Harry Watson

So, meine Lieben...wie angekündigt habe ich heute das vorerst letzte Kapitel von "Legacies of Sherlock" für euch. Hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse, dass ich die Geschichte erstmal auf Eis lege, aber sie soll ja auch gut werden und fehlende Motivation ist da ein ganz böser Gegner. Aber vielleicht verratet ihr mir noch, was ihr eigentlich von unserem neuen Ermittlerduo haltet und wen ihr (abgesehen von Sherlock und Evelyn) gerne wiedersehen würdet ;)

LG,
eure Hela

                                                                                                       ~~~

Harry Watson

Völlig perplex starrte John auf seine Schwester und drohte fast nach hinten umzukippen, weshalb er sich am Türrahmen festhielt. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, seit er seine Schwester zum letzten Mal gesehen hatte und auch Harry schien mit sich zu ringen, wie genau sie sich John gegenüber verhalten sollte.
,,Harry? Was...was tust du hier?", stammelte John etwas überfordert und Harry senkte leicht den Kopf.
,,Es tut mir leid, dass ich dich so überfalle. Aber ich muss unbedingt mit dir sprechen, John. Ich wäre nicht gekommen, wenn es nicht wichtig wäre."
John zögerte noch kurz, doch dann trat er leicht zur Seite und bat Harry ins Haus. Mit zögerlichen Schritten trat seine Schwester ein und stand auch sogleich Alicia gegenüber, die bislang die Szene schweigsam beobachtet hatte. Und nun bekam sie selbst einmal Gelegenheit, die Schwester von John in Augenschein zu nehmen, der sie bislang noch nie zuvor begegnet war.
Harry hatte kinnlange braune Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren und die gleichen Augen ihres kleinen Bruders. Ihr Gesichtsausdruck wirkte ernst und kritisch, während sie Alicia musterte. Und auch Johns Frau betrachtete Harry nachdenklich, von der sie auch nicht gerade viel wusste. Zwar hatte John ihr von Harriet, die er immer nur Harry nannte, erzählt und Alicia wusste auch um das Alkoholproblem von ihr, doch Kontakt hatte John zu Harry keinen. Nicht einmal zu seiner ersten Hochzeit war sie gekommen und deshalb verstand Alicia natürlich, dass ihr Mann nun umso angespannter war und kurzer Hand an die Seite seiner Frau eilte, ehe er sich wieder an Harry wandte.
,,Harry, ich möchte dir gerne meine Frau Alicia vorstellen. Alicia, das ist meine Schwester Harriet-oder kurz Harry genannt."
,,Freut mich Sie kennenzulernen.", erwiderte Alicia höflich und Harry nickte kaum merklich.
,,Mich ebenfalls. War der Name deiner Frau nicht Mary, John?"
Harry wirkte sichtlich irritiert und John verkrampfte sich noch mehr, woraufhin Alicia nach seiner rechten Hand griff, um sie mit ihrer linken zu verschränken. John sprach nicht gerne über dieses Thema und, dass Harry nun so derartig mit der Tür ins Haus fiel, gefiel ihm gar nicht. Doch woher sollte Harry es auch wissen, wenn er keinerlei Kontakt mehr zu seiner Schwester pflegte?
,,Mary war meine erste Frau und sie kam leider ums Leben, Harry. Alicia habe ich danach kennengelernt und bin sehr froh, sie an meiner Seite zu haben. Aber warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer? Dann kannst du mir sagen, weshalb du gekommen bist und wir halten uns nicht unnötig mit sentimentalen Familiengeschichten auf."

John eilte kurzer Hand voraus und Alicia sah ihm irritiert nach. So hatte sie ihren Mann noch nie erlebt und sie fragte sich, ob es allein die Anwesenheit seiner großen Schwester war, die ihn so aus dem Konzept brachte. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass mehr dahinter steckte. Die Frage war nur was.

