Kapitel 2


Wind und Haare peitschten in mein Gesicht.
Mein Körper erzitterte vor Kälte und Adrenalin.

Ich stieß die Klinge des Dolches mit dem roten Griff in die Mauer des Hauses. Die magische Klinge schnitt tief in den Stein und bremste meinen Sturz in die Tiefe, bis ich auf dem Vordach des Hauses auf meinen Füßen landete.

Triumphierend schob ich den Dolch in die Scheide an meiner Brust und richtete mich auf, als das Glas unter mir zu knirschen begann und sich feine Risse unter meinem Fuß in alle Richtungen ausbreiteten.

»Oh oh«, war das Letzte, was ich sagen konnte, bevor ich mit einem lauten Klirren durch das Glas des Daches brach.

Ich landete unsanft auf meinem Hintern und presste schmerzerfüllt die Augen zusammen. Ein feuchtes Schnaufen ließ meine Augen wieder aufschnellen. Direkt vor meinem Gesicht befand sich eine schwarze schnuppernde Pferdeschnauze.

»Hallo du«, flüsterte ich schmerzerfüllt dem neugierigen Pferd zu und stemmte mich an der Wand hoch.
Es war so dunkel, dass ich nur das Gesicht des Pferdes erkennen konnte, der Rest des schwarzen Fells verschmolz mit der Dunkelheit.

Stöhnend verzog ich das Gesicht. Mein Hintern hatte bei dem Sturz ordentlich gelitten. Ich hatte mein Gewicht unterschätzt... schon wieder. Die jahrelange harte Arbeit für meine Muskelmasse schien mir hin und wieder zu entfallen.

Ich beobachtete das Pferd dabei wie es mit den Lippen an meinem Brustbandelier nestelte und den Dolch anknabberte. Anschließend warf es den Kopf zurück und präsentierte mir den Strick, mit dem es an einem Pfosten festgebunden war.

»Ich verstehe«, lächelte ich, schnitt das Seil durch und befreite das Pferd dann von den Schnüren um seinem Kopf und sein Maul.
Das Tier beobachtete aufmerksam jede meiner Bewegungen, als ob es noch unsicher wäre, ob es mir vertrauen konnte.
Gerade als ich dem Pferd sanft über den Hals strich, hörte ich irgendwo hinter mir die Wachen von Tilton laut brüllen.

»Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen«, lächelte ich das Tier an und klopfte ihm auf die Seite, bevor ich das Tor in die Freiheit öffnete, »geh wohin du möchtest.«
Dann zog ich den zweiten Dolch aus meinem Stiefel.

Als ich in der Dunkelheit über den Hof schlich, traf ich auf eine Gruppe von Männern, die anscheinend zu Tiltons Gruppe gehören.
Mir war klar, dass ich mich gegen sie nicht allein verteidigen konnte.

Zwei Männer standen mit dem Rücken zu mir. Genau in meinem Weg. Ihr Pech. Ich sehe einige stabil aussehende Frachtkisten um sie herumstehen.
Wenn ich mich auf eine solche stellen würde, wäre ich groß genug, um einem der Männer aus dem Hinterhalt die Kehle aufzuschneiden.

Ich schlich weiter in Richtung der Kisten und in der Sekunde, in der ich einen Fuß auf die Kiste gesetzt hatte, war das Todesurteil des Mannes unterschrieben.
Er griff nach seiner Kehle und hustete, während das Blut zwischen seinen Fingern hervorspritzte. Ein Volltreffer auf seine Halsschlagader. In weniger als zwei Minuten würde er tot sein.

Der Mann, der ein paar Meter entfernt stand, drehte sich plötzlich in unsere Richtung.
Sein Blick weitete sich vor Entsetzen, während ich anfing zu lächeln.

Bevor er Alarm schlagen konnte, hatte ich bereits meinen kleineren Dolch geworfen und traf ihn direkt in die Kehle, seitlich unterhalb des Kehlkopfes.
Schreien ohne intakte Stimmbänder wird eher schwierig.

Der Mann packte panisch seine Kehle, als ich mich ihm näherte.
»Keine Sorge, es ist gleich vorbei«, sagte ich ruhig und zog den Dolch aus seinem Körper.

Blut spritzte in alle Richtungen und der Mann fiel seitlich um. Es war jedoch unwahrscheinlich, dass er bereits tot war, eher war er ohnmächtig vor Angst.

Ich drehte mich um, um zu gehen, als ich plötzlich ein lautes Knallen hörte.
Der Mann war auf eine der Frachtkisten gefallen und das Holz war unter seinem Gewicht gebrochen

»Was war das?«, riefen Tiltons Männer durcheinander, »Dort muss sie sein.«

Ich suchte einen Fluchtweg, als die Männer in kürzester Zeit alle verfügbaren Wege abschnitten. Mein Blick schweifte nach links.

Dort! Da war ein Regenrohr an der Wand.
Dann eben übers Dach, sagte ich mir selbst und schickte ein Stoßgebet an wen auch immer, dass dieses Rohr meinem Gewicht standhalten würde.

Ich rannte zum Fallrohr und begann, mich an dem Metall hochzuziehen, als einer der Männer meinen Stiefel packte und wütend knurrte.
»Lass lieber deine dreckigen Pfoten von den Schuhen einer Frau«, säuselte ich ihm lieblich entgegen, bevor ich meinen Fuß aus seinem Griff befreite und mit aller Kraft zu trat.
Unter meinem Stiefel spürte ich das Knacken von Knochen. Der Mann jaulte auf und schlug sich die Hände vor sein Gesicht, während ich mich weiter an der Rinne hinaufkämpfte.

Auf dem Dach angekommen, ließ ich meinen Blick umher schweifen, um mein nächstes Ziel ausfindig zu machen

In meiner Nähe befand sich ein Baum, dessen Äste mich nicht tragen könnten, sowie das nächste Hausdach, welches jedoch weit genug entfernt war, dass ich den Sprung wahrscheinlich nicht schaffen würde.

Während ich noch überlegte, was das kleinere Übel wäre, hörte ich hinter mir ein lautes Knallen von Metall auf Metall. Offenbar hatte jemand eine Leiter an die Dachkante gelehnt und ich konnte hören, wie die ersten Männer die Sprossen erklommen.

Ernsthaft jetzt? Hektisch ließ ich meinen Blick zwischen dem Nachbardach und der Baumkrone hin und her huschen und sprintete los.

Das Nachbarhaus näherte sich stetig und ich wartete bis zum letzten Zentimeter, um abzuspringen.
Mit kreisenden Armen sauste ich durch die Luft.

Ist es ein Vogel? Ist es ein Zeppelin? Nein es ist-

»Verdaaaammt«, schrie ich, als ich geradewegs auf die Hauswand zu segelte.
Etwa einen Meter zu tief für die Dachkante. Ich wusste ich würde den Sprung nicht schaffen.

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