Der perfekte Mord?

Hallo, meine Lieben. Puh, die Weihnachtszeit ist mal wieder da und das bedeutet Stress. Eigentlich wollte ich das neue Kapitel schon früher fertig haben, Schande über mein Haupt, aber leider hat die Arbeit mich letzte Woche etwas zu sehr eingespannt und tut es zurzeit noch. Dafür geht es aber heute weiter und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen ;)

Liebe Grüße,
eure Hela

PS: Wie ihr im letzten Kapitel bereits gemerkt habt, hat sich unsere gute Annabelle dazu entschlossen, in London zu bleiben. Das bedeutet, die Cousine stößt in diesem Teil zum Hauptcast rund um das Team von Jacinda Holmes dazu und wir werden somit mehr von Annabelle erfahren ;) Dafür gibt es auch ein "Willkommensintro" auf meinem YouTube Kanal. Schaut gerne mal rein ;)

https://youtu.be/UiKbMvDCfXU

                                                                      Der perfekte Mord?

Es waren ein paar Wochen vergangen, seit den Ereignissen im Museum und noch immer war das Team rund um Jacinda Holmes und Adrian Montgomery angespannt. Das Ermittlerduo vertrieb sich mit kleineren Fällen die Zeit, während die Familie Watson dem Ganzen eher mit Skepsis und Unbehagen entgegenblickte. Lizzie und Hardin hatten sich in der Zwischenzeit bereits ein paar Mal getroffen und waren sich näher gekommen, doch auch sie stellten sich fast täglich die Frage, wer hinter alldem steckte.
Vor allem Alicia Watson hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache, denn immer wieder erinnerte sie sich an die Ereignisse der Vergangenheit und an das Spiel des Todes, welches sie alle damals fast umgebracht hatte. Wer also machte sich einen Spaß daraus, aus der Tragödien vor einigen Jahren und den Schrecken von Jim Moriarty Profit zu schlagen und daraus ein erneutes Puppenspiel zu kreieren, worin sie alle als wehrlose Marionetten zu fungieren schienen?
Selbst der alltägliche Haushalt konnte Alicia heute nicht ablenken, denn in der vergangenen Nacht hatte sie wieder von jenem Abend geträumt, an dem Mycroft ihr und John offenbart hatte, dass man Sherlock und Evelyn für tot erklären würde, was ihr wieder einmal den Schmerz des Verlustes näherbrachte. Obwohl bereits so viel Zeit vergangen war, schien es ihr und auch den anderen nicht leichter zu fallen, den Verlust von Sherlock und Evelyn zu verkraften und Alicia bezweifelte, dass dies jemals der Fall sein würde.
,,Ich hoffe für Lestrade Junior, dass er Lizzie auf Händen trägt. Sonst lernt er meine militärischen Fähigkeiten kennen.", brummte John, der am Esstisch saß und krampfhaft versuchte, sich auf die Morgenzeitung zu konzentrieren und Alicia schaffte es, die traurigen Gedanken für einen Moment beiseite zu schieben.
,,Du warst doch Arzt und kein Soldat. Das hast du nur immerzu betont, Schatz."
,,Trotzdem sollte man das nicht unterschätzen. Wie du weißt, bin ich auch mit dem Umgang von Schusswaffen vertraut und ich habe keine Scheu davor, sie einzusetzen.", entgegnete John und Alicia legte das Geschirrtuch zur Seite, ehe sie zu ihm ging und seine Schulter tätschelte.
,,John, Lizzie ist erwachsen und trifft ihre eigenen Entscheidungen. Sie ist nicht mehr dein kleines Mädchen wie damals. Wir müssen das beide akzeptieren, egal wie schwer uns das auch fällt."
John murmelte etwas Unverständliches und Alicia musste schmunzeln, da sie es doch ein wenig amüsant fand, wie stark der Beschützerinstinkt von John auch heute noch ausgeprägt war. Er sah es ja schon nicht gern, wenn sich Lizzie gemeinsam mit Jacinda in Fälle stürzte, auch wenn ihre Tochter ja eher die fachliche Arbeit im Bezug auf die Opfer erledigte. Aber die Erscheinung eines neuen Moriarty änderte die Lage natürlich, denn sie alle schienen in den Fokus gerückt zu sein und das konnte nichts Gutes bedeuten.
,,Was ist eigentlich mit dir? Du warst letzte Nacht sehr unruhig und heute scheinst du mit den Gedanken auch ganz woanders zu sein. Ist alles in Ordnung?", fragte John besorgt, nachdem er die Zeitung weggelegt hatte und besorgt zu Alicia aufsah.
,,Oh, ja. Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen."

