Hogwarts, Hoggy Warty Hogwarts*
"How sadly the bird in his cage watches the butterflies."
-Kobayashi Issa
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Hogwarts, Hoggy Warty Hogwarts
Es war kalt in Schottland. Verflucht kalt. Auch in Berlin hatte Schnee gelegen, aber im Vergleich zu dem kalten Wind, der mir nun in die Wangen schnitt und durch den Stoff meines Umhangs fuhr, erschien mir das winterliche Berlin beinah wie ein tropisches Paradies.
"Ich will nicht. Es ist so kalt." Wenn Ruby mich nicht weiter durch die drängelnden Schüler gezogen hätte, wäre ich sofort zurück in den warmen Zug gerannt.
"Oh Dorn, ist dir etwas kalt?" Sirius drückten sich mit einem breiten Grinsen an uns vorbei.
"Lass mich ihn umbringen." Ich zog meinen Zauberstab und zielte auf Sirius Kopf.
"Nein, lass es. Ich habe keine Lust schon jetzt Nachsitzen zu bekommen. Wir sind gerade mal die Strafarbeit von McGonagall los." Sie nahm mir ernsthaft meinen Zauberstab ab.
"Aber Ruby, dabei wird mir bestimmt warm!" Flehend sah ich sie an, doch Ruby zog mich unerbittlich weiter zu den Kutschen.
Der kleine Bahnsteig war komplett mit Schüler vollgestopft und jede ankommende Kutsche war auch sofort mit Schülern gefüllt. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um Melody und Remus zu suchen, die beiden hatten wir Gedrängel verloren.
"Suchst du die Turteltauben?" Ruby hielt jetzt ebenfalls Ausschau. Wir waren beinah bei den Kutschen und ich wollte schon aufgeben, als ich endlich Melodys krause Haare entdeckte.
"MEL!" Sie schien mich nicht zu hören, erst als ich wild mit den Armen winkte, blickte sie in unsere Richtung. Gemeinsam mit Remus arbeitete sie sich zu uns durch.
"Wo kommen nur diese ganzen Schüler her?" Sie pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht und griff wieder nach Remus Hand.
"Das frage ich mich schon die ganze Zeit, so viele sind doch gar nicht Nachhause gefahren." Ich sah zweifelnd über die ganzen Schüler hinweg.
"Bestimmt haben welche aus Durmstrang und Beauxbatons den falschen Zug genommen. Das würde ich zu mindestens allen Beauxbatons Schülern, die ich in Frankreich getroffen habe, zutrauen." Ruby warf den Schülern um uns herum einen prüfenden Blick zu, als würde sie tatsächlich Schüler von anderen Schulen erwarten.
"Mel, du hast da was." Remus fuhr Melody sanft über die Wange und zeigte ihr dann eine Wimper. "Du darfst dir etwas wünschen."
Melody schien kurz zu überlegen, dann schloss sie die Augen und pustete die Wimper fort. Ruby und ich tauschten einen Blick. "Das ist zu süß." "Viel zu süß."
„Wie soll ich es nur allein aushalten" Ruby schüttelte traurig den Kopf. „Du, Melody...ihr allte habt euch jemanden geangelt."
„Habe ich?", fragte ich zweifelnd über die Schulter und schob mich weiter zu den Kutschen.
Von Ruby hörte ich ein Schnauben. „Doch, du hast Alec..." Sie beendete ihren Satz nicht, sondern schubste einen anderen Schüler aus dem Weg. „Das ist unsere Kutsche." Ohne auf seinen Protest zu achten, zog sie uns in die leere Kutsche.
"Du kannst nicht einfach so kleine Kinder aus dem Weg hauen." Trotz meines vorwurfsvollen Tons grinste ich.
"Ich bin Sechtsklässlerin. Ich darf das."
"Irgendwie will ich mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es erst wird, wenn wir in der Siebten sind." Melody saß uns mit Remus gegenüber und schien Schwierigkeiten zu haben sich auf uns zu konzentrieren. Ein süßer Freund, der einem gerade mal wieder die Wange streichelte, konnte aber auch fürchterlich ablenkend sein.
"Das sagt die Richtige, wessen Freund wird hier denn vermutlich Schulsprecher?"
