The dark mark.

Hallo! Es tut mir leid, dass das Kapitel nicht am Montag kam, aber ich war bis über Mitternacht wach um es beinah komplett umzuschreiben. Ich bin gerade auch ein bisschen besorgt wie ihr es finden werdet,

Aber nichtsdestotrotz (was ein langes Wort) wünsche ich euch,

Viel Vergnügen!

ps: hört euch das Lied beim Lesen an.

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"Someone who thinks death is the scariest thing doesn't know a thing about life."

-Sue Monk Kidd, The Secret Life of Bees

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The dark mark.

Die Straße war voller Menschen. Sie versuchten davon zu laufen, doch sie wurden entweder von maskierten Gestalten in Duelle verwickelt oder einfach niedergestreckt. Egal wohin ich sah, überall lagen Körper im aufgeweichten Boden.

Nicht weit von mir schleuderte einer der Maskierten einen kleinen Körper in die Luft und lachte. Wut taute meine gelähmten Muskel und mit einem Zauberstabschwung ließ ich die Gestallt gegen eine Hauswand knallen.

Das lenkte die Aufmerksamkeit weiterer Maskierter zu mir und ich schluckte die Panik hinunter und konzentrierte mich nur auf meine Zauber. All die Duelle schienen sich bezahlt zu machen und bald schockte ich eine weitere Gestallt. Mein nächster Gegner war allerdings schon besser. Ich rollte mich unter einem gut gezielten Zauber hinweg und bevor ich darüber nachdenken konnte, hob ich meine Hand. Der Maskierte schwang abermals seinen Zauberstab, aber ich spürte nur noch wie die Magie in meine Hand strömte und plötzlich flog er zappelnd durch die Luft und verschwand in einer Gasse. Erst da wurde mir bewusst, dass sein letzter Zauber ein Todesfluch gewesen war. Er hatte mich beinah erwischt.

Ein seltsamer Laut entwich meinem Mund. Mir war bewusst, dass ich die Kontrolle über meine Gedanken behalten musste, aber dann erinnerte ich mich an den Moment, in dem ich Curi verloren hatte. Was wenn sie es nicht aus dem Pub geschafft hatte? Was wenn meine Freund weniger Glück als ich hatten? Allein die Vorstellung...

"Na sieh mal einer an..."

Ich riss meinen Zauberstab hoch, nur um ihn verwundert wieder sinken zu lassen. Vor mir stand kein Maskierter Gegner, sondern Amycus Carrow. Er war in Slytherin und wir hatten zusammen Pflege Magischer Geschöpfe. Sein rundes Gesicht hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, was gewöhnlich bei ihm selten vorkam, und er hatte ebenfalls seinen Zauberstab gezogen.

"Amycus...weißt du was hier los ist?"

Bei meiner Frage veränderte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht, er schien zu lächeln, und er nickte langsam, "Leider stehst du nicht auf der Liste, kleine Rosendorn, und der dunkle Lord hat sich leider, leider gegen deinen Tod ausgesprochen."

"Amycus...wovon redest..."

Er unterbrach mich, "Das heißt aber nicht das er hiervon was erfahren muss."

Und bevor ich auch nur reagieren konnte, geschweige denn verstand was los war, wurde ich schon von einem Zauber getroffen. Es fühlte sich an als hätte mir jemand mit einem Rammbock gegen den Brustkorb geschlagen und alle Luft wurde aus meinen Lungen gedrückte, während ich rückwärts flog. Ich fragte mich gerade wann endlich mal ein Lehrer einschreiten und Amycus Hauspunkte abziehen würde, als ich ein heftiger Schmerz durch meinen Körper jagte, es krachte und ich aufschrie. Dann hörte für mich die Welt kurz auf zu existieren.

Als ich wieder die Augen aufschlug, spürte ich zuerst die Hitze. Für einen Augenblick fragte ich mich, ob ich zu nah am Kamin eingeschlafen war, dann hörte ich Schreie und ich wurde mir plötzlich dem Rauch in meiner Lunge bewusst. Hustend krümmte ich mich zusammen. Tränen verschleierten meine Sicht, als ich mich, immer noch hustend, hochstemmte. Ich stolperte ein paar Schritte, bevor meine Beine wieder nachgaben.

Um mich herum war es dunkel und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich meinen linken Arm nicht bewegen konnte.

"Accio...Zauberstab." Meine Stimme hörte ich selbst kaum, aber mein Zauberstab landete gehorsam in meiner rechten Hand.

Abermals stemmte ich mich hoch. Es knirschte unter meinen Schuhen. "Lumos..." Ein neuer Hustenanfall ließ mich beinah wieder in die Knie gehen.

Das Licht meines Stabes war durch den Rauch nur abgeschwächt und ich konnte das Feuer nicht nur riechen. Ich hörte auch sein Knistern und beinah klang es wie etwas Lebendiges. Ich versuchte den Boden auszuleuchten und Scherben glitzerten auf.

Musste ich erwähnen, dass ich Scherben hasste?

Tränen liefen mir unaufhaltsam über die Wangen und meine Augen brannten höllisch, doch ich glaubte etwas vor mir aufblitzen zu sehen. Nur mit dem schwachen Licht meines Stabes wankte ich darauf zu.

Erst als ich beinah davor stand, erkannte ich das Fenster. Die Scheibe war komplett zertrümmert und ich erinnerte mich noch teilweise an ein lautes Krachen.

Beinah konnte ich spüren wie das Feuer näher kam und die Hitze brannte sich in meinen Rücken. Mit Schrecken stellte ich fest, dass meine Umgebung nun teilweise von einem schwachen hellroten Flackern erhellt war.

Die Angst ließ mich zittern und die Tränen kamen nicht mehr nur von dem Rauch, der mich beständig Husten ließ. Ich wollte nur hier raus.

Bevor ich es mir anders überlegen konnte, klemmte ich mir meinen Zauberstab zwischen die Zähne und zog meinen Ärmel über die rechte Hand. Mein linker Arm schwang sinnlos an meiner Seite, während ich mich am Fensterrahmen hochstemmte.

Die Überreste der Scheibe schnitten in meine Hand und als ich mein rechtes Bein über den Fensterrahmen zog, spürte ich den Schmerz. Das linke Bein schaffte ich nicht mehr. Ich verlor das Gleichgewicht und mit meiner letzen Verzweiflung versuchte ich mich nach rechts zu lehnen.

Für einen kurzen Moment war ich mir nicht sicher was genau geschah, aber dann lag ich plötzlich auf staubigen Boden und der Aufprall kümmerte mich nur wenig. Kraftlos hustete ich und am Liebsten hätte ich die Augen geschlossen, aber ich hörte immer noch das Feuer hinter mir und erneuet richtete ich mich auf. Mein Zauberstab war nicht weit von mir zu Boden gefallen und ich hinkte mehr oder weniger auf ihn zu.

Ich schien mich endlich wieder unter freiem Himmel zu befinden, aber über mir stiegen Rauchwolken auf und so schnell wie möglich stolperte ich davon. Mein ganzer Körper schien nur aus pochendem Schmerz zu bestehen, aber mit jedem Schritt kam mir die Luft wieder atembarer vor und ich rieb mir über die Augen, bis meine Sicht klarer war.

Um mich herum erkannte ich Häuserfassaden und ich lief durch Nebel, der sich wie ein Segen auf meine erhitze Haut legte. Ein paar Mal glaubte ich an Menschen vorbeizulaufen, doch sie hielten nicht an und ich war immer noch viel zu sehr in meinem Schockzustand gefangen.

Dann stolperte ich über ein Hindernis. Mein linker Arm war nutzlos um mich abzufangen und ich schaffte es nur irgendwie mich abzurollen. Aus dem Augenwinkel glaubte ich ein Gesicht zu erkennen und erschrocken blieb ich einfach im aufgeweichten Boden liegen. Ich hatte Angst vor dem was ich sehen würde.

Vielleicht konnte ich einfach hier liegen bleiben. Vielleicht würde ich dann aus diesem Albtraum aufwachen. Ich umklammerte das dünne Holz meines Zauberstabs und kniff die Augen zusammen. Auch als ich Schritte hörte, blieb ich einfach liegen. Mir fehlte die Kraft um mich noch zu wehren.

