The Masterpiece
Happy Sunday!
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"There's always going to be bad stuff out there. But here's the amazing thing - light trumps darkness, every time. You stick a candle into the dark, but you can't stick the dark into the light."
-Jodi Picoult, Change of Heart
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The Masterpiece
Der Brief kam noch am ersten Abend im Schloss.
Nach dem Festessen waren wir lachend in unseren Schlafsaal gekommen und dort hatte die Eule auf meinem Kopfkissen gehockt und gewartet.
"Von wem ist der Brief?" Lilys Stimme kam bereits aus dem Badezimmer, während ich mich auf mein Bett setzte.
Eine Vorahnung machte sich in mir breit, als die Schleiereule nach meinen Fingern schnappte.
"Bitte nicht." Ich rollte die Pergamentrolle auf und bereits als ich den Absender sah, entschied ich mich nicht weiterzulesen.
Der Brief kam vom deutschen Zauberereiministerium.
"Und?" Mit einem Lächeln trat Melody an mich heran und schnell ließ ich die Rolle verschwinden.
"Nur ein Brief von meiner Großmutter. Den tu ich mir lieber später an."
"Verständlich."
Eine Weile unterhielten wir uns noch über den Plan der Rumtreiber, doch nach und nach verstummte jeder und die Vorhänge wurden vor die Betten gezogen. Erst als es vollkommen still war, zog ich den Brief wieder hervor.
Ich las ihn mehrmals im Licht meines Zauberstabs, bevor ich mit weit geöffneten Augen im Dunkeln liegen blieb. Schlaf brauchte ich nicht mehr, um mich wie in einem Alptraum zu fühlen.
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Als Rubys Wecker weit vor dem Morgengrauen klingelte, stand ich als erste auf.
Gemeinsam mit den anderen zog ich mich gähnend im Halbdunkeln an und während wir die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter wankten, schob ich den Inhalt des Briefes aus meinen Gedanken.
Nun gab es wichtigeres.
Unten erwarteten uns bereits Remus und James. Wobei Remus mit geschlossen Augen an einem Bücheregal lehnte und James gleich mehrere Pläne auf einmal studierte.
"Guten Morgen." Melody trat an Remus heran, der erschrocken die Augen aufriss.
Über seinen Karten murmelte James, "Wurde aber auch Zeit."
"Hey." Ich trat neben ihn und überflog die Blätter. "Wo sind Peter und Sirius?"
"Sirius wollte umbedingt Kaffe besorgen und Peter meinte, ohne Frühstück könne er nicht arbeiten."
"Amateure."
"Genau!" James hob den Blick und betrachtete uns definitiv zu gut gelaunt für die Uhrzeit. "Nun ist es also so weit."
"James, bitte." Ruby ließ sich auf einen Stuhl fallen und vergrub den Kopf in den Armen. "Um die Uhrzeit ertrag ich keine Rede."
Gähnend nickte Lily, "Sag uns einfach was wir machen sollen."
"Also gut." Mit einem Schnauben zog er aus einem Stapel vier Pergament Blätter. "Hier sind eure Kopien von der Karte des Rumtreibers. Sie zeigen nur eure jeweiligen Stockwerke, aber für mehr blieb leider keine Zeit." Er reichte jeden von uns eine Karte. "Wenn wir fertig sind vernichtet ihr die Karten, es wäre eher ungünsitg wenn sie in die falschen Hände fallen."
Es schien nur eine grobe Skizze zu sein, aber meine zeigte die Kerker und die Eingangshalle und zu meiner Überraschungen bewegten sich zwei Punkte auf der großen Treppe. Es waren Sirius und Peter.
"Außerdem hab ich hier für jeden eine Liste mit allen Zaubern und wann ihr sie aktiviert."
Ich überflog die Liste, auf der jeder Zauber von Morgens bis Abends bis ins Detail festgehalten war. "Jamsie, hast du heute Nacht überhaupt geschlafen?"
"Nein." Er grinste. "Aber zum Glück arbeiten Sirius und ich seit Anfang der Ferien an diesem Tag, deshalb musste ich nur noch die Arbeit auf acht Leute umverteilen."
James verteilte alle Listen und Pläne und überreichte jedem dann noch einen Beutel. Als ich meinen öffnete, entdeckte ich, dass er bis zum Rand mit leuchtend roten Umschlägen gefüllt war. Zwar hatte James uns allen vorher schon die jeweiligen Streiche erklärt, dabei hatte ich seine damalige Idee ironischerweise für einen Scherz gehalten.
