Was wäre wenn...
Hallo, meine Lieben :) So, auch für unser Ermittlerduo geht es jetzt weiter, denn ich habe das neue Kapitel endlich fertig. Will euch auch gar nicht lange aufhalten und wünsche viel Spaß beim Lesen ;) Einen schönen Sonntag euch allen.
Liebe Grüße,
eure Hela
~~~
Was wäre wenn...
Am nächsten Morgen erwartete Adrian eine Überraschung, als er nach dem Aufstehen in das Wohnzimmer kam. Denn dort fand er nicht nur Jacinda, sondern auch Annabelle vor und die beiden brüteten gemeinsam über ein gutes Dutzend Dokumenten, die über dem Tisch ausgebreitet waren. Es irritierte ihn etwas, denn normalerweise dachte Jacinda ja lieber alleine nach, aber zu ihrer Großcousine schien sie ein spezielles Verhältnis zu haben.
Er mochte Annabelle auch, denn sie hatte eine unbeschwerte offene Art und er hoffte, dass dies Jacinda vielleicht ein wenig auflockern würde, da Annabelle ja nun etwas länger in London bleiben würden.
,,Guten Morgen, Adrian.", begrüßte ihn die Blondine freudig und er hob eine Hand zur Begrüßung.
,,Guten Morgen. Was macht ihr Zwei denn da?"
,,Wir suchen einen Weg, um Ihre Unschuld zu beweisen. Wollen Sie sich dazu gesellen?", kam es beiläufig von Jacinda und Adrian runzelte verwirrt die Stirn, während er sich wieder an Annabelle wandte.
,,Sie helfen Jacinda bei meinem Fall?"
,,In der Tat. Er klingt wirklich extrem spannend und so entkomme ich auch mal den hohen Ansprüchen der britischen Regierung. Zumindest verstehe ich jetzt, warum Sherlock und John Mycroft immer als Queen bezeichnet haben."
Annabelle schmunzelte und Adrian konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Jacinda seufzte bei der Erwähnung ihres Onkels nur leicht und lehnte sich dann in ihrem Sessel zurück.
,,Mycroft wird sich nie ändern. Aber wozu auch, wenn man so viel Einfluss hat? Jemand, der erstmal die Macht hat, gibt sie ungern wieder ab."
,,Also, sind Sie dabei, Adrian?", kam es diesmal von Annabelle, doch der junge Mann winkte ab.
,,Würde ich gerne, aber ich treffe mich nachher mit Lestrade."
Sofort wurde Jacinda hellhörig.
,,Was haben Sie ausgefressen?"
,,Gar nichts. Er braucht meine Hilfe bei einer privaten Angelegenheit. Aber es freut mich, dass Sie gleich Derartiges vermuten.", brummte Adrian leicht beleidigt und Annabelle betrachtete ihn neugierig.
,,Uh, klingt interessant. Was ist das für eine private Angelegenheit?"
,,Er will Lizzie einen Heiratsantrag machen."
Adrian ließ sich auf dem Sofa an der Wand nieder, während Annabelle nun leicht grinste.
,,Wow, dann gibt es ja vielleicht bald eine Hochzeit zu feiern.", brachte sie hervor und Jacinda verzog das Gesicht.
,,Und ich dachte, solche absurden Feierlichkeiten würden uns erspart bleiben. Ich verstehe wirklich nicht was daran so toll sein soll eine Party zu feiern, nur weil zwei Menschen, die vorher schon zusammen waren, nur noch länger zusammenbleiben."
,,Es ist ein Fest der Liebe, Jacinda. Solch ein Ereignis verbindet die Menschen und verändert ihr Leben.", versuchte Adrian ihr nahezulegen, doch die Dunkelhaarige schnaubte nur abfällig.
,,Klingt schrecklich ermüdend."