Melody wurde leicht rot, während Remus sich endlich auch mal an uns wandte. "Das steht doch gar nicht fest. Außerdem bekommt man dadurch gar nicht mehr Möglichkeiten Schüler durch die Gegend zu schubsen."
"Ja, das behauptest du." Ruby setzte einen verträumten Blick auf. „Schade, dass ich mich nicht mehr an die Regeln gehalten habe, so ein Abzeichen würde mir doch klasse stehen, oder Lulu?"
"Es ist nie zu spät sein Verhalten zu ändern." Remus grinste, vermutlich war ihm genauso wie mir klar, dass es bei Ruby hoffnungslos war. Niemand, der noch ganz bei Verstand war, würde sie zu einer Autoritätsperson machen.
"Ach sei leise, Remus, und kümmre dich um deine Freundin." Ruby wedelte mit ihrer Hand durch die Luft, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen. Sie drehte sich zu mir. „Jetzt fehlen nur noch James und Lily."
„Wie bitte?"
„Na, wenn ich schon von Pärchen umgeben bin, dann aber auch gute."
Von Melody kam ein protestirender Laut, aber Ruby winkte wieder ab.
„Rubs, du weißt schon, dass Lily ihre...Vorbehalte, gegen James Potter hat?"
"Also bitte, die einzige Person, die das noch glaubt, ist Lily selbst." Sie zählte die Pärchen des Schlosses an ihrem Finger ab. „Wir könnten auch noch Marlene und Benjy zusammenbringen. Die beiden würde klasse zusammenpassen."
"Benjy? Unser Treiber Benjy Fenwick? Mit Marlene McKinnon? Du weißt schon, dass Marl der Inbegriff von ähm purer Energie ist und Benjy nun ja, eher ruhiger?"
"Gott, Lulu. Deshalb würden sie doch so gut zusammenpassen. Also wirklich, Gegenteile, du weißt schon." Ruby schnaubte amüsiert und richtete ihren Blick dann aus dem Fenster. Wie es schien war der Plan in ihrem Kopf schon komplett fertig und sie hatte mich nur informieren wollen.
Ich warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. Anscheinend gerade rechtzeitig, denn das hell erleuchtete Schloss tauchte in diesem Augenblick zwischen den Bäumen auf. Vermutlich hätte ich es ewig anstarren könne, wenn nicht plötzlich Ruby nach meiner rechten Hand gegriffen hätte.
Sie strich über die Narben von meinem Geburtstag. Dann warf sie kurz einen Blick zu Melody und Remus, doch die beiden unterhielten sich gerade. Wenn mich nicht alles täuschte, dann über James und Lily.
"Hör mal, Lu, was hast du vor?" Sie betrachtete meinen Verlobungsring, bis sie plötzlich meine Hand wieder fallen ließ und mich besorgt ansah. Leise seufzte ich. Die ruhige und besorgte Ruby war viel schwieriger zu ertragen. Mit Vorwürfen und Wut konnte ich besser umgehen.
"Was meinst du konkret?"
"Wirst du Alec erzählen, dass du...nun ja." Sie deuteten auf den Ring und zuckte mit den Schultern.
"Darüber habe ich noch nicht wirklich nachgedacht, aber ich denke nicht." Die zwei Wochen, in denen ich Alec Martens nicht gesehen hatte, kamen seltsamerweise mir viel länger vor.
"Wie viel weiß er eigentlich wirklich über...dich." Bei ihren Worten zuckte ich zusammen. Das war das Fürchterliche und gleichzeitig Gute, an meiner Freundschaft mit Ruby, sie wusste alles über mich und sie wusste auch von meinen Schwächen.
"Ich...ehrlich? Ich glaube, so gut wie nichts." Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte auf meine Hände. Alec wusste nur, dass ich eine Rosendorn war und mich nicht wie eine verhielt.
Er wusste nichts von dem Kampf mit meiner Familie. Alec hatte meine Erklärung, dass ich wegen meiner Noten nach Hogwarts gewechselt war, im Gegensatz zu Ruby, ohne nachzufragen akzeptiert.
