Kapitel 13
Erschrocken riss sie die Augen auf. „Das ist wohl der Abschied...", begann Ares traurig, doch sie unterbrach ihn: „Bitte nimm dir nicht das Leben!" Ares erstarrte und auch alle anderen starrten die Beiden ungläubig an. „Woher weißt du denn das?", hauchte der Blonde. In Reas Blick und auch in ihrer Stimme schwang Panik mit. „Das kannst du nicht machen! Du musst leben, für ... für mich! Bitte lebe für mich!", weinte sie und schmiss sich an seine Brust. Wie vom Blitz getroffen stand Ares da. „Woher weißt du das?", fragte er erneut. „Ich habe es ungewollt in deinen Gedanken gelesen", schluchste sie. „Aber du darfst dir nicht das Leben nehmen. Nicht, weil ich nicht mehr da bin. Hörst du?" Reas Schluchzer wurden immer hemmungsloser. Beruhigend streichelte Ares ihr über den Rücken. „Es ist alles in Ordnung Rea. Ich werde mich nicht umbringen", versicherte er ihr und drückte sie sanft von sich weg. „Sei unbesorgt. Bis gerade eben war mir selbst nicht einmal bewusst, dass ich diesen Gedanken habe. Aber ich werde ihn nicht in die Tat umsetzten. Mein Leben ist mir wichtig. Schon allein, weil du mich in diesem Leben geliebt hast." Er küsste sie tröstend und strich ihr die Tränen von den Wangen. „Es ist erstaunlich wie stark die Liebe sein kann", bemerkte Elijha leise, so dass nur Isabelle ihn verstehen konnte. „Auch für dich habe ich einen Rat", fuhr Rea fort, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Lebe dein Leben. Vergiss mich nicht aber hänge auch nicht an der Vergangenheit. Such dir eine Frau, die dich ebenso liebt wie ich es tue und werde glücklich mit ihr." Er nickte und dann küssten sie sich noch einmal. „Lebewohl mein Geliebter", hauchte sie ihm noch gegen die Lippen ehe sie ein paar Schritte von ihm Abstand nahm und noch ein letztes Mal alle ansah. Mittlerweile war ihre Erscheinung schon etwas durchsichtig geworden, doch ihre Stimme war fest, als sie sagte: „Euch wird ein großer Krieg bevorstehen. Eine Schlacht, die viele Opfer fordern wird. Ihr werdet euch oft die Frage stellen warum ihr kämpft. Ich kann euch die Antwort auf das große Warum nicht geben. Jeder wird sie selbst auf seinem Weg finden, doch bleibt zusammen. Haltet zusammen und seid für einander da. Das ist eure Bestimmung. Euer Schicksal. Das Schicksal von Lebri." Sie hielt kurz Inne als müsste sie über ihre nächsten Worte nachdenken. Langsam hob sie ihre rechte Hand. „Es war mir eine Ehre mich eure Freundin nennen zu dürfen. Mir moro mul." Auch Jack und Elijha hoben ihre Rechte und sprachen die Worte „Mir moro mul". Dabei handelte es sich um einen alten Spruch, den sich die Engel gegenseitig aussprachen, wenn es ein Abschied für immer war. Auch Ares und Isabelle hatten den Sinn dieser Geste verstanden und hoben ihre Hände. Im nächsten Moment änderte sich ihre Umgebung. Sie waren wieder in dem dunklen Thronsaal. Jeder an seiner Ecke des Pentagramms. Ares lag etwas weiter entfernt auf dem Boden, jedoch war er jetzt wach und beobachtete das Geschehen mit wachsamen Augen. In der Mitte des Gebildes lag Reas toter Körper unverändert. Azazel psalmodierte immer noch in der fremden Sprache, doch er kam zum Schluss. Feierlich schloss er das Buch und legte es neben sich auf den Boden. Erst passierte gar nichts, dann richtete sich Rea, begleitet von einem unnatürlichen Knirschen, auf. Ihre Augen glänzten schwarz und an ihrer Schläfe verliefen kleine schwarze Linien, die wie Adern aussahen. Ihre Haut war aschfahl. An ihrem Hals konnte man sehr gut die Bisswunde von dem Vampir damals erkennen, jedoch sickerte nun eine dickflüssige schwarze Flüssigkeit aus den Löchern. Ein Röcheln drang aus Reas Kehle und sie musste würgen. Sie spuckte weiteres schwarzes Blut aus, ehe sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichtete und ihre schwarzen Schwingen ausstreckte. Sie wirkte auf eine bizarre Art und Weise wie eine Göttin. Wie eine Todesgöttin. Mit ihren Kohleaugen sah sie sich nacheinander alle an, die um das Pentagramm standen. „Mein Name ist Azazel. Ich bin der Fürst der Dämonen und dein Herr. Knie vor mir nieder, Rea!", rief Azazel ihr zu. Sofort fixierte sie ihn. Langsam kam sie auf ihn zu. Dabei bewegte sie sich so geschmeidig wie eine Katze. „Und warum denkst du, dass du mein Herr bist?", fragte sie ihn mit unüberhörbarem Spott. Azazel zückte einen Silberdolch und schnitt sich die Handfläche auf. „Trink! Dann wirst du wissen, dass ich dir alles geben kann was du dir wünschst. Du musst dich mir nur unterwerfen", erklärte er ihr mit einem breiten Grinsen. Mit Bedacht nahm sie seine ausgestreckte Hand entgegen. Das Blut tropfte mittlerweile schon auf den Boden. Genüsslich leckte Rea über die Wunde. Ein leises Schnurren ging von ihr aus, dann ließ sie seine Hand wieder los und kam noch einen Schritt auf ihn zu. „Dein Blut ist nicht schlecht, Azazel, Fürst der Dämonen. Auch dein Vorhaben gefallen mir, doch ich werde mich dir nicht unterwerfen", sagte sie und betrachtete ihn abschätzig. Ihre Finger waren noch mit seinem Blut befleckt und hinterließen feine rote Linien, als sie ihm über die Stirn fuhr. „Wenn du meine Kräfte haben willst, dann wirst du mir gehorchen müssen", meinte sie nachdenklich. Ihr Lächeln war süffisant und ihre Stimme wie Öl. Azazel schluckte hart. „Niemals!", erwiderte er grimmig. Rea seufzte theatralisch. „Dann", fing sie an und legte ihre Hand um seinen Hals. „Muss ich dich töten." Langsam drückte sie immer fester zu und Azazel begann zu röcheln. Das Pentagramm leuchtete auf. Flammen züngelten aus dem Gebilde. Jack und Isabelle wichen erschrocken zurück. Elijha zog blitzschnell sein Schwert. Der Engel eilte zu seinen Freunden, die bei Ares in sicherer Entfernung standen. Schützend stellte er sich zwischen sie und Rea. „Wir müssen hier weg, bevor Rea Azazel erwürgt hat", rief er ihnen über die Schulter hinweg zu. „Die ist ja noch stärker als ich erwartet hatte." Azazel versuchte sich verzweifelt aus ihrem Griff zu befreien, doch sie drückte nur fester zu. Bald bewegte er sich gar nicht mehr. Mit einem spitzen Lachen schleuderte Rea seinen Körper gegen die Wand. „Fürst der Dämonen...das ich nicht lache!", lachte sie und wandte sich zu den Anderen. „Verdammt! Wollte uns nicht unsere Rea hier rausteleportieren?", fragte Isabelle. Ihre Stimme war schrill. Ares und Jack zogen nun auch ihre Schwerter, als Rea mit großen Schritten auf sie zu geschritten kam. Sie war nur noch ein paar Schritte entfernt, da keuchte sie erschrocken auf. Eine schwarze Klinge bohrte sich von hinten durch ihren Körper. Ungläubig betrachtete sie die Wunde, die die Waffe hinterlassen hatte und drehte sich um. Dort stand Azazel. Triumphierend hielt er sein blutverschmiertes Schwert Durias in seiner rechten Hand. Mit seiner anderen wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Sein Hals hatte sich blau verfärbt und die Fingerabdrücke der Gefallenen waren noch gut zu erkennen. Ein breites Lächeln war auf seinem Gesicht, als Rea vor ihm auf die Knie sank. Die Wunde in ihrem Bauch blutete unaufhaltsam. „Du Bastard!", röchelte sie und fiel endgültig zu Boden. In diesem Moment erschien ein weißer Kreis unter Jack und den Anderen. Zunehmend wurden sie durchsichtig und sie spürten, wie sie von diesem furchtbaren Geschehen fort gebracht wurden. Das Letzte was sie wahrnehmen konnten, war ein wütender Schrei von Azazel und wie er auf sie zu sprintete. Jedoch war er zu langsam und die Freunde bereits an einem anderen, weit entfernten, sicheren Ort.
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