Chapter 34
Die Nacht war ruhiger verlaufen, als ich erwartet hatte. Levi hatte recht gehabt – Schlaf war wohl doch keine schlechte Idee gewesen, auch wenn ich es mir nicht gerne eingestand. Als ich am Morgen aufwachte, war der Druck in meiner Brust nicht mehr so erdrückend.
Ich streckte mich, der Gedanke an den gestrigen Abend noch in meinem Kopf. Es war seltsam – Levi hatte mir nicht viel gesagt, aber seine Worte hatten irgendwie Wirkung gezeigt. Und Inosuke? Nun, er war einfach er selbst gewesen, und das hatte mehr geholfen, als ich ihm je sagen würde.
Während ich mich anzog, schielte ich aus dem Fenster. Die Sonne war schon am Himmel, und der Tag schien so klar wie selten zuvor. Es war, als hätte die Welt mir ein kleines Zeichen gegeben, dass nicht alles so düster war, wie es mir manchmal erschien.
Inosuke platzte – wie immer ohne anzuklopfen – in mein Zimmer. „GUTEN MORGEN, DU SIEHT JA SCHON BESSER AUS!" Seine Stimme war so laut, dass ich beinahe zusammenzuckte.
„Morgen," antwortete ich trocken, konnte aber ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken.
„Ey, was ist das für eine Begrüßung? Nach allem, was ich für dich tue?" Er tat beleidigt, setzte sich aber lässig auf meinen Stuhl, als wäre das hier sein Raum.
„Wie konnte ich nur so undankbar sein," sagte ich ironisch und zog eine Augenbraue hoch.
„Ha! Das ist besser. Komm jetzt runter Früstücken, sonst esse ich alles selbst!"
„Für Früstück weckst du mich also? Das machst du doch sonst auch nicht." fragte ich skeptisch.
„Naja..." murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich wollte auch vielleicht schauen wie es meinem grimmigen Sonnenschein geht. Aufjedenfall viel Zeit zum quatschen bleibt nicht! Hopp Hopp fertig machen, ich warte unten auf dich!"
Ich lachte leise, zog mich um, während Inosuke bereits die Treppe hinunterlief. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, schnappte ich mir meine Jacke und folgte ihm in den Essensbereich. Es war irgendwie beruhigend zu wissen, dass er da war. Egal, wie chaotisch sein Verhalten auch sein mochte – Inosuke hatte diese seltene Fähigkeit, alles ein wenig einfacher wirken zu lassen.
Unten angekommen, sah ich die anderen. Es war ein Desaster, also wie immer. Sasha hatte bereits damit begonnen, sämtliche Vorräte auf den Tisch zu laden, während Jean und Eren lautstark über irgendein unsinniges Thema stritten. Mikasa saß stumm daneben, ihr Blick gelegentlich genervt auf die beiden gerichtet, während Armin versuchte, die Situation zu deeskalieren.
„Y/N! Endlich, du bist wach!" rief Sasha begeistert, während sie ein Stück Brot in den Mund schob. „Hier gibt's alles, was du brauchst – außer, wenn Inosuke wieder alles aufgefuttert hat."
„HE, ich hab extra was für sie übrig gelassen!" rief Inosuke empört, den Mund vollgestopft mit... irgendetwas, das er „Frühstück" nannte.
Ich musste schmunzeln. Es war das typische Chaos, aber es hatte etwas Vertrautes und irgendwie Beruhigendes.
„Ihr seid echt unmöglich," murmelte ich, setzte mich aber trotzdem dazu und griff nach einem Stück Obst.
„Das sagst du immer, aber am Ende bist du froh, dass wir da sind," kommentierte Jean mit einem breiten Grinsen, bevor er Eren erneut mit einer Bemerkung provozierte.
„Vielleicht," erwiderte ich und nahm einen Bissen. „Aber das würde ich euch nie direkt sagen."
Die Runde lachte, und für einen Moment fühlte sich alles leichter an. Die Stimmung war wie immer laut und chaotisch, aber genau das machte es aus.
Während ich mein Frühstück aß, warf ich einen Blick
„ Y/ N, du hast ja keine Ahnung, was du verpasst hast. Inosuke hat versucht, zu kochen!" rief Sasha
„Und ich hab's fantastisch gemacht!" brüllte Inosuke, der mit verschränkten Armen triumphierend in der Tür stand, während er in der anderen Hand einen Teller hielt, auf dem ein undefinierbarer Haufen lag.
„Fantastisch?" Jean lachte hämisch. „Du hast fast die Küche abgefackelt, du Vollidiot! Die Köche haben dich aus der Küche geschmissen."
„SAG DAS NOCH EINMAL!" brüllte Inosuke, sein Gesicht vor Wut rot, während er auf Jean zustürmte.
Ich setzte mich seufzend an den Tisch und griff nach einem Apfel. „Ihr seid wirklich alle unmöglich."
„Vielleicht," erwiderte Jean grinsend, während er Inosuke geschickt auswich, „aber du liebst es doch."
Ich schnaubte und biss in den Apfel. Vielleicht hatte er recht – aber das würde sein Ego puschen, deshalb sag ich lieber nichts.
