We were only dreamers in this nightmare of a world*

' Were - were your parents Death Eaters as well?'

'No, no, but believe me, they thought Voldemort had the right idea, they were all for the purification of the wizarding race, getting rid of Muggle-borns and having pure-bloods in charge. [....] I bet my parents thought Regulus was a right little hero for joining up at first.'

-J.K. Rowling, Harry speaking with Sirius Black, Harry Potter and the Order of the Phoenix

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We were only dreamers in this nightmare of a world

„Das fürnehme und gar alte Haus der Blacks, Toujours pur", las ich vom Stammbaum der Blacks vor. Regulus, der die ganze Zeit schon hinter mir gestanden hatte, trat noch ein Stück näher an mich heran.

Wie selbstverständlich ließ er mich wissen, „Immer rein. Das ist Französisch." Als er meinen Blick sah, wurden seine Wangen rot. „Aber das weißt du bereits."

„Du hast es mir ausreichend erklärt." Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und spürte sein Zittern. „Ihr seid wirklich mit beinahe allen Familien verwandt."

Der Stammbaum der Blacks war ein alter Wandteppich, der in einem ihrer Salons hing. Laut Regulus' bezaubernder Mutter, Walburga, reichte er 700 Jahre zurück, aber ich zweifelte daran. Er begann bei dem ersten Sirius und seinen Geschwistern und endete bei Regulus. Neben dessen Namen und Geburtsdaten hätte eigentlich Sirius sein sollen, aber dort wo sein Name vermutlich einmal gestanden hatte, erinnerte nur noch ein kleines Brandloch an ihn.

Meine Augen fuhren die gestickten goldenen Linien nach. Regulus schien der Wandteppich allerdings nicht wirklich zu interessieren, denn sein Blick huschte immer wieder zu mir.

"Mit allen die rein genug sind." Seine Antwort klang wie auswendig gelernt.

"Warum wurde dein Onkel, Alphard, entfernt?" Ich deutete auf ein besonders großes Loch neben Walburgas Namen.

"Er hat meinem Bruder Gold gegeben, nachdem dieser unsere Familie verlassen hat." Regulus sah nur kurz auf das Loch, dann nahm er eine Strähne meiner Haare zwischen Zeigefinger und Daumen. Nur mit Mühe schaffte ich es nicht zusammenzuzucken.

Normalerweise hätte es mir nichts ausgemacht, wenn Regulus mir so nah war, schließlich war er immer so etwas wie ein Bruder für mich gewesen.

Aber bereits seit mein Vater und ich das Haus der Blacks betreten hatten, verhielt er sich nicht wie er selbst. Ich war mir nicht sicher, ob er sich Zuhause immer so verhielt oder ob es daran lag, dass Orion und mein Vater im unteren Stockwerk gerade über unsere Verlobung sprachen.

„Die längeren Haare stehen dir besser." Regulus betrachtete meine Haare, als würden sie die Formel für den Stein der Weisen enthalten.

"Ich weiß nicht. Mich nerven sie eher." Meine Mutter hatte mir die kurzen Haare wieder wachsen lassen. Ihr ungewohntes Gewicht irritierte mich immer noch, wenn ich den Kopf bewegte.

"Lass sie einfach so. Es sieht wirklich besser aus."

"Wenn du meinst." Ich versuchte zu ignorieren, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte und, dass er immer noch mit meinen Haaren spielte. Bei Merlin, was für Anweisungen hatte sein Vater ihm gegeben.

„Freust du dich schon wieder auf die Schule?" Regulus ignorierte meine Frage. "Ich für meinen Teil irgendwie schon. Fährst du morgen auch mit dem Hogwartsexpress oder flohst du ins Schloss?" Ich plapperte einfach weiter. Der Salon war, genau wie alles andere was ich bisher vom Haus gesehen hatte, düster und bedrückend. Er brachte mich dazu leicht hysterisch zu klingen und die allgegenwärtige drückende Stille wenigstens mit meiner Stimme zu durchbrechen.

„Wie war dein Weinachten?" Immer noch Stille von Regulus' Seite. "Dein Silvester? Deine Ferien?" Mir gingen langsam die Fragen aus, weshalb ich mich komplett zu ihm umdrehte und ihm dabei meine Haare entzog.

Erst da schien Regulus endlich wieder aus seinen Gedanken aufzutauchen und blinzelte mich verwundert mit seinen blauen Augen an. „Deine Haare haben einen Rotstich." Wieder nahm er eine Strähne, dieses Mal ließ er sie aber beinah sofort wieder fallen.

