8. Kapitel
Der geflohne Sonnengläubige
"Bernstein, du wirst nun deine Zeit als Lernende antreten, um deinen Platz im Stamm zu bekommen. Für welchen Beruf hast du dich entschieden?" fragte Feuerseele. Bernstein stand in der Mitte des Versammlungskreis. "Ich möchte Schamanin werden, um den Stamm zu stärken. Ich werde fürsorglich und geduldig mit meinen Patienten umgehen um ihnen die Schmerzen zu nehmen" sprach die weissrote Füchsin. Feuerseele lächelte bei ihren Worten, dann wand er sich an Sternenhimmel. "Sternenhimmel, ist dies die Lernende die, die Mondseelen für dich bestimmt haben?" fragte Feuerseele. Sternenhimmel sah sie mit ihrem sanften Blick an. "Die Stimmen des Windes sprachen zu mir. Mein Schüler würde trotz seines jungen Alters, immer weise handeln, das Licht in der Dunkelheit sein, sanft und gutmütig. Ja ich bin mir sicher, dass sie Bernstein meinten" erklärte Sternenhimmel und sah mit einem stolzen Lächeln zu ihr. Bernstein erwiederte den Blick. Der Anführer nickte und fuhr fort:" Nun gut, Bernstein, so bist du nun offiziel eine Lernende. Lerne von Sternenhimmel, auf, dass du irgendwann ihr Amt als Schamanin übernehmen wirst." Bernstein nickte voller Überzeugung. "Ich werde den Stamm stärker machen!" versprach sie. Der Stamm heulte in die Luft, damit die Mondseelen hören konnten, dass Bernstein nun eine Lernende war. Bernstein freute sich so sehen das Rabe auch in die Stimmen mit einklang. Sie hatte es wohl geschafft. Sie hatte das Eis wohl gebrochen und das nur durch ein einziges Gespräch, welches alles verändert hatte. Der Stamm gesellte sich nun in feier Stimmung zum Essen. Jeder holte sich ein Stück Beute die sie in kleinen Gesprächsgrüppchen aufteilten. Die Lernenden sassen zusammen an einem Strauch am Ende des Dorfs. Dort assen sie generell immer in ihren Mittagspausen. Rabe sass auch Still da, obwohl er meistens alleine gegessen hatten. Seit ihrem Gespräch vor zwei Tagen, traute er sich mehr mit ihr bei den anderen zu sein. "Endlich hast du es auch geschafft Lernende zu werden, hm?" sprach Falke an. "Du hattest keine kürzere Schulzeit als Bernstein" erinnerte ihn seine Schwester, Mohn. "Jedenfalls denken wir, dass du den perfekte Job für dich gewählt hast" unterbrach Bach. "Es tut mir immer noch Leid, dass du von den Soldaten verbannt wurdest, Bernstein" entschuldigte sich Falke. "Der Beruf hätte eh nicht zu mir gepasst." Mohn erregte mit ihrem Blick in die Ferne, die Aufmerksamkeit der Gruppe. Winternacht trottete mit festen Schritten zu ihnen. "Falke." Der braune Fuchs stellte die Ohren auf. "Es gab neue Sichtungen" erklärte der starke Soldat. Rabe sah mit grossen Augen auf. Auch Falke blickte überrascht. "Welche Sichtungen?" fragte Mohn verwirrt. "Möglicherweise das Sonnenphantom" erklärte Winternacht der dunkelroten Füchsin. Nun sahen auch Mohn und Bach überrascht aus und hatten geweitete Augen. "Es lebt also wirklich!" hauchte Falke. Winternacht nickte. "Mehr Arbeit für uns, wir müssen die Augen offen halten. Du wurdest für die Gruppe nach der Feier eingeteilt, sei pünktlich." Bernstein fiel besonders auf, dass er nur zu Falke sprach, Rabe gehörte doch auch zu den Soldaten. "Natürlich!" nahm Falke den Auftrag auf. Winternacht nickte und gesellte sich zu eine Fuchsgruppe, die wohl nach diesem Phantom ausschau halten wollten. "Ehm... was ist dieses Phantom?" fragte Bernstein neugierig wie immer. Bach sah sie an. "Seit der grossen Schlacht von Sonne und Mond dachte man, man hätte alle Sonnengläubigen ausgerottet. Doch manche glaubten, es gäbe ein Phantom, jemand der bei dieser Schlacht auf unerklärliche Weise fliehen konnte. Man hat öfters einen weissen Fuchs