Menschen, Remoraids und andere Gefahren

Wir waren angesichts dieser Lage sehr überrascht und gleichzeitig stellte sich nun die entscheidende Frage. Was sollten wir tun? Unser Ziel war es ja gewesen, sie aufzuspüren und dann herauszufinden, wo sie die Steine hinbrachten. Und jetzt hatten wir sie gefunden und hatten kaum Zeit darüber nachzudenken. Nachtschweif half mir in der Situation überhaupt nicht, indem er fragte: "Und wie geht dein Plan jetzt weiter?" Ich war komplett überfordert. Trotzdem versuchte ich unter diesem Zeitdruck nachzudenken. Schließlich war es jetzt unsere Chance. Doch je mehr ich darüber grübelte, desto bewusster wurde mir, dass mein Plan nicht wirklich durchdacht war. Um ihr Versteck zu finden, mussten wir sie ja irgendwie unbemerkt verfolgen. Aber war das möglich? Da es für mich die einzigste Möglichkeit im Moment war, erzählte ich sie Nachtschweif. "Was?! Glaubst du, dass das sinnvoll ist?" Während wir weiter diskutierten, hatten wir etwas komplett vernachlässigt. Das Boot mit den Menschen! Als mir das wieder einfiel, sah ich sofort auf das Wasser. Doch es war zu spät. Das Boot war verschwunden. Wie konnte das sein? Nachtschweif stoppte auch kurz der Atem, ehe ihm dann auffiel, dass das Boot einige Meter weg von uns am Kiesstrand lag. Zum Glück hatten sie uns dank dem Regen nicht gesehen, doch wo waren sie? Die Sicht war wirklich so schlecht, dass man nicht sehr weit in die Ferne sehen konnte. Wir gingen nun in Richtung Lavaland, da die zwei Menschen dahin gegangen sein mussten. Dann hörten wir plötzlich genau vor uns eine Stimme: "Bist du sicher, dass uns niemand folgt?" Bei der Frage zuckte ich vor Schreck zusammen. Da wir die Stimme so deutlich gehört hatten, mussten sie direkt vor uns sein, was uns durch den Regen nicht aufgefallen war. Nun hörten wir die Antwort von dem anderen Menschen: "Du siehst doch selbst, dass keiner hinter uns ist, und jetzt komm schon." Nachtschweif und ich atmeten erstmal durch. Das war knapp. Aber es war jetzt schon abzusehen, dass Nachtschweifs Sorgen zu diesem Plan, sie zu verfolgen, nicht ganz unbegründet waren. Aber da uns nichts anderes einfiel, probierten wir es. Doch dann kam der nächste Schreck: "Ich sehe trotzdem mal nach... hey, ist da was?" Er zeigte genau in unsere Richtung. Warum konnten sie nicht einfach weitergehen, dachte ich mir nur. Jetzt kam sogar diese Person auf uns zu. Wir gingen vorsichtig einige Schritte rückwärts, doch weil wir uns bewegten, war unsere Tarnung aufgeflogen. Es war aus, denn wir hörten ihn nochmals laut rufen: "Hey, stehen geblieben!" Nun ging alles unheimlich schnell. Nachtschweif und ich machten zwar einige Schritte rückwärts, doch uns wurde auch sofort bewusst, dass wir keine Fluchtmöglichkeiten hatten. Eine Konfrontation mit den Entei-Bezwingern war unausweichlich. Nachtschweif meinte: "Wenigstens müssen wir uns jetzt nicht mehr fragen, was wir tun müssen. Jetzt heißt es nämlich Attacke!" Daher blieben wir nun stehen und machten uns auf einen Kampf im strömenden Regen gefasst. Automatisch musste ich nun an unseren letzten Kampf gegen das Flamara-Rudel denken. Bei dem, was uns noch bevorsteht, konnten wir es uns definitiv nicht leisten, wieder so große Verletzungen von dem Kampf davonzutragen. Doch diese Gedanken verpufften sogleich, als die schwarzen Umrisse des Menschenpaares immer größer wurden und am Schluss farbig waren. Jetzt erkannten wir, dass es eine junge Frau und ein junger Mann waren, die aggressiv vor uns standen. Sie hatten auch beide die selbe violette Jacke an, auf der ein riesiger Diamant im