16 Alptraum
◇28.03.2018 Mittwoch◇
"Eve, wach auf." Großmutter. Großmutter, wo bist du?
"Eve." Ich bin doch hier! Keine Tür geht auf. Der dunkle Gang macht mir Angst aber ich muss weiterlaufen.
"EVE!"
"Großmutter!" Eine rote Tür. Rot, wie Liebe. Rot, wie Blut. Rot, wie der Wahnsinn. Knarzend öffnet sich die Tür. Nichts, als Dunkelheit liegt dahinter. Ein Licht blendet mich plötzlich, welches mir den Blick freigibt.
"Nein, Großmutter.." Mein Atem stockt. Rot, wie Liebe. Rot, wie Blut. Rot, wie der Wahnsinn. Sie liegt dort, so leblos. Ihr Brustkorb senkt und hebt sich leicht.
"Eve, warum musstest du jeden anlügen?" Eine Stimme aus der Dunkelheit dringt in mein Ohr. Doch sie hat Unrecht.
"Das stimmt nicht. Ich habe Oma nie belogen."
"Mag sein. Aber hat sie dich vielleicht belogen?" Nein. Oma. Niemals könnte sie das tun.
"Bist du dir sicher?"
"HÖR AUF!" Blut fließt aus ihrer Richtung zu mir. Es wird immer mehr. Es ist rot.
"Gefällt es dir? Die Farbe rot ist wunderschön. Sie beinhaltet so viele verschiedene Gefühle. Gute, schlechte und absurde." An ihrem Mundwinkel fließt nun ebenfalls Blut entlang. Kraftlos falle ich auf die Knie. Keine einzige Träne entkommt mir. Kein Schrei. Nur Leere ist in mir zu spüren.
"Das kann die Zukunft sein. In einem Leben voller Lügen wäre das kein Wunder. Außerdem findest du die Farbe rot doch schön, oder nicht, kleine Eve?" Ich spüre, wie sich meine Kehle zuschnürt. Die Angst, zu ersticken, wächst in mir. Trotzdessen presse ich einige Wörter heraus.
"Wer. Bist. Du?" Lautes Lachen ertönt aus der Dunkelheit. Ich sehe hinein aber dort ist nichts außer das Nichts.
"Dein schlimmster Alptraum, meine Schöne." Kalte Finger legen sich um mein Kinn und heben es an. Das kann nicht sein. Grüne Augen, die so stechend auf mich hinabblicken, dass ich nicht wegsehen kann.
"Vergiss diese Augen niemals, denn sie werden dein Verderben sein."
"Genevieve! Es ist alles okay. Es ist gut. Beruhige dich, es ist alles gut." Weinend falle ich in mir zusammen. Eine Wärme erfüllt mich, was so erleichternd ist.
"Es war nur ein Traum. Nur ein schlechter Traum." Nur ein Traum?Ja. Nur ein schlechter Traum. Nur ein Traum. Beruhigend werde ich gewiegt, wie ein kleines Kind. Genau so fühle ich mich nämlich auch.Ein schwaches Kind, das von seiner Mami beruhigt werden will. Gerade ist es nichts schlimmes, weil ich sie gerade brauche. Diese Bilder von ihr gehen nicht aus meinem Kopf. Rot. Ich hasse diese Farbe und doch auch nicht. Diese Stimme. Nein, ich will es vergessen.
"Hast du dich beruhigt, meine Liebe?" Liebe. Rot, wie die Liebe. Scheiße, es beschäftigt mich so sehr. Ich habe nichtmal bemerkt, dass ich nicht mehr weine oder irgendein Geräusch von mir gebe.Tief durchatmen, Eve, nur ein Traum. Ich erinnere mich so gut an die Stimme. An jedes einzelne Wort. Doch, eine Sache weiß ich nicht mehr.
"Vergiss diese Augen niemals, denn sie werden dein Verderben sein."
Was für Augen hatte er?
"Eve, willst du zu Hause bleiben? Du musst nicht unbedingt zur Schule, wenn es dir nicht gut geht." Besorgte Augen sehen auf mich herab. Sollte ich mich nicht um sie sorgen? Aber ich weiß nicht so recht. Besonders toll fühle ich mich nicht, doch Schule könnte mich ablenken. Hier, in meinem Zimmer, würde ich nur weiterhin darüber nachdenken.
"Keine Sorge. Schule wird mich ablenken." Erstaunlich, wie normal meine Stimme klingt. Vorsichtig schiebe ich meine Großmutter von mir weg, um mich schnell fertig zu machen. Allerdings kommt sie mir zuvor.
"Es tut mir leid das zu sagen aber ich finde, dass du zu Hause bleiben solltest. Wenigstens heute."
"Aber Großmutter..."
