Chapter 31
Die Nacht war kühl, und die Stille drückte schwer auf meine Schultern. Levi und ich ritten schweigend zurück zum Quartier, die Spuren der Mission noch auf unserer Kleidung und in unseren Gesichtern sichtbar. Mein Körper schrie nach Ruhe, aber ich wusste, dass mich Inosuke nicht mal bis zum Gemeinschaftsraum kommen lassen würde, ohne mir die Ohren vollzubrüllen.
Kaum hatten wir die Pferde in den Stall gebracht, riss die Tür des Haupthauses auf.
„Y/N! BIST DU NOCH GANZ? WER HAT DICH VERLETZT?!“
Ich seufzte leise, bevor ich mich umdrehte. Und da stand er, Inosuke, mit funkelnden Augen und angespannten Muskeln, als wolle er den gesamten Feind in einem Atemzug erledigen.
„Entspann dich, ich bin nicht aus Zucker“, sagte ich trocken, während ich mich bemühte, nicht zu schmunzeln. Er kam trotzdem auf mich zu, musterte mich von Kopf bis Fuß und murmelte etwas von „zerbrechlich wie Glas.“
„Inosuke, hör auf, dich wie ein besorgter Vater aufzuführen. Du machst sie nur nervös“, mischte sich Levi ein, seine Stimme ruhig, aber schneidend wie immer.
Ich warf Levi einen kurzen Blick zu. Es war seltsam beruhigend, dass er immer die richtigen Worte fand, um meinen Bruder in Schach zu halten.
Als wir den Gemeinschaftsraum betraten, empfing uns das übliche Chaos. Sasha saß mit einem halben Brot im Mund am Tisch, Mikasa und Armin unterhielten sich leise, und Jean und Inosuke... na ja, die beiden schrien sich wie gewohnt an.
„Deine Klingen könnten keinen Brotteig schneiden!“ hörte ich Inosuke brüllen.
„Ach ja? Deine Technik sieht aus wie ein wilder Hahn auf Steroiden!“ konterte Jean.
Ich schüttelte den Kopf. Die beiden waren ein unaufhaltsames Duo, wenn es um Chaos ging.
„Ihr seid wie Kinder“, hörte ich Hange murmeln, als sie Levi und mich ansah. „Levi, y/n, ihr seht aus, als würdet ihr gleich umfallen.“
Ich rollte mit den Augen, doch Levi ignorierte sie einfach, wie er es immer tat. Stattdessen ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, kurz bei jedem hängen bleibend, bevor er sich mir zuwandte.
Er blieb stehen, drehte sich langsam zu mir um, und bevor ich weitersprechen konnte, legte er mir eine Hand auf die Schulter. Sein Griff war fest, fast beruhigend, und sein Blick hielt meinen fest.
„Du bist hier, mach dir keine Gedanken.“
Dachte er etwa vielleicht, das die Mission mich emotional mitgerissen hätte?
Für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Levis zuneigung kam plötzlich und unerwartet. Doch da war es, in seiner Stimme, in seinem Blick.
„Hey, Levi! Warum sitzt du da rum? Wir brauchen dich als Schiedsrichter! Inosuke betrügt!“ rief Jean quer durch den Raum.
Levi seufzte schwer, ließ meine Schulter los und murmelte: „Ihr seid schlimmer als die Titanen.“
Ich konnte ein leises Lächeln nicht unterdrücken, als ich ihm nachsah, wie er sich in die chaotische Szene stürzte. Doch bevor er ging, warf er mir einen Blick zu.
„Ruhe dich aus. Wir reden später.“
Ich blieb noch einen Moment stehen, unsicher, was mich mehr überraschte – seine Worte oder das seltsame, warme Gefühl, das sie hinterließen. Der Gedanke das er sich mit mir gleich unterhalten möchte verdrehte mir ganz komisch den Magen, was seltsam ist, denn schließlich waren wir die letzten zwei Tage nur alleine. Trotzdem bekam ich bei dem Gedanken doch eine gänsehaut.
Der typ macht mich völlig verrückt!
Ich ließ mich auf eine Bank in der Ecke des Gemeinschaftsraums sinken, weit genug weg, um nicht von Inosukes und Jeans hitziger Diskussion mitgerissen zu werden, aber nah genug, um das Chaos zu beobachten. Levi war jetzt mitten im Getümmel, die Arme verschränkt und mit diesem genervten Gesichtsausdruck, den er immer hatte, wenn er mit diesen beiden zu tun hatte.
