11. Finger weg vom koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk!
Heute widme ich mich "Don't touch Alpha's Mate" von xXAphrodite, wo im Titel zwar schon mal alle Apostrophe sitzen, ein Artikel aber schmerzlich vermisst wird. Zudem müsste das "touch" auch noch groß geschrieben werden, aber ich hänge mich ja grundsätzlich nie an Kleinigkeiten auf.
Den Klappentext überspringe ich in weiser Voraussicht, denn ich, als jetzt schon geübte Leserin von Badfics, erkenne auf einen Blick, dass sich dieser in etwas, was sich Prolog nennt, wiederholen wird. Ich habe Recht.
Die Protagonistin beginnt ein neues Leben in Florida und "der startet auch ziemlich gut." Sie parkt, wechselt dabei genauso geschmeidig vom Präsens ins Präteritum wie sie in die Parklücke reinfährt und geht zum Schulgebäude, wo ihre Aufmerksamkeit augenblicklich auf einen grünäugigen Kerl fällt, der gerade von einem Mädchen abgeleckt wird, das anscheinend ein Breitmaulfrosch ist.
Man erfährt außerdem, dass die reizende Hauptdarstellerin dieser Geschichte eine gespaltene Persönlichkeit besitzt und dieses zweite Ich auch ständig in Form ihres Wolfes namens Ashley präsent ist. Dass sie ein Werwolf ist, habe ich mir ja schon fast gedacht, aber wozu dann die gespaltene Persönlichkeit? Soll das ihre Mary-Sue-Haftigkeit noch weiter hervorheben, weil es sie noch besonderer macht? Wenn ja ist das in diesen ersten paar Sätzen schon wunderbar gelungen und ich weiß noch nicht einmal, wie die Gute eigentlich heißt.
Spannung und Atmosphäre werden nicht aufgebaut, stattdessen wird gleich zum Punkt (mit denen die Autorin offensichtlich besser kann als mit Kommata, denn die sind ganz random über den ganzen Text verteilt) gekommen. Grünauge ist Mary-Sues "Mate", ihr Gefährte. Oder er hat ein koffeinhaltiges Trendgetränk bei sich.
Viel mehr passiert im Prolog/Klappentext auch nicht und ich habe jetzt bestimmt schon länger über ihn sinniert, als er eigentlich lang ist.
Aber sei's drum.
"Chapter 1" beginnt nicht da, wo der Prolog geendet hat, sondern wie ich es einschätzen kann früher am selben Morgen. Die Protagonistin ist im Gegensatz zu Grünauge Kaffeetrinkerin und begründet ihr frühes Aufstehen (es ist 6:23 Uhr) damit, dass sie "gerade noch so, davon gekommen" ist. Nicht, dass sie gleich zur Schule müsste oder so und das das zu 100% validere Argument von beiden wäre, wenn 0x100 nicht gleich 0 wären und diese Relativierung mathematisch also nicht aufgeht.
Da sie noch ein wenig Zeit hat, denkt die Protagonistin noch etwas über sich selbst nach und stellt sich in Gedanken vor. Sie heißt Scarlett Waldorf, obwohl ich stark vermute, dass das nur ihr Deckname ist und sie eigentlich Mary-Sue heißt, denn irgendwer hat ihr ganzes Rudel - bis auf sie versteht sich - umgebracht. 235 Leute tot.
Moment mal, schreit da gerade die Wolfkennerin in mir auf. (Ob ich wohl auch so einen inneren Wolf habe, der da gerade mit mir kommuniziert?) Wölfe leben in Familienverbänden von um die zehn Tiere. Fortpflanzen tun sich allerdings nur die beiden Alphatiere. Also entweder da hat wäre wohl jemand lieber ein Werkaninchen geworden (so à la Wallace and Gromit) oder aber jeglicher Bezug zu Wölfen wurde bis auf Name und Optik ignoriert. Sie hießen im Übrigen die "Skys". Grundkenntnisse der englischen Sprache wurden also genauso sträflich missachtet.
Es folgt Morgenroutine und nachdem dann auch noch ihr Outfit en detail beschrieben wurde, verlässt sie endlich die Wohnung, um zur Schule zu gehen. Als sie dies jedoch tut "um [fängt sie], die Apartment Atmosphäre". Ich könnte jetzt an dieser Stelle Hobbypsychologin spielen und versuchen das mit ihrer gespaltenen Persönlichkeit in Verbindung zu setzen (die sich laut Text stärker hervorgehoben hat, seit ihre Familie getötet wurde, was meine Hypothese unterstützen würde), denn es ist durchaus denkbar, dass "ihr Wolf" ihr erhöhtes Sicherheitsbedürfnis repräsentiert und sie durch die Apartmentatmosphäre nach verlassen desselbigen auch in der "Außenwelt" noch heimisch fühlen lassen will. Aber das ist nur meine Auslegung und wenn ihr es anders seht, fühlt euch gerne dazu eingeladen, hier einen dicken fetten Logikfehler anzumerken.
