Kräuterbücher und Verzweiflungen
Sicht Aryana:
Ich wagte es nicht, das Pferd anzuhalten. Zu groß war die Angst, die Männer würden mich doch noch verfolgen. Und so trieb ich das Tier quer durch den Wald.
Erst als ich gefühlte drei Meilen zwischen mich und Bree gebrachte hatte, merkte ich, wie mein Pferd immer langsamer wurde.
An einem einen Bach, bedeutete ich ihm, langsamer zu laufen und schließlich stehen zu bleiben. Das Pferd schnaubte dankend und senkte den Kopf um etwas zu trinken.
Währenddessen sprang ich vom Rücken des Tieres und klopfte ihm auf den Hals.
"Danke meine schöne" flüsterte ich, doch das Pferd schüttelte sich energisch. Ich nahm etwas Abstand und betrachtete mein Fluchttier etwas genauer.
"Oh, Entschuldigung, mein schöner" verbesserte ich mich, als ich sah, das ich ein Hengst vor mir hatte. Das dunkelbraune Pferd stammte eindeutig nicht von Adel ab, doch schön war es trotzdem. Es trug einen einfachen braunen Sattel aus Leder und eine abgenutzte Satteldecke. Doch die Satteltaschen waren leicht ausgebeult. Neugierig öffnete sich sie und stöberte darin herum. Als erstes zog ich eine Karte heraus, welche die Gegend um Bree zeigte. Auch ein Teil des Gebirges war zu sehen. Die konnte ich bestimmt noch gut gebrauchen.
Ich kramte weiter in der Tasche herum und zog dann zwei Äpfel und ein Stück Brot heraus.
"Das nenne ich Glück" lächelte ich und steckte alles wieder zurück in die Tasche. Doch dann stießen meine Finger gegen etwas großes. Irritiert zog ich das Ding heraus.
Es war ein altes Buch, auf dessen Einband die Worte "Heilpflanzen, Zauber und tödliche Elexiere" standen.
Mein Interesse war geweckt. Schnell blätterte ich durch das Buch bis ich das Kapitel mit den Heilkräutern erreichte. Gedanken versunken setzte ich mich ins Gras und schlug Seite für Seite um. Solange bis ich gefunden hatte, was ich suchte.
Wie hypnotisiert las ich die Seite durch.
Vielleicht konnte das helfen...
Vielleicht war mein Alptraum endlich vorbei...
Ich sah mir die Zutaten an. Ich kannte sie alle. Und ich wusste, dass ich sie alle hier im Wald finden konnte.
Doch dann viel mein Blick auf die letzten Sätze auf dieser Seite:
Dauer der Wirkung nur bis zu fünf Wochen. Kein erneutes Auftragen mit Wirkung möglich.
Enttäuscht ließ ich den Kopf hängen.
Nur drei Wochen...
Aber immerhin...
Ich konnte drei Wochen normal leben... Doch dann nie wieder....
Sicht Legolas:
Schwarze Nebelschleier umhüllten mich....
Mysteriöse Stimme riefen mir, ganz leise aus der Ferne, Sachen zu, welche ich aber nicht verstand.
Es war, als schwebte ich in einem nicht endenden schwarzen Loch aus dem es kein entrinnen gab.
Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war....
Ich wusste nicht welche Tageszeit gerade war...
Ich wusste nicht, was passiert war...
Und vor allem wusste ich nicht, wo ich war...
Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, das ich auf einer matschigen Lichtung gelegen hatte, während der Regen auf mich eingeprasselt hatte.
Ich hatte diese Lichtung für mein Ende gehalten...
Doch dann war jemand gekommen...
Jemand der mich rettete...
Er hatte mich fort gebracht...
Fort von der Kälte...
Aber irgendwann auf dem weg hatte ich das Bewusstsein verloren....
Langsam verblassten die Stimmen in meinem Kopf und ich nahm warme Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht war. Und es dauerte auch nicht lange, bis mir auffiel, das ich nicht auf Gras lag, sondern auf etwas weicherem... Ein Bett.
Vorsichtig bewegte ich meine Hand und fuhr über den weichen Untergrund. Ja,... Es war ein Bett.
Erfreut stellte ich fest, das ich all meine Körperteile wieder bewegen konnte. Wahrscheinlich, weil ich nun nicht mehr in der Kälte lag. Im Gegenteil die Sonne schien auf meinen Körper und Wärmte ihn.
Auf meinen Augen lag ein seltsamer Druck. Es fühlte sich an wie ein verbannt. Ein verbannt, der um meine Augen gewickelt war.... und mich am sehen hinderte....
Und auf einen Schlag fiel mir alles wieder ein.... Der Kampf... Der Schmerz... Die Tatsache, das ich nicht mehr sehen konnte...
Nein....
Nein, das konnte nicht sein....
Niemals....
Ich konnte nicht erblindet sein...
Das war unmöglich....
Ich setzte mich langsam auf. Dabei begann es in meinem Kopf wieder zu hämmern. Doch es war nichts im Vergleich zur letzten Nacht. Moment.... War es überhaupt letzte Nacht gewesen? Wie lange war ich überhaupt bewusstlos gewesen?