"Kein aber. Du fehlst sonst nie, also sollte es kein Problem sein, wenn du heute mal fehlst." Ohne das ich noch antworten kann, geht sie aus meinem Zimmer und schließt hinterher die Tür. Seufzend lasse ich mich auf mein Bett sinken. Eigentlich will ich nicht zu Hause bleiben, da es echt langweilig ist aber will mich ihr auch nicht widersetzen. Ich probiere mal mich auszuruhen, das ist immer gut. Bevor ich das tue gehe ich ins Bad, um mich mal frisch zu machen. Erschöpft stütze ich mich am Waschbecken ab und sehe in den Spiegel.
Heiliger. Es ist beängstigend, wie schlimm ein Mensch mit nur einfachen Augenringen aussehen kann. Ich kann mir sogar vorstellen, dass meine Oma mich nur deswegen so besorgt betrachtet hat. Mit kaltem Wasser bekommt man das bestimmt wieder hin. Das kalte Wasser läuft aus dem Wasserhahn und ich wasche mir damit mein Gesicht. Sieht doch gleich besser aus. Nicht. Ist auch egal, mich wird sowieso niemand sehen. Naja, okay, schon. Heute Abend steht ja noch die Arbeit an. Die lasse ich hundertprozentig nicht ausfallen.
Bis dahin wird alles wieder okay sein. Jetzt kann ich mich einfach wieder ins Bett legen. Es ist ja gerade mal 7:25 Uhr. Müde gehe ich zurück in mein Bett, wo ich mich in meine Decke kuschle und wieder in einen tiefen Schlaf falle.
"Seht mal, dort ist die Hure."
"Wie viele verschiedene Männer sie wohl schon rangelassen hat?"
"Das kann man doch garnicht mehr mitzählen!"
Die Flure scheinen immer enger zu werden. Die Stimme und das Lachen prasselt von allen Seiten auf mich herein. Das, wovor ich Angst habe, ist eingetreten. Sie wissen es. Sie verachten mich. Sie mobben mich. Ich muss hier verdammt nochmal raus. Hektisch laufe ich durch den Flur, um die Eingangstür weit aufzureißen. Mit zittrigen Knien laufe ich die wenigen Treppen hinunter und lasse mich auf den Boden sinken. Die Stimmen verfolgen mich.
"Das stille Mäusschen ist wohl zur Schlampe geworden."
"Was machen wir heute mit ihr?"
Ich halte die Hände an die Ohren, weil ich das alles nicht hören will. Sie sollen gehen. Plötzlich wird mein Kopf leicht angehoben. Grüne Augen.
"Möchtest du spielen, Eve? Ich kann dir helfen." Unfähig zu antworten, starre ich ihn nur an. Er soll mir helfen können? Ich weiß nichtmal wer er ist.
"Eve. Meine Eve. Du wirst mir gehören. Vorher werden wir aber ein Spiel spielen." Seine Augen blitzen verdächtig auf, was in mir eine ungewohnte Angst auslöst. Diese Augen schreien förmlich: "Renn weg, solange du noch kannst. Doch ich werde dich einfangen." Ich entscheide mich lieber für's rennen. Augenblicklich stehe ich auf und renne. Egal, wohin, hauptsache weg von diesen Augen.
"Irgendwann werde ich dich holen kommen", lacht er laut, sodass ich es noch höre. Alles wird leiser. Plötzlich bin ich wieder in meinem Zimmer. Ich setze mich auf mein Bett und fange an zu weinen. Es ist mir alles zu viel. Dieser Typ ist gruselig, die Schule mobbt mich und Freunde habe ich bestimmt auch nicht mehr. Wer würde denn auch mit einer Schlampe befreundet sein wollen? Niemand. Einfach niemand. Ich werde alleine sein, für immer.
"Eve." Woher kommt diese Stimme?
"Eve." Sie klingt mir vertraut. Ich will zu ihr.
"Eve! Werd wach." Meine Augen öffnen sich flatternd. Die Augenlider fühlen sich schwer, wie Blei an. Verschwommen erkenne ich jemanden vor mir. Allerdings merke ich, dass ich nichts sehen kann, weil ich Tränen in den Augen habe. Die Erinnerungen an den Traum kommen zurück, was mich nun wirklich zum weinen bringt. So, wie zuvor, werde ich in an einen warmen Körper gedrückt.
"Psst, ich bin hier. Wein ruhig." Eine Hand streicht über meinen Rücken und es erinnert mich an die Situation bei dem vorherigen Traum. Meine Großmutter musste mich beruhigen, doch das kann nicht meine Großmutter sein. Der Körper ist dafür zu hart und die Hand zu groß. Es könnten jetzt zwei Personen sein aber ich entscheide mich für die Person, die mir jetzt lieber ist.
"D-David?" Es hört sich zwar gebrochen an, doch er hat mich bestimmt verstanden.