Brustbereich abgebildet war. Sollte das etwa was bedeuten? Der Junge begann nun zu brüllen: "Ich hatte recht! Ich hatte recht! Wusst ich's doch, dass hinter uns wer war." Genervt klatschte das Mädchen ihm eine und während sie uns einen Pokéball entgegenstreckte, rief sie herausfordernd: "Und jetzt verschwindet wieder, ihr wilden Pokémon! Los Simsala, mach sie fertig!" Wir machten vorsichtig einen Schritt nach hinten und sahen dann dem gegnerischen Pokémon ehrfürchtig in die Augen. Wie konnte man nur so einem Menschen dienen? Ich bekam dabei eine richtige Wut. Dann schrie die Trainerin ihren Partner an, er solle nun endlich auch sein Pokémon in den Kampf schicken. Wenig später stand dann auch ein blau-weißes Pokémon vor uns, das auf seinem Bauch eine schwarze Spirale hatte. Dieses Quappo machte sich auch gleich den Vorteil des Wetters zu Nutze und trommelte mehrmals auf seinen Bauch, wodurch er eine meterhohe Welle erschuf, die genau auf mich zuraste. Die Kraft dieser Kaskade war zwar groß, doch ich ließ mich nicht weiter davon beeindrucken. Nachtschweif rief nun energiegeladen: "Denen zeigen wir es jetzt, dass man sich mit uns lieber nicht anlegen sollte." Ich gab ein kämpferisches Lächeln von mir und wir griffen gemeinsam an. Nachtschweif verpasste dem Simsala einen Schmarotzer und ich schleuderte das Quappo mit Psychokinese davon. Während das Quappo nach meinem Angriff sich schon nicht mehr bewegte, was mich sehr wunderte, schien Nachtschweif leider nicht erfolgreich gewesen zu sein. Das Mädchen schien über ihren Kampfpartner verärgert zu sein: "Warum muss ich ausgerechnet mit dir zusammenarbeiten, du Flasche! Du lässt dich tatsächlich von schwachen wilden Pokémon fertigmachen." Der Junge schien nur mit den Schultern zu zucken, was die Trainerin noch mehr ärgerte. Dann wendete sie sich wieder uns zu: "Ach egal, jetzt werdet ihr die wahre Stärke von Team Diamant erfahren! Simsala, bestehl die frechen Pokémon!" Blitzschnell lief es auf uns zu und griff mich an, wobei auch Nachtschweif nicht verschont blieb. Während wir über diese Schnelligkeit des Simsalas noch verblüfft waren, erfolgte auch schon sein nächster Raubzug, der uns wieder beide erfasste. So schnell, wie sich das Simsala bewegte, war es fast unmöglich, es zu treffen. Trotzdem versuchten wir es anzugreifen, doch sowohl Nachtschweifs Angriff als auch meine Lichtkugeln gingen immer wieder daneben, was uns allmählich frustrierte. Der Trainerin schien der Kampf zu gefallen und rief zu ihrem Kampfpartner: "Siehst du, wie das geht? Jetzt kannst du was lernen." Dann befahl sie, Spukbälle auf uns zu feuern, und Simsala reagierte sofort darauf. Wir mussten nun schnell uns immer wieder ducken und ausweichen, um nicht erwischt zu werden, doch das würde nicht lange gut gehen. Wir brauchten eine Strategie, um den Kampf in unsere Richtung zu lenken. Und dann fiel mir ein Plan ein. Da ja unser Hauptproblem die Schnelligkeit des Gegners war, mussten wir es irgendwie schaffen, dies zu ändern. Und dies könnte ich mit meinem hellen Zauberschein erreichen, der das Simsala so blenden soll, dass es für einen kurzen Moment bewegungsunfähig wird. Dann könnte Nachtschweif ihn noch verwirren, was diesen Zustand der Orientierungslosigkeit verlängern soll. Und dann mussten wir ihn nur noch mit unseren Attacken besiegen. Da ich von meinem Plan überzeugt war, erzählte ich ihn begeistert Nachtschweif, der daraufhin auch der Meinung war, dass es auf die Art klappen könnte. Frohen Mutes lud ich die helle Attacke auf, welche ich dann schlagartig zu einem Lichtblitz entlud. Die Attacke machte