Vom Blitz getroffen

Hallo, alle zusammen :) Heute geht es auch in London weiter. Eigentlich wollte ich ja gestern schon das neue Kapitel updaten, aber ich bin leider nicht ganz fertig geworden, weil noch etwas dazwischen gekommen ist :D Aber wie heißt es so schön: besser spät als nie ;) Deshalb wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Feedbacks :)

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                ~~~

                                                                                Vom Blitz getroffen

Jacinda starrte auf Sean Garcia, in dessen Gesicht sich ungläubige Erschütterung wiederspiegelte. Sein Blick wanderte zu seinem weißen Hemd, wo sich auf der linken Brust nun Blut ausbreitete und es rot färbte. Ihm fiel die Waffe aus der Hand und er ging zu Boden, woraufhin Hardin mit erhobener Waffe hinter ihm auftauchte und diese nun langsam sinken ließ. Harry atmete hinter Jacinda hörbar aus, doch die junge Detektivin warf nur einen missbilligenden Blick auf den jungen Detective Inspector.
,,Sie haben ihn erschossen."
,,Geniale Schlussfolgerung, Miss Holmes. Ihnen entgeht aber auch nichts.", erwiderte Hardin, während er seine Waffe zurücksteckte und Jacinda rollte mit den Augen.
,,Ich meinte damit eigentlich den Plan, dass er verhaftet werden sollte. Warum haben Sie überhaupt so lange gebraucht? Spätestens nach meiner glorreichen Offenbarung hätte er längst in Handschellen stecken müssen."
,,Tja, wissen Sie...ich wollte ihn ja schon festnehmen, aber Sie waren so in Ihrem Element, da dachte ich, ich gebe Ihnen noch ein paar Sekunden."
Hardin warf ihr einen vielsagenden Blick zu und seine Mundwinkel zuckten sichtlich, doch Jacinda schnaubte nur verächtlich. Was dachte er sich eigentlich? Doch bevor die junge Detektivin auch nur weitere Äußerungen zum Besten geben konnte, tauchten Adrian und John auf einmal auf. Mit ihnen zwei Polizisten, die zwei Komplizen von Sean Garcia in Gewahrsam genommen hatten. Als Harry John entdeckte, eilte sie sofort auf ihren Bruder zu und unendliche Erleichterung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
,,John, ist alles in Ordnung?", rief sie aus und umarmte ihn, was ihn etwas überrumpelte, doch er schien auf den ersten Blick unverletzt zu sein.
,,Ja, nichts passiert. Was ist mit dir?"
,,Mir geht's gut. Jacinda hat im richtigen Moment gehandelt und es ist vorbei. Ich habe ihn gar nicht getötet, John. Sean war es selbst. Er hat es als Komplott hingestellt.", erklärte Harry und John sah zu Jacinda, die nun von Adrian stirnrunzelnd gemustert wurde.
,,Wie konnten Sie das wissen?"
,,Ich sagte doch bereits, dass es durchaus Vorteile hat, einen Onkel als tüchtige Regierung zu haben. Mycroft hat sehr viel rausgefunden und wenn man die Details in der Todesakte des Opfers damals bedenkt, dann war es vollkommen ausgeschlossen, dass Harry die Mörderin ist. Demnach musste es jemand anderes gewesen sein und das beste Motiv hatte nun einmal Sean Garcia. Den Beweis hat er selbst durch seine Reaktion und das Verhalten geliefert. Besonders schwer war es also nicht, diesen Fall zu lösen."
Die junge Detektivin schob ihre Hände in die Taschen ihres Trenchcoats und Adrian klappte der Mund ein wenig auf, da er nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte. John und Harry tauschten überraschte Blicke, doch vor allem John war im Bezug auf Jacinda ja schon vieles gewohnt. Allerdings konnte er auch Adrian verstehen, denn als er Sherlock damals kennengelernt hatte, da war es auch schwer gewesen, sich an dessen verrückte Eigenschaften zu gewöhnen. Aber John war sich sicher, dass Adrian auch bei Jacinda eines Tages den Durchblick haben würde.

