[ Point of view: Shōyō Hinata 🧡 ]
" Dein Fieber ist gesunken. Aber du gehst nur raus, wenn du dann morgen auch zur Schule gehst. Versprich es mir, du weißt, dass ich bis morgen Mittag nicht da bin und nicht nach dir sehen kann. "
" Versprochen! ", rief ich wie aus der Pistole geschossen und hustete leise. Ich konnte diese Langeweile nicht mehr aushalten - oder die Sehnsucht. Ich wollte Kageyama sehen. Als ich mit Yamaguchi geschrieben hatte, kamen alle meine Gefühle in einem Schwall hoch und ich hatte sofort das Verlangen, sie endlich rauszulassen. Aber nicht einfach so, ich wollte sie Kageyama mitteilen. Ich wollte meine Gefühle nicht mehr verstecken, vorallem nicht vor der Person, für die ich alles riskieren würde.
Also nahm ich meine Jacke und stieg auf mein Fahrrad.
Dann fuhr ich so schnell ich konnte zu Kageyamas Haus. Als ich dort ankam, wartete ich eine Weile, falls Kageyama noch auf dem Nachhauseweg war, wollte ich ihn vorher erwischen. Aber da er nicht kam, klingelte ich trotzdem schließlich. Kageyamas Mutter öffnete mir nur wenige Sekunden später die Tür.
" Ist Tobio schon zuhause? ", fragte ich und lächelte höflich.
" Nein, ist er nicht. Und das bereitet mir Sorgen, er war noch nie so spät... ", antwortete seine besorgte Mutter, welche gedankenverloren dreinblickte und sich ernsthaft Sorgen zu machen schien. Ich hielt es allerdings für verständlich, schließlich war Kageyamas Rückkehr schon längst überfällig und aufgrund seiner Kommunikationsprobleme war die Annahme, dass er mit jemanden in ein Gespräch verfallen war, auch nicht wirklich realistisch.
" Machen Sie sich keine Sorgen, ich fahre ihm entgegen. Er kann nicht allzu weit sein. ", sagte ich also, um die nette Frau zu beschwichtigen, welche eindeutig um ihren Sohn besorgt war.
Da ich wusste, welche Straßen er nahm um nach Hause zu kommen, folgte ich diesen einfach. So mussten unsere Wege sich schließlich irgendwann kreuzen, sofern er keinen Umweg nahm. Doch als ich dann bis zur Schule nur Kageyamas Nachhauseweg gefolgt war, ohne ihn selbst dort anzutreffen, machte auch ich mir langsam Sorgen. Ich hatte plötzlich eine Idee. Konnte es vielleicht sein, dass er heimlich durch das Fenster das Training beobachtete, weil er nicht dabei sein durfte? Schließlich wäre so ein Versuch nicht sein Erster. Doch ich traf ihn auch bei der Halle nicht an. Ich hielt es auch für schwachsinnig, die Anderen nach ihm zu fragen, er müsse schließlich schon längst weg sein und so würde ich nur für unnötige Störungen während des Trainings sorgen.
Also verließ ich das Schulgelände, überquerte die Straße und ließ mich auf einem Stein nieder, um nachzudenken. Ich hatte keine Ahnung, wo er sein könnte. Und das bereitete mir große Sorgen. Ich hatte mir doch geschworen, ihn nicht mehr alleine zu lassen! Auch, wenn heute mein Krankheitsfall eine Ausnahme war, machte ich mir deswegen Vorwürfe. Gedankenverloren setzte ich mich wieder auf das Fahrrad und fuhr wieder die Straßen entlang, die ich gekommen war. Vielleicht war er ja mittlerweile zuhause und er hatte doch einen anderen Weg genommen?
Doch kurz bevor ich in eine Straße einbog, fiel mir am Boden vor einem kleinen Waldstück plötzlich etwas blaues auf. Ich hielt es für Bonbonpapier, aber warum kam es mir dann so bekannt vor?
Ich fuhr näher heran und bemerkte außerdem, dass in einer Hecke vor dem Waldstück, dessen Betreten verboten war, ein Loch war.
Verwirrt hob ich das blaue Teil auf und betrachtete es genauer, da erkannte ich es auch endlich wieder.
Es war Kageyamas Armband. Aber sicher doch, ich hatte es doch vor zwei Tagen erst berührt, als ich ihn davon abgehalten hatte, Hiroshima zu schlagen!
Verdachtschöpfend schlüpfte ich also durch das Loch in der Hecke.
Hinter Letzterer verbarg sich tatsächlich einer der schönsten Orte, an dem ich je gewese war. Es war ein Wald, allerdings schien dadurch, dass es Herbst war, alles in buntes Licht getaucht. Von der Magie dieses Ortes eingehüllt, vergaß ich fast weswegen ich eigentlich hier war. Doch mich holte dann eine mir sehr gut bekannte Stimme im Hintergrund wieder in die Realität.
" Man sollte euch beide einschließen. Ihr tickt doch nicht mehr ganz recht. "
Ich erkannte Kageyamas Stimme sofort. Allerdings war das kein Selbstgespräch, also war er nicht allein hier.