Plötzlich hörte ich erneut Stimmen. Doch diesmal kamen sie nicht aus meinem Kopf, sondern waren real. Sie waren allerdings etwas stumpf. So, als wäre eine Mauer zwischen uns.
"Wie geht es ihm?"
Ich kannte diese Stimme. Und ich war mächtig froh sie zu hören. Es war Aragorn, der gefragt hatte. Und er klang sehr besorgt.
"Ich kann es nicht genau sagen. Ich habe die Wunden an seinen Armen geschlossen. Sie werden mittlerweile verheilt sein. Doch seine Augen.... Ich kann nichts weiter tun, als die Wunden täglich zu säubern und neu zu verbinden"
Auch diese Stimme erkannte ich sofort, obwohl ich sie seit fast 7 Jahren nicht mehr gehört hatte. Elrond. Aus diesem Grund war mir auch sofort klar, wo ich mich befand.
"Ich verstehe. Wann wird er wieder zu sich kommen?" fragte Aragorn nun.
"Das wird nicht mehr allzu lange dauern. Aber sei gewarnt. Wenn er aufwacht wird er Schwierigkeiten haben, es zu verstehen" antwortete Elrond.
"Was zu verstehen?" wollte Aragorn wissen.
Ein kurzes schweigen entstand.
"Das er vermutlich nie wieder sehen wird"
Leise entfernten sich Schritte. Doch ich achtete nicht auf sie. Den bei dem letzten Satz Elronds war mein Herz für einen Moment stehen geblieben. Dann aber erhöhte sich mein puls dramatisch und mein Blut schoss mir durch die Ohren.
'Nie wieder sehen' schoss es mir durch den Kopf, 'Nie wieder kämpfen... Nie wieder Bogenschießen'
Ich musste hier raus...
Also schwang ich die Beine aus dem Bett und stemmte mich hinauf. Sämtliche Kraft schien von mir gewichen zu sein, denn ich konnte keine Sekunde stehen. Gleich nach dem ersten Schritt begann ich zu taumeln und verlor das Gleichgewicht.
Reflexartig krallte ich mich an das erste, was ich zwischen die Finger bekam. So wie es sich an fühlte, musste wohl der Bett Pfosten sein.
Mir wurde Schwindelig...
Alles drehte sich....
Verzweifelt sank ich auf den Boden und lehnte mich mit der Schulter gegen etwas hartes, das das Bett sein musste...
In diesem Augenblick ertönte das knarren einen Tür, gefolgt von einem erschrockenen "Legolas"-Ruf.
Es war Aragorns Stimme. Da war ich sicher. Kurz darauf rannte Jemand durch den Raum.
Ich spürte zwei starke Hände, die mich vorsichtig auf das Bett hinauf zogen.
Ich setzte mich auf die weiche Matratze. Meine Hände krallten sich in das Lacken. Mein Atem ging schnell. Viel zu schnell.
Dann setzte sich jemand neben mich. Es konnte nur Aragorn sein.
"Bleib ruhig, mellon nin" (mein Freund) sprach er leise zu mir. Aber ich konnte mich jetzt nicht mehr beruhigen. Nicht jetzt. Dafür war ich viel zu verzweifelt.
Der Kampf war mein Leben, meine Leidenschaft. Und nun? Nun war ich blind und auf HILFE angewiesen! Nie wieder könnte ich in einen Kampf ziehen. Nie wieder.... Das war nicht nur ein Albtraum.... Das war das Ende der Welt. Mein Ende.
"Ich weiß" begann Aragorn langsam, "das du jetzt vielleicht ein bisschen durcheinander sein wirst... Aber-"
"Ein bisschen durcheinander?" rief ich laut. Sogar lauter als ich es mir zugetraut hätte. Meine Stimme war etwas heiser aber ansonsten klang sie so wie immer. Nur um einiges verzweifelter.
"Aragorn, ich bin Blind. Ich werde nie wieder sehen können.... Nie wieder Kämpfen können... Weißt du, was das für mich bedeutet?" rief ich laut.
Einen kurzen Moment herrschte Stille.
Dann sagte Aragorn leise: "Du hast das Gespräch gerade mitbekommen? Oder?"
Ich nickte vorsichtig.
Obwohl es mir nur Kopfschmerzen bereitete, sprach ich weiter.
"Hilf mir... Bitte... Ich möchte nicht für den Rest meines Lebens die tiefe Dunkelheit sehen..."
Meine Stimme war nur ein flüstern. Ein verzweifelter Ruf.
"Ach Legolas. Ich weiß genau wie wichtig dir der Kampf ist. Aber du hast Elrond ja gehört. Doch ich schwöre dir, mellon nin, dass ich alles tun werde, damit du wieder sehen kannst. Das verspreche ich dir"
Ich spürte, wie Aragorn meine Hand nahm und sie drückte.
Ich schluckte.
Aragorn hatte seine Versprechen immer gehalten. Aber dieses Mal? War er auch dieses Mal in der Lage, sein Versprechen zu halten?
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