Der Eismann und die Diva
Hallo, meine Lieben :) Es geht wieder weiter und die Spannung reißt natürlich keineswegs ab ;) Tja, was wohl noch so auf unsere Clique in London wartet? Es gibt nur einen Weg das herauszufinden :) Viel Spaß beim neuen Kapitel.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Der Eismann und die Diva
Einige Jahre zuvor...
Es war ein Tag wie jeder andere, wo Mycroft Holmes an seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer seines Anwesens saß und einige Akten durchsah. Nicht immer war es leicht, Teil der britischen Regierung zu sein und somit für Ordnung zu sorgen, aber es war sein Leben und es gefiel ihm doch weitaus besser, als seine Zeit mit normalen Menschen zu verschwenden, mit denen er sowieso nicht viel anfangen konnte.
Er blieb jedoch nicht lange ohne Gesellschaft, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür seines Arbeitszimmers und er identifizierte ohne aufzusehen die Schritte seines jüngeren Bruders. Deswegen deutete Mycroft einladend auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, ohne dabei seinen Blick von der Akte abzuwenden.
,,Bitte, Sherlock. Komm doch rein und setz dich."
,,Dass du von dieser ganzen Leserei noch nicht vollkommen den Verstand verloren hast, wundert mich bis heute. Was kann an diesen Akten schon interessant sein?", gab Sherlock ungerührt zurück und setzte sich auf den Stuhl, während Mycroft die Akte zur Seite legte und seinen Bruder vielsagend musterte.
,,Das sind wichtige Staatsangelegenheiten, die für sowohl deine, als auch die Sicherheit aller anderen in ganz Großbritannien sorgen. Du solltest also etwas mehr Respekt zollen."
,,Vielleicht später, wenn ich vor Langeweile drohe umzukommen. Ich wollte dir auch nur das hier vorbeibringen.", erwiderte Sherlock und legte eine Festplatte vor Mycroft auf den Tisch, die dieser sofort an sich nahm.
,,Ah, dann hast du den Fall also doch noch zu unseren Gunsten wenden können. Ich dachte schon, die Daten wären für immer verloren."
,,Passt einfach besser auf euer Spielzeug auf, wenn es so wichtig ist. Wenn ich die Welt jedes Mal vor dem sicheren Untergang bewahren muss, nur weil ihr zu inkompetent seid, hätte ich einen Vollzeitjob und könnte meiner wahren Berufung nicht mehr nachgehen.", meinte Sherlock trocken und Mycroft verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Werde nicht immer so theatralisch, Sherlock. Du hattest doch erst vor ein paar Wochen eine Auszeit, wenn man den Trip nach Paris so bezeichnen kann. Aber nicht einmal da konnten du und Evelyn euch aus den Schwerverbrechen raushalten, nicht wahr?"
,,Lasst euch in Zukunft einfach weniger unter der Nase wegklauen. Das würde uns allen eine Menge Ärger ersparen.", brachte Sherlock hervor und Mycroft brummte.
,,Ist notiert."
Sherlock erhob sich wieder vom Stuhl und richtete seinen Mantel, während Mycroft die Festplatte in seinem Tresor verwahrte. Doch bevor Sherlock den Rückzug antrat, wandte er sich noch einmal an seinen Bruder.
,,Es gibt übrigens Neuigkeiten.", teilte er ihm mit einem geheimnisvollen Blick mit und Mycroft sah überrascht auf.
,,Nun, dann hoffe ich auf welche positiven Ursprungs."
,,Das kommt ganz darauf an.", erwiderte Sherlock, aber Mycroft konnte ihm nicht ganz folgen und griff nebenbei zu seinem Glas.
,,Worauf?"
,,Wie du darauf reagierst, dass du Onkel wirst."
Bei der Aussage verschluckte sich Mycroft fast am Scotch, den er gerade trank und starrte seinen kleinen Bruder fassungslos an, der ihn nur abwartend musterte. Mycroft fiel fast vom Glauben ab und konnte nicht fassen, was Sherlock ihm da gerade mitgeteilt hatte.
,,Wie bitte?"
,,Leidest du an einem Gehörschaden oder hast du mich nur nicht verstanden?", hakte Sherlock nach und Mycroft fuhr ihn entrüstet an.
