Dämonen der Vergangenheit
So, meine Lieben. Auch für das Ermittlerduo in London geht das Abenteuer weiter und jetzt wird's erst so richtig aufregend für Holmes und Montgomery ;) Wollen wir mal sehen wie die Zwei die „Dämonen der Vergangenheit" bewältigen. Viel Spaß beim neuen Kapitel und einen schönen Muttertag.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Dämonen der Vergangenheit
Schweißgebadet wachte Adrian Montgomery an diesem Morgen in der Baker Street auf und brauchte einen Moment, um sich in der Realität wieder zurechtzufinden. Der Albtraum war schrecklich gewesen und es hatte ihm erneut jene Ereignisse vor Augen geführt, die sein Leben zerstört hatten.
Wieder hatte er diesen reglosen Mann vor sich auf dem Boden der Lagerhalle gesehen, dessen Mordes er beschuldigt wurde. Sämtliche Spuren führten in seinem Fall zu Adrian und dieser wusste nicht einmal warum. War er diesem Mann doch nie zuvor begegnet.
Er hatte ihn weder gekannt, noch war er ihm jemals zufällig über den Weg gelaufen und dennoch führten alle Spuren in diesem Mordfall zu Adrian. Zwar waren die Albträume in letzter Zeit ein wenig abgeklungen, doch verschwunden waren sie niemals ganz und die Aufruhr im Fall rund um Moriarty hatten das Unterbewusstsein von Adrian wieder mächtig aufgewirbelt.
Er setze sich langsam auf und fuhr sich durch die kurzen dunklen Haare, während sein Oberkörper noch leicht bebte und Adrian das Gefühl hatte, die Ereignisse des Albtraums erneut durchlebt zu haben. Daher fiel es ihm heute nicht leicht, sich aufzuraffen und in den neuen Tag zu starten, da er keine Ahnung hatte, was wohl diesmal auf ihn und Jacinda zukommen würde.
Wobei Jacinda wohl das tun würde, was sie seit gut drei Wochen tat, nachdem sie den Fall rund um die Frau in Schwarz mehr oder weniger aufgeklärt hatten. Während der Rest des Teams, Adrian eingeschlossen, noch immer ein wenig unter Schock stand, weil Adalind Fox ein gefährliches Spiel von Moriarty angekündigt hatte und dann erschossen worden war, hatte Jacinda sich gleich dem nächsten Fall gewidmet. Und dieser betraf ihre eigenen Eltern.
Greg Lestrade hatte ihr mit der Akte immerhin mögliche neue Informationen geliefert und daher befand sich die junge Detektivin regelrecht im Aktenfieber. Hätte Adrian sie nicht förmlich dazu gezwungen, auch mal ein wenig zu schlafen, hätte sich seine eifrige Mitbewohnerin sicherlich auch die Nächte um die Ohren geschlagen.
Daher wunderte es ihn auch überhaupt nicht, dass er Jacinda wieder am kleinen Tisch vor ihrem Sessel wiederfand, als er sich umgezogen hatte und das Wohnzimmer betrat. Müde und mitgenommen ließ er sich in seinen eigenen Sessel fallen, während er einen kritischen Blick auf die ausgebreiteten Blätter von der Akte warf.
,,Noch ein paar Stunden über diesem Ding und die siehst bald selbst aus wie eine Akte.", brummte er, doch Jacinda hüllte sich in eisernes Schweigen.
Da er keine Antwort bekam, rollte Adrian nur mit den Augen und lehnte sich in seine Sofapolster zurück. Nur am Rande bekam er mit, wie Mrs. Hudson den Raum betrat und mal wieder Tee an ihn und Jacinda verteilte. Und als die Vermieterin zu ihm sprach, konnte er trotz geschlossener Augen ihren vorwurfsvollen Blick auf sich spüren.
,,Um Himmels Willen, Adrian. Sie sehen furchtbar aus."
