Care of Magical Creatures*

"And here you come
with a shield for a heart
and a sword for a tongue"
-Carol Ann Duffy, excerpt of Medusa

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Care of Magical Creatures

Kurz bevor wir den Wald erreichten, in dem ich schon zwischen den hohen Bäumen eine Ansammlung von Schülern erahnen konnte, blieb Sirius plötzlich stehen.

"Hör mal, Dorn, ich muss dich da um etwas bitten." Ein nervöses Lächeln zuckte um seinen Mund.

Abwartend verschränkte ich die Arme vor der Brust, wenn ein arroganter Typ wie Sirus Black um etwas bat, dann konnte es nichts Gutes bedeuten.

"Also...wir haben ja gleich bei Professor Kesselbrand und, keine Ahnung, aber er steht total auf Partnerarbeit und letztes Jahr habe ich immer mit Ruby zusammengearbeitet. Aber die hat das Fach nicht weitergewählt...und ist auch nicht so gut auf mich zu sprechen."

Überrascht hob ich eine Augenbraue. Der Punkt war mir neu. „Was möchtest du jetzt von mir, Black?" Demonstrativ warf ich einen Blick auf meine Uhr.

"Willstdumitmirzusammenarbeiten?"

"Bitte?" Verdutzt versuchte ich aus seinen genuschelten Worten schlau zu werden.

"Urg." Wieder fuhr er sich durch die Haare, die schon beinah (Merlin bewahre) unordentlich aussahen.

„Wäre es in Ordnung, wenn du mit mir zusammenarbeiten würdest, falls wir müssen?"

Kurz legte ich den Kopf schief und dachte ein paar Augenblicke nach, dann nickte ich langsam. Black sah ziemlich erleichtert aus, als wir uns wieder Bewegung setzten.

Als wir schon zwischen den Bäumen waren, drehte ich mich noch einmal zu ihm herum. „Ich habe noch eine Bedingung."

„Hey, ich weiß schon," Um seine Augen bildeten sich feine Fältchen, als er über seine eigenen Worte lachte, bevor er sie überhaupt sagte, „Wir können uns nicht leiden, aber ich werde mich benehmen, keine Sorge."

Kurz verdrehte ich die Augen, der Typ schien zu seinem alten-Ich zurück gefunden zu haben, denn das Rumtreiber-Grinsen war wieder da.

„Dass du dich benimmst, sehe ich als selbstverständlich an. Es geht mir eher darum, dass ich mich noch anders entscheiden könnte."

„Ach das" Er setzte sich wieder in Bewegung und ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. An dem Rand einer großen Lichtung, blieb er stehen. „Mach dir am besten selbst ein Bild."

Auf der Lichtung stand etwas, das wie ein überdimensioniertes Stallgebäude wirkte. An der vorderen Seite befanden sich mehrere Boxen, deren Türen alle in unterschiedlichen Abständen angebracht waren, so dass es merkwürdig unproportioniert aussah. Generell schien alles an dem Gebäude nicht zusammen zu passen.

Verdutzt blendete ich Blacks weitere Worte aus, während ich das Konstrukt anstarrte. Das Dach war viel zu klein und schief um auf das dritte Stockwerk zu passen. Dieses war interessanterweise das größte Stockwerk, der erste und zweite Stock wirkten dagegen seltsam klein. Anscheinend war an dem Gebäude immer wieder etwas verändert worden, auch wenn das Gebäude ohne Magie vermutlich einfach in sich zusammenbrechen würde.

Die anderen Schüler standen neben einem Zaun, der direkt in den Wald zu führen schien. Als ich jetzt gemeinsam mit Black auf sie zuging, drehte sich viele Köpfe in unsere Richtung und es schien mir beinah eine Welle aus Missfallen entgegen zu schwappen. An vielen Umhängen befand sich das silbern grüne Wappen und beinah erwartete ich schon, Bellatrix zwischen ihnen auftauchen zu sehen.

