-you may cut yourself on their shattered pieces
Als Entschuldigung für die wieder etwas längere Pause- ein super langes Kapitel (tut bitte wenigstens als würde es euch überraschen, dass ich kein kürzeres hin bekommen habe) von dem ich hoffe das es euch gefällt & vielleicht schaff ich es ja auch eure Meinung zu Jake zu ändern. Ich bin gespannt :)
Viel Vergnügen!
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"The world breaks everyone, and afterwards, some are strong at the broken place"
-Ernest Hemingway
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-you may cut yourself on their shattered pieces
"Ok. Team auf die Besen."
"Was?" Ich drehte mich zu James herum, der mit dem Besen in der Hand auf uns zu gerannt kam. Ruby, Nick und Timothy, die mit mir in der Mitte des Feldes standen, machten wie ich ebenfalls keine Anstalten auf die Besen zu steigen. Benjy, der ein Stück von uns in entfernt in seiner Schuluniform stand, zuckte heftig zusammen.
Doch mir blieb keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen, denn James sprang auf seinen Besen und kam zusammen mit Sirius zu uns geflogen. "Auf die Besen mit euch. Es geht eine Runde ums Feld, der Letzte macht Strafwürfe."
"Moment-" Doch James flog bereits los und so schnell wie möglich stieß ich mich vom Boden ab und folgte ihm und den Anderen.
Der kalte Wind zerrte an meinem Haaren und irgendetwas in mir fühlte sich plötzlich wieder heile an. Es war als würde mein Herz lachen.
Ich schloss zu James und Sirius auf. Die Höhe machte mir keine Angst, fliegen war leicht, fliegen konnte ich, wie hatte ich es nur so lange ohne ausgehalten?
"Platz da." Ich schlängelte mich zwischen James und Sirius hindurch und ließ die Proteste meiner größeren Teammitglieder hinter mir.
Am Ende lieferte ich mir ein Kopf an Kopf Rennen mit Nick, wobei ich mir beinah sicher war das mich unser Hüter absichtlich gewinnen ließ. Ich fiel ihm dafür um den Hals, was ihn rot anlaufen ließ und beinah vom Besen warf.
"Bekomm ich auch eine Umarmung?" Nach uns landete Timothy, dicht gefolgt von einer etwas atemlosen Ruby.
"Nö." Ich verfolgte mit den Augen das Rennen zwischen James und Sirius.
"Ehm Lulu?"
"Ja?" Die Beiden schienen ihr Rennen noch eine Runde zu verlängern, wobei James ein bisschen schneller war.
"Jake ist hier."
"Was?" Erschrocken folgte ich Rubys ausgestrecktem Finger. Sie deutete auf eine der höheren Tribünenreihen und tatsächlich saß dort mein bester Freund.
"Oh nein." Ich sprang auf meinen Besen. "Bin in zwei Minuten wieder da."
Ohne auf eine Antwort zu warten, stieß ich mich vom Boden ab und flog zu Jake. Als ich vor ihm landete, lächelte er und klopfte auf den Platz neben sich. "Hallo."
"Hallo." Er wirkte entspannter, aber ich wollte mich nicht darauf verlassen, weshalb ich vorsichtig fragte, "Bist du noch sauer?"
"Wegen deinem Freund?" Er sah mich kurz an und blickte dann wieder zurück auf das Spielfeld.
"Wenn du wegen ihm sauer warst, dann ja."
James war nun ebenfalls gelandet und rief laut, "Alles klar. Leute, wärmt euch auf. Benjy geh dich umziehen. Sirius mach die Strafwürfe." Selbst auf die Entfernung sah ich wie Sirius eine Grimasse schnitt. Allerdings lief Benjy nicht zu den Umkleiden, sondern zog James von den Anderen weg.
"Lulu?"
"Ja?"
"Ich hätte mir eigentlich denken können, dass du einen Freund hast, du warst ja noch nie gerne allein." Stumm gab ich Jake recht und lehnte meine Kopf an seine Schulter.
"Jake, ich hätte dir von ihm erzählen sollen. Wir sind seit über einem halben Jahr zusammen."
Er schwieg eine ganze Weile, bevor er mit einem schwachen Lächeln sagte, "Und ich dachte immer ich würde deine längste Beziehung bleiben."
"Ach Jake." Ich legte meine Arme um ihn und er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. "Zwei Monate mögen in Grüntal ein halbes Leben sein, aber ich glaub sogar Sirius hatte schon mal eine längere Beziehung."
"Kann ich mir nur schwer vorstellen."
"Ihr seid euch irgendwo schon ähnlich. Wobei ich nicht sagen könnte, wessen Verbrauch an jungen Schülerinnen höher ist."
"Das hört sich an, als wäre ich ein Vampir aus einem billigen Muggleroman."
"Solang du mich nicht aussaugen willst. Vermutlich würde ich eh nicht schmecken."
"Bist du dir da sicher?" Jake lachte leise. "Vielleicht schmeckt dein Blut ja ganz vorzüglich."
"Doofkopf." Ich schob ihn von mir, was ihn nur noch lauter lachen ließ, und wandte mich zum Spielfeld. Dort warfen sich Timothy und Ruby einen Quaffel über das halbe Spielfeld zu und zwischen ihnen flog Nick und versuchte den Ball aus der Luft zu klauen.
"Hast du eigentlich schon mal einen Vampir getroffen? Also außer mich." Er versuchte ein gruseliges Grinsen und vor Lachen fiel ich beinah von der Bank.
Erst als ich wieder halbwegs Luft bekam, konnte ich ihm antworten, "Mein Großvater hat mal einen auf einen Ball eingeladen, aber ich weiß nur noch das ich ihn gruselig fand."
"Wann war das? Ich hab dich doch eigentlich auf jeden Ball begleitet."
"Das war vor deiner Zeit."
"Stell dir mal vor-" Er strahlte mich an und ich musste über seine Begeisterung lachen. "-Wenn wir uns schon getroffen hätten, bevor du nach Grüntal gegangen bist."
"Bevor ich dich im Unterricht nerven konnte?"
"Stell dir das nur mal vor!"
"Tut mir leid, dass ich deine Fantasien zerstören muss, aber bevor ich in Grüntal gelandet bin, habe ich meine Zeit größtenteils mit Regulus Black und Lucius Malfoy verbracht. Da wärst du das vierte Rad am Wagen gewesen."
"Ach ja, euer Kindergarten. Wenn du noch weißt was das ist."
"Du hast mir Muggle-Kindergarten eine ganze Sagenkunde-Stunde lang erklärt, glaub mir, so leicht vergesse ich das nie wieder."
Jake runzelte die Stirn und seine Augen schienen sich zu verdunkeln. "Ist dieser Lucius Malfoy nicht älter als du?"
"Sind nicht alle älter als ich? Immer? Aber ja, er hat am 28.8 Geburtstag und ist letztes Jahr 18 geworden." Ich versuchte das Stechen in meiner Brust zu ignorieren. "Er ist vor Regulus und mir eingeschult worden, weil Regulus und ich ja noch zwei Jahre bis zu unserer Einschulung hatten, durften wir uns noch weiter treffen, aber es war nicht mehr das Selbe."
"Warum?"
"Du weißt schon." An seinem Blick sah ich das mein Lächeln scheiterte. "War nicht mehr so lustig auf den Partys über die anderen Reinblutkinder zu lästern, wenn Lucius nicht dabei war und so ein Kram halt."
"Siehst du, diese Lücke hätte ich füllen können." Er versuchte einen Witz zu machen, aber ich wandte mich ab.
"Nein, hättest du nicht." Ich stand auf und griff nach meinem Besen. Als ich sein Gesicht sah, hätte ich mich beinah entschuldigt. Aber ich wusste das er sich an meiner Stelle auch nicht entschuldigt würde, deshalb ließ ich es bleiben.
"Lu, mir ist da eben ein Gedanke gekommen."
"Was denn?"
"Müsstest du nicht auch Sirius Black ein paar Mal begegnet sein? Also in dieser Kindergarten Geschichte und auf den Partys?"
"Wie kommst du da jetzt drauf?"
"Ich habe dich auf jeden Ball und jede Party begleitet, seit wir ungefähr in der dritten Klasse waren."