zwar wenig Schaden auf Simsala, da er keinen Kratzer davontrug, aber die erhoffte Wirkung trat ein. Simsala schaute nun verwirrt hin und her, was das Signal für Nachtschweif war. Simsala wurde jetzt von seinem Konfustrahl erwischt und die Folge war, dass es nun wie verrückt und ungerichtet mit seinen Löffeln um sich schlug. Der Plan ging voll auf und jetzt hatten wir freie Bahn. Sofort bombardierten wir es mit Schmarotzer und Mondgewalt. Die Trainerin konnte nicht fassen, wie schnell sich der Kampf gewendet hatte und musste nun mitansehen, wie ihr Pokémon von uns pausenlos attackiert wurde. Dennoch gab sie wohl noch nicht auf und ordnete an, dass ihr Psychopokémon einen Reflektor aufbauen sollte. Simsalas Verwirrung schien nachzulassen und es baute dann eine mystische Wand auf. Jetzt fiel uns auch auf, dass es ziemlich verwundet aussah und daher würde es nicht mehr lange durchhalten. So wollten wir es vollends auf die Knie zwingen und genau in dem Moment, in dem ich eine weitere Lichtkugel auf es schoss, warf es einen Spukball zu mir. Als beide Kugeln sich berührten, gab es einen großen Knall, dessen Schockwelle jeden von uns traf. Keine Ahnung wie es passierte, aber irgendwie schien die Welle mich auf das Kies geworfen zu haben. Ich wollte sofort wieder aufstehen, als die Trainerin schrie: "Jetzt, Simsala!" Rasendschnell kam es auf mich zugerannt, doch noch im letzten Augenblick traf Nachtschweif es von der Seite. Simsala lag schweratmend am Boden und damit dies auch weiter so blieb, warf ich nochmals eine Lichtkugel auf ihn. Als das Pokémon nun untätig am Kiesstrand lag, schauten wir mit einem fiesem Blick zu den Trainern. Mit weit aufgerissenem Mund starrte das Mädchen auf ihr kampfunfähiges Pokémon. Es war nicht schwer zu erraten, dass es ihr stank, dass sie von uns besiegt worden war. "Oh nein! Und ich habe keine weiteren Pokémon, da ich die restlichen gegen Raikou verloren habe. Ach was soll's. Diesen blauen Stein brauchen wir für unseren Plan eh nicht. Komm schon, Nichtsnutz. Wir zischen ab!" Sie warfen uns den blauen Mondstein vor die Füße und verschwanden im Regen. Gespannt sah ich zu dem Stein hinab und hob ihn auf. Auch Nachtschweif kam sofort zu mir und gemeinsam begutachteten wir den tiefblauen Stein. Er war relativ klein und daher gut transportierbar. Zudem schien er trotz seiner dunklen Farbe leicht durchsichtig zu sein, doch da es im Augenblick nicht gerade hell war, konnte man es nicht sehr gut erkennen. Dann sagte ich zu Nachtschweif: "Schön aussehen tut er schon, aber glaubst du, dass diese Menschen vom Team Diamant ihn nur deshalb wollen?" Er zuckte mit seinen Schultern und meinte: "Zumindest würde dies kombiniert mit ihrem Teamnamen schon Sinn machen. Aber was sollen wir jetzt tun? Wir haben zwar den blauen Stein zurückgeholt, aber der Rote ist immer noch weg." Doch er schien es wohl selbst schon zu wissen, was jetzt zu tun war, denn er sah wieder Richtung Donnerberg. Es war einfach die einigste Möglichkeit, die wir hatten. Wir mussten verhindern, dass Team Diamant die restlichen Mondsteine stahl und darauf hoffen, dass irgendein Wächter der Steine mitbekommt, wo ihr Versteck war. Wenigstens hatten wir nun die Möglichkeit den See zu überqueren. Daher wollten wir keine Zeit verlieren und liefen zum Boot und setzten uns rein. Weil wir keine Ahnung hatten, wie wir mit den Rudern umgehen sollten, versuchte ich es mit Psychokinese zu bewegen. Es raubte mir zwar einige Energie, aber immerhin bewegten wir uns zum Donnerberg. Nachtschweif bemerkte, dass ich mich schwer konzentrieren musste und