"Da ihr nun alle versorgt seid..."
"Ihr wollt doch nicht ohne uns anfangen, oder?" Sirius sprang durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum und sein Grinsen verriet mir, dass er entweder wie James nicht geschlafen hatte oder mehr als ein paar Tassen Kaffe getrunken hatte. Vermutlich war es eine Mischung aus beidem.
"Niemals, Pad." James sammelte alle restlichen Pläne ein.
"Sehr gut." Sirius stellte eine Kanne auf den Tisch, während Peter eine ganze Tasche voller Essen ablud. "Übrigens, Evans, hübsche Frisur."
Lily, die ihre Haare wie immer in der Nacht zu zwei Zöpfen geflochten hatte, verdrehte die Augen, bevor sie sich einen Muffin schnappte.
"Also, damit wir endlich anfangen können, wer von euch kann einen Desillusionierungszauber?" Mit gerunzelter Stirn betrachtete James uns und ich tauschte einen Blick mit Ruby, die gleich zwei Pfannkuchen auf einmal verdrückte.
Sie hob die Hand, gemeinsam mit Melody und Remus.
"Gut, das heißt also-"
"Nein, James, so geht das nicht-" Ohne mich anzusehen drückte mir Sirius eine Kaffeetasse in die Hand. "-du kannst den Zauber auch. Du willst nur den Tarnumhang für dich."
"Der Umhang steht mir zu." James drückte ein schimmerndes Stoffbündel an sich und neben mir verdrehte Remus die Augen.
"Das hättest du wohl gern." Sirius trank seine Kaffeetasse in einem Schluck aus und knallte sie dann auf den Tisch. "Ich bin der oberste Rumtreiber, also bekomm ich ihn."
"Davon träumst du! Wir müssen wohl kaum darüber diskutieren, warum ich uns anführe und mir der Tarnumhang ohne Frage zusteht."
"Vielleicht sollten wir doch darüber diskutierten." Sirius stemmte die Hände in die Seite und Peter murmelte unüberhörbar, "So ging das die ganze Nacht."
"In Ordnung." Remus trat zwischen sie. "Ich bin dafür Lily bekommt ihn, immerhin hat sie eins der wichtigsten Stockwerke und sie kann sich nicht, wie gewisse andere Personen, in ein Tier verwandeln." Er warf Sirius eine Blick zu. "Außerdem sollten wir vielleicht anfangen, bevor das halbe Schloss auf den Beinen ist."
Leise murmelte James etwas von, "Und ich bin wohl der Anführer.", bevor er eine Liste aus seiner Tasche zog. "Sirius, du hast die Ländereien und die Türme. Luné, du hast die Kerker, plus Eingangshalle und große Halle. Du solltest dich schon mal auf den Weg machen. Lily, du hast den ersten Stock und die Lehrerbüros, Flitwick ist vor einer Stunde in seinem verschwunden, aber..."
Ich bekam den Rest nicht mehr mit, weil ich da bereits aus dem Porträtloch geklettert war. Die fette Dame rief mir noch etwas von wegen nächtliche Ruhestörung hinterher, aber ich antwortete ihr nicht.
Den Beutel mit den Briefumschlägen trug ich unter dem Arm, während ich meinen Kaffe zu Ende trank und James Liste durchging. Allein schon die Vorstellung all dieser Streiche ließ mich trotz meiner Müdigkeit lächeln.
Diesen Tag würde niemand so schnell vergessen.
Ich lief an unzähligen Porträts vorbei, deren Bewohner friedlich schliefen und gerade als ich einen Geheimgang nahm, hörte ich hinter mir das Geräusch von Pfoten auf Stein. Es überraschte mich nicht wirklich kurze Zeit später einen großen, schwarzen Hund an meiner Seite zu haben.
"Hallo Padfoot." Ich fuhr ihm über den Kopf und er schloss kurz die grauen Augen. Meine Hand blieb in seinem Fell, während wir Seite an Seite den Geheimgang nahmen. "Eigentlich mag ich keine Hund." Er winselte leise und ich musste lachen. Mit seiner Schnauze stupste er gegen mein Bein und ich kraulte ihm am Hals. "Ich habe gesagt eigentlich. Aber mir sind Katzen schon sympathischer."
Wir kamen in der Eingangshalle an und ich beugte mich vor, um ihm einen Kuss auf den Kopf zu drücken, "Jetzt geh und weck den Riesenkraken."