Sie rang sich zu einem Lächeln durch und kehrte an die Spüle zurück, um das restliche Geschirr abzutrocknen. Allerdings war John durch die jahrelange Arbeit mit Sherlock Holmes natürlich um Einiges aufmerksamer geworden und so entging ihm das Ausweichmanöver seiner Frau keineswegs. Deshalb stand er auf und trat an die Seite von Alicia, ehe er einen Arm um sie legte und ihr das Geschirrtuch aus der Hand nahm. Dann drehte er sie an den Schultern zu sich, sodass sie ihn ansehen musste und musterte sie mit prüfendem Blick.
,,Alicia, ich kenne dich und ich weiß, wann dich etwas beschäftigt. Du kannst mir alles sagen, das weißt du.", brachte er hervor und strich ihr eine blonde Haarsträhne zurück, woraufhin Alicia seufzte. ,,Also, woran denkst du?", hakte John nach und schließlich brach Alicia ihr Schweigen.
,,An den Abend, wo Mycroft damals bei uns war. Du weißt schon, wegen der Bekanntgabe."
,,Ich wusste nicht, dass dich das immer noch beschäftigt."
John runzelte ein wenig die Stirn und war ehrlich überrascht. Natürlich ließ sie alle nicht los, dass Sherlock und Evelyn niemals wieder zurückkehren würden, aber er hatte zumindest vermutet, dass es Alicia nicht mehr so schwer belastete. Was offensichtlich ein Irrtum gewesen war.
,,Naja, in den letzten Jahren hat es auch ein wenig nachgelassen, aber...ich werde wohl niemals aufhören mir die Frage zu stellen, warum sie damals gegangen sind und was mit ihnen passiert ist. Ich wünschte, wir wüssten es.", meinte Alicia und senkte den Kopf, woraufhin John sie mitfühlend ansah.
,,Nur leider werden wir es nie erfahren. Ich weiß, dass in uns allen tief verborgen noch irgendwo ein kleiner Funken Hoffnung steckt, dass sie noch leben, aber die Zeit spricht dagegen. Es sind jetzt immerhin 12 Jahre."
Ja...12 Jahre! Fast schon absurd, dass so viel Zeit vergangen war, die sie ohne ihre beiden besten Freunde hatten verbringen müssen. Aber es war nun einmal eine Tatsache und Alicia spürte, wie sich ihre Schuldgefühle wieder nach oben kämpften. Denn sie war nach wie vor der Ansicht, dass sie viel zu wenig unternommen hatten, als das Ehepaar Holmes spurlos verschwunden und nie zurückgekehrt war.
,,Wir hätten intensiver suchen müssen, John."
,,Und wonach? Wir haben doch alles getan, was wir konnten, Liebling. Mycroft hat seinen Einfluss genutzt, um die besten Agenten nach ihnen suchen zu lassen, Greg hat in jede nur erdenkliche Richtung ermittelt und Mycroft hat sogar Annabelle darum gebeten, eine Suchaktion in Amerika zu starten. Aber es gab keinen einzigen Hinweis darauf, weshalb Sherlock und Evelyn gegangen sind und ich glaube, das war auch in ihrem Sinne. Denn hätten sie gewollt, dass wir sie finden...dann hätten sie dafür gesorgt, dass wir es tun."

