Wer nicht wagt...
Hallo, alle zusammen! Es geht wieder weiter, wenn auch schleppend. Momentan habe ich einfach zu viel um die Ohren, als dass ich regelmäßig zum Schreiben komme. Ich hoffe dennoch, das neue Kapitel gefällt euch und wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Wer nicht wagt...
Auch eine Woche nach dem ersten gemeinsamen Fall saß Adrian der Schreck seiner Fast-Opferung noch in den Knochen. In seiner Zeit als aktiver Polizist hatte er damals schon viele seltsame Fälle erlebt, doch noch nie war er so eng in satanistische Aktivitäten verwickelt gewesen. Und die Tatsache, dass William Blackwood Jacinda eine mysteriöse Drohung ausgesprochen hatte, ließ ihm keine Ruhe mehr. Er hatte das Gefühl, dass William viel mehr wusste als er preisgegeben hatte und das machte ihn stutzig. Was hatte der Hohepriester nur zur verbergen?
Adrian zog sich um und begab sich dann langsam ins Wohnzimmer, von wo aus er bereits Stimmen vernahm. Eine gehörte ohne jeden Zweifel Jacinda, die mal wieder gelangweilt zu sein schien, doch die andere war ihm fremd, weshalb Adrian irritiert die Stirn runzelte, als er den Raum betrat und einen unbekannten Mann am Kamin lehnen sah.
Der Fremde trug einen grauen Anzug und hatte einen Regenschirm dabei, wobei Adrian sich nicht sicher war, ob dieser tatsächlich für Witterungsverhältnisse oder nicht viel eher als Accessoires diente. Seine kurzen dunklen Haare und der stechende Blick ließen ihn wie einen ernsten Geschäftsmann aussehen, doch irgendwie hatte Adrian das Gefühl, dass der Mann das ganz und gar nicht war.
,,Zum letzten Mal: tu, was ich dir sage!", knurrte er Jacinda entgegen, die desinteressiert in die Zeitung starrte und den Mann keines Blickes würdigte.
,,Du kannst dir deinen drohenden Unterton sparen, Mycroft. Diese Masche hat schon damals nicht gewirkt und sie wird es auch jetzt nicht tun. Also spare dir den wertvollen Atem für sinnvolle Gespräche auf."
Adrian hob überrascht eine Augenbraue und fragte sich, was wohl hinter dieser fragwürdigen Konversation steckte. Dann wurde seine Anwesenheit bemerkt, denn der Mann am Kamin erhaschte einen kurzen Blick auf ihn und bei Adrian's Anblick fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
,,Wer zum Geier ist das denn?", verlangte er zu wissen und Jacinda blieb weiterhin gelassen.
,,Mein Mitbewohner!"
,,Du hast einen Mitbewohner? Seit wann und warum weiß ich nichts davon?", entfuhr es dem Mann entsetzt und nun sah Jacinda zum ersten Mal von der Zeitung auf, aber nur um den Blick zur Zimmerdecke zu richten.
,,Weil dich das überhaupt nichts angeht."
,,Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Fräulein. Ich habe die Verantwortung für dich!", zischte der Mann und Jacinda rollte mit den Augen.
,,Das sagst du mir immer wieder, nur bleibt es dennoch so uninteressant wie eh und je. Montgomery beißt nicht und er hilft mir dabei Fälle aufzuklären. Dafür werde ich seine Unschuld beweisen."
,,Unschuld? Weswegen?", entgegnete der Mann alarmiert und Adrian wusste gar nicht was er tun sollte, da die Zwei ihn offenbar komplett aus dem Gespräch ausschlossen, welches jedoch unumstrittbar von ihm handelte.
,,Er wird des Mordes verdächtigt und bis wir seinen Fall gelöst haben darf er London nicht verlassen. Also hör endlich auf zu reden, bevor dein unsinniges Geschwafel ihn noch in die Flucht schlägt, Mycroft!"
Dem Mann, der offenbar Mycroft hieß, fiel bei der Äußerung fast die Kinnlade runter und Adrian merkte, dass er innerlich kochte. Da Jacinda dies jedoch nicht sonderlich zu kümmern schien, beschloss er die Situation zu entschärfen und brach endlich sein Schweigen.
,,Entschuldigung, aber wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Adrian Montgomery und Sie sind?", setzte er an, was sein Gegenüber schon fast zu beleidigen schien, da er wohl zu den bekannteren Persönlichkeiten in London zählte.