,,Ich habe dich sehr wohl verstanden, Sherlock. Nur hoffe ich sehr, dass du dir eben gerade nur einen schlechten Scherz mit dieser absurden Aussage erlaubt hast."
,,Diesbezüglich wage ich nicht zu scherzen, Bruder. Unsere Eltern haben diese Information zumindest sehr freudig aufgenommen. Und es gibt keinen Zweifel daran, dass unsere Familie um ein Mitglied erweitert wird.", teilte Sherlock ihm mit und der Blick von Mycroft fuhr Richtung Zimmerdecke.
,,Grundgütiger. Diese Frau setzt dir auch immer wieder neue Flausen in den Kopf. Reicht es nicht schon, dass sie dich zum Gang vor den Traualtar genötigt hat?"
,,Halt dich geschlossen, Mycroft. Außerdem war die Heirat meine Idee.", ermahnte Sherlock ihn, aber Mycroft ließ das kalt.
,,Was nur ein weiterer Beweis dafür ist, dass du vollkommen den Verstand verloren hast."
,,Naja, das sagt man doch immer über derartige Bindungen, nicht wahr? Dass sie einem die Sinne vernebeln. Vielleicht kommst du auch noch in den Genuss, Bruderherz.", erwiderte Sherlock leicht amüsiert, woraufhin Mycroft sich empört brüstete.
,,Noch mehr solcher absurden Äußerungen und ich lasse dich einweisen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss wieder an die Arbeit. Wobei, ich brauche vermutlich erstmal noch einen Drink nach dieser Schocknachricht."
Man konnte es in Mycrofts Augen nicht anders als eine Schocknachricht bezeichnen und er hatte Mühe, nicht vollkommen die Fassung zu verlieren. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass Sherlock ihm durch diese Offenbarung noch zusätzliche Sorgenfalten beschert hatte, doch den Consulting Detektiv schien das nicht zu stören, denn er rollte nur mit den Augen und hielt das Verhalten von Mycroft ohne Zweifel für übertrieben.
,,Das ist noch nicht alles.", brachte er mit einem Mal hervor und Mycroft starrte ihn entgeistert an.
,,Was kommt denn noch? Eine schlimmere Hiobsbotschaft als das eben? Dann erleide ich ohne Zweifel einen Herzinfarkt."
,,Entspann dich, Bruder und dramatisiere nicht. Außerdem ist es keine weitere Neuigkeit, sondern eine Gefälligkeit von dir.", entgegnete Sherlock und Mycroft schnaubte.
,,Tzz. Was sollte ich dir für eine Gefälligkeit leisten? Ich bin dir rein gar nichts schuldig."
,,Nein. Aber du bist mein Bruder und deshalb musst du mir ein Versprechen geben, Mycroft.", beharrte Sherlock und sein älterer Bruder seufzte ergiebig.
,,Also, schön. Da meine Nerven ohnehin schon blank liegen, sag endlich, was du willst, Sherlock."
Mycroft betete, dass Sherlock den Bogen nicht zu sehr überspannte und war mittlerweile mehr als überzeugt davon, dass sein kleiner Bruder ihn sicher in ein frühes Grab bringen würde. Dieser wirkte nun ziemlich nachdenklich und den Blick, den er Mycroft nun zuwarf, gefiel diesem ganz und gar nicht, weshalb er sofort in Alarmbereitschaft war
,,Du kennst die Ereignisse der Vergangenheit und auch das Umfeld, mit dem wir alle es täglich zu tun bekommen. Dies erhöht das Risiko auf unerwartete Zwischenfällt und für den Notfall, fordere ich einen Schwur von dir ein, Bruder. Was auch immer in Zukunft passieren wird, du wirst dieses Kind ebenfalls beschützen, Mycroft. Dieses Versprechen werde ich dir abringen. Und sollte Evelyn und mir jemals etwas zustoßen...dann hast du die Verantwortung für unser Kind. Du wirst es beschützen...ganz egal, was es auch kostet."
Mycroft Holmes kehrte in die Realität zurück, als die Erinnerung um ihn herum verblasste und wie ein Schleier herabfiel. Stattdessen nahm er wieder die vertrauten Wände des Wohnzimmers in der Baker Street wahr und den erwartungsvollen Blick seiner Nichte Jacinda, die ihn durchgehend musterte. Sie hob prüfend eine Augenbraue und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, da sie seine geistige Abwesenheit zweifellos bemerkt hatte.
