Tag der Abrechnung

Hallo, zusammen. Tja, wie der Titel schon sagt...der Tag der Abrechnung ist gekommen. Denn heute geht es weiter und es kommt zum Showdown des aktuellen Falls. Deshalb will ich auch gar keine großen Reden schwingen und wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen ;)

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                  ~~~

                                                                                 Tag der Abrechnung

Noch nie in seinem Leben hatte Greg Lestrade eine größere Anspannung verspürt als heute. Sein Puls raste, er spürte die wilden Schläge seines Herzens in der Brust und all seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als er das Fabrikgebäude betrat. Mit gezogener Waffe und wachsamen Blicken durchquerte er das leere Gebäude, während er nach Adalind und seinem Sohn Hardin suchte.
Er wusste nicht, was genau ihn hier erwarten würde und dennoch ahnte Greg, dass die Sache aus dem Ruder laufen könnte, wenn er sich einfach blindlings in die Situation stürzen würde. Das würde vor allem Hardin nichts nützen und deshalb musste Greg einen klaren Kopf bewahren-trotz der Sorge um das Leben seines Sohnes.
Wie auch immer Adalind ihre Rache geplant hatte, Greg wollte um jeden Preis Hardin zuerst aus der Schusslinie bringen. Dass er dabei sein eigenes Leben ohne Zweifel aufs Spiel setzen würde, kümmerte den ehemaligen Polizisten nur wenig. Heute würde es zwischen ihm und Adalind ohne Zweifel zur endgültigen Abrechnung kommen und wie auch immer es ausging, sein Sohn würde überleben.
Greg setzte seine Suche fort und fragte sich insgeheim, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Jacinda außen vor zu lassen. Immerhin hätte die Detektivin ihm gewissermaßen Rückendeckung geben können, doch es hätte sie gleichzeitig ebenfalls in Gefahr gebracht und das hatte Greg um keinen Preis riskieren wollen. Und jetzt war es ohnehin zu spät, einen Rückzieher zu machen. Er hatte sich zu diesem Alleingang entschlossen und nun würde er es auch durchziehen.
Die Stille in dem Fabrikgebäude war beinahe gespenstig und versetzte Greg eine Gänsehaut am ganzen Körper, während jedes noch so kleinste Geräusch ihn sofort zusammenzucken ließ. Greg vermutete hinter jeder Ecke einen möglichen Hinterhalt und war auf alles gefasst, als ihn sein Weg schließlich in eine abgelegene kleine Lagerhalle führte. Und was ihn dort erwartete, ließ das Blut in seinen Adern förmlich gefrieren und der einstige Polizist verharrte abrupt an Ort und Stelle.
Hardin saß auf einem Stuhl gefesselt, während ein dicker Streifen Panzerband über seinem Mund klebte und ihn zum Schweigen zwang. Direkt neben ihm stand Adalind mit einer Waffe, die sie lässig in der Hand hielt und Greg ein heimtückisches Grinsen zuwarf.
,,Ah, Greg. Da bist du ja. Sogar pünktlich auf die Minute, du kleiner Streber. Aber manche Dinge ändern sich wohl nie.", begrüßte sie ihn und Greg deutete eindringlich auf seinen Sohn.
,,Du hast, was du wolltest. Ich bin hier, also lass ihn gehen. Danach kannst du mit mir machen, was du willst."
,,Oh, wie überaus großzügig von dir. Allerdings werde ich es dir kaum so leicht machen, Greg. Wir haben eine Menge aufzuholen, deshalb schlage ich vor...lass uns ein kleines Spiel spielen."