auf der Sonnenseite des Credos gesichtet." Falke nickte. "Lange Zeit sichtete man nichts aussergewöhnliches, aber nun ist es wohl wieder da. Die Soldaten schworen sich es zu töten falls es dieses Sonnenphantom gibt." Bernstein legte den Kopf schief. "Ihr wisst doch nicht einmal, ob es an die Sonne glaubt" warf die weissrote Füchsin ein. Mohn setzte sich auf. "Bei der Sichtung am Credo, soll es gebetet haben." Bernstein schnaubte. "Sie waren sich doch nicht einmal sicher." Mohn sah ihr in die Augen. "Deswegen töten wir ihn, um auch ganz sicher zu gehen." Bernstein sah wie Rabe wütend zu Boden blickte. "Was wenn ich als kleiner Welpe den Credo entdeckt hätte? Und mich dort ein Trupp entdeckt hätte, hättet ihr mich auch getötet?" zischte Bernstein und zwang sich zur Ruhe. "Natürlich, wie gesagt, um sicher zu gehen." Bernstein war schockiert. Die anderen behielten ihre Meinung egal was sie sagte, dies erkannte Bernstein. Rabe stand wütend auf. "Euch sind unschuldige Leben egal! Die Prophezeiung blendet euch und lässt euch Dinge tun, die Monstern gleichen!" knurrte er und blickte bittend zu ihr. Sie verstand, dass er sie batt mit ihm zu gehen. So nickte sie und trottete mit dem Fuchs mit, die Böschung zum Wald hinauf. Endlich war es ruhig. "Danke, dass du mit gekommen bist" fing Rabe nach einer Weile an. "Warum denken sie so? Der Mond wäre darauf niemals stolz." Rabe blieb für kurze Zeit still. "Sie wissen es nicht besser, geblendet, vom Licht des Mondes, umso wichtiger ist es heraus zu finden, ob die Mondseelen wirklich wollten, dass alle Corvas umkommen. Bernstein nickte deprimiert. "Ja, nur wie?" fragte die weissrote Füchsin. "Du sagtest, deiner Familie könnte es ähnlich ergangen sein wie meiner. Wie meinst du das?" fragte Rabe. "Wenn meine Familie zu den Lyncas gehörte, müssen sie die grosse Schlacht miterlebt haben" stellte sie ihre Hypothese auf. "Sehr gut möglich, die Schlacht war etwa vor einem Jahr, anfang Herbst" erklärte der schwarze Fuchs. "Dann ist meine Grossmutter in der Schlacht gestorben?" fragte sie und weitete ihre Augen. "Wahrscheinlich" stimmte Rabe zu. "Nur was ist dann passiert... warum sind wir Streuner geworden?" Rabe schüttelte den Kopf. "Das kann ich dir leider nicht beantworten. Leider redet auch niemand mehr gerne von damals, die Ereignisse müssen sich wohl ganz schlimm überschlagen haben." Bernstein legte die Ohren an. "Grossvater sagt mir auch nichts der gleichen. Er sagt ich müsse es selbst herausfinden, für das Schicksal." Rabe stellte die Ohren auf. "Er klingt ja wirklich wie ein Wissender. Schon als wir bei ihnen waren klang er so" erklärte er. "Wie kommst du drauf?" Bernstein sah ihn an. "Er sagte dir, was du tun musst um das Schicksal zu erfüllen. Wissende können das Schicksal verändern indem sie kleinere Dinge in der Handlung der Geschichten verändern. Wenn du nicht zu uns gekommen wärst, welche Folgen hätte dies auf das jetzt?" fragte Rabe und sah sie mit grossen Augen an. Bernstein überlegte. "Ich wäre nicht hier, du hättest mich nie kennengelernt und..." Ihr fiel nichts mehr ein. "Das stimmt schon, aber denk mal an die Zukunft, Ahorn sieht etwas voraus" erklärte Rabe. "Du meinst also, dass er irgendetwas in der Zukunft verhindern will, was mit den Lyncas zusammen hängt?" Rabe nickte. "Ich weiss nicht was das sein wird, aber das kann nur ein Wissender wissen" versicherte er der Füchsin. "Na schau mal, du bist ja ein halber Wissender!" sagte Bernstein und stiess ihn in die Schulter. Rabe wirkte kurz verwirrt aber er schien gute Laune zu bekommen. "Ahorn wird schon einen Grund sehen, er ist wie alle Wissenden, ein Wächter des Schicksals" Das Ende des