Alte Liebe rostet nicht

So, alle zusammen...auch hier melde ich mich zurück :D Es geht weiter und nach meinem erfolgreich beendeten Studium kann ich wieder regelmäßigere Uploads für euch machen. Deshalb will ich auch gar nicht große Reden schwingen und wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel ;) Bin gespannt, was ihr davon haltet.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                               ~~~

                                                                          Alte Liebe rostet nicht

7 Jahre zuvor...

Es war schon spät am Abend, als John und Alicia Watson den Abend gemeinsam im Wohnzimmer verbrachten. Während John noch einzelne Akten seiner Patienten durchging, so befasste sich Alicia mit dem aktuellen Fall, den sie mit dem Scotland Yard bearbeitete, denn das Opfer war auf sehr mysteriöse Weise ums Leben gekommen und irgendwie konnte sie die Todesursache nicht wirklich zuordnen. Jacinda und Lizzie waren längst im Bett, denn sie mussten morgen schließlich wieder in die Schule und somit würde ein weiterer gewöhnlicher Tag wohl zu Ende gehen. Allerdings wurde die Stille im Hause Watson durch das Schrillen der Türklingel unterbrochen, woraufhin John verwirrt aufsah und einen Blick auf die Uhr warf.
,,Wer kommt denn so spät noch vorbei?"
,,Keine Ahnung.", erwiderte Alicia, ehe sie sich erhob und Richtung Tür eilte.
Zunächst zögerte sie, denn so später Besuch konnte nicht wirklich etwas Gutes bedeuten, allerdings gab sie sich einen Ruck und öffnete schließlich die Tür. Zu ihrer Überraschung stand dort Mycroft, im grauen Anzug mit Mantel und Regenschirm, und mit einer ernsten Miene, die Alicia sofort Unbehagen verspüren ließ. Denn jedes Mal, wenn der ältere Holmes in der Tür stand, erhoffte sich Alicia neue Erkenntnisse im Fall, der sie alle beschäftigte und jedes Mal wurde sie aufs Neue enttäuscht.
,,Mycroft! Hast du Neuigkeiten?", fragte sie und ließ ihn eintreten, woraufhin er sogleich ins Wohnzimmer stolzierte.
,,Keine, die euch erfreuen werden."
,,Dein Optimismus ist wieder einmal grenzenlos, Mycroft. Du könntest wenigstens so tun, als gäbe es auch ein bisschen Licht im Schatten.", raunte ihm John entgegen, der mittlerweile mit verschränkten Armen vor der Brust im Wohnzimmer stand und Mycroft kritisch beäugte, der nur lediglich eine Augenbraue bezüglich dieser Aussage hob.
,,Diese Angelegenheit zu beschönigen wäre über alle Maße unpassend und...respektlos."
,,Worum geht es denn?", hakte Alicia nach und Mycroft stützte sich ein wenig auf seinem Regenschirm ab.
,,Man hat eine Entscheidung getroffen und ich hielt es für angebracht, dass ihr das besser von mir erfahrt als durch die Öffentlichkeit."
,,Was erfahren?", verlangte John zu wissen, woraufhin Mycroft kaum merklich seufzte und ihnen eine verhängnisvolle Nachricht eröffnete.
,,Nun, angesichts der nicht vorhandenen Hinweise und langen Zeitspanne ohne die geringste Spur, hat man sich dazu entschlossen, Sherlock und Evelyn offiziell...für tot zu erklären. Die Suche nach ihnen wird hiermit eingestellt und morgen wird eine Pressekonferenz stattfinden, in welcher der Fall für ungelöst erklärt wird."

