10 private Dinge
◇19.03.2018 Montag◇
"Eve, was machst du denn in der Küche?" Großmutter sieht mich aus müden Augen an. Sofort gehe ich auf sie zu und flüstere ihr zu.
"Leg dich schlafen, Oma, du brauchst den Schlaf."
"Kommst du denn alleine klar?" Kurz fange ich an zu lächeln, während ich ihr Hand drücke.
"Ja, ich komme gut alleine klar. Komm jetzt." Behutsam begleite ich sie zurück ins Bett, wo sie die Augen müde wieder schließt. Es beruhigt mich zu wissen, das sie sich ausruht. Sie ist die einzige Person, die ich noch über alles liebe. Mit einem Lächeln mache ich mir mein Essen. Nebenbei läuft leise die Musik aus dem Radio, weswegen ich leise mitsumme. Es ist merkwürdig aber ich habe verdammt gute Laune. Das sollte man rot im Kalender ankreuzen.
Entspannt esse ich, mache mich fertig und mache mich langsam auf den Weg zur Schule. Pfeifend laufe ich durch die Straßen aber je näher ich der Schule komme, desto mehr wird aus dem pfeifen, singen.
Now I'm friends with the monsters
From underneath my bed
We watch films together, reminissed by what you used to say
And when I'm caught in the shadows, when it's hard to see
I kick start the floodlights in my head, just like you said to me
Tell me, why'd you have to leave right now?
Think I'm losing my mind right now
Yeah, all I'm seeing is stars 'cause I'm so lost without you
Tell me when can we speak again
'Cause I don't think we can wait 'til then
I look up to the stars 'cause I'm so lost without you
"Warum singst du nicht öfter?" Erschrocken zucke ich zusammen. Dunkle Augen funkeln mich an, während er mich anlächelt.
"Jamie, hatte ich nicht gesagt, das du damit aufhören sollst?" Man, ich höre mich schon wie eine Mutter an. Auf ihn kann man trotzdem nicht sauer sein. Lächelnd fahre ich durch seine Haare, woraufhin er sein Gesicht verzieht und wir schweigend in die Schule eintreten. Er wartet im Flur auf mich, damit ich schnell die Bücher holen kann. Als ich zurück komme, sehe ich, das Matthis nun neben Jamie steht.
"Eve, du siehst ja aus, wie ein kleiner Sonnenschein." Grinsend sieht er mich an aber erntet ein Schnauben von mir.
"Pass auf, sonst wird der Sonnenschein zum Hagelsturm." Drohend zeige ich mit dem Zeigefinger auf ihn, doch er lacht auf und murmelt 'klar, sicher'. Nicht ganz zufrieden lasse ich es allerdings sein. Sonst würde er mir nicht in Geografie helfen. Das wäre die Katastrophe. So schlecht bin ich zwar nicht darin aber Hilfe lehne ich nicht ab.
Mit einem Winken verabschiede ich mich von Jamie, um mit Matthis zum Geografieraum zu gehen. Montags zwei Stunden Geografie am Anfang des Tages, echt super. Da hat es die Rechnung nicht mit meiner guten Laune gemacht, denn die kann niemand vermiesen. Im Raum unterhalte ich mich mit Matthis über belanglose Dinge, wie den Stoff der letzten Unterrichtsstunde, bis es klingelt.
Während des Unterrichts kann ich mich ganz und garnicht auf den krassen Klimawandel konzentrieren. Komischerweise muss ich an den gestrigen Tag denken, als mich David beobachtet hat. Oder die Sache mit dieser Sophie. Mich interessiert es brennend aber ich denke nicht, das ich so schnell eine Antwort bekommen werde. Seine blauen Augen, die...
"Genevieve? Konzentrier dich lieber, bevor der Lehrer es bemerkt." Meine Nachbarin flüster es mir unauffällig zu. Ich bekomme nur ein Nicken als Antwort zustande. Sie hat recht, ich muss erstmal an Schule denken.
Nach diesen zwei Stunden stehe ich auf und begebe mich in den nächsten Raum, in dem ich Unterricht habe. Nachdem auch die nächsten zwei Stunden geschafft sind, mache ich mich auf den Weg zur Mensa. Von weitem sehe ich schon einige von den Jungs aber ich werde zurückgezogen.
