Mischief*
"Nothing goes away. Not on its own. You deal with it, or it deals with you."
— Jonathan Safran Foer, Here I Am
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Mischief
Ich träumte von meiner Familie. Sie stand zusammen in einem hellen Raum und es schienen alle Mitglieder da zu sein. Viele kannte ich nur von Porträts, doch es kam mir natürlich vor, dass sie sich ebenfalls dort befanden und mich wie die anderen flüsternd beobachteten. Ich lächelte und lächelte und wollte doch eigentlich nur vertrautere Gesichter finden. Mama. Sie war nicht dort. Papa. Er hatte sich abgewandt. Leopold. Mein Bruder sah mich nicht an und ich griff nach seinem Arm. Leo, bitte. Doch mein großer Bruder schüttelte nur den Kopf und schob mich zur Seite. Leo! Alles verschwamm und ich versuchte ihm zu folgen, tiefer in das Labyrinth aus flüsternden Gesichtern.
„Leo!", rief ich erneut, doch dieses Mal klang meine Stimme real und laut. Auf meiner Wange spürte ich Tränen. Um mich herum war es beinah dunkel und ich brauchte einen Augenblick, um meine Umgebung zu erkennen.
Dann gewöhnten sich meine Augen an das Dämmerlicht und ich erkannte, dass ich mich in einem Raum mit hohen, steinernen Decken befand. Um mich herum standen Reihen aus Betten, wobei ich aufrecht in einem saß.
Erst jetzt nahm ich das Pochen in meinem Körper war. Ich fühlte mich, als wäre ein Drache über mich hinweggetrampelt.
Stöhnend ließ ich mich wieder zurückfallen.
„Das hast du verdient" Ein verschwommenes Gesicht tauchte über mir auf. „Wehe, du machst sowas noch einmal."
Das Gesicht verlor immer wieder an Schärfe. „Wie bitte? Beim Erkling" Ich hob die Hände und hielt es fest. So erkannte ich, dass es Sirius war.
„Was wird das, Luné?" Verdattert kam Sirius näher und legte seine Hände auf meine.
Nicht weniger verwundert runzelte ich die Stirn. „Also eigentlich..." Mir entging nicht, dass Sirius' Blick kurz zu meinen Lippen huschte, bevor er noch ein Stück näherkam.
„Mr Black!", rief eine weibliche Stimme und Sirius sprang so erschrocken von mir weg, dass er auf dem nächsten Bett landete. „Als sie mich fragten über Nacht bei Miss Rosendorn zu bleiben, hatte ich nicht gedacht, dass sie ihren Zustand ausnutzen würden."
Verdutzt fragte ich, „Meinen Zustand?" Neben mir hatte sich die Krankenschwester, Madam Pomfrey aufgebaut und ihr Blick galt Sirius.
„Sie hat-" Mit der Hand deutete er anklagend auf mich. „-also sie hat versucht..."
„Gobblin Geschwätz" Die Krankenschwester schenkte mir ein Lächeln und trotzdem zog ich meine Bettdecke näher an mich. „Eigentlich sollten Sie nicht vor Morgengrauen aufwachen, Miss Rosendorn" Aus ihrer Tasche zog sie zwei Phiolen mit Zaubertrank. „Nehmen Sie diese beiden. Ich muss heute Nacht ins Mungos, sollten Sie zu starke Schmerzen haben, schicken Sie den hier-" Sie nickte zu Sirius. „-in mein Büro. Ich lasse Schmerztränke da."
„Danke", erwiderte ich und beantwortete ihre knappen Fragen zu meinem Befinden, bevor sie ihren Reiseumhang schloss und verschwand.
„Ich gehe dann auch mal..." Sirius machte eine betretende Miene.
„Ist schon okay, Black" Mit einem Schmunzeln griff ich nach den Tränken. „Irgendwann musstest du meinem Charme erliegen."
„Also...so war das nicht..." Seine Wangen röteten sich und ich musste Lachen. Leider schoss dabei ein Schmerz durch meine Brust und ich krümmte mich hustend. Beinah augenblicklich war Sirius an meiner Seite. „Du hattest gebrochene Rippen" Er reichte mir ein Glas mit Wasser.
„Danke" Ich trank einen Schluck und lehnte mich wieder zurück. „Was ist passiert?"
„Quidditch und Martens sind passiert" Ein kratzendes Geräusch hallte durch den Krankenflügel, als Sirius einen Stuhl heranzog.