"Ich weiß, den habe ich von meiner Mutter.", ließ ich ihn wissen, nur um sofort wieder den Mund zu schließen. Es galt meine Mutter unter keinen Umständen zu erwähnen. Dies hatte mir mein Vater vor diesem Besuch eingeschärft.

Regulus sah mich lange an, dann nickte er. „Es fällt auch nur im Licht auf." Falls in diesem Haus irgendwo Licht war, dann hatte ich es noch nicht gefunden.

„Sollen wir langsam wieder runter?" Ich nickte zu Tür, aber beinah sofort schüttelte Regulus den Kopf.

„Mein Vater hat gesagt sie schicken Kreacher sobald sie fertig sind. Wir können in mein Zimmer gehen, wenn du genug von unserem Stammbaum gesehen hast."

Irgendwie hoffte ich, dass Regulus' Zimmer ein bisschen weniger bedrückend war. Sirius' Flucht konnte ich mit jeder Minute mehr nachempfinden. Ich hatte meine bereits nach wenigen Minuten in diesem Haus geplant.

"Meinetwegen." Regulus nickte und ging zur Tür. Bevor ich ihm folgte, warf ich noch einen Blick auf den Stammbaum. Kurz hatte ich mir eingebildet neben Regulus Namen bereits meinen gesehen zu haben, mit goldenem Garn für immer verewigt. Doch ich hatte mich getäuscht, neben seinem Namen war nur das kleine Brandloch, welches an Sirius erinnerte.

"Kommst du?" Ich folgte Regulus Stimme, anscheinend war er schon vorgegangen.

"Reg, bitte warte." Es war furchtbar kalt in den Fluren und in meinem dünnen grünen Umhang fror ich sofort.

„Wo bleibst du denn so lange?" Die Treppe knarzte laut als ich sie hinaufeilte, immer Regulus Stimme nach.

Er wartete erst im obersten Stockwerk. „Wo warst du denn so lange, Lu?" In seinen Augen las ich eine seltsame Mischung aus Verzweiflung und Resignation. Oder waren das meine eigenen Gefühle?

„Welches von den beiden ist deins?" Wir standen in einem schmalen Flur, von dem zwei dunkle Türen abzweigten. Bevor Regulus antworten konnte, trat ich an die erste heran.

Schlicht Siriusstand darauf. Die protestierende Stimme in meinem Rücken ignorierend, drückte ich die Klinke herunter und trat ein.

Zuerst fühlte ich mich etwas erschlagen. Dann lächelte ich.

Sirius' altes Zimmer war sehr groß und vermutlich war es auch einmal hübsch gewesen. Jedenfalls nach den Maßstäben seiner Eltern. Doch die silber-graue Seidentapete war vor lauter Bildern und Postern kaum noch zu sehen und das hölzerne Kopfbrett des riesigen Bettes verschwand beinah komplett, wie auch ein Großteil der Wände, unter verschieden großen Gryffindor-Bannern. Sirius schien alles in seiner Macht Stehende getan zu haben, um zu zeigen, dass er nicht zu seiner Familie passte.

"Was willst du hier?" Regulus war mir gefolgt und sah sich mit bangem Blick um.

"Ich will mich nur mal umschauen." Neugierig trat ich näher an die Bilder. Ich musste beinah laut lachen, als ich erkannte, dass es alles Muggelposter waren. Auf ihnen bewegte sich rein gar nichts und irgendwie konnte ich nicht anders als ihn für seine Dreistigkeit zu bewundern.

"Warum haben deine Eltern die Bilder nicht abgenommen?"

"Dauerklebefluch. Komm jetzt, Luné." Regulus schien schon wieder im Türrahmen zu stehen, aber ich drehte mich nicht um.

"Eine Minute noch." Ich hatte das erste Zaubererfoto entdeckt. Es zeigte vier mir sehr bekannte Hogwartsschüler, welche Arm in Arm vor dem schwarzen See standen und in die Kamera grinsten. Mein Grinsen stand ihnen vermutlich in nichts nach, als ich jeden einzelnen Rumtreiber betrachtete. Sie wirkten noch sehr jung, wobei besonders Sirius schon an sein späteres selbst erinnerte. Bereits da schon viel zu gutaussehend sah er in die Kamera, mit diesem leicht arroganten Grinsen, welches ich zu gut kannte.

"Kommst du jetzt endlich?", Regulus Stimme sprang eine Oktave höher.

Ein letztes Mal warf ich einen Blick auf das Bild, dann verließ ich den Raum und schloss die Tür hinter mir. „Na endlich." Regulus Hand umfasste bereits die Klinke zu seinem eigenen Zimmer, mit einer Mischung aus Vorwurf und Verärgerung im Blick wartete er auf mich.

