-20-
-20-
Was zum-?
Harry?
Aber wie war das möglich? Es konnte doch gar nicht sein!
Und was meinte er? Er würde schon rauskommen? Woraus denn? War er etwa in Schwierigkeiten?
Oh Gott, er steckte vielleicht wirklich in Schwierigkeiten und ich saß hier herum ohne ihm zu helfen. Überwältigt sprang ich auf und bückte mich nach dem Zettel, den ich aus lauter Schock fallen hatte lassen.
Mein Blick scannte über die Zeilen. Hatte er nicht doch irgendeinen Hinweiß hinterlassen, wo er gerade war?
Nichts. Nur die unmissverständliche Botschaft, ich solle mir keine Sorgen machen und nichts Dummes anstellen.
Harry kannte mich eben zu gut. Er wusste, dass ich sofort nach ihm suchen würde, wenn er nicht erwähnt hätte, dass ich es nicht tun sollte. Doch auch so fiel es mir schwer, mich wieder ruhig hin zu setzen.
'Ich lie-'
Meinte er vielleicht 'Ich liebe dich'? Tat er das denn wirklich? Oder war es freundschaftlich gemeint?
Warum war er denn nicht da, um mir meine Fragen zu beantworten? Innerlich schluchzte ich auf, warum war ich denn alleine? Er konnte mich doch nicht allein lassen. Er durfte es nicht!
Tief durchatmend überlegte ich, was ich tun könnte, doch meine Gedanken spielten verrückt. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Harry spukte mir immer im Kopf herum und nichts half, um mich zu beruhigen.
Doch -
Moment.
Harry hatte irgendwie meine Briefe bekommen, und dann zurückgeschrieben.
'Wenn es überhaupt Harry war.', warfen meine Gedanken hilfreich ein. Nein, natürlich war es Harry, wer sollte es denn sonst gewesen sein?
'Jemand, der sich einen Spaß mit dir erlaubt.', antwortete mein Unterbewusstsein.
Aber nein, das war nicht möglich. Niemand sonst kannte mich so gut, wie Harry. Niemand sonst hätte mir geschrieben, ich solle mir keine Sorgen machen.
Gequält schob ich die Gedanken zur Seite und konzentrierte mich so gut es ging auf meine Idee. Wenn Harry meine Beiefe bekam, dann konnte ich doch vielleicht mit ihm kommunizieren.
Eilig lief ich in die Küche, wo Harry früher immer einen Block aufbewahrt hatte, damit wir uns Nachrichten schreiben konnten, wenn wir einander einmal verpassten. Ich griff ungeduldig danach und riss ein Stück Papier heraus. Meine Hand zitterte so stark, dass es zerknitterte und ich fluchte leise auf. Erneut griff ich nach einem Papier und löste es diesmal ohne Probleme vom Block.
Ich schnappte mir den Kugelschreiber, der daneben auf der Abstellfläche lag. Dann wandte ich mich wieder dem Papier zu und zögerte bevor ich etwas hinschrieb. Was sollte ich ihm denn sagen?
Bist du das, Harry?
Das müsste reichen. Ich wollte ja auch nur wissen, ob es wirklich Harry war. Und auch, ob es funktionieren würde.
Schnell eilte ich ins Schlafzimmer zurück und riss beinahe die Lade auf. Ein letzter Blick auf den Zettel genügte und ich legte ihn sorgfältig hinein. Dann schloss ich die Schublade.
'Okay Louis, warte einfach eine Minute.', murmelte ich mir in Gedanken selbst gut zu.
Unruhig setzte ich mich aufs Bett, nur um sofort wieder aufzuspringen, als hätte mich eine Tarantel gestochen. Die Hände an der Seite zu Fäusten geballt, lief ich quer durch den Raum und kam dann wieder zu meinem Ausgangsort zurück.
War eine Minute schon vorbei?
Ein Blick auf mein Handy genügte - nein, es waren noch nicht einmal zwanzig Sekunden vergangen.
Tief durchatmend setzte ich mich wieder auf das Bett und versuchte ruhig zu bleiben. Wie von selbst begann mein Fuß auf und ab zu wippen und ich musste meine Hand darauf legen, um still halten zu können.
War die Minute jetzt vorbei?
Nein, noch beinahe die Hälfte fehlte.
'Okay Louis, du schaffst-', unterstützte mich mein Unterbewusstsein, doch ich hielt es nicht aus. Ich lehnte mich nach vorne und riss die Lade auf.
Unverändert. Mein Zettel lag noch immer so da, wie ich ihn hineingelegt hatte.
Enttäuscht sank ich zurück. Warum klappte es denn nicht?
Vielleicht hatte ich zu wenig geschrieben. Besessen von der Idee lief ich in die Küche, um mir den Stift zu holen. Zurück im Schlafzimmer schnappte ich mir den Zettel und begann eilig neue Wörter dazu zu kritzeln.
Bist das du, Harry?
Wo bist du? Warum hast du nur wenig Zeit und was genau ist da los?
Du weißt, dass ich es nicht kann, mir keine Sorgen um dich zu machen! Bitte, sg mir was da los ist. Ich werde noch verrückt.
Love you more,
Louis x
Schnell legte ich den Zettel in die Lade und schloss sie.
Nach kurzer Zeit riss ich sie wieder auf - nichts hatte sich verändert.
Ärgerlich wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen, da ich das Gefühl hatte, mir würden gleich die Tränen kommen. Fieberhaft dachte ich nach, was ich denn noch machen könnte.
Vielleicht durfte ich es nicht sehen?
Einen Versuch war es wert. Ich schloss die Schublade und ging zum Bett. Vorsichtug setzte ich mich darauf, der Rücken zum Tisch gedreht. Mein Blick lag auf der Fotowand, die das Zimmer dekorierte und ohne es zu merken driftete ich in Erinnerungen ab.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top