Dann hörte ich ein entsetztes Keuchen und auf einmal wurde ich ruckartig herumgedrehte. Meine Welt drehte sich und das Gesicht über mir verzehrte sich. Ich war mir nicht sicher ob vor Schock oder Erleichterung. Und dann wurde ich in eine Umarmung gezogen und obwohl mein ganzer Körper vor Schmerz protestierte, schluchzte ich nicht deshalb auf. Es war weil ich die Stimme erkannte, die immer wieder, "Oh Merlin. Oh Merlin. Oh Merlin." sagte.

"Sirius..." Meine Stimme brach weg und Husten schüttelte meinen Körper.

"Oh Lu was ist mit dir passiert?" Kurz schob mich Sirius ein Stück von sich, nur um mich erneut zu Umarmen. Erst als ich vor Schmerz wimmerte, lockerten sich seine Arme. "Ich hatte solche Angst." Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf und ich lehnte mich für einen kurzen Moment an ihn, froh nicht mehr allein zu sein.

"Amycus..." Ich hustete. "Feuer...Arm...gebrochen."

Sirius ließ mich sofort los, offensichtlich besorgt mir weitere Schmerzen zuzufügen. Dabei entdeckte ich, dass ich gut daran getan hatte mich nicht nach dem Hindernis umzuschauen. Ein paar blicklose Augen sahen mich direkt an und die Frage, ob ich noch irgendwie helfen konnte, musste ich mir gar nicht stellen.

Hastig wandte ich mich ab, doch ich hatte das Gesicht bereits erkannt. Das Mädchen hieß Nuria Feliz und war in Ravenclaw. Ich hatte einmal mit ihr zusammen in Astronomie gearbeitet.

"Komm." Sirius legte sich meinen rechten Arm um die Schulter und zog mich hoch. "Ich bin nicht gut in Heilzaubern, aber den hat Moony mir gezeigt..." Ich beobachtete seinen Gesichtsausdruck, während er seinen Stab schwang und "Ferula." sagte. Als ich den Blick auf meinen linken Arm senkte war dieser geschient, bandagiert und er steckte in einer Schlinge. Ich versuchte Sirius zu danken, aber ein erneuter Hustenanfall hinderte mich daran. Meine Lunge schmerzte fürchterlich.

"Hast du deine Tränke dabei?" Sirius wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern begann gleich in meiner Umhängetasche, die ich gegen jede Wahrscheinlichkeit immer noch trug, zu suchen. "Hilft das?" Er hielt eine kleine Phiole mit dunkelblauem Trank hoch.

Ich rieb meine Brust und schüttelte schwach den Kopf. Dann wühlte ich selbst in meiner Tasche und zog dann gleich mehrere Tränke heraus. Sirius nahm sie stumm entgegen und öffnete sie mir. Der Schmerztrank wirkte bereits als die Flasche noch nicht komplett leer war und als ich den letzten Trank, einen Stärkungstrank, geleert hatte, fühlte mich nicht mehr ganz so schlimm. Zumindest körperlich.

Sirius half mir noch meine Schnittwunden an der Hand mit Diptam zu verschließen und dann beschwor er für mich einen großen Kelch mit Wasser herauf und er füllte ihn immer wieder auf, bis ich das Gefühl hatte wieder Atmen zu können.

"Danke." Meine Lunge schmerzte dank des Trankes nicht mehr, aber sie fühlte sich immer noch unangenehm an.

"Wir müssen hier weg." Sirius legte sich erneut meinen Arm um die Schulter und stütze mich so.

Froh meine Stimme wieder benutzen zu können, fragte ich, "Wo ist James?"

Seinen gequälten Gesichtsausdruck konnte er nicht vor mir verbergen, auch wenn er es versuchte. "Wir wurden getrennt. Die Todesser haben das halbe Dorf in Brand gesteckt und wir haben versucht irgendwie raus zu kommen aber na ja..." Er schüttelte den Kopf.

"Was ist überhaupt los? Und was ist mit den Anderen?"

"Tut mir leid, Lu." Sirius sah mir nicht in die Augen, während er mir weiterhin half vorwärts zu kommen. Ich warf einen letzten Blick zurück auf Nurias Körper. Ihre Haut erschien gräulich und sie wirkte wie ein Geist. Bald darauf war sie vom Nebel verschluckt und am Liebsten hätte ich um sie geweint, doch ich war mir nicht sicher ob ich noch Tränen hatte.

Ich sah zu Sirius auf und seine Augen hatten all ihren Glanz verloren. Sie schienen eins mit unserer grauen Umgebung zu sein. "Aber du musst doch jemanden gesehen habe? Lily oder Melody? Remus, Alice, Dorcas, Ruby..." Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie viele meiner Freunde mit uns ins Dorf gegangen waren. Wie viel ich zu verlieren hatte...

Sirius umfasste meine Hand, die auf seiner Schulter lag, und immer noch sah er mir nicht in die Augen. "Ich habe Marlene kurz gesehen, aber ich war selbst mitten in einem Duell. Und sonst..." Er schüttelte den Kopf.

"Aber das muss doch gar nichts heißen. Vielleicht haben sie es aus dem Dorf geschafft. Ruby kennt die Geheimgänge und Lily ist klug. Bestimmt haben sie es geschafft rauszukommen."

"Es tut mir wirklich leid." Sirius sah mich endlich an und seine grauen Augen wirkten stumpf. "Auf dem ganzen Dorf liegt ein Anti-Apperier-Zauber. Die älteren Schüler und Hexen und Zauberer haben es alle versucht, als diese Todesser beinah den kompletten Schankraum des Eberkopfes in die Luft gejagt haben. Und egal welchen Weg du aus dem Dorf versuchst, es wartet schon immer jemand auf dich. Die haben alles bis ins kleinste Detail geplant..."

"Moment." Ich war mir absolut sicher, dass ich mich verhört hatte. Unter anderen Umständen hätte ich über die Absurdität gelacht. "Du hast doch nicht Todesser gesagt, oder? Diese Maskierten...Amycus hat mich angegriffen und er ist ein Schüler. Aus unserer Stufe. Das ist doch verrückt..."

"Luné...ich habe eben gegen den Quidditchkapitän der Slytherin gekämpft, er hat mir sogar seinen Namen gesagt, bevor versucht hat mich umzubringen. Und was die anderen Maskierten betrifft, die meisten scheinen Schüler zu sein. Wobei ich Greyback gesehen habe und der geht definitiv nicht mehr zu Schule...hast du denn nicht das Mal gesehen?"

"Welches Mal?"

"Das dunkle Mal. Die Schlange und der Totenkopf, die Todesser haben es direkte über dem Dorf aufsteigen lassen."

Ich wandte den Blick ab. Vor meinen Augen tauchte wieder das Bild des dunklen Males auf, eingebrannt in den blassen Unterarm meines Bruders.

"Luné?" Sirius drückte meine Hand und ich zuckte zusammen.

"Mir ist schlecht." Ich sah das Mitgefühl in Sirius Augen und erst da wurde mir bewusst, wie sehr sich unsere Situationen ähnelten, Nur das sein Bruder noch lebte.

Wir begegneten wenigen Menschen, die wie Geister im Nebel an uns vorbei huschten. Sie sahen uns nicht an und es kam mir so vor, als würden wir beinah nur Schülern begegnen, die alle davonliefen.

Ich fühlte mich Stück für Stück wieder sicherer auf den Beinen, aber ich ließ Sirius trotzdem nicht los. Die Angst davor wieder allein zu sein, saß noch zu tief.

Dann, während Sirius gerade etwas über Hogsmeads Ende murmelte, stolperten wir von mitten in ein Schlachtfeld. Es kam mir vor als hätte der Nebel vorher alle Zeichen der Kämpfe verborgen, denn plötzlich war die Luft erfüllt von Flüchen und Schreien. Wir duckten uns, doch trotzdem schnitt Sirius ein verirrter Fluch in die Wange. Er fluchte.

Ich ließ ihn los und erschuf einen Schildzauber vor uns. Überall kämpften Maskierte mit Zauberern und Hexen und ich brauchte einen Augenblick um zu begreifen, dass sie vor einem anderen Pub standen, dem Eberkopf. Nur im Gegensatz zum Drei Besen schienen die Maskierten hier zu verlieren.