" Hast du das gehört, Hiro? "
" Ja, und dafür wird er bezahlen. "
Ein paar Sekunden lang war es unglaublich still. Fast schon beängstigend.
" Es reicht jetzt, Eshito. Lass ihn jetzt wählen. "
Ich näherte mich dem Geschehen leise.
Ich erkannte, dass Kageyama nicht allein war, sondern ein anderer Junge ihn festhielt und ein zweiter drohend vor ihm stand, also musste das hier eine ernste Situation sein.
" Ich werde nichts davon machen! ", rief Kageyama und versuchte, sich aus dem Griff seines Gegenübers zu befreien.
" Das habe ich jetzt einfach überhört. Eins, zwei oder drei. Und hör gefälligst mit der Zappelei auf! "
" Hey, lasst ihn in Ruhe! ", rief ich entschlossen. Verdammt, jetzt hatte ich mich verraten... Allerdings hätte das ganze sonst sowieso kein Ende gefunden. Außerdem konnte ich es nicht länger ertragen, Kageyama so zu sehen. Er sah verwirrt, traurig, wütend, ängstlich und verletzt auf einmal aus. Dieser Anblick war einer der schlimmsten, den ich je gesehen hatte.
" Warum taucht der Zwerg immer genau dann auf, wenn du ihn am meisten brauchst? ", sagte der Größere. Es war der selbe, der gestern auch Kageyama im Flur belästigt hatte.
" Hinata, lass es! Diese Idioten sind gefährlich! ", rief Kageyama im Hintergrund, man konnte den Schmerz in seiner Stimme heraushören. Ich wollte nicht wissen, was sie ihm angetan hatten.
" Nein, ich werde es nicht zulassen, dass sie dir weiterhin weh tun! ", erwiderte ich und kam ihnen näher.
Ich hoffte einfach, dass man meine Todesangst nicht sah. Ich wusste, dass diese Jungen zu allem fähig waren, aber das durfte mich nicht davon abhalten, Kageyama zu beschützen. Denn er hatte es auch für mich getan und dafür einen Schlag ausgeteilt und kassiert.
" Warum beschützt du ihn so? Du kennst ihn doch gar nicht. Du weißt doch garnicht, was ich wegen diesem verdammten Arschloch durchgemacht habe! "
" Nein und das ist mir auch egal. Du sollst ihn in Ruhe lassen, habe ich gesagt! ", rief ich nun zum dritten Mal und versuchte, den Jungen der Kageyama festhielt, wegzustoßen, als mir auffiel, dass dieser Hiroshima war. Der Junge mit dem Messer, der uns bedroht hatte. Ich hatte Angst, dass er sein Messer dabei hatte, aber ich konnte doch nicht meine Sicherheit über die von Kageyama stellen. Jedoch bewegte sich Hiroshima nicht ein bisschen.
" Wow, das ist echt armselig. Ich wusste ja, dass du ein Schwächling bist, aber so schwach? Das ist echt bemitleidenswert. ", lachte der Blonde.
Ich war so verdammt wütend. Mir war es nun egal, ob es albern aussah oder nicht, aber ich ging ein paar Schritte zurück. Es gab zwei Dinge, in denen ich besonders gut war und das waren hoch springen und schnell laufen. Wenn ich also mit meinem gesamten Körpergewicht und Schnelligkeit arbeitete, müsste diese Wucht stärker sein, als wenn ich Hiroshima einfach weg schubste.
Ich setzte diesen Plan auch in die Tat um. Mit meiner knochigen, spitzen Schulter zu erst rammte ich Hiroshima dann in die Schulter, was mir auch ein wenig weh tat.
Er fiel hin und ließ Kageyama dabei los.
" Ist es nicht lustig, wie der kleine Schwächling dich immer retten muss, Tobio? ", versuchte Mishita sich aus der Situation zu retten, aber Kageyama erwiderte darauf nur ein:
" Für dich heißt es immer noch Kageyama. "
Ich nahm nun Kageyamas Hand und zog ihn hinter mir her.
" Wir sind hier fertig. "
Wir nahmen schließlich das Loch in der Hecke und verließen den Ort wieder. Es war wunderschön darin, keine Frage, aber so ein ungeschützter Ort war auch eine Gefahr für jeden, der sich ohne Begleitung und mit falschen Leuten dort abgab.
Mit einer Hand schob ich mein Fahrrad neben mir her, die andere zog Kageyama, als würde ein kleines Kind seine Mutter durch den Laden ziehen, um um ein Spielzeug zu betteln.
" Lass uns irgendwo hingehen, wo sie uns nicht finden. ", brach er schließlich die Stille.
" Wie wäre es bei dir zuhause? "
" Nein, meine Mutter ist da. Ich will nicht, dass sie davon erfährt, aber ich stehe noch zu sehr unter Schock, um es zu überspielen. "
So stellten wir nur kurz mein Fahhrad ab und ich klingelte an, um Bescheid zu geben, dass wir beide okay waren, sonst hätte sie sich nur unnötig Sorgen gemacht. Dann schloss sich die Tür wieder.
" Ich weiß genau, wohin wir jetzt gehen. ", sagte Kageyama und nun war er derjenige, der mich hinter sich herzog.
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