"Gene, also, könnte ich mal mit dir reden?" Ich sehe in sein nervöses Gesicht, was ich so nicht kenne. Normalerweise ist er doch nicht nervös, zumindest nicht vor mir. Besorgt nicke ich, da ich gerade alles befürchte.
"Könntest du eventuell, also zu meinem ersten Basketballtraining kommen? Vielleicht? Du musst nicht, es wäre nur sehr hilfre-"
"Ja, natürlich Jamie. Warum bist du deswegen bitte nervös? Wenn du das unbedingt willst, dann begleite ich dich gerne." Er lässt erst jetzt meinen Arm los, um sich am Hinterkopf zu kratzen.
"Es ist halt mein erstes Training hier. Deswegen will ich jemanden haben, der mich anfeuert." Warte, was?
"Kannst du vergessen, ich mache mich vor niemandem zum Affen." Ist doch nicht wahr. Ich komme gerne, als seine Begleitung aber nicht zum anfeuern. Da sind bestimmt auch andere Jungs, nein, das kann er vergessen.
"Gene! Wenigstens ein bisschen." Beleidigt gehe ich in die Mensa, in Richtung der Jungs, während Jamie neben mir herläuft.
"Ein bisschen, damit das klar ist." Thema beendet. Immernoch gut gelaunt lasse ich mich neben Matthis fallen. Da ich keine Lust habe mir Essen zu holen, klaue ich etwas von Matthis' Essen. Lustigerweise beschwert er sich nichtmal, sondern unterhält sich weiter mit den Jungs. Ich lehne mich zurück und mache nichts. Nach kurzer Zeit fällt mir wieder das Lied von heute früh ein. Ich summe leise vor mich hin, was niemand bemerkt. In Gedanken gehe ich weiter den Text durch.
I need you to stay a little longer
'Cause I don't think that I can do this on my own
I need to stay a little longer
'Cause I need more than just the pictures on my phone
Tell me, why'd you have to leave right now?
Think I'm losing my mind right now
Yeah, all I'm seeing is stars 'cause I'm so lost without you
Tell me when can we speak again
'Cause I don't think we can wait 'til then
I look up to the stars 'cause I'm so lost without you
Mein Kopf hebt sich, denn ich fühle mich mal wieder beobachtet. Blaue Augen starren mich konzentriert an. Interessiert starre ich zurück. Hat er mein Summen bemerkt? Selbst dann sollte er mich doch nicht so anstarren.
"Eve, es klingelt gleich. Lass uns gehen." Jamie legt eine Hand auf meine Schulter. Er sitzt rechts von mir, also steht er als erster auf und ich folge ihm dann.
"Vergiss es nicht", flüstert er in mein Ohr, bevor er zu seiner nächsten Unterrichtsstunde geht. Ich hoffe die nächsten beiden Stunden gehen schnell vorbei, denn ich hab garkeine Lust auf Kunst und Deutsch.
•~~~~~~~~•
Nach dem Unterricht gehe ich zur Sporthalle, denn das ist der einzige Ort, wo man Sport machen kann. Bis heute wusste ich nicht, das wir überhaupt eine sportliche AG haben. Wenn wir doch eine haben, umso besser. In der Sporthalle sehe ich mich um aber ich sehe niemanden. Ich steige die Treppen hoch zu den Sitzbänken für das Publikum und entdecke wirklich jemanden.
Matthis sitzt da und winkt mich zu sich. Ich setze mich neben ihn aber sehe noch auf den Platz unter uns, doch dort ist niemand.
"Keine Sorge, die Jungs kommen gleich, die sind in der Umkleide." Er lächelt mir zu, worauf ich nur nicke. Gerade sehe ich, wie einige Jungs reinkommen und sich in die Mitte stellen. Dazu gehören alle Badboys, sowie einige andere, die ich nicht kenne. David steht vor ihnen mit einem Basketball in der Hand. Dadurch, das er mit dem Rücken zu mir steht, kann ich sein breites Kreuz sehen. Alle von ihnen haben ein Tank-Top an und lockere Shorts.