Der Blick von Adalind wurde undefinierbar und dennoch erkannte Greg in ihren Augen ein schelmisches Funkeln, was ihn nichts Gutes ahnen ließ. Er stand wie angewurzelt da und sah, wie Adalind auf einen Eimer deutete, der direkt vor Hardins Stuhl stand und nun zerrte sie diesen runter, bis er auf die Knie ging und ihr noch immer wehrlos ausgeliefert war. Dann riss sie ihm das Panzerband vom Mund und warf Greg einen ausdruckslosen Blick zu.
,,Hier die Spielregeln. Wir werden eine kleine Reise in unsere gemeinsame Vergangenheit unternehmen, Greg. Nennen wir es „Richter und Henker". Ich werde dir deine Anklagepunkte nennen und wenn du dich schuldig bekennst, darf dein hübscher Sprössling leben. Wenn du dich weigerst..."
Anstatt ihm die Antwort durch Worte zu geben, drückte Adalind den Oberkörper von Hardin mit Gewalt nach unten, sodass sein Kopf ins kalte Wasser abtauchte. Sie zwang ihn kurz unter Wasser zu bleiben, ehe sie ihn wieder hochzog und Hardin spuckte das Wasser aus, wobei die eisigen Temperaturen seinen Körper zittern ließen.
Greg machte Anstalten vorzuschnellen, doch Adalind richtete augenblicklich ihre Waffe auf ihn und bremste ihn somit sofort wieder aus.
,,Ah, nichts da. Bleib wo du bist, sonst jage ich deinem Sohn eine Kugel durch den Kopf. Und was deine eigene Waffe angeht, die kannst du schön wegwerfen. Na, los. Worauf wartest du noch? Wirf sie weg oder Lestrade Junior wird zum Schweizer Käse."
Greg hatte keine Wahl und deshalb kam er der Aufforderung seiner Erzfeindin nach. Er warf seine Waffe von sich und die landete außerhalb seiner Reichweite, während Hardin noch immer wie ein begossener Pudel vor Adalind kniete und diese sich eiskalt an Greg wandte.
,,Greg Lestrade, gibst du zu, dass du mich damals willentlich verraten und somit ins Gefängnis gebracht hast?", forderte sie zu wissen und Greg zögerte, ehe er die Antwort entschlossen hervorbrachte.
,,Ja."
,,Bekennst du dich des Mordes an meiner großen Liebe schuldig?", fuhr Adalind fort, als Greg einen Einwand hatte.
,,Das war kein Mord, sondern Notwehr."
,,Also nein."
Erneut drückte Adalind den Kopf von Hardin unter Wasser und Gregs Augen weiteten sich voller Entsetzen, als er hysterisch seine Aussage korrigierte.
,,Adalind, hör auf. Ja, gut. Ich habe ihn getötet. Ich bekenne mich schuldig."

Auf diese Aussage hin, zog Adalind Hardin wieder aus dem Wasser und Greg atmete erleichtert auf. Das Spiel drohte langsam aber sicher zu eskalieren, weshalb Greg nach einem Ausweg suchte. Nur war dies leichter gesagt als getan, denn Adalind hatte ohne Zweifel die Oberhand und kostete diesen Triumph natürlich auch vollkommen aus.
,,Na, bitte. Wer sagt's denn. Du kannst ja doch ehrlich sein, wenn es drauf ankommt. Schade nur, dass du dafür erst den richtigen Anreiz brauchst."
,,Schön. Ich habe getan, was du wolltest. Jetzt lass meinen Sohn gehen.", forderte Greg, woraufhin Adalind ihn ungläubig ansah.
,,Hast du wirklich geglaubt, dass die ganze Sache so einfach ist? Dass ich das tue, was du willst? Oh, nein. Greg, du hast mir damals das genommen, was ich am meisten geliebt habe. Meine Freiheit, die Liebe meines Lebens...einfach alles. Du hast den ganzen Ruhm einkassiert, während ich im Gefängnis verrotten musste."
Ihre Wut braute sich immer mehr zusammen, doch Greg rief Adalind die entscheidenden Details ins Gedächtnis.
,,Adalind, es waren deine eigenen Taten, die dich in das Gefängnis gebracht haben. Dich deshalb festzunehmen, ist mir damals ganz sicher nicht leicht gefallen, aber das war mein Job. Es hätte auch deiner sein sollen, doch du wurdest korrupt und hast uns alle hintergangen. Und wenn du nur ein kleines Fünkchen Ehre und Ehrlichkeit in dir trägst, dann gestehst du dir das auch selbst ein. Du kannst nicht länger andere für deine Fehler verantwortlich machen, Adalind. Jeder muss die Konsequenzen für sein Handeln tragen.", brachte Greg hervor, woraufhin seine Erzfeindin ihn abfällig musterte.
,,So wie du, nehme ich mal an. Wie lange lebst du jetzt schon mit der Gewissheit, dass dein eigener Sohn dich verachtet? Dass du als Vater grenzenlos versagt hast und deine Ehe gescheitert ist. Oder mit der Tatsache, dass du deine Partnerin Evelyn Holmes nicht retten konntest, als sie mit ihrem Mann Sherlock spurlos verschwunden ist. Du erzählst mir was von Ehre, dabei hast du damals einfach aufgegeben. Bist ins Exil geflüchtet und hast einer Zeit nachgetrauert, die längst Vergangenheit geworden ist."
Langsam erhob Adalind ihre Waffe und richtete sie direkt auf Greg, der sie erschüttert ansah und am ganzen Körper anspannte, da er bereits ahnte, dass sein Leben gleich enden würde. Und im Blick von Adalind sah er nichts als Verachtung, Hass und Zorn. Es war gnadenlose Rache und nach all den Jahren würde Adalind Fox sie doch noch bekommen.
,,Tja, hier endet unsere gemeinsame Geschichte. Es war mir ein Vergnügen, Greg Lestrade...aber ich entlasse dich nun endgültig aus deinem Dienst."

