Letzte Chance für Adrian
Hallo, zusammen :) Auch bei „Legacies of Sherlock" geht es weiter und natürlich bleibt es weiterhin spannend ;) Habt ihr schon Theorien, wer dahinter steckt? Und meint ihr, Adrian kann Jacinda noch rechtzeitig finden? Bin gespannt auf eure Meinungen und wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel, welches heute ein bisschen länger als sonst ausfällt :)
Liebe Grüße,
eure Hela
~~~
Letzte Chance für Adrian
Zwei Stunden nach dem schockierenden Anruf des mysteriösen Gegenspielers, rannte Adrian in der Pathologie vom Barts Hospital unruhig auf und ab, während Lizzie das neueste Mordopfer genauestens unter die Lupe nahm und nach dem entscheidenden Hinweis suchte. Und Adrian hoffte inständig, dass die junge Frau bald fündig wurde, denn mit jeder weiteren Sekunde, die erfolglos verstrich, wuchs seine Sorge um Jacinda.
Wieso hatte er sie einfach gehen lassen? Er hätte doch ahnen müssen, dass der Killer bei der besten Gelegenheit wieder zuschlagen würde und nun hatte er Jacinda in seiner Gewalt. Zwar arbeiteten Hardin Lestrade und auch Tessa mit Hochdruck daran, eine Spur zu der vermissten Detektivin zu finden, doch bisher gab es auch da keine erlösenden Nachrichten, was Adrian nahezu wahnsinnig machte. Es war ohne Zweifel seine Schuld, denn Jacinda hatte Recht gehabt...er war zu unaufmerksam gewesen.
Seine Gedanken und Schuldgefühle wurden Nebensache, als sich die Tür öffnete und Lizzie hindurchtrat. Sofort hatte sie Adrians volle Aufmerksamkeit und er überfiel die junge Blondine geradezu, in der verzweifelten Hoffnung, dass sie hilfreiche Neuigkeiten hatte.
,,Lizzie, was hast du gefunden?", wollte er sofort wissen, doch sie wirkte regelrecht hilflos und angespannt.
,,Leider überhaupt nichts. Ich habe die Leiche bestimmt 3x unter die Lupe genommen...sowohl von innen, als auch von außen, aber nirgends gab es auch nur das kleinste Anzeichen für irgendeinen Hinweis, der uns zu Jacinda führen könnte."
,,Aber...da muss doch irgendwas sein. Ich meine, der Täter hat es doch selbst gesagt.", widersprach Adrian energisch, woraufhin Lizzie verzweifelt die Arme ausbreitete.
,,Da ist aber nichts, Adrian. Wenn ich es dir doch sage, das Opfer gibt uns keinen Hinweis. Ich weiß nicht, was dieser Wahnsinnige für ein Spiel mit uns spielt oder damit bezwecken wollte, aber durch das Opfer finden wir garantiert keine Spur, die uns den Aufenthaltsort von Jacinda verrät."
Lizzie schien ebenfalls mit den Nerven vollkommen am Ende zu sein und Adrian fühlte sich sofort schlecht, weil er sie so angefahren hatte. Immerhin war Jacinda die beste Freundin von Lizzie, gewissermaßen eine Schwester, weshalb sie sich natürlich genauso viel Sorgen um sie machte wie er. Er fuhr sich durch seine kurzen dunklen Haare und schlug vor Wut gegen die Wand.
,,Das darf doch alles nicht wahr sein! Was machen wir denn jetzt? So werden wir Jacinda doch niemals rechtzeitig finden und wer weiß, was dieser Irre ihr dann antut?!"
Die Verzweiflung und Hilflosigkeit drohten Adrian zu überwältigen und er spürte den mitfühlenden Blick von Lizzie auf sich. Sie wollte gerade etwas sagen, um ihn aufzubauen, als die Tür des Flurs sich öffnete und ein ziemlich aufgebrachter Mycroft Holmes auf sie zusteuerte und vor allem Adrian zornig anfunkelte.