"Ja, Kleines. Ich bin hier. Beruhige dich erstmal." Sofort entspanne ich mich und presse mich näher an ihn. Mir egal, wie scheiße er immer ist. Egal, wie peinlich das ist. Ich brauche seine Nähe gerade. Im Hintergrund höre ich eine Tür, die geöffnet wird. Leise Stimmen reden und das Gefühl, wenn seine Brust vibriert, ist echt interessant. Keine Ahnung, was sie geredet haben aber das will ich gerade auch nicht wissen.
"Na komm. Legen wir dich wieder hin." Das murmelt er mehr zu sich, als zu mir. Vorsichtig werde ich hochgehoben und seitlich auf's Bett gelegt. Die Wärme ist kurz weg, weswegen ich einen verärgerten Laut von mir gebe. Ein kehliger Laut ist hinter mir zu hören und ich spüre, wie sich die Matratze senkt. Er umarmt mich von hinten, was mich wieder beruhigt. Eine Weile ist es dann still. Nur unser beider Atem ist zu hören. Jetzt merke ich auch, wie ich vollkommen zu mir komme.
"David? Warte, wie bist du hier rein gekommen!?" Geschockt will ich mich aufsetzen, doch er drückt mich mit dem Arm weiterhin nach unten.
"Bleib liegen und reg dich nicht auf. Wir können doch alles auf anderem Wege klären." Sein Atem kitzelt in meinem Nacken und seine Worte lassen mich leicht erröten, da man sofort seine Absichten heraushört. Das lässt mich gleich wieder die Augen verdrehen aber ich entspanne mich wieder, weil er recht hat. Wir können uns auch so unterhalten.
"Also? Wie bist du hier reingekommen?"
"Durch die Tür." Ich unterdrücke das Verlangen danach die Augen zu verdrehen.
"Sorry, deine Großmutter hat mich reingelassen, als sie gemerkt hat, dass du nicht rangehst. Hatte anscheinend auch gutes Timing." Er meint den Alptraum. Einfach nichts anmerken lassen.
"Und warum bist du überhaupt hier?"
"Ich fand es komisch, dass du nicht in der Schule warst. Du bist doch sonst immer da. Außerdem haben mich die anderen geschickt." Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Woher willst du das wissen?" Ich höre wie er kurz stockt bevor er antwortet.
"Connections." Na super. Klartext: Ich werde es nie erfahren. Diese ganze Situation ist etwas skuril aber freuen tue ich mich trotzdem. Ihm würde ich das natürlich niemals sagen. Ist doch verständlich, dass ich gerade nicht allein sein will, oder?
"Jetzt schlaf endlich", haucht er in mein Ohr.
"Ich bezweifle, dass ich nochmal einschlafen kann."
"Dann können wir doch auch etwas anderes tun." Langsam fährt seine Hand von meiner Hüfte weiter nach unten zu meinem Arsch aber ich antworte schnell.
"Nein, ich schlafe lieber." Wieder ertönt sein raues Lachen. Ohne weiter auf ihn acht zu geben, schließe ich die Augen und seufze laut auf. Es ist warm, kuschlig, einfach perfekt. Ich liebe dieses Gefühl, wenn man tiefenentspannt ist. Mein Geist driftet schon weg von der Realität, doch ich spüre am Rande etwas. Ein Kuss. Und gesungene Worte. Im Halbschlaf höre ich ihm zu. Ich bin mir sehr sicher, dass das Lied nicht viel mit mir zu tun hat aber es hört sich unfassbar schön an. Während er singt schlafe ich auf sanfte Art und Weise ein. Diesmal ist es kein Alptraum.
You know me the best
You know my worst, see me hurt, but you don't judge
That, right there, is the scariest feeling
Opening and closing up again
I've been hurt so I don't trust
Now here we are, staring at the ceiling
I've said those words before but it was a lie
And you deserve to hear them a thousand times
If all it is is eight letters
Why is it so hard to say?
If all it is is eight letters
Why am I in my own way?
Why do I pull you close
And then ask you for space
If all it is is eight letters
Why is it so hard to say?
Isn't it amazing how almost every line on our hands align
When your hand's in mine
It's like I'm whole again, isn't that a sign
I should speak my mind
If all it is is eight letters
Why is it so hard to say?
If all it is is eight letters
Why am I in my own way?
Why do I pull you close
And then ask you for space?
If all it is is eight letters
Why is it so hard to say? (woah, oh yeah)
When I close my eyes
It's you there in my mind
When I close my eyes ...
•~~~~~~~~•
•Why Don't We - 8 letters•
Der Anfang des Kapitels hat mein Herz zerstört aber das Ende hat es wieder erwärmt.😶 (Ps: Songtext ist immer gekürzt.)
Dieses Kapitel war vorgeschrieben! Ich hab immernoch null weitergeschrieben.. :(
Eure Yuki🌹🎀
2029 Wörter
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