Im nächsten Augenblick folgte ein lauter Schuss, dessen Echo im gesamten Gebäude widerhallte und die Augen von Greg weiteten sich. Nicht, weil er wie erwartet einen tödlichen Schuss davongetragen hatte, sondern weil Adalind vor Schmerzen aufschrie und ihre Waffe fallen ließ, als sie an der Schulter verletzt wurde. Durch die Wucht des Schusses ging Adalind zu Boden und hielt sich die blutende Schusswunde.
Völlig verdutzt fuhr Greg herum, als mit einem Mal Jacinda und ihr Partner Adrian Montgomery auftauchten. Die junge Detektivin sah auf die verletzte Adalind Fox, ehe ihr Blick anerkennend zu ihrem Mitbewohner wanderte, der noch immer eine Waffe auf die Frau in Schwarz gerichtet hielt.
,,Hervorragender Schuss, Montgomery. Du scheinst nichts verlernt zu haben.", lobte sie den Dunkelhaarigen, der Jacinda nur einen skeptischen Blick zuwarf.
,,Ich glaube, sowas ist wie Fahrrad fahren. Obwohl ich mich immer noch frage, warum du nicht selbst geschossen hast."
,,Es war längst Zeit, dass ich deine Fähigkeiten in Aktion sehe und so bleibt die ganze Sache wenigstens spannend. Außerdem hört somit zumindest einer auf meine Anweisungen, was man von anderen ja nicht behaupten kann."
Der scharfe Blick von Jacinda galt nun Greg Lestrade, der allerdings so sprachlos war, dass er nichts erwidern konnte. Niemals hätte er damit gerechnet, dass ihn das Ermittlerduo aufspüren könnte, denn er hatte den Treffpunkt mit Adalind schließlich niemandem verraten. Jacinda entging der ungläubige Blick vom ehemaligen Partner ihrer Mutter nicht, weshalb sie nur prüfend eine Augenbraue hob.
,,Du scheinst wirklich überrascht zu sein, uns zu sehen. Dabei haben wir dir gerade das Leben gerettet.", meinte die Detektivin, ehe ihr Blick auf Hardin fiel. ,,Montgomery, sei doch bitte so nett und befreie unseren armen Lestrade Junior aus seiner misslichen Lage. Er sieht ziemlich mitgenommen aus.", trug sie ihrem Partner auf, der ihr kurzer Hand die Waffe in die Hand drückte und sich dann daran machte, Hardin von seinen Fesseln zu befreien.
Jacinda würdigte Greg keines Blickes mehr, sondern trat etwas näher an Adalind heran, die noch immer am Boden lag und nun mürrisch zu der Dunkelhaarigen aufsah.
,,Jacinda Holmes! Was für eine Überraschung. Kreuzt im richtigen Moment hier auf und rettest heldenhaft die Situation. Ganz der Daddy, wie es den Anschein hat.", knurrte sie ihr höhnisch entgegen, während Jacinda nur den Kopf schüttelte.
,,Adalind Fox. Man sollte ja eigentlich annehmen, dass ein Gefängnisaufenthalt Sträflinge zum Nachdenken anregt und ihr Gewissen zurückbringt, doch bei dir ist das anscheinend nicht der Fall. Bedauerlich, dass du einfach nicht mit der Vergangenheit abschließen konntest."
Nun entfuhr Adalind ein heimtückisches Lachen, während sie sich langsam aufrappelte und noch immer die Schulter hielt. Ihr Blick jedoch, nahm eine hinterhältige und gleichzeitig schadenfrohe Fassade an.
,,Pah, das kommt ausgerechnet von dir. Du tust immer ganz cool und draufgängerisch, dabei stellst du dir doch im Grunde jeden Tag dieselbe verzweifelte Frage: warum sind Mummy und Daddy fort gegangen?"