Sirius stieß ein leises Bellen aus, was mich wieder zum Lachen brachte, bevor er durch das Eingangsportal in den frühen Morgen verschwand.
"Nun auf ans Werk." Ich trat in die leere große Halle und stellte meine Kaffeetasse auf einen der Haustische. Über mir war noch ein blasser Mond am Himmel zu erkenne.
Während ich meinen Zauberstab schwang und riesige Blasen entstehen ließ, die in allen erdenkbaren Farben schimmerten, verfärbte sich der Himmel langsam. In jede der Blase ließ ich einen der roten Umschlänge schweben und dann brachte ich die Kugeln an der Decke in Stellung. Sie würden hinunter schweben, sobald die ersten Schüler es in die Halle schafften und sich dann auch noch bei jeder Berührung verdoppeln.
Es war gut, dass ich allein war, ansonsten hätte mein Grinsen vermutlich beunruhigend gewirkt. James Ideenreichtum war wirklich bemerkenswert und ich ahnte, dass er sich diesen Streich besonders für seine verstorbene Cousine, Catharina, ausgedacht hatte. Ohne Zweifel hätte sie es geliebt.
Nachdem die komplette Decke der Halle mit Blasen bedeckt war, machte ich mich auf in die Kerker.
Ursprünglich hatte Sirius diesen Teil übernehmen wollen, um den Slytherin ein frühes Halloween zu bescheren und ihnen unteranderem alle Irwichte des Schlosses in den Gemeinschaftsraum zu schaffen. Melody hatte diesen Plan nur knapp verhindern können.
Nun war es eher ein Rubina inspirierter Plan und während ich aus den Tiefen des Beutels unzählige kleine Päckchen holte und sie vor dem Eingang zum Gemeinschaftsraum der Schlangen verteilte, fragte ich mich, wieso meine Freundinnen nicht schon vor Jahren die weiblichen Rumtreiber geworden waren. Genug Talent war auf jeden Fall vorhanden.
Immer mit einem Blick auf meine Kopie der Rumtreiber Karte, arbeitete ich mich zurück zur Eingangshalle. Für die Slytherin ließ ich einen wahren Hindernisparcour zurück. Wer auch immer es durch all die Zauber schaffte, hatte auf jeden Fall meine Bewunderung.
Außer es war Rosier. Rosier würde ich einfach nur wieder zurück schubsen.
In der Eingangshalle zog ich aus meiner Tasche mehre Flasche mit dem noch sehr vertrauten blauen Trank und schmunzelnd lief ich die riesige Marmortreppe hinauf, um sie an dessen Anfang in Stellung zu bringen. Falls McGonagall an irgendeinem Punkt noch Zweifel an unserer Mittäterschaft hatte, hiermit wäre dieser dann erledigt.
Gerade als ich mich aufmachte um zu überprüfen, ob das Eingangsportal auch weit genug geöffnet war, damit die Halle sich nicht in einen zweiten See verwandeln würde, kam Sirius herein. Wir blieben beide stehen und ohne jede Frage war das Schweigen ein Peinliches.
Ich konnte nicht anders als mich unter seinem Blick schuldig zu fühlen und bereits seit ich am vorherigen Abend aus dem Zug ausgestiegen war, in Alecs Armen, hatte ich das Bedürfnis mich bei Sirius zu Entschuldigen. Wofür genau wusste ich selbst nicht.
"Hast du den Kraken geweckt?"
Er nickte, "Und Professor Sprouts Schützlingen Auslauf verschafft. Natürlich nur den nicht tödlichen. Alle Zauber platziert?"
Nun nickte ich, während ich meinen Zauberstab in den Hände drehte, "Was musst du jetzt machen?"
"Die Feuerwerke auf den Türmen in Stellung bringen." Einen Augenblick zögerte er. "Hast du Lust mitzukommen?"
"Oh." Überrumpelt sah ich hinunter auf meine Hände. "Tut mir leid, aber..."
"Schon in Ordnung." Ich hob den Blick und trotz seines Lächelns sah ich, dass ich ihn verletzt hatte.
"Sirius, ich..."
"Lass gut sein." Er trat an mir vorbei. "Alles was ich jetzt sage werde ich hinterher eh bereuen."
"Aber was hast du denn erwartet?" Ich packte seinen Arm und drehte ihn zu mir.