Ich hoffte zusammen mit Sirius in eine Seitenstraße verschwinden zu können und dann irgendwie aus diesem Dorf zu kommen, doch dann entdeckte ich eine bekannte große Gestallt mit explodierten Haaren, die von einem Maskierten bis an eine Hauswand zurück gedrängt worden war.

"James!" Ich stürzte nach vorn und James drehte sich zu mir, was der Maskierte ausnutze. Er schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und James Kopf flog nach hinten.

"Oh Merlin." Ich stützte ihn, bevor er auf den Boden sinken konnte und Sirius sprang vor mich und nahm das Duell wieder auf. Sirius Gegner war gut und ich verstand wie James in diese Lage hatte kommen können. Seine metallene Maske war ohne Ausdruck, doch ich konnte den Verdacht nicht abschütteln, dass er darunter lächelte.

Sirius wich Zaubern aus, erschuf Schilde und griff an, doch der Schutz seines Gegners ließ ihn nie wirklich einen Treffer landen. Dann, als der Maskierte sich bereit machte um erneut stumm zu zaubern, deutete ich mit meinem Zauberstab auf den Boden unter seinen Füßen und mit einem, "Expulso!" ließ ich diesen explodieren. Damit schleuderte ich ihn Mitten ins Kampfgetümmel und außer meiner Sichtweite.

Noch bevor sich der Staub gelegt hatte, wandte ich mich zu James, der alles andere als gut aussah. Er hielt sich seine Nase und zwischen seinen Fingern quoll eine beunruhigende Menge Blut hervor. Selbst seine Brillengläser waren verschmiert.

"Ach Jamsie." Ich wühlte in meiner Tasche nach einem Zaubertrank, während James irgendetwas sagte, was ich aufgrund des ganzen Bluts nicht verstand. "Nimm mal die Hand weg."

James spuckte Blut aus und drückte sich sofort wieder die Hand vor die Nase. "Bisch du nig discht?"

"Für jemanden, der gerade durch die Nase verblutet, ist das eine gewagte Frage. Halt still." Ich richtete meinen Zauberstab auf sein Gesicht. "Episkey." Es gab ein unschönes Knirschen und James verzog das Gesicht.

"Isch hoff' du weiß' wasch du..."

"Ratzeputz." Der Zauber befreite James Gesicht inklusive seiner Hand und der Brille von dem Blut. Mit sorgenvollem Gesicht tastete er seine Nase ab.

"Seh ich Normal aus? Padfoot? Bitte sag mir, dass ich jetzt nicht wie Dumbledore aussehe? Oder noch schlimmer...Schniffelus."

Sirius Mundwinkel zuckten bei den Worten seines besten Freundes ein Stück und ich verdrehte die Augen. "Keine Sorge." Ich hielt ihm eine Phiole mit Blutbildendem Trank hin. "Du siehst immer noch umwerfend aus."

"Was ist das?" Er entkorkte die Flasche und roch daran. "Ist das etwa Blut?"

"Das hilft die fünf Liter zu ersetzen, die gerade aus deiner Nase geflossen sind."

James sah zweifelnd von mir zum Trank, dann trank er die Flasche in einem Zug aus. Mit angewidertem Gesichtsausdruck gab er sie mir zurück. "Wie gut, dass ich mit einer laufenden Apotheke befreundet bin."

"Immer wieder gern."

"Es tut gut dich zu sehen, Prongs." Sirius klopfte James auf die Schulter und ich war froh, dass seine Augen nicht mehr ganz so leblos aussahen.

Leider hielt die Wiedersehensfreude nur kurz an, denn ein Fluch ließ die Hauswand vor uns in Flammen aufgehen. Sirius und James tauschten einen Blick.

"Heulende Hütte?"

"Nicht nah genug. Honigtopf?"

Ich verstand ihre Unterhaltung nicht wirklich, aber als Sirius nickte und mich dann an der Hand mit sich zog, protestierte ich nicht.

Wir eilten zwischen Kämpfenden hindurch und James und Sirius lenkten die meisten Flüche mit Schilden ab, während ich nur versuchen konnte nicht zurück zu bleiben.

Wir kamen beinah durch, doch dann rief eine Mädchenstimme James Namen. Er stürzte sofort los und mit Schrecken wurde mir bewusst, dass ich sie kannte.

"Lily!" Ich riss Sirius mit mir. Die vertrauten roten Haare entdeckte ich nicht weit entfernt und James war ihr bereits zur Hilfe gekommen. Sie duellierte sich mit zwei Gegnern, wobei an ihrer Seite James Cousine, Catharina, ebenfalls kämpfte. Beide schienen bis auf Schürfwunden relativ unverletzt zu sein und Sirius sprang seinem besten Freund zur Hilfe. Sie gaben ein beeindruckendes Team ab und ihre Zauberstäbe peitschten beinah synchron durch die Luft, doch ich hatte keine Zeit ihnen zuzuschauen, denn ich wusste nun warum Lily und Cathy am Eingang einer Gasse gekämpft hatten.

Lily zog mich auf den Boden der Gasse. "Lulu, bitte sag das du deine Tränke dabei hast." Sie drückte meine Hand und ich entdeckte etwas in ihren Augen, das sie versuchte zu verbergen. Es war nackte Panik.

Wortlos nickte ich, während ich meine Tasche durchwühlte. Dabei betrachtete ich das junge Mädchen vor mir. Sie hatte lange dunkle Haare, die an manchen Stellen feucht schimmerten. Es war Blut. Ihr Gesicht war beunruhigend weiß und ihre Lippen nur ein blutleerer Strich. Hätten ihre geschlossenen Augenlieder nicht ab und an geflattert, ich hätte sie für Tod gehalten.

Sie lehnte an einer Hauswand, wobei sie eher halb auf den Pflastersteinen lag und ihr Gesicht kam mir vage bekannt vor.

Ich sah zu Catharina Blunt, die nun an der Seite des Mädchens kniete und sie stütze. Sie erwiderte meinen Blick und in ihren Augen war die gleiche Panik, der gleiche Horror, zu lesen, den ich auch bei Lily gesehen hatte.

"Was ist passiert?" Ich stellte Cathy die Frage, doch Lily antwortete, indem sie den schwarzen Umhang des Mädchens anhob.

"Kannst du etwas dagegen tun?" Ich zog scharf die Luft ein. An der Hüfte des Mädchens war eine ungefähr handbreite Wunde, die stark blutete. Das Schlimmsten aber war das Fleisch um die Wunde herum. Es schienen Adern davon auszugehen, doch sie waren schwarz. Auch die Wundränder waren davon betroffen.

"Ein Fluch." Ich sprach eher mit mir selbst, während ich noch fieberhafter in den Tiefen meiner Tasche wühlte. "Scharzmagisch, alles andere wäre Unwahrscheinlich. Vermutlich verbreitete sich die Magie über die Adern oder ein anderes System des Körpers."

"Woher weißt du das?"

"Wir hatten einen Zusatzkurs zum Fach Zaubertränke in Grüntal, da haben wir alles über den Körper und Magiesysteme und so weiter gelernt. Aber das ist jetzt egal. Ihr müsst mir sagen was passiert ist, dann kann ich vielleicht etwas gegen den Fluch tun."

Lily sah zu Cathy, "Ich weiß es nicht genau. Sirius und ich haben die Beiden gefunden, als sie von den zwei Maskierten-" Kurz zögerte sie. "-bedrängt wurden. Anja war da schon verletzt und Catharina hatten sie gefesselt."

Bei der Erwähnung ihres Namens wusste ich plötzlich wieder woher ich das Mädchen kannte. Es war Anja Overend, die mit uns beim Lagerfeuer gewesen war. Sie war wie Catharina eine Fünftklässlerin aus Gryffindor und dort hörte mein Wissen über sie auch schon wieder auf.

"Cathy...bitte." Ich sah ihr in die Augen und sie schien aus ihrer Starre zu erwachen.

