Kapitel 4


Später verabredete er sich noch einmal mit Isabelle, Jack und Elijha im großen Sitzungssaal. Alle, bis auf der Engel, waren pünktlich. „Was ist das überhaupt für ein Typ?", beschwerte sich Isabelle, als sie bereits mehrere Minuten warteten. Elijhas Art ging der Brünetten von Anfang an auf die Nerven, weshalb sie ihn am Liebsten wieder loswerden würde. Ares schien genauso zu empfinden, denn er seufzte und schmunzelte bei ihrer Frage. „Er war früher schon so. Aber jetzt fällt mir erst richtig auf wie eingebildet er überhaupt ist.", bemerkte Jack und spielte gelangweilt an seinem T-Shirt Rand herum. „Wie ich es liebe, wenn Leute über mich reden, wenn ich nicht da bin. Und auch noch so nette Sachen!", ertönte Elijhas Stimme im Türrahmen. Er grinste wieder breit und betrat den Raum. Seine silberne Rüstung hatte er gegen ein weißes Gewand mit goldenen Rändern eingetauscht. Idria hatte er jedoch immer noch um seine Hüfte gebunden. „Wir sagen doch nur die Wahrheit. Du nervst gewaltig, Elijha und im Himmel scheint dir das keiner oft zu sagen.", sagte Jack und bedeutete ihm sich zu setzten. Der Engel kam der Aufforderung nach und meinte: „Da hast du wohl recht. Die Einzigen die mich daran immer wieder erinnert haben, wart schließlich ihr zwei." Er hängte ein unsicheres, künstliches Lachen daran. Es tat ihm also auch weh an Rea zu denken. Ares räusperte sich. „Ich würde gerne unsere Vorgehensweise besprechen. Außerdem wisst ihr doch bestimmt, nachdem ihr auch den Rest herausgefunden habt, wer dieser Dämonenbeschwörer ist.", eröffnete er das Gespräch. „Genau können wir es nicht sagen aber wir haben verschiedene Möglichkeiten. Erstens er ist ein hochrangiger Magier, der vom Dämonenkönig diesen Auftrag erhalten hatte. Zweitens es ist jemand, der von einem Dämon besessen ist, der Rea nutzen möchte um auf den Thron zu kommen. Drittens -und diese Möglichkeit halte ich für wahrscheinlich - es ist ein alter Bekannter von uns. Was bedeutet, dass der Mord an Rea kein Zufall war und er es speziell auf sie abgesehen hatte. Denn er weiß, dass wir sie nicht einfach töten können auch wenn sie ein vollständiger Todesengel ist.", erklärte Elijha und legte seine Füße auf den Tisch. Er schien die Situation gelassen zu nehmen, doch Jack durchblickte sein Schauspiel. Es ging ihm definitiv nicht gut. Von Isabelle erntete der Engelsgeneral für sein Tun einen Todesblick ehe sie fragte: „Und wer ist dieser ‚alte Bekannte' von euch?" Jack schluckte geräuschvoll. Er blickte den Anderen an, als wollte er fragen, ob das, was er dachte, wirklich wahr ist. Elijha nickte ihm zu. „Sein Name ist Azazel. Er war ein sehr guter Freund von uns allen. Wir hatten alle zu ihm aufgesehen, da er talentiert im Umgang mit dem Schwert war. Leider war er dafür bekannt, dass er sich nicht an Regeln hielt. Bevor wir alle als Generäle in den Engelsrat aufgenommen wurden, brach er besonders das Gesetz und fiel.", meinte der schwarzhaarige und ballte seine Hände zu Fäusten. „Er muss herausgefunden haben, dass wir nun alle auf der Erde sind und dachte sich wahrscheinlich, dass er mit Rea nicht nur eine starke Waffe hätte sondern auch uns wieder begegnen würde. Azazel sieht das alles als ein Spiel an und würde seinen Spaß mit uns haben, ehe er uns vernichtet.", ergänzte