"Was ist erwartet habe?" Sein Lächeln war verschwunden. "Vielleicht habe ich gehofft, dass du nicht sofort wieder zu Alec Martens läufst, nur weil Rubina dir irgendwelche Geschichten über mich erzählt. Vielleicht habe ich gehofft, dass du mich inzwischen besser kennst und- verdammt." Er schüttelte meine Hand ab. "Vielleicht habe ich gehofft, dass ich dir nicht vollkommen gleichgültig wäre."
Ich sagte nichts. Und mit einem Kopfschütteln drehte Sirius sich herum und verschwand über die Mamortreppe aus meiner Sicht.
"Ich vermisse dich." Meine Worte waren nur ein Flüstern, doch sie waren wahr. Bereits nach einem Tag sehnte ich mich nach seiner Nähe und der Vertrautheit zwischen uns. "Merlin." Ich fuhr mir über das Gesicht und trat dann an das Eingangsportal heran, um es weiter aufzuschieben.
Draußen ging gerade die Sonne über den Bergen auf und über den grasbewachsenen Hänge der Länderei lag noch der morgendliche Nebel. Ich atmete die kalte Luft ein und genoss etwas, was ich am Abend zuvor gar nicht wirklich wahrgenommen hatte.
Ich war wieder in Hogwarts. Gemeinsam mit meinen Freunden lag ein ganzes Jahr vor mir und ich war froh zurück zu sein.
"Lulu?"
Verwundert drehte ich mich Rubys Stimme herum, doch augenscheinlich war ich immer noch vollkommen allein in der Eingangshalle.
"Hallo?"
"Oh Mist." Rechts von mir begann sich die Luft zu kräuseln und dann tauchte Rubina aus dem Nichts auf. "Ich vergesse immer, dass ich den Zauber auch wieder aufheben muss."
"Nicht schlecht. Wo hast du den eigentlich gelernt?"
"James hat ihn mir beigebracht." Sie grinste breit und hielt mir ihren Arm hin, so dass ich mich einhaken konnte. "Wie weit bist du mit deinen Aufgaben?"
"So gut wie fertig." Wir liefen die Marmortreppe hinauf. "Ich muss nur noch die Tränke aktivieren. Und du?"
"Ich hatte ein kleines Gespräch mit Peeves und der maulenden Myrtel und sie hatten kein Problem damit mir zu helfen. Heute findet zumindest kein Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste oder Geschichte der Zauberei statt. Als ich gegangen bin, war Peeves immer noch damit beschäftigt den Muggelkunde Raum zu verbarrikadieren. Weißt du, wie es bei den anderen läuft?"
"Ich hab nur kurz Sirius getroffen, wobei er sich jetzt um die Feuerwerke kümmern wollte. Und du?" Mit dem Zauberstab in der Hand beugte ich mich zu den Glasflaschen hinunter. Der blaue Trank wirkte harmlos und mit einem Blick auf meine Uhr stupste ich eine Flasche nach der anderen an.
"Mir ist auf dem Weg hierher Peter über den Weg gelaufen. Er hat mir geraten auf keinen Fall etwas von einem der Haustische zu essen, außer ich wollte wieder einmal Opfer einer deiner Tränke werden."
"Da könnte er Recht haben." Ich schüttelte kurz den Kopf. "Immerhin hat James diese Babys-" Wieder stupste ich eine Flasche an. "-auch aufbewahrt. Langsam frag ich mich wirklich, wie lange sie diese ganze Sache schon planen."
"Du kennst doch James." Ruby sah ebenfalls auf ihre Uhr. "Das Weckkommando sollte in fünf Minuten starten, oder?"
"Wenn alles nach Plan geht, ja. Merlin, ich wünschte wir hätten den Tarnumhang bekommen." Ich sah mich um. "Du kannst das Spektakle noch mit deinem Zauber ansehen, aber wenn McGonagall hier eine weiße Katze rumlungern sieht, sitz ich schneller in ihrem Büro als dass ich Ingwer-Keks sagen kann."
Ein Räuspern hinter mir ließ mich zusammenzuckten. "Meine Damen?"
Das Lebensgroße Bildnis am Anfang der Treppe war plötzlich gar nicht mehr so leer und in seinem geblümten Sessel saß ein bekannter Zauberer.
"Alberutus?"
"Du kennst ihn?" Ruby trat neben mich und betrachtet den alten Zauberer, der wohlwollend lächelte.
"Sirius hat mich einmal durch seinen Geheimgang geführt."