„Ich bin nicht mit ihm zusammen" In meinen Händen drehte ich das Wasserglas. „Egal was ihr denkt, ich hätte Ravenclaw niemals gewinnen lassen."
„Das denkt niemand" Als er meinen Blick sah, warf er schnell, „Ok, das denkt niemand mehr." hinterher. „Außerdem ist Martens nicht mehr als Einhornmist wert."
„Dass ihr euch nicht leiden könnt, ist mir nicht neu, Black"
„Er hat dich nicht einmal besucht, Luné."
„Seit wann sind wir beim Vornamen?"
„Seit du an mir vorbei in deinen vermeintlichen Tod gestürzt bist. Lässt einen seine Prioritäten überdenken" Er schüttelte den Kopf, als ich die Augen verdrehte. „Du hast für ganz schön viel Aufregung gesorgt. Lily war kurz davor James zu verhexen, damit er aufhört sich die Schuld zu geben. Und dann sind auch noch deine Eltern in die Schule marschiert..."
„Was?" Ich starrte ihn an. „Lily will nichts mehr mit mir zu tun haben, schon vergessen, und meine Eltern tauchen doch nicht wegen einem Quidditch Unfall auf. Sicher, dass du dir nicht den Kopf angeschlagen hast?" Ich versuchte ihm eine Hand auf die Stirn zu legen, doch er wich aus.
„Nur ein Quidditch Unfall...", murmelte er genervt. „Was auch immer du getan hast, damit Lily sauer auf dich ist, ich glaube sie ist bereit ihrePrioritäten zu überdenken."
„So wie du?" Ich trank noch einen Schluck. Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren heiser. „Sie wollen, dass ich jemand bin, der ich nicht bin."
„Lily oder deine Eltern?" Ich wich seinem Blick aus. Aber auch konnte ich aus dem Augenwinkel sehen, wie er sich mit interessiertem Blick zu mir beugte. „Was denkst du, wollen sie aus dir machen?"
„Tu nicht so" Ich warf ihm einen spöttischen Blick zu.
Ruhig fragte Sirius, „Was tue ich denn?" Mir fiel zum ersten Mal auf, dass er in seinen Händen einen kleinen rechteckigen Spiegel hielt. Nachdenklich ließ er diesen durch seine Finger wandern.
„Als würde dich tatsächlich interessieren, was ich denke."
„Freundschaft ist nicht deine Stärke" Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. „Beinah bewundere ich Rubina."
„Wenn du sie nicht gerade hasst?" Die Begegnungen zwischen den Beiden standen mir nur zu gut vor Augen. „Zum Beispiel letztens beim Frühstück, musstet du sie so anfahren?"
„Bei Merlins Bart" Er schob sich die dunklen Haare zurück und im schwachen Licht war ich mir nicht sicher, ob er mich überhaupt ansah. „Du bist womöglich nicht allzu objektiv in dieser Sache, Dorn. Ich weiß auch nicht, was dich oder irgendwen das angeht. Ich sage dir ja auch nicht, dass du Lily und die anderen nicht hättest anlügen sollen."
„Ich habe sie nicht angelogen" Unglücklich biss ich mir auf die Unterlippe. „Also nicht direkt. Dir habe ich schließlich von meiner Familie erzählt."
„Auch wenn ich das sonst niemals sagen würde-" Er sah mich nachdenklich an. „-in der Sache zähle ich mal nicht."
„Dann sag mir wenigstens, was alle von mir wollen", verlangte ich hilflos. „Ruby redet davon, dass ich meine Familie verlassen soll, Lily meint, dass ich die magische Welt in einen Krieg stürze..."
„Luné" Er wartete, bis ich seinen Blick erwiderte. „Was möchtest du?"
Wir sahen uns stumm an. Ich spürte selbst, wie sich ein verzweifelter Ausdruck auf mein Gesicht schlich, als ich die Schultern hob, „Ich möchte keinen Krieg, ich möchte meine Familie nicht verlassen...ich möchte meinen Bruder zurück. Ich mag mein Leben hier..."
Sirius seufzte und stand auf, nur um sich auf meine Bettkante sinken zu lassen. „Madam Pomfrey hat so einige Mühe, sich um deine Wunden zu kümmern, weißt du?"
„Wie bitte?" Verwundert durch den Themenwechsel, ließ ich es zu, dass er den Ärmel meines Nachthemdes hochschob. Mein Oberarm war in weißen Verband gewickelt.