Bei dieser Aussage richtete Adrian den Blick an die Zimmerdecke und verfluchte die Abneigung seiner Partnerin gegen die menschliche Natur. Eine Hochzeit war doch ein schönes Ereignis, doch Jacinda betrachtete es anscheinend als ein Schwerverbrechen, wobei sie ihrem Onkel gar nicht so unähnlich war und das stellte auch Annabelle fest.
,,Jetzt klingst du schon wie Mycroft. Der hat Hochzeiten auch schon immer als Nationalverbrechen bezeichnet. Manche Dinge ändern sich wohl nie.", gluckste die Blondine, als Jacinda auf einmal besonders weit ausholte.
,,Sollte sich Lizzie zu einem derartigen Unfug entschließen, dann sollte sie vorher zumindest das Leben von Lestrade gründlich unter die Lupe nehmen. In seiner Ausbildungszeit war er zumindest sehr lebhaft und hat nichts anbrennen lassen. Es wäre also ratsam, eine Liste über verschmähte Liebhaberinnen anzufertigen, damit sie weiß, woran sie ist."
Annabelle hob verdutzt eine Augenbraue, doch Adrian starrte die junge Detektivin nur fassungslos an.
,,Ist das Ihr Ernst?"
,,Sie sollte das vorher unbedingt noch klären. Zumindest habe ich gehört, dass glückliche Ehen grundsätzlich auf Ehrlichkeit und Offenheit beruhen. Lestrade muss die Karten auf den Tisch legen, wenn er Erfolg auf dieser Laufbahn erzielen möchte.", gab die Dunkelhaarige ungerührt zurück und Adrian empörte sich ein wenig über die Vorstellung.
,,Jacinda, wenn wir beide heiraten würden, möchten Sie dann von allen erfahren, mit denen ich je geschlafen habe?"
Herausfordernd sah er sie an und hoffte, dass er damit ihren irrsinnigen Vorschlag zerschlagen würde. Nur bedachte Jacinda ihn lediglich mit einem prüfenden Blick und tat seinen Einwand als irrsinnig ab.
,,Mal abgesehen von der Tatsache, dass das nie passieren wird...Sie sehen so unschuldig aus, dass ich Ihnen nicht mal abnehmen würde, es überhaupt je mit einer Frau getan zu haben."
Nun war Adrian endgültig sprachlos und für Jacinda war das Thema damit beendet. Den beiden entging das schelmische Grinsen von Annabelle, die sich in dem Moment nur zu gut daran erinnerte, wie ihre Cousine Evelyn und Sherlock sich immer gegenseitig aufgezogen hatten. Ohne es zu merken, hatten die Zwei damals auf die Art die Verbindung zwischen sich geschaffen. Und in ihren Augen waren Jacinda und Adrian auf dem besten Weg, etwas Ähnliches zu tun. Eine eingehende Nachricht auf dem Smartphone von Adrian erlöste diesen aus dieser prekären Situation und er sah erleichtert auf das Display.
,,Gott sei Dank. Lestrade ist soweit. Das bedeutet, ich entkomme diesem Irrsinn für ein paar Stunden."
Schnell erhob sich der Dunkelhaarige und griff zu seiner Jacke, als Annabelle ihn euphorisch ansah.
,,Ich finde, wir sollten uns so langsam duzen, Adrian. Denn wie mir scheint, wäre das zumindest in naher Zukunft sicher angebracht.", schlug sie vor und Adrian nickte flüchtig, da er nur noch aus der Baker Street wollte.
,,Gute Idee, Annabelle. Bis später."
Schon war er verschwunden und Annabelle sah ihm grinsend nach. Als sie sich wieder Jacinda zuwandte, begegnete sie dem bohrenden Blick der Detektivin.
,,Was meinst du damit, es wäre in naher Zukunft angebracht?"
Annabelle winkte ab und zuckte achtlos mit den Schultern.
,,Nicht so wichtig. Das hat etwas von menschlicher Natur und ich glaube, bis dahin brauchst du noch ein wenig, um das zu verstehen."