Gegen meinen Willen regte sich Mitleid in mir. Regulus war verletzt. Immer schon war sein älterer Bruder wichtiger gewesen und sogar ich zog ihn jetzt vor. „Entschuldige, Reg."

Als Antwort öffnete er nur die Tür und trat vor mir ein. Es war nicht so groß, wie das seines Bruders. Und es war das Gegenteil dessen. Regulus Zugehörigkeit zu den Blacks sah mir von überall her entgegen. Smaragdgrün und Silber, die Slytherinfarben, überall. Über seinem Bett war sogar das Familienwappen zusammen mit ihrem Wahlspruch aufgemalt.

Ohne es zu kommentieren, ließ ich mich auf das ordentlich gemachte Bett fallen. „Hör mal..." Ich war mir nicht sicher, was ich sagen wollte. Irgendetwas musste gesagt werden. Irgendwie mussten wir mit dieser Situation klarkommen.

Doch Regulus kam mir nicht zur Hilfe und sprach Dinge für mich an. Mit einem Seufzen sah ich mir die Bilder unter dem Wappen an. Es waren Zeitungsausschnitte. Säuberlich ausgeschnitten waren sie neben- und untereinander zu einer vieleckigen Collage angeordnet.

„Warum hast du..." Doch bevor ich meine Frage zu Ende gestellt hatte, flogen meine Augen schon über die Überschriften. Sie handelte alle von einem einzigen Thema. Voldemort und seine Anhänger.

Ich nahm Regulus Stimme hinter mir gar nicht mehr wahr, noch spürte ich wie er mir eine Hand auf die Schulter legte. In meine Ohren rauschte es und die Erkenntnis was dies bedeutete, traf mich vollkommen unvorbereitet. Obwohl, hätte ich es nicht wissen sollen? Wie naiv war ich eigentlich?

„Du wirst tatsächlich...einer von ihnen?", fragte ich leise.

„Was meinst du?" Regulus drehte mich zu sich herum, weg von den Artikeln, die über all die Morde und Grausamkeiten berichteten.

"Ein Todesser. Du wirst ein Todesser." Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, es auszusprechen machte es nicht weniger schrecklich.

Die Offenheit verschwand aus Regulus' Blick so vollkommen, als würde ich plötzlich vor einer zugeschlagenen Tür stehen. „Ja, natürlich. Was hast du denn geglaubt?"

"Das kannst du nicht machen. Das geht nicht!" Meine Stimme schraubte sich mehrere Oktaven höher. „Du wirst da niemals lebend rauskommen." Immer noch starrte ich ihn an. Am liebsten hätte ich die Artikel von der Wand gerissen.

„Was weißt du schon?" Er sprach im Gegensatz zu mir leise und das machte es nur noch schlimmer. „Es ist eine Ehre dem dunklen Lord dienen zu dürfen..."

"Du bist gerade einmal 15. Das ist keine Ehre, das ist ein Todesurteil!"

Er nahm die Hand von meiner Hand Schulter und stand. Schuf Abstand zwischen uns. „Was spielt mein Alter schon für eine Rolle? Lucius, Snape, Rabastan, sie dienen ihm alle schon."

„Das ist keine kleine...Bande, bei der man cool ist, wenn man dabei ist", rief ich und verschluckte mich beinah an meinen Worten. „Das ist Ernst, Regulus, tödlicher Ernst."

„Ach komm schon, Lu." Regulus versuchte zu lachen, es misslang ihm. „Hör auf so zu tun als wäre ich ein Kind. Ich weiß, was ich tue."

Nun war es an mir kalt zu klingen, "Mein eigener Bruder ist einer von ihnen, falls du das schon vergessen haben solltest. Und ich weiß, dass er sterben wird." Die Worte waren wie Glas in meinem Mund. „Ob es jetzt von der Hand eines Auroren ist oder durch einen anderen Todesser, der seinen Platz haben will. Es spielt keine Rolle für mich, Regulus. Er wird sterben. Glaubst du ich will das gleichen Grauen für dich fühlen?"

Er zuckte zurück und nun wurde er tatsächlich laut. Laut und wütend. „Seit wann kümmert dich mein Leben wieder? Du bist ein Reinblut, Luné-Marie Rosendorn, genau wie ich. Du solltest dich freuen. Mir wird die Ehre zuteil dem mächtigsten Magier aller Zeiten zu dienen und ich kann magischem Blut endlich wieder zu seinem richtigen Platz verhelfen. Und dem restlichen Abschaum..."