,,Was um alles in der Welt haben Sie sich dabei gedacht, Mr. Montgomery? Ist es so viel verlangt, bei einem aktiven Fall von Serienmorden seine Aufmerksamkeit dem verantwortlichen Täter zu widmen? Wo ist Jacinda?", herrschte er ihn an, allerdings antwortete Lizzie statt Adrian und versuchte, Mycroft zu beschwichtigen.
,,Wir wissen es noch nicht, Mr. Holmes. Aber wir werden es herausfinden."
,,Ach, tatsächlich? Im Moment sehe ich davon noch nicht viel und die Fakten sprechen wohl eher für das Gegenteil. Es gibt eine ermordete Frau in Pink, meine Nichte ist verschwunden und Sie beide haben offensichtlich keine einzige Spur zu ihrem Aufenthaltsort. Das spricht viel eher für Versagen, als baldigen Erfolg. Finden Sie nicht auch, Miss Watson?"
Mycroft funkelte Lizzie wutentbrannt an und diese verkniff sich ein Kommentar. Adrian hingegen, konnte den Zorn von Mycroft gut verstehen, denn er gab sich ja selbst die Schuld an der Situation. Allerdings bekam Mycroft dennoch Kontra, denn in diesem Moment stießen auch noch Alicia und ihr Mann John dazu, dem die Auseinandersetzung keineswegs entgangen war.
,,Das reicht jetzt, Mycroft. Gegenseitige Vorwürfe bringen uns auch nicht weiter und helfen uns erst recht nicht dabei, Jacinda zu finden. Stattdessen sollten wir uns gemeinsam überlegen, wie wir am besten vorgehen.", wies John ihn zurecht, doch Mycroft schnaubte nur verächtlich.
,,Ich bezweifle, dass dies von großem Nutzen sein wird. Denn ohne Jacinda werden wir diesen Fall kaum aufklären können."
,,Wieso? Du bist auch ein verdammter Holmes und die Regierung in Person auch noch dazu. Also tu etwas!", forderte Alicia von ihm und Mycroft fuhr zu ihr herum.
,,Glaubt ihr nicht, dass ich das schon längst versucht habe? Gleich nachdem Lestrade mich über den Vorfall informiert hat, habe ich alles versucht, um Jacinda aufzuspüren. Nur ist derjenige, der hinter alldem steckt, äußerst raffiniert und die Situation somit ziemlich aussichtslos."
,,Wir haben schon öfter in aussichtslosen Situationen gesteckt und immer einen Ausweg gefunden. Sowohl heute, als auch damals und das weißt du auch. Sherlock hat dich noch nie enttäuscht und Jacinda...", setzte John an, als Mycroft ihn herrisch unterbracht.
,,Sherlock ist nicht hier!"
Diese Worte reichten aus, um John und auch alle anderen endgültig zum Schweigen zu bringen. Denn es riss nicht nur alte Wunden auf, sondern machten einmal mehr klar, dass es ohne einen Holmes-Detektiv nur erheblich schwerer sein würde, um diesen Fall aufzuklären.
Adrian konnte John ansehen, dass ihn diese Worte schwer getroffen hatten. Schließlich hatten sie ihm erneut vor Augen geführt, dass sein bester Freund fort war und wohl niemals zurückkehren würde. Auch Lizzie entging das nicht und deshalb warf sie Mycroft einen erzürnten Blick zu.
,,Das ist uns allen sehr wohl bewusst, Mycroft. Und ich denke, genau aus diesem Grund müssen wir Jacinda so schnell wie möglich finden. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Sherlock und auch Evelyn genau dies wollen würden. Sie würden wollen, dass wir zusammenhalten und ihre Tochter finden...lebend. Also reiß dich zusammen und nutz lieber deinen brillanten Verstand, um uns dabei zu helfen, den entscheidenden Hinweis zu finden."
,,Sie hat Recht. Das ist die einzige Chance, wie wir Jacinda retten können.", stimmte Adrian ihr zu und Mycroft gab sich geschlagen.
,,Schön. Wie ihr wollt. Irgendeine Ahnung, wo wir diesen Hinweis finden können?"