,,Danke, Mrs. Hudson.", gab er tonlos zurück und spürte, wie Mrs. Hudson ihm beiläufig die Schulter tätschelte.
,,Nur Mut, junger Mann. Es kommen auch wieder bessere Zeiten."
Trällernd verschwand sie in der Küche, wo Adrian sie wieder einmal über das Chemielabor und irgendein Experiment im Kühlschrank fluchen hörte. Allerdings filterte er diese Morgenattacken von Mrs. Hudson schon teilweise aus, da ihn bei Jacindas Gewohnheiten bald gar nichts mehr aus der Fassung bringen konnte. Auch die Schlussfolgerung seiner Kollegin an diesem Morgen konnte ihn nicht mehr schocken.
,,Du hattest einen Albtraum.", stellte sie fest, doch Adrian seufzte nur.
,,Deine Deduktionen waren auch schon mal eindrucksvoller."
,,Dein Fall scheint in letzter Zeit sehr präsent zu sein. Zumindest sucht er dich nachts oft in den Träumen heim.", pflichtete die Dunkelhaarige bei, woraufhin Adrian die Augen aufschlug und kritisch zu ihr rüber sah.
,,Was du nicht sagst. Belauscht du jetzt auch schon meinen Schlaf?"
,,Nicht nötig. Du redest so laut, dass selbst die Nachbarn drei Blocks weiter dein Klagen hören würden, hätten wir nicht so dicke Wände. Außerdem hindert es mich am Denken."
Adrian starrte sie für den Bruchteil einer Sekunde perplex an, ehe e abfällig schnaubte und die Sofalehnen umfasste.
,,Ich bitte vielmals um Verzeihung, Holmes. In Zukunft werde ich darauf achten still zu leiden, um deinen kostbaren Verstand nicht zu gefährden.", knurrte er, doch Jacindas Reaktion fiel mal wieder sehr monoton aus.
,,Das wäre sehr zuvorkommend."
Adrian verdrehte die Augen und richtete den Blick folglich gen Zimmerdecke. Er verfluchte Jacinda wieder einmal in Gedanken, da ihr Einfühlungsvermögen mal wieder auf einen Nullpunkt gesunken zu sein schien. Das Ergebnis dieser kritischen Konversation war eine tadelnde Mrs. Hudson, die das Duo streng ins Visier nahm und eine Teekanne auf dem Tisch abstellte.
,,Schluss jetzt, ihr beide. Adrian, möglicherweise ist das ja ein Zeichen, dass Sie Ihren Fall wieder aufnehmen müssen. Und Jacinda kann Ihnen sicher dabei helfen.", schlug sie vor, als Jacinda antwortete...ohne dabei die Akte von Lestrade aus den Augen zu lassen.
,,Das versuche ich bereits die ganze Zeit. Nur endet es immer wieder in Sackgassen. Wir müssen etwas Entscheidendes übersehen."
Nun wurde Adrian hellhörig.
,,Und was bitte?"
,,Das versuche ich ja herauszufinden."
Jacinda griff zur Teetasse und konzentrierte sich weiterhin auf den Fall ihrer Eltern. Ihre Antwort war jedoch nicht wirklich die, welche sich ihr Partner und Mitbewohner erhofft hatte. Adrian seufzte und bezweifelte, dass sie seinen Fall überhaupt jemals lösen würden. Stattdessen suchte er nach einer Möglichkeit das Thema zu wechseln und die bot sich in Form der Akte dar, die auf dem Tisch lag.
,,Ist das immer noch die Akte deiner Eltern?", fragte er scheinheilig und deutete auf die Mappe, woraufhin Jacinda nur nickte.
,,Alle Fakten, die Greg Lestrade zum Fall über das Verschwinden von ihnen gesammelt hat. Aber, wie zu erwarten, bringt es mich ebenso wenig weiter. Die beiden Fälle sind das reinste Labyrinth ohne Ausgang."