,,Mycroft Holmes! Ist mir neu, dass meine Nichte jetzt Mordverdächtige beherbergt, aber sie hat offensichtlich den Verstand verloren und dabei dachte ich immer die Gene meines Bruders hätten sich durchgesetzt."
,,Wenn du nicht gleich die Klappe hältst endest du als Experiment im Kühlschrank!", gab Jacinda angespannt zurück und Mycroft warf ihr ermahnende Blicke zu.
,,Bitte verzeih, dass ich nicht sonderlich begeistert darüber bin, dass du einen mutmaßlichen Mörder unter deinem Dach wohnen lässt. Warum musstest du dir auch unbedingt einen Mitbewohner zulegen? Reichte es nicht schon, dass dein Vater solche irrsinnigen Einfälle hatte? Musst du jeden Trend von ihm nachahmen?"
Mycroft brüstete sich entrüstet und Adrian war sprachlos. Dieser Mann war ihm nicht geheuer und er schien obendrein auch noch Jacinda's Onkel zu sein. Deren Nerven waren mittlerweile bis zur Zerreißprobe gespannt und sie hatte Mühe, Mycroft nicht hochkant aus dem Haus zu werfen.
,,Tut mir wirklich leid, Mycroft. Mein Leben ist natürlich nichts im Vergleich zu deinem und doch kommst du immer wieder angekrochen, wenn du meine Hilfe brauchst. Zu schade, dass deine Fälle immer nur Langeweile beinhalten."
,,Es geht um eine wichtige Angelegenheit.", raunte Mycroft ihr zu, doch Jacinda zuckte nur mit den Schultern.
,,Ist mir egal. Setz einen von deinen Schoßhündchen drauf an."
,,Worum geht es hier eigentlich?", funkte Adrian dazwischen, woraufhin Jacinda ihn vielsagend ansah.
,,Mein werter Onkel will, dass ich einen Fall für ihn löse, da er selbst dessen nicht mächtig ist. Das würde er natürlich niemals zugeben, aber es ist die unverkennbare Wahrheit. Nur langweilen mich seine Fälle meistens zu Tode und deshalb habe ich nicht die Absicht, meine Zeit damit zu verschwenden."
,,Nachdem du dich mit William Blackwood angelegt hast, solltest du etwas mehr Zurückhaltung üben. Die ganze Öffentlichkeit spricht schon davon. Du veranstaltest damit einen regelrechten Skandal.", gab Mycroft schnaubend zurück, doch Adrian verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Bei allem Respekt, Mr. Holmes...William war derjenige, der eine geheime Sekte gegründet und zahlreiche Verbrechen verübt hat. Er ist größtenwahnsinnig und wollte mich in einem blutigen Ritual zum Wohle Satans opfern. Ich glaube vielmehr er ist derjenige, der einen Skandal veranstaltet hat."
Die Augen von Mycroft verengten sich zu Schlitzen und Adrian sah aus dem Augenwinkel, wie Jacinda sich ein Grinsen verkniff. Offenbar boten nicht viele ihrem Onkel die Stirn, was sie zu amüsieren schien. Doch dann wandte Mycroft sich wieder seiner Nichte zu und redete erneut auf sie ein.
,,Jacinda, sei bitte nicht so stur und nehme dich dieser Angelegenheit an."
,,Warum sollte ich das tun?", erwiderte sie nur und Mycroft stöhnte auf.
,,Weil es von nationaler Wichtigkeit ist, Herrgott nochmal."
,,Worum geht es denn bei diesem...Fall?", wollte Adrian wissen und nach kurzem Zögern weihte Mycroft ihn schließlich ein.
,,Wir haben Grund zur Annahme, dass uns ein Terroranschlag bevorsteht und so wie es aussieht, ist Ihre königliche Majestät das Ziel."
,,Ein Anschlag auf die Queen?", schlussfolgerte Jacinda überrascht und Mycroft spielte sogleich seine Karten aus.
,,Vielleicht jetzt interessant genug?"
,,Gibt es schon irgendwelche Hinweise?", wollte Jacinda wissen, doch ihr Onkel schüttelte den Kopf.
,,Keine konkreten! Wer auch immer dahinter steckt, hält sich bewusst im Hintergrund und deshalb wurdest du angefordert. Also, wirst du dich darum kümmern?"
,,Wirst du mich weiter zu Tode nerven, wenn ich es nicht tue?", gab sie gelangweilt zurück und Mycroft spielte mit dem Regenschirm in seiner Hand.
,,Ja!"