,,Zuerst dachten wir, die Leiche von der neuen Frau in Pink würde ihn uns liefern, aber Lizzie konnte bei der Autopsie nichts finden.", erklärte Adrian und Mycroft wandte sich an die junge Frau.
,,Dann untersuchen Sie sie nochmal."
,,Das habe ich schon. Insgesamt dreimal und ich hab nichts gefunden, was einem möglichen Hinweis auch nur annähernd nahekommt.", verteidigte sich Lizzie und Alicia legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter.
,,Keine Sorge. Wir werden diesen Hinweis finden. Gemeinsam."
Alles war verschwommen und jegliche Geräusche schienen von ganz weit weg zu kommen, als Jacinda Holmes langsam aus ihrer Bewusstlosigkeit zurückkehrte. Sie hatte das Gefühl, als würde sich alles um sie herum drehen und sie versuchte, ihre Sinne wieder zu sortieren und ihren Verstand auf das Wesentliche zu lenken. Nur erwies sich dies als äußerst schwer und die junge Detektivin kniff angestrengt die Augen zusammen, als sie mit einem Mal eine fremde Stimme vernahm.
,,Guten Morgen, Dornröschen. Keine Sorge, Sie haben keine 100 Jahre geschlafen...nur knappe 3 Stunden. Allerdings kam kein rettender Prinz, um Sie aus dem Schlaf zu küssen."
Jacinda schaffte es endlich, ihren Blick wieder klar werden zu lassen und realisierte, dass sie auf einem Stuhl saß und an diesen gefesselt war. Und vor ihr stand ein fremder Mann, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sie amüsiert betrachtete. Alles an ihm wirkte auf den ersten Blick, als wäre er ein ganz normaler Mann, aber Jacinda durchschaute die Fassade und wusste sofort, dass die den Mörder vor sich stehen hatte, der sie entführt haben musste. Und mit einem Schlag kehrten auch ihre Erinnerungen an den Moment zurück, bevor sie in Ohnmacht gefallen war.
,,Der Taxifahrer...oder besser gesagt Serienmörder.", schlussfolgerte sie und er grinste.
,,Volltreffer. Nett Sie endlich persönlich kennenzulernen, Jacinda Holmes. Man hat mir versichert, Sie wären schlau...aber ich denke, brillant trifft es eher, nicht wahr? Zumindest, wenn man Ihre bisherigen Fälle bedenkt, die Sie schon gelöst haben. Jedoch scheinen Sie sich bei diesem hier ein wenig schwer zu tun. Woran liegt es? Verspüren wir Wehmut wegen Daddys Fall vor so vielen Jahren, der diesem hier doch sehr ähnlich sieht?"
Jacinda schwieg und sah ihren Entführer ausdruckslos an, während sie jedes noch so kleinste Detail an ihm in ihren Verstand abspeicherte. Er hatte kurze blonde Haare, trug eigentlich sehr alltagsnormale Kleidung und seine grünen Augen musterten sie belustigt. Das auffälligste Merkmal an ihm war ohne Zweifel die Schlangentätowierung an seinem rechten Handgelenk und der Hang zum Wahnsinn, den Jacinda bei ihm wahrnahm. Ihr Schweigen schien ihn noch weiter anzustacheln, denn es vermittelte offenbar den Eindruck, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
,,Oh, war das sehr taktlos von mir? Dann muss ich mich wohl entschuldigen. Es ist sicher nicht leicht, von seinen eigenen Eltern als kleines Kind einfach zurückgelassen zu werden. Ich bin sicher, sie wollten nur das Beste für Sie.", stichelte er, aber Jacinda lenkte das Thema stattdessen wieder zurück auf den Fall.
,,Warum haben Sie all diese Menschen umgebracht?"
,,Zum Spaß. Das Leben ist doch so entsetzlich langweilig und schreit daher geradezu nach ein wenig Aufregung und Abenteuer. Da ist Mord doch der beste Zeitvertreib.", war die Antwort und Jacinda musterte den Mann argwöhnisch und herausfordernd.