In der Baker Street stand Adrian Montgomery unterdessen kurz vorm Rande der Verzweiflung. Nachdem er Jacinda seine gesamte Lebensgeschichte erklärt hatte, legte die junge Detektivin nun ganz spezielle Theorien an den Tag, die ihrer Meinung nach eine Möglichkeit wären, weshalb man ihn unschuldig des Mordes bezichtigte.
Von verschmähten Liebschaften, über rivalisierende Kollegen oder Kolleginnen...bis hin zu rachsüchtigen Inhaftierten war alles mit dabei, doch keine Theorie passte in das Konzept. Es war wahrhaftig die Nadel im Heuhaufen nach der sie suchten und Adrian sah sich schon darin bestätigt, dass all das Zeitverschwendung war. Allerdings behielt er dies für sich, denn als er es das letzte Mal geäußert hatte, war von Jacinda ein Reagenzglas geflogen gekommen, dem er nur mit Mühe hatte ausweichen können.
Jacinda nahm das alles anscheinend wirklich ziemlich ernst und Adrian bewunderte sie für ihre Entschlossenheit, obgleich es ihm ein Rätsel war, weshalb sie sich so für ihn engagierte. Kannten sie sich doch so gut wie gar nicht und standen gerade mal am Anfang ihrer Zusammenarbeit.
,,Und Sie können wirklich weitere Verwandte ausschließen?", fragte Jacinda nun erneut und Adrian nickte seufzend.
,,Ja. Ich habe nicht viele Verwandte und ihre Anzahl hat sich innerhalb der letzten zwei Stunden auch nicht vermehrt, seit Sie mich das immer wieder gefragt haben. Außerdem, was haben meine Verwandten denn mit meinem Fall zu tun?"
,,Sie würden sich wundern, wie oft der Täter aus dem Familienumfeld kommt, Montgomery. Nicht immer läuft das Familienleben harmonisch ab und viel zu oft werden Verwandte zum Killer oder Verbrechern anderer Art. Sie wären erschüttert, wenn Sie den Stammbaum meiner Mutter sehen würden."
Nun wurde Adrian hellhörig, denn es geschah so gut wie nie, dass Jacinda ihre Eltern erwähnte. Nur sehr selten und wenn sie es tat, redete sie sich hinterher um Kopf und Kragen in dem Versuch das Thema zu wechseln oder schwieg eisern. Dabei brannte er regelrecht vor Neugier, was die Geschichte der Holmes-Familie betraf und wagte daher noch einen Versuch, Jacinda etwas davon zu entlocken.
,,Warum?", fragte er und Jacinda hielt kurz inne, ehe sie ihn ausdruckslos musterte.
,,Nicht so wichtig. Sagen wir einfach, meine Mutter kommt aus ziemlich dramatischen Verhältnissen."

Und daraufhin hüllte sich Jacinda wieder in Schweigen, was Adrian ein weiteres Seufzen über die Lippen trieb. Warum hatte er auch nur eine Sekunde lang angenommen, dass sie ihm genug vertrauen und ihm von ihrer Vergangenheit berichten würde? Es lag doch auf der Hand, dass er für Jacinda nichts weiter als ein Mitbewohner, Assistent und aufgrund seines spannenden Falls, Zeitvertreib war. Und das würde sich mit Sicherheit auch niemals ändern.
,,Jacinda? Bist du da?", erklang auf einmal die Stimme von John im Treppenhaus, was die beiden Ermittler aus der Stille riss und da stand der ehemalige Partner von Sherlock Holmes auch schon im Wohnzimmer, woraufhin Jacinda ihn neugierig ansah.
,,Deine Frage ist ja wohl offensichtlich beantwortet, Onkel John. Also warum verrätst du mir nicht, weshalb du wie ein Verrückter in mein Wohnzimmer platzt und mich beim Denken störst. Und ich hoffe für dich, es ist wichtig."
,,Ist es. Ich brauche deine Hilfe bei...einem Fall. Wenn ich das so nennen kann.", erwiderte John etwas unsicher und nun runzelte Adrian irritiert die Stirn.
,,Was für ein Fall, Dr. Watson?"
,,Es geht um meine Schwester. Harry. Sie stand heute vor meiner Tür und brachte ziemlich...brisante Neuigkeiten mit sich.", erklärte John und wirkte dabei so dermaßen zerstreut, dass Adrian schon befürchtete, er stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Jacinda jedoch, blieb vollkommen ruhig und musterte ihren Patenonkel nun ziemlich aufmerksam. Sie schien sein neues Verhalten genauestens zu analysieren und deutete dann auf den Stuhl in der Mitte, auf dem sonst die Klienten der Baker Street Platz nahmen. John zögerte kurz, setzte sich dann allerdings und Jacinda setzte ihre professionelle Miene auf.
,,Was sind das für Neuigkeiten und was steckt dahinter? Denn du suchst mich sicher nicht ohne Grund auf, nur weil deine Schwester sich nach etlichen Jahren mal wieder blicken lässt. Wie ernst ist es?", verlangte sie zu wissen und John schluckte sichtlich.
,,Ziemlich ernst. Ich hatte nicht gedacht, dass ich mich jemals damit auseinandersetzen müsste, aber es ist so und ich kann es nicht mehr ändern. Deshalb brauche ich deine Hilfe, Jacinda. Du bist die Einzige, die mir dabei helfen kann, dieses Problem...aus der Welt zu schaffen."

