2. Stalker-Sue und die Mafia (oder eine ähnliche, schlechtere Organisation)

Heute hetze ich gegen das Buch "Forever mine" von NightJumpers. Das Cover ziert ein Kerl in Denkerpose und natürlich mit nacktem Oberkörper. Da die männliche Hauptfigur durch Nick Bateman besetzt ist, könnte es sich um diesen handeln, ich bin mir aber nicht sicher, da ich diesen Schauspieler (nehme ich an) nicht kenne und nach dieser Lektüre bestimmt auch nicht mehr kennenlernen will.

Der Plot ist schnell erklärt: Tyler ist ein Mafioso. Ein gefährlicher um genau zu sein und er ist auch bei einer der "gefährlichsten und gefürchtesten Mafias". Ich würde gerne wissen, welche das ist, aber ich vermute, dass ich da bis zum Sankt Nimmerleinstag drauf warten könnte. Da er kein Asiate ist schließe ich die Yakuza und die Triade allerdings aus. Schade eigentlich, denn die find ich eigentlich ganz cool im Gegensatz zu den ganzen Klischees, auf die ich vermutlich treffen werde. Und um wieder auf den Punkt zu kommen: Tyler verliebt sich in ein ganz "Normales Mädchen". Man beachte die Hervorhebung des Adjektivs durch den Großbuchstaben. Ein stilistisches Mittel?

Das erste Kapitel trägt den Titel "00", ist aber wirklich ein Kapitel und kein Prolog. Ich schließe daraus, dass das Kapitel die Lizenz zum Töten hat und wenn ich die Interpunktion im ersten Satz, der nur eine elliptische Aufzählung ist, betrachte, nehme ich an mit meiner Theorie Recht zu behalten. Wünscht mir Glück, dass ich es überlege und ihr dieses Kapitel überhaupt zu sehen bekommt.
Der Fehler in der Interpunktion liegt übrigens darin, dass nach einem Satzzeichen keine Leerstele gelassen wird. Es bringt mich auch nur dezent zur Weißglut.

Die Protaginistin zieht zu Anfang der Geschichte zu ihrer großen Schwester in ein anderes Land, ich nehme an die USA, weil's ihr mit ihren Eltern zu stressig wurde. Wir beginnen am ersten Schultag und immerhin findet Madison, wie sie heißt, alleine den Weg ins Sekretariat. Klischee-Falle #1 erfolgreich gemieden.
Den Weg zum Klassenraum findet sie auch allein und setzt sich dort neben ein Mädchen. Mit ihrer famosen Menschenkenntnis, sieht sie auch sofort, dass diese in sich zurückgezogen ist. Weil Mary-Sue natürlich ein absoluter Gutmensch ist, beschließt sie, die Außenseiterin zu ihrer Freundin zu machen und stellt sich dem hübschen Mädchen, wie sie betont, weil das ja DER Indikator für gesellschaftliche Akzeptanz ist, vor und fragt gleich mit nach dem Namen ihrer neuen Sitznachbarin. Diese sagt ihren Namen, wie normale Menschen das so tun, aber Madison weiß sofort: "Sie sprach also nicht gern." Gut kombiniert, meine Liebe. Menschen, die einfach nur auf deine Fragen antworten und dich nicht direkt volllabern wie die Statisten-beste-Freundin das immer tut, reden nicht gern.
Madison nimmt das aber nicht hin und fragt, ob Ruby sie nicht herumführen könnte. Diese stimmt zu, nachdem sie Mary-Sue lange angestarrt hat. Stell' ich mir creepy vor, aber anscheinend ist es nicht abschreckend genug.
Als Ruby sich danach wieder dem Unterricht zuwendet, kommt es einem übrigens fast so vor, als greife Mary-Sue das als eine Beleidigung gegen ihre Person auf. All right.

Danach ist auch schon Mittagspause, weil es offensichtlich keinen Vormittagsunterricht gibt oder das einfach zu viel zu erwähnen gewesen wäre. Keiner nähert sich Ruby näher als "1 Meter" (Zahlen werden ausgeschrieben, liebe Autorin. Ich bin aber schon froh, dass die unbestimmten Artikeln nicht der Ziffer weichen mussten. Hab ich alles schon gesehen), was ich mir in einem engen Schulflur ziemlich ulkig vorstelle. Moses teilt das Rote Meer und so.