"Aber es ist ja nicht seine Schuld." Ich hob wieder den Blick. "Wenn ich ihm nichts erzähle, wie soll er dann etwas von mir wissen?"
"Was hindert dich daran ihm einfach mehr zu erzählen?"
Leicht verzweifelt sah ich sie an. Ich wusste die Antwort ja selbst nicht. Womöglich wollte ich nur eine Sache in meinem Leben haben, die nicht von meinem Nachnamen befleckt wurde.
„Er macht mich glücklich, weißt du. Reicht das nicht?"
Ruby wirkte als wollte sie noch mehr sagen, aber die Kutsche hielt mit einem Ruckeln an und ich sprang als erste hinaus.
"Wir sind wieder zuhause." Ruby umarmte mich und ich wusste, dass sie mich trösten wollte. "Danke." Ich lächelte mich an und sie zog mich die Eingangstreppe hinauf. Melody und Remus verloren wir wieder einmal im Getümmel.
"Gewöhnlich sind wir nach den Weihnachtsferien viel früher wieder im Schloss. Ich hoffe es gibt schon Essen!" Ich lachte, als Ruby begann auf und ab zu hüpfen, um über die Köpfe zur großen Halle zu sehen.
"Es scheint so, sonst würden jetzt nicht alle zum Essen gehen, oder?"
"Vielleicht haben die auch einfach alle keine Ahnung und folgen der Herde? Gott, ich habe Hunger."
"Schon wieder?" Kopfschüttelnd zog ich Ruby zur Seite, damit sie nicht in ein paar Siebtklässler lief, die mitten in der Halle stehen geblieben waren.
"Jetzt sag mir nicht, dass du keinen Hunger hast?" Sie begann schon wieder auf der Stelle zu hüpfen.
"Wir haben den Essenswagen im Zug beinah leer gekauft? Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Gold für Schokofrösche ausgegeben."
"Die Schokolade hat Remus gegessen! Das war gar nicht ich." Entrüstet drehte sich zu mir herum und rannte dabei versehentlich mehrere Erstklässler über den Haufen.
Wir kamen endlich in die große Halle und zu Rubys Glück waren die vier großen Haustische schon gedeckt, was nur bedeuten konnte, dass es in absehbarer Zeit wirklich Essen gab.
„Lulu, Ruby!" Vom Gryffindor-Tisch sprang eine blonde Gestallt auf und rannte auf uns zu.
Nachdem sie sich durch die Schüler gekämpft hatte, fiel sie uns beiden um den Hals. Es war Marlene. Vor lauter Haare sah ich kurz nichts.
„Ihr glaubt gar nicht, wie langweilig es ohne euch war! Wäre nicht dieser Longbottom-Vorfall gewesen, wären wir sicher an Langweile eingegangen."
Ihre riesigen blauen Augen sprühten mal wieder vor Energie.
"Oh, erzähl uns alles allwissende Marlene." Ich grinste. „Meinst du Frank Longbottom?" Frank war der derzeitige Schulsprecher und in Gryffindor.
Sie nickte. „Und Alice Fortescue" Neben ihr seufzte Ruby und reichte ihr eine Gallone. „Danke, Ruby. Jedenfalls..."
Auf dem Weg zum Gryffindor Tisch und auch nachdem wir uns gesetzt hatten, brachte sie uns auf den neusten Stand. Alice und Frank waren nun zusammen. Was anscheinend jeder außer Ruby hatte voraussehen können. Daneben waren die Ferien wohl totlangweilig gewesen und sie und Dorcas hatten zwischenzeitlich überlegt einen Ausflug in den verbotenen Wald zu machen. Der Abwechslung wegen.
Gerade als sie wieder von dem Longbottom-Fall anfing, legte mir jemand von hinten die Hände auf die Schulter.
"Hallo Lulu. Ich habe dich noch gar nicht begrüßt und das tut mir ausgesprochen leid."
"James." Lachend legte ich den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch.
"Du kennst meinen Namen nach diesen zwei Wochen der Trennung noch?"
"Natürlich, du Dummkopf. Du bist doch sicher gekommen, um mich auf unsere neuen Trainingszeiten aufmerksam zu machen?" In den Ferien hatte ich Quidditch wirklich vermisst.