Allem Anschein nach ist "Don't touch Alpha's Mate" nicht nur eine Werwolfgeschichte, sondern gleichzeitig auch eine Star Trek FF, denn Scarlett "biemt" sich (mit dem Aufzug) nach unten. Dort tritt sie ins Freie und direkt kommt eine melancholische Stimmung auf, denn sie lauscht dem "Gezwitscher, der summenden Vögel". Dass Kolibris "Hummingbirds" sind und es somit Vögel gibt, die summende Geräusche von sich geben, ist mir durchaus bewusst, aber Singvögel sind sie keine. Da hat Frau Naturkennerin-Werwolf sich wohl zu oft mit sich selbst unterhalten, anstatt sich der Allgemeinbildung zu widmen. So pinkelt sie sich nur selbst ans Bein. So wie Reviermarkierung, 'stehste?
Da sie eine so naturverbundene Person ist, steigt sie daraufhin in ihren Audi, um in voller Lautsstärke Lieder einer mir unbekannten Sängerin namens "Evansence" zu hören. Da sie die schöne Frauenstimme mag, empfehle ich an dieser Stelle die US-amerikanische-Band "Evanescence", die einen frappierend ähnlichen Namen aufweist, aber wenn man die Musik schon hört, wird man wahrscheinlich auch wissen, dass es erstens keine Solokünstlerin ist und zweitens wie diese geschrieben wird, weswegen ich es ausschließe, dass Mary-Sue gerade "Bring Me To Life" mitgröhlt.
Danach passiert nichts, was wir nicht schon kennen, denn die Textpassage ist der Klappentext/Prolog. Und jetzt darf ich auch noch ein Schrägstrich Ende des ersten Kapitels hinzufügen, sollte das Ganze noch ein viertes Mal auftauchen.
"Chapter 2" entfaltet nun endlich das gesamte Drama des Klappentexts/Prologs/Ende des ersten Kapitels, denn Mary-Sue ist bittlerlich am Weinen, weil der Kerl, dem sie anscheinend schon so nah auf die Pelle gerückt ist, dass sie seine Augenfarbe erkennen konnte, obwohl er gerade anderweitig beschäftigt war, eine andere hat. Natürlich reagiert sie sofort.
"Ashley übernahm [den] Stock sauer" und gibt dem "Püppchen" eine "ordentliche Schelle". Dabei "fliegt" ihr Gesicht geschockt (und außerordentlich cartoonmäßig) zur Seite, slidet also quasi von ihrem Kopf weg, so wie ich das verstehe. Geht sowas im Star Trek Universum überhaupt?
Die Attacke unterstützt sie auch noch verbal, bringt aber immerhin ein Kompliment für ihre Kontrahentin unter, denn sie droht ihr den "scheiße voll geladenen Kopf" abzureißen. Immerhin gesteht sie sich ein, dass die andere (im Gegensatz zu ihr) etwas in der Birne hat. Dafür ziehe ich ihr ein Prozent Mary-Sue-Haftigkeit wieder ab.
Ihre Augen sind "bereits rot"(wahrscheinlich vom Marihuana-Konsum, denn wir erinnern uns: Naturverbundenheit in einer Werwolfkommune) und sie merkt, dass Grünauge und seine Ische beide Werwölfe sind. Er ist sogar ein Alpha und droht: "Niemand , wagt es jemanden , aus meinem Rudel , auch nur ein Haar zu zupfen ."
Noch so eine Kommune also. Elende Hippies.
Mary-Sue und ihre Zweitpersönlichkeit sind ganz traurig, weil ihr Leben jetzt ruiniert ist, weil ihr vorbestimmter Gefährte sie nicht haben wollte. Deswegen verdünnisiert/ieren sie sich auf die Toilette, leider ohne sich dabei zu beamen und spritzt/en sich Wasser ins Gesichter. Die in ihrer Ganzheit bebenden Nase deutet an, dass mit ihrem Gesicht gleich vielleicht dasselbe passiert wie mit dem der anderen Werwölfin.