"[Sie] setzten [sich] an einen Tisch und Ruby sah traurig auf den Tisch." Mary-Sue will natürlich wissen, was los ist und fragt, ob sie etwas falsch gemacht hätte. Dabei legt sie ihre Hand auf Rubys Arm! (Ich würde an dieser Stelle mehrere Ausrufezeichen hintereinander schreiben, sehe mich aber an den Grundsatz gebunden, dass Satzzeichen keine Rudeltiere sind.) JETZT, liebe Mary-Sue, hast du etwas falsch gemacht. Sie kennt Ruby seit ca. 200 Wörtern, wenn's hochkommt und dringt jetzt schon in die Wohlfühlzone ein. Sowas macht man nicht.

Ruby ist das aber egal und und wundert sich darüber, dass Madison die einzige ist, die sich ihr nähert. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich schon ein Kapitel weitergelesen habe und Ruby ihre potentielle neue Freundin gerade gehörig anlügt, denn der Grund für ihre Außenseiterrolle ist absolut kein Geheimnis.
Nach einer Beschreibung Rubys, bei der Mary-Sue das Verlangen äußert, ihrer neuen ABFF in die Wange zu kneifen wie alte Omas das immer tun, lacht sie und sagt, dass Ruby so aussähe, als sei sie nicht gefährlich. Das sind Mobbing-Opfer meistens nicht, liebe Madi-Sue, aber danke für das Foreshadowing.
Die beiden werden im Laufe des Tages beste Freunde, aber natürlich wird so auch Mary-Sue zur Außenseiterin. Macht ihr aber nichts aus und sie geht nach Hause, wo gesagt wird, dass ihre Schwester ja immer Nachtsicht hat und deswegen nie gleichzeitig mit ihr zu Hause ist. Das steht im Übrigen wirklich so im Text. Ich habe da keine zwei Buchstaben drin vergessen. Es sei denn die Schwester hat wirklich Nachtsicht. Das wäre irgendwie ziemlich cool. Wenn es schon keine Eltern gibt, die Jahre lang auf Geschäftsreise sind, muss es wenigstens das sein.

Am nächsten Morgen. Da wir dem ganzen Prozedere schon am ersten Tag aus dem Weg gegangen sind, muss sich natürlich unbedingt jetzt dezent geschminkt werden. Mit rotem Lippenstift versteht sich. Wir erfahren zudem, dass Mary-Sue blaue Augen und hüftlange "dunkel Blonde Haare" hat. Nett, dass die wichtigen Adjektive immer so hervorgehoben werden. Das sollte unbedingt in einer Rechtschreibreform so angenommen werden. Da es anscheinend keine Kleiderordnung in der Schule gibt trägt sie zu ihrer Bluse die obligatorischen Hotpants, die immerhin nicht zu heißen Pfannen oder Füllern wurden.

Ruby erscheint in der Schule erst zur Mitte der Stunde und hat angeblich verschlafen. Da der Unterricht dann eh für die Katz wäre, quasseln sie die ganze Restzeit durch, bis sie ermahnt werden und weil sie ja solche Rebellen sind (wir lesen ja eine Mafia-Geschichte) schreiben sie einfach Zettelchen.

Auch an diesem Tag ist nach einer Stunde schon wieder Mittagspause und als die beiden in der Cafeteria sitzen,  kommen auf einmal zwei in schwarz gekleidete Männer rein. An normalen Schulen wäre längst Amok-Alarm ausgelöst worden, hier aber nicht. Die beiden suchen offenbar nach Ruby, aber unsere beiden Todesmutigen Protagonistinnen (ich musste das mit dem Großschreiben jetzt unbedingt auch mal probieren) schaffen es in die Kammer des Hausmeisters zu flüchten.
Madi-Sue schwört, dass sie "diesen Schweinen die Eier raus reisen" wird, aber Ruby zitiert daraufhin einen bekannten Song aus Coldmirrors Harry-Potter-Synchros. Jetzt redet Ruby bei mir mit Kaddis Hermine-Stimme. Toll. Wenigstens etwas Spaß beim Lesen.

Auf dem Nachhauseweg wird Madi-Sue dann dramatisch in einen Van gezogen, ohne dass man ihr vorher Kaninchenbabys oder Schokolade offeriert hat. Frechheit. Zum Glück ist einer der Entführer echt muskulös und hat einen Drei-Tage-Bart. Wenn sie nicht festgehalten worden wäre, hätte sie wegen ihm bestimmt sofort Tinder gelöscht, ich gehe jede Wette ein.

Der Entführer will aber etwas von ihr und brüllt sie an, sie solle ihm gefälligst seine Antwort beantworten. Die Dummheit dieser Aussage fällt auch Madison auf, denn sie fragt, was das denn bedeuten solle. Oder auch nicht. Kann ich nicht sagen, denn es gibt keine Antwort.
Das mit 00 bezwifferte endet damit, dass ihr "unbewusst Tränen aus den Augen" fielen.

