Verwirrt sah er sich kurz um und erstarrte als er Rea erblickte. Seine Augen hatten sich geweitet. Auch die Schwarzhaarige hielt inne. Zittrig hob sie ihre Hand und stolperte auf ihn zu. „A-Ares", brachte sie mit kratziger Stimme hervor. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Rea, du lebst!", flüsterte er und nahm ihre Hand. „Ich habe dich vermisst." Sanft hauchte er einen Kuss auf ihren Handrücken. „Meine Geliebte." Rea fuhr mit ihrer freien Hand von seinen Schläfen über seine Wangenknochen bis zu seinen Lippen. In ihrem Blick lag reine Zuneigung für den Mann vor ihr. „Ich dich auch, Ares." War alles was sie sagen konnte bevor sich ihre Lippen trafen. Der Kuss hatte nichts flehendes, verzweifeltes an sich, wie damals auf dem Schlachtfeld, als Rea starb, dieses Mal war er voller Liebe. Nach einem kurzen Moment lösten sie sich wieder voneinander. Rea räusperte sich schnell und wandte sich wieder an alle Anwesenden. „Ich habe nicht viel Zeit, deswegen komme ich gleich zur Sache: Das, was ihr gerade seht, ist nur ein Fragment meiner Seele, dass gerade wiederbelebt wurde, doch lange werde ich nicht bleiben können. In wenigen Augenblicken werde ich vollständig fallen. Dann wird nichts mehr von meiner Seele übrig sein. In meinem Körper wird ein Monster mit unglaublichen Kräften entstehen. Dieser Vorgang lässt sich nicht mehr aufhalten. Deshalb ich habe eine Bitte an euch: Tötet dieses Wesen. Lasst nicht zu, dass es in meiner Gestalt Unglück über die Welt bringt." Sie machte eine kurze Pause. „Aber wie soll ich dich töten können? Wie soll auch nur einer von uns in der Lage sein etwas zu töten, dass genauso aussieht wie du?", bemerkte Ares verzweifelt. „Aber das ist sie doch dann nicht mehr", stellte Elijha nüchtern fest. Dann richtete er seine Worte an Rea: „Es wäre mir eine Ehre dir diesen Gefallen zu tun." Sie nickte ihm dankbar zu. Auch Isabelle nickte. „Es wird zwar schwer, aber wenn du dir das wünschst." Rea wandte sich mit einem Lächeln an ihren Bruder und an Ares. „Ich möchte von euch nichts verlangen, was ihr nicht tun wollt. Ich verstehe euch." Die Beiden schenkten ihr ein kleines dankbares Lächeln. „Meine Bitte war nicht der einzige Grund, warum ich noch einmal zu euch sprechen wollte. Mit meiner letzten Kraft, die ich unter meinem freien Willen aufbringen kann, werde ich euch aus Azazels Schloss herausteleportieren. Nach meiner Erweckung wäre es für euch dort zu gefährlich. Allerdings sind die Zauber, die Azazel zum Schutz dieses Gebäudes errichtet hat, zu stark. Ihr werdet an einen Ort gebracht den ich nicht kenne. Aber wenigstens seid ihr dann in Sicherheit." Rea machte erneut eine Pause. Schließlich fuhr sie fort: „Zum Schluss möchte ich an jeden von euch noch einmal das Wort richten und euch Tipps für die Zukunft geben. Schließlich ist das nun unser endgültiger Abschied voneinander." Zuerst ging sie zu Elijha. Der Engel schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Wer hätte gedacht, dass wir uns jemals wiedersehen würden." Rea lachte leicht. „Unsere Verlobung war zwar nur von kurzer Dauer und auch nicht aus Liebe aber ich bin davon überzeugt, dass du ein Mann von Ehre bist, Elijha." Sie zwinkerte in Isabelles Richtung. „Er wird dir sicherlich ein guter Ehemann sein." Die Brünette errötete und auch Elijhas Wangen schimmerten verräterisch rot. „Aber lass mir dir noch einen Rat geben Elijha. Durch deine Adern fließt mehr Macht als du denkst aber das ist nicht unbedingt gut. Egal was in der Zukunft passiert, verlier dich niemals aus den Augen und bleib dir und deinen Vorstellungen von dieser Welt treu. Lass es nicht zu, dass Azazel diese Welt zerstört – koste es was es wolle!", riet sie ihm in einem ernsten Ton. Der Engel versicherte ihr, dass er ihren Rat berücksichtigen werde. Dann wandte sich Rea an Isabelle. „Du bist die netteste Person die ich kenne. Dein Mitgefühl ist deine größte Stärke aber auch deine Kampfkraft ist der eines Mannes bei Weitem überlegen. Elijha kann sich glücklich schätzen, dass eine so großartige Frau ihm ihre Liebe schenkt. Dir habe ich für die Zukunft nur Folgendes zu sagen: Pass für mich auf alle auf. Du hast die Kraft sie alle beisammen zu halten und zu beschützen." Die beiden Mädchen umarmten sich kurz. „Das werde ich machen Rea. Versprochen!", meinte Isabelle während sie sich ihre Tränen aus den Augen wischte. „Nun zu dir Jack", begann Rea mit ihrer Ansprache für ihren Bruder, doch er unterbrach sie. Mit seinen starken Armen zog er sie in eine feste Umarmung. Vorsichtig streichelte er ihr über ihr Haar. „Wir haben so viel zusammen durchgemacht. Ich werde niemals akzeptieren können, dass du für immer von mir gegangen bist. Aber – das verspreche ich dir – ich werde es versuchen, denn du kannst nicht wollen, dass ich dir mein restliches Leben lang hinterher trauere", flüsterte er und ließ sie wieder los. „Du warst mein größter Schatz." Rea schluckte kurz. „Jack... du bist so tapfer. Ich weiß gar nicht wie viel ich noch von dir verlangen kann. Mein ganzes Leben hast du mich beschützt und selbst jetzt, nach meinem Tod, mach ich dir noch Probleme. Aber ich bin so stolz auf dich. Du hast sogar dein Versprechen eingehalten und aus der Stadt einen Ort gemacht in dem du zusammen mit unseren Freunden leben kannst. Auch jetzt bist du noch mein Held", gestand sie und drückte ihn erneut. „Aber in der Zukunft musst du dich ganz allein um dich kümmern. Du hast die Kadinir Verbindung mit Azazel erneuert. Er wird dich suchen. Du wirst nie in Sicherheit sein solange er noch lebt." „Aber das wird keiner sein. Wir sind die Einzigen die ihn aufhalten können. Deshalb werden wir ihn umbringen und diese Welt von allem Leid befreien", versicherte ihr Jack und strich ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Rea lächelte ihn nochmal an. Zuletzt ging sie zu Ares. Sie hatte vorgehabt ihm zu sagen wie sehr sie ihn liebte und wie viel es ihr bedeutet ihn kennen gelernt zu haben, doch als sie in seine Augen sah und er zurück in ihre, brachte sie nichts heraus. Ihr blieben die Worte im Hals stecken. Sein Ausdruck war von Leid geprägt und Tränen schimmerten in seinen Augen. Plötzlich durchfuhr eine Vorahnung Rea wie einen Blitz. Erschrocken riss sie die Augen auf.
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