,,Das wollen Sie mich vielleicht glauben lassen, aber ist keineswegs der wahre Grund. Denn Sie scheinen zwar verrückt zu sein, aber all das hier...das beruht auf einem weitaus größeren Plan und für diesen fehlt es Ihnen an Intelligenz und Stil. Sie hätten diese Menschen einfach umbringen können, aber stattdessen sollte es eine perfekte Imitation des damaligen Falls werden, um ohne Zweifel meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ganz zu schweigen davon, dass sie eben angemerkt haben, dass man Ihnen von mir berichtet hat. Was mich also darauf bringt, dass nicht Sie hinter alldem stecken. Viel eher sind Sie eine Marionette, die dazu benutzt wurde, um all diese Morde zu begehen. Sie sind eine wertlose Schachfigur...nichts weiter."
Jacinda wusste auch ohne Antwort, dass sie richtig lag und so sehr ihr Gegenüber auch versuchte, seine Maskerade aufrecht zu erhalten, so war sie vor Jacinda längst gefallen. Denn nicht nur ihr Verstand sagten ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, sondern auch ihr Instinkt. Und schließlich schien der Mann nachzugeben, denn er nickte kaum merklich und warf Jacinda einen Blick mit Anflug von Anerkennung zu.
,,Beeindruckend. Aber es wird Ihnen nicht dabei helfen, aus dieser Situation zu entkommen. Denn es fehlt immer noch der entscheidende Hinweis...das letzte Puzzleteil und das werden nicht Sie liefern, Miss Holmes.", merkte er an, woraufhin Jacinda ihn nachdenklich ins Visier nahm.
,,Wer dann?"
,,Nun,", setzte er an, ehe er sich zu Jacinda vorbeugte und sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. ,,jetzt wird sich zeigen, ob Adrian Montgomery es würdig ist, Ihr Partner zu sein."
Der Mann trat zurück und entfernte sich von Jacinda, die ihm fassungslos nachsah. Offenbar war dies alles von Anfang an geplant worden und nichts von alldem war zufällig passiert. Ohnehin glaubte Jacinda nicht an Zufälle und sie wusste, dass Adrian diesem Spiel nun ausgeliefert worden war. Denn sie konnte in diesem Moment nichts tun, um ihm zu helfen und konnte daher nur hoffen, dass er nichts Leichtsinniges anstellte.
Die Truppe rund um Adrian hatte ihre Diskussionen derweil in die Baker Street verlegt. Während Mycroft es sich im ehemaligen Sessel seines Bruders gemütlich gemacht hatte, saß Lizzie in dem ihres Vaters. Alicia half Mrs. Hudson dabei Tee zu machen und Adrian diskutierte mit John darüber, wie man diesen Fall am schnellsten aufklären könnte. Denn bisher gab es immer noch keine Anhaltspunkte dafür, wo der entscheidende Hinweis verborgen war und wie sie ihn finden konnten. Dabei kam natürlich auch wieder der ehemalige Fall von Sherlock und John zur Sprache, denn Adrian erhoffte sich in diesem die rettende Lösung zu finden.
,,Mehr kann ich dazu nicht sagen. Das war der erste Fall von Sherlock und mir und alle wissen, wie er ausgegangen ist. Gut, dass ich den Kerl erschossen und Sherlock somit den Kragen gerettet habe, ist nicht offiziell bekannt und deshalb hat man es so aussehen lassen, als wäre er im Gefängnis gestorben. Aber das wird uns kaum dabei helfen, Jacinda zu finden.", erklärte John gefühlt zum hundertsten Mal und Adrian seufzte ergeben.
,,Es tut mir leid, Dr. Watson. Ich wünschte nur, wir würden diesen Hinweis endlich finden, damit wir Jacinda retten können."
,,Wenn Sie sich angemessen auf den Fall konzentriert hätten, wäre eine Rettung gar nicht von Nöten.", kam es tonlos von Mycroft und Adrian presste die Lippen aufeinander, als Alicia den Holmes in seine Schranken wies.