Waldes war schon zu erkennen. Das Licht der Sonne wurde dort stärker. "Also, machen wir das, wozu wir bestimmt sind, die Wahrheit zu finden!" rief Rabe aus und sprang auf einen umgestürtzten Baum. Bernstein empfand so eine Freude, als sie Rabes Lächeln sah. Er lächelte, zum ersten Mal seit sie ihn kannte. "Also wo sollen wir anfangen?" fragte sie. "Vielleicht kann uns das Phantom weiterhelfen?" fragte Rabe. Sie traten aus dem Wald. "Möglich, nur wo sollen wir nach ihm suchen?" entgegnete Bernstein. Rabe sah zum Hügel, wo der Credo war. "Vielleicht dort? Er soll dort ja seine gebete abhalten" sagte er. Plötzlich rammte sie etwas, worauf sie in Rabe krachte. Der Feind schlug ihr die Zähne in die Schulter. Ihren Angreifer konnte sie nicht erkennen nur weisses Fell. Bei jeder Gelegenheit kratzte oder biss sie der Fuchs. Rabe konnte sich nich wehren, weil sie ihn Rückligs zu Boden drückte. Jemand Jaulte auf und plötzlich war der Angreifer über ihr verschwunden. Sie öffnete die Augen und sah Sternenhimmel mit einem weissen Fuchs kämpfen. Rabe und Bernstein rappelten sich auf. Sternenhimmel riss den Fuchs zu Boden doch der weisse kratzte sie im Gesicht. Dann kamen sie keuchend voreinander zum stehen. Sternenhimmels Fell war zerzaust. Der weisse sah zuerst zu Sternenhimmel dann zu Rabe und ihr. Seine Augen loderten vor Wut. "Verschwinde!" jaulte Sternenhimmel wütend. "Die Sonne wird deine Sünden irgendwann bestrafen!" rief der Fremde. Er kehrte um und floh Richtung Fluss. "War das, das Phantom?" fragte Bernstein die immernoch etwas unter Schock stand. "Ja, das war er, ich hätte nicht gedacht das er sich nach der Sichtung heute schon wieder blicken lässt." Bernstein sah zu Rabe, der stumm dem Fuchs nach sah. "Seid ab jetzt vorsichtig, es war nur Glück, dass ich euch gefunden habe" erklärte die Schamanin besorgt. "Kommt lieber zurück ins Dorf, dieser Sonnengläubige ist gemeingefährlich" erklärte Sternenhimmel sanft. "Ja, Stern" sagte sie der Füchsin hinterher, als diese schon die Richtung zum Dorf einschlug. "Kann schon verstehen warum er so aggressiv ist, er ist... ganz allein" erklärte Rabe in Gedanken versunken. Sternenhimmel blieb stehen und sah zu Rabe. "Die Lyncas haben ihm alles genommen." Sternenhimmel wand den Blick zu Boden. "Aber was hätten wir tun sollen, uns dem Mond wiedersetzten?" fragte sie und schüttelte den Kopf.
"Da die Existenz des Sonnenphantoms heute nun offiziell gemacht wurde, rufe ich eine Belohnung für die Tötung dieses Phantoms aus. Wir wollen die Mondseelen endlich stolz machen! Trotzdem soll jeder von euch Sorgfalt bewahren. Dieser Fuchs ist gefährlich und nicht zu unterschätzen. Bernstein und Rabe wurden heute von ihm attackiert. Sternenhimmel konnte ihn aber noch rechtzeitig verjagen" rief Feuerseele vom Ratsfelsen hinab. Das ganze Dorf war versammelt. "Werden uns die Mondseelen etwa wieder so eine Trockenzeit bringen? Oder gar eine schlimmere!?" fragte Wieselzahn ein junger Wächter. "Die Mondseelen werden zufrieden sein, wenn die Sonne endlich zur streckegebracht ist." Langsam glaubte Bernstein immer mehr zu denken wie Rabe. Was wenn es die Mondseelen garnicht gab? Oder diese wirklich so grausam waren, warum glaubte man den an grausame Götter? "Bernstein" flüsterte jemand hinter ihr. Bernstein schreckte kurz auf. Sie drehte den Kopf zu ihrem Freund Rabe. Er war kaum zu erkennen im dämmrigen Licht. "Willst du der Predigt noch weiter zuhören?" fragte er und achtete exrem auf seine Lautstärke. Sie schüttelte unglücklich den Kopf. Rabe deutete mit seiner Nase zur Böschung hinauf. Und so ging sie wieder mit ihm.
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