Jacinda warf einen kurzen Blick zu Adrian, doch auch der wirkte etwas ratlos und konnte sich keinen Reim darauf machen, was John ihnen hier versuchte zu sagen. Doch bevor sie alle weiter darauf eingehen konnten, erklang die Stimme von Mrs. Hudson im Treppenhaus, die allem Anschein nach die Tür geöffnet und einen weiteren Besucher eingelassen hatte. Denn nur wenige Sekunden später betrat Hardin Lestrade das Wohnzimmer und schaute neugierig in die Runde.
,,Guten Abend. Oh. Dr. Watson. Schön, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, ich störe nicht.", meinte er und Jacinda warf ihm missmutige Blicke zu.
,,Also eigentlich..."
,,Sind wir gerade in einem wichtigen Gespräch, aber was führt Sie denn zu uns, Lestrade? Vielleicht können wir Ihnen ja auch weiterhelfen.", fiel Adrian ihr ins Wort, da er bereits eine Beleidigung von Jacindas Seite befürchtete.
Diese beäugte den Polizisten äußerst kritisch und Adrian war sich ziemlich sicher, dass Jacinda Lestrade nur zu gerne als Experiment im Kühlschrank enden lassen würde, sollte er keinen triftigen Grund haben, nun hier in der Baker Street aufzukreuzen und ins Gespräch mit John zu platzen. Auch Lestrade selbst schien sich nun sichtlich unwohl zu fühlen, denn er kratzte sich am Hinterkopf und schluckte leicht.
,,Nun ja, eigentlich hatte ich auf ein wenig Unterstützung gehofft. Ich bin gerade auf dem Weg ins Barts, weil Miss Watson sich eine neue Leiche angesehen hat und dabei wohl auf interessante Merkmale gestoßen sind. Ich dachte mir, eine zweite Meinung könnte dabei nicht schaden.", warf er dann schließlich in die Runde und Adrian schielte zu Jacinda rüber, deren Augen sich zu Schlitzen verengten und Hände sich in die Sessellehnen krallten, weshalb er schnell schaltete.
,,Nun, Jacinda hat gerade anderweitig zu tun, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich Sie begleiten. Mich braucht Jacinda hier gerade nicht zwingend und ich könnte mir die Leiche ja auch ruhig mal ansehen."
Adrian sah Lestrade abwartend an und als dieser ebenfalls einen skeptischen Blick auf die junge Detektivin warf, nickte er hastig zur Einwilligung. Daraufhin erhob sich Adrian und zog sich seine Jacke über, da er auch irgendwie froh war, an diesem Tag doch noch der Wohnung wenigstens einmal zu entkommen. Allerdings wandte er sich noch einmal an Jacinda und John, während Lestrade bereits Richtung Treppenhaus verschwunden war.
,,Ich werde so schnell wie möglich zurück sein, nachdem ich unserem Detective Inspector in Sachen ein wenig unter die Arme gegriffen habe. Aber keine Sorge, Dr. Watson. Was auch immer Ihr Anliegen ist, ich bin mir ganz sicher, wir übernehmen Ihren Fall!"

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