Kapitel 3

Felix pov:

Seit Tagen war Hyunjin am Boden. Er sprach immer noch nicht wirklich mit uns und keiner von uns wusste, wie wir ihn aufmuntern konnten. Ja, der Verlust von Yuna hat uns alle sehr getroffen aber so hart es auch klang, waren wir daran gewöhnt, dass einige von uns nacheinander verschwanden und wir sie zum Teil nie wieder sahen.

Aber darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken, da ich vorhin von einem Wachmann zum Arzt begleitet wurde. Ich war nicht krank aber aus irgendeinem Grund wollte er mich sehen.

"Hallo Felix." Begrüßte mich Herr Bang. Ich war etwas überrascht, da er fast nie hier war und normalerweise ein anderer Arzt unsere Ebene übernahm. Ich blickte bei diesem ganzen System einfach nicht richtig durch.

Herr Bang ließ sich von meiner abweisenden Art nicht aus dem Konzept bringen. Er hat immer noch sein super freundliches Lächeln auf den Lippen, das mir so langsam auf die Nerven ging. Warum war der so glücklich?

"Dann schauen wir uns mal deine Werte an, hm?" Meinte er und schloss mich an einen Apparat an, der diese messen und auswerten konnte. "Wie geht es dir? Irgendwelche Beschwerden?" Genervt schnalzte ich mit der Zunge. "Nope, immer gleich scheiße." Herr Bang ging nicht auf meinen sarkastischen Kommentar ein, sondern machte einfach weiter.

Während er meine Werte notierte, sah ich mich gelangweilt im Raum um, den ich schon X-Mal gesehen hab. Eine Liege, einige Geräte und Utensilien für verschiedene Untersuchungen und mehrere Medikamente befanden sich darin.

"Hmm." War das einzige, was der junge Arzt nach kurzer Zeit von sich gab, bevor er erneut auf mich zu kam und anfing, meine Oberarme abzutasten. Beinahe hätte ich ihm eine verpasst, so perplex war ich über diese plötzliche Handlung.

Mit hochgezogener Augebraue sah ich ihn an, doch er gab mir keine Erklärung. "Jisung, ich würde schnell eine Blutuntersuchung machen." Bevor ich fragen konnte, warum das nötig war, tauchte sein Assistent in der Tür auf, die zum privaten Büro des Arztes führte, das an den Untersuchungsraum angrenzte.

Ich kannte den blonden nicht wirklich aber man konnte ihm ansehen, dass er noch nicht genau wusste, was er tat. Er war so gut wie jedes Mal dabei wenn ich beim Arzt war aber er hielt sich im Hintergrund und blickte dem Arzt lediglich über die Schulter. Außerdem sprach er kaum und wirkte sehr unbeholfen.

Jisung lächelte mich schüchtern an, wandte den Blick aber schnell wieder ab und reichte Herr Bang alles, was er brauchen würde. Dieser lachte, als er meinen fragenden Blick bemerkte. "Keine Sorge, ich will mir nur dein Blut genauer anschauen." Das war nicht wirklich eine Erklärung aber ich hielt still, als er alles vorbereitete.

"Wie es aussieht, hast du an Muskulatur abgenommen, weswegen ich dir Blut abnehmen will, um eine Unterversorgung von Vitaminen und Mineralstoffen überprüfen zu können." Mit ernstem Gesichtsausdruck sah er mich an. "Isst du genug?"

"Keine Ahnung, glaub schon." Gab ich knapp zurück. Herr Bang seufzte und begann mit der Blutabnahme. Im Grunde hab ich nichts gegen Nadeln aber irgendwie mochte ich es nicht wenn mir Blut abgenommen wurde. Ich fixierte mich auf Jisung, der etwas verloren in der Ecke stand und aussah, als würde er auf weitere Befehle warten.

"Hyunjin war vorhin hier, er hat abgenommen. Dir ist aufgefallen, dass er kaum Essen zu sich nimmt?" Am liebsten hätte ich eine dumme Bemerkung abgegeben, doch ich schluckte sie herunter als ich den Blick des Arztes sah. "Ihm gehts nicht so gut." Gab ich monoton zurück.

Herr Bang nickte verstehend und zog dann die Nadel aus meiner Ellenbeuge, um ein Pflaster darauf zu kleben und die Probe zu beschriften. "Dann schau bitte ein bisschen nach ihm okay? Und achte auch auf deine eigene Ernährung, ihr müsst schauen, dass ihr gesund bleibt."

Ich erwiderte nichts, da ich endlich gehen konnte. Also stand ich auf und verschwand so schnell wie ich gekommen war.