"Und?"
"Ich habe Sirius Black zum ersten Mal hier in Hogwarts gesehen. Wobei ich seinen kleinen Bruder seit unserem ersten Ball kenne."
"Jake, ich habe dich nicht zu jedem Ball mitgenommen."
"Was?"
"Nur zu den unwichtigeren."
"Wegen meiner Familie?"
"Es tut mir leid."
Nun wandte er den Blick ab und ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Jake, du kennst dich nicht mit diesem Häuser System aus. Sirius ist ein Gryffindor. Stell dir Grüntal im Vergleich zu der anderen Schule im Norden vor. Und mach aus Grüntal ein Haus, dann ist es Slytherin. Gryffindor gilt als das Haus der Blutsverräter. Sirius musste damals als erstgeborener Sohn erzogen werden, aber er ist mit 16 aus dem Haus der Blacks geflohen. Schon davor, auch noch vor seiner Einteilung, haben seine Eltern versucht zu verbergen das Sirius anders ist. Deshalb haben sie meistens Regulus herumgezeigt. Ich habe Sirius auch nicht erkannt, als ich ihn wiedergetroffen habe."
"Also ist er ein Blutsverräter?" Ich nickte als Antwort. "Der Blutsverräter des reinsten Hauses..." Seine Stimme war nur ein Flüstern. "Deine Eltern müssen das gewusst haben."
"Wovon sprichst du?"
"Ich glaube du solltest langsam zum Training zurück."
"Warum?"
"Ich muss weg, bis später." Er schob sich an mir vorbei und rannte beinah zu den Treppen.
"Jake!" Doch er drehte sich nicht mehr herum und mir blieb nichts anderes übrig als mich wieder auf den Besen zu schwingen.
Das Team schien eine Pause zu machen, zumindest sah es erst so aus. James und Benjy unterhielten sich immer noch, während Ruby, Timothy und Nick in der Luft schwebten und die Beiden beobachteten. Sirius drosch in der Nähe der Ringe auf einen Klatscher ein.
Ich flog zu James, um ihn zu fragen, was ich nun machen sollte. Als ich näher kam, fiel mir erst James verzweifelter Gesichtsausdruck auf und dann, dass Benjy und er sich nicht unterhielten. James war dabei Benjy anzuschreien.
"Das kann wirklich nicht dein Ernst sein! Wegen dir verlieren wir den Pokal, du verlässt uns so kurz vorm nächsten Spiel, weil du angeblich zu viel lernen musst? Hättet dir das nicht mal einfallen können, bevor du dich fürs Team beworben hast?"
"Wie schon gesagt-"
"Nein! Dir kann nicht von einem Tag auf den Anderen einfallen, dass du nicht mehr im Team sein willst."
"Ich bin mir sicher ihr findet einen neuen Treiber."
James entdeckte mich in der Luft schwebend und daraufhin drehte sich auch Benjy um.
"Lulu..."
"Benjy, was ist los?" Sein Gesicht war verzehrt. Ich hatte ihn noch nie so aufgewühlt erlebt. Müde, schlecht gelaunt, schweigsam und ernst, ja. Aber noch nie so.
"Ich verlasse das Team, es tut mir leid, aber ihr werdet sicher bald Ersatz haben." Seine Worte klangen wie auswendig gelernt und er sah kurz in Richtung der anderen Teammitglieder.
"Warte mal." James schien irgendetwas zu verstehen, dass ich noch nicht erkannte hatte, denn er starrte ebenfalls zu den Anderen und dann zu Benjy. "Das ist nicht dein Ernst? Du willst doch nicht ersthaft das Team wegen Rubina verlassen?! Wir verlieren ohne dich."
"Lass sie da raus. Es tut mir leid, aber ich habe mich entschieden." Als Benjy die Schultern straffte und ich sein Gesicht sah, wurde mir plötzlich eines klar. Nie hatte ich geglaubt das Liebe wehtun konnte, aber nun glaubte ich es.
Ohne einen Blick zurück verließ Benjy das Stadion.
"Das kann einfach nicht sein..." Fassungslos starrte James ihm hinterher. Dann drehte er sich zu den Anderen. "Na warte, Summers."
"James!" Ich sprang vom Besen, aber er war schon losgelaufen. "Lass sie in Ruhe." Meine Rufe ignorierend lief er weiter und ich rannte hinter ihm her.
James brüllte über das halbe Feld, "Rubina Eostra Summers!" und Ruby fiel vor Schreck fast von ihrem Besen.
"James! Jetzt bleib stehen!"
"Was ist los?" Sirius kam neben mich geflogen, sichtlich verwirrt über das Verhalten seines besten Freundes.
"Benjy hat das Team verlassen." Ich keuchte. "Wegen Ruby."
"Und deshalb-"
"Rubina! Komm sofort hier runter!" James stand unter Ruby und sichtlich überrumpelt flog sie zu ihm.
"Was ist passiert?"
"Was glaubst du wohl?! Benjy hat gerade unser Team verlassen."
"Aber-"
"James!" Atemlos kam ich neben ihm zum Stehen. "Lass sie in Ruhe!"
"Was ist los?" Timothy sprang nun auch auf den Boden, dicht gefolgt von Nick.
"Wegen ihr-" James deutete auf Ruby. "-hat gerade unser Treiber das Team verlassen, zwei Monate vor unserem nächsten Spiel."
"Aber wieso soll ich daran Schuld sein?" Für ihre Verhältnisse wirkte Ruby ziemlich eingeschüchtert und ich drückte James Arm herunter.
"James, lass das! Du bist nicht fair."
"Nicht fair?" Er fuhr sich durch die Haare und machte langsam aber sicher einen wahnsinnigen Eindruck. "Sag mir was an Benjys Verhalten fair ist?! Ein Korb von Rubina ist wohl kaum ein Grund um uns hängen zu lassen..."
"Du glaubst ernsthaft-"
Ruby wurde von James unterbrochen, "Ja ich glaube ernsthaft! Nur weil er dir nicht gut genug war..."
"Das habe ich nie gesagt!"
Er sprach einfach weiter, "Und du immer noch Sirius hinterher trauerst."
Ruby sah aus als hätte er sie geschlagen. "Das...das ist..."
Ich trat zwischen die Beiden. James wollte mich beiseite schieben, aber ich schlug seine Hand weg. "James! Es reicht jetzt! Bei Merlins Bart, es ist nur Quidditch. Krieg dich wieder ein!" Wütend starrte ich ihm in die Augen. Vermutlich sah ich dabei einfach nur lächerlich aus, aber das war mir egal.
"Ich glaube..." Rubys Stimme zitterte und besorgt drehte ich mich zu ihr herum. Sie sah mich nicht an sondern starrte auf ihre Stiefel. Auf ihren Wangen konnte ich Tränen sehen. "Ich sollte besser gehen."
"Rubs..." Ich wollte nach ihrer Hand greife, aber sie drehte sich um und rannte zu den Umkleiden.
Für ungefähr drei Sekunden dachte ich darüber nach ihr nachzulaufen und James einfach ein Idiot sein zu lassen. Tief durchatmen half aber nicht gegen die Wut in meinem Bauch.
"James Potter! Wie kannst du es wagen!" Ich wirbelte herum und meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. "Du hast gerade Rubina zum Weinen gebracht! Hast du auch nur ansatzweise eine verdammte Ahnung was für ein Idiot du bist?!"
"Na ja-"
"James! Du gehst ihr jetzt sofort nach und entschuldigst dich. Ausführlich und ehrlich, kapiert? Ich erfahre wenn nicht und dann würde ich an deiner Stelle mit offenen Augen schlafen."
"Oh." James zog den Kopf ein. "Ich bin schon weg." Er machte einen großen Bogen um mich und rannte dann zu den Umkleiden.
"Na geht doch." Meine noch anwesenden Teamkollegen starrten mich mit großen Augen an. "Ist was?!"
"Nein, nein." Timothy hob die Hände. Zu meiner Überraschung schien er aber ein Grinsen zu unterdrücken.
"Was ist so lustig?"
"Na ja-" Er tauschte einen Blick mit Sirius, der nur den Kopf schüttelte. "-Du hast echt Feuer, Baby."