,,Warum haben Sie mir das vorhin nicht gesagt, als wir im Gebüsch hockten und auf der Lauer gelegen haben?", fluchte er, doch Jacinda sah ihn nur ausdruckslos an.
,,Ich dachte, es wäre eine nette Überraschung. Sonst wäre doch die ganze Spannung im Vorfeld ruiniert gewesen."
Adrian war fassungslos und presste die Lippen aufeinander. Diese junge Frau trieb ihn wahrhaftig in den Wahnsinn und er sah aus dem Augenwinkel, wie John ein Lachen als Husten tarnte. Jacinda jedoch, schien gar nicht wahrzunehmen, dass sie Adrian mit ihrem Handeln praktisch gesehen vor den Kopf stieß, denn sie richtete ihre Konzentration wieder auf Hardin Lestrade, der bereits veranlasst hatte, dass der Tatort abgesichert wurde.
,,Ich würde sagen, der Fall ist abgeschlossen, Detective Inspector. Wenn Sie uns entschuldigen würden, ich habe noch einen anderen Fall aufzuklären."
,,Und welchen bitte?", kam es perplex von Hardin und Jacinda rollte mit den Augen, weil der Detective mal wieder seine Engstirnigkeit unter Beweis stellte.
,,Montgomery. Seine Unschuld muss immer noch bewiesen werden und dieser Fall scheint in der Tat der spannendste zu sein, den ich bisher lösen werde. Buchten Sie bitte die Schwester von John nicht ein, sie hat nichts Verwerfliches getan. Sie war damals nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Alle Fakten und Beweise lässt Ihnen mein Onkel Mycroft zukommen."
Lestrade nickte nur und schien erleichtert zu sein, dass die Sache erledigt war. John kam auf Jacinda zu, die mit Adrian bereits den Rückweg zur Baker Street antreten wollte und hielt seine Ziehtochter noch einmal zurück.
,,Jacinda! Ich wollte dir noch danken. Ohne dich wären Harry und ich jetzt sicher beide tot. Du hast nicht nur den Fall aufgeklärt, sondern uns auch das Leben gerettet. Deine Eltern wären stolz auf dich, wenn sie dich jetzt sehen könnten."
John lächelte leicht, doch Jacinda erstarrte und Adrian warf einen besorgten Blick auf die Braunhaarige. Jedes Mal, wenn die Eltern von ihr erwähnt wurden, schien Jacinda jegliche Reaktion um jeden Preis verbergen zu wollen und das bereitete Adrian Sorgen. Zwar konnte er ihr Handeln verstehen, denn wen würde es nicht treffen, wenn die Eltern spurlos verschwanden und man nicht einmal den Grund dafür kannte. Was war damals nur passiert? Warum hatten Sherlock und Evelyn Holmes spurlos verschwinden müssen und warum waren sie nie wieder zurückgekehrt?

,,Nur können sie das nicht, also spielt es keine Rolle. Sie sind fort und kommen nicht wieder. Widmen wir uns also den Dingen, die wirklich wichtig sind und verschwenden unsere Zeit nicht mit sentimentalen Ausbrüchen. Das liegt ohnehin nicht in meiner Natur. Montgomery, kommen Sie. Je eher wir Ihre Unschuld beweisen, desto besser."
Mit diesen Worten machte Jacinda kehrt und Adrian wechselte einen kurzen Blick mit John. Dieser seufzte und ließ den Kopf ein wenig hängen. Adrian konnte ihm ansehen, dass dieses Thema auch für ihn nicht leicht war. Immerhin waren John Watson und Sherlock Holmes nicht nur Partner im Berufsfeld, sondern auch enge Freunde gewesen. Und auch er wusste ja bis heute nicht, warum sein bester Freund und dessen Frau fort gegangen waren. Adrian fasste daraufhin einen Entschluss und legte John eine Hand auf die Schulter.
,,Keine Sorge, Dr. Watson. Wir werden herausfinden, was damals passiert ist."
,,Das haben wir seit dem Verschwinden von Sherlock und Evelyn damals versucht und bis heute haben wir keine Erklärung dafür. Ich wünschte nur, dass Jacinda ein paar Antworten bekommt. Aber ich will auch nicht, dass sie das alles alleine durchmachen muss. Der Verlust ihrer Eltern ist schwerer für sie, als sie zugeben will und ich fürchte, wenn sie die Wahrheit herausfinden sollte, was auch immer das sein mag, dann könnte sie daran zerbrechen.", erwiderte John, doch Adrian schüttelte den Kopf.
,,Das wird sie nicht, denn sie wird nicht allein sein. Wenn wir meinen Fall aufgeklärt haben, dann werde ich Jacinda dabei helfen die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das verspreche ich Ihnen. Warum auch immer die Eltern von Jacinda damals verschwunden sind und was mit ihnen passiert ist...wir werden es herausfinden."