Jacinda wirkte mächtig irritiert und Annabelle lehnte sich entspannt im Sessel zurück, während sie zufrieden bemerkte, dass es hinter der Stirn ihrer Großcousine mächtig zu arbeiten schien. Ohne Zweifel würde sie nach einer Antwort darauf suchen und die Blondine war zuversichtlich, dass sich die Sache in die richtige Richtung entwickeln würde.
Auf dem Scotland Yard befand sich derweil ein ziemlich angespannter und vor allem nervöser Hardin Lestrade, der den Vormittag mit Einkaufen verbracht hatte. Rote Rosen, Pralinen, eine Flasche Champagner und natürlich ein teurer Diamantring hatten auf seine Liste gestanden, um sein Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Er war ungemein erleichtert, dass Adrian ihm unter die Arme greifen würde und er fing an, den Partner von Jacinda zu mögen. Seine Sympathie für Adrian reichte sogar schon so weit, dass Lestrade selbst hoffte, dass Jacinda seine Unschuld beweisen würde, um ihn vor dem Gefängnis zu bewahren.
Er fand es mittlerweile selbst absurd, dass er Adrian für den neuen Moriarty gehalten hatte und war froh, dass zumindest diese Sache zwischen ihnen schon mal geklärt war. Zumal sie alle gemeinsam sicher eine bessere Chance gegen Moriarty hatten, als gespaltene Parteien unter sich. Als Team war man schließlich immer stärker als allein.
Und Moriarty hatte Hardin vor allen Dingen daran erinnert, wie wenig Zeit einem bleiben konnte und aus diesem Grund würde er Lizzie heute die Frage aller Fragen stellen. Denn er wollte sein Leben mit ihr verbringen und mit niemand anderem.
Ein Klopfen riss Hardin aus seinen Gedanken und er rief ein flüchtiges „Herein", als Adrian auch schon seinen Kopf durch die geöffnete Tür steckte und dann in das Büro geschlendert kam.
,,Ah. Wie ich sehe war die Shoppingtour erfolgreich.", stellte er mit einem Blick auf die Einkaufstüten fest und Lestrade seufzte.
,,Ja und glauben Sie mir, es war nicht einfach. Allein für den Ring habe ich fast 2 Stunden gebraucht."
Adrian schmunzelte ein wenig und konnte sich vorstellen, wie nervös der Detective Inspector sein musste.
,,Keine Sorge. Ich bin sicher, es wird alles gut laufen und Lizzie wird begeistert sein."
,,Das hoffe ich. Ansonsten werde ich mir eine neue Identität zulegen und das Land verlassen müssen. Wobei ich mir sicher bin, dass ein Ex-Soldat wie Dr. John Watson mich überall finden würde, wenn er es wollte."
Hardin konnte nicht leugnen, dass ihm etwas mulmig wurde, wenn er an seinen vielleicht künftigen Schwiegervater dachte. John Watson hatte schließlich einen großen Beschützerinstinkt gegenüber seiner Tochter und hatte Hardin Lestrade damals eine unmissverständliche Ansage gemacht, als Lizzie begonnen hatte fürs Scotland Yard zu arbeiten. Die unausgesprochene Drohung dabei, was passieren würde, wenn Lizzie bei einem Fall etwas zustoßen sollte, hatte Hardin einige Nächte kaum schlafen lassen. Und als Lizzie von Moriarty entführt worden war, hatte sie ihren Vater davon abhalten müssen, Hardin für das tragische Ereignis einen Kopf kürzer zu machen. Ein Augenblick, den Hardin am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen würde. Er war nur froh, dass Dr. Watson zu diesem Zeitpunkt nicht bewaffnet war.
,,Lestrade, alles in Ordnung? Sie sehen blass aus.", meinte Adrian, der den Polizisten besorgt musterte und Hardin zwang sich zur Fassungswahrung.
,,Mir geht's gut. Ich hab nur nicht erwartet, dass ich so nervös sein würde. Es ist doch nur ein Heiratsantrag, verdammt nochmal. Warum liegen meine Nerven nur so blank?"