,,Genug jetzt, Mycroft. Das Thema hatten wir schon und wir müssen das nicht wiederholen."
Mycroft warf ihr einen säuerlichen Blick zu und schwieg dann beleidigt, während Alicia den Tee verteilte. John wanderte nachdenklich auf und ab, während Adrian vielsagend in die Runde schaute.
,,Okay, nehmen wir mal an, Jacinda hat mit ihrer Theorie Recht und irgendwie...steckt Moriarty hinter allem. Wie soll uns das weiterbringen? Ich meine, was würde uns das sagen?"
,,Nicht viel. Moriarty kam damals zum ersten Mal durch den Taxifahrer zur Sprache. Er hat Sherlock diesen Namen gesagt, aber da konnten wir noch nicht sonderlich viel mit ihm anfangen. Erst später hat er das Spiel gegen Sherlock sehr offensiv gestartet und sein wahres Ich gezeigt. Ich habe diese Vermutung niemals jemandem gesagt, auch nicht Sherlock, aber...ich glaube, Moriarty hat gewartet.", meinte John und Alicia warf ihrem Mann einen verwirrten Blick zu.
,,Worauf?"
,,Darauf, dass unser Team komplett ist. Ich meine, denk doch nur mal an Vincent. Er hat damals gesagt, dass er und Moriarty sich kannten und möglicherweise wusste Moriarty daher auch, dass Evelyn nach London kommt. Um sein Spiel perfekt zu machen, brauchte er neben Sherlock also nur die idealen Schachfiguren, die er dazu benutzen konnte, um sie gegen Sherlock zu verwenden. Aber das wird uns kaum die Antwort auf diesen mysteriösen Hinweis liefern.", brachte John hervor und wandte sich nachdenklich ab.
Schweigen erfüllte das Wohnzimmer der Baker Street und niemand schien zu wissen, wie sie das weiterbringen sollte. Mycroft sah zu Boden und schien sie alle mit Ignoranz zu strafen, während Adrian verzweifelt versuchte, wie Jacinda zu denken und so einen möglichen Ausweg zu finden. Es war schließlich Lizzie, der auf einmal ein Gedanke kam und die daraufhin die Stille durchbrach.
,,Oh, mein Gott."
,,Was ist denn los?", wollte Alicia von ihrer Tochter wissen und die erhob sich aus dem Sessel, während sie ihre Theorie mit den anderen teilte.
,,Was ist, wenn dieser entscheidende Hinweis...gar kein Gegenstand ist, sondern eine Person.", ließ sie verlauten und John runzelte die Stirn.
,,Eine Person?"
,,Ja."
,,Aber wer sollte das sein?", fragte Adrian und Lizzie warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
,,Du."
,,Ich? Warum sollte ausgerechnet ich dieser entscheidende Hinweis sein?", gab Adrian ungläubig zurück und Lizzie fuhr mit ihrer Vermutung fort.
,,Überleg doch mal, Adrian. Dieser Fall hier...der soll uns durch seine Parallelen zum damaligen ohne Zweifel die Ereignisse der Vergangenheit vor Augen führen. Er hätte schon so viel früher passieren können, denn Jacinda hat ja nicht erst vor Kurzem angefangen zu ermitteln und somit das Erbe ihres Vaters anzutreten. Aber stattdessen ereignet er sich jetzt. Ausgerechnet jetzt, wo du vor kurzem von Jacinda zu ihrem Partner ernannt wurdest. Wer auch immer hinter alldem steckt, hat auf den passenden Moment gewartet...wie Moriarty damals. Darauf, dass das Team komplett ist. Denn Jacinda sagte es bereits...für solch ein Spiel braucht es einen Moriarty, einen Holmes und..."
,,Einen Watson.", vollendete John den Satz seiner Tochter und diese nickte.
,,Ganz genau."
Adrian war sprachlos aufgrund dieser Theorie und konnte kaum glauben, dass er wirklich die rettende Lösung sein sollte. Und obwohl sich Lizzie diesbezüglich ziemlich sicher war, so brachte Mycroft einen unverkennbaren Einwand ein.