"Hast du mich gerade Baby gennant?!"
Als Antwort lachte Timothy nur. Jetzt war es an mir den Kopf zu schütteln. "Jetzt brauchen wir also einen neuen Treiber." Ich seufzte.
"Und falls James in den nächsten zwei Monaten seinen Nervenzusammenbruch nicht überwindet, einen neuen Kapitän und Sucher." Timothy wirkte bei der Vorstellung ehrlich erschrocken und vergass sogar das Grinsen.
"Was für ein Müll."
Wir schwiegen eine ganze Weile, bis Nick plötzlich fragte, "Wer war das eigentlich eben?"
"Wer?"
"Dein Freund, Jake Berghaus." Es war das erste Mal das Sirius etwas sagte und als seine Augen meinen begegneten, sah ich weg.
"Der Name hört sich seltsam an." Timothy versuchte Berghaus so wie Sirius auszusprechen, scheiterte aber kläglich mit seinem Akzent. Unter anderen Umständen hätte ich ihn ausgelacht.
"Der Name ist Deutsch. So wie meiner."
"Aber Jake, also der Name, ist nicht Deutsch?"
"Seine Mutter ist Amerikanerin. Sie kommt aus Florida." Ich konnte von ihr noch nicht in der Vergangenheit sprechen. Genauso wie bei meinem Bruder.
"Und was macht er in Hogwarts?"
"Das weiß ich auch noch nicht so genau-"
Ich wurde von Sirius unterbrochen, "Wie kannst du das nicht wissen? Ihr habt doch bisher jede freie Minute miteinander verbracht."
"Das verstehst du nicht."
"Wieso versteh ich das nicht? Er taucht aus dem Nichts auf, führt sich wie der König der Welt auf und nimmt dich in Beschlag, als wärst du sein Eigentum."
"Er nimmt mich euch nicht weg, Sirius." Hinter meiner Schläfe pochte es unangenehm und genervt drehte ich mich vollständig zu Sirius. "Du verstehst das nicht."
"Was versteh ich denn daran bitte nicht? Du kannst so jemanden doch nicht ersthaft einen Freund nennen. Er ist ein Arsch."
"Sirius, ernsthaft, du hast keine Ahnung."
"Lu, ich glaube die hast du nicht..." Er kam näher und ich zuckte zurück. "Du müsstest sehen wie er sich im Schlafsaal aufführt. Er hat Glück, dass ihm noch keiner eine reingehauen hat. Vielleicht habe ich keine Ahnung wie er früher war, aber so eine Person kannst du nicht ernsthaft in Schutz nehmen."
"Merlin, ich weiß Jake ist nicht einfach. Genauso wie ich nicht einfach bin. Und mit mir redest du doch auch."
"Aber bei dir weiß ich das du keine schlimmen Absichten hast. Du hast Gründe nicht einfach zu sein."
"Glaubst du die hat Jake nicht?!"
"Ich wüsste keine die sein Verhalten rechtfertigen, wenn du in ihn verliebt bist und seine Fehler nicht sehen willst, schön für dich. Aber ich bin verdammt froh wenn er wieder abhaut."
"Seine Eltern sind Tod!"
Er schien mir gar nicht richtig zuzuhören, "Was auch immer seine Gründe sind, er hat meine Freunde beleidigt, wenn du nur gehört hättest was er zu Peter gesagt hat-"
"Sirius Black!"
"Was?"
"Nur weil du keine Ahnung hast, wie es ist, dich liebende Eltern zu haben und wie es sich anfühlt diese zu verlieren, heißt das nicht, dass Jake kein verdammtes Recht hat schwierig zu sein."
"Das meine ich." Er trat noch einen Stück näher, dieses Mal wich ich nicht zurück und wir standen beinah Brust an Brust. Es frustrierte mich das ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm weiterhin in die Augen zu sehen.
"Was?"
"Die Luné, die ich seit einem halben Jahr kenne, hätte das nie gesagt." Sein Kiefer war angespannt und er war eindeutig wütend, aber sein Blick sagte mir das er es nicht auf mich war. Vor Überraschung vergass ich ihn zu unterbrechen. "Er hat Einfluss auf dich, Lu. Du merkst das nicht, aber du wirst rücksichtsloser. Und du siehst nicht was für ein Schaden dieser Kerl auf seinem Weg hinterlässt. Ganz ehrlich, ich mag diesen Einfluss nicht."
"Also-"
"Bevor du mich anschreist, denk bitte darüber nach. Womöglich habe ich kein Recht dir das zu sagen, aber genauso wie du mir nichts über mich liebende oder nicht liebende Eltern erzählen solltest, werde ich dir weiterhin sagen was ich denke. Dabei interessiert es mich noch nicht mal was für eine Art von Beziehung ihr wirklich habt aber-"
"Ok es reicht. Verdammt." Ich schubste ihn von mir weg. "Du hast recht, ok? Jake ist meine Vergangenheit. Meine ganze beschissene Vergangenheit in einer Person. Und ich bin Jakes Vergangenheit."
"Aber...meinst du weil ihr mal zusammen wart?"
"Nein! Wenn es das nur wäre-" Ein komisches Lachen kam aus meinem Mund. "-Jake läuft der Vergangenheit hinterher, schon immer. Er klammert sich an die vergangenen Momente. In seinen Augen bin ich immer noch die kleine gemeine Grüntal Schülerin, die er trösten kann und deren einziger wahrer Freund er ist."
"Und wenn er bei dir ist, wirst du wieder zu dieser Schülerin?"
"Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Seit ich klein bin, laufe ich vor der Vergangenheit davon. Und Jake läuft ihr hinterher. Verstehst du?"
"Er holt dich ein. Und damit auch deine Vergangenheit."
"Bisher hat er mich jedes Mal eingeholt. Egal wie weit ich laufe und wie schnell, meine Vergangenheit verfolgt mich."
Sirius Gesichtsausdruck veränderte sich und er kam wieder ein Stück auf mich zu, "Das ist doch gerade das Paradoxe. Die Leute sagen wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen. Denn egal wie schnell du läufst, sie ist immer genau hinter dir." Ein bitteres Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Das Problem ist aber, sobald du anhältst, frisst sie dich auf."
Ich starrte ihm in die Augen und zum ersten Mal sahen ich etwas hinter diesem faszinierenden Grau, das ich nie beachtet hatte. Da waren Tiefen in Sirius, Löcher, ganze Abgründe, sie erinnerten mich an meine eigenen und machten mir genauso viel Angst. Ich kannte den Arroganten, Selbstsicheren, machmal netten Sirius, doch ich hatte keine Ahnung was darunter lag. Kein Stück.
"Wir müssen aber eines Tages aufhören wegzulaufen."
"Wir?"
"Sie wird uns so oder so auffressen. Daran können wir nichts ändern."
"Was schlägst du also vor?"
"Sirius, ich habe keine Ahnung. Vielleicht stehen bleiben und kämpfen, aber ob das geht...ich weiß es wirklich nicht."
"Es ist manchmal auch in Ordnung etwas nicht zu wissen, Lu."
"Ok." Ich trat halb auf ihn zu und hob die Arme, dann erwachte mein Verstand wieder zum Leben und schnell sprang ich von ihm weg.
"Was sollte das denn werden?" Er klang vollkommen verwirrt und sein Gesicht war irgendwo auf dem Weg zu einem Grinsen eingefroren.
"Tut mir leid." Meine Wangen waren unangenehm warm. "War nur ein Reflex."
"Was für ein Reflex? Wolltest du mich schlagen?"
"Dich schlagen? Nein. Keine Ahnung, du hast mir kurz leid getan und ich hab mir leid getan und ich dachte eine Umarmung könnte uns guttun, wobei ich definitiv nicht nachgedacht habe."
"Ich habe dir leid getan?" Er legte den Kopf schief und erinnerte mich so an seine Animagus Gestalt.
"Vielleicht. Aber nur ganz kurz. Können wir das jetzt vergessen? Ok, gut. Nick, Timothy lasst uns weiter trainieren." Meine Teammitglieder zuckten zusammen, anscheinend hatte unser Gespräch sie gut unterhalten..
"Du bist seltsam, das weißt du, oder?"
