so wichtig ist." Da er mir immer noch nicht verraten hatte, ob er sich meinem Plan dazwischenstellte, sah ich ihn immer noch gespannt an. Dann sagte er: "Aber ich werde dir natürlich nicht im Wege stehen." Freudig sah ich ihn an. Aber wieso tat er das? Wieso wollte er mir, einem völlig fremden Pokémon, einfach so helfen? Ich fragte ihn. Für die Antwort brauchte er nicht lange, denn er sagte: "Du scheinst mir keine gemeine Diebin zu sein. Ich glaube einfach, dass du den Stein dringender brauchst als wir. Und außerdem will ich mal wieder etwas Aufregendes erleben!" Ich sah ihn ungläubig an: "Du willst mir beim Stehlen sogar helfen?" Er nickte: "Aber klar!"
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