Kleiner Bruder - Schwester Moment

Es war mitten in der Nacht, wie viel Uhr genau, konnte ich nicht sagen, ich besaß keine Uhr, Schwur mir aber eine nach all dem hier zu besorgen. Es war auf jedenfall schon dunkel, rabenschwarz. Ich lag in meinem Zelt, leicht zusammengerollt, ziemlich gemütlich, an sich sprach nichts dagegen zu schlafen, doch ich konnte nicht. Meine Gefühle gingen mit mir durch. Leise zirpten Grillen und, wenn ich an vorhin zurückdenken musste, Schlich mir ein kleines Grinsen ins Gesicht, es wirkte allmählich wie früher, aber dennoch, leider wurde dieses schöne Gefühl von Enttäuschung und Trauer erstickt. Enttäuschung, weil ich nach wie vor verletzt war, dass sich niemand meldete in der Zeit, als ich weg war und Trauer, weil mir Marlon fehlt, natürlich auch irgendwie Markus, aber Marlon war mein großer Bruder und ich wusste, dass wir ihn spätestens bei dem Spiel gegen Fabi bräuchten, wir alle bräuchten ihn da besonders. Wieso Fabi das tat, verstand ich noch nicht, rückblickend konnte ich verstehen, dass er auf Leon sauer war, weil er ihn so behandelte, aber dennoch, es tat schon ziemlich weh. Marlon wüsste was zu machen wäre, er würde mich aufmuntern, mich zum Lachen bringen und dann herumalbern. An den Gedanken meines Bruders musste ich lächeln, egal was Marlon oder Leon getan hatten oder jemals tun würden, würde ich sie immer lieben. Sie waren trotz allem meine Familie. Dass Leon beim Spiel gegen die Nationalmannschaft abgehauen war, wurde mir in Fetzen erzählt, dennoch wollte ich mit ihm persönlich wegen dem reden, seine Sichtweisen hören, normalerweise kniff er nicht einfach so. Umso mehr ich darüber nachdachte, umso mehr verstand ich beide Seiten. Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen wie es wäre, würden Marlon und Markus jetzt bei uns sein, die beiden würden kaum zulassen, dass es zwischendurch solch eine beklemmte Stimmung gäbe. Dafür legte ich meine beiden Beine ins Feuer.

Egal wie tough ein wilder Kerl auch sein mag, änderte es leider nichts daran, dass dieser wilde Kerl hier, Angst im Dunkeln hatte. Vor allem, mit den ganzen Geräuschen hier im Wald, die Äste die knackten, einige Tiere, Geräusche machten, all das ließ mich mulmiger werden. Ob ihr es glaubt oder nicht, als wir alle noch ganz klein waren, waren meine Brüder mal so lieb und hatten mich ab und zu bei ihnen schlafen lassen, wenn ich Albträume hatte oder zu viel Angst vor irgendwas. Bei Leon legte sich dies relativ schnell, bei Marlon allerdings nicht.

Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Körper aus, als ich meinen Mut zusammennahm und meinen Kopf aus den Zelt steckte. Zuerst schaute ich zu Vanessa, die war aber weiter weg, als mir jetzt lieb wäre zu gehen, die am nähesten waren Leon und Juli. „Leute ?" fragte ich leise, vielleicht würden meine Gebete ja einmal erhört werden und jemand sei noch wach, anscheinend mag das Schicksal mich nicht, denn niemand antwortete. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und langsam erkannte ich Umrisse. „Ist jemand wach ?" fragte ich erneut, genauso leise, doch erneut bekam ich keine Antwort. Die hatten anscheinend keine Angst und mein Bauchgefühl half mir nicht gerade, diese Angst loszuwerden. Ich seufzte einmal, ehe ich meinen Kopf nach rechts drehte „Juli ?" sprach ich den blonden an, doch dieser schlief friedlich weiter. Ich murmelte einmal „Verflixt." als ich schon all meinen Mut erneut zusammen nahm und nach links, in Leons Zelt kletterte. Währenddessen Stoß ich mir irgendwo das Knie, da ich kroch und tastete den Boden nach meinem Bruder ab. Ich bekam seinen Kopf zu fassen und datschte paar mal hin und her, um abzufüllen, wo was war, als er schon leise brummte. „Leon." flüsterte ich leise und schüttelte ihn ganz leicht, als ich seine Schultern zu spüren bekam. Mein Bruder wurde qualvoll langsam wach und ich konnte an seiner Stimme merken, dass er verwirrt war. „Lilu, was machst du hier ?" fragte er mich und gähnte herzhaft, als ich ihn kleinlaut fragte „Kann ich bitte bei dir schlafen ?" und nach meiner Frage knallte es bei mir wie bei einem Blitzeinschlag, wie peinlich und kindisch es war und vor allem dumm. Sehr dumm sogar. Ich war mittlerweile dreizehn und hatte immer noch Angst vor so banalen Dingen. „W-warum ?" fragte er mich und gähnte erneut. Wieso konnte er nicht einfach verstehen ? Es wurde mir immer peinlicher und ich sträubte mich es zu sagen, tat es aber doch, und ehrlich gesagt, hatte ich Angst, dass er mich nicht hörte, da er erstmal gar nicht reagierte, oder zumindest dachte ich es. „Ich hab Angst."