"Wir waren eben noch bei nicht einfach."
"Was auch immer." Er beobachtete mich, als ich den Quaffel vom Boden aufhob und einmal in die Luft warf, um mich an sein Gewicht zu gewöhnen. "Ich glaube eine Umarmung hätte gegen unseren Waffenstillstand verstoßen."
"Wir haben einen Waffenstillstand?"
"Wann haben wir uns zuletzt gestritten?"
Jetzt war es an mir den Kopf schräg zu legen, mir kam kein einziger Streit in den Sinn. Bis mir wieder einfiel wie es vor dem Brief meiner Mutter ausgesehen hatte. "Gut, dann haben wir einen Waffenstillstand. Gefällt mir besser als Krieg."
"Wirklich? Also ich vermiss es ja beinah schon angeschrien zu werden. Oh und die Beleidigungen."
Kopfschüttelnd stieg ich auf meinen Besen. Bevor ich mich abstieß, drehte ich mich noch mal zu ihm, "Du bist ein Arsch, Sirius Black." Zur Abwechslung meinte ich es mal nicht ganz so ernst wie sonst.
Wir flogen wieder vor die Ringe, wobei Sirius zuerst aus dem Geräteraum einen Beutel mit kleinen weißen Bällen holte. Eigentlich wollte ich mit Timothy und Nick weiter üben, aber Sirius eröffnete ihnen, sobald wir alle bei ihm schwebten, die neue Taktik, weil James sie ihnen eh nur unter Zwang verraten würde.
Timothy und Nick schauten beide skeptisch, als Sirius Timothy vor die Ringe schicke und dann begann diese kleinen Bälle in die Luft zu werfen, damit Nick sie auffing. Zumindest Nick schien sich aber nicht zu trauen Sirius zu widersprechen, weshalb er sich in die Tiefe stürzte um den Bällen nachzujagen. An Timothys Gesichtsausdruck, als ich Quaffel auf die Ringe warf, sah ich, dass er mal wieder alles furchtbar lustig fand.
Für Sirius und mich war es aber auch lustig zu sehen, wie die Beiden gegen ihre antrainierten Reflexe kämpfte. So zuckte Nick jedes Mal heftig zusammen, wenn ich einen Quaffel warf und vergaß die weißen Bälle vollkommen, während er seine Flugbahn beobachtete und obwohl Timothy viele Würfe hielt, nahm er den Quaffel immer wie einen Pass an und wollte beinah jedes Mal mit dem Ball unterm Arm wegfliegen.
"Timothy, du musst im Torraum bleiben. Besonders wenn du den Quaffel hast, sobald du ihn verlässt, können sich alle Spieler auf dich stürzen-"
"Und im Torraum kann mich nur einer plattmachen. Schon klar. Ich kenn die Quidditchregeln auch." Er wirkte etwas beleidigt, weshalb ich mir den scharlachroten Lederball unter den Arm klemmte und eine Pause vorschlug. Zum Glück war er aber immer noch ein Gentleman, weshalb er zu den Kabinen flog um uns Wasserflaschen zu besorgen.
Ich stieg weiter auf zu Sirius, dem gerade ein ziemlich atemloser Nick einen der kleinen Bälle zurückbrachte.
"Und wie läufst bei euch?"
"Immer besser." Sirius verstaute den Ball im Beutel. "Wie wer's mit einer Pause, Nick?" Als Antwort ließ sich dieser nur auf seinen Besenstiel fallen, um erst einmal wieder zu Atem zu kommen.
"Also was ich von euch gesehen habe, sah gut aus. Nick, du bist wirklich schnell. Was für einen Besen fliegst du?"
"Nimbus 1001. Der 1500 ist ja erst in den Ferien rausgekommen und ich dachte mir als Hüter reicht der 1001 aus. Ich kann meiner Mum aber schreiben und fragen ob ich den 1500 als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk bekomme."
"Den 1001 hatte ich auch." Kurz strich ich über den glänzenden Stiels meines 1500. "Aber der 1500 ist natürlich noch ein Stück besser und vor allem schneller. Aber ich auch teuer. Ich musste für ihn drei Monate sparen."
"Nur drei Monate?" Sirius starrte erst mich und dann meinen Besen ungläubig an. "Du weißt schon das die Nimbuse ein Vermögen kosten. Wie viel bekommst du bitte im Monat? 100 Gallonen?"
"Worauf willst hinaus? Du hast doch auch einen 1500?"
"Ja, aber den habe ich mir nach meinem 1000 geholt. Ich renn nicht sofort in ein Geschäft und kauf mir den neuesten Besen, nur weil er neu ist."
"Und was möchtest du mir jetzt sagen? Du hast doch das Vermögen deines Onkel geerbt, um Gold müsstest gerade du dir doch eigentlich keine Gedanken machen."
"Mit dem Geld muss ich auskommen, bis ich eigenes verdiene, da kann ich nicht einfach losrennen und mir alle Rennbesen kaufen, die ich gerne möchte."
"Ok schon verstanden-"
"Leute! Schaut mal wen ich gefunden habe." Timothy kam zu uns hinaufgeflogen, er hatte mehrere Flaschen in den Armen und hinter ihm flog James, ebenfalls mit mehreren Flaschen.
"Hallo." Ich nahm Timothy zwei Flaschen ab und reichte eine Nick. Zu meiner Überraschung war das in den Flaschen aber kein Wasser. "Woher hast du Butterbier, Tim?"
"Ich war in der Küche." James flog neben Timothy und reichte eine Flasche an Sirius. "Und bevor du fragst, ich hab Ruby in den Gemeinschaftsraum gebracht und mich auch bei ihr entschuldigt."
"Hoffentlich auch richtig." Trotz meiner Zweifel ließ ich mir von James meine Flasche öffnen.
"Prongs?"
"Mhm?" James wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und sah Sirius fragend an.
"Wir haben die neue Taktik ausprobiert-"
"Was?" Die Butterbier Flasche rutschte aus James Hand und vermutlich hätte nicht einmal der Weltbeste Sucher sie vor ihrer unschönen Begegnung mit dem Boden retten können.
"Wir finden sie gut." Timothy hielt James eine neue Flasche hin, aber dieser reagierte nicht.
"Es hat wirklich gut mit den neuen Positionen funktioniert." Jetzt starrte James mich an. "Nick ist schnell und Timothy hat viele Würfe gehalten." Ich beugte mich über meinen Besen um James auf die Schulter zu klopfen, doch mein Arm protestierte schmerzhaft, weshalb ich mich schnell zurücklehnte.
"Was ist mit deinem Arm?"
Bei Sirius Frage ließ ich meine andere Hand, mit der ich mir über den Arm gerieben hatte, sinken und bemühte mich um einen unschuldigen Blick, "Nichts, nichts. Vermutlich ein Krampf. Wir trainieren schon ziemlich lange."
"Finde ich auch." Nick hatte sein Butterbier bereits geleert und lag nun halb auf seinem Besen. Ich lächelte ihn dankbar an, was er erschöpft erwiderte.
"Wir können ja beim nächsten Training die neuen Positionen zusammen ausprobieren."
Von den anderen bekam ich zustimmendes Gemurmel und während James mit Sirius die Bälle einsammelte, flog ich neben Timothy zu den Umkleiden. Auf seiner anderen Seite erklärte ihm Nick in aller Kürze jeden Trick den es als Hüter gab und mit jedem Wort wurde Timtohys Gesichtsausdruck verzweifelter.
"Jungs?"
"Ja?"
"Wenn ihr die neue Taktik nicht mögt, dann müssen wir auch nichts ändern. Es war nur eine Idee von James."
"Nein, nein." Nick sprang auf den Boden und hielt uns die Umkleidetür auf. "Ich finde die Taktik gut. Wirklich."
"Was mein lieber Freund sagen möchte-" Timothy zwinkerte mir zu und zog sich seinen Pullover über den Kopf. Es überraschte mich nicht wirklich das er darunter nichts trug. "-die Taktik ergibt Sinn. In meinem Kopf klingt alles logisch, die Sache ist nur, dass wir jetzt so lange anders trainiert haben. Wir müssen uns dran gewöhnen, ich weiß nicht ob wir das in drei Monaten hinbekommen, aber wenn es unser Quidditch besessener Kapitän nicht schafft, wer dann?"