Jacinda war eindeutig frustriert und Adrian konnte verstehen, dass es ihr nahe ging und sie dennoch mit aller Kraft versuchte, eben dies zu verbergen. Es konnte unmöglich einfach für sie sein, mit der täglichen Ungewissheit zu leben, was ihren Eltern widerfahren war und er würde ihr nur zu gerne die Antwort darauf geben. Nur hatte er sie nicht und er konnte somit nur hoffen, dass Sherlock und Evelyn Holmes kein grausames Schicksal erlitten hatten.
Mrs. Hudson legte der jungen Frau mitfühlend eine Hand auf die Schulter und machte ein trauriges Gesicht. Für sie war die Situation ebenfalls nicht leicht, da sie Sherlock und Evelyn immerhin gut gekannt hatte.
,,Solch eine Tragödie. Der arme Sherlock und die arme Evelyn. Sie hatten doch schon so viel durchgemacht und dann ist ihnen nicht mal ein harmonisches Familienleben vergönnt. Aber geben Sie nicht die Hoffnung auf, Jacinda. Ich bin sicher, eines Tages wird sich alles aufklären."
Die ermunternden Worte gingen in einem leisen Schluchzen unter, woraufhin Mrs. Hudson das Wohnzimmer und anschließend die obere Etage verließ, um in ihre eigene Wohnung zu verschwinden. Adrian bemerkte den erstarrten Blick von Jacinda und wollte gerade etwas sagen, als eine Nachricht auf seinem Handy einging und er widerwillig seine Konzentration darauf richtete.
Mr. Montgomery,
bitte kommen Sie umgehend alleine zum Revier.
Es ist wichtig.
Hardin Lestrade
Adrian runzelte leicht verwirrt die Stirn, fügte sich dann aber seinem Schicksal und erhob sich aus dem Sessel. Dies erregte die Aufmerksamkeit von Jacinda, die aufsah und sofort zu ahnen schien, dass etwas im Busch war.
,,Wo soll's denn hingehen?"
,,Scotland Yard. Lestrade will mich sprechen und zwar allein. Ich schätze, wir sehen uns dann später. Viel Glück mit...der Akte und den Fakten. Vielleicht kann ja Medusa zur ersehnten Lösung beitragen."
Er deutete vielsagend auf das Terrarium, wo die Schildkröte gerade in ein Salatblatt biss und desinteressiert durch die Scheibe guckte. Sie schien keine großen Ambitionen bezüglich Kriminalfälle zu haben, was Jacinda mit einem Blick der Missbilligung quittierte.
,,Nein, wohl eher nicht."
Adrian schmunzelte und warf sich dann seine Jacke über, ehe er Jacinda ihrer verbissenen Aktenstudie überließ und aus dem Haus eilte. An der Straße winkte er sich ein Taxi heran und fragte sich, was Hardin Lestrade wohl so Wichtiges mit ihm zu besprechen hatte.
Beim Scotland Yard wurde Adrian bereit von dem jungen Detective Inspector erwartet und obwohl der frisch Verlobte von Lizzie im Grunde nicht glücklicher über sein privates Glück sein konnte, so merkte Adrian sogleich, dass der Polizist sehr angespannt war. Als Adrian in sein Blickfeld trat, atmete Hardin jedoch etwas aus und wirkte ungemein erleichtert.
,,Ah, Montgomery. Da sind Sie ja. Danke, dass Sie es so schnell einrichten konnten.", begrüßte er ihn und Adrian war noch immer verwirrt.
,,Ja, kein Problem. Es schien ja dringend zu sein. Worum geht es denn? Wenn Sie einen neuen Fall haben, warum sollte ich dann ohne Jacinda kommen?"
,,Nein, kein neuer Fall. Es ist eine weitaus speziellere Angelegenheit und die Anwesenheit von Jacinda hätte womöglich nur zu Zwischenfällen geführt, die ich gerne vermeiden würde. McLeod mag zwar ganz in Ordnung sein, aber ich stehe nach wie vor unter ihrer Beobachtung und ich möchte kein Risiko eingehen. Außerdem war die letzte Zeit aufregend genug.", redete Hardin sich ein wenig in Rage, weshalb Adrian ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
,,Lestrade, warum bin ich hier?"