blieb deshalb still. Alles verlief ruhig und wir hatten schon die Hälfte des Weges hinter uns gebracht, als wir dann trotz des lauten Regens ein knabberndes Geräusch unter uns hörten. Ich stoppte und dachte schon, dass wir das nächste Problem hatten, doch beim Blick ins Wasser bemerkte ich nichts Ungewöhnliches. "Es klingt eher so, als würde sich etwas durch das Holz beißen.", meinte Nachtschweif und versuchte jetzt ebenfalls etwas unter uns zu entdecken. Dann sahen wir es. Es war ein ganzer Remoraid-Schwarm, der uns umkreiste und das Boot allmählich von unten auffraß. Wir bekamen sofort Panik, denn wenn das Boot versinken sollte, würden wir mit ihm untergehen. "Los Lia, lass uns schleunigst von hier verschwinden bevor es zu spät ist!", rief er laut. Sofort strengte ich mich wieder an und das knabbernde Geräusch unter uns verlieh mir zusätzliche Kraft. Wir rasten nun über den See bis uns plötzlich etwas von der Seite traf, wodurch es laut knallte. Nachtschweif fiel durch die Wucht des Zusammenpralls zur Seite und hatte Glück, dass er nicht aus dem Boot geschleudert wurde. "Was war das?!", schrie ich beunruhigt, da ich schon wieder nicht sofort erkannte, was los war. Hindernisse im See gab es schließlich keine. Somit konnte es nur ein Pokémon im Wasser sein. Nachtschweif rief dann: "Schau nur, ein Lanturn!". Er zeigte an die Stelle im Wasser und so sah ich den Donnerfisch mit seiner hellen Lampe vor seinem Gesicht. Wieso tat er nur sowas? Dann kam er wie ein Blitz wieder angeschossen und traf uns wiederum, wodurch das Boot sich nun schnell im Kreis drehte. Ich bekam wahnsinnige Angst, da meine Sorge war, dass das Boot nicht mehr lange mitmachen würde und wir dann machtlos dem Wasser ausgesetzt waren. Gleichzeitig wurden die Knabbergeräusche der Remoraids immer lauter, was uns anzeigte, dass sie sich gleich durch den Unterboden durchgebissen hatten. Daher wurde ich nun hysterisch und setzte das Boot in Bewegung. Ich wollte so schnell wie möglich das Boot verlassen, doch schon hatte uns das Lanturn wieder erwischt, wodurch ich die Kontrolle über das Boot verlor. "Tu doch was!", schrie ich Nachtschweif an, dem die Situation auch immer unheimlicher wurde. Er versuchte jetzt das Lanturn mit einem Konfustrahl zu erwischen, was er auch schaffte, da das Lanturn gut durch sein kleines gelbes Licht erkennbar war. "Volltreffer!", rief ich erleichtert und hoffte, dass dies den Donnerfisch außer Gefecht setzen würde. Wieder lenkte ich uns in die richtige Richtung und gab Vollgas. "Gleich haben wir es geschafft, Lia!", machte mir Nachtschweif Mut und ich strengte mich noch mehr an. Dann bremste das Boot plötzlich rasch ab und wir blieben stehen. Ich sah misstrauisch um mich und dann machte sich eine unbeschreibliche Erleichterung in mir breit, nachdem ich erkannt hatte, dass wir endlich auf dem Kies gestrandet waren. Da jetzt abgesehen vom Herunterprasseln des Regens wieder alles still war, konnte man uns laut aufatmen hören. Einige Minuten verbrachten wir damit, die brenzlige Situation zu verdauen. "Nie wieder fahre ich über den See!", rief ich wütend, da meine Angst vorhin einfach zu groß war. Gerade weil wir absolut nichts gegen den Remoraid-Schwarm ausrichten konnten, war ich so verunsichert gewesen. Nachtschweif, der sich nun auch wieder beruhigt hatte, sagte schroff: "Leider werden wir wohl wieder von hier weg müssen." Ich versuchte daran erst gar nicht zu denken und darum lenkte ich unsere Aufmerksamkeit auf den Donnerberg, der sich genau vor uns in den Himmel erhob.

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