DREI

》Manchmal passiert lange Zeit nichts und dann alles auf einmal.《

RAY/44
20 Jahre saß ich hinter Gittern. Fast mein halbes Leben lang war ich nun eingesperrt. Ich sah langsam keine Hoffnung mehr dort jemals raus zu kommen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt gehabt, dass es für mich normal war. Der Knast war mein Alltag.
Anfangs war es hart, doch ich habe mir mit der Zeit meinen Respekt verdient, mittlerweile legt sich niemand mehr mit mir an.
Deshalb verstehe ich auch nicht, warum die mich gerade jetzt als Labor Ratte missbrauchen. Wie haben mich diese Arschlöcher überhaupt hier her verfrachtet? Als ich aufwachte lag ich auf einem Siziertisch?  OP-Tisch? Ich bin doch kein Frosch oder sonst was, das man einfach siziert. Oder hat mich etwa Fred mit seinen Krankheiten infiziert und ich werde jetzt geheilt? Wers glaubt. Wenn ich so an mir herunter schaue, sehe ich keine Wunden, keine nähte oder Narben, doch weiße Kleidung trage ich. Seltsam. Ich hätte schon ein OP-Kleid erwartet und ich hätte ja fast darauf getippt, mir würde jetzt eine Leber fehlen, aber irgendwie ja nicht. Das kommt bestimmt noch. Die kommen bestimmt gleich wieder rein und versuchen mich lahm zu legen. Ich muss gut vorbereitet sein. Ich akzeptiere den Knast, aber ich bin immernoch ein lebendiger Mensch. Die können nicht einfach meine Organe klauen.

Ich schaue mich also erstmal um, was ich denn so in diesem Saftladen entdecken kann. Hier liegen unterschiedliche Skarpelle und Messer, ein Mikroskop, Regale und Schränke mit Schlössern. Ich schätze mal an den Inhalt dieser Schränke komme ich nicht ran.

Mal so auf die ganz dumme, versuche ich einfach Mal die Tür hier zu öffnen. Verschlossen. Ich betrachte mein Handgelenk und entdecke doch Glatt ein Tattoo. Das ist nicht eines meiner Tattoos. Ich besitze zwar einige, aber keine '2' an meinem Handgelenk.
Was bedeutet das? Werde ich jetzt gekennzeichnet als deren Abfall Projekt  numero tres? Mir reicht's so langsam Mal.

Ich beginne an der Tür zu kolpfen und zu rütteln. "Hey!"
Kein Geräusch, kein Lebenszeichen.
"Lasst mich raus, ihr Arschgeigen!"
Ich werfe mich mit einem Mal gegen die Tür und bekomme einen so heftigen Stromschlag, dass ich auf dem Boden lande. "Ahh", Mein ganzer Oberkörper brennt.

SWITCH TO MARIA
So sehr ich es auch versuche. Ich kann mich nicht erinnern wie ich gestern denn schon wieder eingeschlafen bin.
Das letzte an was ich mich erinnere ist diese komische Situation mit meiner Tochter, dass sie in den Krieg soll und all das. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Es macht mich fertig.

Wie dem auch sei, starte ich heute mal eine Runde durch diese Räume. Vielleich finde ich ja etwas zu essen. Es ist schon der dritte Tag ohne Essen und mein Magen knurrt schon so laut, dass er meine Gedanken übertönt. Ich verliere so langsam jegliches Zeitgefühl. Ich kann nichtmal sagen, ob es nun Tag oder Nacht ist oder ob es überhaupt der dritte Tag ist. Ich weiß es nicht. Es gibt hier nichtmal ein einziges Fenster.
Ich kriege so allmählich die Krise. Ich werde hier sterben. Ganz sicher ist das mein Tod.

Den ewiglangen Flur entlang, um die Ecke gebogen, komme ich wieder in diesem Raum, den ich jetzt einfach mal als Wohnzimmer bezeichne, an. Tatsächlich liegt dort auf dem weißen Sofa eine weiße, kleine Schachtel.
Wie eine Irre, rase ich auf das Schächtelchen zu und öffne es. Darin befindet sich ein Schlüssel.
Das kann doch nicht wahr sein. Meine Rettung. Das ist bestimmt ein... stop. Das kann kein Ausweg sein. So leicht würden sie es mir nicht machen.
Aber vielleicht finde ich ja wenigstens Zugang zu Essen.