Genannter hielt inne und schien sich dann darauf zu besinnen, dass er eben ein wenig den Faden verloren hatte.
,,Oh, natürlich. Kommen Sie bitte mit. Sie haben Besuch."
,,Besuch? Ich?"
Adrian konnte seine Überraschung nicht verbergen und folgte Lestrade, der den Verhörraum ansteuerte. Vor dessen Tür machte er Halt und warf Adrian einen undefinierbaren Blick zu.
,,Glauben Sie mir, ich war ebenso überrascht und wenn er nicht so einen Aufstand gemacht hätte, dann würde dieses Gespräch gar nicht erst stattfinden. Aber er hat mehrmals beteuert, dass er um jeden Preis mit Ihnen reden müsste."
,,Wer?", hakte Adrian nach, was Hardin seufzen ließ.
,,William Blackwood."
Perplex starrte Adrian den Polizisten an und konnte kaum glauben, was er da eben gehört hatte. William Blackwood wollte mit ihm sprechen? Der Mann, der bei seinem ersten Fall mit Jacinda samt seiner heimlichen Sekte verhaftet worden war und Adrian dem Teufel persönlich opfern wollte? Adrian war fassungslos.
,,William Blackwood? Was sollte der mit mir besprechen wollen?", brummte Adrian, doch Hardin zuckte nur mit den Schultern und schob seine Hände in die Hosentaschen.
,,Ich habe nicht die geringste Ahnung. Verstehen Sie jetzt, dass ich ihre alleinige Anwesenheit wollte? Ein Zusammentreffen zwischen Jacinda und Blackwood könnte eine Eskalation hervorrufen und das wollte ich vermeiden. Aber wäre es nach mir gegangen, würde William Blackwood noch immer in seiner Zelle hocken und die schwedischen Gardinen von innen bewundern. Aber er scheint wirklich mit Ihnen reden zu wollen. Ob Sie ihm zuhören liegt bei Ihnen, Montgomery. Es ist Ihre Entscheidung."
Adrian zögerte. Nun war er wirklich froh, dass Jacinda nicht mitgekommen war. Immerhin konnten sie und William Blackwood sich nicht ausstehen und da wollte er einen Konflikt ebenso wie Hardin vermeiden. Aber Adrian konnte nicht leugnen, dass er neugierig auf das war, was William zu sagen hatte und deshalb nickte er Lestrade entschlossen zu.
,,Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat. Er kann mir ja schlecht was tun und wer weiß, vielleicht bringt es uns ja neue Hinweise auf...was auch immer.", meinte er und Lestrade nickte.
,,In Ordnung. Wenn etwas ist, rufen Sie einfach. Ich werde direkt vor der Tür warten."
Adrian nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und holte nochmal tief Luft, ehe er die Türklinke ergriff und den Verhörraum betrat. Dort am Tisch saß tatsächlich William Blackwood in einem Gefängnisoverall und mit den Händen in Handschellen. Ein heimtückisches Grinsen zierte sein Gesicht, als Adrian die Tür hinter sich schloss und auf dem Platz gegenüber von William niederließ.
,,Adrian Montgomery. Nett Sie wiederzusehen, alter Freund. Haben Sie mich vermisst?", begrüßte er ihn, doch Adrian ging nicht auf sein Spiel ein.
,,Sie wollten mich sprechen, habe ich gehört. Tja, hier bin ich."
,,Hm. Sie kommen wohl gleich zur Sache, was? Dabei dachte ich, wir könnten wenigstens ein bisschen plaudern. Wo ist denn Jacinda?", meinte Blackwood, woraufhin Adrian die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Mit weitaus Wichtigerem beschäftigt als mit Ihnen. Also, was wollen Sie? Weshalb machen Sie so einen großen Aufriss, um mit mir zu reden? Sie wollen sich doch wohl nicht für Ihr Teufelsritual bei mir entschuldigen."