„Sie meinte, du bist nach deiner Geburtstagsfeier einmal hier aufgetaucht und dann nie wieder. Was nicht genug war, um all die schwarzmagischen Rückstände zu entfernen."
Ich verdrehte die Augen und entwand den Stoff seinen Fingern. „Möchtest du mir jetzt sagen, dass du dir Sorgen machst?"
„Bei Merlin, Dorn, ich nicht. Aber deine Freunde schon. Lily und James haben sich beinah duelliert, als er ihr von deinem Geburtstag erzählt hat..."
„Er hat was?", rief ich erschrocken. Wie konnte James so etwas tun? „Nur weil er Lily mag, muss er nicht meine..."
„Beruhig dich" Sirius legte mir eine schwere Hand auf die Schulter. „Lily und Melody waren nach deinem Absturz hier und haben mitbekommen, was Madam Pomfrey über deine Wunden gesagt hat. Also, dass sie nicht alle vom Absturz sind. Lily ist daraufhin richtig wütend geworden und James hat ihr gesagt, dass vielleicht hätte versuchen sollen ruhig mit dir zu reden, anstatt wie üblich mit dem Kopf durch die Wand zu rennen."
„Das hat James gesagt?!"
„Wie gesagt, zwischendurch wurden auch noch Zauberstäbe gezogen" Bei der Erinnerung schlich sich ein Grinsen auf Sirius' hübsches Gesicht. „Anscheinend hat er die Kritik gegen dich persönlich genommen."
„Oh..." Ich sah, dass Sirius ansetzte noch mehr zu sagen und schwang meine Beine über die Bettkante. „Wir sollten die Nacht nutzen."
„Was meinst du?" Misstrauisch folgte mir Sirius durch den Schlafsaal. „Ich glaube, wir sollten uns über deinen Geburtstag unterhalten..."
„Feengeschwätz.", ließ ich ihn wissen und wandte mich einem Stapel Kleidung auf dem nächsten Bett zu. „Ruby?" Ich hielt einen bunten Pullover probeweise hoch und Sirius nickte. Mit einem Schulterzucken zog ich mir diesen über. „Wir haben eine Mission."
„Madam Pomfrey..."
„Bevor sie wiederkommt, werde ich schon wieder im Bett liegen." Unter einem warmen Umhang fand ich eine versigelte Pergamentrolle. „Von wem ist der?"
Als Sirius nicht antwortet, hob ich den Kopf. Betreten sah er mich an. „Deine Eltern haben den womöglich hiergelassen."
„Meine Eltern?" Meine Stimme klang seltsam schrill und ich brach das Wachsiegel, ohne das Pergament zu entrollen. Es schien mir beinah, als haftete noch ihre Aura an diesem. So, als ständen Camille und Julius Rosendorn mit anklagendem Blick vor mir.
„Deine Eltern sind hier aufgetaucht und deine Mum sah aus, als wolle sie wen verhexen." Auf meinen fassungslosen Blick hin, zuckte er mit den Schultern. „Sie sah nicht ganz so freundlich aus. Zum Glück hat McGonagall sie in ihr Büro gelotst, bevor irgendwer auch nur Quidditch oder Martens sagen konnte."
Mein Blick ging automatisch wieder hinunter auf das raue Pergament in meiner Hand. Ich hatte bereits in einer ähnlichen Situation einen Brief von meinen Eltern bekommen. Wie lange mochte das nun her sein? Ein halbes Jahr? Meine Hände zitterten so sehr, dass ich das Geschriebene erst nicht lesen konnte. Ohne wirklich etwas aufzunehmen, überflog ich den Inhalt, bis meine Augen am Namen meines Bruders hängenblieben.
In der schwungvollen Handschrift meiner Mutter stand dort: Leopold wird ebenfalls in den Ferien zuhause sein. Bitte komm. Mehr kann ich dir nicht schreiben, zu groß ist das Risiko.
„Alles in Ordnung?", fragte Sirius und als ich den Kopf hob, stand er mir gegenüber.
Hilflos versuchte ich irgendetwas in Worte zu fassen, aber dann schüttelte ich nur den Kopf. Meine Gedanken suchten nach irgendwas, alles nur nicht meinem Bruder, meine Familie oder diese verfluchte Enge in meiner Brust. Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr mit all dem in Ruhe gelassen zu werden, dass ich in Tränen ausbrechen wollte.