Jacinda schwieg, als Adalind eine theatralische Grimasse schnitt und damit ihrer Aussage den perfekten Schliss verlieh. Adrian sah besorgt zu der Detektivin, als er Hardin von den Fesseln befreit hatte und nicht einschätzen konnte, wie Jacinda auf den Auswurf von Adalind reagieren würde.
Doch Jacinda sagte weiterhin nichts und starrte nur auf Adalind Fox, die mit einem Mal schallend anfing zu lachen, als sie in die Gesichter aller Anwesenden blickte.
,,Ihr habt es noch immer nicht verstanden, oder? Das alles hier...ist kein kniffliger Fall, den es zu lösen gilt. Es ist ein Spiel. Ein Spiel, aus dem niemand von euch lebend rauskommen wird. Jeder von euch hat seine Rolle zu spielen und sobald die Aufgabe eines jeden Einzelnen erfüllt ist...peng. Schachmatt oder Game Over, wenn ihr es so nennen wollt.", äußerte Adalind geradezu poetisch, als Hardin zum ersten Mal sein Schweigen brach und seine Entführerin kritisch ins Visier nahm.
,,Was soll das heißen?"
,,Oh, so engstirnig, Lestrade Junior. Hast du wirklich geglaubt, dass all dies hier der Plan meiner großen Rache war? Nein. Wäre dies wirklich meine Rache gewesen, dann hätte ich dich sofort erschossen, um Greg das zu nehmen, was ihm am meisten am Herzen liegt. Aber stattdessen habe ich ihn hierher gelockt, damit ich wenigstens ein letztes Mal sein naives Gesicht sehen kann, bevor der wahre Spaß erst anfängt."
Adalind sprach die Worte wie eine Prophetin aus, die den Weltuntergang verkündete. Greg und Hardin tauschten fassungslose Blicke aus, während Adrian bereits nichts Gutes ahnte. Jacinda schwieg noch immer. Ob aus Erschütterung oder Stolz war unmöglich zu sagen.
Auch nicht das geplante Auftauchen von Chief Inspector Vivyan McLeod und deren Team konnte die junge Detektivin aus ihrer Starre reißen. Obgleich sie sehr wohl die besorgten Blicke von Lizzie, Annabelle und Mycroft spürte, die ebenfalls das Gebäude stürmten und denen sich der bizarre Anblick darbot. Ein böses Lächeln umspielte die blutroten Lippen von Adalind Fox, als sie triumphierend in die Menge schaute.
,,Ich habe damals etwas gelernt, als meine tödliche Wahl gescheitert ist, vor die ich Greg gestellt habe: sei auf alles vorbereitet, wenn ein Holmes-Detektiv mit auf dem Spielbrett steht. Mir war von Anfang an klar, dass ich es mit dem ganzen Team zu tun kriegen würde, wenn ich mir Greg vorknüpfe. Da dachte ich mir, warum sollte ich es euch so leicht machen? Ihr habt bereits verloren, als ihr den Fall angenommen habt, Holmes und Montgomery. Denn nicht meine Rache wird es sein, die euch treffen wird. Es ist Moriarty!", rief Adalind laut aus, woraufhin sämtliche Anwesenden zusammenzuckten und der Triumph in den Augen von der Frau in Schwarz war grenzenlos. ,,Er wird euch alle zu Fall bringen. Ganz genau wie deine Eltern, Jacinda Holmes."

