Das Lied der Taube
Hallöchen :) So, frohes neues Jahr wünsche ich euch allen noch nachträglich. 2023 ist gestartet und in England geht die Verbrecherjagd weiter. Denn Jacinda und Co. steht noch so einiges bevor und es bleibt somit aufregend und spannend. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen ;)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Das Lied der Taube
Die Tür fiel hinter Adrian ins Schloss und er ging langsam die Treppe hoch, während er noch immer an die Worte von John Watson denken musste. Ihm war ebenso klar, dass Jacinda keineswegs begeistert wäre, wenn sie von alldem wüsste. Es brachte ihn mächtig in den Zwiespalt, aber er hielt an seinem Vorhaben fest, allein im Bezug auf Moriarty nach Antworten zu suchen. Er hoffte aber dennoch, dass Jacinda in der Zwischenzeit etwas Brauchbares herausgefunden hatte.
Als Adrian jedoch das Wohnzimmer betrat, traf ihn fast der Schlag und er drohte nach hinten umzukippen, als er die unzähligen Zettel an den Wänden erspähte. Jacinda stand auf dem Sofa und befestigte gerade die wohl letzten Papierstücke, wobei sie hochkonzentriert wirkte und Adrian hatte es mächtig die Sprache verschlagen.
,,Was zum..."
,,Oh, Sie sind zurück. Das ist gut. Dann können wir gleich beginnen.", überging Jacinda seinen Ansatz des Ausbruchs und sprang von der Couch, während Adrian aus seiner Starre erwachte und auf die neue spezielle Tapete deutete.
,,Womit beginnen? Jacinda, was zum Teufel ist das hier? Wollten Sie renovieren?"
,,Seien Sie nicht albern. Das sind alle Informationen, die wir bisher zu unserem mysteriösen Gegenspieler zusammenbekommen haben. Jetzt gilt es, den Zusammenhang zu erkennen und somit sein Spiel zu entschlüsseln."
Die junge Detektivin begutachtete zufrieden ihr Werk, während ihr Mitbewohner immer noch wie vom Donner gerührt war. Es war ihm schleierhaft, was Jacinda so anstellte, wenn man sie für eine gewisse Zeitspanne allein ließ und er wollte gar nicht wissen, was sie vor ihrer Zeit als Wohngemeinschaft gemacht hatte. Ein Wunder, dass Mrs. Hudson mit derartigen Mietern so lange aushielt.
,,Sie glauben also, die Lösung für all unsere Probleme finden wir irgendwo zwischen all diesen Papierfetzen?"
Der junge Mann konnte dies kaum glauben, woraufhin die Braunhaarige mit den Augen rollte und mürrisch zu ihrem Sessel zurückkehrte.
,,Jaja. Machen Sie sich nur lustig darüber, aber wir haben immer noch keine Anhaltspunkte und das müssen wir ändern. Wir haben keine Ahnung, wann Moriarty als Nächstes zuschlagen wird und deshalb müssen wir vorbereitet sein."
,,Können wir das denn überhaupt? Ich will Ihnen ja nicht die Euphorie nehmen, aber bisher hat er es immer geschafft, uns auf ziemlich unerwartete Weise zu erwischen. Warum sollte sich das jetzt ändern?"
Adrian zweifelte, dass sie binnen so kurzer Zeit einen erheblichen Durchbruch im Fall Moriarty erzielen würden, denn seiner Meinung nach war jener viel zu schlau. Immer wieder hörte er die Worte von John Watson in seinem Ohr und fragte sich, wie es wohl damals für ihn und Sherlock Holmes gewesen sein musste. Zu jener Zeit, als Jim Moriarty sein Debüt gegeben hatte.
Jacinda saß immer noch in ihrem Sessel und sah zu Adrian rüber, der ziemlich nachdenklich wirkte. Zumindest konnte sie förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete und mit jeder Sekunde zeichnete sich eine weitere Sorgenfalte auf seiner Stirn ab, was die junge Detektivin schon fast wahnsinnig machte.
,,Herrgott, Montgomery. Sie denken viel zu laut. Was geht Ihnen durch den Kopf?", verlangte sie zu wissen und betrachtete ihn mit strengem Blick.
Adrian zögerte, denn er wusste, wie sie auf das Thema reagieren würde und dennoch sah er darin eine Möglichkeit, um Jacinda vielleicht sogar den nötigen Anreiz zu geben, einen Hinweis zu finden.
,,Es wird Ihnen nicht gefallen."