Der Sarkasmus in seiner Stimme war unverkennbar, während er William Blackwood unauffällig musterte. Das dunkelblonde Haar hing dem Verbrecher wirr im Gesicht und er hatte längst nicht mehr die Eleganz, die er als Inhaber des Männerclubs einst zur Schau gestellt hatte. Und dennoch hatte William keineswegs den Schalk in seinen Augen verloren, der auch in diesem Augenblick wieder aufblitzte. Er beugte sich ein wenig vor und wirkte mit einem Mal sehr entschlossen.
,,Ich bin hier, um Sie zu warnen, Montgomery. Die Dämonen der Vergangenheit...sie werden kommen und sowohl Sie als auch Holmes gnadenlos verschlingen.", brachte er hervor und Adrian machte bereits Anstalten sich zu erheben.
,,Mit Ihnen zu plaudern war wirklich furchtbar nett."
,,Sie sind schlimmer geworden, nicht wahr? Ihre Albträume.", setzte William an, was Adrian doch zum Bleiben animierte und er ließ sich nicht anmerken, wie sehr in diese Worte erschütterten. ,,Sie fesseln Sie, Montgomery. Hindern Sie daran, das Wesentliche zu erkennen und genau das wird Ihren Untergang bedeuten. Glauben Sie wirklich, Jacinda Holmes könnte Sie vor Ihrem Schicksal bewahren? Nein! Es wird Sie in den Abgrund reißen und was Holmes angeht, schon bald werde ich frei sein und dann werde ich meine Rache an dieser eingebildeten kleinen Detektivin verwirklichen. Schon so lange warte ich auf diese Gelegenheit und ich werde sie genießen."
Für einen kurzen Moment schwieg Adrian und bedachte William Blackwood mit einem ausdruckslosen Blick, während er seine Worte verinnerlichte. Dann beugte Adrian sich ebenfalls ein Stück vor und funkelte Blackwood entschlossen, aber auch warnend an.
,,Sie werden Jacinda nicht zu nahe kommen. Und sollten Sie es wagen, ihr auch nur in irgendeiner Form zu drohen, werde ich Sie persönlich umbringen, Blackwood. Halten Sie sich von Jacinda fern, oder ich werfe Sie diesmal selbst dem Teufel als Menschenopfer vor, den Sie ja so abgöttisch anbeten. Denn Sie werden auf ewig in der Hölle schmoren, sollten Sie Jacinda zu nahe kommen."
,,Ist das eine Drohung?", kam es prüfend von William, doch Adrians Blick verfinsterte sich.
,,Nein. Ein Versprechen."
Mit diesen Worten erhob sich Adrian und verließ den Verhörraum. Lestrade warf einen Blick hinein, wo William Blackwood nur kaum merklich grinste und dann schloss der Polizist die Tür. Abwartend wandte er sich an Adrian, der sichtlich angespannt war.
,,Was wollte er?"
,,Einen Standpunkt klar stellen. Sagen Sie mir bitte, dass er noch sehr lange in Haft verbleiben wird.", entgegnete Adrian und Hardin runzelte etwas nachdenklich die Stirn.
,,Zumindest ist mir nichts über eine baldige Entlassung bekannt. Warum?"
,,Nicht so wichtig. Ich schlafe einfach besser mit der Gewissheit, dass William Blackwood sicher hinter Gittern sitzt.", meinte er und Lestrade nickte zustimmend.
,,Das wird er. Ich werde sogleich den Rücktransport in die Haftanstalt veranlassen. Sollte sich im Fall Blackwood was Neues ergeben, lasse ich es Sie und Jacinda wissen. Wobei es vielleicht besser wäre, wenn sie von diesem Treffen hier erstmal nichts erfährt."
Adrian winkte ab.
