Kapitel 6
Erschöpft sackte Ares zusammen. Bestürzt eilte Isabelle zu ihm. „Er hat nur etwas zu viel Energie an das Schwert abgegeben. Es geht ihm gut.", beruhigte Jack sie. Auch er war etwas atemlos und kreidebleich im Gesicht. Dem Einzigen, dem das gerade nichts anhaben konnte, war anscheinend Elijha. Schwungvoll zog er Idria aus dem Boden. „Wirklich interessant.", murmelte er und setzte sich in Bewegung. Er steuerte das Pentagramm an. Jedoch als er einen Fuß hineinsetzte, stöhnte er kurz auf. Kommentarlos setzte er seinen Weg fort und kniete genau an der Stelle, an der die Frau gewesen war. Der Rest starrte ihm hinterher. „Was war das gerade?", fragte Isabelle im Flüsterton. Sie hatte ihren Blick immer noch starr auf Elijha gerichtet, als erwartete sie, dass er gleich in Flammen aufging. Der Engel saß jedoch nur da. Sein Schwert hatte er neben sich gelegt. „Der Stern hat uns das gezeigt was geschehen ist. Doch nachdem dieser Schatten auftauchte konnte selbst das heilige Mittel uns nichts mehr zeigen.", seufzte Jack und steckte Efra zurück in die Scheide. Dann half er Ares und Isabelle auf. Die Brünette sah immer noch zu dem Engel herüber. „Das bedeutet, dass Azazel tatsächlich unser Feind ist, richtig?", hackte Ares nach und stützte sich an Nakir ab. Stumm nickte Jack. „Und was macht er da?", fragte der blonde weiter und deutete auf Elijha. „Das Pentagramm ist noch aktiviert, nicht? Komm zurück du Idiot!", schrie Jack zu dem Anderen quer durch die Halle. Er hatte Ares gekonnt ignoriert. Der Engel bewegte sich nicht. „Du kannst es betreten. Weil du gefallen bist, oder?", brüllte er stattdessen zurück. Jack schien verärgert zu sein. „Was soll der Mist? Ich weiß es nicht. Die Lust, es auszuprobieren, hab ich auch nicht. Jetzt komm da raus, es wäre dumm hier Engelsblut zu vergießen.", antwortete er gereizt. Diesmal gehorchte Elijha und trat aus dem Gebilde. „Bist du Wahnsinnig?", fragte Jack und schlug ihm ins Gesicht, als sie sich gegenüber standen. Die Augen des Engels, die bis dahin ganz glasig waren, bekamen wieder Farbe. Empört rieb er sich die Stelle wo er geschlagen worden war. „Autsch. Das tat weh!", beschwerte er sich ein wenig. Irritiert sah Isabelle die beiden an. „Engel können – sollten – keine Pentagramme oder ähnliches betreten. Das fügt ihnen Schaden zu und kann sie in besonderen Fällen zum Fallen bringen.", erklärte ihr Jack und klopfte Elijha auf die Schulter. Die Brünette nickte verstehend. „Das wusstest du doch. Warum bist du trotzdem darein?", fragte sie den blonden Engel. Dieser zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hatte ich gehofft dort ein Überbleibsel der Frau zu finden.", vermutete er und lächelte leicht. „Warte... Machst du dir gerade Sorgen um mich?", lachte er und stupste Isabelle ans Schlüsselbein. Ein siegessicheres Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „N-Nein! Tu ich nicht. W-Wie kommst du denn darauf? Und nimm deine Finger da weg.", stotterte sie sofort und schlug seine Hand weg. Sie war ein wenig rot geworden. Belustigt lachte Elijha auf. „Könnt ihr bitte später weiter flirten? Wir haben wichtigeres zu tun.", meinte Ares trocken. Er war wieder einigermaßen bei Kräften und zerrte gerade Nakir aus dem Boden. Jack half ihm dabei, bevor er sich noch verletzte. „W-Was? Ares!", fiepte Isabelle und versuchte ihr scharlachrotes Gesicht zu verbergen. „Also wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass Azazel Rea entführt hat. Die Tatsache, dass die Frau hier nirgends zu finden ist, lässt mich schließen, dass er sie wiederbeleben konnte. Sind wir da einer Meinung?", fasste er zusammen. Alle nickten. „Was wiederum bedeutet, dass er bereit für Reas Wiederbelebung ist. Und wir bald eine Einladung erhalten sollten.", fügte Elijha hinzu. In seinen Augen funkelte Vorfreude. ‚Was ist eigentlich falsch mit dem?' fragte sich Isabelle. „Wir können hier nichts weiter machen. Lasst uns zurück ins Regierungsgebäude gehen. Ich hab Hunger.", stellte Jack fest und bewegte sich Richtung Tor. Die Anderen folgten ihm stumm.
