13. Kapitel
Kapitel 13
'Hijge..'
"Und er ist wieder da", sagt Seungmin, meint es aber gar nicht pissig.
Nein, er freut sich sogar darüber das Jisung wieder da ist, im Wohnzimmer auf der Couch zusammen gerollt, an Minho seiner Brust, liegt und friedlich schläft.
"Das ist er.", murmelt Minho, streicht beruhigend durch Jisung seine Haare, gähnt.
Die ganze Nacht lag er, wiedermal wach, damit Jisung sich beruhigt und vor allem friedlich schläft.
Gestern war anstrengend für den jüngeren, hatte allein bei Minho Zuhause noch drei Panikattacken, welche urplötzlich gekommen sind.
Keine Ahnung, was gestern los gewesen ist, aber die Nachricht von Jisung hat ihm Sorgen bereitet, also war er in weniger als zehn Minuten bei Jisung Zuhause.
Dort hat seine Oma die Tür aufgemacht, ihn breit angelächelt und gemeint das Jisung oben sei.
Sie hatte ihn sofort erkannt gehabt und ist mehr als nur glücklich darüber gewesen, das sie noch Freunde sind.
Er wollte sie auch nicht verbessern und meinen das sie erst seit kurzem wieder Freunde sind.
Das wäre zu kompliziert gewesen und Jisung hat ihn gebraucht.
Also ist er nach oben gegangen, in Jisung sein Zimmer.
Dieser lag zitternd in Bett, hat kaum etwas mitbekommen.
Es hat Minho gefühlte Ewigkeiten gekostet, bis sein braunhaariges Eichhörnchen ihn endlich bemerkt hat.
Erst dann wurde ihm klar, das Jisungs Panikattacken nie weg gewesen sind.
Er hatte früher schon welche, wegen zu vielen Menschen oder anderen Gründen, aber so schlimm wie gestern waren sie noch nie.
Aber hatte Jisung auch nichts gesagt gehabt.
Auch nicht, als der ältere die Wunden an seinem Oberschenkel gesehen und kurz darauf liebevoll versorgt hatte.
Aber Minho hat auch nichts gesagt.
Er hat ihn nur liebevoll angelächelt und einen sanften Kuss auf die verbundenen Oberschenkel gegeben.
Danach meinte er zu Jisung, das dieser bei ihm schlafen würde.
Der jüngere hat sich noch nicht einmal gewährt.
Auch nicht als der ältere seinen Rucksack gepackt hat.
Zu Jisung seiner Oma hat er dann gesagt, dass das Eichhörnchen für die nächsten zwei Tage bei ihm schlafen würde, wegen einem Schulprojekt.
Diese hat nur breit gelächelt und genickt.
Sie meinte auch das sie das Hajun sagen würde.
Etwas woran Jisung gar nicht gedacht hatte.
Sein Vater...
Kaum hat ihn die Realität dadurch eingeholt, wollte er Minho sagen das dies nicht geht.
Das er Zuhause bleiben muss.
Doch sind die Worte in seinem Hals stecken geblieben und er war keine zehn Minuten später wieder in der WG.
Seiddem liegen beide auf der Couch.
Haben kaum ein Wort miteinander gesprochen...aber beiden geht es besser, seid dem der andere in der Nähe ist.
"Kann er nicht hier einziehen?", fragt Seungmin, weshalb Minho ihn überrascht anschaut.
Damit hat er wirklich nicht gerechnet, aber war er eben auch, absolut, in Gedanken an den gestrigen Tag gewesen.
"Warum das?", fragt er, auch wenn er am wenigsten etwas dagegen hätte.
Jisung in seiner Nähe zu wissen...zu wissen, dass ihm nichts passieren kann...das würde ihn definitiv wieder richtig schlafen lassen...aber so einfach ist das gar nicht.
"Ich mag es ihn hier zu haben. Ich mag ihn...und er macht den Haushalt, welchen ich nicht machen möchte. Er ist süß und vor allem wirkt er hier einfach gelöster und nicht so ängstlich...Kann er nicht einfach hier bleiben?"
"Er ist sechszehn, Minnie.", schmunzelt Minho, drückt Jisung sanft enger an sich, deckt ihn zu.
