Das schlechteste aus beiden Welten
(Vom Stil her ähnlich wie „die Akademie", aber auf Spock bezogen. Orientiert an Aos, lässt sich aber glaube ich auch auf TOS Basis lesen)
Spock war anders. Er ist es schon immer gewesen und er wird es auch immer sein. Dessen war er sich bewusst, hatte sich doch nie jemand die Mühe gemacht, diese Tatsache vor ihm zu verstecken.
Die Tatsache, dass sein Vater ein Vulkanier und seine Mutter ein Mensch war, was ihn zu einem Kind zweier Welten machte, die eigentlich nicht zusammen passten. Ein Widerspruch. Ein Zwischenwesen, weder ganz vulkanisch noch ganz menschlich.
Auf Vulkan hatte man immer nur den Menschen in ihm gesehen. Die wenigen Emotionen, die er als Kind gezeigt hatte, waren auf seine menschliche Herkunft geschoben und als Schwäche abgetan worden. Und Schwächen durfte man sich auf Vulkan nicht erlauben. Denn dort galt das Recht des Stärkeren, wenn auch nicht auf so primitive Weise, wie in anderen Kulturen auf anderen Planeten. Man wurde für seine Schwäche nicht ermordet, nicht verletzt. Aber man wurde für sie ausgegrenzt und unterschwellig benachteiligt. So unterschwellig, dass niemand außer den Benachteiligten etwas davon mitbekam.
Denn der einzig logische Weg mit Schwächen um zugehen war, sie zu eliminieren. Sich stetig zu verbessern. Der Leistungsdruck auf Vulkan war gewaltig. Jeder wollte der Beste sein. Jede Minute wurde genutzt um sich selbst voran zu bringen. Dinge wie Spaß oder Freizeit gab es nicht. Entspannenden Aktivitäten wurde nur nachgegangen, wenn die Logik es gebot, da man sich sonst völlig zerstören würde.
Doch die meisten Vulkanier bemerkten gar nicht wie masochistisch all das war, da sie jede Emotion in sich einschlossen, da diese sie vom logischen Denken abhielten. Aber auch davon dem Leben einen anderen Sinn zu geben, als stetige Selbstoptimierung.
Spock jedoch hatte seine Mutter oft davon sprechen hören, dass eines der größten Ziele in der irdischen Kultur war, ein glückliches Leben zu führen. Erfüllt mit positiven Emotionen. Und manchmal, ein einsamen Momenten, in denen er sich sicher wusste, wünschte er sich das auch.
Doch so etwas war für ihn unmöglich. Schließlich wuchs er auf Vulkan auf. Hier vertrieben sich seine Mitschüler die Zeit damit, seine Emotionen aus ihm heraus zu locken, wobei sie jede noch so kleine Reaktion als Erfolg sahen. Spock verstand nicht wieso sie diese Verhaltensweise zeigten. War es nicht unlogisch, solch banale Spiele zu spielen?
Vielleicht versuchten sie ihn damit auf seine Schwächen hinzuweisen, damit er an eben diesen arbeiten konnte. Das wäre logisch. Doch war das der richtige Weg? Außerdem sollte ihnen bekannt sein, dass Spock sich dieser Eigenschaften sehr wohl bewusst war. Schließlich war ihm von klein auf eingetrichtert worden, dass er so wenig wie möglich von seiner menschlichen Seite zeigen sollte.
Vielleicht zeigten sie dabei aber auch indirekt ihre eigenen, tief im inneren verdeckte Gefühle. Eventuell fühlte sie sich dadurch ja überlegen und konnten es nur nicht zuordnen.
Das war auch etwas, was Spock beobachtet hatte. Dadurch, dass Vulkanier ihre Gefühle stets unterdrückten fiel es ihnen schwer diese einzuordnen, zu verstehen und damit umzugehen. Zwar hatte er so gut wie keine Gefühlsausbrüche bei Vulkaniern mitbekommen, doch hatte er gesehen, wie unbeholfen sie sich in Gegenwart anderer, emotionaler Spezies, wie etwas Menschen, verhielten. Aber er merkte es auch an sich selbst.
In den seltenen Fällen, in denen er eine Emotion zuließ, hatte er Probleme damit, diese wirklich konkret zu benennen. Natürlich wusste er wie sich verschiedene Gefühle anfühlen sollten, doch sie selbst zu spüren war etwas ganz anderes.
Aber was auch immer die Motivation seiner Mitschüler darstellte, eines hatten sie auf jeden Fall geschafft. Spock hatte sich lange Zeit dafür gehasst, was er war. Doch gleichzeitig hatte er gewusst, dass er daran nichts ändern konnte und sein Selbsthass völlig unlogisch war. Dafür hatte er sich nur noch mehr gehasst.