"Ich weiß auch nicht genau was für ein Fluch es war. Sie haben so viele benutzt." Kurz sah sie zu Anja. "Wir waren in den drei Besen, zusammen mit unseren Freunden, und plötzlich ist Panik ausgebrochen. Wir wurden von ihnen getrennt und wir haben versucht aus dem Dorf zu kommen, doch da waren diese beiden Typen mit den Masken. Sie meinten, dass ich gehen kann, aber Anja-" Sie erschauderte. "-sie meinten, weil sie ein Schlammblut ist, müsse sie bestraft werden. Ich habe mich geweigert zu gehen. Ich dachte, es wäre ein idiotischer Streich von den Schlangen, ich dachte wirklich sie wollten nur mal wieder ihren kranken Humor ausleben. Immerhin hab ich die Beiden trotz dieser Masken erkannt, wir gehen seit der ersten Klasse in den selben Unterricht. Doch dann haben sie Anja gefoltert und mich gefesselt..." Sie schien langsam aber sicher die Fassung zu verlieren und ich konnte es ihr nicht verübeln.

Ich griff nach ihrer kalten Hand und drückte sie, "Ich werde versuchen Anja für den Moment zu helfen und den Fluch an der Ausbreitung zu hindern, sobald wir aus dem Dorf raus sind wird sich Madam Pomfrey um sie kümmern und dann ist sie schnell wieder auf den Beinen."

Aus meiner Tasche holte ich eine Flasche mit Diptam und eine Dose mit Murtlap-Essenz. Sie waren beide zwar zu schwach um dauerhaft etwas gegen den Fluch auszurichten, doch sie würden hoffentlich die Ausbreitung stoppen. Ich schob mit den Fingerspitzen den aufgerissenen und blutgetränkten Stoff von Anjas Pullover zur Seite und schraubte dann die Diptam Flasche auf.

"Eins...zwei...drei...vier..." Bei jedem Tropfen stieg Rauch von der Wunde auf und es zischte leise. Als ich die Flasche beiseite stellte, konnte ich zusehen, wie sich die Wunde langsam verschloss und somit auch die Blutung aufhörte. Zwar waren immer noch die schwarzen Adern zu sehen und die Haut wirkte gräulich, aber es war besser als nichts und ich öffnete die Dose mit der Murtlap-Essenz und trug eine Schicht auf. Die Haut fühlte sich unter meinen Fingern beunruhigend kalt an.

Ich verstaute alles wieder in meiner Tasche und ein letztes Mal sah ich nach, ob ich nicht noch einen hilfreicheren Trank eingesteckt hatte, doch es brachte nichts. Immerhin hatte ich nur für einen entspannten Tag im Dorf und nicht einen Angriff gepackt.

Ich hob meinen Zauberstab auf und richtete die Spitze auf Anjas Brust. Um das Zittern in meiner Hand zu stoppen, umfasste ich ihn fester, bis meine Knöchel hervortraten und mit zusammengebissene Zähnen murmelte ich, "Rennervate."

Erst geschah nichts und ich wollte es schon erneut versuchen, als Anja ihre Augen öffnete und sich verwirrt umsah. Lily atmete neben mir hörbar aus und ich tauschte einen Blick mit Cathy, die einfach nur erleichtert aussah, und vorsichtig begann sie Anja zu erklären, was los war.

Lily und ich standen auf und ich fuhr mir gerade über die schweißnasse Stirn, als James und Sirius atemlos in die Gasse gestolpert kamen. James Kleidung rauchte an manchen Stellen und an Sirius Kiefer schimmerte ein neuer Bluterguss.

"Seid ihr ok?" James Blick ging erst von Cathy und Anja, die immer noch auf dem Boden hockten, zu mir und dann zu Lily. Er betrachtete sie mehrmals von oben bis unten und atmete dann hörbar aus, als er keine Verletzungen entdeckte. Ihre Blick trafen sich und beide wandten sich hastig ab.

Es fiel mir schwer nicht die Augen zu verdrehen. "Uns geht es gut. Wie lief es bei euch?"

Ich hätte schwören können Sirius Mundwinkel zucken zu sehen, als er meinen Blick auffing. Trotzdem antwortete er mir ernsthaft, "Unsere Gegner waren ein schönes Stück Arbeit und ich bin mir sicher, dass Fünftklässler nicht so viel schwarze Magie beherrschen sollten, aber so schnell werden sie nicht wieder kommen." Er machte ein besorgtes Gesicht. "Geht es dir wirklich gut?"

"Klar doch." Ich winkte ab und wandte mich an James. "Der Weg zum Honigtopf...wo müssen wir lang?"

"Die Straße runter, dann links abbiegen und dann rechts. Aber Lu-" Er fuhr sich durch die Haare und schien nach den richtigen Worten zu suchen, als ihm eine andere Stimme zuvor kam.

"Ihr geht nirgendwohin."

Am liebsten hätte ich in diesem Momente geschrien. Allerdings nicht aus Angst.

Warum musste das Leben so verdammt unfair sein? War es uns nicht bestimmt lebend aus diesem Dorf zu kommen?

Ich hob meinen Zauberstab und kurz stand ich dem großen blonden Mann, der breit grinste, direkt gegenüber. Er betrachtete mich, während sein Stab auf mein Herz zielte. Verblüfft stellte ich fest, dass mir sein Gesicht vertraut vorkam. Sein scharfgezeichneten Züge bildete einen seltsamen Kontrast zu seinen runden, großen Augen, die ihn wie ein Kleinkind in dem Körper eines Mannes wirken ließen. Dann schob mich Sirius hinter sich und mir wurde somit die Sicht versperrt. An Sirius Seite hatte James das gleiche mit Lily gemacht. Sie schien vor Angst vollkommen erstarrt zu sein und ihre Hände lagen kraftlos auf James Rücken, während eine Träne über ihre staubige Wange rollte. Mit Schrecken wurde mir etwas bewusst, dem ich inzwischen kaum noch Beachtung schenkte. Lily Evans war eine Muggelstämmige.

"Hier sind noch welche." Ich sah an Sirius vorbei und entdeckte, dass der Mann ein Stück aus der Gasse getreten war und jemanden zuwinkte.

Ich hörte nicht weit entfernt eine gemurmelte Unterhaltung und als der Mann wieder in die Gasse trat, folgten ihm zwei maskierte Männer und eine Frau. Ich erkannte sie sofort und beinah hätte ich gelacht. Was war das hier nur für ein Irrsinn?

"Hallo Cousine." Sirius Stimme erinnerte mich eher an ein Knurren und in Bellatrix Blacks tiefliegenden Augen funkelte es.

"Mein Lieblings Blutsverräter." Sie leckte sich über die Lippen und ihr Blick glitt zu mir. In einer einzigen Bewegung hob Sirius seinen Zauberstab und schob mich wieder hinter komplett hinter sich.

"Was wollt ihr?" James' Stimme klang entschlossen und mit gestrafften Schultern rückte er sich die Brille zurecht.

"Müssen wir euch das wirklich erklären?" An ihrer Stimme erkannte ich, dass Bellatrix lächelte. Nie ein gutes Zeichen.

Ohne nachzudenken schob ich Sirius zur Seite und trat vor. Er protestierte und wollte mich zurückschieben, doch als einer der Maskierten meinen Namen sagte, erstarrte er.

Auch ich erkannte die Stimme sofort und kurz traf mich der Schmerz mit einer überraschenden Wucht, als hätte ich diese Stimme erst gestern zuletzt gehört. Doch ich drehte nicht den Kopf, es gab Wichtigeres.

"Bella." Ich zwang mich zu einem Lächeln und steckte, gegen all meine Instinkte, den Zauberstab weg. "Was möchtet ihr?"

Bellatrix schien kurz überrumpelt, dann legte sie den Kopf schräg und betrachtete mich, als wäre ich ein unbekanntes Tier, von dem sie nicht wusste ob es gefährlich war. "Eigentlich sollte es mich nicht überraschen dich bei ein paar Blutsverrätern zu finden, aber ich muss gestehen, dass du mich schon ein bisschen enttäuschst, Luné-Marie."

"Warum Blutsverräter?" Ich sah aus dem Augenwinkel wie Catharina aufstand und so Anja teilweise verdeckte. "Wir haben unsere Familien nicht verraten, weder James Potter noch ich, wir wollen nur lebend aus diesem Dorf."