,,Keine Sorge. Jacinda ist ohnehin viel zu beschäftigt mit der Akte, die sie von Ihrem Vater bekommen hat. Für etwas anderes wird sie da kaum Zeit erübrigen."
,,Nun, gut. Dann können Sie jetzt gehen, Montgomery. Ich kümmere mich derweil um unseren Teufelsanbeter."
Adrian nahm es hin und verabschiedete sich von Lestrade, ehe er das Scotland Yard verließ. Seine innere Wut auf William Blackwood konnte er nicht leugnen und er hoffte in der Tat, dass er ihn niemals wiedersehen musste. Und noch mehr, dass Jacinda Blackwood niemals wieder über den Weg laufen würde.
Jacinda Holmes wollte in der Tat für nichts anderes Zeit aufbringen, als sie Akte vom Fall ihrer Eltern weiter zu studieren. Obwohl sie diese im Grunde fast schon auswendig kannte, so glaubte sie dennoch irgendwas Neues zu finden, wenn sie nur gründlich genug danach suchte.
Adrian war von seinem Treffen mit Lestrade noch immer nicht zurückgekehrt, was die junge Detektivin ein wenig stutzig machte. Es waren bereits viele Stunden vergangen, was ihr wohl nicht aufgefallen wäre, wenn Mrs. Hudson ihr im Laufe des Tages nicht den Nachmittagstee gebracht hätte. Nun dämmerte es bereits und Jacinda fragte sich, wo ihr Mitbewohner wohl abgeblieben war.
Es konnte kaum einen neuen Fall gehen, was Lestrade mit Adrian zu besprechen hatte, denn sonst hätte der Detective Inspector sie ebenfalls hinzugezogen und das war nicht der Fall. Daher vermutete Jacinda, dass es wohl eher wieder ein Anliegen privater Natur war.
Gerade wollte sich die Dunkelhaarige wieder einen Teil der Akte vornehmen, als auf einmal ihr Handy klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display und erkannte den Namen von Lestrade, was sie aufseufzen ließ. Nicht einmal in dem wichtigsten Fall ihres Lebens schien das Scotland Yard auf sie verzichten zu können und mürrisch nahm sie das Telefonat an.
,,Ich hoffe sehr, dass es wichtig ist, Lestrade. Sonst lege ich auf der Stelle wieder auf."
,,Es ist wichtig. William Blackwood ist geflohen!", teilte Hardin ihr kurz angebunden mit, was die Detektivin ein wenig aus dem Konzept brachte.
,,Was? Wie konnte er aus dem Gefängnis entkommen?"
,,Das ist er nicht. Nun, ja...zumindest nicht so ganz.", kam es vom anderen Ende der Leitung, woraufhin Jacinda ungeduldig wurde.
,,Was soll das bitte heißen? Lestrade, Sie sagen mir sofort was hier los ist."
,,Das werde ich, sobald wir uns sehen. Bitte kommen Sie zu der Adresse, die ich Ihnen gleich schicke. Wir haben vielleicht eine Spur und beeilen Sie sich."
Mit diesen Worten legte der Polizist auf und Jacinda starrte fassungslos auf ihr Handy. Zuerst wollte sie Protest einlegen, doch dann erhielt sie schon die entsprechende Adresse und knurrend erhob sie sich vom Sessel, um sich mit Trenchcoat zu wappnen und den neuen Fall anzunehmen. Sie überlegte kurz, ob sie Adrian darüber in Kenntnis setzen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Immerhin hatte William Blackwood ihn damals entführt und wollte ihm den Teufel opfern. Ein erneutes Zusammentreffen zwischen diesen Parteien könnte eine Eskalation hervorrufen.
Zügig ließ Jacinda die Baker Street hinter sich und begab sich zur genannten Adresse, die Lestrade ihr geschickt hatte. Und die ganze Fahrt über fragte sie sich, wie zum Teufel es William Blackwood geschafft hatte zu entkommen. Lestrade hatte sich diesbezüglich ja eher bedeckt gehalten und das machte die ganze Sache nur umso merkwürdiger.