Zeitgleich mit dem Auflachen von Adalind Fox, erklang im gesamten Gebäude urplötzlich wieder das Lied „Rasputin" von Boney M, was die Situation wohl dramatisch unterstreichen sollte. Und sowohl die Gedanken als auch Gefühle aller Anwesenden, gingen bei diesem Spektakel sehr weit auseinander.
Vivyan McLeod und ihr Team waren schockiert von dem, was sich direkt vor ihren Augen abspielte und sie hielten Adalind Fox für eine wahnsinnige Psychopathin, die während ihres Gefängnisaufenthaltes zweifellos ihren Verstand verloren haben musste. Greg und Hardin Lestrade wussten nicht so direkt, ob die Drohung von Adalind echt war oder sie sich nur einen bösen Scherz mit ihnen erlaubte.
Doch das alles war nichts im Vergleich zu dem, was das Team rund um Jacinda Holmes bezüglich dieser Aussage empfand. Das schloss Lizzie, Annabelle und Mycroft, sowie Adrian und Jacinda selbst mit ein. Sie alle spürten in diesem Moment, dass ein Sturm heraufziehen würde. Ein Sturm, der sie alle mit sich reißen würde.
,,Es ist zu spät!", entgegnete Adalind Fox und breitete siegessicher die Arme aus, während sie noch immer heimtückisch lächelte. ,,Ihr alle könnt dem nicht entkommen. Das Spiel...hat längst begonnen!"
Kaum, dass diese Worte ihre Lippen verlassen hatten, ertönte ein weiterer Schuss von einem nicht zugeordneten Standpunkt und Adalind Fox wurde durch diesen geradewegs getötet. Sie ging zu Boden und blieb dort regungslos liegen, während sich ihr eigenes Blut unter ihrem Boden ausbreitete. Die Frau in Schwarz war tot, doch die Bedrohung war noch lange nicht vorüber.

https://youtu.be/FHiuxjaRJI8

Noch immer starrte Jacinda Holmes auf die Stelle, wo Adalind Fox aus der Ferne niedergeschossen worden und gestorben war, obwohl man ihre Leiche bereits weggeschafft hatte. Mycroft und Annabelle, die Jacinda und Adrian eine Lokalisierung von Fox erst überhaupt ermöglicht hatten, waren bereits zu ihrer Zentrale zurückgekehrt, um mögliche Hinweise auf Moriarty einzusacken, die am Tatort möglicherweise zu finden waren. Doch Jacinda wusste, dass sie keine Spur finden würden. Moriarty würde kommen und es gab keinen Zweifel mehr daran, dass er es auf sie alle abgesehen hatte.
Adrian, der von McLeod die erleichternde Zusage bekommen hatte, dass sein Schuss auf Adalind als Notwehr eingestuft wurde, trat nun an die Seite von Jacinda und versuchte, sich vorsichtig an die Detektivin heranzutasten.
,,Was meinst du? Hat Adalind Fox gelogen?", fragte er zögerlich nach, doch Jacinda starrte weiter ausdruckslos auf den Boden.
,,Nein. Das hat sie nicht. Sie wollte Rache und die wird sie auch bekommen...durch Moriarty. Jetzt wissen wir zumindest, wer Adalind aus dem Gefängnis geholfen hat. Ohne Zweifel muss Moriarty auf sie aufmerksam geworden sein, als er die Vergangenheit durchwühlt hat. Diesmal hat er keinen direkten Fall von damals rekonstruiert, sondern eine damalige Gegenspielerin ausgewählt, um sie eine Botschaft übermitteln zu lassen. Es ist, wie Adalind Fox gesagt hat. Wir alle sind bloß Schachfiguren im Spiel von Moriarty. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird er selbst das Brett betreten und sein Spiel beenden. Er wird nicht ruhen, bis er uns nacheinander zu Fall gebracht hat."
Es war, als würde sich ein kleines Teil des noch großen Puzzles im Kopf von Jacinda Holmes zusammensetzen. Sie wussten jetzt, dass Moriarty ein größeres Spiel zu planen schien und der dramatische Tod von Adalind Fox, besiegelte das Einläuten der nächsten Phase. Die Frau in Schwarz hatte bewusst ihren Tod gewählt, denn sie wusste, dass sie ihre Rache auch dennoch bekommen würde und das vermutlich sehr viel besser, als sie es selbst je hätte tun können.
Adrian war erschüttert von Jacindas Worten, zweifelte diese aber nicht an. Schließlich war Jacinda sind dumm und sie hatte einen sehr guten Instinkt, der sie bislang noch nie auf den falschen Pfad geführt hatte. Allerdings rückte die Drohung von Moriarty in den Hintergrund, als mit einem Mal die Stimme von Hardin Lestrade erklang, der in diesem Moment gerade versuchte, die zwei Sanitäter wegzuscheuchen, die ihm eine Rettungsdecke umlegen wollten.
,,Jetzt geht doch mal weg mit der Decke. Mir ist nicht kalt und ich hab noch was Wichtiges zu erledigen.", äußerte er, woraufhin das Ermittlerduo sich umdrehte und in seine Richtung sah.
Noch sichtlich angeschlagen trat Hardin ein paar Schritte auf Lizzie zu, die ihre Erleichterung nicht verbergen konnte, dass er am Leben und nahezu unversehrt war. Jetzt wirkte die Blondine allerdings ein wenig irritiert, als Hardin sich nun mehr oder weniger auf die Knie fallen ließ und einen hoffnungsvollen Blick auf seine Freundin richtete, die unmittelbar vor ihm stand.
,,Lizzie, wie geht's dir?"
Völlig perplex starrte Lizzie ihn an und wusste nichts, mit dieser unerwarteten Aussage anzufangen.
,,Mir? Gut, aber dir offenbar ja nicht. Vielleicht sollten die Sanitäter...", setzte sie an, doch Hardin winkte ab.
,,Vergiss die. Die sind nicht wichtig, aber du dafür umso mehr. Zumindest für mich und wenn ich eins heute gelernt habe, dann die Tatsache, dass man keine Zeit vergeuden sollte. Weil man nicht weiß, wie viel man davon noch hat. Ich hab das eigentlich schon die ganze Zeit geplant, aber dann kam leider dieses Spektakel dazwischen und da wir uns womöglich bald in den größten Kampf unseres Lebens stürzen werden, will ich keinen Augenblick mehr länger warten. Verzeih meinen Aufzug, ich würde dir für dieses Unterfangen ja gerne angesehener gegenübertreten, aber...wenn man sein Leben lang mit jemandem zusammen sein will, dann ist es auch völlig egal, wie man aussieht. Ich war noch nie gut in sowas und was ich eigentlich damit sagen will ist...", brachte Hardin hervor, als er in die Innentasche seiner Jacke griff und ein blaues Kästchen hervorholte, welches er aufklappte und Lizzie unter die Augen hielt. ,,Willst du mich Volldeppen Hardin Lestrade zu deinem Mann nehmen?"