,,Das klingt zu meiner Überraschung, sehr aufschlussreich, aber vergessen wir da nicht etwas?"
,,Was?", hakte Alicia nach und Mycroft drehte seinen Regenschirm in der rechten Hand.
,,Wenn das wirklich alles wahr ist und irgendjemand versucht, die Ereignisse aus der Vergangenheit perfekt zu kopieren und dafür das ideale Team zusammenzustellen...was ist dann mit dem Part von Evelyn? Denn mit dem Gegenspieler hätte wir zwar einen Moriarty, mit meiner Nichte Jacinda einen Holmes und mit Montgomery wohl den perfekten Watson, aber uns fehlt dann immer noch der Part von Evelyn.", rief Mycroft ihnen ins Gedächtnis, doch Alicia hatte bereits einen Verdacht.
,,Vielleicht auch nicht. Für dieses Problem gibt es meiner Ansicht nach zwei mögliche Erklärungen."
,,Und welche?", wollte John von seiner Frau wissen, die ihre Gedanken kurzer Hand offenlegte.
,,Nun, entweder könnten wir es so betrachten, dass Adrian den Part von Evelyn durch seine Vergangenheit als Polizist und somit Lizzie den idealen Watson verkörpert...oder Adrian steht für beide Parteien."
,,Für beide? Was habe ich denn bitte mit Evelyn Holmes gemeinsam?", brachte Adrian perplex hervor und zur Überraschung aller, lieferte ihm Mycroft diese Antwort.
,,Nun, Ihre Vergangenheit ist ähnlich tragisch wie die meiner Schwägerin, Montgomery. Sie werden des Mordes beschuldigt und waren daher gezwungen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und zu fliehen. Der Weg führte sie, warum auch immer, nach London und dort trafen Sie auf Jacinda. Und nun...klären Sie und Jacinda gemeinsam Verbrechen auf, wobei auch Lizzie Watson eine entscheidende Hilfe ist und dies die Theorie von Alicia somit bestätigt. Ich hoffe das reicht Ihnen als Erklärung, denn mehr werde ich nicht ins Detail gehen."
Die Erklärung von Mycroft klang für Adrian erstaunlich plausibel und gab ihm einen Hoffnungsschimmer. Hoffnung darauf, dass sie das Rätsel gelöst hatten und somit bald Jacinda finden würde. Und als hätte der Mörder seine Gedanken gelesen, klingelte das pinke Handy in der Hosentasche von Adrian und er nahm sofort ab.
,,Hallo?"
,,Mr. Montgomery, ich gratuliere Ihnen. Sie scheinen das Rätsel tatsächlich gelöst zu haben.", schnurrte ihm die Stimme aus dem Hörer entgegen und der Blick von Adrian verfinsterte sich an.
,,Schön. Wir haben Ihr Spiel mitgespielt und jetzt sagen Sie mir, wo Jacinda ist."
,,Oh, keine Sorge. Ich bin ja fair. Deshalb werde ich Ihnen gleich die Adresse schicken, aber nur Sie dürfen zu dem Treffpunkt kommen. Lassen Sie die anderen raus und Sie werden schon bald Ihre kostbare Detektivin zurückbekommen. Wir sehen uns, Montgomery."
Der Täter legte auf und Adrian spürte alle Blicke auf sich. Ohne Zweifel musste dieser Wahnsinnige sie irgendwie beobachten, aber das war jetzt nicht wichtig. Denn der Eingang einer Nachricht beinhaltete in der Tat die Adresse, welche ihn zu Jacinda führen würde. Und Adrian würde diesen Weg alleine gehen, denn nur so würde er sie retten können.