,,Willkommen zurück. Offenbar hat dich dein Verstand ziemlich in Beschlag genommen. Muss ja sehr bedeutend gewesen sein.", gab Jacinda tonlos von sich, doch Mycroft winkte ab.
,,Nichts, was deine kostbare Zeit in Anspruch nehmen sollte. Nur belanglose Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit."
Jacinda verzog ihre Miene und Mycroft konnte ihr die Skepsis sofort ansehen, denn sie schien ihm nicht zu glauben. Aber zu seinem Glück fragte sie auch nicht weiter nach, weshalb er nicht darum fürchten musste, dass seine Maskerade fiel und Jacinda lenkte das Thema stattdessen auf etwas, in ihren Augen, wesentlich Wichtigeres.
,,Was machst du überhaupt hier, Mycroft? Hast du nicht irgendeine Staatsangelegenheit zu regeln, wie es sich für die Königin gehört?", äußerte Jacinda genervt und Mycroft war natürlich sofort beleidigt.
,,Jaja, mach du nur deine Scherze. Das ist eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung."
,,Das ist es doch immer bei dir. Erzähl mir mal was Neues.", rechtfertigte Jacinda ihren Ausbruch, während ihr Onkel mit den Augen rollte.
,,Ich brauche deine Hilfe, Jacinda. Dieser Fall erfordert...Lauferei. Also ist er ohnehin eher dein Fachgebiet."
,,Nein, danke...kein Interesse. Ich habe keine Lust auf eine neue Schmierenkomödie. Deine nationalen Angelegenheiten laufen doch eh immer auf dasselbe hinaus. Ich mache die ganze Drecksarbeit, du erntest die Lorbeeren und lässt dich von der ganzen Regierung als den großen Helden feiern.", wandte Jacinda ein und Mycroft knurrte.
,,Sei vernünftig, Jacinda. Diese Angelegenheit bedarf deiner...Flexibilität."
,,Vergiss es.", lehnte sie entschieden ab und Mycroft verlor seine Beherrschung.
,,Herrgott! Hört das denn nie auf? Du bist genauso stur wie dein Vater."
,,Jetzt geht das wieder los. Das darf ich mir schon seit meiner Jugend anhören: Du bist wie dein Vater! Gib nicht die Schlaue, Jacinda...ich bin hier der Schlaue!", ahmte Jacinda ihren Onkel übertrieben nach, der sie wütend anfunkelte.
,,Ich BIN der Schlaue."
,,Deshalb bin ich auch das Genie."
Diese Worte und ein entschlossener Blick von Jacinda reichten aus, um Mycroft zum Schweigen zu bringen und er presste wütend die Lippen aufeinander. Jacinda zuckte jedoch nur mit den Schultern, denn in ihren Augen war dies eine Tatsache und die Auseinandersetzung wurde jäh unterbrochen, als Adrian das Wohnzimmer betrat und irritiert das Geschehen betrachtete.
,,Was ist denn hier los?", wollte er wissen und Jacinda deute mit einem Kopfnicken anklagend Richtung Mycroft.
,,Kriminelles Schwerverbrechen am Morgen: Queen von England langweilt Consulting Detektivin zu Tode! Motiv: Mangelnde Selbstständigkeit im Bezug auf nationaler Staatsskandale!"
,,Es ist kein Skandal.", widersprach Mycroft sofort, aber Jacinda interessierte dieser Einwand nicht.
,,Ist mir egal."
,,Etwa ein neuer Fall?", hakte Adrian nach, ehe er sich in seinen Sessel setzte und Jacinda brummte.
,,Natürlich ein neuer Fall. Mycroft kommt ja wohl kaum zum Kaffee vorbei."
,,Wäre doch mal eine nette Abwechslung.", versuchte Adrian die Stimmung aufzulockern, erreichte damit aber nur, dass Jacinda genervt den Blick an die Zimmerdecke richtete.
,,Grundgütiger! Verbrüderung mit der Regierung, Montgomery. Sie wurden dieses Verbrechens für schuldig befunden."
,,Wenn du fertig bist mit diesem unsinnigen Theater, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du dich dem Fall annehmen würdest. Ich würde dich ungern dazu zwingen müssen.", ging Mycroft dazwischen und Jacinda schnaubte empört.
,,Als wärst du jemals dazu in der Lage."