John fiel es schwer, über das ganze Thema zu sprechen und hatte sogleich wieder seinen besten Freund dessen Frau vor Augen, wie sie beide durch seine Haustür traten und in der Finsternis der Nacht verschwunden waren, nachdem sie ihre Tochter Jacinda bei ihm und Alicia zurückgelassen hatten. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass dies zum Schutz von Jacinda geschehen war, doch noch heute stellte sich John die Frage, warum Sherlock und Evelyn ihre Tochter nicht mit sich genommen hatten.
Alicia, die von den Worten ihres Mannes tief getroffen war, da er immerhin den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, ließ sich auf einen Stuhl am Esstisch nieder und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Es wollte ihr einfach nicht in den Sinn kommen, warum all dies so gekommen war. Hatte die Hochzeit von Sherlock und Evelyn doch damals geradezu nach einem Happy End ausgesehen, wenn man es so bezeichnen konnte. Und die Geburt von Jacinda schien doch erst recht alles perfekt gemacht zu haben. Was also war so schrecklich gewesen, dass Sherlock und Evelyn keine andere Möglichkeit zur Flucht gesehen und sich niemandem anvertraut hatten?
,,Warum hat sie mich denn nicht um Hilfe gebeten? Ich...war...doch ihre beste Freundin. Sie hätte doch wissen müssen, dass sie sich auf mich verlassen kann.", entfuhr es Alicia mit einem Schluchzen und sofort war John an ihrer Seite, um sie in seine Arme zu nehmen.
,,Das wusste sie, Alicia und Sherlock wusste es auch. Ihnen war klar, dass wir ihnen helfen würden und vermutlich haben sie deshalb nichts gesagt. Es ist wie damals, als sie ihren jeweiligen Tod vorgetäuscht haben. Sie sahen wohl keine andere Möglichkeit. Ob das nun die richtige oder falsche Entscheidung war, spielt keine Rolle mehr. Denn es ändert nichts an der Tatsache, dass sie für immer fortgegangen sind."
Alicia hörte den brechenden Unterton in der Stimme von John und wusste, dass er nicht gerne darüber sprach. Noch heute schien es ihm besonders nahe zu gehen, dass sie ihre besten Freunde auf so tragische Weise verloren hatten und John hatte vor alldem schließlich am meisten Zeit mit Evelyn und Sherlock verbracht. Hatte er doch selbst über all die Jahre mit erlebt, wie sich zwischen den beiden die wohl außergewöhnlichste Liebesbeziehung aller Zeiten entwickelt hatte und sie dabei begleitet.
Alicia wollte gerade etwas erwidern, als es auf einmal an der Tür klingelte. Sie sah verwirrt auf, doch John lächelte kaum merklich und strich ihr kurz liebevoll über die Wange, ehe er sich auf den Weg zur Tür machte. Die Blondine erhob sich vom Stuhl und wischte sich die Tränen von den Wangen, als auf einmal eine nur allzu vertraute Stimme vor der Tür erklang.
,,Hallo, John. Ich hatte gehofft, dass ihr zu Hause seid. Wie geht's dir?"
Es war Annabelle, die von John ins Haus gebeten wurde und nun ins Wohnzimmer spazierte. Zwar wusste das Watson-Ehepaar, dass Annabelle eine neue Stelle bei der britischen Regierung angenommen hatte und nun vorerst in London verbleiben würde, persönlich miteinander gesprochen hatten sie allerdings noch nicht, da es sich zeitmäßig einfach nicht ergeben hatte. Aber die Wiedersehensfreude war Annabelle zweifellos anzusehen, denn sie kam direkt auf Alicia zu und umarmte sie zur Begrüßung.
,,Alicia! Endlich sehen wir uns auch mal wieder.", sagte Annabelle und John war, wie eigentlich meistens, mal wieder etwas überrumpelt von der stürmischen Art, die Evelyns Cousine an den Tag legte.
,,Dann stimmt es also, was uns Jacinda erzählt hat. Du bist nach wie vor in London."
,,Ja und das bleibe ich auch erstmal. Mycroft hat mir einen neuen Job besorgt und mich bereits mit der britischen Regierung vertraut gemacht. Die allgemeine Faszination für Tee der Briten finde ich ja etwas sonderbar, aber es gefällt mir und es ist ein gewaltiger Unterschied zum Weißen Haus in Washington."