Ich unterbrach ihn harsch, "Dieser Abschaum, den du meinst, Muggel, Muggelstämmige, Halbblute, das sind echte reale Menschen. Die Realität hat nichts mit all diesen fantastischen Erzählungen, von den dummen Muggel die von den mächtigen Magiern an ihren Platz gebracht werden müssen, gemein. Sie unterscheiden sich nicht von uns." Ich stieß meinen Finger gegen seine dünne Brust. „Du wirst ein Monster werden, welches diese unschuldigen Menschen tötet. Da ist kein Platz für Ehre und Beschönigungen..."

„Sei still" Regulus schlug meine Hand weg. „Gerade du solltest...darfst diese Dinge nicht sagen. Du bist die, die uns alle umbringen wird. Nicht ich." Mit großen Augen starrte er mich an. „Das ist Verrat, was du sagst..."

Schwer atmend stand wir uns gegenüber. Wir beide konnte nicht fassen, was aus dem jeweils anderen geworden war.

"Lu...Luné, hör einfach auf dir dein Leben selbst schwer zu machen." Er sprach leise. „Die Realität ist nun mal so wie sie ist." Die Wut, die eben noch seine Stimme beherrscht hatte, schien einfach verschwunden zu sein. Regulus klang nur noch müde.

Es ertönte ein lautes Klopfen an der Tür. Regulus' rief automatisch, "Herein" und die Hauselfe der Blacks kam ins Zimmer. Kreacher verbeugte sie erst vor Regulus und dann vor mir bis zum Boden.

„Regulus, mein Heer" Mit Bewunderung in den großen Augen sah er zu besagten auf. "Euer Vater schickt mich die Rosendorn zu holen. Ihr Vater möchte aufbrechen."

"Danke, Kreacher." Regulus schenkte ihm ein kurzes Lächeln, dann war er auch schon zur Tür hinaus. Ich folgte ihm, auch wenn ich seinen Kopf gerade gerne wie die der alten Hauselfen auf der Speisetafel gesehen hätte. Von dieser Tradition der Familie hatte mir seine Mutter, Walburga, beim Essen erzählt. Sehr appetitanregend.

Im Flur standen mein Vater und Orion zusammen. Als Regulus bei ihnen ankam, neigte er vor seinem Vater den Kopf. Irgendwie erinnerte mich diese Geste an so viel Demut, dass mir schlecht wurde.

„Marie." Mein Vater lächelte mich an und ich rang mir irgendwie ein Heben der Mundwinkel ab.

„Wie es vielleicht euch beide interessiert, war unsere Unterredung sehr erfolgreich." Irrte ich mich, oder lächelte Orion Black beinah? Irgendwie war dieses halbe Lächeln noch beunruhigender als sein üblicher kalter Blick. Merlin, ich musste aus diesem Haus raus.

„Das freut uns natürlich." Regulus sprach wie selbstverständlich für mich.

Orion nickte, dann reichte er Regulus eine kleine schwarze Schachtel. Ich hatte gewusst, dass dieser Teil unausweichlich war, trotzdem zuckte ich kurz zusammen, als Regulus mir die geöffnete Schachtel hinhielt. Ein Diamantring funkelte mir entgegen.

"Luné-Marie Rosendorn, ich Regulus Arcturus Black, halte mit all meinem Respekt für dich und deine Familie um deine Hand an. Bist du gewillt meine Frau zu werden?"

Ich musste kräftig schlucken, bevor ich ein schwaches, „Ja" hervorbrachte. Regulus steckte mir den schmalen Ring an den Ringfinger und plötzlich war es beschlossene Sache. Wir waren verlobt.

Die folgenden Worte zwischen Orion und meinem Vater rauschten einfach an mir vorbei und bevor ich überhaupt den Blick von dem Ring hatte heben können, stand ich gemeinsam mit meinem Vater auf der Türschwelle. Außerhalb des Hauses, zum Glück. Seit unserer Ankunft war endlich die Sonne aufgegangen und Seite an Seite liefen wir über den heruntergekommenen Platz.

Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als mein Vater murmelte, "Sag noch nichts, sie beobachten uns vermutlich." Erst als wir mehre Straßen durchquert hatten und plötzlich auf einer belebten Straße standen, entspannte er sich und lächelte wieder.

„So, das wäre geschafft. Ich hoffe, ich finde den Weg zum tropfenden Kessel noch." Mit diesen Worten lief er wieder los, schnell folgte ich ihm durch die Menschen.

„Warum sprichst du plötzlich deutsch?" Die Männer in Anzügen beachteten uns nicht, aber eine Frau mit Kinderwagen starrte irritiert auf unsere Umhänge.

