Chapter 40

Ich sammelte meine ganze Energie, richtete mich auf und nahm erneut meine Kampfhaltung ein. Mein Körper schrie nach einer Pause, aber Levi hatte gerade etwas ausgesprochen, das meine Motivation ins Unermessliche trieb.

Ein Befehl. Ein einziger Befehl.

Ich grinste. „Du wirst es bereuen.“

Levi sah mich ausdruckslos an. „Wenn du irgendwann aufhörst zu reden und anfängst zu kämpfen, vielleicht.“

Ich knurrte leise, dann stürzte ich mich wieder auf ihn.

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Eine halbe Stunde später stand ich keuchend da, während Levi mir weiterhin mühelos auswich. Mein Schwertarm zitterte, meine Beine fühlten sich an wie Blei, und doch—ich biss die Zähne zusammen und griff weiter an.

„Langsam wirst du langweilig, Plagegeist,“ kommentierte Levi trocken und wich meinem letzten Schlag mühelos aus.

„Gib… mir… ’ne Sekunde,“ keuchte ich.

Er schnaubte. „Im Ernst? Und ich dachte, du wärst hartnäckiger.“

Ich wollte kontern, aber bevor ich auch nur den Mund öffnen konnte, hörte ich Schritte hinter mir.

„Ohh, ihr seid schon am Arsch? Perfekt, dann kann's ja jetzt losgehen!“

Ich drehte mich um und sah, wie Inosuke mit einer völlig übertriebenen Begeisterung in die Trainingshalle stapfte. Hinter ihm folgten die anderen, alle bereit für das reguläre Training.

Jean gähnte demonstrativ. „Mann, es ist viel zu früh für den Scheiß.“

„Heul doch,“ kommentierte Mikasa, während sie an ihm vorbeiging und sich aufwärmte.

Sasha, die mit einer kleinen Brotkruste in der Hand hereinkam, blieb kurz stehen, als sie mich ansah. „Äh, y/n? Siehst aus, als wärst du schon durch.“

„Danke… für die Info…“ keuchte ich und stützte die Hände auf die Knie.

Levi beobachtete mich kurz, dann wandte er sich an die Gruppe. „Genug gequatscht. In Position. Wir fangen an.“

Jean stöhnte. „Ernsthaft? Wir haben gerade erst—“

„Drei Runden ums Feld. Jetzt.“

Jean verstummte sofort.

Ich unterdrückte ein gequältes Stöhnen, als ich mich langsam aufrichtete. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Stein.

Levi bemerkte meinen Zustand und hob eine Augenbraue. „Willst du eine Einladung, y/n?“

„Ich war… nur… in Gedanken.“

„Sicher. Dann lauf schneller.“

Ich verdrehte die Augen, aber fügte mich und rannte los—diesmal zusammen mit den anderen.

„Sag mal, bist du dumm?“ kam es plötzlich von Jean neben mir. „Warum hast du dir freiwillig EXTRA-Training gegeben?!“

„Halt’s Maul, Jean.“

„Nein, ehrlich jetzt! Wer tut sich das freiwillig an?!“

Inosuke grölte lachend. „Hah! Ich wusste immer, dass sie hart im Nehmen ist! Vielleicht bist du doch ein bisschen wie ich, Schwesterchen!“

„Sag das nie wieder.“

Mikasa lief mit einem ruhigen Tempo neben uns her und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Hast du es überlebt?“

„Bin mir nicht sicher.“

Sasha schnaufte. „Wenn du nach dem Training umkippst, sag Bescheid. Ich nehm dein Abendessen.“

Ich keuchte. „Fick dich, Sasha.“

„Hah! Heißt das, du wirst durchhalten?“

„Ob ich’s will oder nicht.“

Levi rief von vorne: „Weniger reden, mehr laufen.“

Ich knirschte mit den Zähnen und setzte einen Fuß vor den anderen.

Nur noch ein paar Stunden.

Nur noch ein paar verdammte Stunden.

Die ersten zwei Runden liefen… na ja. Irgendwie. Meine Beine waren schon vorher am Ende gewesen, und jetzt fühlte es sich an, als würden sie sich bei jedem Schritt in Beton verwandeln. Aber Levi ließ mir keine Wahl. Also rannte ich weiter.