Würde Jacinda William Blackwood nicht schon lange genug kennen, so würde sie sich bezüglich seiner Flucht vermutlich nicht allzu viele Gedanken machen. Aber ihr ehemaliger Klassenkamerad hatte noch nie gute Absichten gehabt und ihr Instinkt sagte Jacinda, dass dies auch heute nicht der Fall war.
Daher kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie den erzielten Ort erreichte und sprang förmlich aus dem Taxi, nachdem sie den Fahrer bezahlt hatte. Überall erhellte Blaulicht die bereits hereingebrochene Abendfinsternis und Jacinda entdeckte Hardin Lestrade, der bei Vivyan McLeod stand und sich gerade eine Schutzweste anlegte.
,,Lestrade! Ich hoffe, Sie können mir all dies hier erklären.", knurrte die Detektivin und der Polizist wirkte ein wenig zerknirscht, da er ihr einen reumütigen Blick zuwarf.
,,Nun, die Sache ist etwas kompliziert. William Blackwood war heute auf unserem Revier, weil er um ein Gespräch mit Adrian gebeten hat. Und als dies beendet war, sollte er zurück in Haft gebracht werden. Allerdings ging der Rücktransport schief und er konnte fliehen. Jetzt haben wir einen anonymen Hinweis erhalten, dass er sich hier aufhalten soll."
Jacinda wusste gar nicht, was sie darauf erwidern sollte. Dass William Blackwood offenbar mit Adrian hatte sprechen wollen, irritierte sie bereits und noch mehr die Tatsache, dass es einen anonymen Hinweis gab. Jacinda roch den Braten sofort.
,,Die ganze Sache klingt nach einem verstrickten Spiel, Lestrade. Sicher hat William Sie selbst hergelockt, weil er sich somit absetzen will. Das hier ist doch das perfekte Ablenkungsmanöver, um eine Flucht zu vollenden."
,,Miss Holmes, wir müssen jedem Hinweis nachgehen. Immerhin ist Blackwood ein gefährlicher Verbrecher und Lestrade hat Sie extra hinzugezogen, damit Sie uns helfen können, ihn zu finden.", pflichtete McLeod bei, woraufhin Jacinda widerwillig brummte.
,,Vermutlich auch besser so. Alleine würde die Polizei es doch niemals schaffen ihn aufzuspüren. Also, bringen wir es hinter uns und buchten Blackwood wieder ein."
Jacinda schritt geradewegs auf das Fabrikgebäude zu, was sich vor ihnen in die Dunkelheit erhob. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache und hoffte, dass Blackwood ihnen allen keine Falle gestellt hatte. Deshalb ging sie mit Bedacht vor und spähte aufmerksam in alle möglichen Richtungen, während Lestrade und McLeod ihr samt der Spezialeinheit folgten.
Da es William Blackwood war, der sich auf der Flucht befand, war Jacinda auf alles gefasst und dennoch zuckte sie zusammen, als ein Schuss die Stille zerschnitt und sofort beschleunigten alle ihr Tempo.
,,Ein Schuss! Bewegung! Vorwärts!", spornte Lestrade sein Team an und McLeod steuerte bereits die Treppe an.
,,Es kam von oben."
Mit rasanten Schritten passierte die Truppe die Treppe und erreichte somit das Obergeschoss des Gebäudes. Jacinda lief voran, obwohl Lestrade sie davon abhalten wollte, und als sie oben ankam, stoppte sie abrupt, sodass McLeod und Lestrade fast in die Detektivin hineinrannten.
Das Szenario, was sich vor Jacinda und allen darstellte, erschütterte alle bis ins Mark und ließ vor allem Jacinda sämtliche Fassung aus dem Gesicht gleiten. Denn auf dem Boden lag reglos in einer sich ausbreitenden Blutlache William Blackwood und unmittelbar vor ihm, mit erhobener Waffe, Adrian Montgomery.
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