„Ha!" Er lachte und sah in die Runde. Die anderen sahen ihn verwirrt bis gelangweilt an. „Mit dir kann man arbeiten, Lulu." Grinsend reichte er mir und Ruby mehrere Seiten Pergament. „Neue Zeiten, neue Taktiken."
„Ein Traum" Wir steckten die Seiten ein und James verabschiedete sich.
Aus der Eingangshalle kamen unterdessen nur noch vereinzelte Schüler und beinah alle saßen an ihren Haustischen. Die Luft war erfüllt von Lachen und ich erhaschte kurz einen Blick auf Alec, allerdings sprach er gerade mit einem anderen Ravenclaw und sah mich nicht.
"Wann gibt es endlich Essen?!" Ruby blickte abwechseln auf ihren leeren Teller und dann wieder zu Dumbledore, der am Lehrertisch saß. Er lächelte und seine stechend blauen Augen wanderten über die Schüler. Ich ließ meinen Blick über die Lehrer wandern, dabei fiel mir zwei Dinge auf:
Professor Huts Stuhl war leer. Gewöhnlich erschien unsere Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrerin immer als Erste beim Essen. Deshalb hatten Marlene und ich kurzzeitig mal eine Verwandtschaft mit Ruby in Betracht gezogen.
Auf dem Stuhl neben Professor Flitwick saß eine junge, dunkelhaarige Frau, die so dünn und zerbrechlich aussah, dass ich mich fragte, warum sie nicht einfach davon geweht wurde. Ich hatte sie noch nie in Hogwarts gesehen.
"Hey Mel. Wer ist die Lehrerin neben Flitwick?" Als ich sie ansprach, zuckte Melody zusammen. Sosehr war sie in ein Gespräch mit Lily vertieft gewesen.
„Die neben Flitwick? Das ist Professor Odgen."
"Was unterrichtet sie?"
"Dich." Melody lachte. "Sie unterrichtet Astronomie. Seit den Osterferien im letzten Schuljahr war sie krank."
Ich hatte als einzige von meinen Freunden Astronomie gewählt und das Fach war bisher immer ausgefallen. "Sie sieht aber immer noch nicht wirklich wieder gesund aus."
"Sie sah schon vorher so aus. Du wirst sie aber, denke ich mal, mögen."
"Irgendwie kommt mir der Name Odgen bekannt vor? Kann das sein?"
"Und ob." Das kam von Ruby. "Die Familienmitglieder arbeiten schon seit Jahrhunderten immer in der Magischen Strafverfolgung oder im Zaubergamot. Nur unsere liebe Imogen Odgen hat ein bisschen rebelliert und ist Lehrerin geworden. Warum habe ich Astronomie eigentlich noch mal abgewählt?"
Doch ich erfuhr nie, warum Ruby Astronomie abgewählt hatte, denn Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl und es wurde still. "Willkommen!" Er breitete die Arme aus. "Bevor wir mit dem Abendessen beginnen, muss ich noch ein paar Worte sagen. Zuerst einmal, freut es mich euch sagen zu können, dass Professor Odgen genesen ist und den Unterricht für das Fach Astronomie wieder aufnehmen wird."
Die zierliche Lehrerin erhob sich mit einem Lächeln und als in der Halle Beifall aufbrannte, schlich sich sogar ein bisschen Farbe auf ihre blassen Wangen.
"Als nächstes allerdings eine traurige Nachricht." Dumbledores Gesicht wurde ernst und ich tauschte einen Blick mit Ruby. "Professor Huts wurde leider als vermisst gemeldet." Die ganze Halle schien synchron die Luft anzuhalten. Es blieb eine ganze Weile Still, bevor Dumbledore wieder das Wort erhob.
"Damit ihr trotz dieser Nachricht euren Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste erhaltet, hat sich kurzfristig ein Kollege aus Deutschland bereit erklärt diese Stelle zu übernehmen."
Hinter dem Lehrertisch öffnete sich plötzlich eine Tür und gebannt starrten wir darauf. Schon bei der Erwähnung Deutschlands hatte sich in meinem Magen ein komisches Gefühl breit gemacht. Ich ahnte, wer da kommen würde und hoffte gleichzeitig das ich mich täuschte.