Ihre dunklen Augen huschten kurz zu James und sie zögerte mit einer Antwort. Ich wollte ihr Zögern ausnutzen, doch bevor ich etwas sagen konnte, kam mir der blonde Mann zuvor. "Bist du wirklich Luné-Marie?"

"Wie bitte?"

"Die Luné-Marie? Die Erbin der Rosendorn?" Er grinste immer noch unverändert, wobei er nun zusätzlich die Stirn runzelte, was sein Gesicht noch irritierender machte.

Ich nickte langsam und bevor ich überhaupt verstand was geschah, stand der Mann schon mit ausgestreckter Hand vor mir, während Bellatrix im Hintergrund aufstöhnte.

"Freut mich dich endlich kennenzulernen." Er nickte auffordernd zu seiner Hand, doch bevor ich reagieren konnte, hatte sich Sirius schon vor mich geschoben.

"Was willst du?"

"Meine Cousine, oder eher Großcousine, kennenlernen. Petrificus Totalus."

Sirius konnte gerade noch verwirrt den Mund öffnen, da waren seine Arme schon an seine Seite gepresst und sein erstarrter Körper fiel einfach um. Ich versuchte seinen Sturz abzufangen und fiel dabei selbst auf die Knie. Sirius Augen bewegten sich panisch hin und her und leise murmelte ich, "Es tut mir leid." bevor ich wieder aufstand.

"Wer bist du?" Noch während ich die Hand des Mannes ergriff, ließ ich sie eigentlich schon wieder los.

"Unglaublich das du mich nicht erkennst. Schließlich war dein Großvater mein Onkel." Das Grinsen wurde zu einem Schmunzeln und er legte den Kopf schief. "Wobei ich dich auch nicht sofort erkannt habe und dein hübsches Gesicht schreit ja geradezu nach Emilia Rosendorn."

"Du bist also ein Yaxley? Ich dachte eure Linie würde nicht mehr existieren."

"Tja falsch gedacht." Zusammen mit den großen Augen und dem Lächeln, das beinah wie ein Schmollen wirkte, hatte er etwas von einem kleinen Tier. Wobei mich kleine Tiere selten so sehr abstießen.

"Gut." Ich gab mir keine Mühe zu Lächeln oder die Kälte in meiner Stimme zu verbergen. "Bella?" Ohne einen weiteren Blick für Yaxley trat ich an ihm vorbei. "Ich glaube wir sind hier fertig."

Bellatrix Gesicht zeigte keine Regung und ich gab mich keinerlei Illusion hin. Falls unser Tod für sie irgendwelche Vorteile bringen würde, mussten wir uns nicht die Mühe machen und unsere Zauberstäbe ziehen. Sie würde nicht mal mit der Wimper zucken.

"In Ordnung." Bellatrix drehte sich halb zur Straße. "Früher oder später wirst auch du zu Verstand kommen, Luné. Spätestens wenn der dunkle Lord seine Pläne verwirklicht." Sie schüttelte kurz den Kopf, als müsste sie einen lästigen Gedanken loswerden, dann verschwand sie und mit einem beleidigten Schnauben tat es ihr Yaxley gleich.

Ich starrte auf den Nebel, in dem sie verschwunden waren, bis mir wieder Sirius einfiel. Und das die beiden Maskierten noch da waren.

"Was wollt ihr noch?" Ohne sie anzusehen kniete ich mich an Sirius Seite und holte meinen Zauberstab hervor.

"Lu-"

Ich sah aus dem Augenwinkel wie der Kleinere der Beiden vortrat und weiterhin zwang ich mich den Kopf gesenkt zu halten. "Was willst du, Regulus?"

"Mit dir...reden. Ich habe mir Sorgen gemacht."

"Ach hast du das?" Ich hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. "Weißt du eigentlich was für Sorgen ich mir mache, wenn ich Morgens die Zeitung aufschlage? Hast du auch nur eine Ahnung wie viel Angst ich davor habe deinen Namen bei den Toten zu sehen? Merlin." Mit meinem Jackenärmel fuhr ich mir über die Augen. Ich wollte ihm meine ganze Angst und meine Wut und meine Trauer der letzten Monate an den Kopf werfen und gleichzeitig wollte ich ihn so fest es ging umarmen und ihn anflehen mich nicht mehr zu verlassen.

"Es tut mir leid." Er senkte den Kopf und verwehrte mir somit den Blick auf seine Auge, die das einzig Lebendige in seinem Gesicht waren. Ich hasste diese Maske. "Ich musste...und muss weiterhin...Dinge...erledigen. Ich hatte gehofft du wärst heute nicht im Dorf."

"Warum bist jetzt hier? Musst du nicht deinen Todesser Freunden folgen? Verdammt Reg, du könntest einfach mit uns kommen, wieder zurück ins Schloss. Ich bin mir sicher..."

"Nein, nein. Fang gar nicht erst davon an." Er lachte kurz auf, was unter der Maske hohl und traurig klang. "Ich will dich nur warnen..."

"Regulus..." Die Stimme des zweiten Mannes klang unter seiner Maske verfälscht und noch kälter als üblich, aber ich hatte ihn schon lange vorher erkannt. Lucius Malfoy trat vor und kurz sah er mir in die Augen. Ich war mir sicher das meine Augen den selben Schmerz wie seine widerspiegelten. Wie hatte es nur so weit kommen können? "Was du vorhast ist Verrat..."

"Ja und?" Regulus zuckte mit den Schultern. "Sind wir nicht alle Verräter? Wir haben uns doch schon vor Jahren selbst verraten." Er hob die Hand und nahm die Maske ab.

Als ich sein so vertrautes, junges Gesicht sah, war es schwer nicht aufzuspringen und ihm um den Hals zu fallen.

"Regulus, Lucius, ihr könntet mit uns kommen. Wieder zurück ins Schloss, es gibt sicher einen Weg."

Abermals lachte Regulus auf, "Das alles hier war der Plan deines Bruders, Luné. Leopold hatte die Idee uns Schüler zu Dienern des dunklen Lords zu machen. Brillant, wirklich. Wer würde schon Fünftklässler verdächtigen?" Er legte eine Hand auf seinen linken Unterarm. Ich erschauderte automatisch und Lucius seufzte. "Aber ich verstehe inzwischen ein bisschen besser warum Leo sterben musste. Nicht wegen deiner Familie oder weil er dich nicht töten konnte. Er wusste zu viel."

"Regulus..." Lucius schien einen letzten Versuch unternehmen zu wollen. "Lunés Bruder wollte zu Dumbeldore rennen, er war selbst Schuld. Und du tust gerade das gleiche."

"Ja und?!" Die Wut in seiner Stimme überraschte sowohl mich, wie auch Lucius. "Der Krieg ist doch schon längst verloren. Sie können ihn gar nicht gewinnen, niemand kann gegen den dunklen Lord gewinnen."

"Regulus...wovon sprichst du?"

"Es war nur eine Idee. Mein Vater hat mir vor Jahren davon erzählt. Ich glaube nicht mal er, der große Orion Black, hätte sich das getraut. Aber je mehr ich erfahre, je siegesgewisser der dunkle Lord wird...nicht einmal der allmächtige Dumbledore wird ihn noch aufhalten können. In dem Punkt hat sich dein Bruder geirrt."

Abwartend sah mir Regulus in die Augen und auf einmal war mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte was Voldemort getan hatte. Ich wandte den Blick ab und sah zu Sirius. Mit einem Zauberstabschnipsen löste ich den Zauber und Sirius richtete sich schneller auf als ich blinzeln konnte.

"Du Idiot!" Sirius stürzte auf seinen Bruder zu und ich erhaschte noch einen Blick auf Regulus überraschten Gesichtsausdruck, da schlug ihm sein großer Bruder auch schon mitten ins Gesicht. Sein Kopf flog nach hinten und er taumelte. "Kannst du nicht einfach bei diesen verdammten Todessern bleiben und uns weiterhin verraten?" Sirius schien sich beherrschen zu müssen, um seinen kleinen Bruder nicht noch einmal zu schlagen. "Rette deine eigene Haut, verdammt noch mal. Wag es nicht jetzt einen auf gut und edel zu tun, nur damit du hinterher kein schlechtes Gewissen hast. Ich will nicht auch noch an deinem Tod Schuld sein. Verstanden?"