"Ja und? Ich auch und Changbin ist auch erst siebzehn. Wo ist da das Problem? Hier ist er doch sicherer.."
"Ich weiß, Minnie, und glaub mir... ich will nichts lieber, als Jisung bei mir zu haben, ihn in Sicherheit zu wissen, aber das ist nicht so einfach," sagt Minho leise, während er Jisung weiter sanft im Arm hält.
Seungmin runzelt die Stirn und setzt sich neben die beiden auf die Couch. "Warum nicht? Es ist doch klar, dass es ihm hier besser geht. Vielleicht würde er sich sogar schneller erholen, wenn er weiß, dass er nicht allein ist."
Minho seufzt, schaut auf Jisungs friedliches Gesicht und streicht ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ja, aber es ist kompliziert. Sein Vater... die Schule... all das. Wir können ihn nicht einfach hierbehalten, ohne dass jemand etwas merkt."
"Was ist, wenn wir das erklären? Seine Oma scheint es doch auch nicht zu stören, wenn er hier ist," erwidert Seungmin, die Augen hoffnungsvoll. "Vielleicht würde sie sogar zustimmen."
Minho nickt langsam. "Möglich... aber ich weiß nicht, ob Jisung das wirklich will. Er hat mir nichts gesagt, weder über die Panikattacken noch über... die anderen Dinge." Er senkt den Blick und spürt erneut die Sorge, die sich wie ein Knoten in seiner Brust festsetzt.
Seungmin legt eine Hand auf Minhos Schulter. "Dann frag ihn. Aber ich denke, du kennst die Antwort schon. Jisung fühlt sich hier sicher – und das ist im Moment das Wichtigste...Er möchte deine Nähe...sonst würde er jetzt nicht wie so ein Klammeraffe an dir hängen und so tun als würde er noch schlafen."
Minho schmunzelt, blickt zu Jisung runter, welcher die Augen noch zu hat, die Ruhe in Person ist.
"Ich schlafe noch.", murrt Jisung, "..aber du bist zu laut und zu nervig, Kim Seungmin."
"Das ist das längste, was du in den ganzen Jahren zu mir gesagt hast! Das macht mich so glücklich!", schnieft Seungmin gefakt, strahlt dabei über das ganze Gesicht.
Etwas was Jisung ein minimales lächeln entlockt.
Aber nur ganz kurz.
"Kann er nicht einfach den Mund halten?", fragt das Eichhörnchen Minho leise, welcher nur lacht.
Sein Lachen löst etwas in Jisungs Innerem aus, etwas Warmes, das er nicht ganz versteht, aber was ihm guttut...und Angst macht.
Er zieht die Decke ein wenig höher und drückt sich noch näher an Minho. Doch bevor er wieder in seine friedliche Stille abtauchen kann, meldet sich Seungmin erneut zu Wort.
"Minho, ist das hier eigentlich der Beginn einer romantischen Komödie, oder darf ich auch mit auf die Couch? Ich will auch Teil dieser Schnulze sein," sagt Seungmin mit einem breiten Grinsen...etwas was den älteren dazu bringt die Augen zu verdrehen, ein Kissen nach dem jüngeren zu werfen.
Wieso kann dieser Idiot eigentlich nie den Mund halten, wenn's angebracht ist?
Jisung öffnet ein Auge und wirft Seungmin einen scharfen Blick zu. "Wenn du dich hier draufsetzt, bin ich weg. Und glaub mir, du passt hier nicht mehr rein."
"Oh, glaub mir, ich kann mich überall reinquetschen, wenn ich will. Frag Changbin," sagt Seungmin und zwinkert übertrieben.
Minho lacht wieder, diesmal lauter, was Jisung nur noch tiefer in die Couch sinken lässt. "Seungmin, du bist wirklich unmöglich."
"Unmöglich charmant," korrigiert Seungmin ihn sofort, legt eine Hand auf sein Herz und tut so, als wäre er von Minhos Worten tief getroffen.
"Aber ehrlich, Jisung, du solltest das öfter machen – du siehst so viel lebendiger aus, wenn du mal sprichst. Na gut, außer du redest mit mir. Dann siehst du aus, als würdest du gleich sterben..als wäre ich Corona höchstpersönlich."
Jisung murmelt etwas Unverständliches, zieht sich die Decke über den Kopf und brummt leise.