,,Tu einfach mal das, was man dir sagt. Das würde dir eine Menge Ärger ersparen.", drängte Mycroft weiter und schließlich gab sich Jacinda geschlagen.
,,Von mir aus. Wenn du dann endlich verschwindest, löse ich halt deinen bescheuerten Fall."
,,Ausgezeichnet. Ich werde dir die Informationen in den nächsten Tagen zukommen lassen. Einen schönen Tag noch."
Mycroft war zufrieden und nickte sowohl Jacinda, als auch Adrian knapp zu, ehe er seinen Regenschirm schwang und erhobenen Hauptes zur Tür hinaus spazierte. Während Adrian ihm etwas perplex nachsah, rollte Jacinda nur mit den Augen, wurde dann jedoch von ihrem klingelnden Handy unterbrochen. Sie warf einen Blick aufs Display und Adrian nahm eine unendliche Erleichterung im Blick seiner Partnerin wahr, die den Anruf sofort entgegennahm.
,,Lestrade! Bitte sagen Sie mir, dass jemand auf grauenvolle Weise ermordet wurde und erlösen mich damit vom theatralischen Drama meiner unnötigen Familienangelegenheiten.", raunte sie in den Hörer und die Antwort des Inspectors schienen genau das Richtige zu sein. ,,Wir sind unterwegs. Aber wehe, es lohnt sich nicht."
Mit diesen Worten legte Jacinda auf und schwang sich aus dem Sessel. Adrian wusste sofort, dass ein neuer Fall für sie am Start war und erhob sich ebenfalls aus dem Sessel, als Jacinda ihm auch schon seine dunkle Jacke zuwarf.
,,Kommen Sie schon, Montgomery. Diesmal soll es ein besonders brutales Verbrechen sein, also ganz nach unserem Geschmack.", betonte sie, doch Adrian seufzte nur und zog sich seine Jacke über.
,,Das hat Lestrade in den vergangenen 2 Wochen immer wieder gesagt und immer haben Sie den Fall dann abgebrochen, weil er nicht interessant genug für Sie war. Wir drehen uns im Kreis, Jacinda."
,,Es ist ein Kreisverkehr, Montgomery. Wir müssen nur die richtige Ausfahrt finden. Nun kommen Sie schon. Das Spiel hat begonnen!"
Als Jacinda und Adrian nur kurze Zeit später am betreffenden Hotel ankamen und die Eingangshalle des luxuriösen Anwesens betraten, hatte Adrian immer noch ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. In den vergangenen 2 Wochen schien Jacinda regelrecht überdreht zu sein und ihm war zweifellos klar, dass dies mit der ganzen Sache rund um Moriarty zu tun hatte.
Er selbst war immer noch schockiert von der Tatsache, dass auch Tessa ein Lakai von ihrem Moriarty-Nachfolger gewesen und ein heimtückisches Spiel mit ihnen allen gespielt hatte. Dass sie direkt vor ihm und Jacinda erschossen worden war, bescherte ihm teilweise sogar immer noch Albträume und auch der Serienmörder war von Lestrade und den anderen Ermittlern nur wenige Stunden später, ermordet aufgefunden worden.
Die ganze Sache gefiel Adrian überhaupt nicht und, dass Jacinda in all den Ereignissen den Beginn vom Spiel des Todes erkannt hatte, machte in seinen Augen nur mehr als deutlich, wie ernst die Lage war. Nur schien die Detektivin dies entweder zu verdrängen, oder überhaupt gar nicht wahrzunehmen und gerade das, bereitete Adrian großes Kopfzerbrechen.
,,Entspannen Sie sich, Montgomery. Diesen Fall werden wir auf jeden Fall aufklären. Alleine, damit Sie mal wieder etwas toleranter werden und keine nötige Unruhe mit Ihrer wachsenden Paranoia verbreiten.", ließ Jacinda mit einem Mal verlauten und Adrian sah sie fassungslos an.
,,Bitte? Nur, weil ich die Lage ernst nehme und darum gebeten habe, dass wir uns das nächste Mal nicht Hals über Kopf ins Ungewisse stürzen, bin ich noch lange nicht paranoid."
,,Sie haben Albträume und das stört mich nachts beim Denken.", gab Jacinda zurück, doch erntete nur ein Knurren von Adrian.
