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[ Point of view: Shōyō Hinata 🧡 ]

Es war bereits Freitagabend, als Kageyama und ich uns das erste Mal wieder außerhalb der Schule trafen. Zwischen uns war nichts vorgefallen, aber weil Kageyama und seine Eltern in den letzten Tagen viele Gespräche mit dem Direktor hatten, in denen es um Mishita ging, war dazu einfach keine Zeit. Ich war allerdings froh, dass Kageyama endlich etwas gegen ihn unternahm und seine Eltern ihn dabei so unterstützten, wie ich es an ihrer Seite gern hätte.
Es war, als würde er endlich sein Gesicht in Richtung Sonne drehen, sodass die Schatten hinter ihn fielen.
Leider wurde Kageyama das Teilnahmeverbot am Training und am Trainingsspiel nicht wieder entzogen und ich war immernoch zu erkältet, wegen meinem Asthma sollte ich auch nicht zum Trainingsspiel kommen. Obwohl ich damit kein Problem hatte, seit ich in der Mittelschule war. Wenigstens konnte ich so mehr Zeit mit Kageyama verbringen.

Trotztdem änderte es nichts daran, dass ich es vermisste, ein wenig Zeit allein mit ihm zu haben. Kageyama wollte unsere Beziehung nicht öffentlich machen, was ich in seiner Situation vollkommen verstehen konnte. Das bedeutete aber, dass ich mich umso mehr freute, als Kageyama am Freitagabend dann mit Rucksack und roten Wangen vor meiner Haustür abgesetzt wurde.
" Treibt es nicht zu weit, ihr zwei. ", zwinkerte seine Mutter noch, bevor sie weg fuhr. Ich verstand nicht, was sie damit meinte, wir würden schon keinen Ärger machen.

Nachdem ich Kageyama eine umfangreiche Tour durch unsere Wohnung gegeben hatte und er eine exquisite Unterhaltung mit Natsu und meiner Mutter führte, ließen wir uns schließlich auf dem Futon nieder, den ich für Kageyama neben meinem extra ausgelegt hatte. Natürlich mit extra viel Extra-Bettzeug, damit er auch bloß nicht fror oder es ihm ungemütlich war.
Dann stellte er seinen Rucksack vor uns ab und begann, darin zu kramen.

" Was machst du da? "
" Ich hab mir was überlegt. "
Er kramte weiter, bis er eine große Polaroid-Kamera hervor holte.
" Wow, wo hast du die denn her? Die ist ja total krass! "
" Die war im Keller bei uns zuhause. Naja, bei mir im Zimmer steht ja noch ein leerer Bilderrahmen, da dachte ich, vielleicht machen wir ein Bild zusammen? "
Er sagte es sehr leise und murmelte es eher, aber trotzdem verstand ich jedes Wort. Natürlich war ich mit Feuer und Flamme dabei und gemeinsam machten wir soviele Bilder, dass uns langsam keine Posen mehr einfielen.
" Ich mag dieses Swish-Geräusch.", sagte ich, als der Blitz mein Zimmer erhellte und den typischen Sound machte wie immer.
" Swish? Das ist doch kein Swish, du Dumpfbacke, das ist ein Tsch! "

Die nächsten Minuten stritten wir tatsächlich darüber, ob das Geräusch eher ein "Swish" oder ein "Tsch" war, um unsere Aussagen zu belegen, klickten wir auch immer wieder auf den Auslöser. Doch als wir dann sahen, was für Fotos plötzlich auf dem Haufen lagen, die während unseres Streites entstanden waren, mussten wir beide lachen und vergaßen das Ganze bald wieder.

Als nächstes holte er einen Zeichenblock heraus sowie ein paar Stifte.
" Du wolltest meine Zeichnungen sehen und ich habe dir versprochen, dass ich sie dir irgendwann mal zeige. Diese hier liegen mir wirklich sehr am Herzen. "
Mit strahlenden Augen nahm ich den Block an mich und öffnete ihn. Sofort sprang mir eine Bleistiftzeichnung ins Auge, die Kageyama und mich darstellte, während wir uns küssten. Neben der Zeichnung stand außerdem der Satz:
" You make me able to fly ", daneben eine Karikatur, in der eine kleine Krähe eine Krone in ihren Krallen hielt und hoch über dem Himmel flatterte.
" D-das hast du wirklich gezeichnet? Wow... Das ist... Wirklich ein Meisterwerk. "
" Ich wollte es aufhängen. Du meintest, meine Wände wären kahl, also... Aber ich finde, es ist noch zu farblos und du solltest auch daran teilhaben, oder? "
Dann drückte er mir lächelnd farbige Stifte in die Hand und forderte mich auf, es auszumalen.
" Wie cool! ", dachte ich, froh darüber, dass er meine Inneneinrichtungstips befolgen wollte, und starrte mit großen Augen auf das Bild, welches ich nun ausmalen durfte. Ich hatte ein wenig Angst, dass ich es kaputt machen würde, aber als ich mit der Arbeit fertig war, war ich vollkommen zufrieden.
" Ich... Liebe es! ", rief ich glücklich und sprang voller Freude auf. Fast schon traurig, dass es nicht in meinem Zimmer hängen würde.