"Ich rede nur, wenn es absolut nötig ist. Und bei dir ist es einfach nie nötig."
Seungmin lacht hell auf, freut sich über jeden weiteren Satz von Jisung einfach mehr.
Etwas was Hyunjin unbedingt sehen müsste...das ist irgendwie schon ziemlich süß, findet Minho.
"Oh, das ist das Beste, was ich den ganzen Tag gehört habe. Mach weiter so, du wirst noch mein bester Freund! Ich liebe deine Art!"
"Träum weiter," murrt Jisung unter der Decke hervor, aber ein Lächeln huscht über sein Gesicht, das Minho bemerkt.
Dieser streicht ihm sanft über den Rücken. "Lass ihn, Jisung. Seungmin ist ein bisschen wie ein Hund – er hört nie auf, bis man ihm endlich Aufmerksamkeit gibt."
"Ein Hund? Eher eine Kakerlake, die nicht totzukriegen ist," murmelt Jisung, was Minho wieder zum Lachen bringt...die Sprüche hatte er vermisst.
Jisung hat in diesem Moment keine Angst irgendwas zu sagen...und das macht ihn einfach nur glücklich.
Kann es nicht wieder öfters so sein?
Er hat es so vermisst..ihn nicht mehr so ängstlich zu sehen, aber wer weiß wie lange das bleibt...
Seungmin klatscht in die Hände. "Ich nehme das als Kompliment! Kakerlaken überleben alles. Du siehst also: Ich bleibe. Für immer."
"Oh Gott, bitte nicht..", murmelt Jisung, sieht den ältesten im Raum flehend an.
Er möchte das Seungmin geht...er möchte allein mit Minho sein.
Selbst Changbin ist bei Felix.
Woher er das weiß?
Felix schreibt ihm alles aus seinem Leben.
Irgendwie ist es ja süß, aber hat er nie die Kraft ihm zu antworten...auch weiß er nie was er antworten soll.
Hatte Ewigkeiten auch keine Freunde.
"Seungmin, hast du nicht irgendwie ein Telefonat mit Hyunjin zu führen?", fragt Minho, schaut zu dem schwarzhaarigen, welcher nur schmollt.
"Ich merke schon, ich bin unerwünscht, aber ja das habe ich! Aber ich werde mich nicht geschlagen geben und wieder kommen!"
Dann steht er auf, verlässt das Wohnzimmer, bleibt aber nochmal kurz in der Tür stehen.
"Immer schön verhüten! Wir wollen alle keinen weiteren Minho!"
"KIM SEUNGMIN!",
Lachend rennt Seungmin weg, als Minho wieder ein Kissen in seine Richtung wirft.
Jisung in der Zeit setzt sich auf, reibt sich über die Augen.
"So ein kleines Kind... tut mir leid, falls er dich geweckt haben sollte.", sagt der ältere, widmet sich wieder komplett dem Braunhaarigen Jungen vor sich.
"Schon okay...hast du geschlafen?", fragt Jisung leise.
Als Minho mit dem Kopf schüttelt, schaut er auf seine Hände.
Hat ein schlechtes Gewissen.
"T-Tut mir l-leid.."
"Entschuldige dich nicht. Ich wollte es so.", sagt Minho, streicht ihm sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht, hebt sein Kopf dann an.
"Hast du Hunger?"
Jisung schüttelt den Kopf, schlingt seine Arme wieder um Minho, umarmt diesen.
Überrascht legt der ältere seine Arme um den jüngeren, hält ihn fest.
"Magst du mir von gestern erzählen?", fragt er dann leise, befolgt Seungmin seinen Rat.
Zögerlich schüttelt Jisung mit dem Kopf, möchte nicht darüber reden.
Nicht einmal darüber denken.
Auch wenn er morgen wieder nach Hause muss..etwas was er nicht möchte.
Mit einer Sache hat Seungmin absolut Recht.
Er fühlt sich sicher und wohl hier in dieser WG, möchte nichts lieber als hier bleiben.
Aber kann er es nicht, kann seine Mutter nicht allein lachen.
Diese würde heute auch aus dem Krankenhaus entlassen werden und seine Oma würde in drei Tagen wieder gehen.