Er fuhr sich durch die kurzen Haare und spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn sammelten. In nur wenigen Stunden würde er vor Lizzie niederknien und ihre Antwort auf seine Frage würde lebensentscheidend sein. Denn entweder wurde es zum schönsten oder schlimmsten Abend in seinem bisherigen Leben.
Adrian ging um den Schreibtisch herum, packte Lestrade an den Schultern und zwang diesen dazu ihn anzusehen. Hardin stand ohne Zweifel kurz vor einem Nervenzusammenbruch und Adrian wollte verhindern, dass der Tag im Desaster endete, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte.
,,Lestrade, hören Sie mir jetzt ganz genau zu. Es gibt keinen Grund zur Panik, okay? Wir werden alles vorbereiten, dann treffen Sie sich mit Lizzie und es wird alles hervorragend ablaufen. Sobald Lizzie „Ja" gesagt hat, wird ihre Aufregung wie weggeblasen sein.", versicherte er ihm, woraufhin Hardin ein wenig schnaufte.
,,Falls sie „Ja" sagt."
Hardin betete zu allen möglich existierenden Göttern, dass Lizzie ihm keinen Korb gab und ihn stattdessen zum glücklichsten Mann aller Zeiten machen würde. Adrian klopfte ihm nur aufmunternd auf die Schulter und griff dann zu den Einkaufstüten, ehe er den Detective Inspector aus dessen Büro schob.
,,Fangen wir lieber an alles vorzubereiten, damit es wirklich ein unvergesslicher Abend wird."
In der Wohnung von Hardin Lestrade machten sich die beiden Männer schließlich daran, alles für einen romantischen Heiratsantrag vorzubereiten. Den Ring trug Hardin in jeder Sekunde bei sich, da er sonst fürchtete, das kostbare Schmuckstück würde sonst in dem ganzen Chaos verloren gehen. Er wurde mit jeder Sekunde angespannter, bemühte sich aber, seine Nervosität in den Hintergrund zu schieben.
Adrian war schweigsam und fragt sich, ob Jacinda und Annabelle wohl etwas fanden, das ihnen im Bezug auf seinen Fall weiterhelfen konnte. Allerdings fürchtete er bereits, dass die Situation aussichtslos war und die Staatsanwaltschaft würde sicher irgendwann die Geduld verlieren, woraufhin er früher oder später doch noch im Gefängnis landen würde. Dabei fing er mittlerweile sogar an, die Zusammenarbeit mit Jacinda toll zu finden und das, obwohl die junge Detektivin ihn mit ihren Macken nach wie vor mächtig in den Wahnsinn trieb.
Hardin beobachtete Adrian und ihm fiel sein eisernes Schweigen auf. Zudem wirkte der Partner von Jacinda Holmes ziemlich nachdenklich und der Polizist beschloss, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
,,Adrian, kann ich Sie etwas fragen?", begann er und Adrian sah überrascht auf, da zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hier das Schweigen gebrochen wurde.
,,Ähm, sicher."
,,Was ist in jener Nacht wirklich geschehen?"
Als Hardin diese Frage stellte, hielt Adrian inne und unterbrach die Dekoration, ehe er sich deutlich anspannte. Es war, als würde er zurück in einen schlimmen Albtraum fallen, denn allein die Erinnerungen an den Tag, der sein Leben zerstört hatte, gingen ihm durch Mark und Bein. Sie legten ihm unsichtbare Ketten an und zerrten ihn immer wieder zu diesem Ereignis zurück, für das er trotz Unschuld verantwortlich gemacht wurde.
Hardin entging die angespannte Haltung von Adrian nicht und ahnte bereits, dass es diesem keineswegs leicht fallen konnte über das Thema zu sprechen. Doch der Polizist wollte es aus seinem eigenen Mund hören und seufzte kaum merklich.