Nur kurze Zeit später erreichte Adrian die Adresse und stand vor dem Gebäude, wo Sherlock Holmes einst dem Mörder vom Fall „Einer Studie in Pink" gegenübergetreten war. Dies wusste er von John, der die Adresse sofort erkannt hatte und obwohl Adrian sich an die Anweisung des Täters hielt, so wusste er dennoch, dass Mycroft Holmes seine Augen überall hatte und die Regierung wenn nötig einschreiten würde. Denn Mycroft würde sicher nicht riskieren, dass ein weiterer Holmes von der Bildfläche verschwand.
Wachsam betrat Adrian das Gebäude und spürte, wie seine Anspannung am ganzen Körper wuchs. Er hoffte, dass Jacinda nichts zugestoßen war und er noch rechtzeitig kam. Er bahnte sich einen Weg durch die leeren Flure und behielt die ganze Zeit über seine Umgebung im Blick, denn durch seine Zeit bei der Mordermittlung wusste er nur zu gut, wie schnell eine Situation umschlagen und zu einem Kampf auf Leben und Tod werden konnte. Er setzte seine Suche nach Jacinda fort und fand diese schließlich in einem abgelegenen Raum an einem Stuhl gefesselt.
,,Jacinda!"
Adrian schnellte vor und machte sich sofort daran, die Detektivin von ihren Fesseln zu befreien. Sie schien auf den ersten Blick hin unverletzt zu sein und wirkte, völlig entgegen seiner Erwartungen, relativ entspannt und viel eher gelangweilt.
,,Wurde aber auch Zeit. Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr."
,,Ich rette Ihnen gerade das Leben, falls es Ihnen entgangen ist und hab mir den ganzen Tag über die miesen Launen Ihres Onkels angetan. Sie sollten ein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen.", knurrte Adrian, als er Jacinda befreit hatte und diese erhob sich vom Stuhl. ,,Wo ist der Mistkerl?", wollte Adrian wissen und die Detektivin rückte ihren Trenchcoat zurecht.
,,Gute Frage. Sicher in der Nähe oder er nimmt Kontakt zu seinem Auftraggeber auf."
,,Auftraggeber?", wiederholte Adrian und Jacinda musterte ihn vielsagend.
,,In der Tat. Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?"
,,Gar nicht. Dieser Wahnsinnige hat mich diesen mysteriösen Hinweis suchen lassen, der sich dann als meine eigene Wenigkeit herausgestellt hat. Danken Sie Lizzie dafür, denn die hat das Rätsel gelöst.", erklärte Adrian und Jacinda machte den Eindruck, als würde ihr ein Licht aufgehen.
,,Natürlich. Ein genialer Gegenspieler erfordert auch das perfekte Team, um ihn entgegenzutreten."
,,Irgendjemand versucht wohl auf ziemlich skrupellose Weise, die Vergangenheit zu nutzen, um die Gegenwart in ein gefährliches Spielbrett zu verwandeln, dessen Zentrum London ist. Und wir sind die Schachfiguren in diesem abgekarteten Spiel."
Adrian spürte, dass seine Intuition richtig war und da Jacinda nicht widersprach, bestätigte dies seine Vermutung. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war ein Auftraggeber des Serienmörders und deshalb betrachtete er Jacinda verwirrt und neugierig zugleich.
,,Wenn Sie sagen Auftraggeber, bedeutet das dann etwa, dass unser Mörder nicht die Person ist, die wir suchen? Also...gewissermaßen unser Moriarty?"
,,Auf keinen Fall. Der Typ kommt Moriarty nicht mal ansatzweise gleich und wer auch dahinter steckt, hält sich ganz bewusst im Hintergrund.", bestätigte Jacinda und Adrian seufzte.
,,Toll. Also stehen wir wieder ganz am Anfang."
,,So würde ich das nicht sagen."
Eine Stimme durchbrach die Konversation des Ermittlerduos und die Zwei hoben die Köpfe, als jemand die Stufen in den Raum herunterkam. Und während Jacinda in diesem Moment nur ein hohes Maß an Abneigung verspürte, so war Adrian bis in alle Grundmauern erschüttert und wie vor den Kopf gestoßen.
,,Tessa?"
,,Hallo, Adrian. Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Das Dreamteam ist doch immer am besten, wenn es vereint ist...nicht wahr?", erwiderte Tessa gelassen und Adrian verstand gar nichts mehr.