,,Mir gefällt einiges nicht und dennoch passiert es. Also sagen Sie schon."
Der Ton duldete keinen Widerspruch und Adrian nahm noch einen tiefen Atemzug, ehe er sein Schweigen brach.
,,Gut. Ich frage mich..."
Weiter kam er nicht, denn in dem Augenblick klingelte das Handy von Jacinda und sie warf einen prüfenden Blick auf den Bildschirm, wo sie die eingegangene Nachricht betrachtete. Ihr Blick wurde noch ernster, insofern das möglich war, und sofort spürte Adrian, wie die Detektivin sich am ganzen Körper anspannte.
,,Was ist los?"
,,Lestrade. Wir sollen sofort zum Scotland Yard kommen. Ein Notfall.", klärte Jacinda ihn auf und Adrian hatte das ungute Gefühl, dass Moriarty ihnen schon wieder einen Schritt voraus war.
Die Befürchtung von Adrian sollte sich bewahrheiten, als er und Jacinda nur kurze Zeit später beim Scotland Yard eintrafen. Dies hatte sich seit ihrem letzten Besuch vor ein paar Stunden in einen Tatort verwandelt, was selbst bei Jacinda für Unbehagen sorgte. Sie wusste, dass es mit Moriarty zu tun haben musste, noch bevor sie das Büro von Hardin Lestrade betreten hatte, welches offenbar Zentrum des Spektakels war.
Der junge Detective Inspector wurde von einem Sanitäter versorgt, war dabei aber so unruhig und aufgebracht, dass dieser Mühe hatte, seinen Patienten zu verarzten. Jacinda nahm den Raum sofort ins Visier und erfasste alle möglichen Details, während Adrian zutiefst erschüttert auf den Anblick starrte, der sich ihnen darbot.
,,Grundgütiger. Was ist passiert?"
Als Adrian seine Frage in den Raum warf, unterbrach Hardin seine aufgebrachte Konversation mit seinem Kollegen und richtete seinen Blick stattdessen auf Adrian. So schnell konnte niemand im Raum reagieren, da stand der Polizist auf einmal vor Adrian, packte diesen energisch am Kragen und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Wand.
,,Sie!"
,,Lestrade! Was ist in Sie gefahren?", fauchte Jacinda entsetzt und Adrian war so perplex, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah.
Hardin ließ ihn für keine Sekunde aus den Augen, sprach aber dennoch eher zu Jacinda.
,,Ich glaube, unser geschätzter Montgomery hier ist keineswegs so unschuldig, wie er immer behauptet. Meiner Meinung nach stecken Sie viel tiefer in der Sache drin, als uns allen bisher bewusst gewesen ist, nicht wahr? Sie sind Moriarty!"
Adrian war immer noch sprachlos und nach diesem Vorwurf sogar noch mehr, da er beim besten Willen nicht sagen konnte, wie Lestrade auf einen derart unsinnigen Gedanken kam. Jacinda hingegen, schien mit ihrer Geduld am Ende zu sein. Denn sie zog Lestrade kurzer Hand von Adrian weg und baute sich vor dem Detective Inspector auf, den sie, wie eine Raubkatze ihre Beute, erbarmungslos in die Enge trieb.
,,Haben Sie nun auch das letzte bisschen Verstand eingebüßt, das Sie bisher besessen haben? Sie sind ja vollkommen übergeschnappt."
,,Warum? Weil es in Ihren Augen absolut unmöglich ist? Jacinda, all diese Vorfälle haben angefangen, kurz nachdem er hier in London aufgegriffen wurde. Ihm ist die Flucht aus Amerika gelungen und wer weiß, vielleicht hat er sich ja absichtlich von uns erwischen lassen, um dadurch mit Ihnen in Kontakt zu kommen. Denn jeder weiß, dass Sie und das Scotland Yard zusammenarbeiten. Das wäre ein Kinderspiel für ihn gewesen rauszufinden. Wenn Sie mich fragen, dann haben wir unseren neuen Moriarty längst gefunden."
Anklagend deutete Hardin auf Adrian, der einfach nicht fassen konnte, welche Wendung der Tag genommen hatte. Jacinda jedoch, musterte Lestrade vor sich kritisch und hielt ihn offenbar wirklich für übergeschnappt.
,,Das ist lächerlich und das wissen Sie auch, Lestrade. Montgomery hätte gar nicht den nötigen IQ dafür, der neue Moriarty zu sein. Und wenn diese Schnapsidee der Notfall ist, wegen dem Sie mich her zitiert haben, dann gehe ich sofort wieder. Wobei ich gerne noch wissen würde, warum sich Ihr Büro und das gesamte Revier in einen Tatort verwandelt haben."