"Ist ihre Freundin auch mit dem jungen Black bekannt?" Ich nickte und Alberutus Lächeln wurde breiter. "Dann habe ich wohlmöglich eine Lösung für ihr Problem. Tretet ein." Das Porträt schwang nach vorne und nachdem wir einen Blick getauscht hatten, folgten wir der Aufforderung. Der Gang dahinter war immer noch genau so verstaubt und dunkel wie in meiner Erinnerung und nachdem Alberutus auf seine Position zurück geschwunden war, ließen wir beide unsere Zauberstäbe aufleuchten.
"Einen Moment bitte. Ich habe dies schon lange nicht mehr gemacht. Manch ein unwissender Schüler wäre vermutlich überrascht, was wir alten Bilder so können." Einen Moment lang geschah überhaupt nichts, dann gab es ein Geräusch wie eine knarzende Tür und im Licht unserer Stäbe schien sich die Rückwand des Porträts aufzulösen.
"Genial."
Von unserem Platz aus hatten wir einen perfekten Blick auf die Eingangshalle und durch das Bild hinaus zu schauen, erinnerte mich ein wenig an den Tarnumhang.
"Wie lange noch bis..." Ich kam nicht dazu meinen Satz zu beenden, denn ein tiefer Glockenschlag, der an das Gongen zur Mittagszeit erinnerte, hallte durch das Schloss und seine Wände. Uns rieselte in dem Gang der Staub auf den Kopf.
Noch bevor wir uns davon erholt hatten, erklang ein Rauschen und in einer einzigen riesigen Welle gingen alle Zaubertränke auf einmal los.
Ich stieß ein Quietschen aus, als sich die tiefblaue Welle die Marmortreppe hinunter wälzte und dann die komplette Eingangshalle überflutete, bevor sie ihren Weg durch das Portal fand. Rauschend ergoss sich ein wahrer Wasserfall in die Halle, der aus unzähligen Zaubertränken gespeist wurde.
"McGonagall wird in die Luft gehen."
"Oh ja." Ruby zog aus ihrer Umhängetasche ihre Kopie der Rumtreiber Karte und ich tat das selbe. Auf meiner bewegten sich in den Kerkern bereits Punkte und je mehr Zeit verging, desto mehr Punkte wanderten in seltsamen Mustern über das Papier. Nur zu gern hätte ich gesehen, wie die Slytherin mit den Überraschungen kämpften.
Stimmen ließen uns die Köpfe heben. Inzwischen hatten ein paar Schüler den Weg hinunter geschafft. Es schienen nur Ravenclaw zu sein und ich vermutete, dass sie dank Remus semi zerfleddert aussahen. Ihm gehörte der Gang, der zum Ravenclaw Turm führte.
"Oh mein Gott." Ein kleiner Erstklässler trat aufgeregt näher an das Wasser. "Passiert das jedes Jahr?"
"Nein." Ein großer Ravenclaw, der unter seinem Umhand offensichtlich noch seine Schlafsachen trug, wollte den Schüler zurückziehen, doch der war schon ins Wasser getreten. Der Erstklässler schrie überrascht auf, als er von dem Strom mitgezogen wurde und überraschend entspannt trug ihn das Wasser hinunter in die Eingangshalle und dann hinaus auf die Ländereien.
"Ich will auch!" Ein weiterer kleiner Schüler sprang hinter und er wurde auf dem Rücken durch das Portal nach draußen getragen. Die älteren Schüler tauschten fassungslose Blicke.
Eine Schülerin, die direkt vor Alberutus Porträt stand, rief, "McGonagall ist da."
"Oh." Neben mir krallte Rubina ihre Hand in meinen Arm.
Unsere Hauslehrerin schob sich durch die Schüler. Ihr grüner Umhang rauchte an manchen Stellen und ihr Dutt sah definitiv nicht so streng wie sonst aus. Es überraschte mich nicht wirklich, dass sie es von allen Lehrern zuerst durch Lilys Zauber geschafft hatte. Beim Anblick des Wasserfalls zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und ich war mir sicher sie sagen zu hören, "Ich hätte es ahnen müssen."
Sie wollte sich gerade an die Schüler wenden, als aus der großen Halle ein überraschter Schrei erklang. Nun war es an mir Rubys Arm zu umklammern.
Anscheinend hatte es eine Handvoll Huffelpuff Schüler bis in die Eingangshalle geschafft. Sie trugen eine seltsame Mischung aus Tütüs, Ritterrüstungen und rosa Nachthemden.