Yehoo hat also nur ganze drei Tage Ruhe vor ihm...und auch die Tage jetzt im Krankenhaus, aber bald würde sie wieder darunter leiden...so wie Jisung selbst.
Aber er ist nicht wie Kihyun...er kann nicht einfach verschwinden.
Sie nicht allein lassen.
Das wäre das letzte was er könnte.
"Okay.", haucht Minho, nimmt es so hin.
Etwas anderes kann er auch nicht tun.
Auch wenn er nichts lieber möchte, als das Jisung ihm alles erzählt.
Alles erzählt was er sowieso schon am vermuten ist.
Doch ohne Beweise und Jisung seiner Zustimmung kann er nichts machen.
Stille breitet sich zwischen ihnen aus, nur das leise Ticken der Uhr im Hintergrund ist zu hören. Minho spürt das Gewicht von Jisung an seiner Seite, wie er sich an ihn klammert, als würde er in diesem Moment die ganze Welt draußen ausschließen wollen. Minho seufzt leise, legt seine Wange auf Jisungs Kopf, zieht ihn ein Stück enger an sich.
"Du musst nicht reden, Jisung," flüstert er. "Aber du weißt, dass ich immer hier bin, oder? Für alles."
Jisung nickt stumm, drückt sein Gesicht tiefer in Minhos Brust, als wolle er sich darin verstecken. "Danke," murmelt er schließlich, kaum hörbar.
Minho lächelt sanft, streicht ihm beruhigend über den Rücken. Es ist nicht viel, aber es ist genug für jetzt.
Draußen vor der Tür hört man plötzlich Schritte. Seungmin kommt zurück, bleibt jedoch davor stehen, als hätte er gemerkt, dass er in diesem Moment besser draußen bleibt. Vielleicht hat er tatsächlich mal etwas Feingefühl.
"Wenn du dich jemals umentscheidest und reden möchtest, dann bin ich da," wiederholt Minho, während er die Wärme zwischen ihnen spürt. Auch wenn Jisung schweigt, weiß er, dass er diesen Moment nicht verdrängen kann. Er wird da sein, wenn Jisung bereit ist, und das gibt ihm zumindest ein kleines bisschen Ruhe.
"Musst du nicht arbeiten?", fragt Jisung, weshalb Minho nur brummt, mit den Schultern zuckt.
"Ich muss erst am Wochenende arbeiten, mach dir deswegen keinen Kopf..möchtest du irgendwas bestimmtes machen?"
Jisung überlegt kurz, schüttelt dann den Kopf. "Ich will einfach nur hier bleiben und die Ruhe genießen," murmelt er und zieht die Decke fester um sich. Seine Augen wandern kurz durch den Raum, als suche er nach etwas, das er selbst nicht genau benennen kann.
Minho lächelt sanft, hebt Jisungs Kinn leicht an, damit ihre Blicke sich treffen. "Das ist völlig in Ordnung. Wir können einfach hierbleiben, nichts tun, wenn du das willst...aber Ruhe kann ich dir nicht versprechen. Seungmin ist Zuhause und so nervig wie ein kleines Kind, welches in der Trotzphase ist und keine Aufmerksamkeit bekommt."
Jisung nickt stumm, wirkt fast erleichtert, als ob allein die Erlaubnis, nichts zu tun, eine Last von ihm nimmt.
Zuhause muss er ständig irgendwas tun, weil er sonst ärger bekommen würde...und weil es sonst niemand tun würde.
Die Stille zwischen ihnen ist wieder angenehm, fast tröstlich, während sie sich aneinanderlehnen und die Zeit einfach verstreichen lassen.
Nach einigen Minuten meldet sich Seungmin von der Tür aus wieder zu Wort.
"Also, soll ich uns was zu essen bestellen, oder bleibt ihr beiden Liebesvögel den ganzen Tag so auf der Couch?"
Minho verdreht die Augen, aber er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, geht nicht weiter auf Seungmis Aussage ein. Jisung hat es noch nicht mal wirklich mitbekommen.
"Bestell uns was, aber nichts, was ewig dauert. Jisung muss schließlich gut versorgt werden als unser Gast.."
"Verstanden, Chef," ruft Seungmin mit einem übertriebenen Salut und verschwindet in Richtung Küche, während Minho und Jisung sich erneut in der ruhigen Atmosphäre verlieren.