„Wenn du so weitermachst, Inosuke, schmeiß ich dich aus dem Quartier“, knurrte Levi.
„Dann kämpf doch, Zwerg!“, bellte Inosuke zurück, was Jean sofort zum Lachen brachte.
Ich biss mir auf die Lippe, um ein Lachen zu unterdrücken. Levi wirkte wie immer unerschütterlich, aber der Gedanke, dass Inosuke ihn „Zwerg“ nannte, war einfach zu gut.
„Y/n, was grinst du so?“, fragte Mikasa, die sich unbemerkt neben mich gesetzt hatte.
„Nichts, nur die üblichen Idioten“, antwortete ich, lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. Mikasa war eine von den wenigen, die mich wirklich durchschauten, aber zum Glück stellte sie keine weiteren Fragen.
Nach einer Weile hatte Levi genug von den Streitereien. „Ihr habt fünf Minuten, um euch zu beruhigen, oder ich sorge dafür, dass ihr beide morgen doppelt so viele Runden lauft.“ Seine Stimme war so schneidend wie immer, und es war beeindruckend, wie schnell Jean und Inosuke tatsächlich leiser wurden.
Ich schüttelte den Kopf. Levi hatte diese Fähigkeit, jede Situation zu kontrollieren, ohne die Fassung zu verlieren. Aber trotzdem war da dieser Moment von vorhin, als er mich beruhigt hatte. Ich konnte ihn nicht aus meinem Kopf bekommen.
„Y/n.“
Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf und bemerkte, dass er direkt vor mir stand, die Arme verschränkt, sein Blick wie immer schwer zu lesen.
„Komm mit“, sagte er knapp, ohne eine Erklärung.
Ich zog eine Augenbraue hoch, aber irgendetwas in seinem Ton ließ mich nicht widersprechen. Ich folgte ihm durch die Flure des Quartiers, weg vom Lärm und der Hitze des Gemeinschaftsraums. Wir blieben vor einem kleinen Fenster stehen, durch das der Mondschein fiel.
„Was ist das jetzt, ein Mitternachtsspaziergang?“, fragte ich trocken, die Arme verschränkt.
Er drehte sich zu mir um, seine grauen Augen durchbohrten mich.
Ich glaub ich bekomme gleich Durchfall...
"Machst du dir immernoch Gedanken wegen der Mission?" Fragte er mich mit seinem kühlen blick
„Nein, tue ich nicht.“
„Ich kann es nicht leiden wenn man mich anlügt, das sage ich der Brillenschlange auch ständig.“
Ich wollte etwas Schnippisches sagen, aber Levi kam mir zuvor. „Es war knapp, ja. Aber du hast deinen Teil getan, und ich auch. Es gibt keinen Grund, dass du dir Vorwürfe machst.“
Ich hielt seinem Blick stand, doch seine Worte trafen mich unerwartet. „Es ist wirklich nicht die Mission die mich beunruhigt hat. Natürlich hier im Aufklärungstrupp sind wird nicht dafür spezialisiert leute zu eleminieren, jedoch ist es für uns nichts übliches zusehen wie tag täglich Menschen ums leben kommen - Und ganz davon abgesehen, ist es nicht das erste mal das ich blut vergießen musste.
Ihr habt mich aus einen bestimmten Grund jahrelang gesucht, ich mag zwar nicht immer ernst sein, bin vielleicht nicht mit meinen gedanken ganz bei der sache und mag eventuell ein großes Mundwerk haben aber ich bin definitiv keine schwache person die sich einschüchtern lässt, ich bin nicht ohne grund im Aufklärungstrupp gelandet."
„Also, keine Vorwürfe mehr?“, fragte ich schließlich, meine Stimme leiser, als ich es geplant hatte.
Er trat einen Schritt näher, und plötzlich war er nah genug, dass ich den Duft von Seife und Leder wahrnahm. „Keine Vorwürfe mehr“, wiederholte er, seine Stimme weich, aber fest.
Ich nickte, unsicher, was ich sagen sollte. Levi hielt meinen Blick noch einen Moment länger, bevor er sich abwandte.
„Gut. Und jetzt geh schlafen. Ich will nicht, dass du morgen unkonzentriert bist.“
Ich beobachtete, wie er zurück in Richtung Gemeinschaftsraum ging, die Schultern straff, wie immer. Doch diesmal hatte ich das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte – nicht viel, aber genug, um mich mit einem leichten Lächeln zurückzulassen.
Vielleicht war Levi Ackermann doch nicht so unnahbar, wie ich dachte.
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