Das nächste Kapitel enthält deutlich mehr traurige Fails als lustige. Sie wird zu einer Villa gebracht, die allerdings mehr so ein Schloss ist und wird dort festgehalten.

Wir erfahren, dass der Muskelmann da Tyler ist und Ruby seine Schwester, weswegen auch jeder in der Schule Angst vor ihr hat. Tyler denkt, dass Madi-Sue von einer gegnerischen Bande eingeschleust wurde und bedroht sie mit einer Waffe.
Tyler sagt die epischen Worte:"Wie kann ich mir sicher gerhen, dass sie nicht eine von mein Feinde angehört" und Madi-Sue wird durch das Betteln von Ruby verschont. Glück gehabt. Also sie. Nicht ich.
Mr. Muskelmafioso mustert sie intensiv mit seinen Augen. Ich nehme an, das soll heißen, dass er in dem Moment nicht mit seinem Schwanz denkt. Lobenswerter Kerl.
Findet auch Madi-Sue und zwar, weil er seine Schwester so nett beschützt. Zumindest deutet sie das an, denn sie sagt, dass sie ihn ja gar nicht kennt.

Und als er sie nach Hause bringt, zeigt er sogar den Romantiker in sich, denn er sagt: "Ich meine du bist zu schön[,] um zu sterben." Er will sie am Gesicht berühren, aber Madison weiß, dass sich das nicht gehört und schlägt seine Hand weg. Ich erinnere hier mit Freuden an den Vortag, als sie Ruby betatscht hat, nachdem die beiden knapp zehn Worte miteinander gewechselt haben. Aber eine Mary-Sue darf sich solche Inkonsistenz im "Charakter" ja erlauben.

Nachdem er gefühlt zehn weitere Gefühlslagen durchlebt und auch nochmal einen Brüll losgelassen hat, fragt er endlich nach ihrem Namen. Hätte ich ja als Erstes getan, um ihre Identität zu überprüfen, aber wer bin ich schon, dass ich mir anmaße eine bessere Mafiosa zu sein.
Aufgrund ihres Namens findet er in Windeseile ihre Adresse raus und schon ist Madi-Sue wieder zu Hause. Ihre Abwesenheit konnte ja eh keiner bemerken.

Erschreckt stelle ich fest, dass das zweite Kapitel erst halb durch ist und ich mit den Nerven schon völlig am Ende. Ich dachte eine Mary-Sue in der Geschichte zu haben, wäre eine Bedingung, die damit einhergeht, kurze Kapitel zu schreiben.

Aber bevor ich schlussmache, habe ich doch noch einmal kurz weiter überflogen und kann euch nicht vorenthalten, dass Madi-Sue über Nacht von ihrer Schwester zugedeckt wurde, am nächsten Morgen aber die blauen Flecken vor ihr verbergen will, als diese ins Zimmer kommt. Vielleicht sollte ihr mal jemand ein Professor Layton Spiel schenken, um ihr logisches Denkvermögen zu fördern.

Im Weiteren scheint auch nicht viel zu passieren außer, dass Madi-Sue jetzt beschattet wird und in der Schule mit einem Kerl redet, der ihr ihre Fragen über Tyler (ich muss den Namen jetzt nochmal erwähnen, weil ich so stolz bin, dass ich ihn mir gemerkt habe) nicht beantworten will. Das Gespräch hat die Handlung zwar inhaltlich nicht vorangetrieben, aber immerhin steuern wir jetzt auf ein Liebesdreieck zu. Ich kann das aber länger mit ansehen, schreie laut "Käpt'n Niveau, wir sinken" und springe von Bord, weil mir das Bermuda-Dreieck doch eine bessere Alternative zu sein scheint.

Da ich den mir in der Schule einbläuten Formen nicht entfliehen kann, kommt hier mein kurzes Fazit: Am Anfang war es noch ganz lustig, es zu lesen, aber die Formfehler in der Interpunktion machen es einem gut konditionierten Menschenhirn nicht gerade einfach. Noch dazu ist es sehr schleppend, sodass auch die unbeabsichtigten Gags nicht mehr weiterhelfen. Ich habe genug davon und ich denke, dass das Material reicht, um Leute gegen das Buch aufzubringen.

Meine weiteren Recherchen haben ergeben, dass es insgesamt 58 Kapitel gibt und auch noch einen Folgeband, also fühlt euch frei, es zu lesen und mir zu berichten.

Ich überlege jetzt, ob ich mir nochmal die erste Staffel Daredevil reinziehen soll, um mein Bild der Mafia wieder geradezurücken und auch auf meine nächste Hetze vorzubereiten.

Bis bald.

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