Elijha bitter. „Ist an euch denn nichts, was irgendwann einmal gefährlich werden könnte?", seufzte Ares und stützte seinen Kopf mit seinen Händen. „Sollten wir noch von irgendwelchen irren Freunden von euch wissen?", fragte er. Jack sah seinen Freund genauer an. Er wirkte unglaublich müde. „Da gibt es schon noch ein paar. Die sind aber alle zurzeit bei einem Außeneinsatz in einer anderen Dimension.", lachte Elijha. Sofort wurde er wieder mit einem bösen Blick von Isabelle bestraft. „Wer ist sie eigentlich?", motzte er daraufhin ein wenig beleidigt. „Sie ist unsere Vernunft.", meinte Ares knapp und lächelte die Brünette an. Ärgerlich grummelte der Engel etwas vor sich hin, was sich anhörte wie ‚Spielverderberin'. Isabelle machte ein spitzes ‚Mpf' ehe sie sagte: „Dann lasst uns unsere Maßnahmen besprechen." Ares nickte zustimmend. „Ich nehme an, dass bei den drei Möglichkeiten Azazel der stärkste Gegner sein wird, also werden wir von ihm ausgehen. Allerdings wird uns das nicht weiterhelfen herauszufinden wo er sich mit Rea befindet. Außerdem kämpfen wir gegen sie Zeit, da er sie jeden Moment verwandeln könnte.", fasste er sachlich zusammen. „Azazel war schon damals sehr mächtig und hinterlistig. Das wird alles andere als einfach.", murmelte Jack. „Aber er war auch schon immer dumm. Er wird Rea nicht irgendwo alleine verwandeln. Azazel will Publikum. Er will uns weh tun; uns zerstören. Ich denke, dass wir bald eine Einladung von ihm erhalten werden.", warf Elijha ein. Erneut wurde sein Grinsen breiter. „Ich werde diesen Mistkerl aufschlitzen.", freute er sich. Isabelle seufzte laut. „Sicher, dass der Typ ein Engel ist?", fragte sie leicht gereizt Jack. Dieser lachte nur. „Du! Natürlich bin ich einer. Du solltest nicht so über mich reden und lieber vor mir niederknien, Mensch!", schrie Elijha und sprang auf. Er war eindeutig in seiner Ehre verletzt. Die Brünette war sichtlich eingeschüchtert und starrte ihn mit großen Augen an. „Lasst das. Du musst ihr verzeihen. Kein Mensch stellt sich einen Engel derartig blutdurstig vor.", entschärfte Ares die Situation. Jack musste sich jetzt nur noch mehr zusammenreißen nicht laut loszulachen. Noch leicht sauer setzte sich der Engel wieder. „Ich bin nun mal ein Kriegsengel.", murmelte er. Ares räusperte sich noch einmal und sagte: „Was meintest du vorhin damit, dass uns Azazel bald eine Einladung schicken wird?" Seine Miene hellte sich wieder auf. ‚Erschreckend wie schnell sich seine Stimmungen ändern können.' dachte Isabelle fasziniert. „Jacky und mich wird er auf jeden Fall dabei haben wollen und dich womöglich auch. Schließlich wird er mittlerweile wissen, dass du sie geliebt hast. Er mag es die Gefühle anderer auszunutzen.", erklärte er strahlend, als wäre es etwas Gutes. Dabei bemerkte er gar nicht wie Jack einen Dolch gezückt hatte und ihn mit eisiger Stimme fragte: „Wie hast du mich gerade genannt?" Sofort setzte der Andere ein entschuldigendes Lächeln auf und hob abwehrend die Hände. „So hab ich dich früher immer genannt. Kein Grund so sauer zu werden.", versuchte er sich herauszureden. Jack ließ den Dolch in den Tisch direkt neben Elijhas Hand spickern und lachte leicht. „Früher...Sind wir jetzt fertig?", sagte er und stand auf. Ares nickte und sein Freund verschwand. Isabelle