Annabelle war wie beflügelt und Alicia konnte nur den Kopf diesbezüglich schütteln. Evelyn und ihre Cousine waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht, denn Annabelle war lebhaft, ehrgeizig und selbstbewusst und Evelyn war ja das komplette Gegenteil gewesen. Und schon jetzt war sich Alicia sicher, dass die britische Regierung und vor allem Mycroft Holmes mächtig aufmischen würde.
,,Das sind zur Abwechslung ja mal erfreuliche Neuigkeiten. Es ist auch schön dich wiederzusehen, Annabelle. Und du hast Recht, es ist viel zu lange her.", erwiderte Alicia mit einem Lächeln und John räusperte sich leicht.
,,Möchtest du etwas trinken, Annabelle?"
,,Alles, nur bitte keinen Tee. Den hatte ich schon zu Genüge in den letzten Tagen.", gab die Blondine zurück und John nickte kaum merklich, ehe er sich daran machte Kaffee zu kochen.
Alicia und Annabelle nahmen am Esstisch Platz und Alica musste feststellen, dass Annabelle noch die Alte war. Obgleich ihr nicht entging, dass ihre übermütige Art winzige Risse bekommen zu haben schien, was bei den Ereignissen der vergangenen Jahre aber auch kein Wunder war.
,,Also, was hat dich zu der Entscheidung gebracht, in London zu bleiben?", fragte Alicia schließlich und Annabelle lehnte sich ein wenig zurück.
,,Tja, ihr wisst ja sicher, was sich vor ein paar Wochen zugetragen hat...kurz nach meiner Ankunft hier. Allem Anschein nach gibt es irgendeinen neuen kranken Psychopathen, der einen auf Jim Moriarty macht und ein krankes Spiel aufstellt. Ich hielt es für besser, diesmal gemeinsam mit euch in der ersten Reihe zu sitzen und nicht wieder die dramatischen Neuigkeiten aus weiter Entfernung zu erfahren."
John hob überrascht prüfend die Augenbraue bezüglich dieser Aussage, als er die Tasse Kaffee vor Annabelle abstellte und tauschte einen stummen Blick mit Alicia. Diese schüttelte kaum merklich den Kopf und konzentrierte sich stattdessen weiter auf Annabelle.
,,Annabelle, niemand hat es dir damals zum Vorwurf gemacht, dass du nicht hier warst, als Vincent...", setzte sie an, verstummte aber kurz und atmete tief durch, ehe sie dann doch fortfuhr. ,,Evelyn war ziemlich froh, dass du nicht auch in der Schusslinie warst. Es war ja schon schlimm genug, dass Vincent..."
,,Meine Mutter ermordet hat? Ja, das ist wahr. Und glaub mir, wäre ich hier in London gewesen, hätte ich ihn eigenhändig dafür umgebracht. Aber das tut jetzt nichts zur Sache, denn es geht hier nicht um die tragische Geschichte meiner und Evelyns Familie. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wer dieser neue Moriarty ist."

Besorgnis machte sich unter John und Alicia breit, die nun beide am Tisch saßen und ihre Blicke auf Annabelle gerichtet hatten. Die Schatten der Vergangenheit hatten auch auf der erfahrenen Geheimagentin ihre Spuren hinterlassen und sie war durch die tragischen Verluste ebenso gezeichnet. Es war ihnen aber auch klar, dass Annabelle nicht einfach so darüber reden würde und deshalb konzentrierten sie sich eher auf das, was Evelyns Cousine eben angemerkt hatte: auf die Frage, wer hinter dem neuen Moriarty steckte.
,,Dein Engagement in allen Ehren, Annabelle...aber wie willst du herausfinden, wer dahinter steckt? Ich sage es nur wirklich ungern, aber derjenige sitzt am längeren Hebel als wir und ich bin mir ziemlich sicher, dass er seine Identität mit einem großen Knall lüften wird. So, wie Jim Moriarty es damals getan hat, als er Evelyn und mich als Geiseln genommen hat, um mit Sherlock zu spielen. Glaub mir, ich bin wirklich nicht scharf darauf, erneut als tickende Zeitbombe im Schwimmbad zu landen.", sagte John, woraufhin Alicia ihm eine Hand auf den Unterarm legte.
,,Soweit wird es nicht kommen. Gemeinsam sind wir alle stärker, das haben wir schon früher bewiesen und außerdem haben wir doch schlaue Köpfe unter uns. Hat Mycroft denn schon etwas rausgefunden?"
,,Nicht wirklich und glaubt mir, er ist deswegen das reinste Nervenbündel. Er befürchtet die ganze Zeit, dass Jacinda aus Impulsivität etwas Dummes machen und sich dadurch in Schwierigkeiten bringen könnte. Und ich kann seine Sorge verstehen, denn Jacinda scheint dafür wirklich den gleichen Faible wie ihre Eltern zu haben. Sie ist eindeutig ein zweiter Sherlock Holmes und trägt mindestens so viel tragische Vergangenheit mit sich wie Evie es getan hat.", meinte Annabelle mit einem Seufzen und erneut erfüllte Schweigen das Wohnzimmer der Familie Watson.
Es waren Tatsachen, die sie alle nicht leugnen konnten und in der Tat schien sich die Geschichte von damals in einigen Aspekten zu wiederholen. Die Frage war eigentlich nur noch: was würde sie alles diesmal erwarten?