Er hatte begonnen zu rebellieren. Nicht im großen Stil. Zumindest nicht nach menschliche Maßstäben. Es waren immer nur Kleinigkeiten gewesen. Kleinigkeiten, die wie Zufälle aussehen hätten können. Doch Vulkanier glaubten nicht an Zufälle.
Seinen Vater hatte er damit auf jeden Fall verrückt gemacht. Nach vulkanischen Verhältnissen, natürlich.
Und auch die ein oder andere Respektsperson hätte er so in den Wahnsinn getrieben, wenn diese so etwas zulassen würde.
Doch irgendwann fiel ihm auf, dass das nicht der richtige Weg war. So schottete er sich bloß nur noch mehr ab, obwohl er doch eigentlich nur dazugehören wollte. Also änderte er seine Strategie und beschloss, allen zu zeigen, dass ihn seine menschliche Seite keinesfalls benachteiligte.
Daraufhin begann Spock noch härter zu arbeiten, noch mehr zu lernen und sich noch stärker anzustrengen. Und diese Maßnahmen zeigten Wirkung! Er schaffte es mit den anderen Vulkaniern mitzuhalten, war teilweise sogar besser als sie. Doch seine Hoffnung, sie würden ihn als einen von ihnen anerkennen, erfüllte sich trotzdem nicht.
Zwar erntete er Anerkennung für seine Leistung, welche Vulkanier im allgemeinen nur sporadisch verteilten, doch wurde auch jedes Mal wieder seine menschliche Hälfte angesprochen. Immer hieß es: „trotz seiner menschlichen Mutter" oder „obwohl er zum teil Mensch ist"
Irgendwann wurde Spock klar, dass sich dies niemals ändern würde. Also fasste er einen Entschluss. Er war gewagt, das wusste Spock, und er würde auf eine Menge Unverständnis und Kritik stoßen, doch das interessierte ihn nicht mehr. Seine Entscheidung stand.
Er würde der Sternenflotte beitreten, die zum Großteil aus menschlicher Besatzung bestand.
Lange hatte er über diesen Beschluss nachgedacht. Zum einen fühlte es sich an, als würde er den Kampf gegen seine menschliche Hälfte aufgeben. Die Vulkanier würden ihn deshalb für schwach befinden und all seine Mühen wären umsonst gewesen. Allerdings musste er niemandem etwas beweisen, wie er schließlich verstand. Er hatte lange genug unter den vulkanischen Vorstellungen eines erfüllten Lebens gelebt. Nun war es Zeit die der Menschen zu erleben.
Er hoffte, dass sie ihn so akzeptieren würden, wie er war.
Er irrte sich.
Er konnte seine Vulkanische Erziehung nicht einfach ungeschehen machen. Das Ablegen aller Gefühle, das uneingeschränkte Vertrauen auf die Logic. All das war viel zu tief in ihm verwurzelt um es einfach zu vergessen.
Sollte er einfach mit den gefühlseindemmenden Meditationen aufhören, würde es ihn warscheinlich maßlos überfordern. Schließlich war er Emotionen nicht gewohnt. Außerdem stimmte er der Vulkanischen Einstellung gegenüber der Logik auch gewissermaßen zu.
So behielt er seine vulkanischen Verhaltensweisen bei und musste feststellen, dass er auf der Erde als das wahrgenommen wurde, was er war. Ein Kind zweier Welten. Auf ewig.
Auf dem einen Planeten war er zu emotional, benachteiligt und schwach. Auf dem andern war er zu kalt, zu belehrend und alles in allem nur ein Kopf ohne Herz.
Auf Vulkan war er ein Mensch. Auf der Erde ein Vulkanier.
Niemals war er einfach Spock.
Dabei wollte er doch nie mehr oder weniger sein.
Doch einen Lichtblick gab es und der nannte sich „Enterprise".
Auf diesem Raumschiff hatte Spock das erste Mal in seinem Leben das Gefühl, so akzeptiert zu werden, wie er war.
Natürlich stieß er oft auf Unverständnis seinem Verhalten gegenüber, doch wurde er hier nie dafür ausgegrenzt, wer er war und selbst in den herablassenden Kommentaren des Schiffsarztes, ließen sich Spuren von Zuneigung und Freundschaft erkennen.
Endlich hatte Spock so etwas wie ein Zuhause gefunden. Einen Ort voller Menschen, die ihn schätzen, wie er war. Endlich.
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