" Aber jetzt ist mir total warm. Können wir nach draußen gehen? "
Zustimmend nickte er.
Also sprang ich fröhlich auf und ab, riss die Terassentür in der Küche auf und zog Kageyama an seiner Hand hinter mir her.
" Es ist Vollmond heute. ", erwiderte Kageyama, der irgendwie melancholisch, vielleicht auch verloren, in die Ferne starrte.
Verwundert sah ich ihm in die Augen - und ich sah das wunderschönste, das ich je gesehen hatte. Der Sternenhimmel spiegelte sich in seinen Augen wieder und verliehen ihm so die Fähigkeit, zu strahlen, wie alle Sterne zusammen es taten. Tröstend zog ich ihn an der Hand runter, sodass wir nebeneinander im Gras lagen und gemeinsam nach oben starrten.

Es mussten Stunden vergangen sein, in denen niemand auch nur ein Wort sagte, den Anderen ansah oder sich bewegte. Wir lagen einfach Hand in Hand auf dem Boden, sahen stumm in den Himmel und genossen diesen Stillen Moment der Zweisamkeit, in welchem wir uns doch so nahe waren. Als ich jedoch fast einschlief, brach ich die Stille für einen Moment und flüsterte einen Satz in den leise vorbeiwehenden Wind.
" Ich hab dich lieb, Tobio "
Sofort erwiderte er ein "Ich dich auch, Shōyō" und drehte sich dann zu mir.
Als er sah, dass meine Augen geschlossen waren, hob er mich schließlich hoch und trug mich bis zurück in mein Zimmer, wo er mich auf dem Futon neben seinem ablegte und zudeckte.
Ich stellte mich zwar schlafend, aber ich hörte das leise "Gute Nacht" und spürte auch den Kuss, den er mir noch auf die Wange drückte.

In dieser Nacht schlief ich erst spät ein, sogar nach Kageyama, der irgendwann gleichmäßig atmete und nur noch seine Schultern sich hebten und senkten.
Ich dachte die Ganze Zeit darüber nach, was ich für ein Glück hatte, dass er direkt neben mir lag und meine Hand in seiner verschränkte, als wäre das Loslassen dieser verboten. Dass er ruhig atmete und sich so wohl zu fühlen schien bei mir, wie ich mich auch bei ihm fühlte. Manchmal bildete ich mir auch ein, unsere beider Herzen nebeneinander schlagen zu hören, in einem Tempo, auf einer Wellenlänge.

Ich hatte alles, was ich je wollte, direkt neben mir. Ich fasste mein eigenes Glück an. Ich war glücklich.

[ Point of view: Tobio Kageyama 🖤 ]

Er war mein Fallschirm, wenn ich fiel.
Die Hand, dir mir wieder aufhalf.
Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich, als könnte ich tatsächlich fliegen.
Ich war langsam immer weiter versunken, ja, mein wahres Ich war ertrunken. Aber nun flog ich hoch über dem Himmel, als wäre nie etwas gewesen. Hoch oben, zwischen den Wolken. Ich sah herab auf den Ort, der vom Nahen so groß und beängstigend wirkte und vom Weiten eigentlich nichts bedeutete. Wenige Flügelschläge später würde jeder dieser Flecken auf der Erde verblassen und verschwinden, das war so sicher wie der Fakt, dass die Seiten eines Buches vergilbten oder die Blätter eines Baumes verwelkten und abfielen.
Aber war das so wichtig?
Ein vergilbest Buch war immer noch lesbar und die Blätter eines Baumes sprossen in Knospen wieder aus dem Baum heraus.

Was ich dachte, war, dass eigentlich alles zeitlos war.
Genau wie meine Liebe zu Hinata.
Wir waren nur Teil einer zeitlosen Welt, in welcher wir selbst nicht lange genug existierten, um uns selbst zeitlos nennen zu dürfen, zumindest nicht in fleischlicher Form. Aber zwei Seelen, die so dicht aneinander hingen, würden immer wieder zueinander finden. Und diese eine Seele, dieses vermisste Teil meines Puzzles, das sich "Leben" nannte, hatte ich gefunden. Ich war nicht mehr allein, ich hatte ihn. Und was brauchte ich mehr als eine Person, die mich akzeptierte wie ich war und mir ihre Hand hin hielt, selbst wenn meine eigene verschmutzt war?
Was uns am Leben hält, sind keine materiellen Dinge.
Es ist einzig und allein das Gefühl, zu existieren, geliebt zu werden und unser eigenes Glück, abhängig von zuvor genanntem.
All das lag in einem Paket neben mir und hielt meine Hand.
Wenn sich unsere Hände losließen, würden wir beide fallen.
Also drückte ich diese Hand, aus Angst, ihn zu verlieren.
Als wüsste er genau, an was ich gerade gedacht hatte, drückte er sie zurück und kam mir näher, sodass er sein Gesicht fest an meine Brust drückte.
" Lass mich bitte niemals los. ", flüsterte ich in die friedliche Stille.
" Niemals. "

{\_/}
(/·w·)/ the end ~

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