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Schon wieder war es Zeit fürs Abendessen. Irgendwie gingen die Tage ziemlich schnell vorbei, auch wenn wir nicht wirklich was zu tun hatten. Die anderen saßen schon am Tisch, als ich den Speisesaal betrat. Allerdings konnte ich Hyunjin nirgends entdecken, was nicht nervös machte. Wo war er?

Zielstrebig ging ich auf die anderen zu. "Hey Leute, wo ist Hyunjin?" Die anderen tauschten fragende Blicke bevor sie mit den Schultern zuckten. Verdammt! Mein Freund wusste doch, dass er zum Essen erscheinen musste, sonst würde er nur Probleme bekommen.

Bevor ich noch etwas sagen konnte, hörte ich Schreie, die deutlich aus dem Flur kamen. In Sekunden wurde der komplette Saal still, die Aufmerksamkeit auf das näherkommende Geschrei gerichtet.

Wie schon befürchtet, tauchte Hyunjin in Begleitung mehrerer Wachmänner im Türrahmen auf. Zwei von ihnen hielten ihn links und rechts an den Armen, während ein paar andere dem Trio mit gezogenen Waffen folgen.

Hyunjin tat sein bestes um sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Er trat und versuchte, die starken Griffe der Wachen zu lockern. Diese schrien ihn an und er brüllte etwas zurück, das ich wegen dem ganzen Lärm nicht verstehen konnte.

Gemurmel breitete sich im Raum aus, als die Szene ihren Lauf nahm. Es war eine Seltenheit, dass sich jemand so dermaßen zur Wehr setzte.

Als mein Freund erneut trat, stieß einer der hinteren Wachmänner ihm sein Gewehr in den Rücken. In Sekunden war Hyunjin auf dem Boden. Er krümmte sich und schien flach zu atmen. Wahrscheinlich hat der Mann seine Wirbelsäule mit der Waffe getroffen, was Hyunjin den Atem geraubt hat.

Ich schlug die Hände vor dem Mund zusammen und konnte nicht glauben, was sich gerade vor meinen Augen abspielte.

Einer der Männer packte Hyunjin am Kragen und zischte ihm etwas zu, bevor das Gespann sich umdrehte und den Saal verließ. Sobald sie Hyunjin den Rücken zugedreht haben, rannte ich zu meinem Freund. "Was ist passiert?" Meine Stimme klang panischer als beabsichtigt.

Hyunjin lachte kurz auf. "Ich wollte nicht essen, da sind die sauer geworden." Das hätte ich mir eigentlich denken können. "Hyunjin, du musst essen, das weißt du, oder?"

Mein Kumpel schüttelte ungläubig den Kopf. Ihm war klar, dass er essen musste um gesund zu bleiben, doch ich ging davon aus, dass seine Gesundheit ihm im Moment ziemlich egal war.

Don tauchte neben mir auf und half mir, Hyunjin zum Aufstehen zu bewegen und ihn zu unserem Tisch zu begleiten. "Dir ist klar, dass du nur Ärger bekommst, wenn du dich quer stellst?" Flüsterte ich ihm noch zu, bevor wir uns setzten.

Das letzte, was ich wollte, war dass er krank wurde, also schob ich ihm meinen Teller hin, sodass er bei mir mitessen konnte. Glücklicherweise tat er das nach einer kurzen Diskussion auch.

Wir aßen in Stille, da Yunas Verschwinden auch die anderen noch fertig zu machen schien. Natürlich ging es mir nicht anders, da ich mich ebenfalls gut mit ihr verstanden hab.

Dennoch durften wir uns nicht so hängen lassen und riskieren, eingesperrt zu werden oder ähnliches. Ich konnte nur hoffen, dass Hyunjin später keine Probleme wegen den Pillen machen wird. Sie würden ihn nur wieder schlagen und verletzen.


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"Schluck die Pille, Hwang!" Enttäuscht fasste ich mir an die Stirn, da Hyunjin sich wirklich dazu entschieden hat, Probleme zu machen. Anstatt der Anforderung von Mister Seo nachzukommen, fing mein Freund an zu grinsen und den Kopf zu schütteln.

"Zwing mich doch." Meinte er dann und streckte seine Zunge heraus, auf der die Pille lag. Das war anscheinend genug für Mister Seo und so musste ich zusehen, wie er meinem Kumpel ins Gesicht schlug und dieser durch einen weiteren Tritt erneut zu Boden ging.

Am liebsten würde ich eingreifen und zu ihm rennen, doch das wäre absolut nicht schlau. Ich könnte jetzt sowieso nichts unternehmen. Also wandte ich den Blick ab, um nicht zusehen zu müssen, wie Hyunjin mit Gewalt dazu gezwungen wurde, die Pille zu schlucken.

Sein Verhalten musste ein Ende haben.

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