"Man kann ja nie wissen." Sein Lächeln wirkte plötzlich nicht mehr ganz so ehrlich. "Außerdem halten uns die Londoner gerade schon für seltsame Touristen mit Umhängen, eine andere Sprache zu sprechen macht dann auch nichts mehr."

"Wenn du meinst." Wir liefen durch viele belebte Straßen. Ich war bisher zwar schon ein paar Mal in London gewesen, aber noch nie außerhalb von Gebäuden. London erinnerte mich an Berlin; laut, hektisch, voll, dreckig und unpersönlich.

Unser Ziel war der tropfende Kessel, ein Pub in welchem wir die Nacht bleiben würden, bevor ich am nächsten Morgen den Hogwarts Express nehmen würde.

Ich war mir nicht sicher, wann wir den Ferien wieder zu einem zwanglosen Umgang übergegangen waren. Mein Vater nannte mich Luné und meine Mutter war wieder Mama. Aber in diesem Augenblick fiel mir jedes Wort schwer.

Stattdessen betrachtete ich also den Ring an meiner Hand. Er war nicht so protzig, wie ich befürchtet hatte. Es war ein schlichter Silberring, mit einem kleinen geschliffenen Diamanten, so gesehen war er sogar hübsch. Hätte es sich nicht um meinen Verlobungsring gehandelt. Mit einem Seufzen stecke ich ihn mir an die rechte Hand, wenn ich schon tragen musste, dann wenigstens an der falschen Hand.

"Wie lange dauert es noch?" Wir überquerten eine Straße und mein Vater beschleunigte seine Schritte merklich.

"Ich glaube, wir müssen unseren Plan ändern." Als ich verstand, was das bedeutete, schaffte ich es nur mit Mühe nicht einen Blick über die Schulter zu werfen. Wenn mein Vater den Plan änderte, dann musste er sich sicher sein, dass wir verfolgt wurden.

Wir liefen gerade durch eine beinah leere Straße und plötzlich zog mein Vater mich in eine Ecke und apparierte mit mir. Kurz wurde ich zusammengepresst, dann landeten wir auch schon wieder. Bevor sich mein Blick vollkommen klären konnte, zog mein Vater mich durch eine Tür. Und plötzlich befanden wir uns in einem belebten Pub.

Draußen war es kalt und zudem war noch der letzte Ferientag, weshalb es im tropfenden Kessel ziemlich laut und voll war. Ohne jemanden anzusehen, oder zu sprechen, eilten wir zu einer schmalen Treppe.

Am Morgen hatte ich einen Brief bekommen, in diesem hatte nur 31 gestanden. Daher klopften wir nun auch an dieser Tür. Kurz tat sich nichts, dann öffnete sich die Tür und meine Mutter zog uns hinein. „Ist alles gutgegangen?", fragte sie über die Schulter und schloss die Tür sorgfältig.

Ich überließ meinem Vater das Reden und ließ mich nur auf eines der Himmelbetten fallen. Plötzlich spürte ich, wie sehr mich die Anspannungen des Tages erschöpft hatte. Regulus spuckte durch meine Gedanken, aber ich drückte mein Gesicht fest ins Kissen. Bemüht ihn zu vertreiben.

Leises Gemurmel kam von meinen Eltern, bis mir jemand eine Hand auf die Schulter legte. „Luné?", fragte meine Mutter Vorsicht. „Ist alles in Ordnung? Ist etwas vorgefallen?"

„Alles ist gut" Ich hörte selbst den Sarkasmus in meiner Stimme. „Ich bin glücklich verlobt." Kurz winkte ich mit meiner rechten Hand. "Orion und Walburga haben es wunderbar aufgenommen, dass du die schlimme Muggelstämmige bist, die dem armen Julius Rosendorn all die Jahre etwas vorgespielt hat."

Ich hörte meine Mutter erleichtert aufseufzen. Sie lief im dämmrigen Licht an mir vorbei und schloss die Vorhänge vor den dreckigen Fenstern. Damit sperrte sie auch den letzten Rest Helligkeit aus.

Neben mir senkte sich die Matratze herunter und ich hörte, wie mein Vater Luft holte, „Luné, bist du dir sicher, dass du nicht mit uns kommen willst? Wir können dich nach Ilvermorny schicken und dort wärst du sicher."

Mehrmals hatten meine Eltern mich gebeten mit ihnen zu kommen. Wo auch immer sie hin fliehen wollten. Es wäre einfach. Ich könnte alles einfach hinter mir lassen und dort neu anfangen. Wo auch immer- dort würde niemand beim Namen Rosendorn zusammenzucken, als wäre er eine ansteckende Krankheit.