Alicia und John waren erschüttert und während John im Zuge dessen den Kopf niedergeschlagen hängen ließ, so konnte Alicia kaum glauben, was Mycroft ihnen da sagte und sie warf ihm einen schockierten Blick zu.
,,Sie...sie wollen nicht mehr nach ihnen suchen?"
,,Nein.", bestätigte Mycroft tonlos, doch Alicia wollte das nicht einfach so hinnehmen.
,,Aber das dürfen sie nicht. Du musst doch etwas tun, Mycroft. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass Sherlock und Evelyn..."
,,Alicia! Es sind mittlerweile 5 Jahre vergangen und wir haben nichts. Keinen einzigen Hinweis, der uns weiterbringen oder erklären könnte, warum und wohin sie gegangen sind. Normalerweise werden ungeklärte Fälle bereits nach 2-3 Jahren zu den Akten gelegt und ich habe schon meine Beziehungen spielen lassen, um mehr Zeit rauszuschlagen. Aber es ist unvermeidlich, dass wir alle das Unbestreitbare akzeptieren müssen: Sherlock und Evelyn sind fort und kommen nicht mehr zurück!"
Mycroft hatte die Worte mit energischem Ton ausgesprochen, aber dennoch konnte Alicia ihm ansehen, dass auch ihn diese Nachricht getroffen hatte. Mittlerweile kannten sie sich immerhin alle lange genug, um zu wissen, was in den anderen vorging und auch Mycroft Holmes konnte wohl kaum leugnen, dass er ab und zu doch mehr Emotionen zeigte, als ihm lieb war. Alicia hatte diese Offenbarung nun allerdings den Boden unter den Füßen weggezogen und erneut traf der Schmerz um den Verlust von Sherlock und Evelyn sie zutiefst, als John auf einmal sein Schweigen unterbrach.
,,Ich denke, Mycroft hat Recht. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir sie nicht wiedersehen werden.", brachte er hervor und erntete einen ungläubigen Blick von seiner Frau.
,,Du willst einfach aufgeben?"
,,Nein, aber wir haben keine andere Wahl. Ich glaube nicht, dass Sherlock und Evelyn beabsichtigt hatten, dass es soweit kommt, aber sie haben damals auch gesagt, wir müssen auf alles gefasst sein. Und ich glaube, wir wissen es eigentlich schon länger...dass jener Abend unser letzter mit ihnen war.", erwiderte John niedergeschlagen, denn auch ihm fiel dieser Entschluss nicht leicht und bevor Alicia etwas erwidern konnte, fuhr Mycroft unbeirrt fort.
,,Ich störe nur ungern die Stimmung der Trauer, aber ich bin nicht nur gekommen, um von der geplanten Pressekonferenz morgen zu berichten. Ich habe hier noch etwas für euch."
Der Holmes' zog eine Akte aus der Innentasche seines Mantels und reichte diese an Alicia weiter. Sie nahm sie entgegen und warf einen Blick hinein, wobei John ihr über die Schulter sah. Die Akte beinhaltete eine Menge Dokumente und sogar die Geburtsurkunde von Jacinda war dabei, weshalb Alicia aufsah und auf die Akte deutete.
,,Was ist das, Mycroft?"
,,Das sind sämtliche Unterlagen, die euch nun im Bezug auf meine Nichte Jacinda zustehen. Da ihre Eltern nun offiziell für tot erklärt werden, geht das Sorgerecht für Jacinda an euch beide über. Darüber hinaus geht der Mietvertrag für die 221b Baker Street an meine Nichte, sobald sie volljährig ist. Mrs. Hudson habe ich bereits darüber in Kenntnis gesetzt und das Anwesen Musgrave Hall samt all der Besitztümer von meinem Bruder und seiner Frau gehen ebenfalls an ihre Tochter. Bis Jacinda volljährig ist, verwalte ich das Anwesen und die Wohnung der Baker Street. Es sei denn, ihr wollt das übernehmen.", meinte Mycroft, aber John schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Das wird nicht nötig sein, denke ich."
,,Dann wäre das ja geklärt.", meinte Mycroft und Alicia warf einen weiteren Blick auf die Dokumente in ihren Händen.
,,Wann wurde das denn alles festgelegt, Mycroft?"
,,Kurze Zeit vor ihrem Verschwinden kam mein geschätzter Bruder zu mir und bat mich, das alles schriftlich zu verfügen und zu versiegeln. Er sagte, wenn ihm und Evelyn jemals etwas zustoßen sollte, dann wärt ihr die Einzigen, die sich um Jacinda kümmern sollen. Ich schätze, ihm war zu dem Zeitpunkt bereits bewusst, dass sein harmonisches Familienleben nicht von langer Dauer sein wird."