,,Angenommen!", war alles, was Jacinda darauf erwiderte und ein Lächeln des Triumphes glitt Mycroft über das Gesicht.
,,Wunderbar! Ich werde die Regierung informieren. Viel Glück bei den Ermittlungen. Hat mich gefreut, Adam."
,,Adrian!", korrigierte Adrian ihn, doch Mycroft zuckte nur mit den Schultern.
,,Wie auch immer! Löst den Fall und tut es schnell. Und bitte...versucht nicht aufzufallen. Das Leben unserer geschätzten Königin hängt davon ab."
Mycroft verließ die Wohnung und rauschte hoch erhobenen Hauptes davon, während Adrian ihm ungläubig nachsah. Es fiel ihm schwer einzuschätzen, wer von Jacinda und Mycroft wohl das größere Ego besaß, wobei Mycroft ihm wie eine elegante Diva vorkam, deren Selbstsicherheit man lieber nicht infrage stellte.
,,DAS...ist Ihr Onkel?", richtete Adrian fassungslos an Jacinda, die daraufhin ergebend seufzte.
,,Glauben Sie mir...ich habe ihn mir nicht ausgesucht. Er ist immer ungeheuer von sich eingenommen. Kein Wunder, dass wir grundverschieden sind."
,,Wirklich? Also ich erkenne keinen Unterschied.", meinte Adrian nur und erntete einen tödlichen Blick von Jacinda, den er jedoch ignorierte.
Stattdessen marschierte er zu seinem Sessel und ließ sich dort nieder, während er versuchte, die versteinerte Miene seiner Partnerin zu durchschauen. Diese schien über den möglicherweise bevorstehenden Terroranschlag nachzudenken und Adrian konnte nicht leugnen, dass ihm bei diesem Gedanken mulmig zumute war.
Ein Terroranschlag war ja schon grausam an sich, doch wenn wirklich die Königin persönlich das Ziel war, konnte die Sache ziemlich übel ausgehen. Das Schweigen, welches den Raum erfüllte, hielt nicht lange an, denn Adrian beugte sich etwas vor und verschränkte seine Hände ineinander.
,,Tja, wie es aussieht haben wir einen neuen Fall. Sollen wir Hardin Lestrade informieren?", fragte er, doch Jacinda schüttelte den Kopf.
,,Nein! Das wäre viel zu riskant."
,,Und wie gehen wir dann vor?", verlangte Adrian zu wissen, woraufhin Jacinda ergebend seufzte und den Kopf schüttelte.
,,Ich wage es ja kaum auszusprechen, aber ich fürchte Mycroft hat Recht. Wir müssen in dieser Hinsicht unauffällig bleiben. Auch, wenn sich das als äußerst schwierig herausstellen könnte oder viel eher wird. Verdammt! Warum muss Mycroft mich immer mit derartigen Problemen behelligen? Ich wollte mir eigentlich Ihren Fall vornehmen, der ist doch um so Vieles interessanter."
Adrian hob überrascht eine Augenbraue, denn Jacinda schien regelrecht verbissen darauf zu sein, den Fall von ihm aufzuklären. Sie hatte einen Narren daran gefressen und Adrian verstand nicht einmal wieso. Es war ein Fall wie jeder andere, nur dass er eben um jeden Preis seine Unschuld beweisen musste, wenn er nicht den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen wollte. Was sollte daran schon so besonders sein?
,,Das wird wohl leider warten müssen. Denn wenn Ihr Onkel Recht hat, dann steht die Zukunft von ganz England auf dem Spiel und wer könnte die Queen denn besser retten als Jacinda Holmes?"
Adrian grinste und wusste, dass er Jacinda damit aus der Reserve locken konnte. Für einen Moment blieb ihre Miene ausdruckslos, doch dann umspielte ein Lächeln ihre Lippen und sie erhob sich von ihrem Sessel.
,,Da haben Sie Recht, Montgomery. Und wir fangen besser gleich damit an, denn je eher wir das erledigt haben, desto schneller kann ich mich Ihrem Fall zuwenden.", entgegnete sie euphorisch, ehe Adrian etwas skeptisch zu ihr sah.
,,Da wäre nur noch eine Frage offen: wie kommen wir bitteschön in den Buckingham-Palace ohne Aufsehen zu erregen? Ich meine, Sie sind Jacinda Holmes und mit Sicherheit eine Berühmtheit schlechthin. Nicht aufzufallen und Sie in Person...das sind zwei Dinge, die einfach nicht zusammenpassen."