„Ich dachte, Hogwarts wäre der sicherste Ort in der magischen Welt", erwiderte ich dennoch und drehte den Kopf zu ihm. „Außerdem bin ich bei meinen Freunden glücklich." Und ich war das Weglaufen leid. Aber das sagte ich nicht.

„Du musst auf dich aufpassen, Luné" Mit der Hand fuhr meine Mutter über die Bettdecke und sah mich an. „Hogwarts Mauern mögen zwar im Moment noch sicher sein, aber wer weiß für wie lange" Sie sah meinen Vater an, der nickte. „Ich glaube nicht, dass es außerhalb der Schule noch einen sicheren Fleck gibt."

"Was meinst du damit?"

"Luné, wie lange hast du die Zeitung schon nicht mehr aufgeschlagen?"

Schulbewusst lächelte ich. „Meine Politikstunden waren wohl doch für nichts gut."

Sie ging nicht auf meinen Witz ein. „Weißt du, seit dem Sommer hat sich viel verändert. Nicht gerade zum Besseren." Meine Mutter klang unsicher. Anscheinend machte sie sich Sorgen, wie ich ihre Worte aufnehmen würde.

"Was meinst du konkret?"

"Seit dem Tod des Zauberreiministers durch...durch deinen Bruder-" Ich bewunderte meine Mutter unwillkürlich für ihren Mut. Mein Vater hätte dies niemals ausgesprochen. "-ist Millicent Bagnold neue Ministerin in Großbritannien und sie hat Probleme sich durchzusetzen. Konkret gesagt, das Ministerium gehört eigentlich inoffiziell eher den Todessern, die sich in die hohen Posten geschlichen haben." Sie schloss den Mund, aber den Rest konnte ich mir denken.

Ich drehte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Mir wurde klar, dass ich von ganzem Herzen gehofft hatte, mir würde mehr Zeit bleiben. All diese Vorkommnisse, von denen die anderen immer redeten, sie erschienen mir immer so weit weg.

Ich schluckte und schloss die Augen wieder. "Gibt es noch etwas, dass ich wissen sollte?"

"Ja." Bei diesem schlichten Wort setze mein Herz kurz aus. Ich wollte nichts mehr hören. Trotzdem redete meine Mutter weiter. „Wenn dein Bruder dich noch einmal kontaktiert...geh nicht darauf ein. Er wird versuchen uns zu töten."

„Woher weißt du das?"

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Vater die Hände zu Fäusten ballte. Aber wieder war es meine Mutter, die sprach, „Er hat es uns gesagt, Luné."

Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinab und meine Mutter wischte sie fort. Ich wusste, dass ich nicht mehr würde aufhören können, wenn ich mir mehr erlaubte.

Am nächsten Morgen brachte meine Eltern mich wie verabredete zum Eingang des Bahnhofs. Dort verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung und wir sagen „bis zum nächsten Mal" und dann waren sie fort. Ich schob meinen Gepäckwagen durch die Mauer und beinah sofort fiel mir Ruby um den Hals.

„Lulu!" Sie drückte mich an sich. „Merlin, du siehst gut aus. Wie geht es dir? Wie waren deine Ferien?" Sofort musste ich grinsen und alles fühlte sich etwas ertragbarer an.

„Was denkst du?" Ich betrachtete sie von unten bis oben. Sie war ein einziger Farbfleck in diesem Meer aus gedeckten Umhängen. „Wie waren deine Ferien? Wie geht es deiner Cousine?"

„Gut, gut" Ohne zu fragen nahm sie mir den Wagen ab und schob ihn zum Zug. Währenddessen brachte sie mich fröhlich plappert auf den neusten Stand.

Ihren Koffer hatte sie in einem leeren Abteil stehen lassen, um auf mich zu warten.

"Hast du schon wen von den anderen getroffen?" Ich ließ mich mit gekreuzten Beinen auf die Sitzbank fallen.

„Ja, Peter. Er wollte sich noch von seiner Mum verabschieden. Aber er meinte, er kommt gleich", erklärte Ruby und ließ sich mir gegenüber nieder. Dann zeigte sie auf meine Umhängetasche. „Ich hoffe sowohl für mich wie für Peter und dich, dass darin dein fertiger Zaubertrank Aufsatz steckt."

Mit einem Augenrollen holte ich ihn heraus und reichte ihn ihr.

Da öffnete sich die Tür und Peter kam herein. „Ist das Zaubertränke?"

