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Angespannt saß ich auf der Kante der Couch im Wohnzimmer. So unwohl in meiner Haut hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich wusste nicht, was ich ihr alles erzählen konnte - sie würde es mir doch nicht glauben.

Aber wer konnte ihr das schon verübeln? Ich würde es doch auch nicht glauben, wenn mir jemand erzählen würde, dass sein bester Freund, der verschwunden war, magischerweise auf die Briefe zurückschrieb, die verfasst wurden.

Mein Blick wanderte quer durch das Zimmer in dem Versuch mich abzulenken. Immer auf der Suche nach irgendetwas, das meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde und meine Gedanken von dem bevorstehenden Gespräch weglenkten. Da war die sündteure Vase, die meine Mutter von einer ehemaligen Klassenkollegin geschenkt bekommen hatte. Dahinter stach das Gelb der Wand hervor - es war schon einige Zeit her, doch wir hatten sie zusammen bemalt. Es war ein lustiger Tag gewesen, voller Gelächter und Spaß. Nicht so wie jetzt.

"Louis?" Jays Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte rasch auf. Ihre Augen bohrten sich in meine und ich musste mich gewaltsam zwingen unter ihrem Eisblick nicht immer kleiner zu werden.

Die Augen kurz geschlossen, atmete ich resigniert aus. Ich wusste, jetzt war es soweit meiner Mutter alles zu erzählen, doch ich hatte nicht gedacht, dass es so schwer sein könnte. Erneut sprach ich mir innerlich Mut zu - Jay hatte es doch wirklich verdient von Harry und den Briefen zu wissen. Sie war meine Mutter, vielleicht konnte sie mir ja sogar helfen.

"Ich hab dir ja von den Briefen erzählt, die ich schreibe, um das . . . alles . . . zu verarbeiten.", fing ich leise an und meine Stimme stockte, da ich nicht wusste, wie ich die Situation benennen sollte. Entführung zu sagen, traute ich mich nicht; das machte alles nur noch realer. Aber wie sollte man es anders bezeichnen?

Meine Mutter nickte nur. Ich konnte ihr ansehen, dass sie etwas sagen wollte, doch sie hielt sich zurück. Sie kannte mich eben und wusste auch, dass ich jetzt einfach reden musste - würde sie mich unterbrechen, dann wäre mein "Redefluss" schnell wieder versiegt. Mein Blick streifte leicht nach unten, fokussierte sich auf ihre Hand, die krampfhaft ruhig auf ihrem Schoss lag. Die Finger waren zu einer Faust geschlossen, doch manchmal zuckten sie, als würde sie am liebsten nach vorne, in meine Richtung greifen. Wie um mich zu trösten. Sie tat es nicht. Ließ mich einfach meine Worte finden, ohne mich zu stören.

"Du wirst mich wahrscheinlich für verrückt halten, aber Ha-harry hat zurückgeschrieben.", fuhr ich fort und stolperte über den Namen meines besten Freundes, der so viel mehr für mich war. Mein Herz gab einen schmerzhaften Ruck von sich. Wie immer, wenn ich an Harry dachte. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass er meine Gefühle erwiderte. Unrealistisch, aber gut. Auch wenn es mindestens genau so sehr schmerzte, dass er womöglich in Gefahr war.

"Wie bitte?", Jay sah mich völlig verdattert an. Wäre ich nicht so getroffen, hätte mich dieser ungläubige Gesichtsausdruck ziemlich sicher zum Lachen gebracht. Jetzt nicht. Die Hand meiner Mutter löste sich aus ihrer eisigen Starre und fiel schlaff zur Seite auf das Sofa. Die blasse Haut lieferte einen starken Kontrast zu dem mitternachtsblauen Stoff der Couch.

"Harry hat zurückgeschrieben und ich glaube, er ist in Gefahr.", wiederholte ich meine Worte und dann fingen die Wörter an, nur so aus meinem Mund zu sprudeln, als ich Jay in die Geschehnisse einweihte.

*****

Hey :) Ja, ich habs auch mal wieder geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben. Es ist nur ein (für Louis' Psyche wichtiges) Übergangskapitel, aber das gehört da irgendwie rein xD

Es tut mir leid für die ewigen Wartezeiten, aber ich denke, ich hab die schlimmste Schreibblockade jetzt hinter mir und ich werde wieder regelmäßiger updaten. Danke für eure Geduld! <3

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