John Watson konnte nicht leugnen, dass er von Adrians Versprechen leicht ergriffen gewesen war. Der junge Mann und Jacinda arbeiteten erst seit kurzer Zeit zusammen und dennoch war er bereit, ihr bei der Aufklärung vom mysteriösen Fall ihrer Eltern zu helfen. Aber so erleichtert John auch darüber war, dass Jacinda damit nicht allein war, er fühlte sich auch etwas unwohl dabei. Denn bis heute wusste man ja nicht, weshalb Sherlock und Evelyn damals gegangen waren und was ihnen widerfahren war. Und John fürchtete, dass die Suche nach der Wahrheit auch große Gefahren mit sich bringen würde.
Sherlock und er hatten es damals mit Moriarty zu tun gehabt, neben dem Charles Augustus Magnussen und Culverton Smith Witzfiguren gewesen waren. Einzig und allein Eurus hatte Moriarty noch überbieten können und dennoch hatten er und Sherlock es gemeinsam mit Evelyn überstanden. Deren Bruder Vincent war neben Moriarty und Eurus der größte Psychopath gewesen, dem John in seinem ganzen Leben begegnet war. Und wenn er und seine Freunde es damals schon mit solch wahnsinnigen Gestalten zu tun gehabt hatten, welchen Feinden würden sich dann erst Jacinda und Adrian stellen müssen?
Denn, dass dies eine unausweichliche Tatsache war, wenn sie an der Vergangenheit rütteln sollten, war John vollkommen klar und zum ersten Mal fragte er sich, ob Mycroft nicht doch Recht hatte und man die Vergangenheit besser ruhen lassen sollte. Aber konnten er und die anderen wirklich damit leben, die Wahrheit nicht zu kennen und Sherlock und Evelyn einfach so zu vergessen?

Seine Gedanken wurden zur unausweichlichen Nebensache, als John zu Hause ankam und die Tür aufschloss. Harry war mit Lestrade noch zum Scotland Yard gefahren, um dort ihre vollständige Aussage abzugeben und würde anschließend nachkommen. Und diese Zeit wollte John nutzen, um Alicia und Lizzy über alles aufzuklären. Denn Jacinda hatte Recht: sie sollten die Wahrheit wissen und würden es verstehen. Immerhin waren sie seine Familie und es gab nichts, was sie nicht gemeinsam durchstehen würden.
,,Dad!"
Lizzy kam bereits auf ihn zugelaufen und fiel John um den Hals, der daraufhin die Tür ins Schloss fallen ließ. Auch Alicia kam dazu und wirkte so unendlich erleichtert, dass John glaubte, Tränen in den Augen seiner Frau schimmern zu sehen. Seine Tochter gab ihn schließlich aus der Umarmung frei und John war ebenfalls überglücklich, seine Familie wiederzusehen. Es hätte schließlich ganz anders ausgehen können und er war Jacinda unendlich dankbar dafür, dass sie den Fall gelöst und das Schlimmste verhindert hatte.
,,John, geht es dir gut? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.", brachte Alicia hervor und zog ihren Mann ebenfalls in eine Umarmung, der ihr über das lange blonde Haar strich.
,,Ja, alles gut. Jacinda hat es geschafft, den Fall zu lösen und Harry ist unschuldig. Lestrade regelt alles und damit hat das Grauen ein Ende."
,,Tante Harry hat uns erzählt, was damals passiert ist. Warum hast du nie etwas gesagt?", fragte Lizzy und Alicia gab John frei, um ihn ebenfalls abwartend zu mustern und er seufzte.
,,Ich hatte es Harry versprochen und ich hatte befürchtet, dass die Vergangenheit alles zerstören würde, was ich mir aufgebaut habe, wenn sie ans Licht kommt. Es tut mir leid, dass ich es euch so lange verschwiegen habe, aber ich hielt es für das Beste. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen."
,,Natürlich verzeihen wir dir. Wir sind doch eine Familie und das ändert auch nichts daran. Aber versprich uns einfach, dass du in Zukunft keine Geheimnisse mehr hast. Es gibt nichts, was wir nicht zusammen lösen können.", erwiderte Alicia und John war so erleichtert über ihr Verständnis, dass er sie an sich zog und küsste.
Lizzy schmunzelte und tat dann so, als würde sie gar nichts mitbekommen, denn sie wollte die Privatsphäre ihrer Eltern nicht brechen. Die beendeten ihren Kuss schließlich und zogen ihre Tochter prompt in eine Umarmung, was die blonde Anthropologin ohne Widerstand über sich ergehen ließ. Auch sie war froh, dass ihr Vater wieder wohlbehalten zurück war und hoffte, dass so etwas nicht erneut passieren würde.