,,Ja. Vielleicht weil eine Frau direkt vor unseren Augen erschossen wurde und sich mutwillig in den Tod gestürzt hat, um jemand völlig Verrücktem den Startschuss zu geben, ein tödliches Spiel mit uns allen zu spielen. Da kann man schon mal die Ruhe im Schlaf verlieren."
,,Dann versuchen Sie es vorerst zu verdrängen. Jetzt müssen wir einen Mord aufklären."
Mit diesen Worten beendete Jacinda die Diskussion und Adrian folgte ihr brummend in den Fahrstuhl, der sie zum 5. Stock brachte. Die Türen öffneten sich und ihnen sprang der pure Luxus entgegen. Das Hotel war das reinste Paradies und nur exquisite Gäste nächtigten hier, was ohne Zweifel auch an den hohen Preisen lag. Adrian erlitt bei dem Anblick fast einen Schock, folgte Jacinda aber dennoch in die Suite, wo bereits die Spurensicherung war und aus der Oase des Luxus' war ein Tatort des Verbrechens geworden.
Lestrade scheuchte die Anwesenden durch den Raum und verteilte Aufgaben, während Lizzie bei der Leiche kniete und bereits die ersten Untersuchungen anstellte. Sie hob den Kopf und Lestrade winkte das Ermittlerduo nur flüchtig rein, wirkte aber mehr als durch den Wind, was auch Adrian nicht verborgen blieb.
,,Wow. Unser Inspector wirkt ziemlich gestresst."
,,Muss ohne Zweifel daran liegen, dass sein Date mit Lizzie kurz bevorsteht. Er fürchtet, dass er es vermasselt und weiß genau, dass John ihn erschießen wird, wenn er davon erfährt.", meinte Jacinda gelangweilt und Lizzie warf ihrer Freundin einen mahnenden Blick zu.
,,Jacinda, bitte begrenze deine Deduktionen auf das Schwerverbrechen und lass mein Privatleben da raus. Und meinem Vater werde ich von der Sache erzählen, wenn ich weiß, ob es was Ernstes wird."
,,Wie langweilig. Ich würde mit sowas niemals meine kostbare Zeit verschwenden. Warum wollen sich alle immer nur von chemischen Defekten benebeln lassen, die einem doch nur den Verstand rauben?", schnaubte die Detektivin und Adrian bremste sie aus.
,,Hey, Holmes. Ganz kleine Brötchen backen, ja? Das passiert schneller, als man denkt und keiner ist dagegen immun. Denn wäre dem so, wären Sie kaum hier und könnten nicht solche großen Sprüche reißen."
Jacinda funkelte ihn leicht angesäuert an, doch Adrian hielt ihrem Blick stand und Lizzie sprach ein stummes Dankeschön an ihn aus. Unterdessen beendete auch Lestrade nun seine Hetzjagd am Tatort und trat auf das Ermittlerduo zu.
,,Da sind Sie ja. Ich hoffe doch sehr, dass dieser Fall hier dem nötigen Level entspricht, um Ihr Interesse zu wecken, Jacinda. Zumindest finde ich, dass es dem mehr als würdig ist. Ewww. Das ist so widerlich."
Lestrade sah auf die Leiche und wandte den Blick angewidert ab. Adrian und Jacinda riskierten nun ebenfalls einen Blick auf das Opfer, was sogar dem ehemaligen Mordermittler die Farbe aus dem Gesicht weichen ließ. Denn der Mann vor ihnen war komplett halbiert und der weiße Teppichboden, samt dem Laminat darunter, war von Blut nur so durchtränkt. Lizzie betrachtete das Opfer mitfühlend und konnte anscheinend selbst kaum glauben, was sie hier vor Augen hatte.
,,Der arme Kerl befindet sich eindeutig im Zwiespalt. Wen er auch verärgert hat, derjenige wollte ohne Zweifel aufs Ganze gehen und hat einen sauberen Schnitt gemacht."
,,Ich glaube, mir wird gleich schlecht.", brachte Hardin angewidert hervor und Adrian wandte sich vielsagend an Jacinda.
,,Tja, ich würde sagen...Stufe Nummer 10 ist damit zweifellos erreicht, Jacinda. Dieser Fall hier...wird...einschneidend."