Alicia und John tauschten einen kurzen Blick. Konnte es wirklich sein, dass Sherlock bereits zu diesem Zeitpunkt geahnt hatte, was folgen würde? Er war schließlich ein Genie, so viel war sicher, aber es wäre dennoch schockierend, wenn sich dies bestätigen würde. Mycroft wandte sich bereits zum Gehen, als er nochmal innehielt und sich den Watsons wieder zuwandte.
,,Eins wäre da noch, da morgen offiziell der Tod von Sherlock und Evelyn Holmes bekannt gegeben wird, ist eine Beerdigung unausweichlich. Es wird dann zwar nur zwei leere Särge zu bestatten geben, aber es ist der übliche Vorgang. Und da ich ein viel beschäftigter Mann bin, hatte ich gehofft, dies in eure fähigen Hände geben zu können.", sagte er und die Bitte schwang seinem Tonfall unvermeidlich mit, weshalb John zustimmend nickte.
,,Wir kümmern uns darum."
,,Gut. Das wäre dann alles. Mr. und Mrs. Watson!"
Mycroft nickte ihnen kaum merklich zu und verließ dann das Haus, während Alicia und John alleine zurückblieben. Verzweiflung und Trauer erfüllten den Raum durch die Nachricht von Mycroft und Alicia hatte Mühe, gegen ihre Tränen anzukämpfen.
,,Das war's dann also. Sie werden Sherlock und Evie für tot erklären."
,,Sieht so aus, als wäre die Holmes-Ära im Bezug auf unsere beiden besten Freunde...nun endgültig vorüber.", schlussfolgerte John niedergeschlagen, als Alicia ihn aufgelöst ansah.
,,Wie sollen wir das Jacinda beibringen, John?"
,,Schonend, aber unmissverständlich. Wir dürfen ihr die Wahrheit nicht verschweigen.", erwiderte er entschlossen, doch Alicia war zwiegespalten bezüglich dieser Angelegenheit.
,,John, sie ist erst 13 Jahre alt. Wir können ihr doch nicht einfach sagen, dass ihre Eltern nie wieder zurückkehren werden."
,,Das müssen wir aber, Alicia. Ihr falsche Hoffnungen zu machen wäre falsch und außerdem...Jacinda ist mindestens genauso schlau wie Sherlock. Ich glaube, sie ahnt bereits, dass sie ihre Eltern nicht wiedersehen wird. Und da ist es besser, sie erfährt es heute von uns, als morgen durch die Presse."
John stand trotz des Entschlusses neben sich, denn er wusste genau, wenn sie Jacinda die tragischen Nachrichten offenbaren würden, dann wäre es nicht länger eine Vermutung oder Befürchtung, sondern die Realität. Und in dieser würden Sherlock und Evelyn niemals wieder zu ihnen zurückkehren. Alicia ließ sich auf dem Sofa nieder und verbarg ihr Gesicht in den Händen, nachdem sie die Akte auf den Tisch gelegt hatte.
,,Das darf doch alles nicht wahr sein. Es ist furchtbar.", brachte sie hervor und ließ ihre Tränen nun doch zu, woraufhin John sich neben sie setzte und einen Arm um seine Frau legte, während sich sein eigener Blick gedankenverloren auf die Ferne richtete.
,,Ich weiß. Aber es ist, was es ist."
Gemeinsam saßen sie auf dem Sofa und versuchten, den Kummer über den Verlust ihrer besten Freunde zu bewältigen. Dabei ahnten John und Alicia nicht, dass die 13-jährige Jacinda oben am Fuß der Treppe stand und jedes einzelne Wort gehört hatte. Es war nun also das eingetreten, was die Dunkelhaarige schon so lange befürchtet hatte...ihre Eltern würden niemals mehr zurückkehren.