In der Baker Street saß Jacinda in ihrem Sessel und dachte nach. Die Ereignisse des heutigen Tages blendete sie dabei aus, denn sie hatte den Fall abgeschlossen und John war wohlbehalten zu seiner Familie zurückgekehrt. Mycroft hatte sie auch darüber informiert, dass für Harry alles glatt gegangen war und somit hielt Jacinda es nicht länger für nötig, sich den Kopf zu zerbrechen.
Allerdings hatte der Fall dafür gesorgt, dass sie die Angelegenheit im Bezug auf Montgomery aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Jener kam gerade in das Wohnzimmer und legte seine Jacke ab, ehe er einen prüfenden Blick auf Jacinda warf.
,,Denken Sie schon wieder nach, wie Sie mich am besten in den Wahnsinn treiben? Viel fehlt nicht mehr.", meinte er, woraufhin Jacinda jedoch nur weiterhin in die Küche starrte.
,,Nein. Vielmehr an Ihren Fall. Etwas verstehe ich daran nicht."
,,Ich verstehe daran so ziemlich alles nicht.", gab Adrian zurück und ließ sich in den Sessel ihr gegenüber fallen. ,,Wer sollte mir bitte einen Mord anhängen wollen? Ich meine, als Polizist macht man sich zwar Feinde, aber ich war noch nicht so lange im Dienst, dass ich mir irgendeine Art Rivalen oder dergleichen angeschafft habe. Wer steckt also dahinter?", entkam es ihm und Jacinda vernahm die leichte Verzweiflung in seiner Stimme, weshalb sie sich um Entschlossenheit bemühte.
,,Genau das ist die Frage. Allerdings könnte uns der Fall von John und Harry dabei helfen, sie zu lösen."
,,Und wie bitte?", wollte Adrian wissen, als Jacinda ein Funkeln in den Augen hatte, welches ihn inne halten ließ.
,,Überlegen Sie doch mal: alle Beweise deuten auf Sie hin und genauso war es auch bei Harry. Dabei hat sie den Bruder von Sean Garcia überhaupt nicht erschossen, aber es war das perfekte Komplott. Ich bin sicher, Sean hat im Vorfeld alles über Harry in Erfahrung gebracht, um das perfekte Verbrechen begehen zu können. Er wollte damit seinen Bruder aus dem Weg räumen. Vielleicht sollten wir in Ihrem Fall deshalb erstmal herausfinden, warum ausgerechnet dieses Opfer ausgesucht wurde. Denn wenn man das Opfer kennt, dann findet man auch den Täter. Ganz egal, wie gut er sich auch verstecken mag."
,,Also durchforsten wir die Vergangenheit von dem Mann, den ich angeblich ermordet haben soll, um meine Unschuld zu beweisen?", hakte Adrian nochmal nach und Jacinda seufzte.
,,Ziemlich langsame Auffassungsgabe, aber ja. Ich gratuliere Ihnen, Montgomery...Sie wurden soeben vom Blitz der Schlussfolgerung getroffen. Lösen wir Ihren Fall und finden heraus, wer dahinter steckt."

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