„Ja" Ruby wedelte mit dem Pergament. „Aber ich habe ihn zuerst bekommen."

Ich beobachtete, wie die beiden sich um die Hausaufgabe stritten, bis Peter ihr schließlich was von seiner Schokolade abgab. Bei diesem vertrauten Anblick wurde mir warm.

Dann allerdings rief Ruby, „Oh mein Gott."

„Was?" Erschrocken folgte ich ihrem Zeigefinger. Sie deutete auf Melody, die gerade an unserem Abteil vorbeigelaufen war. Erst verstand ich es nicht. Dann sah ich, worauf Ruby wirklich deutete.

Wir tauschten einen Blick und Ruby riss die Tür auf und schnappte sich Melody. „Beim spuckenden Wasserspeier, ihr könnt sie später wiederhaben", ließ Ruby die restlichen Rumtreiber wissen und knallte dann die Tür hinter Melody zu.

„Deshalb hast du also nicht auf meine Briefe geantwortet" Ruby bugsierte Melody auf einen Sitz. Diese sah eher amüsiert, als beunruhigt aus. Ich schob dies auf ihre Hormone. „Wir haben dich auf frischer Tat ertappt, Melody Clarissa McHay."

„Händchenhaltend mit Remus Lupin", warf ich ein.

Peter lachte, „Ihr wusstet es also nicht?"

„Du machst es nicht besser", sagte Melody und zog schnell den Kopf ein, als Ruby sich aufplusterte. „Es ist Silvester passiert."

"Das ist doppelter Verrat, Melody!" Ruby schüttelte traurig den Kopf.

"Du hast uns durch Rumtreiber ersetzt. Waren wir dir nicht mehr gut genug?" Ich machte ein möglichst tragisches Gesicht und griff mir ans Herz.

"Nein. Nein. Ihr seht das vollkommen falsch, ich..."

Plötzlich erleuchtete Ruby ihren Zauberstab und hielt das Licht auf Melodys Gesicht. Diese schirmte ihre Augen ab. „Sprich Angeklagte." Als Melody nicht antwortete, rief Ruby über die Schulter. „Miss Rosendorn, die erste Frage bitte."

Ich tat als würde ich von einem Klemmbrett ablesen. „Stimmt es, dass Sie, Melody Clarsissa McHay, uns mit Remus John Lupin betrogen haben?" Von Peter bekam ich einen zweifelnden Blick, aber ich schnitt ihm eine Grimasse.

"Nein. Natürlich nicht, ich..."

"Sind Sie mit der Person bekannt?"

"Ja. Aber..."

"Wiedersprechen Sie nicht. Sind Sie mit der Person zusammen?"

"Ja." Melody wurde, soweit ich das in dem Licht des Zauberstabs erkenne konnte, rot.

"Haben Sie deshalb den Briefkontakt, entgegen jedem Versprechen, mit ihren allerbesten Freunden auf der ganzen großen weiten Welt vernachlässigt?"

"Ja. Und es tut mir auch wirklich super leid."

"Ok, der Fall ist abschlossen. Wie lautet ihre Meinung?" Ich sah Ruby über den Rand meiner imaginären Brille an.

"Unschuldig. Sie war zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig. Sie stand unter dem Einfluss von Hormonen und Remus John Lupins Lächeln."

Plötzlich sprang sie los und fiel Melody um den Hals. "Ich freu mich ja so für dich!" Als Ruby sie wieder losließ, umarmte auch ich sie.

Natürlich quetschen wir jede Einzelheit über die Silvesternacht aus ihr heraus. Ich fand es furchtbar süß und romantisch. Ruby entschied, dass es reichte, um sie noch mal so davon kommen zu lassen. Peter erklärte uns für verrückt.

Als der Zug anfuhr, hatte Melody gerade erzählt, wie sich die Rumtreiber die restlichen Ferien häuslich bei ihr eingerichtete hatte. Ohne darüber nachzudenken, war ich die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen den Ring an meinem Finger zu drehen. Plötzlich richtete Ruby ihren Blick darauf.

"Netter Ring, Lulu. Familienerbstück?"

"Nein." Ich räusperte mich. „Dazu wäre ich gleichgekommen."

„Bist du verlobt?" Melody beugte sich mit Sorge im Blick vor. Ich fragte, „Woher?" und sie antwortete leise, „Sirius hat da sowas erwähnt."

„Leute, ja ich bin mit Regulus verlobt" Ich legte meine andere Hand über den Ring, als sich nun alle vorbeugten. „Ich möchte ehrlich gesagt nicht darüber reden."