Das Ermittlerduo Holmes und Montgomery ahnte nichts von den düsteren Gedanken, welche die anderen beschäftigten, als es sich auf dem Weg zum neuen Tatort befand, zu dem Hardin Lestrade sie vor einer halben Stunde beordert hatte. Jacinda war schon voller Vorfreude darauf, erhoffte sie sich doch jedes Mal neue Anhaltspunkte, die sie dem mysteriösen Moriarty-Nachfolger näherbringen würden. Adrian versuchte jedes Mal, seine junge Partnerin zurück auf den Boden der Tatsachen zu holen, doch manchmal kam es dem einstigen Polizisten wahrhaftig vor, als würde er gegen eine Wand reden.
So war es auch heute, denn als sie das Grundstück des neuen Tatorts erreichten, hechtete Adrian wie ein Besessener Jacinda hinterher, die auf das Fabrikgelände stolzierte und auf die Polizeiabsperrung zusteuerte, wobei sie gekonnt die Rufe ihres Partners überhörte.
,,Jacinda, wir sollten uns echt vorsehen. Jeder Fall könnte uns direkt in die nächste Falle dieses mysteriösen Psychopathen führen.", brachte er etwas außer Atem hervor, doch Jacinda konzentrierte sich lediglich darauf, von einem Beamten am Ort des Geschehens zu Lestrade geführt zu werden.
Zwar war der Polizist nicht sonderlich begeistert darüber, dass Lestrade wieder einmal Holmes angeheuert hatte, doch er erbarmte sich seinem Schicksal und winkte Jacinda samt Gefolgsmann Adrian schließlich durch, ehe er sie in das verlassene Fabrikgebäude führte. Adrian wurde nun langsam echt sauer, dass Jacinda ihn ignorierte und stellte sich der jungen Detektivin prompt in den Weg, woraufhin diese ihn fassungslos ansah.
,,Was soll das, Montgomery?"
,,Ah, es spricht noch. Wahrlich ein Wunder. Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Jacinda Holmes, Sie werden diesen Tatort nicht betreten, bevor Sie mir nicht zugehört haben, also lauschen Sie meinen Worten diesmal bitte sehr deutlich, denn ich wiederhole sie nicht noch einmal. Was ist, wenn das alles wieder ein Schachzug des neuen Moriarty ist? Wir haben noch keine Strategie, wie wir ihn enttarnen sollen und einfach sein Spiel mitzuspielen, scheint mir nicht der ideale Schachzug zu sein.", entgegnete der Dunkelhaarige, doch die Detektivin war anderer Meinung.
,,Etwas anderes wird uns nicht übrig bleiben. Er wird seine Spuren verwischen, sodass wir keinerlei Anhaltspunkte haben und erst zulassen, dass wir etwas finden, wenn er selbst es für den richtigen Zeitpunkt hält. So, wie Jim Moriarty es einst ebenfalls getan hat."
,,Mit anderen Worten: lehnen wir uns zurück und genießen die Show? Ich bin aber nicht scharf drauf, ebenfalls auf einem Seziertisch zu landen, nur weil ein verrückter Freak Gefallen daran findet, psychopathische Spiele gegen Langeweile zu kreieren.", zischte Adrian zwischen den Zähnen hervor, doch Jacinda tätschelte nur seine Schulter und stolzierte an ihm vorbei.
,,Keine Panik, Montgomery. Hätte derjenige Sie oder jemand anderen von uns umbringen wollen, wäre das schon längst geschehen. Also braucht er uns wohl lebend und selbst wenn das Gegenteil der Fall ist, sollten Sie nicht in Hysterie verfallen. Denn wenn man umgebracht werden soll, muss man das Beste draus machen."