Die Erinnerung an jenen Abend verblasste langsam, während Jacinda früh am Morgen im Wohnzimmer der Baker Street stand und einen Blick aus dem Fenster warf. Die Menschen dort draußen gingen ihrem gewöhnlichen Alltag nach und wirkten dabei zufrieden und gelassen. Ein Gefühl, welches Jacinda nicht wirklich kannte und wohl auch nie kennenlernen würde. Mit großer Sicherheit hatte sie es als kleines Kind verspürt, allerdings verbot sie sich jeglichen Zugang zu jenen Erinnerungen daran, denn all dies war zerstört worden an dem Abend, wo ihre Eltern spurlos aus ihrem Leben verschwunden waren.
Ein genervtes Seufzen ließ sie aufhorchen und sie sah aus dem Augenwinkel heraus, dass Adrian noch immer in seinem Sessel hockte und angestrengt über den Akten brütete, die Lizzie und Lestrade ihnen gegeben hatten. Es waren alle Informationen, die sie im Bezug auf ihren ermordeten Spion besaßen und die ganze Nacht über hatten Adrian und Jacinda versucht, einen logischen Zusammenhang zu erstellen, doch dafür hatten sie viel zu wenig Anhaltspunkte. Und bei Adrian schlug die schwächelnde Konzentration langsam in Frustration um, denn er schob die Akte von sich und warf sich mit dem Rücken gegen das Polster seines Sessels.
,,Ich gebe es auf, Jacinda. Ohne mehr Informationen oder Hinweisen werden wir den Fall kaum lösen können. Es sei denn, Ihnen ist etwas durch Ihr brillantes Köpfen gegangen, was uns weiterbringen könnte.", brummte er, doch Jacinda musste ihn enttäuschen.
,,Wenn dem so wäre, wüssten Sie es bereits. Und zugegeben, wurde mein Verstand gerade durch etwas anderes blockiert."
Nun sah Adrian irritiert auf, denn Jacindas Stimme klang, als wäre sie meilenweit entfernt und gar nicht wirklich hier. Im Allgemeinen hatte die junge Detektivin die vergangenen Stunden den Eindruck gemacht, als würde sie noch etwas anderes beschäftigen und das sah ihr gar nicht ähnlich.
,,Alles in Ordnung?", fragte Adrian zögerlich, doch Jacinda drehte sich nur zu ihm herum und hatte ihre gleichgültige Miene aufgesetzt, der man mal wieder keinerlei Emotionen entnehmen konnte.
,,Natürlich. Vielleicht sollten wir Lestrade anrufen. Möglicherweise hat er neue Informationen für uns."
,,Wenn dem so wäre, hätte er es uns sicherlich schon mitgeteilt.", gab Adrian zurück und Jacinda rollte mit den Augen.
,,Dann müssen wir es auf eigene Faust versuchen. Das habe ich Ihnen bestimmt schon 10x gesagt, während Sie über den Akten gebrütet haben, Montgomery."
,,Und ich habe Ihnen schon 10x gesagt, dass wir keinerlei Ansatzpunkte haben, in welche Richtung wir diesbezüglich ermitteln sollten. Vielleicht sollten wir eine Pause von dem Fall einlegen, der macht mich noch wahnsinnig.", widersprach er und Jacinda ließ sich genervt in ihrem Sessel nieder.
,,Sie klingen schon wie Harry."
,,Hardin. Er heißt Hardin. Ich dachte, das wüssten Sie mittlerweile.", korrigierte Adrian sie, doch bevor Jacinda etwas erwidern konnte, erklang eine andere tonlose Stimme.
,,Sie kommt eben ganz nach ihrem Vater. Der war auch nie im Stande sich die Namen der nervigen Polizisten zu merken, mit denen er doch so viel Zeit verbracht hat. Oder er wollte sich einfach nicht daran erinnern und hat sich damit einen Spaß gemacht."
Jacinda und Adrian sahen auf, als Mycroft ins Wohnzimmer trat und während Jacinda ihren Onkel sofort eindringlich musterte, so war Adrian schockiert darüber, wie der ältere Holmes' ihnen gegenübertrat. Er wirkte sichtlich mitgenommen und erschöpft, was er jedoch krampfhaft versuchte zu verbergen. Sogar sein Regenschirm, ohne den Mycroft Holmes ja eigentlich nie gesehen wurde, schien im abhanden gekommen zu sein und Jacinda zog sofort ihre Schlussfolgerung.
,,Dir scheint jemand begegnet zu sein, dem du besser fern geblieben wärst. Und angesichts dessen, dass ich keine Platzwunde oder dergleichen an dir wahrnehme, wurdest du wohl auf andere Weise betäubt."
,,Dir entgeht aber auch nichts.", gab Mycroft sarkastisch zurück und Adrian starrte den Onkel von Jacinda fassungslos an.
,,Mr. Holmes, wer hat das getan?"
,,Wenn ich das wüsste, Montgomery, dann wäre ich ja wohl kaum hier."