Gerade dachte ich, dass Black gar nicht die schlimmste Alternative war, als ein Mädchen mit großer Brille und Kopftuch den Blick auf mich richtete. Bisher hatte ich sie immer nur in Gesellschaft von Candra Molloy gesehen.

„Dorn, hast du heute die Zeitung aufgeschlagen?" Sie wartete auf eine Antwort, die ich ihr nicht gab. „Oben in Kent gab es anscheinend einen Mord an zwei Muggelfamilien. Und rate, wer dafür verantwortlich gemacht wird?" Die Antwort konnte ich mir selbst geben und sie versetzte mir einen Stich.

Ohne hinzuschaue spürte ich wie sich Black, der neben mir stand, versteifte.

Kurz seufzte ich, was sollte ich darauf schon antworten? Dieses Mädchen wollte genau wie die anderen ein bestimmtes Bild von mir haben und nichts was ich sagen würde, konnte das ändern.

Die Freude, die ich eben noch bei dem Gedanken an meine erste Stunde Pflege magischer Geschöpfe verspürt hatte, war verschwunden. Ich fühlte mich einfach nur noch müde und wollte mich am Liebsten im Schlafsaal verstecken, bis mir niemand mehr fiese Dinge an den Kopf warf. 

Stumm wandte ich den Blick ab. In ihren Augen konnte am den Triumph sehen. 

Black schien damit nicht einverstanden, denn seine Stimme war ruhig und sehr kalt, als er sagte, „Du beweist, dass du nicht im geringsten irgendeine Ahnung hast, Jenny." Empört schnappte diese nach Luft, doch es war nicht sie die antwortete.

Besitzergreifung legte Liam Marchbanks einen Arm um Jenny, bevor er erst wütend zu Sirius und dann zu mir sah. „Muss du dich jetzt schon von einem Black verteidigen lassen, Dorn? Es stimmt also doch, was man über dich sagt." Diese Worte waren schlimmer, als ein Fluch aus seinem Zauberstab.

Ich holte tief Luft und anstatt ihm zu antworten, drehte ich mich zu Sirius. Er hatte seinen Zauberstab gezogen und mit einem lässigen Grinsen auf Marchbanks hübsches Gesicht gerichtet.

Ich drückte entschlossen seinen erhobenen Arm herunter. Mir war klar, dass es nicht viel brauchte um Sirius und seine Freunde dazu zu bringen, andere zu verhexen. Aber ich hatte noch nie andere meine Kämpfe schlagen lassen.

Allerdings erkannte ich in seinen Augen keine fehlplatzierte Ritterlichkeit. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst und wirkte ehrlich wütend. Mit einem Kopfschütteln steckte er seinen Zauberstab weg und erleichtert wandte ich mich an den soeben eingetroffenen Lehrer.

Das auffälligste an Professor Kesselbrand waren die vielen Narben, die zum größten Teil sein Gesicht und seine Arme zierten. Es überraschte mich kaum, dass an der Hand, die er hob um für Ruhe zu sorgen, nur noch zwei Finger waren.

Ich mochte diesen Lehrer auf Anhieb.

Während Professor Kesselbrand die Stunde damit begann die Anwesenheit durchzugehen, erklang neben mir plötzlich ein leises, „Danke...". Überrascht wandte ich den Kopf.

Sirius hatte seinen Blick starr nach vorne gerichtet und aus seinem Profil wurde ich nicht schlau.

„Immer wieder gern." Meine Stimme klang vorsichtig. Kurz drehte Sirius den Kopf in meine Richtung und schenkte mir ein Lächeln. Dabei sah er mir allerdings nicht in die Augen.

Als ich mich wieder nach vorne wandte, bekam ich gerade noch mit wie Professor Kesselbrand rief, „Und da wir eine neue Schülerin haben, hoffe ich, dass Miss Rosendorn bitte kurz zu mir nach vorne kommt."