,,Adrian, ich will Ihnen helfen und ich glaube, Jacinda könnte wirklich Recht haben. Aber wenn Sie nicht mit mir reden, dann kann ich nichts unternehmen und das muss ich, wenn wir Ihren Fall aufklären wollen.", warf er in den Raum und Adrian sah ihn nun verdutzt an.
,,Sie glauben mir, dass ich unschuldig bin?"
,,Naja, wir kennen uns inzwischen ja etwas und Sie machen auf mich nicht gerade den Eindruck, als wären Sie ein eiskalter Mörder. Außerdem habe ich in den vergangenen Jahren gelernt, dass man Jacinda Holmes bezüglich ihrer Fähigkeiten vertrauen sollte. Und sie scheint fest von Ihrer Unschuld überzeugt zu sein, daher will ich es auf einen Versuch ankommen lassen."
Adrian konnte kaum glauben, was er da hörte. Hardin Lestrade schien ihm in der Tat zu glauben und das gab ihm ein Stück Selbstvertrauen zurück, welches er seit jenem Tag Stück für Stück mehr eingebüßt hatte. Und schließlich entschloss sich Adrian, Lestrade gegenüber sein Schweigen zu brechen.
,,Nun, angefangen hat es eigentlich alles mit einem ganz normalen Arbeitstag. Wir hatten gerade erst einen Fall gelöst, als mein ehemaliger Partner Scott mich nach Feierabend zu Hause abgeliefert hat. Ich bin dann noch losgegangen, um mir etwas zu Essen zu besorgen und Scott ist zu seiner Familie gefahren. Es schien ein Abend wie jeder andere gewesen zu sein, bis ich einen Anruf bekommen habe. Bis heute wünschte ich mir, dass ich gar nicht erst abgenommen hätte, aber das habe ich. Und ein anonymer Anrufer hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er in einem leer stehenden Lagerhaus Hilfeschreie vernommen hat. Ich habe natürlich Scott angerufen und der hat mir gesagt, wir würden uns bei der Adresse treffen."
Adrian machte eine kurze Pause und senkte den Blick, während Lestrade die Arme vor der Brust verschränkte und ihn ernst musterte.
,,Ist Ihnen denn nicht komisch vorgekommen, dass der anonyme Anrufer ausgerechnet Sie angerufen hat? Woher hatte der überhaupt Ihre Nummer?"
,,Keine Ahnung. Natürlich habe ich mich gewundert, aber später habe ich dann erfahren, dass irgendein anonymer Hinweis auch bei meiner Dienststelle eingegangen ist. Das Problem ist, dass der Anruf auf meinem Handy nicht mehr nachzuweisen war.", erklärte Adrian und Hardin hörte ihm weiter aufmerksam zu.
,,Naja, jedenfalls bin ich natürlich zu diesem Lagerhaus. Scott und ich hatten ausgemacht uns davor zu treffen, aber er war noch nicht da und dann habe ich selbst Hilfeschreie gehört. Sie wissen ja bestimmt selbst, wie man da als Polizist reagiert: man will helfen. Deshalb bin ich ins Lagerhaus gerannt und habe nach der Ursache für die Hilfeschreie gehört. Zuerst konnte ich niemanden finden, aber dann sah ich diesen Mann auf dem Boden liegen. Er hat sich nicht mehr bewegt und ich wollte ihm noch helfen, als ich auf einmal einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen habe. Daraufhin muss ich ohnmächtig geworden sein. Denn das Nächste, was ich gesehen habe, als ich aufgewacht bin, war dieses ganze Blut. Ich hatte meine Dienstwaffe in der Hand und der Mann auf dem Boden eine Schusswunde in der Brust. Bevor ich auch nur irgendwas tun konnte, standen auf einmal auch schon Scott und die Verstärkung in der Halle. Sie können sich den Rest der Geschichte mit Sicherheit denken."