Nick verschwand leise etwas von Schnatzen murmelnd in den Duschräumen und ich setzte mich auf eine der Bänke, während Timothy begann in seinem Schrank zu wühlen.
"Wir müssen James zum Jäger machen."
"Zum Glück ohne mich." Ich wusste auch ohne es zu sehen, dass Timothy schadenfroh grinste, weshalb ich ihm ein Handtuch an den Kopf warf.
"Hey!" Noch so gerade konnte ich mich vor etwas ducken, das wie eine Unterhose aussah.
"Das ist mein Platz." James kam in die Umkleide und brachte einen Schwall kalte Luft mit. Außerdem noch Sirius, doch er beachtete mich nicht, weshalb ich ihn auch ignorierte.
"Sorry, aber ich hab kein Namensschild gesehen."
Anstatt einer Antwort verdrehte James nur die Augen und schob mich mit Leichtigkeit beiseite.
"Merlin." Timothys Stimme bebte vor unterdrücktem Lachen. "Manchmal wunder ich mich wirklich wie du auf dem Besen bleibst ohne weggeweht zu werden."
"So klein bin ich gar nicht!" Ich sprang auf und stellt mich vor ihn. "Ich bin so groß wie du."
"Jetzt hast du mich wirklich getroffen." Er tätschelte meinen Kopf und genervt schlug ich seine Hand weg.
"Ich glaube was Timothy sagen wollte-" James war unbemerkt an mich herangetreten und als mich umdrehte blieb mir gerade noch Zeit festzustellen, dass er nun ebenfalls Oberkörperfrei war, bevor er sich herunterbeugte und mich hochhob. Protestierend ruderte ich mit den Armen, doch es kümmerte ihn nicht wirklich, ziemlich selbstzufrieden grinste er auf mich herunter. "-er meinte eher deine zarte Statur. Auch wenn du wirklich klein bist."
"James Potter!" Ich schlug ihm gegen die Brust. "Lass mich sofort runter."
"Da fehlte das Zauberwort. Willst du auch mal?" Ohne auf eine Antwort zu warten, gab er mich an Timothy wie einen Haufen Umhänge weiter. Dieser knickte unter meinen Gewicht mehr als James ein, was ich ausnutzen wollte, doch da hatte er mich schon wieder zurückgereicht.
"Genau, spielt weiter Quaffel mit mir. Das macht mir auch unheimlich Spaß." Ich schob die Unterlippe vor und verschränkte die Arme.
"Oh ist die kleine Lulu beleidigt?" James Brust vibrierte vor Lachen, als er sich zu den Duschräumen drehte. "Hey Nick!"
Es dauerte kurz bis Nick, nur mit einem Handtuch bekleidet, den Kopf in die Umkleide steckte. "Ja?"
"Willst du auch mal?" Wie eine Trophäe hob James mich ein Stück hoch. "Sie ist noch leichter als sie aussieht."
Nick warf mein Mitleides Lächeln zu, bevor er ohne eine Antwort wieder in den Duschen verschwand.
"Tja James." Ich tippte ihm auf die Brust. "Anscheinend sind all deine Spielkameraden beschäftigt. Wärst du jetzt so freundlich mich runterzulassen? Ich muss auch noch Duschen."
"Da fehlte schon wieder ein Bitte." James Grinsen verhieß nichts gutes, weshalb ich in seinen Armen zappelte, aber unbeeindruckt davon trug mich James durch die Umkleide.
"Sirius?"
"Mhm?" Er stand mit dem (nackten- was für eine Überraschung) Rücken zu uns und suchte irgendetwas in seinem Schrank.
"Fang."
"Was?!" Sirius drehte sich in dem Moment herum, als ich auf aufschrie und James mich einfach warf. Nicht weiterreichte, nein. Er warf mich.
Vermutlich mehr aus Reflex hob Sirius die Arme und mein Gewicht ließ ihn ein paar Schritte nach hinten taumeln, aber- Merlin sei Dank- fing er mich.
Verwirrt sah er auf mich herunter und mein Gesichtsausdruck hatte vermutlich Ähnlichkeit mit einem verschreckten Kaninchen. "Oh. Danke." Ein paar Sekunde starrte Sirius mir noch in die Augen, dann zuckte er plötzlich zusammen und ließ mich hastig auf den Boden sinken.
"Kein...Problem." Er lächelte schief und rieb sich über einen großen roten Fleck auf seiner Brust.
"Das tut mir leid. Ich wollte wirklich nicht durch die Gegend geworfen werden."
"Was das angeht musst du dich wirklich nicht entschuldigen." Sein Lächeln nahm etwas verschwörerisches an und er trat an mir vorbei. "Hey Prongs."
"Oh Merlin." James saß halb auf dem Boden und lachend hielt er sich den Buch. "Dein Gesicht und Lulus Gesicht. Oh ich kann nicht mehr."
"Prongs?" Sirius lief auf ihn zu und James sprang nach Luft schnappend auf und wich in die Ecke zurück.
"Du bist doch jetzt nicht sauer, oder?" Seine Augen huschten zu der Tür am gegenüberliegenden Ende der Umkleide.
"Nein, wie kommst du darauf?"
"Vielleicht wegen dem etwas beunruhigendem Grinsen?" James Augen blieben an der Tür zu den Duschräumen hängen und langsam schob er sich an der Wand entlang.
"Willst du etwa schon weg, Jamsie?" Sirius sprang mit offenen Armen nach vorn und James flüchtete in die Duschräume. Ohne zu Zögern stürzte Sirius hinterher und es dauerte nicht allzu lange bis das Wasserrauschen lauter wurde und James aufschrie.
"Machen die jetzt ersthaft eine Wasserschlacht?" Timothy starrte ungläubig von mir zu den Duschräumen.
"Könnte sein. Ich komm dann noch mal wieder wenn niemand mehr halbnackt rumläuft. Ok?" Bevor ich überhaupt zu ende sprechen konnte, stürmte Timothy schon mit Kampfgeschrei in die Duschräume.
Kopfschüttelnd schloss ich mich in der Mädchenumkleide ein (ich drehte den Schlüssel mehrmals um- man konnte schließlich nie wissen) und nachdem ich heiß geduscht hatte, zog ich meine Schuluniform wieder an und trocknete meine Haare mit einem Zauber. Mein Makeup hatte ich im Schloss gelassen, aber weil die Jungen vermutlich ohne mich schon ins Schloss gegangen waren, machte mir das nichts aus.
In aller Ruhe zog ich mir meinen Winterumhang an und stopfte meine Locken unter den dicken Gryffindor Schal. Leise ein Mugglelied vor mich hinsummend schloss ich die Tür wieder auf und trat in die Jungenumkleide.
"Na endlich."
Vor Schreck schrie ich auf und meine Tasche rauschte zu Boden. All meine männlichen Teamkollegen saßen auf den Bänken und grinsten mich aus dem Halbdunkeln an.
"Spuckender Wasserspeier. Mein Herz. Macht das nie wieder!" Mein Hände zitterten als ich mich hinunterbeugte um meine Tasche aufzuheben. "Was bei Merlins Bart macht ihr noch hier?"
"Wir haben auf dich gewartet." James hielt mir die Tür nach draußen auf und gemeinsam liefen wir über das Feld aus dem Stadion.
"Ihr habt noch nie auf mich gewartet."
"Es gibt für alles ein erstes Mal." Timothy joggte neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter. "Außerdem siehst du bezaubernd aus, Lulu."
"Werd nicht unheimlich." Ich schüttelte lächelnd seinen Arm ab und legte meine Hände über meine warmen Wangen. "Ihr seid mir allesamt unheimlich."
"Wir wollten dich nur nicht allein im Dunkeln zum Schloss laufen lassen." Nick lächelte und ich entschied seine Erklärung einfach zu akzeptieren.
Wir unterhielten uns nicht großartig, besonders Nick und Timothy waren erschöpft und schlurften irgendwann nur noch hinter uns her. Ich lief zwischen James und Sirius, wobei ich bemerkte das die Beiden sich über meinen Kopf hinweg immer wieder Blick zuwarfen. Ich dachte mir nichts dabei.
