Kapitel 5
„Was macht die denn schon wieder hier?", stöhnte Elijha und zeigte auf Isabelle. Diese blies entrüstet die Backen auf und erwiderte: „Wenn es dich beruhigt: Ich kann dich auch nicht ausstehen." Genervt schnippte der Engel ihr gegen die Stirn. „Eli, lass sie in Ruhe!", meinte Jack in tadelndem Ton und grinste breit. „Ach ja, Jacky?", wandte der Andere sich nun an den Gefallenen. „Ouh, haben wir hier etwa einen Krieg der Spitznamen?", bemerkte June, der gerade auf die vier traf, fröhlich. Es war Nachmittag und sie waren eigentlich auf den Weg zum Trainingsgelände gewesen. Nun standen sie in irgendeiner Seitenstraße und starrten June an. „Ich hab auch einen, nicht gefallenes Vögelchen?", lachte er und legte einen Arm um Jacks Schulter. Dabei musste er sich ziemlich strecken, da der Andere deutlich größer war. Elijha prustete los. „Ge-gefallenes Vögelchen. Haha! Das ist gut.", kicherte er und hielt sich den Bauch. Jack setzte seinen Todesblick auf, den er in den letzten Jahren perfektioniert hatte. Der Blonde ließ sich aber nicht einschüchtern und lachte herzhaft weiter. Jack packte ihn am Kragen und schüttelte ihn während er schrie: „Hör sofort auf zu Lachen!" Nach einer gewissen Zeit gelang es ihm wieder die Fassung gewinnen und er wischte sich die letzten Lachtränen fort. „Einfach genial.", meinte Elijha und klatschte mit June ab. „Nachdem das jetzt geklärt wäre. Es ist kein Zufall, dass du uns hier triffst, oder June?", meldete sich Ares zu Wort. Eifrig nickte der Angesprochene. „Leider ist der Grund nicht so lustig wie ihr.", gab er zu und schien nun sehr ernst zu sein. Sofort richteten alle ihre Aufmerksamkeit auf ihn. „Heute Morgen wurde in einer Lagerhalle ein Pentagramm wie bei dem Mordfall gefunden. Es wurde mit Blut aufgemalt, doch es war nirgends eine Leiche zu finden. Ich habe mir die Halle schon angesehen. Bis auf das Zeichen am Boden und die Tatsache, dass das Opfer fehlt, gab es nichts Auffälliges. Nach einem kurzen Blick zu Elijha sagte Jack schnell: „Wir werden uns dort einmal umschauen. Wo genau ist die Halle?" June nickte und führte sie. Natürlich begleiteten Ares und Isabelle sie. Nach einem kurzen Marsch standen sie vor einem großen Tor aus Wellblech. Es war mit gelb-schwarzem Polizeiband abgesichert, doch die Gruppe schlüpfte einfach unten hindurch. Das Lagerhaus war vollkommen leer. Nur auf dem Boden prangte ein blutrotes Pentagramm. Isabelle entging nicht, dass Elijhas Augen begierig aufleuchteten als er es sah. Unbehaglich sah sie sich das Zeichen genauer an. Auch Ares und Jack näherten sich dem Gebilde interessiert. Langsam kniete sich der blonde Engel herunter und strich sanft mit dem Zeigefinger über eine Linie. Rote Flüssigkeit blieb daran zurück. Es war eindeutig frisches Blut, doch Elijha leckte es langsam ab. Mit einem Lächeln richtete er sich wieder auf und meinte: „Es ist frisches Blut von einem Menschen. Einer Frau, wenn ich raten müsste." Isabelle überkam ein eiskalter Schauer. Warum war der Typ so gruselig, obwohl er ein Engel war? Jack nickte verstehend. Fand denn nur sie Elijha merkwürdig? Hoffend sah sie zu Ares, doch der schien sich nicht zu wundern. Mit einer gerunzelten Stirn betrachtete er das Szenario. June war draußen geblieben, also blieb Isabelle nichts Anderes