„Y/N, iss schnell, bevor alles weg ist," sagte Mikasa ruhig und schob mir einen Teller zu.
„Oder bevor Inosuke den Rest verschlingt," fügte Sasha hinzu und stopfte sich gleichzeitig den nächsten Bissen in den Mund.
Trotz des Chaos und der Lautstärke fühlte ich mich plötzlich leichter. Es war nicht perfekt, und die Vergangenheit würde mich vielleicht immer begleiten, aber ich hatte diese Momente. Und manchmal, dachte ich, war das mehr als genug.
Während ich langsam mein Frühstück aß, fiel mein Blick auf Inosuke, der gerade versuchte, Jean mit einer Gabel zu pieksen, während dieser lautstark protestierte. Es war ein typisches Schauspiel, das vermutlich gleich damit enden würde, dass Mikasa eingreifen und die beiden trennen müsste.
„Inosuke, hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen," sagte sie schließlich, ihre Stimme ruhig, aber bestimmt.
„ICH BIN KEIN KIND!" erwiderte er lautstark, setzte sich aber trotzdem zurück auf seinen Platz und zog eine beleidigte Schnute, die mich leise zum Lachen brachte.
Er bemerkte es und schnaubte. „WAS? Du findest das lustig?"
„Ein bisschen," gab ich zu und nahm einen weiteren Bissen von meinem Apfel. „Du bist halt... du."
„Das war kein Kompliment, oder?" Er verschränkte die Arme und sah mich an, als würde er auf eine Erklärung warten.
„Kommt drauf an, wie du es nimmst," sagte ich mit einem schiefen Grinsen, woraufhin er nur grummelte und sich wieder auf sein Essen stürzte.
Trotz seines Theaters fühlte ich mich tatsächlich besser. Es war schwer, sich allzu sehr in düstere Gedanken zu verlieren, wenn Inosuke in der Nähe war.
„Was steht heute eigentlich an?" fragte ich schließlich in die Runde und versuchte, das Chaos ein wenig in produktivere Bahnen zu lenken.
„Training," antwortete Mikasa knapp, während sie sich eine zweite Tasse Tee einschenkte.
„Mehr wie Folter," murmelte Jean, bevor er Eren einen finsteren Blick zuwarf. „Vor allem, wenn Mr. Übermotiviert wieder meint, uns alle übertrumpfen zu müssen."
„Was hast du gesagt?!" Eren sprang auf, und die nächste Diskussion bahnte sich an.
Ich verdrehte die Augen und schob meinen Teller zur Seite. „Schon gut, ich hab's verstanden. Training."
Armin, der bisher still gewesen war, sah zu mir herüber und lächelte leicht. „Mach dir keine Sorgen, Y/N. Es wird nicht so schlimm wie beim letzten Mal."
„Das will ich hoffen," murmelte ich, während ich aufstand und meine Jacke überzog. „Ich brauch noch frische Luft, bevor das Ganze losgeht."
„Warte, ich komm mit!" rief Inosuke sofort und sprang ebenfalls auf.
„Ich brauch keinen Aufpasser," erwiderte ich trocken, doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hab keinen Bock, mit denen da zu sitzen," sagte er und deutete mit einem Daumen auf die streitenden Jean und Eren. „Also komm schon."
Ich schüttelte den Kopf, aber ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Na gut."
Wir verließen den Raum, und kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen, fühlte ich, wie die Ruhe der kühlen Morgenluft mich umfing. Es war angenehm still, nur das leise Zwitschern der Vögel war zu hören.
Inosuke trottete neben mir her, seine Hände hinter dem Kopf verschränkt, während er in den Himmel blickte. „Schon besser, oder?"
„Ja," gab ich leise zu.
Für einen Moment liefen wir schweigend nebeneinander her. Es war eine dieser seltenen Situationen, in denen selbst Inosuke ruhig blieb.
„Weißt du," sagte er plötzlich, „egal, was passiert – ich bin da, okay? Also hör auf, so zu gucken, als wär die Welt am Ende."
Ich blieb stehen und sah ihn an. Seine Worte waren simpel, aber sie trafen. Inosuke war vielleicht chaotisch und manchmal schwer zu ertragen, aber er hatte diese Art, die Dinge genau dann zu sagen, wenn man es am meisten brauchte. „Also jetzt übertreibst du es wirklich, ich war doch gestern nur ein kleines bisschen grimmig drauf."
„Da wäre ich mir nicht so sicher, ich hab das Gefühl dieser Hauptgereiteter Levdein steckt dich an mit seiner grimmigen fresse." sagte Inosuke.
„Ach so ein Quatsch, trotzdem aber danke," sagte ich schließlich, meine Stimme leise, aber ehrlich.
„Klar doch," erwiderte er und grinste. „Aber wenn du das irgendwem erzählst, hau ich dich."
Ich lachte, ein echtes, unbeschwertes Lachen, das sich gut anfühlte. „Schon gut, dein Geheimnis ist sicher."
Zusammen setzten wir unseren Weg fort, die Welt um uns herum für einen Moment vergessen.
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