"Sirius..." James schien vom Ausbruch seines besten Freundes genauso überrumpelt wie ich zu sein. "Wenn er uns etwas sagen will, was uns vielleicht hilft gegen du-weißt-schon-wen zu kämpfen, dann..."

"Nein, dass wird er nicht." Sirius drehte sich zu mir herum und plötzlich bekam ich eine Ahnung, warum er so reagierte. Was wenn ich die Chance gehabt hätte meinen Bruder aufzuhalten? "Ich habe gesehen was Leopolds Heldenmut gebracht hat. Was er angerichtet hat. Regulus...wenn du Luné wirklich liebst, wirst du ihr das nicht antun."

Ich kniete immer noch am Boden und starrte Sirius in die Augen und mein Verstand sagte mir, dass ich ihm widersprechen sollte. Aber dann gab es auch noch den Teil in mir, der ihn verstand.

"Regulus-" Mein Blick ging von einem Bruder zum Anderen. Grau und Blau. "-komm zusammen mit mir...uns...ins Schloss. Du musst uns nicht erzählen was du weißt, falls es dich in Gefahr bringt. Komm einfach nur mit. Dein Bruder hat es auch geschafft dem ganzen Wahnsinn zu entkommen...und du bist genauso stark." Kurz zögerte ich. "Ich will dich nicht verlieren." Mein Blick ging zu Lucius, dessen Ausdruck ich wegen der Maske nicht deuten konnte. "Dich auch nicht, auch wenn du ebenfalls ein Idiot bist."

Ich war mir sicher Lucius leise, "Spinnerin." sagen zu hören und beinah hätte ich gelacht. Beinah.

Und gerade als ich dachte, dass Regulus sich vielleicht überreden ließ, ging plötzlich alles schief. Eine große Gestallt in einem übergroßen, schwarzen Umhang kam in die Gasse geeilt und ich brauchte nicht lange um die langen, schwarzen Haare und die Hakennase von Severus Snape unter der Kapuze zu erkennen. Seine Brust ging heftig auf und ab und er schien gerannt zu sein. Außer Atem wandte er sich an Lucius und Regulus, "Wir versammeln uns. Bella hat gesagt ich soll euch holen, anscheinend hat das Ministerium etwas erfahren."

Die Beiden tauschten stumm einen Blick und erst da schien Snape wahrzunehmen, dass sie nicht allein in der Gasse waren. Er schob die Kapuze nach hinten und seine dunklen Augen weiteten sich vor Überraschung und Verwirrung als er mich am Boden entdeckte und Sirius neben seinem Bruder. Und dann trafen seine Augen auf James und plötzlich erinnerten sie mich an kalte Spiegel und Snape hob seinen Zauberstab.

"Potter!" Seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut.

Und plötzlich schien die Zeit langsamer zu werden, während Snape seinen Zauberstab schwang und James hinter sich nach Lilys Arm griff. Ich konnte sehen wie Sirius nach vorne stürzte um seinen besten Freund zu beschützen und wie Lily aus ihrer Starre erwachte und sich an James vorbeidrückte und "Sev..." rief.

Snape brüllte, "Sectusempra."

James riss sich und Lily zu Boden und es gab ein Geräusch wie reißender Stoff und rote Sprenkel bedeckten plötzlich die Wand und ich spürte in meinem Gesicht etwas warmes. Dann fiel ein Körper in sich zusammen. Der Fluch hatte ein Ziel gefunden und ich konnte einfach nicht begreifen was passiert war. Auch nicht als James wie ein verwundetes Tier aufschrie und zu der Gestalt stürzte. Auch nicht als Lily aufsprang und Snape einen Fluch nach dem Anderen entgegen schleuderte, obwohl sie Duelle hasste. Mein Blick traf Anjas, deren Augen weit aufgerissen waren und ihr Gesicht war mit Blut gesprenkelt, das über ihre Wangen lief. Es war nicht ihr Blut.

Und dann wurde ich plötzlich auf die Füße gezogen und Regulus kalte Hände legten sich um mein Gesicht. "Lu...Lu...hör mir zu." Er schüttelte mich, als ich versuchte den Kopf zu drehen und ich krallte meine Finger in seine Arme. "Es sind Horkruxe, verstehst du mich?" Ich schüttelte den Kopf und abermals wurde mein Körper durchgeschüttelt. "Du musst dir nur dieses Wort merken, Lu. Horkruxe. Verstanden?" Regulus Augen bohrten sich in meine, bis ich zögernd nickte. Im Hintergrund konnte ich Anja Weinen hören. "Ich weiß nicht wie viele es schon gibt, aber ich werde versuchen mehr zu erfahren. In Ordnung?" Er strich mir mit der flachen Hand über die Wangen und die Stirn. Sie glänzte rot. "Ich liebe dich, Lu. Wirklich, das tue ich. Und es tut mir auch nicht mehr leid." Er lächelte und seine Lippen drückten sich auf meine Stirn. Und dann ließ er mich los und verschwand mit Lucius.

Ich wusste noch nicht, dass ich ihn nie wieder sehen würde.

Ich drehte mich herum und ich sah Catharina Blunts schmerzverzehrtes Gesicht und die Verzweiflung in den Augen ihres Cousins und ich sah Blut. Viel zu viel Blut.

"Luné!" Sirius griff nach meinem Arm und zerrte mich zu den Anderen. "Wir brauchen dich."

Und ich kniete mich neben Cathy Körper und holte Zaubertränke aus meiner Tasche, während das warme Blut den Stoff meiner Hose durchtränkte.

Neben mir versuchten James, Sirius und Anja alle Heilzauber, die ihnen einfielen und manchmal schlossen sich Wunden, nur um gleich darauf stärker zu bluten. Es war als wäre Catharina an unzähligen Stellen mit einer unsichtbaren Waffe verwundet worden. Die Wunden waren zu groß und sie bluteten zu stark und meine Hände zitterten, während ich Diptam in sie träufelte. Manche schlossen sich, doch nie für lange und plötzlich war die Flasche leer. Anja und Sirius ließen ihre Zauberstäbe sinken und auch James schienen die Zauber auszugehen, doch die Verzweiflung brachte ihn dazu es weiterhin mit immer den selben Sprüchen zu versuchen. Ich sah Tränen über Cathys blasses Gesicht rollen und ein Rinnsal aus Blut lief aus ihrem Mund. Mir gingen die Zaubertränke aus und die leeren Gläser wurden immer mehr. Ich versuchte wie James mehrere Heilzauber, doch sie halfen nur kurz. In meiner Hand hielt ich eine kleine Phiole und erst als Lily neben Anja zu Boden sank und leise weinte, wusste ich, dass wir verloren hatten. Ich reichte James den Trank.

"Was ist das?"

"Es wird ihr die Schmerzen nehmen." Und an dem Entsetzen in James Augen sah ich, dass er verstand. "Es tut mir leid."

Er ließ seinen Blick über die vielen Wunden gleiten und er sah uns an. Sein Blick flehte nach einem Wunder. Doch niemand sagte etwas und James beugte sich über Cathy und strich ihr die Haare aus der Stirn. Sie hustete und ihre Augen waren glasig, doch sie flüsterte leise und gebrochen, "Ich will nicht sterben." Und ich sah James Schultern zucken, während er ihr den Zaubertrank gab.

Über uns grollte der Himmel, als wäre er genauso entsetzt über die Ungerechtigkeit des Lebens, wie wir es waren. Und dann entspannte sich Cathys Körper und ihre Augen wanderten zu den grauen Wolken über uns und eine letzte Träne rollte über ihre Wange. Ihre Augen wurden leer und die Welt hielt nicht an, wie sie es eigentlich tuen sollte, und der Himmel öffnete auch nicht seine Pforten. Es war nur leises Weinen zu hören und die Fassungslosigkeit hielt uns alle gefangen, während wir darauf warteten, dass dieser Albtraum aufhörte.