Wieder einmal schaffte Jacinda Holmes es mit ihrer Schlagfertigkeit, Adrian die Sprache zu verschlagen und erntete pure Fassungslosigkeit des jungen Mannes. Denn Adrian konnte einfach nicht glauben, dass Jacinda all dies mit einer derartigen Leichtfertigkeit abtat. Waren ihr die möglichen Konsequenzen denn vollkommen gleichgültig?
Die Aufklärung dieser Frage würde wohl oder übel warten müssen, denn nun stand erstmal die Aufklärung eines neuen Mordfalls auf dem Programm. Deshalb erwachte Adrian aus seiner Starrte und folgte Jacinda widerwillig zum Zentrum der Ereignisse, wo sich bereits Hardin und die Spurensicherung befanden. Auch Lizzie war mit von der Partie, die einen ersten Blick auf die Leiche warf und nicht gerade erfolgreich im Sicherstellen von Spuren oder Beweisen war.
,,Die Kavallerie ist da. Also, was habt ihr für mich?", warf Jacinda geradewegs in den Raum und Lizzie seufzte ergeben, ohne dabei den Blick von dem Opfer zu wenden.
,,Tja, wenn ich dir das sagen könnte, wäre ich um Einiges glücklicher."
Jacinda hob eine Augenbraue und warf einen Blick auf Hardin, der wie ein aufgescheuchtes Rebhuhn umher lief und ununterbrochen telefonierte. Auch Adrian war irritiert und wandte sich selbst an die blonde Anthropologin.
,,Wie meinst du das, Lizzie?"
,,Nun, für gewöhnlich habe ich bei der ersten Untersuchung ja erste Hinweise für euch, aber bis auf die Todesursache kann ich euch nichts geben. Wer auch immer hier am Werk war, versteht was von dem Handwerk Mord. Deshalb ist Hardin ja auch so angespannt. Es scheint das perfekte Verbrechen zu sein."
Adrian runzelte die Stirn und Jacinda warf prüfend einen Blick auf das männliche Opfer. Es war ein Mann mittleren Alters, schien in der Geschäftsbranche tätig gewesen zu sein und soweit die junge Detektivin es erkennen konnte, schien er aus weiter Entfernung erschossen worden zu sein.
,,Er wurde erschossen. Aus ziemlich großer Entfernung, wie es mir scheint.", eröffnete sie den anderen und Adrian ging neben dem Opfer in die Hocke.
,,Aus wie viel Metern Entfernung kam der Schuss?"
,,Ausgezeichnete Frage, Montgomery. Finden wir den Ort von dem geschossen wurde, könnten wir Hinweise auf den Täter finden."

Jacinda warf ihm einen wissentlichen Blick zu und Adrian nickte stumm zur Bestätigung. Dann betrachtete er das Szenario um sich herum jedoch genauer und musste schlagartig wieder an den Tag denken, an dem sein Leben komplett in die Brüche gegangen war: der Tag, an dem man ihn wegen Verdacht des Mordes verhaftet hatte!
Seiner Partnerin entging die plötzliche Anspannung von Adrian keineswegs und musterte ihn daher prüfend. Er schien sich an irgendwas zu erinnern oder etwas Bestimmtes im Sinn zu haben, da er gedankenverloren auf das Opfer starrte und sich kaum mehr rührte.
,,Ihnen fällt etwas auf.", stellte die Detektivin fest und Adrian zuckte zusammen, als sie ihn aus seiner Starre riss.
,,Wie bitte?"
,,Sie sind angespannt, Montgomery und ohne Zweifel ist der Anblick des Opfers daran schuld. Raus mit der Sprache. Woran haben Sie gedacht?", forderte Jacinda umgehend zu wissen und Adrian seufzte.
,,Es ist nicht direkt das Opfer, sondern vielmehr die Umgebung. Genau das gleiche Szenario hat mich erwartet, als die Leiche aufgefunden wurde, wegen der man mich unter Mordverdacht gestellt hat."
Lizzie unterbrach nun auch ihre Arbeit und sah unsicher zu Jacinda auf, die allerdings eine ausdruckslose Miene bewahrte. Dass ihr Gedächtnispalast sofort begonnen hatte zu rotieren, verschwieg sie den anderen und ihre eigene Körperanspannung nahm zu, als Hardin sich in diesem Moment zu ihnen gesellte.
,,Verfluchte Staatsanwaltschaft! Da bittet man mal um einen kleinen Gefallen und wird gleich mit Paragraphen zugedonnert. Also, vielleicht können wir dann...", setzte er an, wurde aber von einem Kollegen angesprochen, der Hardin etwas ins Ohr flüsterte und dann seine Notizen an diesen weiterreichte.
Hardin warf einen Blick drauf und war zunächst irritiert, ehe sich ein ernster Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete und er den Blick schließlich auf das Ermittlerduo Holmes und Montgomery richtete. Jacinda begegnete seinem Blick mit Argwohn, da sie bereits ahnte, dass nichts Gutes folgen würde und schließlich wandte sich Hardin an Adrian, dem ebenfalls ein ungutes Gefühl beschlich, als er den strengen Blick des Polizisten auf sich spürte.
,,Nun, Mr. Montgomery...ich denke, wir sollten uns mal unterhalten!"

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