Schnell arbeitete ich mich durch die anderen Schüler und stellte mich neben den Lehrer. Dieser schüttelte mir kurz die Hand, bevor er sich wieder an die anderen Schüler wandte.

„Wie ich ja bereits letztes Jahr angekündigt habe, werden wir dieses Jahr mit einer Projektarbeit beginnen. Für alle, die damals nicht zugehört, oder deren Köpfe sich auf mysteriöse Art und Weise während des Sommers wieder geleert haben, wiederhole ich mich natürlich gern noch einmal."

"Wir werden nicht mehr in Gruppen arbeiten, sondern nur noch mit einem Partner. Unser Projekt wird genau bis Ostern dauern, also acht Monate. Ich weiß, das hört sich sehr lange an, aber sobald Sie die Grundlagen verstanden haben, werden Sie auch während Ihrer freien Zeit an dem Projekt arbeiten, sodass wir dann während der Unterrichtsstunden mit unserem Stoff weiterkommen können. Noch Fragen?"

Mehrere Hände schossen in die Luft.

"Ja, Mr Carrow?"

Dieser begann in seiner üblichen, langsamen Art zu sprechen, „Also, wenn ich's richtig verstanden hab', sollen wir das halbe Jahr lang an irgend' so nem' Projekt arbeiten und dafür auch noch unsere freie Zeit nutzen?"

"Mach Sie sich mal keine Sorge, wenn Sie alle wissen worum es geht, werden Sie schon verstehen, warum es nicht anders funktionieren kann. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass der Ausgang des Projekts dreiviertel ihrer Endnote bestimmt?"

Mehrere murrten, aber alle Hände senkten sich.

"Gut, gut, dann folgen Sie mir. Miss Rosendorn, Sie bleiben bitte an meiner Seite. Ich möchte mehr über Ihren Wissensstand erfahren. Professor McGonagall hat mir mitgeteilt, dass Sie ein "Erwartung übertroffen" erreicht haben. Welche Wesen haben Sie denn bereits durchgenommen?"

So ging es den ganzen Weg, während er uns einmal um das Stallgebäude herumführte und dann an mehreren eingezäunten Weiden vorbei, bis wir an einer großen Weide ankamen, die in mehrere Kleinere unterteilt war.

Fasziniert schaute ich auf das große geflügelte Pferd, welches auf der Koppel daneben graste, als mehrere „Oh" und „Ah" meine Aufmerksamkeit auf die andere Weide lenkten.

Auch ich konnte mir ein „Oh nein, wie niedlich." nicht ganz verkneifen. Sirius, der inzwischen wieder neben mir stand, verdrehte nur die Augen und nuschelte etwas, das sich sehr verdächtig nach, „Na das kann ja ein Spaß werden..." anhörte.

In den einzelnen Weiden hüpften, krochen, liefen oder rollten kleine Geschöpfe herum, die alle wie Miniaturausgaben der Wesen aussahen, die ich bisher im Unterricht kennengelernt hatte.

Lächelnd klatschte Professor Kesselbrand einmal in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Klasse zu erlangen. „Wie Sie sich vielleicht schon denken können, wird Ihre Aufgabe darin bestehen diese Geschöpfe aufzuziehen. Jedes ist alt genug, um von seiner Mutter getrennt zu werden, und da in den UTZ Prüfungen auch das Thema 'Aufzucht magischer Geschöpfe' vorkommen wird, ist dieses Projekt eine perfekt Übung."

Mehrere Schüler begannen sofort wild durcheinander zu plappern und sich schon ihre Zukunft als Einhorn Eltern vorzustellen.

Unterdessen fuhr Professor Kesselbrand einfach ungerührt fort, „Es war ein ziemlicher Kampf den Schulleiter zu überzeugen, dass Sie alle verantwortungsbewusst genug sind, um diese Aufgabe zu meistern. Haben Sie das alle verstanden? Wenn irgendjemand von Ihnen das Projekt nicht ernst nimmt, oder sich nicht angemessen verhält, kann er oder sie sich seinem T auf dem Zeugnis schon sicher sein."