Die Erinnerung verblasste wieder vor Adrians innerem Auge, aber dennoch war die Situation noch genauso präsent wie damals. Ihm war klar, dass ihn irgendjemand in eine Falle gelockt hatte, doch seine Kollegen hatten aufgrund all der Indizien den Glauben daran verloren. Niemand hatte mehr an seine Unschuld geglaubt, da der Mord so perfekt inszeniert worden war, dass es laut der Polizei keinen Zweifel daran gab, dass Adrian der Mörder sein musste.
Hardin, der sich alles angehört hatte, konnte nun ein wenig nachempfinden, wie Adrian sich fühlen musste. Das Problem war ja, dass dieser allein gewesen war, als man ihn niedergeschlagen hatte und daher niemand als Zeuge dienen konnte. Die Situation war mehr als verzwickt und es würde sehr schwer werden, diesen Fall aufklären zu können.
,,Ich will nicht lügen, Adrian...diese Geschichte ist äußerst verstrickt und wahrscheinlich wäre ich bei einem derartigen Szenario vor Ort auch davon ausgegangen, dass Sie den Mord begangen haben.", setzte Hardin an, woraufhin Adrian nur stumm nickte, doch der Polizist löste die Arme aus seiner Verschränkung. ,,Aber dennoch halte ich es durchaus für möglich, dass jemand Sie reingelegt hat. Die Frage ist nur wer und warum."
Adrian amtete erleichtert aus. Lestrade schien ihm wirklich zu glauben und Adrian wusste, dass er Recht hatte. Nur hatte er keinerlei Ahnung, wer zu so etwas fähig war.
,,Fällt Ihnen denn jemand ein, der Interesse daran haben könnte, Ihnen so etwas anhängen?", wollte Hardin wissen, aber Adrian schüttelte den Kopf.
,,Nein. Das Gleiche hat Jacinda mich auch schon oft gefragt, aber mir fällt wirklich niemand ein. Als Polizist hat man zwar immer irgendwelche Feinde, doch ich war noch nicht lange Polizist und die Liste meiner gefassten Verbrecher noch dementsprechend kurz."
Hardin nahm es zur Kenntnis und fragte sich, wie sie diesen Fall aufklären sollten. Das Problem war ja auch, dass es sich in New York abgespielt hatte und nicht hier in London. Demnach war der Tatort das Revier des FBI und NYPD, was die Situation zusätzlich erschwerte.
Adrian stellte sich derweil die Frage, was wohl passiert wäre, wenn er dieses Lagerhaus niemals betreten hätte. Wenn er stattdessen einfach auf Scott gewartet und mit diesem gemeinsam reingegangen wäre. Wäre er dann noch Polizist? Hätte sein Leben einen anderen Verlauf genommen und wäre er Jacinda Holmes dann überhaupt je begegnet?
All diese Fragen kreisten in seinem Kopf umher, während er einen tiefen Atemzug nahm. Dabei musste er feststellen, dass die Wohnung zunehmend mehr nach Rosenduft roch und er schüttelte kaum merklich den Kopf. Lestrade wollte wohl für das perfekte Aroma bei seinem Antrag sorgen und diesem lag wohl noch eine weitere Frage auf der Zunge.
,,Was ich noch gerne wissen würde, wie ist Ihnen überhaupt die Flucht..."
Hardin brach ab und Adrian sah verwirrt auf. Er sah nur noch, wie der Polizist auf einmal zur Seite kippte und zu Boden ging.
,,Lestrade!"
Adrian setzte sich in Bewegung, taumelte dann jedoch eher nach vorne, da er urplötzlich von einem starken Schwindelgefühl eingeholt wurde. Alles um ihn herum begann sich zu drehen und er spürte, wie seine Beine wegknickten. Er schlug auf dem Boden auf und starrte an die Zimmerdecke, die sich wie ein Kreisel um die eigene Achse drehte. Adrian glaubte auch noch stumpfe Schritte zu vernehmen, als alles um ihn herum verschwamm und er in tiefe Finsternis hinab sank.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top