,,Was machst du hier?"
,,Sie ist der Auftraggeber.", schlussfolgerte Jacinda und Tessa schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln.
,,Gratulation. 100 Punkte."
,,Wie bitte? Du steckst dahinter? Du bist Moriarty?", kam es entsetzt von Adrian, woraufhin Tessa ermahnend einen Finger erhob und ihn zurückwies.
,,Ah! Nicht so voreilig, Adrian. Man sollte vorsichtig mit derartigen Anschuldigungen sein, auch wenn dies durchaus ein Kompliment wäre."
,,Ich fass es nicht. Dann war all das nur ein Spiel? Du hast mich benutzt, um an Jacinda ranzukommen?", entgegnete Adrian wütend, aber Tessa winkte ab.
,,Nimm das nicht so schwer, Adrian. Außerdem ging es nie nur um Jacinda, sondern genauso sehr um dich. Genauer gesagt...um alle aus eurer fanatischen Clique. Wie du eben schon so poetisch zusammenfasst hast...ihr seid alle nur Schachfiguren."
Adrian verspürte Wut und Enttäuschung, aber auch Fassungslosigkeit und Entsetzen. Er war definitiv unaufmerksam gewesen, denn sonst hätte er die Maskerade von Tessa doch sofort durchschaut. Jacinda hatte ihr nicht vertraut und allein das hätte ihm schon Grund zur Sorge geben müssen. Seine Partnerin nahm Tessa argwöhnisch ins Visier und wirkte nicht so überrascht.
,,Ich wusste sofort, dass mit Ihnen was nicht stimmt."
,,Und dennoch haben Sie die Wahrheit nicht gesehen, Jacinda. Tja, die Wahrheit ist bekanntlich grausam und tut weh, aber auch Sie müssen zugeben: Sie sind nicht Sherlock Holmes. Im Grunde sind Sie nur ein armes kleines Mädchen, das von seinen Eltern zurückgelassen wurde und zum Spaß gerne Verbrechen aufklärt. Und genau deshalb dieser Fall hier. Er sollte Ihnen vor Augen führen, dass die Vergangenheit uns schneller einholen kann als erwartet. Und wenn sie es tut...dann könnte das grausam enden."
Tessa warf den beiden einen eiskalten Blick zu, richtete ihre Aufmerksamkeit aber vor allem auf Jacinda. Adrian jedoch, hoffte trotz allem, dass noch ein Funken Menschheit in der Blondine steckte und appellierte an ihr Gewissen.
,,Wenn du etwas weißt, dann sag es, Tessa. Wer steckt dahinter? Wer ist Moriarty?", verlangte er zu wissen, doch sie zuckte mit den Schultern.
,,Ich weiß es nicht. Wie ihr...hab auch lediglich ich meine Rolle zu spielen und mein Auftritt ist hiermit beendet. Viel Glück, Holmes und Montgomery. Ihr werdet es brauchen."
Tessa trat ein paar Schritte zurück, als auf einmal ein Schuss fiel und das Glasfenster neben ihn in tausend Scherben zersprang, als die Kugel hindurch flog und Tessa traf. Diese ging augenblicklich zu Boden und blieb reglos liegen, als sich auch schon eine Blutlache unter ihr ausbreitete.
Adrian starrte erschüttert auf die Leiche von Tessa und war wie festgenagelt, da sich all dies so schnell abgespielt hatte, dass er gar nicht hätte reagieren können. Jacinda spürte, dass sich über ihnen förmlich ein Sturm zusammenzog und sie hatte den Ernst der Lage längst erkannt.
,,Ich schätze, das hier war lediglich ein kleiner Vorgeschmack auf das, was folgen wird. Von jetzt an gibt es kein Zurück mehr. Es hat schon begonnen."
,,Was hat begonnen?", brachte Adrian zögerlich hervor und Jacindas Antwort erschütterte ihn bis ins Mark.
,,Das Spiel des Todes."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top