2. Brief
01.09.16
Lieber Leo,
warum bist du nicht bei mir? Ich konnte heute Nacht nicht schlafen. Es war zu kalt. Ich holte mir noch zwei Decken, aber das half nicht. Ich war kalt. Ich bin es immer noch. Ich brauche deine Wärme. Ich kann nicht ohne dich. Wie soll ich das Leben jemals überleben? Ohne dich bin ich nichts. Ich fühle mich so leer. Mein Herz schmerzt so sehr, sodass nur noch ein klaffendes, schwarzes Loch in meiner Brust übrig bleibt. Ich will mein Herz auch gar nicht mehr zurück, ich habe es dir doch geschenkt. Behalte es!
Ich glaube, dass du jeden Moment durch die Tür trittst und mich mit deinen umwerfenden Küssen umhaust. Dass du mir Komplimente ins Ohr flüsterst, bis ich rot werde und dir in den Oberarm boxe. Ich warte auf dich und sitze deshalb meistens auf dem Boden, die Arme um die Beine geschlungen und starre meine Zimmertür an. Ich wippe pausenlos vor und zurück. Du könntest jeden Augenblick herein kommen. Wenn ich ein Geräusch höre, richte ich meinen Blick auf die Türklinke, aber sie bewegt sicht nicht. Warum? Warum lässt du mich solange auf dich warten? Ich vermisse dich...
Ich konnte den Anblick deines Radios nicht mehr ertragen, jetzt steht es unter meinem Bett. Verzeih mir, Leo. Ich will dich wieder bei mir haben und nicht dieses Ding. Hast du mir überhaupt eine Nachricht hinterlassen? Wenn nicht, dann würde ich das nicht überleben. Doch will ich überhaupt noch leben? Das Leben hat keine Farbe mehr. Du hast die Leinwand namens Leben für mich bunt angemalt. Du bist nun weg und hast all die Farben mitgenommen. Ich kann nichts mehr sehen. Ich tappe in einem dunklen Loch herum. Wo bist du, mein Stern? Warum leuchtest du mir nicht den Weg? Warum erhört Gott nicht meine Gebete? Er soll dich zu mir zurück schicken oder mich zu dir nehmen. Hauptsache, wir sind wieder vereint. Warum hat Gott dich überhaupt zu sich geholt? Du bist der beste und liebste Mensch den ich kenne! Ich glaube nicht mehr an einen Gott. Es gibt keinen Gott, der das zugelassen hätte. Trotzdem bete ich, weil ich die Hoffnung, dass wir wieder vereint sind, nicht aufgeben kann...
Warum hast du mir nichts von dem Krebs erzählt? Ich hätte das mit dir durchgestanden, auch wenn es zu spät für eine OP war. Ich hätte dich ins Krankenhaus zu den Untersuchungen begleiten können. Ich wäre für dich da gewesen, das weißt du doch. Verdammt, ich liebe dich! Ich hätte mich von dir verabschieden können... aber du bist einfach gegangen. Ich bleibe zurück. Alleine. Ich will nicht allein sein. Das kann ich auch nicht. Wie soll ich leben, wenn du mein einziger Lebensgrund warst? Ich möchte zu dir.
In Liebe,
Larissa
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