Mycroft Holmes kehrte zu seinem Anwesen zurück und war erleichtert, dass Jacinda sich dem Fall annahm, auch wenn es noch ein paar Tage dauern würde, bis er seiner Nichte das Startzeichen geben konnte. Allerdings machte ihm die bedrohliche Ruhe seiner Nichte Sorgen, die sie im Fall der Ereignisse von vor 2 Wochen an den Tag legte. Jacinda erinnerte ihn diesbezüglich zunehmend an Sherlock und Mycroft wusste nur zu gut, in welche Schwierigkeiten sich sein kleiner Bruder dadurch immer gebracht hatte. Nun fürchtete er, dass Jacinda dies ebenfalls widerfahren würde und er konnte sie im schlimmsten Fall nicht einmal davor bewahren. Es würde etwas Drastisches nach sich ziehen und zwar den Bruch am Versprechen, welches Sherlock ihm einst abgerungen hatte.
Während er die Eingangshalle betrat und die Tür hinter sich schloss, ließ Mycroft seinen Blick durch den Raum und bis zur Treppe hoch wandern. Mit einem Schlag erinnerte sich Mycroft an den Abend, wo ihm Sherlock mit der Hilfe von John und Evelyn einen Streich gespielt und sein Anwesen in die reinste Gruselshow verwandelt hatte. An dem Abend hatte er Mycroft mit der Tatsache konfrontiert, dass er von Eurus wusste und obwohl Mycroft Sherlock damals für sein Verhalten verflucht hatte, so wünschte er sich insgeheim, dass er in diesem Moment erneut ein derartiges Theater veranstaltete, wenn ihn dies doch nur zurückbringen würde. Denn obwohl Mycroft Holmes sich stets darum bemühte, keiner Emotionen zuzulassen, so konnte er eine Tatsache nicht leugnen: Sherlock fehlte ihm!
Jedes Mal, wenn er Jacinda ansah und in ihr seinen Bruder erkannte, wurde ihm immer wieder schmerzlich bewusst, dass Sherlock wirklich nicht mehr da war. Und die Chance, dass Mycroft seinen kleinen Bruder jemals wiedersehen würde, war sehr gering. Denn Mycroft glaubte, im Gegensatz zu seiner Nichte, mittlerweile wahrhaftig daran, dass Sherlock und Evelyn nicht mehr am Leben waren. Es war die einzige Erklärung dafür, dass sie nach ihrem Verschwinden nie zurückgekehrt waren.
,,Mr. Holmes!"
Seine Haushälterin Hannah riss Mycroft aus seinen Gedanken und sofort verscheuchte Mycroft alles, was ihn ablenken könnte, aus seinem Verstand. Die junge Frau, richtete ihre kinnlangen roten Haare und nickte ihrem Arbeitgeber höflich zu.
,,Bitte verzeihen Sie die Störung, Mr. Holmes. Aber Sie haben Besuch.", teilte sie ihm mit und Mycroft runzelte verwirrt die Stirn.
,,Besuch? Wen?"
,,Das weiß ich nicht. Hat mir keinen Namen genannt und nur gesagt, es wäre sehr wichtig. Ich habe sie in Ihr Arbeitszimmer geschickt.", erklärte Hannah und Mycroft war nur noch irritierter.
,,Sie?"
Hannah zuckte achtlos mit den Schultern und deutete Richtung Arbeitszimmer, ehe sie verschwand und wieder ihrer Arbeit nachging. Mycroft seufzte leicht genervt und machte sich umgehend auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer, denn er wollte sofort wissen, wer dort auf ihn wartete. Seine Nichte konnte es nicht sein, denn die kannte Hannah schließlich und laut seinen Informationen befand sich Jacinda in diesem Moment an einem neuen Tatort. Umso mehr weckte es seine Neugier und Mycroft öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer, als er auch sogleich die Stille durchbrach.
,,So, da bin ich und hoffe doch sehr, dass es ein Anliegen ist, wodurch es sich lohnt, meine Zeit in Anspruch zu nehmen. Also, wer...", setzte Mycroft an, als er eine Person auf seinem Stuhl sitzen saß, die in diesem Moment die Zeitung niederlegte und ihr Gesicht offenbarte, welches Mycroft äußerst vertraut war und ihm fast die Sprache verschlug. ,,Annabelle!", brachte er perplex hervor, als er die Cousine von Evelyn erkannte und diese schenkte Mycroft ein strahlend-typisches Lächeln.
,,Hallo, Mycroft. Lange nicht gesehen."
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