Es herrschte eine Stille und ich malte mir sein Gesicht aus, wie er mich dumm anschauen würde und sich darüber lustig machen würde, dass seine kleine Schwester ihn um das bittet. Doch zu meinen überraschen hörte ich ein Rascheln, er bewegte seine Decke, legte sich weiter zur Seite und sagte leise „Komm her." schnell schlüpfte ich unter die Decke, wir lagen fast Nase an Nase, und dies wusste ich, da ich seinen Atem spüren konnte. „Es ist okay, ich hab auch Angst." Ich riss kurz meine Augen auf und war sogar froh, dass er dies nicht sah, es verwunderte mich. Es verwunderte mich sehr, weil es nie wirklich so war, ich wusste es oder konnte es mir denken, aber diese Worte hörte ich wirklich lange nicht mehr von ihm. „Wovor ?" fragte ich leise und war über den kleinen Bruder - Schwester Moment froh. „Auf Fabi. Er war mein bester Freund und jetzt das. Darauf, dass wir, als Mannschaft, versagen meinetwegen und, dass ich sie alle wieder enttäusche und-" er brach ab, er schämte sich und dies sehr. „Und das da mit Vanessa nichts wird ?" probierte ich seinen Satz zu beenden, ich konnte es erahnen, ich sah wie er sie ansah, jeder sah das. „Ja." gab er kleinlaut von sich. Eine kurze Zeit war es still, ehe ich das Wort ergriff „Ihr beide müsst euch einfach nur wirklich aussprechen, zuhören, was der andere zu sagen hat."
„Woher hast du das denn ?"
„Von Marlon."

Marlon riet mir das damals, als ich Zoff mit Juli hatte, wir beide waren zu stur um mit einander zu reden, wollten das aber auch irgendwie klären. Es machte mich damals ziemlich fertig, als ich mit Marlon darüber redete, ich konnte mit ihm über alles reden. Nachdem ich mir das damals eine Nacht durch den Kopf gehen ließ, befolgte ich seinen Rat und seitdem hatten wir uns auch nie wirklich gezofft, klar, kleine Meinungsverschiedenheiten schon, aber das ist ja normal. Mein Bruder ist das Herz der Mannschaft, ohne ihn konnte gar nichts funktionieren, deswegen fühlte ich, als wären wir alle nur halb so viel Wert. Wir waren gute Spieler und gute Freunde, aber, wenn einer fehlte, konnte einfach nicht alles prima funktionieren und ich wusste, dass Leon dies ebenso klar war und ich wusste genauso, dass er unseren großen Bruder genauso vermisste. Die beiden hatten ja eine ganz andere Verbindung, als ich mit ihm.

„Mir fehlt Marlon, aber er ist ein guter Ratgeber." „Ja, da hast du Recht." er holte einmal tief Luft, ehe er schon sagte „Komm, probier' zu schlafen, dir wird nichts passieren, okay ? Ich pass schon auf dich auf." mein Herz war gerührt. Er konnte ja doch noch etwas wie früher sein, das ganze großgekotze war alles schon immer Show, um der 'coole' zu sein, der wildeste. Die Müdigkeit übernahm, aber ich sagte noch „Du kannst ja doch noch so lieb sein, wie früher." als ich schon langsam einschlief. Ich schlief sogar so fest, dass ich gar nicht merkte, dass er sogar einmal weg war, um mit Maxi und Vanessa, Nerv zu helfen. Am nächsten Morgen war Nerv der erste der Feuer und Flamme war, er erzählte alles bis ins kleinste Detail, das war wirklich niedlich. Und da wir später auf dem Weg, an einen See vorbei kamen, beschlossen wir, dies richtig zu feiern.

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