Vorbemerkungen
Es handelt sich hierbei um eine Leseprobe zum Roman "Verbrannte Motten".
Das eBook könnt ihr bald bei amazon unter dem Titel "Verbrannte Motten" und dem Pseudonym "Rebecca Buque" kaufen.
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Sehr geehrte Leser, erlauben Sie mir, als Ihrer Erzählerin, ein paar einführende Ausführungen anzuführen.
Bei dem hier vorliegenden Werk handelt es sich zugleich um eine Parabel, eine Satire und ein Gleichnis im Kleid eines Unterhaltungsromans, dessen Voraussetzungen im Folgenden kurz dargelegt und erläutert werden sollen.
Wie Sie sicher im Klappentext bereits gelesen haben, handelt es sich bei diesem Werk um einen Spionageroman, dessen Konventionalität dadurch entschärft werden soll, dass er in einer Welt mit einem alternativen Geschichtsverlauf spielt. Dieser schriftstellerische Schachzug dient zum Einen dazu, die gewohnte Perspektive zu verlassen und die Schemata der Macht abseits der üblichen Ideologien und Propaganda freizulegen. Andererseits versucht der Roman, Extreme auszuloten, die die Realität bisher nur im Rahmen von Interpretationen zulässt.
Wir stellen uns eine Welt vor, die uns als virtuelles Schachbrett dient und verteilen Macht und Einflusssphären an drei Spieler, drei Philosophien und drei Systeme. Es ergeben sich drei Interessenskonflikte und drei Lösungsversuche.
Um eine solche Konstellation zu erreichen, brechen wir mit dem Lauf der Weltgeschichte an einigen signifikanten Stellen und entwickeln einen alternativen Verlauf der historischen Ereignisse.
Unser Ausgangspunkt für dieses Experiment stellt der europäische Kolonialismus dar, dessen Strukturen erhalten geblieben sind, wenngleich sie sich zur Zeit, in der dieser Roman angesiedelt ist, langsam aufzulösen beginnen, bedingt durch die Schwäche des „alten Europas".
Den ersten Bruch mit der Geschichtsschreibung verorten wir im Jahr 1782, als der Unabhängigkeitskrieg der nordamerikanischen Kolonien gegen die britischen Kolonialherren verloren geht und als einfacher Aufstand niedergeschlagen wird. In den folgenden Jahren sorgen die Repressionen Großbritanniens gegen die amerikanischen Kolonien dafür, dass innerhalb der dortigen Bevölkerung radikale Kräfte erstarken und es häufig zu Gewaltakten, Verweigerung der Steuerzahlungen und Anschlägen auf britische Handelsschiffe kommt. Diese Sabotageakte schwächen nach und nach das Empire.
Jedoch gelingt die Abspaltung der Vereinigten Staaten von Amerika erst gegen Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918. Sie wird bis zum Zeitpunkt, an dem dieses Buch spielt, nicht von Großbritannien anerkannt und der Konflikt zwischen dem ehemaligen Mutterland und der ehemaligen Kolonie wird zunächst über ein Handelsembargo ausgetragen.
Gemäß dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund" verbünden sich die Vereinigten Staaten von Amerika einerseits mit Deutschland, das an der Schwelle zum Übergang zum Faschismus steht, und der Sowjetunion, die zwar ebenfalls noch schwach ist, aber das Potenzial aufweist, eine neue Großmacht zu werden.
Die USA – einst Zögling der Briten – übernehmen das europäische Wirtschaftssystem der Marktwirtschaft und entwickeln eine besonders radikale Form des Kapitalismus mit dem Ziel, durch das Handelsembargo der Briten eben diesen selbst zu schaden. Die Etablierung eines Systems, das auf „freiwilliger Sklaverei" beruht und dennoch den Ruch der Freiheit verbreitet, lockt viele Menschen aus europäischen Kolonien in Afrika und Lateinamerika in die USA, um allein für die Hoffnung auf Bürgerrechte, Freiheit und Amnestie zu arbeiten. Amerikanische Produkte, die billig und in Masse produziert werden, überschwemmen den Weltmarkt, bis das europäische Embargo nicht mehr gehalten werden kann und gelockert werden muss.
Der Kalte Krieg zwischen Europa und den USA bezieht sich vordergründig auf die ethischen Fragen der Sklaverei, tatsächlich aber dreht er sich vor allem um Protektionismus, Preise und Konkurrenzdruck. Nach wie vor ist die Einfuhr von Produkten, die mit Sklavenarbeit hergestellt wurden, verboten. Tatsächlich versagen hier jedoch die Kontrollmechanismen und amerikanische Produkte kommen über Drittstaaten oder mit falschem Label nach Europa.
Der Propagandakrieg der USA gegen Europa spielt sich vor allem in den Unterhaltungsmedien ab. Kinofilme und Fernsehserien aus den USA zeichnen ein deutlich positives Bild der US-amerikanischen Gesellschaft und sorgen bei der Bevölkerung Europas, wie im Rest der Welt für ein eher positives Image der Vereinigten Staaten von Amerika. Wegen der sehr subtilen Form der Infiltration ist eine Zensur der Unterhaltungsprodukte nur schwer durchzuführen und ihre Notwendigkeit kaum an die Bevölkerung zu vermitteln.