Am Porträtloch wollte ich nach den Anderen hindurchklettern, doch James hielt mich zurück und verblüfft konnte ich zusehen, wie Sirius es einfach hinter sich zuklappte.
"Hey! Was soll denn das?"
"Na ja." Ich drehte mich zu James herum, der auf irgendeine Punkt über meinem Kopf starrte. "Also ich wollte dich fragen wie es dir geht."
"Wie es mir geht? Warum?" Er antwortete mir nicht, sondern fuhr sich nur durch die eh schon chaotischen Haare. Stirnrunzelnd drehte ich mich wieder zum Porträt der fetten Dame.
"Kann ich bitte rein?"
"Was?" Sie blinzelte verwirrt und hörte auf an ihrem rosa Kleid herum zu zupfen.
"Kann ich rein? In den Gemeinschaftsraum?"
"In den Gemeinschaftsraum? Natürlich, Passwort?"
"Löwenherz."
Die fette Dame nickte und das Gemälde schwang zur Seite, doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, stand mir James schon im Weg. "Könntest du bitte mit mir reden?"
"Warum?" Ich wollte mich an ihm vorbeischieben aber er packte mich bei den Schultern.
"Du weißt schon."
"Was weiß ich?"
"Merlin, dafür schuldet er mir was."
"Wer?"
"Nicht so wichtig. Also schau mal, mir ist aufgefallen das ich nach dieser ganzen Geburtstagsfeier 'wir versuchen uns alle in die Luft zu jagen' Geschichte nicht mehr gefragt habe wie es dir geht. Und wie deine Wunden verheilt sind. Du weißt schon."
"Ich glaube ich verstehe nicht ganz worauf du hinauswillst."
"Mir ist einfach nur durch das Wiederauftauchen deines besten Freundes eingefallen wie-" Er verzog das Gesicht. "-dreckig es dir an deinem Geburtstag ging. Und eben beim Training..."
Ich unterbrach ihn. "Mir geht es gut, James. Mach dir keine Sorgen." Lächelnd schüttelte ich seine Hände ab. "Ich bin dir wirklich dankbar für deine Anwesenheit bei der ganzen Geburtstags Geschichte. Das habe ich dir noch nie gesagt, oder?" Ich umarmte ihn und etwas unbeholfen drückte James mich an sich.
"Wenn es dir gut geht beruhigt mich das." Er schob mich ein Stück von sich und grinste beschämt. "Wegen dieser ganzen Sache mit deinem Bruder und so hab ich mir schon Sorgen gemacht und na ja..."
"Lassen wir das." Ich klopfte ihm auf die Schulter und schob mich dann an ihm vorbei durch das offene Porträtloch.
Im Gemeinschaftsraum war es warm und all das gewohnte Gold und Rot um mich herum beruhigte mich sofort. An den Tischen saßen Schüler über ihre Hausaufgaben gebeugt und im Schein des Kaminfeuers entdeckte ich Ruby und Lily auf zwei Sofas.
Ich merkte erst das James mir gefolgt war, als ich mich gegenüber von Lily in einen Sessel setzte und James sich über die Rückenlehne beugte und seinen Kopf auf meinen stützte.
"Hallo meine Damen."
"Dein Kinn ist spitz." Ich schob meine Hand zwischen meinen Kopf und sein Kinn.
"Das tut mir ausgesprochen leid. Ach ja bevor ich's vergesse-"
"Vergiss es, James."
"Was?" Vermutlich starrte James Lily genauso verwirrt wie ich an.
"Nein, ich gehe nicht mit dir aus." Vor Lily war ein Schachspiel aufgebaut und sie betrachtete zwei Figuren in ihrer Hand mit großem Interesse.
"Entschuldige, Evans." Das Gewicht von James Kopf verschwand von meiner Hand. "Aber ich wollte fragen ob Ruby schon Mugglekunde gemacht hat." Seine Stimme klang so gar nicht nach ihm. Irgendwie unterkühlt.
"Oh." Lily hob den ruckartig den Kopf und starrte zu James. Ihre Wangen röteten sich als sie versuchte eine Antwort zusammen zu stottern. Mein Blick begegnete Rubys, die genau wie ich versuchte nicht zu lachen.
Erst Sirius, der zusammen mit Peter an einem Tisch gesessen hatte, durchbrach das peinliche Schweigen. "Hey Prongs." Grinsend griff er an Ruby vorbei nach einem Teller mit Cupcakes. Er nahm sich selbst einen und reichte den Teller an Peter weiter.
"Die gehören Ruby." Lily hob nicht mal den Blick.
"Oh. Na dann." Sirius verdrehte grinsend die Augen. "Darf ich einen Cupcake, Ruby?"
Ruby reagierte erst gar nicht. Ihr vorheriges Lächeln war verschwunden und sie starrte auf ihre Hände. Ich wollte schon den Mund öffnen, als sie plötzlich leise aber bestimmt sagte, "Nein."
"Was?" Sirius wirkte vollkommen aus dem Konzept gebracht und der Cupcake stoppte auf dem Weg zu seinem Mund.
"Ich habe sie aus der Küche mitgebracht. Hol dir selbst welche."
"Aber...aber..."
"Oh Sirius." Ich beugte mich vor um ihm den Cupcake aus der Hand zu nehmen und biss dann selbst hinein.
"Lulu!" Sirius' starrte mich mit offenem Mund an und ich schlug den Hand vor den Mund um den Cupcake nicht wieder auszuspucken.
"Komm Padfoot." James zwinkerte mir zu und griff nach Sirius Arm. "Lass uns in die Küchen gehen und dir auch ein paar Pinke Kuchen besorgen."
"Da tritt mich doch ein Hippogreif." Vor sich hinmurmelnd verschwand Sirius aus dem Gemeinschaftsraum. James folgte ihm lachend.
"Sehr gut, Eostra." Ich kaute glücklich auf meinem Cupcake herum und ignorierte Rubys bösen Blick.
"Vergiss den Namen mal ganz schnell wieder."
"Wie kommst du auf...Oh." Lilys Augen weiteten sich und plötzlich lachte sie los. "Rubina Eostra Lestrange."
"Merlin. Danke, Lily, vielen Dank."
"Moment!" Ich schluckte den Cupcake hinunter. "Also hat James sich das nicht nur ausgedacht? Du heißt mit zweitem Namen wirklich Eostra?"
"Können wir bitte über etwas reden? Zum Beispiel das ich so gütig war euch allen Cupcakes aus der Küche mitzubringen?"
"Jetzt nimm das doch nicht persönlich. Ich hab schließlich auch nicht den super Namen."
"Was ist an Luné-Marie denn bitte schlimm?"
"Zum Beispiel das meine Familie sich uneinig ist wie sie mich nennt? Meinen Französischen Namen ignoriert jeder und Marie ist bei den meisten auch eher Mary."
"Mary hat recht." Lily grinste und nahm sich noch einen Cupcake.
"Was hast du gerade gesagt, Lilien Lily?"
"Nimm's nicht persönlich, Mary. Hör mal, Rubs, ich und meine Schwester sind nach Blumen benannt, da musst du dich nicht wegen einem zweiten Namen schämen."
Ruby pustete sich den Pony aus den Augen und verschränkte die Arme. "Eines Tages räche ich mich noch an McGonagall, weil sie bei der Einteilung meinen ganzen Namen vorgelesen hat."
Lily nickte, "Eigentlich erstaunlich das sich Potter den Namen gemerkt hat."
"Es ist der Name meiner Mutter."
"Was?"
"Eostra. Eostra und Maybell Summers."
"Maybell?" Ich setzte mich aufrecht hin. "So heißt doch deine Eule?"
"Und meine Tante." Ruby seufzte.
"Du hast uns noch nie von deiner Mum oder Maybell erzählt."
"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Lily wolltest du nicht noch eben Schach spielen?"
"Was? Ach ja." Lily starrte verwundert auf die Schachfiguren in ihrer Hand. Dann grinste sie. "Hör mal, Lulu, hast du Lust-"
"Nein." Meine Locken flogen durch die Luft als ich den Kopf schüttelte. "Frag Melody, Remus, Dorcas, Marlene, Alice, alle Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuffs und von mir aus auch James und die Slytherins, aber ich spiel nicht gegen dich."