Ein sehr großer, schlanker Mann mit harten Gesichtszügen trat durch die Tür ins Licht der Kerzen. Er war in einen dunklen Reiseumhang gekleidet und seine komplett ergrauten dunklen Haare hatte er nachlässig zurückgestrichen. Auch wenn seine Augen in der Entfernung wie braun wirkten, so wusste ich doch, dass sie schwarz waren.
"Dr. Berg wird Professor Huts Stelle übernehmen und eure Stundenpläne werden unverändert bleiben. Ich wünsche euch jetzt allen guten Appetit." Er ließ sich wieder auf seinen Platz sinken und nachdem er Dr. Berg einen Blick zugeworfen hatte, setze dieser sich ebenfalls.
Ich fühlte mich, als wäre mein Besen mitten im Flug verschwunden. Ohne genau zu wissen, was ich tat oder sagte, sank ich in meinem Stuhl zusammen.
„Lulu, kennst du ihn?" Jemand legte mir eine Hand auf den Rücken und ich nickte.
"Er ist mein alter dunkle Künste Lehrer." Mit viel Mühe atmete ich tief durch und begann mir wie alle anderen Essen auf den Teller zu tun.
"Moment.. Dunkle Künste? Ihr hattet ein Fach namens dunkle Künste?" Ruby vergaß vollkommen das Essen und starrte mich an.
"Ja." Ich erschauderte und hob mein Besteck an. „Wo sollen die ganzen Reinblutkinder denn sonst die bösen Sprüche lernen?" Mein Verstand war immer noch wie leer gefegt.
„Aber wieso ist denn bitte ein Fach, in dem dunkle Magie unterrichtet wird, an einer Schule erlaubt?!" Melodys Fassungslosigkeit holte mich etwas aus meiner Schockstarre.
„Weil Grüntal so ist, als wäre Slytherin eine Schule. Muggelstämmige und Halbblute waren nie erlaubt. Wer sollte sich da schon großartig beschweren?"
"Ihh eine ganze Schule voller Schlagen? Stell ich mir grauenvoll vor." Dieser Satz konnte nur von Ruby kommen. Ich lachte freudlos.
"Und jetzt haben wir ernsthaft einen Lehrer in Verteidigung GEGEN die dunklen Künste, der die dunklen Künste unterrichtet hat?" Mir gegenüber saß Marlene, die nun verständnislos den Kopf schüttelte.
„Wann haben wir ihn das ersten Mal?" Ich sah in die Runde und Dorcas antwortete, „Heute ist Freitag, oder? Dann erst wieder nächste Woche Freitag."
"Hey, einen Tag vor deinem Geburtstag. Da hast du ja was auf das du dich freuen kannst." Marlene boxte Lily in die Seite, was diese nur mit einem Lächeln beantwortet.
Eine ganze Weile noch versuchten mich meine Freundinnen über Dr. Berg und seinen Unterricht auszufragen, aber nachdem ich ihnen mehrmals gesagt hatte, dass sie sich selbst ein Bild machen sollte, wandten sich die Gespräche den Ferien zu.
Melody wurde mal wieder aufgefordert. über ihre Ferien mit den Rumtreibern zu berichten. Währenddessen ließ ich meinen Blick durch die Halle wandern. Wie es der Zufall wollte, tat Regulus das gleiche und unsere Blicken trafen sich.
Über die Entfernung konnte ich seinen Blick nicht wirklich deuten, aber ich spürte plötzlich den Ring an meinem Finger überdeutlich.
„Alles ok, Lulu?" Besorgt sah Ruby mich an und auch die anderen hielten in ihrem Gespräch inne.
"Klar. Mir ist nur..." Ich starrte auf mein Essen hinunter. "Ach nicht so wichtig. Ich glaub ich geh schon mal hoch, der Tag war ziemlich lang."
Ich winkte ein letztes Mal und machte mich dann auf den Weg aus der großen Halle. Da es kein Festmahl war, sondern ein normales Abendessen, waren vielen schon auf dem Weg zu ihren Schlafsälen und ich fiel nicht weiter auf.
Ich kam bis zur Marmortreppe, als mich Regulus' Stimme, innehalten ließ. "Luné."