„Luné?" Sirius schwere Hand landete erneut auf meiner Schulter. Es erninnerte mich daran, wie ich ihn einmal über den Innenhof hinweg mit seinen Freunden beobachtete hatte. Wie seine Hände immer einen der drei berührten. Als müsste er mit ihnen physisch verbunden bleiben.
Ich schüttelte seine Hand nicht ab, aber legte ein Lächeln auf, bei welchem er von selbst wieder mehr Abstand zwischen uns brachte. „Wer hat das Spiel eigentlich gewonnen?", fragte ich in einem Ton, bei beim ich mir nicht sicher war, ob es nach Hysterie oder ehrlichem Enthusiasmus klang.
"Ravenclaw natürlich. Noch während du gefallen bist, hat der Sucher den Schnatz gefangen."
"James war wahrscheinlich am Boden zerstört, oder ist es immer noch?
"Oh, natürlich. So ist James halt." Bei der Nennung seines besten Freundes, schlich sich ein Leuchten in Sirius' helle Augen. „Aber keine Sorge, er gibt dir keine Schuld. Und nachdem Remus ihn daran gehindert hat sich in der Dusche zu ertränken, geht es mit ihm auch wieder stetig bergauf."
Stumm dankte ich Merlin und nun wurde aus dem gequälten Lächeln ein echtes Grinsen. „Black, zieh dich warm an, wir gehen aus."
„Was?" Seine Augen wurden groß wie Teetassen und ich musste lachen.
„Raus meine ich, natürlich raus." Die Pergamentrolle stopfte ich in meinen Umhang. „Wir gehen raus aus diesem Krankenflügeln und muntern James auf."
Ohne auf ihn zu warten schloss ich meinen Umhang und eilte hinaus. Erst als ich schon die erste Treppe erreicht hatte, schloss Sirius zu mir auf. Er trug nun ebenfalls einen schwarzen Umhang und leise murmelte er, "Einfach verrückt. Worauf lass ich mich da nur ein? Sie ist übergeschnappt."
Ich grinste ihn nur an und ohne ein weiteres Wort folgte er mir zu den Kerkern. Es war offensichtlich, dass Sirius Black keinem nächtlichen Regelbrechen widerstehen konnte
Im Gehen zog er ein Stück Pergament aus der Tasche und ich konnte nicht widerstehen zu fragen was es war, als Sirius ebenfalls seinen Zauberstab hervorholte und das abgeriffene Pergament wie sein Erstgeborenes ansah.
„Du wirst nun einer Ehre zu Teil, die du eigentlich gar nicht verdient hast" Seine Worte wurden durch sein Grinsen abgemildert. „Ein bisschen Respekt", verkündete er noch, bevor etwas murmelte und dann mit seinem Zauberstab auf das Pergament tippte.
Von der Spitze seines Stabes aus füllte sich das Pergament plötzlich mit Tinte, welche rasch in ein Muster zusammenfloss. Es dauerte kaum einen Herzschlag, bevor sie offensichtlich eine Karte darstellten.
„Ist das..." Neugierig beugte ich mich vor, als ich in verschnörkelter Schrift Dinge wie Große Halle, Kerker, Besenkammerund Gewächshäuserlas. Ich hob den Kopf, als ich einen Punkt, welcher mit Mrs Norrisbeschriftet war, durch einen Korridor streifen sah. Nicht weit entfernt bewegte sich ein anderer Punkt, Peeves, vorwärts. „Sirius...woher habt ihr die?"
Sein Kopf war ebenfalls über die Karte in seinen Händen gebeugt und als er mir in die Augen blickte, wackelte er grinsend mit den Augenbrauen.
Dann faltete er eine andere Stelle auf und tippte auf unseren runden Gemeinschaftsraum. „Da sind unsere Freunde, alle in Eintracht beim Kamin...und schau, Rubina geht gerade." Er folgte dem Punkt mit dem Finger hinaus in den Mädchenschlafsaal, in welchem bereits Lily und Melody saß. Doch bevor Ruby zu ihnen stieß, traf sie noch auf zwei weitere Punkte aus dem siebten Jahrgang. Marlene McKinnon und Dorcas Meadowes.
„Das heißt ihr könnt jeden in diesem Schloss beobachten?" Ich wollte den Blick heben, doch war zu fasziniert. In meinem Leben hatte ich schon so einige magische Karte gesehen, doch diese war so präzise und anscheinend im ständigen Wandel, dass es selbst mich verblüffte.