Minho spürt, wie Jisung sich wieder enger an ihn schmiegt, als wäre er der einzige sichere Hafen in einem unruhigen Meer. Er hält ihn fest und genießt die Ruhe, auch wenn tief in ihm die Sorge weiterbrodelt. Aber in diesem Moment zählt nur, dass Jisung hier ist – bei ihm, in Sicherheit.
Und das reicht ihm. Für jetzt.
Als Jisung sein Handy vibriert, zuckt dieser etwas zusammen, ignoriert es aber gekonnt...möchte die Ruhe einfach genießen und an nichts denken...und Minho lässt ihn genau das tun.
Kurz darauf vibriert Minho seines, weshalb dieser drauf schaut.
Er hat eine Nachricht von seiner Schwester bekommen, eine andere von Kihyun?
Dieser hatte seine Nummer noch?
Krass.
Verwirrt klickt er auf diese, ignoriert die von seiner Schwester gekommt.
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Kihyun: Du und Jisung...seid ihr noch Freunde?
'Ja, warum?'
Kihyun: Schwer zu erklären.
'Liegt es mit dem zusammen was kein Han irgendwie über die Lippen bringt?'
Kihyun: was genau weißt du?
'Eigentlich absolut gar nichts, aber dumm bin ich auch nicht, Kihyun. Ich sehe es täglich an ihm.'
Kihyun: Wie geht's ihm?
'Würdest du ihn fragen, würde er sagen gut...aber schaust du ihn dir an, merkst du wie gebrochen er ist...Ich denke wäre ich an den einen Tag nicht ans Telefon gegangen...wäre er jetzt nicht mehr am Leben.'
Kihyun: Beschütze ihn...Ich weiß, das es genau das letzte ist was Jisung möchte. Er möchte niemanden mit in unser Problem ziehen, aber anders als er bin ich als Feigling abgehauen und habe einen zehnjährigen allein gelassen. Tue ihm nicht dasselbe an.
'Das würde ich niemals tun.'
Kihyun: Ich weiß, danke.
Kihyun: Schenk ihm die Liebe, welche er schon immer verdient, aber nie wirklich bekommen hat.
Kihyun: und sag ihm das ich ihn liebe.. und das es mir leid tut.
'Sag es ihm selbst, Han Kihyun.'
Kihyun: Ich kann es nicht.
'Warum nicht?'
Kihyun: weil ich mich so sehr dafür hasse, ihn allein gelassen zu haben. Ich hasse unsere Familie...so sehr aus vielen Gründen, aber Jisung war nie ein Grund dafür. Er war der Grund wieso ich überhaupt erst mit achtzehn abgehauen bin.
'Darf ich dich etwas fragen? Schlägt er ihn? Schlägt Hajun Jisung?'
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Darauf bekommt er natürlich keine Antwort mehr, aber Kihyun seine Nachrichten haben eigentlich nur alles bestätigt, was er sich gedacht hat, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Seufzend legt er sein Handy weg, widmet seine Aufmerksamkeit Jisung, welcher die Augen wieder geschlossen hat.
Dabei ein sanftes Lächeln auf den Lippen hat.
"Du bist so wunderschön", flüstert Minho, ohne überhaupt so wirklich darüber nach zu denken, was da über seine Lippen gekommen ist.
"Ich bin nicht wunderschön, Hyung. Ich denke du brauchst unbedingt eine Brille."
"Du bist der schönste Mensch der mir über den Weg gelaufen ist...dafür das früher als Kind so verdammt hässlich warst."
"Dito.", brummt Jisung, öffnet ein Auge, schaut den älteren an. "Du hattest aber anscheinend nhn ganz leichten Glow Up."
Minho lacht leise und Seungmin kommt zurück zu ihnen, nun absolut leblos..anders als vor einiger Zeit. "Hab Pizza bestellt."
"Alles klar...warum bist du eigentlich schon wieder hier? Ist alles okay?", fragt Minho, doch zuckt Seungmin nur mit den Schultern.
"Hyunjin kann in seinen Ferien doch nicht kommen... obwohl er es mir versprochen hatte. Ich bin deswegen pissed und hab aufgelegt."
"Oh Minnie..", seufzt Minho, während Jisung sich aufsetzt, den jüngeren anblickt.