Am nächsten Tag herrschte eine angespannte Stimmung. Alle warteten auf eine Reaktion von Azazel, doch bisher war nichts geschehen. Am vergangenen Abend hatte die Gruppe noch entschieden bei einer Einladung von ihm nur mit Ares, Jack, Elijha und Isabelle zu gehen. Für den Rest wäre es zu gefährlich. Alle gingen seit sie wach waren ihren Vorbereitungen für dieses Treffen nach. Sie schienen nervös und wechselten kaum ein Wort mit jemanden anderen. „Jetzt nimmt uns doch mit. Wir wären bestimmt nützlich. Vertraue uns, Ares!", bettelte Erica nun schon zum fünften Mal und verfolgte den Blonden quer über das Gelände. Ares stapfte entschlossen weiter ohne eine Notiz von der rothaarige zu nehmen. Gerade kamen sie an Isabelle vorbei, die verwundert den Kopf hob. Sie war gerade damit beschäftigt gewesen ihre blau schimmernde Sense zu polieren. Mit wachsender Sorge um Ares sah sie zu wie dieser sich zu seiner Verfolgerin umdrehte. ‚Bitte hör auf Erica. Er ist schon genug aufgewühlt und gestresst.' dachte Isabelle. Dennoch griff sie nicht ein, als ihr Freund die Bogenschützin anfuhr: „Hör auf! Ich werde keinen von euch mitnehmen. Es wäre zu gefährlich. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Mittlerweile bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob es eine gute Idee ist Isabelle mitzunehmen. Bleibt einfach hier, okay?" Nach seiner Ansprache drehte er sich um und ging zurück in das Gebäude. Erica ließ er einfach perplex stehen. Langsam näherte sich Isabelle ihr. „Nimm es ihm nicht übel. Seine Nerven sind einfach am Ende. Er will nicht mehr riskieren als nötig. Außerdem kennt euch Azazel nicht und ihr würdet nicht einmal mitkommen können.", sagte sie mitfühlend. Erica rollten ein paar Tränen über die Wangen. „Das weiß ich doch. Ich will nur nicht, dass er stirbt.", schluchzte sie und ließ sich von der Brünetten in den Arm nehmen. „Bring ihn bitte wieder heil zurück." In diesem Moment überquerte ein glücklich vor sich hin pfeifender Elijha das Gelände. Entsetzt starrte Isabelle ihn an. Wie konnte er nur so gelassen sein? Selbst die, die nicht zur Mission antraten waren aufgeregt und er? Er durfte mit und spielte dabei auch noch eine wichtige Rolle. Kampferfahrung hin oder her – es ging hier um Rea, da sollte selbst er, der mit ihr verlobt gewesen war, nervös sein. Als der Engel die beiden erblickte, kam er Freuden strahlend auf sie zu. „Hi Issy! Wie geht es dir?", fragte er und ignorierte Erica ganz. Schnell wischte sich diese ihre Tränen weg und verabschiedete sich von ihrer Freundin. Ebenso flink war sie im angrenzenden Gebäude verschwunden. Als Isabelle mit Elijha alleine war, sagte sie: „Nenn mich nicht so! Ich heiße Isabelle." Schmunzelnd sah er sie an. Er war deutlich größer als sie. Von ihrer Position aus umgab ihn die Sonne wie einen heiligen Schein. Seine blonden Haare schienen golden und sein Lächeln wurde immer breiter, als er bemerkte, wie die Brünette ihn fasziniert anstarrte. Dies jedoch zerstörte das Bild des perfekten Engels. „Du nennst mich doch auch nicht bei meinem Namen.", gab er ihr zur Antwort. Verwirrt sah sie ihn an. Sie hatte schon nicht mehr erwartet, dass er ihr antworten würde. Er lachte leicht und nahm ihre Hand. „Lass uns ein Stück gehen.", schlug Elijha vor und zog sie mit sich. Eigentlich hatte Isabelle vorgehabt ihn anzuschreien, warum er kein Stück aufgeregt war und sich so merkwürdig benahm, doch jetzt brachte sie kein Wort heraus und ließ sich von ihm führen.
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