Ohne Antwort, öffnete Sirius eine andere Seite. Sie zeigte nun den Korridor in dem wir standen. Zwei kleine Punkte befanden sich eng beieinander. Sirius Black und Luné-Marie Rosendorn.
Stirnrunzelnd huschten Sirius' Augen über die Karte, dann griff er abrupt nach meinem Arm. „McGonagall ist gleich hier..."
Am Ende des Korridors hielt er wieder inne und tippte mit seinem Zauberstab auf eine sehr solide aussehende Wand. Mir blieb nur kurz Zeit nach Luft zu schnappen, als er durch die Wand ging und mich hinter sich herzog.
Innen war es stockdunkel und eng. Ich war gegen Sirius Brust gedrückt, die vor unterdrücktem Lachen vibrierte. „Black, wo sind wir? Hier ist es doof."
"Psst. Natürlich in der Wand. Ich habe uns gerade vor einer ordentlichen Portion Nachsitzen gerettet."
Sirius erwartete anscheinend Lob von mir, aber ich war viel zu beschäftigt nicht lauft loszulachen. Ich steckte mitten in der Nacht mit dem größten Rumtreiber der Schule in einer Wand. Draußen lief McGonagall, welche uns vermutlich zum Frühstück verspeisen würde. Und ich sollte eigentlich leidend im Krankenflügel liegen. Diese Wendung hatte ich für mein Leben nicht vorausgesehen.
"Das ist bescheuert, Sirius." Ich lachte nun richtig und drückte mein Gesicht in seinen Umhang, um es zu dämpfen.
"Ganz ruhig, kleine Lulu." Sirius tätschelte meinen Kopf. "Der große und starke Sirius wird dich hier heile wieder rausbringen."
"Du bist bescheuert."
"Nein, ich bin gutaussehend. Da ist ein großer Unterschied."
Die Überzeugung in seiner Stimme brachte mich nur noch mehr zum Lachen. "Ja, Sirius, du bist wunderschön", brachte ich zwischen zwei Lachern hervor. „Wirklich der schönste weit und breit in dieser Wand."
„Danke, Lulu.", brachte er erstickt hervor, bevor er auch lachen musste.
Ich hob den Kopf und konnte seine Umrisse so gerade in der Dunkelheit ausmachen. „Denkst du sie ist weg?" "
"Moment, Lumos." Sirius' Zauberstab flammte auf und geblendet kniff ich die Augen zu.
Ich hörte Papier rascheln und dann war Sirius plötzlich nicht mehr vor mir. Überrascht fiel ich einen Schritt nach vorne und stolperte gegen die Wand des Ganges.
"Hey!" Sirius stand neben mir und ich erkannte, dass der Gang sich hinter uns noch ewig weit zog. "Wir hätten gar nicht so eng stehen müssen. Hast du das gewusst?"
Erbost funkelte ich Sirius an, aber er hatte den Kopf über die Karte gebeugt und betrachtet sie im Licht seines Stabes. Was er sah schien ihn zufrieden zu stellen, denn er klappte sie wieder zu und drückte sich an mir vorbei und trat wieder auf den Korridor. Ich folgte ihm.
"Natürlich habe ich das gewusst, Dorn. Aber der Moment war so wunderschön, ich wollte ihn nicht zerstören." teilte er mir mit seinem ganz speziellen Grinsen mit, bei dem ich immer etwas nach einem werfen wollte.
„Idiot.", murmelte ich nur und übernahm wieder die Führung. Schließlich war das hier mein Plan.
Wir kamen dank der Karte und ein paar Geheimgängen ohne Zwischenfälle in die Kerker. Sirius beschwerte sich den ganzen Weg, weil er wissen wollte, wohin wir gingen.
Mein Ziel war ein Kerker nahe des Zaubertrankklassenraumes. Slughorn hatte ihn unserem Jahrgang zugeteilt, damit wir dort auch außerhalb des Unterrichts an Zaubertränken arbeiten konnte.
Sirius hatte natürlich nicht zugehört, als Slughorn das gesagt hatte, denn er fragte, „Wo sind wir?" als ich die Fackeln im Raum entzündete.
„Hättest du zugehört, wüsstest du es."