Auf diese Aussage hin herrschte zunächst Schweigen, denn Lizzie starrte Hardin ungläubig an und Adrian verzog ein wenig das Gesicht, da er sich den Antrag von Hardin so nun wirklich nicht vorgestellt hatte. Aber der junge Polizist schien ohne Zweifel die Gelegenheit beim Schopf gepackt und improvisiert zu haben, was die ganze Sache im Grunde ziemlich einmalig machte.
Und Lizzie fing nun an zu lächeln, ehe sie ebenfalls auf die Knie ging und somit auf einer Augenhöhe mit Hardin war, der ihr eben die Frage aller Fragen gestellt hatte.
,,Nichts lieber als das, Detective. Und du bist mein Volldepp...für den Rest unseres gemeinsamen Lebens."
Erleichtert atmete Hardin auf und Lizzie fiel ihm um den Hals, woraufhin die beiden sich glücklich in den Armen lagen. Die anwesenden Polizisten applaudierten und in dem Moment kamen gerade John und Alicia Watson in die Halle, als sie innehielten und perplex auf den Anblick starrten, der sich unmittelbar vor ihnen ereignete.
Während Alicia schließlich erfreut lächelte, fielen John bei dem Spektakel fast die Augen aus dem Kopf und Adrian musste schmunzeln, während er sich an Jacinda wandte, ohne den Blick von dem glücklichen Paar abzuwenden.
,,Dann hat der Tag ja doch noch zu etwas Gutem geführt.", meinte er, woraufhin Jacinda seufzte.
,,Eine Hochzeit wird das Problem Moriarty auch nicht lösen, Montgomery."
Die Detektivin sah der jüngsten Entwicklung ohne Zweifel mit Skepsis entgegen, doch Adrian warf ihr einen eindringlichen Blick zu und rief ihr etwas Wichtiges ins Gedächtnis.
,,Nein. Aber es uns zumindest wieder vor Augen führen, dass wir etwas haben, wofür es sich zu kämpfen lohnt."
Jacinda hob bezüglich dieses Einwands nur eine Augenbraue und Adrian hoffte einfach, dass sie eines Tages die Werte der menschlichen Natur zu schätzen lernen würde. Allerdings richtete sich die Konzentration des Ermittlerduos nun auf Greg, der auf sie zukam und ein wenig reumütig zu den beiden aufsah.
,,Tja, ich schätze, dass ich euch wohl ein Dankeschön schulde. Ihr habt mich und meinen Sohn ohne Zweifel gerettet. Danke dafür."
,,Keine Ursache.", erwiderte Adrian, während Jacinda Greg kritisch ins Visier nahm.
,,Hör beim nächsten Fall einfach gleich auf mich. Die ganze Sache hätte dich umbringen können."
Nun musste Greg schmunzeln, was Jacinda ein wenig irritierte.
,,Was ist daran so witzig?"
,,Weißt du, in Sachen Fälle lösen und Intelligenz kommst du ganz nach deinem Vater, keine Frage. Aber dennoch hast du auch sehr viel von deiner Mutter, Jacinda. Evelyn hat mir nämlich auch immer den Kopf gewaschen, wenn ich ihrer Meinung nach eine Dummheit begehen wollte und meistens hat sie mich davon abgehalten. Vermutlich vermisse ich sie deshalb auch so schrecklich. Weil sie nicht nur meine Partnerin, sondern auch die Stimme meines Gewissens war."