Der Geduldsfaden der Braunhaarigen stand ohne Zweifel kurz vor der Zerreißprobe und selbst Adrian war klar, dass mehr hinter der ganzen Sache stecken musste. Denn Hardin Lestrade wirkte nun unglaublich verzweifelt, was unmöglich auf die harsche Zurückweisung von Jacinda zurückzuführen war. Und schließlich gab er ein Geständnis ab.
,,Sie haben Lizzie."
Für einen Moment herrschte eisernes Schweigen im Raum, denn sowohl Adrian als auch Jacinda waren schockiert. Die Detektivin erstarrte förmlich zu einer Statue und sagte kein Wort mehr, weshalb Adrian langsam näher in den Raum trat und dennoch Abstand zu Hardin wahrte, um nicht wieder mit dem Rücken an der Wand zu landen.
,,Moriarty?"
,,Ganz recht. Er hat sie entführt.", gab Hardin knapp als Antwort, woraufhin Adrian ihn irritiert ansah.
,,Was macht Sie da so sicher, Lestrade?"
Anstatt zu antworten, nahm Hardin einen Zettel in Folie von seinem Schreibtisch und reichte ihn wortlos Adrian. Dieser nahm ihn zögerlich entgegen und warf einen Blick auf das Papier, ehe er die darauf geschriebenen Zeilen vorlas.
Rosen sind rot,
Veilchen sind blau,
Du bist die Schönste,
Das weiß ich genau.
Wo bist du mein Täubchen,
Ich muss finden den Ort,
Wo im Käfig du singst,
sonst verstummt dein Liedchen und du bleibst immer fort.
In ewiger Liebe.
M.
Adrian bekam eine Gänsehaut und ahnte, dass dieses Gedicht den Tod von Lizzie symbolisieren sollte. Es war ein grauenhaftes Spiel und Moriarty war diesmal sogar ein Stück brutaler vorgegangen als bei Annabelle. Wobei auch diese Entführung schon erbarmungslos von statten gegangen war.
Jacinda, die bislang geschwiegen hatte, entriss Adrian den Zettel kurzer Hand und warf selbst einen Blick darauf, ehe sie zur Tür ging. Lestrade wirkte kraftlos und in sich gekehrt, weshalb nur Adrian der jungen Detektivin nach draußen folgte und ahnte, dass Jacinda etwas im Sinn hatte. Nur wollte er sie keineswegs blindlings in die Falle laufen lassen.
,,Jacinda, warten Sie!"
,,Worauf? Eine weitere Entführung? Jede Sekunde, die wir verschwenden bringt den Tod von Lizzie näher, Montgomery.", knurrte sie ihn an, doch er ließ sich davon nicht abschrecken.
,,Das ist mir klar und ich will das genauso verhindern wie Sie. Aber wenn wir jetzt blindlings drauf losrennen, dann endet die ganze Sache nicht nur mit einem Mord."
Der einstige Polizist wusste, dass Moriarty zu allem fähig war und sein Spiel gnadenlos fortführen würde, was es auch kostete. Und er fürchtete, dass Lizzies Entführung einen größeren Steinwall losbrechen könnte, als sie alle dachten. Jacinda musterte ihn kritisch, aber auch prüfend und konnte ihm ansehen, dass er nachdachte.
,,Was haben Sie im Sinn, Montgomery? Ich hoffe, es ist hilfreicher als die Theorie von Lestrade oder wollen Sie mir hier etwas gestehen?", meinte sie tonlos, woraufhin sie einen angesäuerten Blick von ihm erntete.
,,Vielen Dank, Holmes. Ihr unerschütterliches Vertrauen ehrt mich. Nein, ich habe da vielleicht eine Idee. Aber wenn wir das umsetzen wollen, müssen Sie diesmal nach meinen Regeln spielen, Jacinda. Sonst fürchte ich um einen schaurigen Ausgang dieses Falls."
Die junge Detektivin betrachtete ihn nachdenklich und zögerte kurz. Es gefiel ihr nicht, die Kontrolle über etwas zu verlieren und bisher hatte sie immer nur nach ihren eigenen Regeln gehandelt. Aber dennoch wusste sie, dass er möglicherweise Recht hatte und da blieb ihr keine sonderlich große Wahl, als sich geschlagen zu geben.
,,Na, schön. Dann lassen Sie mal hören, Montgomery. Ich bin ganz Ohr."