"Kuscheln?"
"Du würdest wirklich mit mir kuscheln, statt mit Minho?"
"Sonst würde ich es dir nicht anbieten", brummt Jisung, streckt die Arme etwas aus.
Kurz darauf kuscheln beide.
Etwas was den ältesten nur schmunzeln lässt.
Süß sind sie ja schon...und mit Sicherheit würden sie auch sehr gute Freunde werden, wenn Jisung ihn allen jemals genug vertrauen wird.
Minho lehnt sich entspannt zurück, beobachtet die beiden, wie Seungmin vorsichtig seine Arme um Jisung legt, als hätte er Angst, ihn kaputt zu machen...
Doch Jisung reagiert ruhig, fast erleichtert, als er sich an Seungmin schmiegt.
Dabei mag Seungmin gar nicht wirklich den Körperkontakt.
Vielleicht sollte Minho davon ein Bild machen und dies Hyunjin schicken?
Dieser würde doch Safe eifersüchtig werden.
Minho spürt, wie sich eine leichte Anspannung in seiner Brust löst.
Es ist lange her, dass er Jisung so gelöst und offen gesehen hat. Vielleicht war es genau das, was er brauchte: die Nähe zu Menschen, die ihn verstehen, ohne dass er alles erklären muss...ohne das er überhaupt etwas sagen muss.
Seungmin bricht das Schweigen, seine Stimme leise, aber verspielter als zuvor...wieder etwas glücklicher.
"Ich kann's kaum glauben, dass ich das noch erlebe – Jisung kuschelt freiwillig mit mir! Jetzt fühle ich mich, als wäre ich im Himmel."
Jisung grummelt leise, drückt sein Gesicht in Seungmins Schulter. "Du redest zu viel, Seungmin.."
"Ich kann nicht anders. Du weißt doch nun schon vom letzten Mal, das ist meine Natur," erwidert Seungmin mit einem kleinen Lächeln, wobei er Jisung sanft auf den Rücken klopft.
Minho beobachtet die Szene mit einem leichten Schmunzeln, fühlt sich irgendwie erleichtert, dass Jisung zumindest für den Moment etwas Wärme und Leichtigkeit in seinem Leben zulässt.
"Vielleicht solltest du wirklich öfter hier sein, Jisung" murmelt er schließlich, seine Stimme sanft. "Du passt hierher...und anscheinend hat Seungmin einen narren an dir gefressen."
"Du doch auch!", murrt der jüngste im Raum, entlockt dem Eichhörnchen ein leichtes lächeln.
Dann hebt er den Kopf leicht und schaut Minho mit einem undefinierbaren Ausdruck an.
Es ist ein Mix aus Unsicherheit, Sehnsucht und Dankbarkeit...und vor allem Angst.
"Vielleicht… vielleicht bleibe ich wirklich öfter hier," sagt er leise, fast so, als spräche er mehr zu sich selbst als zu den anderen.
Minho nickt leicht, ohne weiter nachzuhaken. Er weiß, dass Jisung seinen eigenen Weg finden muss, und wenn das bedeutet, kleine Schritte zu machen, dann wird er bereit sein, ihn dabei zu unterstützen.
Seungmin, der die Stille nicht länger erträgt, grinst breit. "Also, wenn das bedeutet, dass wir öfter Pizza bestellen und zusammen rumhängen, bin ich dafür! Das klingt nach einem Plan."
Jisung lächelt leicht, fast unsichtbar, aber Minho bemerkt es trotzdem. Es sind diese kleinen Momente, die ihm Hoffnung geben – dass Jisung langsam aus seiner inneren Dunkelheit auftaucht, auch wenn es nur ein Schritt nach dem anderen ist.
Draußen vor dem Fenster beginnt es zu regnen, und das sanfte Prasseln verstärkt nur das Gefühl von Geborgenheit in der kleinen Wohnung. Alles scheint für einen Moment in Ordnung zu sein, auch wenn Minho weiß, dass noch viele unbeantwortete Fragen und ungelöste Probleme im Raum stehen.
Doch für jetzt, in diesem Moment, ist es genug... jedenfalls für heute.
Es wird nicht immer so friedlich bleiben...und die Unruhe wird schneller kommen als Jisung dies überhaupt möchte.
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