Seit meinem letzten Besuch hatte sich natürlich kaum etwas geändert, überall im Raum waren Kessel mit blubbernden Tränken verteilt und weil die Schüler für das Saubermachen nach ihrer Arbeit zuständig waren, sah es naturgemäß katastrophal aus.
Drei Kessel in dem Raum gehörten mir. In einem kochte ein Trank, den ich auf Geratewohl gekocht hatte, bisher hatte ich keine Ahnung, wozu ich ihn benutzten könnte, aber ein paar Tests hatten mir bereits gezeigt, dass die erdbeerrote Flüssigkeit alles wegätzen konnte.
Der purpurfarbene Trank neben ihm war ein ebensolches Experiment, aber er war noch nicht fertig.
Und dann war doch noch ein zähflüssiger hellblauer Trank, der sich die ganze Zeit bewegte und immer beinah über den Rand floss, nur um dann wieder spiegelglatt zu werden.
"Hallo, ihr hübschen." Ich hatte die Tränke automatisch begrüßt und Sirius dabei vollkommen vergessen.
"Du sprichst mit Tränken? Das ist selbst für dich, Dorn, ein neuer Höhepunkt."
„Ich ignoriere das jetzt mal und komme zum wesentlichen" Mit einem Seufzen drehte ich kurz den Kopf zu Sirius', welcher gerade mit zwei Löffeln auf einem Tisch trommelte. „Erinnerst du dich wenigstens noch an die Verteidigungs Stunde, als James und du mich um meine Hilfe gebeten habt."
„James hat dich um Hilfe gebeten nicht ich", korrigierte mich Sirius', aber ich konnte spüren, wie seine Aufmerksamkeit zunahm, als ich den hellblauen Trank in eine Glasflasche füllte.
Nachdem ich ihn zugekorkt hatte, trat Sirius mit funkelnden Augen und erhobener Karte neben mich. „Adler oder Schlagen?"
Ich grinste und war mich sicher, dabei beinah diabolisch auszusehen. „Schlangen."
Auf dem Weg tiefer in die Kerker besprachen Sirius und ich flüsternd die Details des Plans. Vor einer feuchten Kerkerwand, die wie die jede andere aussah, stoppte Sirius mich. Bestimmt sagte er, „Hier." Ich nickte und reichte ihm die Flasche mit dem Zaubertrank. „Bist du dir sicher, dass du den Zeitverzögerungszauber hinbekommst, Dorn?"
„Sehe ich aus wie ein Erstklässler, Black?"
Er hob eine Augenbraue und ich schnaubte, um meine eigene Nervösität zu überspielen. „Also..." Ich sah zu Sirius auf, welcher die Stirn runzelte.
„Auch wenn du mir immer noch gesagt hast, wie du da-„ Er deutete auf die Steinwand. „-reinkommen willst...viel Glück."
Erneut nickte ich, dann schloss ich die Augen und bevor ich erneut ausgeatmet hatte, befand ich mich in meiner Animagus Gestalt. Seit meiner Zeit in Grüntal verwandelte ich mich so selten, dass der Wandel der Perspektive immer die größte Verwirrung in mir auslöste. Bereits in Grüntal war mir schleierhaft gewesen, warum ich mich überhaupt zum Animagus hatte ausbilden lassen. Aber als Sirius mir nun, mit einem schwer lesbaren Gesichtsausdruck, die Glasflasche heruntereichte und ich sie in den Mund nahm, machte der widrige Prozess wenigstens einmal Sinn.
Mit meinen Katzensinnen war es einfach einen versteckten Eingang zu erkennen, welcher sich in der Wand für die Haustiere der Schüler befand. Ohne einen Blick zurück zu Sirius' schlüpfte ich hindurch.
Er war feucht und es roch nach hunderten von Haustieren, die bereits durch ihn gegangen waren. Für den Gemeinschaftsraum der Slytherin hinter diesem hatte ich kaum einen Blick. Ich war viel zu angespannt.
Es waren noch ein paar Schüler wach, welche in hohen Sesseln um einen großen Kamin saßen. Ohne irgendjemandes Aufmerksamkeit zu erregen, schlich ich zu den einzigen zwei Türen, welche offensichtlich zu den Schlafsälen führten.
Beide standen offen und hinter der rechten führte ein langer Gang tiefer nach unten.
