Kapitel 11
Azazel ging ein paar Schritte auf den Altar unter dem Kirchenfenster zu. Rea lag dort immer noch regungslos. Elijha und Jack wechselten einen unsicheren Blick. „Ihr wollt das doch nicht etwa zulassen?", hackte Isabelle im Flüsterton nach. Die beiden gaben ihr keine Antwort. Stattdessen folgten sie dem dunklen Engel. Das Mädchen sah ihnen fassungslos nach. Sie konnte nicht glauben, dass die Beiden einfach wiederstandlos gehorchten. „Dürfte ich dir noch eine Frage stellen, Azazel?", fragte Jack vorsichtig. Seinen Kopf hielt er dabei unterwürfig gesenkt. Der Dunkle lies seinen Blick von Rea auf ihn schweifen. „Nur zu, mein Freund!" Isabelle wandte sich von dem Geschehen ab. Sie konnte den Anblick nicht ertragen, stattdessen kniete sie sich zu Ares. Sanft legte sie ihm ihre Hand auf die Stirn. Sie war weder eiskalt noch glühend heiß. Erleichtert nahm sie seine Hand. „Bitte wach auf und hilf mir! Die Beiden können sich nicht wehren, aber... aber wir schon. Bitte Ares. Wir müssen Azazel aufhalten." Isabelle hielt seine Hand fest umklammert und flehte ihn immer wieder an. Sie brauchte seine Unterstützung um diese Situation doch noch irgendwie zum Guten zu wenden. „Warum brauchst du uns für das Wiederbelebungsritual? Bisher hattest du das immer alleine gekonnt", hallte Jacks feste Stimme durch den Saal. Azazel schmunzelte leicht. „Ich benötige euch als Stabilisatoren für das Pentagramm. Nachdem ich Rea wiederbelebt habe muss ich sie noch an mich binden. Sonst würde sie die ganze Welt unkontrolliert niederbrennen. In dem Zeitraum zwischen ihrem Augenaufschlag und der Bindung an mich könnte es sein, dass ihre Macht so gewaltig ist, dass sie aus dem Pentagramm ausbrechen kann. Ihr gebt dem Gebilde die Kraft ihr standzuhalten." Während seiner Erklärung hatte der schwarze Engel Rea behutsam hochgehoben. Ihr Kopf lag an seiner Brust und ihre Arme hingen schlaff herab. Elegant schritt er von dem Altar zur Mitte des blutgezeichneten Gebildes. Dort setzte er das tote Mädchen ab und platzierte sich an die nördlichste Spitze des Pentagramms. „Stelle dich zu meiner Rechten, Jack und Elijha zu meiner Linken", befahl Azazel harsch. Die Beiden gehorchten wortlos. „Und das Mädchen soll mir gegenüber Platz nehmen." Isabelle rührte sich nicht. Sie verharrte stumm an Ares Seite. Das Mädchen hatte Angst vor dem Engel mit den schwarzen Schwingen, denn dafür hatte er gesorgt, sie hatte Angst davor, dass das Ritual erfolgreich vollzogen wird, auch fürchtete sie, dass Ares nicht mehr aufwachen würde, doch am meisten versetzte sie der Gedanke in Angst und Schrecken, dass Elijha zu einem willenlosen Sklaven dieses Monsters werden würde. Deshalb blieb sie einfach sitzen. Die Hand von Ares fest umklammert. Darauf bedacht, dass ihre Ängste sie nicht übermannten. Sie war so konzentriert nicht einfach los zu weinen, dass sie Elijhas schützende Hand an ihrer Schulter erst gar nicht wahrnahm. „Isabelle schau mich an." Seine Stimme war ganz sanft. Langsam drehte sich ihr Kopf zu ihm. Ein kleines Lächeln, dass so voller Schuldgefühle war, legte sich auf sein Gesicht. Er reichte ihr seine starke Hand. Zögernd ergriff sie sie und mit einem kräftigen Ruck zog er sie wieder auf die Beine. „Du solltest auf das hören, was Azazel dir befiehlt. Ich weiß, dass dir das nicht gefällt aber tu mir diesen Gefallen Isabelle. Es ist für mich das Wichtigste, dass du überlebst und mach dir keine Sorgen um Ares." Er hatte Recht, wenn sie gehorchte würde sie leben. Sie nickte ihm zu, woraufhin er sie zu ihrer Stelle am Pentagramm führte. Azazel hatte in der Zwischenzeit ein dickes Buch hervorgeholt. Mit gerunzelter Stirn schlug er es auf der passenden Seite auf. Dann ließ er seinen Blick noch einmal durch die Runde schweifen um zu überprüfen ob alle richtig standen. Mit lauter, kräftiger Stimme fing er das Psalmodieren an. Er sprach in einer Sprache, die Isabelle nicht kannte. Sie hörte sich dunkel und verboten an. Einige Laute hatten etwas spitzes und Bösartiges an sich. Isabelle hatte das Gefühl als würde schon allein der Klang dieser Sprache sie Ohnmächtig werden lassen. Tatsächlich verschwamm langsam das Bild vor ihr und Azazels Stimme drang nur noch gedämpft zu ihr. Sie musste sich beherrschen still stehen zu bleiben. Auch für Jack hatte diese Sprache nichts Gutes an sich. Ihm wurde schlecht. Sein ganzer Körper fing an zu zittern. Isabelle konnte er ansehen, dass es ihr genauso erging, doch Elijha stand reglos da. Er schien die Worte des Dunklen verstehen zu können und ihnen zu zuhören. Jack hatte nicht mehr die nötige Konzentration um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er wollte gerade auf den Boden sinken, als von Rea ein Licht ausging. Das Strahlen wurde immer heller. Bald musste sich Jack eine Hand vor die Augen halten. Azazels Stimme wurde völlig erstickt. Jack spürte gar nichts mehr, nur das brennende Leuchten, dass von seiner Schwester ausging. Er ließ seine Hand nicht sinken, da er Angst hatte zu erblinden. Gehörte das auch zu der Zeremonie oder was passierte hier gerade? Eine eiskalte, weiche Hand schloss sich um seine Finger und nahm sie vorsichtig von seinen Augen. Jack musste ein paar Mal Blinzeln, bevor er die Frau vor ihm erkennen konnte. Rea sah ihm mit einem leisen Lächeln freundlich ins Gesicht. Seine Hand hielt sie immer noch mit ihrer eigenen. Ihre schwarzen Haare fielen ihr in leichten Locken über den Rücken aus dem – zu Jacks Verwunderung – weiße Schwingen herausragten. Auch trug sie ein weißes langes Kleid, dass ihre porzellanweiße Haut noch bleicher erscheinen ließ. „B-bist du es wirklich? M-meine ... Schwester?", hauchte er ungläubig. Er war unfähig seinen Blick von seiner Schwester abzuwenden. Zur Antwort nickte sie nur. „Ich muss tot sein." „Nein das bist du nicht", stellte eine männliche Stimme nüchtern fest. Rea drehte sich sofort um. So konnte Jack auch Elijha sehen, der neben Isabelle stand und Rea musterte. Seine Schwester schritt lautlos auf den Engel zu. Nachdem sie ihn von oben bis unten gemustert hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Isabelle. Diese streckte ihre Finger nach ihrer Freundin aus. Die Brünette berührte leicht die eiskalte Haut von Rea und zuckte zurück. „Du bist es wirklich." „Was ist das hier?", fragte Elijha skeptisch. Rea kam zu keiner Antwort, denn in diesem Moment tauchte Ares aus dem Nichts vor ihnen auf.
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