Die Antwort glich einem Knurren und Adrian richtete den Blick kurz Richtung Zimmerdecke, da er das emotionslose Verhalten der Holmes-Familie immer noch nicht nachvollziehen konnte. Allerdings würde sich das wohl kaum ändern und Jacinda lehnte sich in ihrem Sessel zurück, während sie Mycroft eingehend betrachtete.
,,Klingt spannend. Also, welches Nationalverbrechen muss ich dieses Mal aufklären? Was haben die Bösewichte, wer auch immer sie sein mögen, dir denn diesmal gestohlen?", wollte Jacinda in Erfahrung bringen und Mycroft zögerte, ehe er seiner Nichte antwortete.
,,Sie...haben Annabelle."
Jacinda war verwundert, denn der Name war schon lange nicht mehr gefallen-zumindest bei ihrem Onkel nicht. Obgleich sie durch John und Alicia natürlich wusste, wer Annabelle war und auch, welches Verhältnis diese zu ihrem Onkel damals pflegte. Eine Geschichte, die Jacinda bis heute irrational und wie die reinste Fiktion vorkam.
,,Annabelle?", kam es irritiert von Adrian und Mycroft nickte kaum merklich.
,,Die Großcousine von Jacinda."
,,Die Frau, die Mycroft ja so egal ist.", pflichtete Jacinda sarkastisch bei und erntete vorwurfsvolle Blicke ihres Onkels.
,,Sie ist mir nicht egal."
,,Natürlich nicht. Selbst ein Blinder würde sehen, dass du dich in einem emotionalen Kontext zu ihr befindest. Auch nach all den Jahren offenbar noch."
,,Jetzt übertreib nicht gleich.", wehrte Mycroft ab und Adrian runzelte ein wenig verwundert die Stirn.
,,Was bedeutet emotionaler Kontext?"
,,Gefühle, Montgomery. Mycroft fühlte sich schon früher zu Annabelle gezogen und tut dies auch heute noch, aber ist viel zu stolz, um das zuzugeben."
Jacinda spürte den zornigen Blick ihres Onkels auf sich, würdigte ihn jedoch nicht mit Aufmerksamkeit. Sie war der festen Überzeugung Recht zu haben und Adrian war immer noch von der Äußerung seiner Partnerin überrascht.
,,Warum sagt ihr das nicht einfach so?"
,,Nun, meine Familie hat es nicht so mit Gefühlen. Die sind da eher kleingeschrieben.", erklärte Jacinda, während Mycroft ausdruckslos auf die zwei Ermittler sah.
,,Gefühle hindern Menschen daran, logisch zu denken und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie sind eine Schwäche und werden völlig überbewertet."
,,John sagt, mein Vater hätte das auch immer gesagt. Und dann ist meine Mutter nach England gekommen.", räumte Jacinda ein und Mycroft seufzte ergeben.
,,Ja, welch historisches Ereignis. Könnten wir jetzt bitte vielleicht wieder zum Thema kommen?"

Er schien sichtlich gereizt zu sein, was Adrian wirklich erstaunlich fand. So hatte er Mycroft Holmes noch nie erlebt und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Jacinda mal wieder Recht haben könnte. Und obwohl Adrian diese Annabelle noch nicht kannte, so schien diese Mycroft wahrlich unter die Haut zu gehen und das amüsierte vor allem Jacinda, die leicht schmunzelte und die Hand ausstreckte.
,,Fall angenommen. Wenn du Informationen hast, immer her damit."
Mycroft zögerte noch, doch dann gab er sich einen Ruck und zog eine Akte hervor, die er seiner Nichte reichte. Jacinda nahm sie entgegen und warf einen prüfenden Blick hinein, während Mycroft fortfuhr.
,,Diese Angelegenheit muss unbedingt mit Diskretion behandelt werden, Jacinda. Annabelle wurde im geheimen Auftrag des US-Präsidenten nach London geschickt, da ein amerikanischer Spion wohl hier abgetaucht sein soll. Wir haben uns auf die Suche nach ihm gemacht, konnten ihn aber nicht finden und dabei wurden wir attackiert. Annabelle haben sie mitgenommen und mich, wie du bereits so poetisch betont hast, betäubt zurückgelassen.", erklärte er beiläufig, als Jacinda ein Foto des vermissten Spion beäugte und dann vielsagend zu ihrem Onkel aufsah.
,,Kein Wunder, denn ihr konntet den Spion gar nicht finden."
,,Und warum nicht, Miss Einstein?", wollte Adrian nun wissen und Jacinda hielt ihm prompt das Foto unter die Nase.
,,Weil besagter amerikanischer Spion unser Opfer ist, Montgomery. Wie mir scheint, liegen unsere beiden Fälle sehr nah beieinander, Mycroft."
,,Der Spion wurde ermordet?", hakte Mycroft nach und Adrian seufzte.
,,Jipp. Gespalten in seiner eigenen Hotelsuite. Da war wohl jemand mächtig sauer auf ihn."
Mycroft wirkte ein wenig nachdenklich, doch Jacinda spürte bereits das Kribbeln der Aufregung, da sie endlich neuen Informationsstoff hatte, mit dem sie arbeiten konnte. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und warf Adrian einen euphorischen Blick zu.
,,Ein ermordeter amerikanischer Spion, meine Großcousine entführt und Onkel Mycroft mal wieder mittendrin? Das kann nur gut werden. An die Arbeit, Montgomery. Dieser Fall wird interessanter, als ich bisher angenommen hatte."

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