Für einen kurzen Moment schien Greg Lestrade sich in seinen Erinnerungen an die alte Zeit zu verlieren und Adrian sah zu Jacinda, die den Blick zu Bode richtete und keinen Ton mehr von sich gab. Ganz offenbar war die bloße Erinnerung an ihre Eltern wie ein Schlag ins Gesicht und Greg, dem das ebenfalls nicht entging, setzte das Gespräch schließlich fort.
,,Apropos, ich hab da noch etwas für dich."
Das Folgende erregte wieder die volle Aufmerksamkeit der jungen Detektivin, denn Greg öffnete mit einem Mal den Rucksack, den er bei sich trug und zog etwas daraus hervor. Es war eine Mappe, die er an Jacinda weiterreichte und die nahm sie zögernd entgegen.
,,Was ist das?"
,,Alle Infos und Hinweise, die ich damals im Bezug auf deine Eltern gesammelt habe. Ihr Verschwinden hat uns alle schwer getroffen Jacinda, aber niemand von uns konnte den Grund dafür herausfinden, weshalb sie gegangen sind. Aber wer weiß...vielleicht findest du ja die Antwort darauf.", brachte Greg hervor und Jacinda sah ihn für einen Moment völlig perplex an, ehe sie sich zu einem schwachen Lächeln durchrang.
,,Ich danke dir...Greg."
Die Tatsache, dass Jacinda seinen Namen richtig aussprach und nicht wie ihr Vater ständig in Vergessenheit diesbezüglich geriet, zauberte dem einstigen Polizisten ebenfalls ein Lächeln ins Gesicht.
,,Ein Holmes merkt sich meinen Namen. Es geschehen also tatsächlich noch Wunder."
,,Nichts ist unmöglich.", bemerkte Adrian und Greg nickte zustimmend.
,,In der Tat. Viel Glück, Jacinda und solltest du etwas herausfinden, dann..."
,,Lasse ich es dich wissen.", beantwortete Jacinda seine unausgesprochene Bitte und Greg nickte ihr noch einmal dankbar zu, ehe er dann kehrt machte und auf seinen Sohn zuging.
Adrian hoffte, dass Greg nun auch noch das Zerwürfnis mit Hardin richten konnte, denn es würde die Verlobung mit Lizzie noch zusätzlich harmonisch unterstreichen. Dann sah er gemeinsam mit Jacinda auf die Akte wo „Sherlock und Evelyn Holmes" drauf stand und warf seiner Partnerin einen erwartungsvollen Blick zu.
,,Zurück in die Baker Street, Holmes?", fragte er und Jacinda nickte kaum merklich.
,,Ja. So wie es aussieht, haben wir einen neuen Fall."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top