Ein Mädchen stand im Eingang zur großen Halle und eine grün schimmernde Blase war zu ihr hintergeschwebt und hatte sich vor ihren Augen in zwei geteilt. Zwischen den beiden Kugel, die direkt aus der Halle hinaus strebten, schwebte ein leuchtend roter Umschlag in der Luft, der mit einem Knall explodierte und sofort erschallte ein um vielfach verstärktest Muggellied.
Neben mir lachte Ruby auf und grinsend summte sie, "You got to pick up every stitch. Mmmm, must be the season of the witch."
"Alberutus!" Die Falte zwischen McGonagalls Augen wirkte beunruhigend, als sie sich zu dem Porträt drehte. "Hast du gesehen, wer das war?"
"Ich?" Die Stimme des Zauberers hallte dumpf im Geheimgang wieder. "Da muss ich noch geschlafen habe."
"Komm." Lachend griff ich nach Rubys Hand und zusammen rannten wir durch den Geheimgang. An dessen Ende zögerte ich einen Augenblick, bevor ich das Porträt aufdrückte.
"Oh." Wir stolperten mitten in dichten weißen Dampf. Oder Wolken. Ich konnte es nicht recht definierbaren, während ich mit ausgestreckten Händen ein Stück vortrat.
"Wo sind wir, Lulu?" Rubys Hand schloss sich erneut um meinen Arm. Ihre Stimme klang seltsam gedämpft und ich erkannte ihr Gesicht nur schemenhaft neben mir.
"Ich glaube dritter Stock."
"Hatte den nicht Melody?"
"Kann sein." Ich trat einen weiteren Schritt vor, doch mein Fuß blieb irgendwo hängen und ich stolperte. Doch statt auf den Steinboden zu treffen, wurde ich von dem Dampf oder den Wolken, oder was auch immer, hoch gehalten und so lag ich in der Luft. "Ruby, das musst du ausprobieren!" Mit Wendeln schaffte ich es mich umzudrehen und über mir entdeckte ich unzählige Lichtpunkte, die durch den Nebel und auch um uns herum schwirrten. Helles, glockenhaftes Lachen ertönte aus vielen Richtungen und als sich Ruby ebenfalls hinunter sinken ließ, glaubte ich leisen Gesang zu hören.
Es überraschte mich nicht, wenige Augenblicke später Melodys Gesicht über mir auftauchen zu sehne. "Hallo ihr." Um sie herum schwebten kleine goldene Feen und im Gegensatz zu Ruby stand sie klar und deutlich vor mir, als ich mich wieder aufrichtete.
"Du bist ein verdammtes Genie, meine Liebe." Ich streckte meine Hand nach einer der Feen aus, die für einen Augenblick auf meinem Finger landete, bevor sie sich in Melodys Haaren versteckte.
"James meinte, dass ich für den Zauberkunst Korridor kreativ werden soll."
"Na das hast du aber geschafft!" Im Licht der Feen versuchte Ruby ihre Karte zu lesen.
"Habt ihr Lust euch die anderen Stockwerke anzusehen?" Melody zog ihre Kopie hervor. "Die Gänge werden immer voller und eben bin ich beinah in Professor Slughorn rein gelaufen."
"Hört sich gut an. Würdest du uns denn aus deinem wundervollen Wolken Ding raus leiten?"
"Es ist gar nicht so schwer." Melody sah lächelnd zu den Feen, die in dem Weiß um uns herum nur Lichtpunkte waren. "Ihr müsst nur eine der Feen fragen, sie bringen euch raus. Aber da ich euch ja gefunden habe..."
Wir folgten Melody, die uns zu einem Geheimgang führte, der schließlich im vierten Stock endetet, in dem die Bücher der Bibliothek in Schwärmen durch die Gänge flatterten. Sie wurden von einer panischen Bibliothekarin und dem Hausmeister verfolgt.
Wir arbeiten uns den ganze Tag durch verschiedene Stockwerke und bewunderten was jeder auf die Beine gestellt hatte. Unteranderem wurde ich einmal komplett in glitzernden Schleim getaucht, in einen Papageien verwandelte (noch Stunden später fand ich bunte Federn in meinen Locken) und unzählige Male lieferte ich mir mit Ruby ein Rennen auf fliegenden Schultischen.