Prüfend ließ er den Blick über die Schülerschaft gleiten. „Gut, kommen wir zu der Zusammenstellung der Teams. Um allzu große Probleme zu vermeiden, habe ich entschieden, dass Sie sich Ihren Partner selbst aussuchen dürfen."

Es entstand ein großes Gewusel, wobei ich nur zu Sirius sah, der selbstgefällig grinste.

„Sehr schön." Der Lehrer sah sich die Zusammenstellungen prüfend an, bevor er mit einer weit ausholenden Handbewegung auf die Weiden zeigte. „Ich gebe Ihnen die restliche Stunde Zeit, um Ihren Schützling auszusuchen und kennenzulernen. Am Ende kommen Sie bitte gemeinsam zu mir und teilen mir mit, welches Wesen Sie gewählt haben. Ich werde Ihnen dann noch jeweils ein Buch zu Ihrem Wesen geben, welches Sie bitte bis zur nächsten Stunde studieren."

Die vorderen Schüler waren bereits bei seinen letzten Worten losgestürmt. Sirius packte ebenfalls meinen Arm und zog mich zu einer weiter hinten liegenden Weide.

„Was wird das?", fragte ich, wobei ich bereits nach den ersten Metern meinen Widerstand aufgab.

„Ganz ruhig, ich weiß schon genau welches wir nehmen."

Das Wesen seiner Wahl entpuppte sich als kleiner Hippogreif, der unsicher auf seinen ungleichen und viel zu langen Beinen über die Wiese stakste. Die kleinen Flügel presste er fest an den Körper und das hellsilberne Gefieder hatte er aufgestellt, als wäre ihm kalt.

Langsam kam der Kleine näher an den Zaun und lächelnd hockte ich mich vor ihn hin, sodass ich ihm direkt in die großen, orangenen Augen schauen konnte.

Hippogreife mochte ich schon immer, die Mischwesen hatten etwas Faszinierendes mit ihren ungleichen Körperhälften. Dieses kleine Exemplar wirkte allerdings nicht erhaben oder beeindruckend, als ich mich vor ihm verbeugte, eher unsicher und hilflos.

Nervös klackerte er mit seinem Adlerschnabel und schlug gleichzeitig mit seinem silbernen Schweif. Als ich den Kopf wieder hob, schien er erst nicht zu wissen wie er reagieren sollte, dann verbeugte er sich ebenfalls langsam. Die Ungleichheit seiner Beine schien ihn kurz aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass er beinah über seine Vorderbeine fiel.

Damit konnte ganz klar kein Einhornbaby mithalten.

Vorsichtig steckte ich die Hand durch den Zaun und strich über seinen grauen Schnabel. Sofort schmiegte er seinen Vogelkopf in meine Hand. Mit einem Lächeln erhob ich mich wieder, um Platz für Sirius zu machen.

Dieser verbeugte sich auch sogleich vor dem kleinen Kerl, während ich über die Einzäunung kletterte und mich im Schneidersitz auf der Wiese niederließ.

Kurz darauf gesellte sich auch Sirius zu mir.

Der Kleine sprang unterdessen zwischen uns beiden herum und ließ sich abwechselnd streicheln.

„Gute Wahl." Lächelnd blinzelte ich gegen das Sonnenlicht, welches inzwischen durch die Bäume fiel.

Sirius begnügte sich damit zu nicken und weiter das Fell des Kleinen zu kraulen.

Um uns herum wurde langsam die Rufe der anderen Schüler leiser, jeder schien inzwischen ebenfalls einen Schützling gefunden zu haben.

Als wir uns von dem Winzling verabschiedeten, und gemeinsam wieder zurückliefen, musste ich feststellen, dass die Stunde viel besser geworden war, als ich eigentlich gedacht hatte.

Gegen jede Erwartung bekam ich das Lächeln nicht aus dem Gesicht.

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