Bei der dritten Runde hatte ich das Gefühl, meine Seele würde langsam meinen Körper verlassen.

„Boah, y/n, du siehst aus, als würdest du gleich sterben,“ stellte Jean trocken fest.

„Dann… grab… mich… ein…“ keuchte ich.

„Mach dir keine Sorgen,“ sagte Sasha. „Ich kümmere mich um dein Abendessen.“

Ich versuchte, sie zu treten, aber sie wich aus, ohne ihren Rhythmus zu verlieren.

Plötzlich zog jemand neben mir auf und lief grinsend an mir vorbei.

Ida.

„Oh wow, y/n, du siehst ja schon ganz schön erschöpft aus!“ rief sie in einem viel zu freundlichen Ton.

Ich blinzelte.

Hatte die das gerade wirklich gesagt?

„Hast du schon überlegt, ob du dich vielleicht besser aufwärmen solltest, bevor du so ein anstrengendes Training machst?“

Mein rechtes Auge zuckte.

Jean murmelte: „Oh Junge, nicht schon wieder.“

„Ida,“ sagte ich mit einem falschen Lächeln. „Möchtest du wissen, was mein Aufwärmtraining war?“

Sie blinzelte unschuldig. „Was denn?“

Ich zeigte auf Levi.

Ihr Gesicht erstarrte kurz, bevor sie nervös lachte. „Oh… na dann… kein Wunder, dass du so müde bist!“

„Mmmh.“

„Aber weißt du, es ist wirklich beeindruckend, dass du trotzdem noch mit uns mithältst! Ich meine, andere wären nach so einem harten Training sicher schon umgekippt!“

Ich lief einfach weiter.

Levi stand an der Seite des Feldes, die Arme verschränkt, während er uns beobachtete. Sein Blick blieb an mir hängen, als würde er genau sehen, wie kurz ich davor war, einfach tot umzufallen.

„Y/n,“ rief er plötzlich.

„Ja?!“

„Wenn du genug Luft hast, um zu quatschen, hast du auch genug, um schneller zu laufen.“

Ich knirschte mit den Zähnen.

Jean schnaubte amüsiert. „Warum quälst du dich eigentlich so?“

„Weil er mich sonst umbringt, Jean.“

Inosuke lachte laut. „HAHA! DAS IST DER KAMPFGEIST, DEN ICH SEHEN WILL!“

Sasha warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Wenn du nach diesem Training noch stehen kannst, kauf ich dir einen extra Nachtisch.“

„Deal.“

Levi trat vor und hob eine Augenbraue. „Y/n, ich hab eine Idee.“

Ich hätte schwören können, dass Jean leise „Oh nein“ murmelte.

„Was… für eine Idee?“ fragte ich misstrauisch.

Levi deutete mit einer Kopfbewegung auf das Seil, das quer über den Trainingsplatz gespannt war. „Kletterübungen.“

Ich starrte ihn an.

Er meinte das nicht ernst.

„Ich glaube, ich hab dich gerade nicht richtig gehört.“

„Ach, hast du nicht? Dann wiederhole ich es: Kletterübungen.“

„Ich hasse dich.“

„Gegenseitig.“

Ich hörte Jean flüstern: „Ich würd’s einfach lassen, y/n.“

Aber ich konnte nicht.

Nicht, weil ich mich beweisen wollte. Nicht, weil ich irgendeinen Stolz zu verteidigen hatte.

Sondern weil ich genau wusste, dass Levi mich nicht gehen lassen würde, bevor ich es gemacht hatte.

Und auch bisschen für meinen Stolz.

Also atmete ich tief durch, stapfte zum Seil—und begann zu klettern.

Inosuke rief: „JAAAA! KLETTER HÖHER! WIE EIN WILDER AFFE!“

"DU BIST SELBER EIN AFFE" schrie ich zurück.

Sasha: „Wenn du runterfällst, fang ich dich nicht.“

Mikasa: "Ich fang dich wenn du fällst."

Jean: „Lass einfach los, dann bist du aus deinem Elend erlöst.“

Ich schwitzte.

Levi verschränkte die Arme. „Höher.“

Ich hasste mein Leben.

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