Ich kann nicht leugnen, das sie verdammt gut aussehen. Jeder würde da hinsehen müssen, man kann nicht anders. Mal wieder bin ich in Gedanken, sodass ich nicht merke, das mir David in die Augen sieht. Er dreht sich schnell wieder weg aber ich habe es gesehen. So peinlich! Ich sollte lernen, wie man unauffällig beobachtet oder auch stalkt, je nachdem. Um mich abzulenken, fange ich ein Gespräch mit Matthis an.
"Warum spielst du eigentlich nicht mit ihnen mit?" Scheinbar ist er auch in Gedanken, denn er bemerkt mich garnicht. Um mich bemerkbar zu machen, stupse ich ihm an die Schulter. Überrascht sieht er mich an, worauf ich meine Frage wiederhole. Er fängt an zu grinsen.
"Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen aber es würde eine Katstrophe sein. Ich bin ziemlich unsportlich." Misstrauisch sehe ich ihn an. Das meint er nicht ernst. Sein Körper sieht mindestens genauso gut aus, wie die, der anderen Jungs.
"Ich weiß, es klingt komisch. Meinen guten Körperbau hab ich durch strenge Ernährungsregeln und Kraftsport. Für normalen Sport bin ich nicht geeignet, doch ich bin stark." Ein Zwinkern in meine Richtung lässt er sich nicht entgehen. Kurz sehe ich auf das Spielfeld, wo Jamie gerade ein Korb wirft. Er sieht zu mir auf und ich zeige ihm einen Daumen nach oben mit einem Lächeln, um ihn zu motivieren. Sofort wirkt er wirklich motivierter. Ich sehe wieder zu Matthis, wegen dem Gespräch.
"Das erklärt schon einiges. Würdest du mir mehr über dich erzählen?" Es ist nichtmal eine Lüge. Es interessiert mich, was es mit den Badboys auf sich hat. Da kommt mir dieses Gespräch ganz recht.
"Ach, über mich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe eine normale Familie, die viel Geld hat. Habe eine ältere Schwester, eine duchgeknallte Mutter und eine kleine Siamkatze. Mehr gibt es da wohl nicht." Überrascht über seine Ehrlichkeit lächle ich ihm zu und nicke wieder. Allerdings liegt mir noch eine Frage auf der Zunge.
"Wenn du so normal bist, wie kam es dann dazu, das du ein Badboy geworden bist?"
"Das ist einfach. Ich wurde von anderen als Badboy bezeichnet, weil ich so gut aussehe und mit den Jungs abhänge. Es stimmt natürlich auch, das ich viele Mädchen im Bett habe aber das kommt automatisch, wenn jeder mich als Badboy sieht. Es schmeichelt mir, wenn du das fragst, heißt es ja, das ich nicht wie einer wirke, oder?" Peinlich berührt sehe ich woanders hin. Da hat er ins Schwarze getroffen. Aus dem Augenwinkel erkenne ich sein spitzbübisches Grinsen.
"Aus deiner Reaktion ziehe ich mal, wie recht ich habe." Entspannt lehnt er sich zurück. So ein Idiot. Also das große Ego hat er zumindest auch. Ich merke, dass das Spiel sich dem Ende neigt, da Matthis aufsteht. Bevor er geht, spreche ich ihn nochmal an.
"Was weißt du über die anderen Jungs?"
"Das musst du nicht mich fragen. Ich weiß nicht viel über sie. Wir hängen nur als eine Gang ab aber wir sprechen nicht über private Dinge. Einige von ihnen haben eine schwere Vergangenheit, deswegen traut sich niemand darüber zu reden. Übrigens solltest du das genauso wenig." Mit diesen Worten geht er und lässt mich allein.
Hinterher verabschiede ich mich von den anderen. Nach einiger Zeit gehe ich zur Arbeit, welche so 'normal', wie immer ist. Nachts liege ich im Bett und denke über seine Worte nach. So neugierig, wie ich bin, werde ich es bestimmt nicht einhalten können.
•~~~~~~~•
•Song: Ben Woodward - Lost without you•
Ihr habt das mit der Musik bestimmt gesehen. Es wird öfter passieren, das ich Liedtexte mit reinnehme. Ich bitte euch, sie zu lesen. Sie haben immer eine Bedeutung. Und ihr macht mich überaus glücklich mit den ganzen Reads.. 😭😭❤
Eure Yuki🌹🎀
1844 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top