Doch die Zeit ging weiter, während Catharinas Leben es nicht mehr tat, und wir hörten Rufe von der Straße, doch keiner von uns hob auch nur seinen Zauberstab. Und dann kamen unmaskierte Zauberer und Hexen in langen Umhängen und unterhielten sich über unsere Köpfe hinweg und dann eilten vielen wieder weiter, während zwei bei uns blieben. Und einer tastete nach Catharinas Puls und er hatte Glück das James Faust ihn nur streifte. Der Mann nahm es ihm nicht übel.

"Bist du nicht der Junge der Potters?" Er reichte James eine Hand um ihm aufzuhelfen, doch James ignorierte sie.

Die zweite Person, eine kleine Hexe, machte den Mann mit einem Fingerzeig auf mich aufmerksam, "Das Gesicht kommt mir auch bekannt vor."

"Sie gehört zu uns." Sirius stand auf und griff nach meiner Hand. Ich ließ mich hochziehen.

"Was für eine Tragödie." Der Mann sah kurz zu Catharina und seine Falten vertieften sich. "Eine Schande, wirklich eine Schande."

"Wer sind Sie?" Ich war beinah überrascht wie wenig meine Stimme zitterte.

"Wir?" Der Mann sah zu der kleinen Frau, die uns alle weiterhin argwöhnisch musterte. "Wir sind Auroren, Kind. Haben erst vor ein paar Minuten von dem Angriff erfahren und diese Feiglinge sind anscheinend schon alle weg. Ihr seid Schüler aus dem Schloss, oder?"

Ich nickte, "Wir haben verletzte, können wir..."

"Oh natürlich." Der Mann fuhr sich über den kurzen, grauen Bart. "Alle Verletzten werden in die große Halle gebracht. Die Toten vorläufig in die drei Besen. Zumindest sind so die Anordnungen...oder?" Er drehte sich zu der Hexe, die mit ihrem Zauberstab spielte. Sie zuckte mit den Schultern.

"In Ordnung." Ich drehte mich zu James um. "Bring Anja und Lily ins Schloss. Ich kümmre mich um Catharina."

Er wollte protestieren, aber Sirius war schneller, "Lulu hat recht, bring die Beiden sicher ins Schloss, ich helfe derweil hier."

James zögerte und sein Blick wanderte zu Cathys leblosen Gesicht, bis Lily plötzlich aufstand und sich Anjas Arm um die Schulter legte und ihr somit aufhalf. Kurz starrte James sie verwirrt an, dann legte er sich Anjas anderen Arm um die Schulter. Gemeinsam halfen sie ihr vorwärts und mit einem letzen Blick zurück verließ James die Gasse.

Ich seufzte leise und sah zu Sirius hoch, der weiterhin meine Hand hielt, "Sicher, dass du helfen willst?"

Anstatt zu Antworten zauberte er eine Trage unter Catharinas Körper und hob sie so hoch. Der Mann schickte sich an etwas zu sagen, aber Sirius schüttelte nur den Kopf und lief an ihm vorbei. Ich folgte ihm. Als wir schon beinah wieder auf der Straße standen, drehte er sich noch einmal um, "Schauen Sie ob sie irgendwo noch helfen können. Vielleicht sind dann nicht zu spät."

Der Auror nickte und zusammen liefen Sirius und ich durch den Nebel. Wir sprachen nicht. Und vermutlich war das besser so, denn mir fielen keine Worte ein, um das Grauen der letzen Stunde zu beschreiben. Immer wieder begegneten uns andere Personen, Auroren, Lehrer und Schüler, manche halfen Verletzten, andere hatten wie wir Tragen mit leblosen Personen. Ich sah Professor Slughorn bei einem kleinen Mädchen knien und ich sah Hagrid, wie er gleich zwei verletzte Schüler zum Schloss trug. Niemand sprach uns an.

Im Drei Besen waren nur wenige Menschen. Der Wirt stand mit seiner Tochter in einer Ecke und leise unterhielten sie sich mit einem Auror. Tische und Stühlen lagen noch immer umgeworfen und verstreut im Raum und ein paar Flecken sahen nicht wie verschüttetes Butterbier aus.

Aus dem Türrahmen zu einem Hinterzimmer trat ein Mann und er winkte uns müde zu sich. Ich nahm Sirius seinen Zauberstab, und somit auch die Trage, ab und drückte kurz seine Hand, bevor ich zu dem Mann ging. Dieser wartete mit einer langen Pergamentrolle und einem Federkiel auf mich, "Name?" Er nickte zu Catharina.

Ich nannte ihm ihren Namen und er kritzelte ihn auf die Liste. Dann deutete er in den Raum hinter sich, "Bring sie dort hin."

Der Raum war groß und von einer Gaslampe an der Decke erhellt. In zwei Reihen lagen Körper aneinander und eine kleine Frau kniete neben dem Körper eines kleinen Jungen. Sie seufzte leise und richtete sich dann auf. Ich wandte schnell den Blick ab, aus Angst vor irgendwelchen Fragen, und suchte stattdessen nach einem vertrauten Gesicht. Es waren viele Schüler. Mehrere erkannte ich von den Gängen und ein paar aus dem Unterricht. Ich sah Curis Gesicht, das ich vor wenigen Stunden noch lachend gesehen hatte. Und es tat mir so fürchterlich leid. Aber meine Freunde waren nicht dabei.

Ich senkte Catharinas Trage neben den Körper des kleinen Jungen, der laut seiner Uniform in Huffelpuff gewesen war, und schloss ihr dann die Augen. Erst als ich mich umdrehte, entdeckte ich, dass die Frau sich abgewandt hatte. Sie hatte die Hand vor den Mund geschlagen und schien um Fassung zu ringen.

Zögernd sah ich von ihr zum Ausgang. Gerade als ich mich entschied sie allein zu lassen, trat Sirius in den Raum, "Lulu, kommst du? Rosmerta hat Rubina und Remus gesehen, anscheinend waren sie auf dem Weg ins Schloss."

Ich nickte und die Frau hob den Kopf, "Sirius? Oh Merlin sei dank."

"Mrs Potter?" Sirius machte noch ein verdutztes Gesicht, da hatte ihn die kleinere Frau schon in eine Umarmung gezogen. Definitiv ein bisschen zu spät wurde mir klar, dass mir die Frau durchaus bekannt vorkam. Sie hatte das gleiche schmale Gesicht und die großen Haselnuss braunen Augen wie James Potter. Das hieß Catharina war ihre Nichte.

"Verdammt." Beide drehten sich zu mir herum, wobei sich Sirius gerade einen Kuss von der Wange wischte.

"Ehm Lulu, das ist Mrs Potter. James Mum."

"Dorea, bitte." Ihr Händedruck war fest und die Falten um ihre Augen verrieten, dass sie gerne lachte, aber nun strahlte sie eine Ernsthaftigkeit aus, die mich ein wenig einschüchterte. "Lasst uns rausgehen." Wir folgten ihr hinaus auf die Straße und beinah augenblicklich rollte Mrs Potter die Ärmel ihres Kleides hoch und begann Sirius Wunden zu verarzten. Sie wirkte als wäre sie bei irgendeiner Arbeit, vielleicht im Garten oder in der Küche, gestört worden und obwohl Sirius mehrmals erklärte, dass es wichtigeres gab, ließ sie sich nicht aufhalten bis all seine Blutergüsse und Schnittwunden geheilt waren. Dann drehe sie sich zu mir um.

Vorsichtshalber trat ich einen Schritt zurück, aber Dorea machte sich nur daran meine oberflächlichen Wunden mit ein paar guten Heilzaubern verschwinden zu lassen. "Ich vermute mal du bist Luné-Marie, richtig?" Sie steckte ihre Zauberstab in die Tasche ihrer Schürze und betrachtete mich von oben bis unten. "Ich hab schon viel von dir gehört." Sie lächelte warm und dieses ehrliche Lächeln war wie Balsam für meine Seele.

"Es freut mich Sie kennenzulernen." Ich versuchte ebenfalls zu Lächeln und seltsamerweise schossen mir dabei Tränen in die Augen.