Unsicher sah ich mich um, bis ich einen Erkner entdeckte, in welchem Tische und Stühle zusammenstanden. Dicke, grüne Vorhänge hingen von der Decke, vermutlich um Geräusche zu dämpfen. Es war riskant, aber in diesem Moment sah ich keine andere Möglichkeit, weshalb ich mich durch die Stuhlbeine schlängelte, bis ich mich halb hinter einer Wand wieder zurückverwandelte.
Zum Glück fiel mir noch ein die Flasche anzustellen, weshalb ich diese als Mensch nur mit dem Fuß hinter einen Vorhang schieben musste. Vom Kamin wehte das undeutliche Gemurmel vieler leiser Stimmen herüber und angespannt zog ich meinen Zauberstab hervor.
Ungesagte Zauber fielen mir immer noch schwer, was Flitwick jede Stunde aufs Neue beklagte. Mit gerunzelter Stirn starrte ich die Flasche an und widerholte meinen Zauberspruch immer wieder in meinem Kopf, bis es mir selbst lachhaft vorkam.
Beinah war ich versucht doch flüsternd zu zaubern, als sich die Flasche endlich selbst entkorkte. Erleichtert atmete ich aus und ich machte mich dann an die Beschwörung, welche ich tatsächlich leise flüsterte, so nervös war ich.
Erst geschah gar nichts. Dann ging plötzlich ein leichtes Leuchten von der Flasche aus und ich wusste, dass es funktioniert hatte.
Dann verwandelte ich mich zurück und nach einem letzten Blick auf die Slytherin verließ ich den Gemeinschaftsraum wieder.
Draußen fand ich mich plötzlich allein und ich wollte mich reflexartig zurückverwandeln, als ich Schritte hörte. Es klang nicht nach Sirius und keine Sekunde später kam McGonagall um die Ecke gebogen.
Erstarrt blieb ich wo ich war und ich war mir nicht sicher, ob man Katzen Entsetzen ansah, aber McGonagall blieb vor mir stehen. Als Mensch hätte ich sie mit offenem Mund angestarrt, als sie sich zu mir hinunterbeugte und sanft sagte, „Na wer bist du denn..."
Sie strich mir mehrmals über den Kopf und ich antwortete mit Schnurren, bis sie sich mit einem Seufzen wiederaufrichtete. „Na, husch husch, geh ein paar Mäuse jagen."
Ich maute und kam ihrer Aufforderung nur zu gerne nach und huschte um die nächste Ecke, aus ihrer Sicht. Dort sah ich mich verloren um. Wo war Sirius hin? War ein womöglich schon wieder zurück in den Gemeinschaftsraum gegangen und erwartete von mir selbst wieder in die Krankenflügel zu kommen? Aber ohne seine Karte würde ich ganz sicher erwischt werden und als Katze war meine Perspektive so anders, dass ich nicht sicher war, ob ich den Weg finden würde.
„Hier bist du", sagte da plötzlich eine Stimme von oben und ich machte einen erschreckten Laut, als ich hochgehoben wurde. Ich erkannte Sirius, welcher mich mit einer Hand an seine Brust drückte und gleichzeitig auf die Karte starrte.
Seine Hand drückte mir die Luft ab und ich wand mich protestierend. „Na, na..." Er ließ es zu, dass ich mich in seinen Umhang krallte, aber ließ mich auch nicht herunter. „McGonagall ist gerade weg, aber ich glaub Slughorn ist auf dem Weg hierhin." Er sah zu mir hinunter. „Alles geklappt? Gut. Ich bring uns rauf."
Er drückte mich wieder fester an sich und in anscheinend sehr geübter Manier trug er mich durch Geheimgänge hinter Wandteppichen und Statuen zurück in den Krankenflügel. Dort setze er mich ab.
Etwas irritiert davon, dass wir den Weg aus dem ersten in den fünften Stock in unter fünf Minuten zurückgelegt hatten, starrte ich ihn an. Dann verwandelte mich zurück.
„Und?" Sirius stand mir mit leuchtenden Augen gegenüber. „Alles geklappt?"
„Natürlich" Ich grinste und in seinem Gesicht spiegelte sich dies.
Wir machten uns fertig fürs Bett und ich spürte die Müdigkeit in meinen Knochen, als ich unter die Decke meines Bettes krabbelte. Sirius reicht mir einen der Schlaftränke, den mir Madam Pomfrey dagelassen hatte. Er sagte noch etwas, doch ich war zu müde, um ihn zu verstehen.
Zu dem Klang seiner Stimmte fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
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