"Oh Lu." Lily machte große Augen und wedelte mit einer Schachfigur. "Nur ein Spiel. Ich spiel so gern gegen dich."
"Du meintest wohl das du mich gerne fertig machst. Wo ist denn Melody?"
"Geht spazieren mit ihrem liebsten Remus." Ruby hatte ihr Gesicht hinter einem Buch versteckt. Auf dem Titel stand etwas in Runen geschrieben und ich war mir ziemlich sicher das Ruby nichts von dem Buch verstand.
"Bitte Lulu. Nur ein Spiel?"
"Warum spielst du nicht mit Ruby?"
"Ich kann kein Schach." Ruby warf mir einen amüsierten Blick zu.
"Ok, ok." Ich seufzte ergeben. "Ein Spiel!"
"Super!" Lily lachte und stellte in Rekordgeschwindigkeit alle Figuren an ihren Platz.
"Lils, ein Spiel und nicht mehr."
"Klar doch. Eins und nicht mehr, versprochen."
Natürlich blieb es nicht bei einem Spiel. Es blieb auch nicht bei einer fürchterlichen Niederlage auf meiner Seite. Irgendwann begann ich einfach zu akzeptieren, dass Lilys weiße Figuren meine Schwarzen beinah im Minutentakt vom Feld schleiften.
Es ging auf Mitternacht zu, als Ruby auf dem Sofa einschlief, die Rumtreiber bereits zum dritten Mal aus dem Gemeinschaftsraum verschwanden, weil sie irgendetwas wichtiges irgendwo vergessen hatten, und ich aufhörte Melody anzuflehen gegen Lily zu spielen. Meine Fähigkeiten in Zaubererschach waren wirklich unterirdisch, aber ein einziges Mal gewann ich beinah (auch wenn mir später aufging das Lily vermutlich nur Mitleid hatte) und mein Turm musste nur noch einen Zug machen, um ihre Königin zu schlagen, als das Porträtloch aufging und Jake herein kam.
"Hey!" Ich sprang auf.
"Lu." Er lächelte gequält und ich umarmte ihn kurz, bevor ich ihn ein Stück von mir schob.
"Wo warst du so lange?"
"Wir waren bei Dumbledore." Anne schloss das Porträtloch hinter sich und sah erst zu ihrem Bruder, der ihrem Blick auswich, und dann zu mir. Ihre Augen waren gerötet und trotz ihres Lächelns wirkte sie angespannt.
"Bis gerade? Es ist beinah Mitternacht."
"Wir mussten ein paar Sachen besprechen." Jake nahm meine Hand und zog mich von den anderen weg.
"Was ist los?" Er wich meinem Blick auf und betrachtete unsere verschränkten Hände.
"Ich muss dich etwas fragen."
"Ja?" Ich zog meine Hand aus seiner und erst dann hob er den Blick. Seine Augen schienen in meinen etwas zu suchen und ich blieb stumm, bis er tief ein und ausatmete.
"Ok, also...ich habe mit Dumbledore ausgemacht, dass ich bis zum Ende der Woche im Schloss bleibe. Danach fliege ich nach Amerika."
"Nach Amerika? Aber-"
Er unterbrach mich und plötzlich schienen die Worte beinah aus seinem Mund zu fluten, "Die Flugtickets werden von dem Geld gekauft, das auf dem Gringotts Konto meiner Eltern ist. Euer Muggle Lehrer bringt mich dann zum Flughafen. Der Brief an meine Verwandten ist schon abgeschickt und ich geh dann dort auf eine Schule."
Jetzt wich ich seinem Blick aus, während er auf eine Reaktion von mir wartete. Zögerlich versuchte ich ihm zu antworten, "Das...freut mich. Also für dich...meine ich. Auf welche Schule sollst du denn gehen? Und Anne kommt mit dir?"
"Nein, Lu. Nein. Anne kommt nicht mit."
"Oh...das tut mir leid. Vielleicht ändert sie ihre Meinung ja noch."
Er schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Sie wird ihre Meinung nicht mehr ändern. Genauso wie ich meine nicht ändern werden. Jetzt bleibt nur noch die Frage wie deine Meinung ist."
"Meine Meinung?"
"Lu, kommst du mit mir nach Amerika?"
"Was?!" Ich stolperte von ihm weg, als hätte er mich plötzlich geschlagen.
"Du kannst mit mir kommen, du kannst bei deinen Eltern sein. Und du kannst mit mir zusammen auf die neue Schule gehen."
"Jake, ich kann nicht plötzlich mein Leben aufgeben."
"Meinst du wirklich? Dort wäre es allen egal das du eine Rosendorn bist."
"Ich...das geht nicht. Hogwarts ist mein Zuhause."
Aber anstatt enttäuscht auszusehen, lächelte er und küsste mich auf die Wange. "Denk darüber nach. Gute Nacht und bis Morgen, Luné-Marie." Er verschwand in Richtung Schlafsäle und ließ mich mit meinen Gedanken allein.
"Alles in Ordnung?" Anne berührte meinen Arm und ich zuckte zusammen.
"Klar. Alles gut." Ich lächelte sie an und folgte ihr wieder zu dem Platz vor dem Kamin. Lily und Melody räumten gerade ihre Sachen zusammen und eine von Beiden hatte Ruby in eine Decke gepackt.
"Geht ihr hoch?"
"Nicht wenn du uns noch brauchst." Melody hatte ihre inzwischen gewachsenen Haare unordentlich zusammen gebunden und sie lächelte mich mit ihrem 'alles wird gut' Lächeln an. Dieses Mädchen war wirklich zu gut für diese Welt.
"Nein. Ihr könnt hochgehen, ich versuche Ruby aufzuwecken und komm dann sofort nach."
"Ok, bis gleich." Lily hatte ihr Schachspiel auf den Armen und Melody trug ein paar Bücher und ich wartete bis sie außer Hörweite waren, bevor ich mich zu Anne drehte.
"Was habt ihr bei Dumbledore besprochen?"
"Seid wann bist du so direkt?" Sie seufzte und setzte sich neben die leise schnarchende Ruby.
"Wir haben uns eine ganze Weile nicht gesehen, Anne. Und Jake wird mir nicht die Wahrheit erzählen. Ich kenne ihn."
"Das stimmt." Sie deutete auf einen Sessel. Ohne sie aus den Augen zu lassen, setzte ich mich. "Vermutlich kennst du meinen Bruder besser als ich. Ich bin ja nur seine kleine Schwester."
"Sag so etwas nicht." Trotz ihrer plötzlichen Kälte hatte ich Mitleid.
"Ich kann dir erzählen, was du wissen möchtest."
"Dafür wäre ich dir dankbar."
Sie blinzelte überrascht und schien plötzlich aus dem Konzept gebracht, "Kümmert es dich nicht das Jake dagegen ist?"
Mein schlechtes Gewissen protestierte laut, aber Jakes Brief an meinen Vater stand mir immer noch lebhaft vor Augen, weshalb ich entschlossen sagte, "Ich will wissen warum ihr hier seid. Und was Jake mir über die Lage in Deutschland verschweigt."
"Wenn du meinst." Sie begann damit eine ihrer langen Strähne zu flechten. "Was weißt du denn schon?"
"Nicht viel. Nur das in Deutschland und ein paar anderen Ländern so etwas wie Krieg herrscht und na ja..."
"Und weiter?"
"Jakes Eltern- deine Eltern...sie sind Tod?" Es klang eher wie eine Frage und als Anne langsam nickte, musste ich mich zwingen weiter zu reden. "Und mein Bruder ist Tod."
"Es hat nicht mit dem Tod deines Bruders angefangen, falls du das glaubst. Ich weiß nicht wie viel du weißt, aber deine Familie hat schon länger gegen du-weißt-schon-wen gearbeitet."
"Das weiß ich, sie haben es mir vor kurzem erzählt. Aber wie kannst du davon wissen?"
"Luné." Ihr mitleidiger Gesichtsausdruck hätte mich vor der Wucht ihrer Worte warnen müssen. "Jeder weiß davon. Du-weißt-schon-wer jagt deine Familie. Es herrscht Krieg zwischen ihm und den Rosendorns."