übrig, als sich wieder auf die Situation zu konzentrieren und den anderen zu vertrauen. „Es gibt hier wirklich nichts Außergewöhnliches.", bemerkte Jack. „Lasst es uns einmal mit einem Stern der Zeit probieren.", schlug Elijha vor. „Einem was?", fragte Ares nach. „Es ist ein Spruch, der von mehreren Magiern ausgeführt wird um in die Vergangenheit zu sehen. Sollte jedoch Azazel etwas damit zu tun haben, wird er Vorkehrungen getroffen haben, dass das nicht funktioniert.", erklärte Jack und schloss seine Hand um Efra. „Selbst wenn der Stern nicht klappt, hätten wir wenigstens Gewissheit, dass Azazel wirklich unser Feind ist.", fügte er hinzu und zog sein Schwert. Eliha nahm Idria in seine Rechte und trat an Jacks Seite. „Nimm Nakir und komm zu uns, damit wir ein Dreieck bilden.", wurde Ares von seinem Freund aufgefordert. Aufgeregt tat er wie ihm gehießen. „Du musst nichts weiter machen als dein Schwert zu aktivieren und es dann mit Energie zu versorgen.", erklärte Jack mit einem freundlichen Lächeln, als er sah wie angespannt Ares war. „Den Rest machen wir." Erneut befolgte er die Anweisungen und rammte, genau wie die Anderen, Nakir in die Erde vor ihm. Nakir und Efra leuchteten lila auf, während Idria wieder in türkis erstrahlte. Ein Wind kam auf als Jack seinen Mund öffnete. Isabelle sah gespannt zu. Nacheinander nannte er jede Waffe beim Namen und forderte sie auf sich zu verbinden. Nun bildeten sich hellblaue Linien zwischen den Dreien und alle Klingen leuchteten einheitlich in Weiß. Ares spürte nun auch die Seelen der anderen Schwerter. „Mit der mir von Gott verliehen Kraft rufe ich, Elijha Sohn des Raziel, das himmlische Mittel den Stern der Zeit zur Hilfe. Ich erbitte Unterstützung im Kampf gegen die Dunkelheit, die seine Schöpfung heimsucht. Leihe mir die Macht, die ich dazu benötige!", sprach Elijha. Zwischen den magischen Schwertern erschien ein strahlend leuchtender Stern. Sein Schein war so stark, dass er selbst die drei Männer mit einhüllte. Isabelle war so geblendet, dass sie kaum hinsehen konnte. Während sie die Augen zusammen kniff meinte sie zu erkennen, wie weiße Schwingen aus Elijhas Rücken ragten. Als ihr Blick auf Jack fiel, erschrak sie. Sein Gesicht sah von Schmerzen erfüllt aus und hinter ihm waren zwei schwarze Flügel zu sehen. Schnell schüttelte Isabelle ihren Kopf und sah noch einmal genau hin. Der Stern hatte aufgehört derartig hell zu leuchten, sodass sie nun wieder alles klarsah. Die Jungs sahen zwar konzentriert aus, schienen jedoch keine Schmerzen zu haben. Erleichtert seufzte sie. In diesem Moment ertönte leise ein Glöckchen und die Halle verlor jegliche Farbe. Nur das Pentagramm brannte rot. Gespannt konnten die vier beobachten wie eine junge Frau die Halle betrat. Sie hatte ein kleines Bündel in der Hand und schien geweint zu haben. Außerdem ging ihr Atem schnell, sodass man schließen konnte, dass sie gerannt war. Sie kniete sich in die Mitte des Pentagramms und legte das, was sie bei sich hatte, ab. Mit brüchiger Stimme fing sie an zu beten. Plötzlich krachte das Tor zusammen und ein langer, dunkler Schatten erschien. In dem Moment als dieser den Arm hob, wurde die Halle wieder in Farbe getaucht. Die Frau war verschwunden.
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