Hardin Lestrade war noch immer im Gebäude, während die Spurensicherungen ihre Arbeit beendeten. Die Machtlosigkeit, welche der Polizist in diesem Augenblick verspürte war riesig und er sorgte sich um Lizzie, die sich vielleicht jetzt gerade einem gnadenlosen Killer gegenüber ausgeliefert sah und auf ihre aller Hilfe hoffte.
Lestrade hatte wirklich daran geglaubt, dass Adrian Montgomery als Moriarty infrage kam, aber Jacinda vertraute ihrem neuen Partner natürlich vorbehaltlos. Etwas, das Hardin ein absolutes Rätsel war und er beschloss, dass er sich Montgomery nochmal vorknüpfen würde, sobald Lizzie wieder frei und in Sicherheit war.
Doch nun galt es erstmal sie zu finden und aus irgendeinem Grund hoffte Hardin Lestrade inständig, dass Jacinda etwas mit diesem Rätsel anfangen konnte, was Moriarty ihm hinterlassen hatte. Er selbst machte sich schon unendlich viele Vorwürfe, dass er Lizzie nicht besser beschützt hatte. Wäre es doch nur nie zu diesem Streit gekommen, dann hätte er die Entführung vielleicht sogar verhindern können. Aber nun war es zu spät, um derartige Dinge zu debattieren und er konnte nur beten, dass Lizzie all das unbeschadet überstand.
,,Wir gehen jetzt, Lestrade.", teilte ihm der Leiter der Spurensicherung mit und er nickte nur stumm.
Er wusste, dass sie nichts finden würden, denn Moriarty hinterließ keine Spuren, wenn er nicht wollte, dass sie jemand fand. Aber Moriarty hatte nichts außer dem Rätsel hinterlassen und das konnte Lestrade nicht lösen. Dazu brauchte es den einzigartigen Holmes-Verstand.
Als alle sein Büro verlassen hatten und er allein zurückblieb, fuhr er sich durch die kurzen Haare und hoffte, dass Jacinda etwas herausfinden würde. Und wenn es auch nur der kleinste Hinweis war, es würde ihn zu Lizzie führen. Zumindest vertraute er darauf.
Er hatte ihr doch erst vor Kurzem seine Gefühle gestanden. Lizzie endlich gesagt, was er für sie empfand und entgegen aller Erwartungen erwiderte sie seine Gefühle. Zwar waren sie noch nicht offiziell ein Paar, aber wenn sie unter sich waren, ließen sie ihre Gefühle füreinander zu. Nur in der Öffentlichkeit hielten sie sich bewusst zurück, um die Sache nicht schon unnötig kompliziert zu machen. Am meisten graute es Hardin Lestrade davor, was John Watson sagen würde, wenn er von der Beziehung Wind bekam. Denn einen Ex-Soldat sollte man keineswegs unnötig provozieren, wenn jemandem sein Leben lieb war.
Die unheimliche Stille des Raums wurde unterbrochen, als eine eingehende Nachricht auf sein Handy sich bemerkbar machte. Hoffnungsvoll, dass Jacinda vielleicht schon etwas herausgefunden hatte, zog er das Smartphone hervor und öffnete die Nachricht, doch diese ließ sein Blut in den Adern gefrieren.
Tick Tick Tack,
die Zeit läuft ab.
Täubchen, Täubchen...du bist so allein,
nur du linderst meine Pein.
Oh, Hardin...oh, Hardin...wie weit wirst du gehen?
Wirst retten dein Täubchen oder um Gnade flehen?
Die Wahl zwischen Gesetzen und Liebe pur,
wird fordern deinen allerhöchsten Schwur.
Kommen Sie spielen, Lestrade.
Lizzie Watson lässt grüßen von dem Ort, an dem es begann.
M.
Bei den Zeilen wurde Hardin schlecht und er verspürte nun eine ungeheure Wut auf Moriarty. Er drohte ihm und das ganz direkt, denn Lizzie war ohne Zweifel der perfekte Köder für ihn. Nur verstand Hardin nicht, weshalb Moriarty zwei Nachrichten separat verschickte, denn es ergab in seinen Augen keinerlei Sinn.
Doch das war ihm nun egal, denn er wusste genau, wo er nun suchen musste. Hastig steckte Hardin sein Handy in die Hosentasche und holte dann seine Waffe aus der Schublade, die er ebenfalls einsteckte. Dann warf er sich seine Jacke über und war entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Denn diesmal würde ihm auch Jacinda Holmes nicht weiterhelfen können.
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