"Was? Aber...das kann nicht sein. Wir sind die mächtigste Familie...meine Großmutter würde so etwas niemals zulassen."
"Sie hat es schon getan. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie nach London geflohen ist. Alle Zeitungen, die überhaupt noch drucken dürfen, haben davon berichtet."
"Aber was heißt das jetzt? Wie seid ihr aus Deutschland rausgekommen? Dr. Berg meinte das wäre unmöglich."
"Du weißt das meine Eltern mir nie erlaubt haben unser Grundstück zu verlassen?"
"Ja, wegen deinen Kräften."
"Nicht nur deshalb. Ich weiß zu viel." Sie senkte den Kopf und im flackernden Licht des Kaminfeuers glänzten Tränen.
"Was meinst du damit? Was weißt du?"
Sie schniefte leise, "Unser Grundstück grenzt ja an die Niederländische Grenze, ein Teil überschreitet sie sogar. Und die Niederlande werden noch nicht von du-weißt-schon-wem überwacht. Du kennst ja den Ruf der Berghaus."
"Ihr seid Mugglefreunde. Und ihr habt viel Geld."
"Du musst wissen das Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf Mugglestämmige in Deutschland und anderen Ländern, die unter seiner Herschafft sind, jagt. Das deutsche Zauberei-Miniesterium steht unter der Herrschaft der Todesser und es wurde offiziell ausgerufen 'die Diebe der Magie' zu töten." Anne hörte auf ihre Haare zu flechte und verschränkte stattdessen ihre Hände im Schoss. "Vermutlich errätst du schon was meine Eltern getan haben."
"Haben sie Mugglestämmigen geholfen?"
"Sie haben bereits vor der offiziellen Machtergreifung angefangen. Erst waren es nur befreundete Familien aus den umliegenden Dörfern, die meistens schon von Todessern belästigt wurden. Sie haben sie über die Grenze in die Niederlande gebracht und dort hatten sie Freunde, diese haben den Mugglestämmigen Plätze auf Schiffen nach Amerika verschafft, falls sie das wollten. Irgendwie hat es sich rumgesprochen und na ja du kennst meine Eltern."
"Sie konnten niemanden ablehnen, richtig?"
"Es waren so viele Menschen. Und meine Eltern wollten jedem einzelnen helfen. Und dann..." Ihre Stimme zerbrach einfach. Anders konnte man das nicht nennen.
"Anne, du musst es mir nicht erzählen. Es geht mich nichts an."
"Nein." Sie hob den Kopf und sah mir in die Augen. Und auch wenn sich alles in mir sträubte, erwiderte ich ihren Blick bis ihr Gesicht vor meinen Augen verschwamm. "Du hast recht, es geht dich nichts an. Aber ich muss das jetzt loswerden." Sie holte tief Luft und hielt meine Augen weiterhin fest. "Die Todesser kamen am helllichten Tag. Normalerweise habe ich ihre Besuche vorhergesehen, aber dieses eine Mal kam die Vision erst als sie bereits auf dem Grundstück waren. Meine Eltern hatten keine Zeit Spuren zu beseitigen oder die Menschen zu verstecken. Mein Vater hat mich in ein Versteck in meinem Zimmer geschoben. Sie haben in meinem Zimmer schon vorher einen Hohlraum zwischen meinem Fußboden und dem unteren Stockwerk eingebaut, gerade groß genug damit ich liegen kann und von außen ist nichts zu sehen." Ohne den Blick abzuwenden strich sie sich die Tränen von den Wangen. "Ich habe alles gehört. Erst haben sie die Mugglestämmigen getötet. Zwei Familien. Fünf Kinder. Alles Geld meiner Familie hätte sie nicht retten können. Die Todesser wussten das ich auch im Haus sein musste. Aber eines der Kinder war in meinem Alter und vermutlich haben sie gedacht das Mädchen wäre ich. Sie haben meine Eltern mit ihrem Tod verhöhnt. Ich kann mich immer noch an ihre Stimmen erinnern, sie verfolgen mich die ganze Zeit. Ich sehe in meinen Albträumen nichts, ich höre nur immer wieder ihre Worte. Und ich höre die Stille. Meine Eltern haben nichts geleugnet. Ich höre wie die Stimme meiner Mutter mitten im Satz abbricht und dieses dumpfe Geräusch auf dem Boden der Küche. Die schweren Schritte der Todesser, wie sie das Haus durchsuchen und auf ihrem Weg alles zerstören. Ihre Schritte in meinem Zimmer, über meinem Kopf. Und ich habe nichts unternommen, nur die Luft angehalten und zu einem Gott gebetet, an den ich nicht glaube."
"Du hättest nichts tun können. Sie hätten dich getötet. Genauso wie sie die Anderen getötet haben."
"Dann würde ich mich wenigstens nicht so schrecklich fühlen. Ich hätte kämpfen können, mein Zauberstab war in meiner Hand und mein Vater hat mir alles nötige beigebracht."
"Aber du bist am Leben, Anne. Deine Eltern haben es dir ermöglicht weiterzuleben. Sie hätten nicht gewollt das du einen sinnlosen Tod stirbst."
"Ich weiß." Anne nickte und neue Tränen fielen auf ihre Hände. "Deshalb bin ich hier. Deshalb will ich nicht wie mein Bruder fliehen. Meine Eltern sind auch nicht geflohen. Ich will ein Leben leben auf das sie stolz wären, ich will glücklich sein, sie hätten es nicht ertragen mich aufgeben zu sehen."
"Verdammt." Meine Augen drohten inzwischen auch überzulaufen. "Ich bin verdammt stolz auf dich, Anne."
"Danke." Sie schniefte und wirkte plötzlich wieder wie das kleine Mädchen, das mir beim Mittagessen immer den Nachtisch geklaut hatte. Ich stand auf und umarmte sie. "Egal wo dich der Hut später einteilt, für mich bist du jetzt schon eine wahre Gryffindor."
"Dumbledore meinte ich werde nächste Woche eingeteilt. Wenn Jake weg ist. Gryffindor fände ich wirklich schön."
"Du hast hier schon Freunde gefunden, oder?" Ich trat nach hinten, damit sie vom Sofa aufstehen konnte.
"Ja, ich glaube schon das ich jetzt Freunde habe. Es ist seltsam, weißt du."
"So ging es mir am Anfang auf." Ich nickte kurz zu der immer noch schlafenden Ruby. "Freunde sind etwas seltsames. Aber sie machen dein Leben besser."
"Genau so fühlt sich das gerade an." Sie schniefte noch einmal. "Du hast gar nicht gefragt wie wir nun in Hogwarts gelandet sind."
"Ich vermute über die Niederlande, oder?"
"Jake hat in Grüntal davon gehört, dass die Todesser unser Haus angegriffen haben. Ich weiß nicht wie lange Jakes Suche nach mir gedauert hat, aber wir sind danach so schnell es ging über die Grenze und dort haben wir uns dann einen Kamin gesucht, um nach Hogsmead zu flohen. Jake hat wenig gesprochen, aber ich glaube für ihn sollte Schottland nur ein Zwischenhalt sein."
"Er will das ich mitkomme."
"Ich weiß." Anne nickte langsam. "Vermutlich will er sogar noch mehr das du mitkommst, als ich es sollte. Wirst du mit ihm gehen?"
"Er will es."
"Es geht aber nicht um Jake, Luné." Mit einem Schlag war das kleine Mädchen wieder verschwunden. "Es geht dabei um dich. Es ist ganz allein deine Entscheidung ob du mit ihm gehst oder in Hogwarts bleibst. Und mein Bruder sollte dir diese Entscheidung nicht wegnehmen."
______________________
Sooo was sagt ihr? Oder eher, wie glaubt ihr wird sich Lulu entscheiden? Ich habe die Handlung für's nächste Kapitel schon grob, aber es interessiert mich natürlich (weil ihr Luné ja jetzt schon ein bisschen kennt) was ihr glaubt oder was ihr euch vielleicht von der weiteren Handlung erhofft :)
Schreibst mir in die Kommentare (ich hör mich schon wie ein Youtuber an :D) und Votet, wenn es euch gefallen hat.
Kuss und Schluss.
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