Der Zweite Weltkrieg findet ohne Beteiligung der USA statt, was dazu führt, dass das Ende des Krieges erst mit Hitlers Tod und dem Vormarsch der Roten Armee bis an den Rhein im Jahr 1950 eintritt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist England von den Deutschen besetzt, die Regierung, wie auch die Geheimdienste, operieren von Schottland aus.
Nach dem Abzug der deutschen Truppen, bleiben viele deutsche Siedler in England zurück und organisieren sich in autonomen Gemeinden, deren Status jedoch erst in den 70er Jahren anerkannt wird. Eine Rückkehr der deutschstämmigen Briten in ihre Heimat ist nicht möglich, da die Schutzmacht des deutschen Staates, die Sowjetunion, eine Remigration verweigert.
Deutschland, das ist die DDR. Ihre Nachbarstaaten im Westen sind: die Niederlande, Belgien, Luxemburg, das Saarland und Frankreich. Eine BRD gibt es nicht, da es nach Ende des Krieges nur eine Besatzungszone – die der Sowjetunion – gab.
Die Ausweitung der sowjetischen Einflusssphäre auf Ost- und Mitteleuropa etabliert endgültig die zweite globale Großmacht und ein alternatives Wirtschafts- und Gesellschaftssystem: den Sozialismus, der vor allem von den libertären USA als Bedrohung und Irrlehre betrachtet wird. Während das freie Westeuropa – inzwischen organisiert in der EU – der Sowjetunion neutral gegenüber steht, existiert zwischen USA und Sowjetunion ein mehr oder weniger offener Konflikt, der teils auf Eitelkeiten, teils auf Hegemoniebestrebungen beruht.
Vor allem auf Grund der sowjetischen Unzuverlässigkeit, aber auch wegen der Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien, werden Europa und seine veraltete Kolonialpolitik geschwächt und verlieren zunehmend an Bedeutung für die globale Weltordnung. Die ehemaligen Kolonialmächte kämpfen nun mehr und mehr gegen die Gefahr an, in Abhängigkeit zu den USA zu geraten, die den Weltmarkt dominieren.
Stellvertreterkriege werden in den verbleibenden Kolonien geführt oder vorbereitet. Dort stellt sich schon längst nicht mehr die Frage, ob man sich von den alten, europäischen Mutterländern lossagt, sondern nur noch, wem sie sich danach anschließen wollen: den kapitalistischen USA, die Freiheit und Wohlstand im Tausch gegen Leistung versprechen oder der Sowjetunion, die anarchistisch-kommunistische Guerilla-Gruppen für den Klassenkampf ausrüstet.
Das Schlachtfeld, auf dem dieser Krieg bereits mit Waffen ausgefochten wird, ist Kuba, das sich nach der erfolgreichen Revolution mit einer vom US-amerikanischen Geheimdienst geleiteten Invasion exilkubanischer Konterrevolutionäre konfrontiert sieht. Seit der Invasion in der Schweinebucht im Jahr 1961 findet auf Kuba ein Bürgerkrieg statt, der zugleich als Abschreckung und als Inspiration für verschiedene, bewaffnete Gruppen auf den karibischen Inseln und in ganz Lateinamerika dient, dessen Staaten größtenteils diktatorisch regiert werden und deren Organisation instabil bis chaotisch ist.
Die Entwicklung von Atomwaffen noch während aber vor allem im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg und in Erwartung des dritten manifestiert die Labilität eines Gleichgewichts des Schreckens. Der pazifische Raum – ein einziges, riesiges Atomwaffentestgebiet. Asien – ein Schlachtfeld und ein Friedhof, das Ergebnis erbitterter Kolonialkriege und Stellvertreterkonflikte. Heute befriedet und in die scheinbare Unabhängigkeit entlassen, dabei in Schutt und Asche gelegt, entvölkert, verseucht und vergiftet.
Vor Ihnen, lieber Leser, liegt also nun ein Schachbrett mit drei Spielern. Zu gewinnen gibt es nicht viel, zu erhalten ist nicht das Ziel, aber zu verlieren, käme der Vernichtung gleich.
Wo nicht mit offenen Waffen gekämpft wird, operieren die Geheimdienste und richten nicht selten ebenso große Schäden wie uniformierte Soldaten an.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit beispielhaft auf die karibischen Inseln, die zwar noch zum britischen Empire gehören, deren Drängen nach Unabhängigkeit jedoch wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Blicken wir auf die kläglichen Reste Europas, das in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen oder vom freien Markt aufgekauft zu werden droht. Sehen wir uns die USA an, die ohne Rücksicht auf Verluste auf der anderen Seite auf die Profite auf der ihrigen fokussiert sind. Und beachten wir die Sowjetunion und ihre geheimen Infiltrationsversuche, die geleitet sind von einer sozialistischen Ideologie, welche sowohl Europa, als auch die USA als Angriff verstehen müssen.
Und blicken wir auf die Menschen, die zu Opfern oder Tätern in diesem Spiel der Systeme und der Ideologien werden. Lassen Sie mich Ihnen, liebe Leser, ein Szenario entwickeln, das die Absurdität dieses Schachspiels, die scheinbare Komplexität von Politik, die nichts weiter darstellt, als den Versuch, die eigenen Interessen durchzusetzen, und ihre Wirkung auf bestimmte Individuen, die ich als Protagonisten hier entwickelt und eingesetzt habe, untersucht.
Und vor allem: Lassen Sie mich, Sie unterhalten mit diesem unverhohlenen Versuch einer Propaganda des Verstandes – oder des Irrsinns, ganz wie Sie wollen.
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