Gegen Abend tauchten bereits die ersten Song Blasen (so hatte James sie getauft) im siebten Stock auf und ich tanzte gerade mit einer Ritterrüstung Walzer zu einem Lied, welches mir etwas von einem 'walk on the wild side' erzählte, als erneut der tiefe, durchhallende Ton vom Morgen im ganzen Schloss erklang.
"Die Magischen Tunichtgut GmbH bittet um Ihre Aufmerksamkeit." Beim Klang der Stimme, die vermutlich im ganzen Schloss zu hören war, fiel Ruby vor Lachen von einer Fensterbank. Obwohl er sich Mühe gab sie zu verstellen, war es ohne Zweifel James' Stimme. "Wir, die Rumtreiber-" Es gab eine kurze Pause. "-und weibliche, gleichgestellte Helferinnen, hoffen von ganzen Herzen, dass euch Schülern, Lehrern, Magischen Wesen, Magischen Halbwesen und teils menschlichen Wesen dieser Tag gefallen hat. Leider konnte unter diesen Umständen kein Unterricht stattfinden, was vermutlich niemand so sehr wie wir bedauert. Da sich aber nun dieser Tag dem Ende zuneigt, bitten wir euch hinaus zu gehen. Schnelle Wege auf die Ländereien können wir zum Beispiel durch diesen hübschen Wasserfall in der Eingangshalle anbieten. Wir wünschen noch eine zauberhafte Nacht."
Ich tauschte einen Blick mit Ruby, der vor Lachen Tränen in den Augen standen.
"Das war unser Stichwort, Lulu."
"Na dann los!"
Wir sammelten auf unserem Weg nach unten Lily und Melody ein und gemeinsam brachten wir auf unserem Weg jede einzelne Song Blase zum Platze, bevor wir in der Eingangshalle wie die restlichen Schüler mithilfe des Wasserfalls nach draußen kamen.
Von der einheitlichen Schülermasse in den schwarzen Uniformen war kaum etwas geblieben. Egal wo ich hinsah, überall entdeckte ich Anzeichen von Rubys Zaubern und mindestens die Hälfte der Huffelpuff und Slytherin waren in Tütüs und andere Kreationen gehüllte. Schüler waren mit Glitzer bedeckt oder trieften vom Bad mit dem Kraken. Ein paar Schüler stießen noch Tierlaute aus oder hatten wie ich Federn in den Haaren und mehr als einer summte noch ein Muggellied vor sich hin.
Wir schoben uns durch die Schüler, die sich vom Quidditch Feld bis zum See verteilten und traten in den Pausenhof, in dem es deutlich ruhiger war. In einer Ecke entdeckten wir vier bekannte Gestallte, die sich im Licht eines Zauberstabs über ein Stück Pergament beugte.
Die größte Person hob den Kopf, als wir näher kamen. "Ich kann euch gar nicht sagen, wie wundervoll ihr seid, spuckender Wasserspeier." Strahlend vor Freude kam James Potter auf uns zu. "Merlin, ich könnte euch so abknutschen." Er schloss uns alle vier in eine Umarmung und drückte jedem, auch Lily, einen Kuss auf den Kopf. "Wenn das mal nicht ein verdammt guter Tag war."
Er ließ uns wieder los und auch die anderen Rumtreiber kamen näher. Sie machten auf mich den Eindruck von kleinen Jungen, die sich über ihre gelungen Streiche freuten, und eigentlich waren sie das ja auch. Wir redeten alle wild durcheinander und mit einem Ohr hörte ich Peter zu, der erzählte wie er knapp Slughorn entkommen war, während ich gleichzeitig James' Geschichte folgte, der schwor, Dumbledore auf einem fliegenden Tisch gesehen zu haben.
"Guten Abend meine Heeren...und Damen." Aus dem Schatten hinter Ruby trat eine große Frau und James fluchte laut.
Sirius war der Erste, der sich von dem Schreck erholte, unsere Hauslehrerin plötzlich in unserem Kreis zu finden. "Guten Abend, Professor. Was verschafft uns die Ehre? Und ist es nicht ein wunderschöner Tag?" Er strahlte sie an und neben mir verdrehte Remus die Augen.
"Sie wissen sehr wohl was mich hierher verschlägt. Auch wenn ich heute Morgen noch überrascht gewesen wäre, mehr als vier Schüler anzutreffen." Sie warf Lily und Melody einen Blick zu. "Allerdings überrascht mich nach diesem Tag kaum noch etwas."