Nach ein paar Gedanken zu der Nacht, in der ihre Familie starb, die uns aber nichts weiteres offenbart haben, taucht der Mate(trinker) wieder auf und ein brutaler Cut (wie der an ihrer Hand, weil sie in lauter Rage den Spiegel zerschlagen hat) lässt uns bangen, was als nächstes kommen wird.
"Chapter 3". Immer noch das Mädchenklo. Mary-Sue switcht zwischen (swasiländischen Zwetschgen, nein lassen wir das) einem äußeren Dialog mit Grünauge, der nach wie vor namenlos bleibt und einem inneren mit Ashley. In beiden geht es darum wie scheiße sie sich fühlen, weil sie nicht zusammen Mate trinken gehen können und dass es sie innerlich zerreißt. Bis in den Tod hinein.
Mary-Sue schwört ganz nebenbei bittere Rache, stolziert davon und sucht dann "mit normalen Schritten" das Sekretariat auf, um das mit dem zerstörten Spiegel zu beichten anstatt es einfach auf sich beruhen zu lassen wie jeder andere Schüler in jedem Land der Welt das tun würde. Es sei denn es hingen Kameras auf dem Klo und da möchte ich nicht weiter drüber nachdenken. Aber eins sei ihr gesagt, die Sternenflottenakademie nimmt sie nach der Aktion mit dem Spiegel nicht mehr an.
Tja, noch blöder ist es, wenn der Schulleiter der Vater von Grünauges Verlobter ist und jetzt, also eigentlich in "Chapter 4", ganz viel Ärger wartet.
Mary-Sue kann es immer noch nicht fassen. Ihre Auserwählter ist verlobt. Das wird wohl nichts mit Frei-Mate auf Lebenszeit. Aber eigentlich ist es äußerst heuchlerisch von ihr, sich über eine Verlobung zu echauffieren, denn sie ist schließlich schon verheiratet. Wir erfahren allerdings nicht mit wem. Lediglich die Tatsache, dass sie "Mrs. Waldorf" genannt wird, offenbart dem aufmerksamen Leser dieses Detail.
Eine weitere Eskalation des Gemüts der Protagonistin erfolgt , sie haut schon wieder beleidigt ab und weil sie anscheinend die Eigenschaften einer Kugel beim Flipper hat, läuft sie erneut in Grünauge rein. Sie streiten sich, schreien rum letzten Endes küsst er sie - um ihr dann zu sagen, dass dieser Kuss nichts zu bedeuten hat.
Der nächste Part beinhaltet kein Kapitel, sondern ist eine Info, dass eine andere Geschichte der Autorin abgebrochen wurde. Das nutze ich jetzt als Gelegenheit und breche die Lektüre an dieser Stelle auch ab, denn ich habe das Gefühl, dass es ab jetzt redundant wird und sich die Geschehnisse an anderen Locations wiederholen. Das einzig Neue, was ich noch erwarten würde, wäre, den Namen von Grünauge zu erfahren.
Dabei halte ich es für gar nicht so unwahrscheinlich, dass er wirklich Grünauge heißt, denn diese Hippie-Kommunen können ja schon echt seltsam sein.
Mein Fazit ist eindeutig. Es handelt sich bei "Don't touch Alpha's Mate" mehr um eine Star Trek Fanfiction als um eine Werwolfsgeschichte, denn nach vier Kapiteln und einem Prolog/Klappentext/Ende des ersten Kapitels ist noch nichts vorgekommen, was sich mit Wölfen in Verbindung bringen ließe mit Ausnahme der Wörter Wolf, Rudel und Alpha. Die kann ich aber auch unterbringen, indem ich sage: "Ich muss heute noch den Fleischwolf anwerfen, um genug Hack für's Abendessen zu haben, denn die werden sich da wieder alle wie ein Rudel wilder Tiere draufstürzen, während sie sich diese eine Sendung bei ARD-alpha ansehen."
Auch der Hippie-Aspekt kommt hier nicht zu kurz und zeigt gleichzeitig Ausgestoßenheit von der Gesellschaft und Freiheit der Werwölfe, die unter schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen leiden.
Eine Geschichte, die beweist, dass Mary-Sues wirklich überall lauern und man ewig und drei Tage drumrum kommen kann, den Namen seines Protagonisten zu nennen.
Ich wäge jetzt ab, ob ich mir nicht mal eine Flasche Mate gönnen soll und suche jetzt eine Doku über Wölfe, um einem hier möglicherweise erlangten Trauma vorzubeugen. Die ARD-alpha hat da ja vielleicht was. Bis dann.
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