Ruby explodierte auf der Stelle. „Was heißt das, du willst nicht drüber reden? Da ist ein Verlobungsring an deinem Finger..."

„Was?", fragte da eine Stimme und Rubys Mund schloss sich wieder. In der Abteiltür standen Sirius und Remus.

Obwohl ich es nicht wollte, traf mein Blick doch Sirius'. Er sah mich mit ehrlichem Mitleid an und ich zuckte mit den Schultern. Mit dem Mund formte er den Namen seines Bruders und wieder nickte ich.

Während Remus eintrat und sich neben Melody setzte, lief Sirius weiter den Gang hinab.

„Hallo.", Remus lächelte in die Runde. „Freut mich, dass ihr Mel heile gelassen habt."

"Keine Sorge. Sie stand unter deinem Einfluss, als sie uns vergessen hat, sowas lassen wir noch mal durchgehen." Ruby schien sich erfolgreich ablenken zu lassen. Sie sah den Gang hinunter. „Wohin ist Sirius verschwunden?" Dass er sich nicht die Mühe gemacht hatte sie zu beachten, schien sie verletzt zu haben. Ich drückte kurz ihre Hand.

„Der hat jetzt ein Date." Remus wurde rot und sah mich seltsamerweise an. Melody übrigens ebenfalls.

"Also Lu." Unbehaglich rutsche Melody auf ihrem Platz herum. Gewöhnlich nannte sie mich nur Lu, wenn es schlechte Nachrichten gab. „Sirius und meine Cousine, Alina, sind...ein Ding. Seit Silvester."

„Was?" Verwundert starrte ich sie an.

„Bei Merlin" Ruby stöhnte auf. „War die Silvesterparty eine einzige Pärchenbörse?"

Neben ihr lachte Peter, „Du bist nah an der Wahrheit."

Melody schien aber noch nicht fertig. „Er hat angedeutet, dass ich mit dir reden soll." „Weil?" „Anscheinend-" Befangen tauschte sie einen Blick mit Remus, der mit den Schultern zuckte. „-also anscheinend, hat er Angst, dass du ihn zu sehr magst. Und jetzt wo du Alec hast...und anscheinend verlobt bist..."

Verwirrt blinzelte ich sie an, bis die Bedeutung ihrer Worte zu mir durchsickerte. Dann begriff ich. Sirius wollte mich also meiden, weil er sich so großartig fand und dachte, ich könnte mich in ihn verlieben. Hatte er doch Angst, dass ich die Sache im Krankenflügel zu ernst nahm? Bei Merlin.

Tja, ich hatte ihn auch meiden wollen. Allerdings aus anderen Gründen. Ich wollte nur James' Familie beschützen.

„Ich geh mal auf Toilette." Bevor einer von ihnen etwas erwidern konnte, stand ich auf und lief den Gang hinab. Ich wollte meine Wut nicht an den anderen auslassen und wie es schien, wollte das Schicksal das auch gar nicht. Denn wie es der Zufall wollte, begegnete ich niemand anderen als Mr Black.

Seine grauen (immer noch verflucht umwerfenden) Augen weiteten sich beinah unmerklich, als mich sah und plötzlich standen wir uns in dem schmalen Gang gegenüber. „Geh aus dem Weg, Black." Ich wedelte mit der Hand, um zu verdeutlichen, dass er mir Platz machen sollte.

Er legte seinen hübschen Kopf schief. „Geh doch einfach vorbei, der Gang ist breit genug."

„Nein. Beweg dich einfach.", forderte ich ihn auf. Aber er kam dem nicht nach.

„Warum sollte ich?" Seine Augen verengten sich und blöderweise musste ich zu ihm hochschauen.

„Beweg dich einfach und vertrödle nicht meine Zeit." Ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen, „Sonst verliebst sich hier noch jemand."

Seine Augen weiteten sich leicht. Dann lachte er unfreundlich. „Ach darum geht es dir. Nun, ich würde es dir nicht übelnehmen, wenn du dem hier-" Er fasste sich selbst mit einer Handbewegung zusammen. „-nicht widerstehen kannst."

„Verpiss dich", zischte ich. Und zu meiner Überraschung schob er mich tatsächlich zur Seite und marschierte davon.

Ich stieß ein paar farbenfrohe Flüche aus, bevor ich zurück zu unserem Abteil marschierte.

„Alles ok?", fragte Ruby, als ich die Tür hinter mir mit etwas zu viel Wucht schloss.

Aber ich schüttelte den Kopf. „Ab heute herrscht Krieg, nur um das mal klarzustellen." „Mit wem?"

„Sirius Black."

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