"Ach Liebes." Mrs Potter strich mir über die wirren Haare und beinah schämte ich mich, weil ich mir in diesem Moment wünschte, an ihrer Stelle würde meine Mutter stehen. "Wir sollten rauf zum Schloss gehen und schauen wie es allen geht." Sie drehte sich halb zu Sirius. "Charlus ist mit James schon mal vorausgegangen. Ich hoffe Remus und Peter geht es gut?"

"Peter ist heute im Schloss geblieben, es ging ihm nicht gut, und Rosmerta meinte, dass Remus vorbeigekommen ist. Ihr seid mit den Auroren gekommen, oder?" Die Beiden unterhielten sich auf unserem Weg aus dem Dorf, aber irgendwann schaffte ich es nicht mehr ihnen zuzuhören. Meine Hände und meine Kleidung waren immer noch voller Blut und selbst der Regen, der irgendwann auf halben Weg auf unsere Köpfe prasselte, konnte nichts dagegen machen.

Sirius lief an meiner Seite und irgendwann griff er einfach nach meiner Hand und hielt sie fest. Es half mir mich ein Stück besser zu fühlen.

Im Innenhof vor dem Schloss rannten Schüler hin und her und in der Eingangshalle war es fürchterlich voll. Schüler drängten die Treppen hinauf oder liefen in die Kerker und riefen Namen. Zwischendrin versuchten sich Vertrauensschüler und Lehrer Gehör zu verschaffen.

Dorea strahlte eine Entschlossenheit aus, die ihr Platz zwischen den Schülern verschaffte und wir folgten ihr zur großen Halle.

Innen waren die Haustisch an die Wände geschoben worden und überall waren dünne Matten verteilt, auf denen Personen lagen und Zauberer und Hexen in limonengrüne Umhängen, offensichtlich Heiler aus dem St.-Mungo-Hospital, eilten von einer Matte zur Nächsten. Zu meiner Überraschung eilte Marlene mit gezücktem Zauberstab und einem Kelch an uns vorbei, um einem rothaarigen Heiler zur Hilfe zu kommen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass der Heiler nicht Fabian Prewett war. Es musste also sein Bruder, Gideon, sein. Die sonst so aufgedrehte und niemals ernste Marlene half ihm einem verletzten Schüler den Trank einzuflößen. Ein paar Matten weiter entdeckte ich Dorcas Gesicht, sie hatte die Augen geschlossen und eine Heilerin war über sie gebeugt.

Uns kam ein großer Mann entgegen, der wie eine ältere Version von James aussah, und sich als Charlus Potter vorstellte. Er trug den selben Umhang wie die restlichen Auroren, die Verletzte hereinbrachten, und er erzählte seiner Frau das Frank Longbottom nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Anscheinend war es Frank gewesen, der sich durch die Todesser gekämpft hatte, um das Ministerium zu verständigen.

Auf meine Frage nach seinem Sohn hin deutete Charlus hinter sich und ich eilte zu James, der gemeinsam mit Remus vor einer Matte stand. Auf dem Steinboden kniete Lily und sie hielt eine Hand fest.

Erst erkannte ich Melodys Gesicht vor lauter Wunden gar nicht.

Ich kniete mich an Lilys Seite, "Was ist passiert?"

Sie drehte sich zu mir und ihre Augen waren rot vor lauter Weinen. "Sie war zusammen mit Ruby und Remus als sie angegriffen wurde." Ein leises Schlurzen kam über ihre Lippen, aber sie bemühte sich sofort wieder um Fassung. "Ich weiß nicht genau was passiert ist, aber anscheinend waren es viele und...Gott-" Sie strich über Melodys Hand. "-ich habe Ruby noch nie so außer sich gesehen. Es muss wirklich schlimm gewesen sein."

"Ruby?"

"Sie sucht dich. Ein Heiler wollte sie verarzten, aber sie meinte, dass sie dich erst finden muss."

"Oh Merlin." Ich seufzte und strich Melody ein paar verdreckte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sah aus als wäre sie Mitten in eine Explosion geraten. "Du wirst wieder gesund, Liebes. Ich bin mir sicher." Dann wandte ich mich an Lily und umarmte sie so fest es ging. "Ich komm gleich wieder. Und ich hab dich sehr lieb, Lils."

Ich stand wieder auf und schob mich an Remus und James vorbei, die in irgendeine Diskussion vertieft waren, und versuchte zwischen dem Chaos meine beste Freundin zu finden.

Es waren zu viele Menschen in der Halle und eigentlich stand ich den Heilern nur im Weg herum, weshalb ich mich schon wieder umdrehte, als sich plötzlich zwei Arme um mich schlangen und ich beinah zu Boden ging.

"Rubs?" Mit Schrecken stellte ich fest, dass sie weinte. Ihre Schultern zuckten unkontrolliert und hilflos strich ich ihr über den Rücken. Nun wusste ich was Lily gemeint hatte.

"Ich hatte solche Angst." Sie schluchzte auf und ich schob sie ein Stück von mir. Auf ihrer Wange waren zwei parallele Schnitte und ihr Gesicht war vor lauter Weinen aufgequollen.

"Was ist passiert?"

"Meine Brüder-" Sie schnappte nach Luft. "-sie wollten mich mitnehmen. Und kurz wollte ich wirklich mit ihnen gehen." Etwas wie ein verzweifeltes Lachen kam aus ihrem Mund. "Wir haben uns duelliert und irgendwie ist Mel dazwischengeraten...Oh Gott." Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen.

"Hey, hey." Ich zog sie mit mir zu Melodys Matte und nahm sie dann wieder in den Arm. Sie wurde weiter von Schluchzern geschüttelt, doch irgendwann schien ihr die Kraft auszugehen und sie blieb einfach nur mit leerem Blick an mich gelehnt sitzen.

Ich sah über ihren Kopf hinweg zu Lily, die immer und immer wieder über Melodys Hand strich. Und auch wenn mein Schmerztrank immer noch wirkte- meine Freunde so zu sehen tat mir weh und ich wollte am Liebsten ebenfalls in Tränen ausbrechen.

Wie sollten wir nach so etwas weiterleben?

"Vielleicht sollten wir keine Geburtstage mehr feiern." Lily und Ruby hoben den Blick und starrten mich an. "Na ja, mein Geburtstag war ja jetzt nicht so erfolgreich und nun James'..."

Ruby versuchte zu Lachen, aber sie brach nur wieder in Tränen aus und Lily lehnte ihren Kopf an die Wand und beobachtete uns.

Dann wurde James Stimme so laut, dass ich sie nicht mehr ignorieren konnte und Lily und ich hoben den Blick.

"Du wirst nicht mit ihr Schluss machen!" James' Brille war verrutscht und seine Haare sahen schlimmer als sonst aus und unter seiner Wut, die er offensichtlich an Remus ausließ, wirkte er nur verzweifelt. "Bei Merlins Bart, niemand hätte sie davor beschützen können. Du, Remus John Lupin, wirst jetzt bei ihr bleiben und wenn Mel aufwacht, was sie auf jeden verdammten Fall tuen wird, dann sagst du ihr, dass du sie liebst. Und falls du mich jetzt entschuldigst, ich muss den Eltern meiner toten Cousine eine Eule schicken."

James drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte aus der Halle. Ich war mir sicher vorher Tränen in seinen Augen gesehen zu haben.

Trotz der vielen Stimmen und Menschen um uns herum lastete eine Stille zwischen uns, als Remus sich an Lilys Seite setzte. Ruby lehnte sich an mich und mit erstickter Stimme murmelte sie, "Der Kerl hat wirklich ein Problem mit Zweitnamen." Und dann liefen ihre Augen wieder über und ich legte meinen unverletzten Arm um sie, während Lily versuchte die neuen Tränen zurück zu halten. Sie scheiterte.

Ich lehnte meinen Kopf an die kalte Wand. Vermutlich sollte ich froh sein noch zwischen meinen Freunden sitzen zu können, doch alles was ich spürte war Schmerz und Leid.

Konnte es nach so einem Schrecknis überhaupt noch einen Morgen geben?

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Unddddd? Lasst mir eure Meinungen, euer Lob oder eure Kritik da.

Alles Liebe,

Sophie.

ps: ich hoffe ihr versteht jetzt, warum ich so lange für dieses Kapitel gebraucht habe.

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