"Professor, die Mädchen sind nur zufällig hier." James trat vor, doch er wurde wieder von Lily zurück gezogen. "Red keinen Unsinn, Potter."
"Nun gut." McGonagall rückte ihre Brille gerade. "Da ich vermute, dass der Abend noch nicht vollkommen vorbei ist, möchte ich mich kurz fassen. Es ist durchaus beeindruckend was sie heute an Magie geschaffen haben und ich soll besonders Ihnen, Miss McFusty, mitteilen, dass Professor Flitwick vollkommen entzückt ist." Melody nahm das Kompliment mit einem Lächeln entgegen. "Allerdings kann ich sie alle natürlich nicht ohne Strafe davon kommen lassen."
"Ach kommen Sie, Professor." Sirius holte sein bestes Lächeln hervor und es war schwer nicht loszuprusten, als ich sah, wie der Blick unserer Lehrerin weniger streng wurde.
"Jedenfalls-" Sie räusperte sich. "-habe ich mit dem Schulleiter entschieden, dass sie ihr Chaos auch wieder selbst beseitigen müssen. Sie haben bis Morgen zum Frühstücksbeginn Zeit, um das Schloss wieder auf Vordermann zu bringen. Andernfalls denke ich doch noch über eine angemessenere Strafarbeit nach."
"Professor!" Neben Lily griff sich James ans Herz. "Wir waren schon die ganze Nacht wach, möchten Sie uns das wirklich antun?"
"Professor." Sirius Lächeln wurde zu einem Welpenblick. "Das hier ist unser letztes Schuljahr- möchten Sie wirklich, dass es so zwischen uns beginnt? Wenn wir weg sind, wird sich ein ruhiger und langweiliger Tag an den anderen reihen."
"Genau." James trat vor und dieses Mal hielt Lily ihn nicht auf. "Es wird Jahre dauern bis unsere Kinder endlich diese Mauern betreten und unser Erbe antreten können."
"Mr Potter." Professor McGonagall richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. "Der Tag, an dem ihre Kinder die Schwelle dieses Schlosses übertreten, wird der Tag sein, an dem ich in den Ruhestand gehe. Bis zum Morgengrauen ist das Schloss wieder wie zuvor. Guten Abend." Sie drehte sich um und verschwand aus dem Pausenhof.
Einen Augenblick lang starrten wir ihr alle hinterher, bevor Ruby rief, "Wie lange noch bis zum Feuerwerk?"
James sah auf seine Uhr und fluchte, "Nicht mal mehr eine Minute."
Gemeinsam rannten wir wieder aus dem Pausenhof. Die Ländereien waren inzwischen vollkommen von Schülern bevölkert und wir schafften es gerade noch einen Platz auf einem Hügel bei Hagrids Hütte zu finden, bevor der Himmel erstrahlte.
Von allen Türmen schossen Raketen in die Luft und der Himmel wurde beinah Taghell in allen Farben beleuchtet. Es war wunderschön.
Die Funken am Himmel bildeten Bilder und als ein riesiger Löwe brüllend über uns erstrahlte, schwang Lily ihren Zauberstab und ließ in jeder Hand ein Glas mit Sekt erscheinen.
Sie lächelte strahlend, "Auf dieses Jahr."
James, der auf dem Rücken lag, hob sein Glas in die Höhe, "Auf das es unvergesslich wird."
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Weil ich bei dem letzten Kapitel viele ähnliche Fragen bekommen habe- hier die Antworten einmal für alle:
1. das Buch wird nicht in vier Kapiteln enden. Da habe ich mich vermutlich etwas unglücklich ausgedrückt. Es wird vier spezielle Kapitel geben, aber auch noch genug aus Lulus Sicht plus eins aus James' & eins aus Sirius' Sicht.
2. ja, vermutlich wird es einen zweiten Teil geben.
3. ob Ruby überlebt kann ich euch noch nicht sagen, weil ich mich selbst noch nicht entschieden habe.
4. das gleiche gilt für Lulu und Sirius Zusammenkommen. Ich hab das Buch noch nicht fertig geschrieben- es kann sich noch etwas ändern.
5. wenn ihr Fragen habt- immer her damit!
Die Kommentare beim letzten Kapitel haben mich beinah an die alten Team Lulu Zeiten erinnert. Und das fand ich verdammt wundervoll.
Kuss,
Sophie.
ps: habt ihr eigentlich Vermutungen für den weiteren Verlauf des Buchs?
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