,,Guter Einwand und absolut berechtigt. Wie überaus passend, dass Sie das komplette Gegenteil von mir sind, Montgomery. Und deshalb eignen Sie sich hervorragend dafür.", erwiderte Jacinda, woraufhin Adrian alarmiert zu der Detektivin schielte.
,,Wofür?"
,,Einen Undercover-Einsatz im Buckingham-Palace!"
Jacinda schleifte Adrian kurzer Hand mit zum Barts, wo sie sich auf direktem Wege zu Lizzy begaben. Noch immer war Adrian nicht begeistert davon, sich Undercover in das wohl angesehenste Gebäude von ganz London begeben zu müssen, doch ihm blieb wohl oder übel keine Wahl. Denn Jacinda würde sofort auffallen und ihn kannte hier so gut wie niemand. Er war also theoretisch gesehen unsichtbar und das war eine hervorragende Voraussetzung für einen Undercover-Einsatz.
,,Ihr Onkel wird nicht begeistert von dieser Idee sein.", brummte Adrian, doch Jacinda winkte nur ab.
,,Was Mycroft nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Er wird Ihnen ohnehin keine Aufmerksamkeit schenken und das ist genau das, was wir brauchen. Während Sie Undercover ermitteln, werde ich mich mit seiner Verbindungsperson im Buckingham Palace auseinandersetzen und den Fall offiziell übernehmen. Solange also niemand weiß, dass Sie mein Partner sind...ist alles im grünen Bereich."
Adrian seufzte und folgte Jacinda schließlich ins Labor, in welches sie geradewegs marschierte. Lizzy saß gerade an einem Berg von Akten, als sie aufsah und überrascht die Stirn runzelte.
,,Jacinda, Adrian! Was macht ihr denn hier? Gibt es etwa einen neuen Fall?"
,,Kann man so sagen. Allerdings ist er nicht offiziell und schon gar nicht für Lestrade.", brachte Jacinda hervor und Lizzy schloss die Akte vor sich, ehe sie ihre Freundin neugierig musterte.
,,Klingt spannend! Worum geht es?"
,,Die Queen...möglicher Terroranschlag...kurz gesagt: ein neues Drama, welches mir mein Onkel beschert hat!", murmelte Jacinda und Lizzy grinste in sich hinein.
,,Oje! Mycroft hat wohl wieder mal eine Midlife-Crisis."
,,Die hat er dauerhaft, aber offenbar hält er es wieder einmal für nötig meine wertvolle Zeit zu beanspruchen. Aber kommen wir zum Wesentlichen! Wir brauchen deine Hilfe, Lizzy und zwar im Bezug auf neue Identitäten für Undercover-Einsätze.", erklärte die Detektivin und Lizzy war sofort Feuer und Flamme.
,,Fantastisch! Sowas hatten wir schon lange nicht mehr. Also, was darf es sein? Millionärstochter, Drogenkurier oder doch etwa Auftragskillerin?"
Adrian hob perplex eine Augenbraue, während er zu der blonden Gerichtsmedizinerin starrte, die nun von ihrem Platz aufgesprungen war und Jacinda erwartungsvoll musterte. Diese schüttelte jedoch den Kopf und deutete kurzer Hand auf ihren Begleiter und gleichzeitig Mitbewohner.
,,Nicht für mich...für ihn. Meine Persönlichkeit ist viel zu angesehen und bekannt. Es wäre ein zu großes Risiko mich als jemand anderes da einzuschleusen. Außerdem hasse ich Undercover-Einsätze und deshalb wird Montgomery das übernehmen."
,,Wie überaus zuvorkommend, Holmes!", gab er zurück und Lizzy grinste verschlagen.
,,Gewöhnen Sie sich besser daran, Adrian. So ist sie nämlich immer."
,,Na, super. Ich bekomme gerade eine klare und furchterregende Vorstellung davon, wie meine Zukunft aussehen wird.", gab Adrian zurück und richtete den Blick gen Zimmerdecke, woraufhin Lizzy ihm die Schulter tätschelte.
,,Keine Sorge, alles wird gut. Verschaffen wir Ihnen erstmal eine neue Identität. Wo soll's hingehen?"
,,In den Buckingham-Palace!", erwiderte Jacinda und Lizzy staunte nicht schlecht.
,,Wow. Die Königsfamilie also. Das dürfte interessant werden."
,,Tja, was soll man sagen?", setzte Adrian an und schaute vielsagend in die Runde. ,,So wie es aussieht wird unser neuer Fall skandalös königlich!"
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