sah ihm irritiert hinterher. Auch Ares starrte mit einer Sorgenfalte auf die nun wieder geschlossene Tür. Beide dachten nach, ob sie ihm folgen sollten damit er nicht schon wieder abhaute. Jedoch wurden sie jäh unterbrochen, als sie Gejammer von dem Engel wahrnahmen. „Das war so knapp. Für einen kurzen Moment hab ich echt gedacht, er würde mich abstechen wollen. Naja, kein Wunder schließlich ist er ziemlich gestresst. Trotzdem hätte er nicht den Tisch abmurksen müssen.... Oh, man steckt der tief drinnen.", grummelte Elijha und zog an dem Dolch. Er war so in seiner Arbeit vertieft, dass er nicht merkte wie er von Ares und Isabelle angestarrt wurde. Er bekam die Waffe einfach nicht aus der Platte und stemmte sich sogar mit seinem ganzen Gewicht gegen den Tisch, doch nichts geschah. „Kann man dir vielleicht helfen?", fragte Ares ihn freundlich, als es ihn schon langsam nervte. Erschrocken zuckte Elijha zusammen trat jedoch einen Schritt zur Seite um ihm Platz zu machen. Lässig legte der Blonde seine Rechte an den Griff des silbernen Dolchs. Beim näheren Betrachten konnte er sehen, dass in der Klinge ein paar Runen eingraviert waren. Jedoch waren sie ihm nicht bekannt. Entschlossen zog er an. Wie als würde Ares eine Feder aufheben, löste sich die Waffe aus dem Tisch. Erstaunt betrachtete er sie genauer, doch neben den Runen konnte er nichts Besonderes entdecken. „Was? Das kann nicht sein. Gib mal her!", regte sich der Engel sofort auf. Sprachlos übergab Ares ihm den Dolch. „Dieser Kleine... Der will mich doch herausfordern!" Verwirrt sahen die zwei Menschen ihn an. „Jacky hat ein paar Runen reingeritzt, die es mir unmöglich machten den Dolch anzuheben.", erklärte er mit einem bitteren Lächeln und verschwand durch die Tür. Die Waffe nahm er mit. „Engel!", seufzte Isabelle und verschwand ebenfalls. Schließlich war es schon spät. Nun war Ares ganz alleine. Er trat ans Fenster und beobachtete die Stadt. Sie strahlte in den hellsten Lichtern, doch je weiter man in die Ferne sah, desto weniger brannten. „Ich werde dich finden und verhindern, dass man dir etwas antut.", flüsterte er traurig und sah nun in den Sternenhimmel. „Schließlich liebe ich dich für immer und ewig." Tränen rannen ihm die Wangen hinunter. Warum musste es erst soweit kommen? Wieso konnte er sie nicht beschützen? Seine Rea. Vor seinem inneren Auge tauchte seine erste Begegnung mit ihr auf. Sie war so selbstsicher aufgetreten und konnte ihr Interesse an ihm kaum verbergen. Ein kleines Lächeln schlich sich bei dieser Erinnerung auf seine Lippen. Sie hatte damals auch gelacht. Ares war es damals so gewesen, als würde die Sonne nur für sie scheinen. Nur, damit sie lachte. Wieder bahnten sich Tränen ihren Weg nach draußen. Rea hatte auch als sie im Sterben lag gelacht. Zumindest hatte sie es versucht. Da realisierte Ares es. Jeder einzelne Moment mit Rea war für ihn zu einem kostbaren Schatz geworden. Er hätte so gerne noch viele mehr mit ihr erlebt, doch das ging nun nicht mehr. Er konnte sie nur noch so in Erinnerung behalten wie sie gewesen war. Daher musste er verhindern, dass Azazel sie zu einem Monster machte. Entschlossen wischte er sich die Tränen aus den Augen und sagte: „Ich werde dich retten."


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