„Ja?" Ich hörte die Irritation in meiner Stimme und es tat mir nicht leid.
"Ich wollte dir nur Hallo sagen. Ist das so falsch?" Regulus sah mich aus seinen großen Kinderaugen an und ich wollte schreien. "Bist du immer noch sauer?"
„Sauer?", fragte ich und mehrere Schüler drehten sich verwundert zu uns um, so laut hatte ich gesprochen. „Ich bin mir nicht sicher, ob sauer das richtige Wort ist."
„Was kann ich tun, um es besser zu machen?" Beinah ungeschickt griff er nach meiner Hand. Es war die mit dem Ring.
Ich wollte ihm nicht wehtun, weshalb ich meine Hand nicht aus seinem Griff zog. „Vermutlich brauche ich einfach nur Zeit. Das hier ist eine gute Sache, oder?" Fragend sah ich ihn an.
„Es hätte deutlich schlimmer kommen können, Lu" Er legte den Kopf schief und die dunklen Haare fielen ihm in die Augen. „Nur Merlin weiß, was deinem Vater sonst noch für Heiratskandidaten in den Sinn gekommen wären."
Ich drehte den Kopf zur Seite, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Meine Eltern hatten mir versprochen, dass es niemals zu einer Hochzeit kommen würde. Dass die Verlobung nur eine Ablenkung war. Aber es war zu spät, ich hatte die Hoffnung in Regulus Augen gesehen.
Er trat näher und ich hörte seinen schnellen Atem in meinen Ohren. Mehrere Herzschläge zögerte er und als ich mich nicht bewegte, drückte er mir einen Kuss auf die von ihm abgewandte Wange.
„Gute Nacht, Regulus", flüsterte ich und trat von ihm fort. Meine Hand entglitt ihm und fiel zurück an meine Seite.
„Gute Nacht, Luné" Er lächelte und nach einem letzten Blick verschwand er Richtung Kerker.
Meine Beine zitterten, ob vor Erschöpfung oder Schock wusste ich nicht, und ich ließ mich auf die Treppe sinken.
Vermutlich hätte ich nun den ganzen Abend auf dem kalten Marmor verbracht. Doch ich hörte Schritte neben mir und plötzlich fragte eine sehr bekannte Stimme, „Alles ok?"
„Sieht man das nicht?" Ich hob den Kopf nicht aus meinen Händen. Sirius' Anblick hätte mir vermutlich den Rest gegeben.
„Du bist also mit meinem Bruder verlobt?" Ich hörte, wie er sich neben mich auf die Treppe setzte.
„Ja, ich habe diesen wundervollen Ring von ihm." Kurz hob ich meine Hand. "Mir hat dein Zimmer übrigens besser als seins gefallen."
Sirius blieb still, dann schien er wieder aufzustehen und als ich durch meine Finger zu ihm blinzelte, hielt er mir seine Hand hin. "Komm Kleine, ich bring dich hoch in den Turm."
"Ich schaff den Weg auch allein."
"Aber wir haben den gleichen Weg. Warum nicht zusammen gehen?"
"Sehr lustig. Aber ich bin sauer auf dich."
"Ach ja stimmt, wir haben Krieg." Er zog seine Hand immer noch nicht weg und mit einem Seufzen ergriff ich sie und ließ mich hochziehen.
Wir liefen schweigend durch die unzähligen Gänge des Schlosses und ich war dankbar, dass er einfach still blieb. Ich fühlte mich, als könnte mich jedes Wort zum Weinen bringen und das wollte ich ganz bestimmt nicht vor Sirius Black tun.
Im Gemeinschaftsraum winkte er mir flüchtig zu und ich konnte mir nicht verkneifen ihm hinterher zu rufen. "Ab morgen herrscht wieder Krieg."
Als Antwort bekam ich nur sein bellendes Lachen.
Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, ein wenig hatte ich Sirius vermisst. Aber der Gedanke, dass er glaubte, er müsste sich von mir Fernhalten, damit ich mich nicht ihn verliebte, verletzte mich noch immer. Obwohl...war ich nicht eher enttäuscht?
Irgendwie hatte ich wirklich geglaubt, er würde mich besser kennen.
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