Ich brauche nicht lange, da flüchte ich schon in den Flur. Ich stehe zwischen 24 Türen. Das wird ja eine Weile dauern. Jede Tür klappere ich ab. Und nach 22 Türen bin ich auch schon kurz vorm aufgeben, aber eine bleibt noch übrig. Die Tür, gegenüber von meiner.

Langsam taste ich mich an die Tür. Ich höre Geräusche, als würde jemand zwanghaft versuchen die Tür aufzubrechen. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Was sich dahinter wohl befindet? Es jagt mir Angst ein und ich überlege, ob es nicht doch besser wäre, die Tür verschlossen zu halten, aber mit einem elektrischen Geräusch von der Tür, hört plötzlich das gerappel auf und ich glaube sogar einen Schmerzens Schrei hören zu können. Da drin befindet sich ein Mensch.

Ich handle sofort, stecke den Schlüssel in das Schloss, er passt, und ich schließe auf. Auf dem Boden liegt ein Mann, er hält sich den Arm und hat ein schmerzverzerrtes Gesicht. Er sieht etwas älter aus als ich. Er ist relativ muskulös, hat braune Haare, einen drei-Tage-Bart und ich meine sogar ein paar Tattoos erkennen zu können.

"Oh du meine Güte, kann ich ihnen helfen?", ich reiche ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Doch er dankt mit einer Hand ab, "Nein, bloß nicht. Es geht schon.", er hat eine sehr tiefe, raue Stimme.
Er steht auf und hält sich immernoch den Arm, "Wo bin denn hier gelandet? Das sieht ja nicht gerade aus, als wäre es mein heißgeliebtes Gefängnis.", die Ironie in seiner Stimme ist kaum überhörbar. Er pfeift einmal kurz, während er den Flur mustert, "Schick! Gehört ihnen die Bude?"

"Sie sind Gefängniswärter? Und nein ich bin selber ratlos wie ich hier her gekommen bin."

Er fängt an böse ironisch zu lachen, "Gefängniswärter, hah. Der war gut Lady. Ich bin der Gefangene."

Er beginnt mich zu mustern. So ein Rüpel. "Na klasse, jetzt werde ich auch noch mit Kriminellen zusammen gesperrt.", nuschel ich eher zu mir selbst als zu ihm.

Er wirft einen bösen Blick auf mich, "Hey wer sind sie überhaupt? Denken sie ich hab Spaß an dieser ganzen Situation. Ich wäre auch lieber in meiner Zelle, ob sie es glauben oder nicht. Ich hatte mal ein Leben, zwar ein kaputtes, aber ich hatte eins, selbst im Knast kann man Kontakte knüpfen. Mein Leben war schon immer scheiße, dann habe ich mich schon an diesen stinkenden Ort gewöhnt, aber selbst das wird mir genommen. Und nun bin ich eine miese kleine Labor Ratte. Denken sie mir gefällt das?"

Ich erhebe mein Kinn. Wie kann man sich bitte im Knast wohl fühlen?
"Ich bin in der Politik tätig.", antworte ich knapp und stolz. Mein Leben war  nicht gerade spannend und toll. Es war auch nie schön. Ich hatte nie richtige Freunde, aber ich habe mir was aufgebaut und ich denke das kann jeder. Nur weil der es versemmelt hat, gibt er anderen die Schuld.

Schon wieder lacht er, "Na gerade solche Leute wie sie sind die wahren Verbrecher. Bilden sie sich bloß nicht ein etwas besseres zu sein, denn ich weiß genau was für intrigen bei ihnen da ganz oben ablaufen.", bei dem letzten Satz kam er mir gefährlich nahe, woraufhin ich einen Schritt zurück machte und gegen die Wand stieß.

"Wie auch immer. Es muss hier doch einen Ausweg geben.", er ließ den Blick wieder durch den Flur huschen.

"Nein, gibt es nicht.", sagte ich, aber er lief an mir vorbei als sei ich Luft und fing an, an den Türen zu rütteln. Dieser Rüpel. Na das kann ja was werden.

💫

Kleine Info zur Geschichte.
Maria ist der Hauptcharakter des ganzen und somit wird überwiegend aus ihrer Sicht geschrieben.
An dem Tag, wo jemand neues hinzu kommt, wird immer erst aus der sicht des neuen geschrieben und dann gibt es irgendwann einen Switch zu Maria.
Bei Kapiteln, in denen keiner neu hinzu kommt, wird nur aus Marias Sicht geschrieben.

Also seid gespannt...

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