Kapitel 8
Am nächsten Morgen sprach Rea kein Wort mit ihm. Stumm aßen alle ihr Frühstück. Die Anspannung wegen dem bevor stehendem Kampf war im ganzen Lager zu spüren und es herrschte nahezu Stille. An diesem Morgen waren die Spähtruppen zurückgekehrt und hatten berichtet, dass die Vampire im Norden von Lebri ihrerseits ein riesiges Feldlager aufgebaut hatten. Sie hatten also von dem geplanten Angriff der Menschen Bescheid gewusst, was alle ein wenig beunruhigte. Ares hatte aber dennoch entschieden anzugreifen. Den Beginn des Kampfes hatte er auf Nachmittag angesetzt. „Ich denke es wäre gut jedem Soldaten eine zusätzliche Waffe mit magischer Energie zu geben.", meinte Isabelle nachdenklich. Ein leises zustimmendes Gemurre war von jedem zu hören. June beschloss ihr dabei zu helfen und ging mit ihr zu den Soldaten. Es war klar, dass jeder dieser drückenden Stille entkommen wollte, doch keiner wagte es etwas zu sagen. Jack kehrte gerade mit einem Getränk für Rea zurück und setzte sich neben seine Schwester. „Hier, trink.", sagte er zu ihr und nahm selbst einen Schluck aus seiner Flasche. „Was ist denn zwischen dir und Ares passiert?", fragte er sie besorgt. Rea war mit Ares immer sehr vertraut umgegangen, doch seit er aufgewacht war versuchte sie Blickkontakt mit ihm zu vermeiden und hatte ihn nicht einmal begrüßt. „Es ist nichts.", gab sie zurück und nahm selbst einen großen Schluck. Skeptisch schaute Jack sie an. Er beließ es aber dabei und hakte nicht noch einmal nach. Den Vormittag verbrachte Rea zum größten Teil alleine. Ab und zu kam Isabelle zu ihr und gab ihr kleinere Aufträge, die sie immer schnell erledigte. Jack hingegen vertrieb sich seine Zeit damit, Elias und ein paar anderen Magiern dabei zu helfen Schutzzauber zu verteilen. Als endlich die letzten Vorbereitungen getroffen wurden, sollten sich alle Soldaten in der vereinbarten Formation aufstellen. Rea war zusammen mit Jack an der Front. Beide hatten den Auftrag vor allem die Adeligen auszuschalten, da diese stärker waren als normale ihrer Art. „Rea, ich weiß nicht was passiert ist, aber ich möchte, dass du dich dann ausschließlich auf den Kampf konzentrierst, ok? Und denk vor allem nicht an das, was bei unserer letzten großen Schlacht passiert ist.", meinte Jack ernst. Seine Schwester nickte nur. Sie hatte bisher nur an Ares gedacht und ob ihre Entscheidung die richtige gewesen war, da hatte sie noch keine Zeit gehabt an die Schlacht von damals zu denken. Sie fühlte sich deswegen schlecht. „Hört zu! Wir werden nun in die finale Schlacht gegen die Vampire ziehen. Wir werden sie vernichten und uns unsere menschliche Würde zurückholen. Habt keine Angst. Die Menschheit wird aus ihrer Asche neu auferstehen und wieder über diese Welt herrschen. Über diesen Tag und unseren glorreichen Sieg wird noch Jahrhunderte später geredet werden und jeder einzelne von euch wird als Held heimkehren. Auf in den Kampf meine Brüder und Schwestern!", machte Ares den Truppen Mut und erntete dafür freudige Rufe von den Soldaten. Die Armee setzte sich in Bewegung. Ares bildete mit seinen Kameraden die erste Reihe. In der zweiten waren nur die beiden Geschwister. „Wer denkst du hat den Feinden von unserem Plan erzählt?", fragte Erica Ares nach einer Weile. „Ich weiß, dass du Jerim verdächtigst. Ich glaube aber selbst nicht daran.", erwiderte er nur emotionslos und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Ab und zu trafen auf die Truppen ein paar Danchi, die aber schnell besiegt wurden. Nur noch eine Kreuzung entfernt lag die Basis der Vampire, weshalb sie nun langsamer wurden und schließlich ganz stehen blieben. Die Bogenschützen und Magier postierten sie so, dass sie jeden, der die Kreuzung passierte, sofort töten konnten. Alle anderen zogen ihre Waffen und warteten. Es wurde ganz still. Nur das schwere Atmen der Soldaten war zu hören. Wie von Ares erwartet erschienen die Vampire am Horizont. Langsam näherten sie sich und blieben ein paar Meter von ihnen entfernt stehen. Ares hob seine Hand, denn er wollte gerade das Zeichen zum Angriff geben, als sich drei der Blutsauger vor die Menge stellen. Es handelte sich bei einem von ihnen um Madril. Bei ihm waren noch zwei Frauen. „Ich bin Königin Zeha Eshford. Das sind meine beiden Generäle Madril Bathory und Jurha Eshford, meine Schwester. Obwohl ihr Menschen diesen offenen Krieg angezettelt habt will ich nicht so sein und euch alle töten. Euer Blut ist zu wertvoll um es zu vergeuden. Stattdessen werde ich Gefangene machen, sollte eure Niederlage erkennbar werden.", erklärte die blonde Vampirin in der Mitte. Mit einem breiten Lächeln zog sie ihr Schwert und Schnitt sich damit in den Arm. Sie ließ ihr Blut über die Klinge fließen, bis sie komplett rot war. Ein paar der anderen Vampire taten es ihr gleich. Hauptsächlich waren es jedoch die Adligen. „Sie kräftigen ihre Klingen mit ihrem eigenen Blut.", erklärte Isabelle flüsternd. Rea hob Nakir und sprach: „Fahre in mich und leihe mir deine Kraft. Werde eins mit mir und lasse meine Gegner an deiner Kante abprallen. Zeige ihnen die wahre Kraft eines magischen Schwertes!" Sofort wurde sie von einem violetten Schleier umhüllt. Ihr Schwert leuchtete ebenfalls und gab ihr enorme Kraft. Jack tat es ihr gleich und wurde eins mit Efra. In diesem Moment spurteten die Vampire los und auch Ares gab endlich das Zeichen zum Angriff. Klingen prallten aneinander und Kriegsschreie waren zu hören. Rea hatte es auf Madril abgesehen, weshalb sie den anderen Feinden keine Beachtung schenkte. Jack begleitete sie. „Sieh mal einer an. Meine Liebe kommt also freiwillig zu mir und hat sogar noch jemanden mitgebracht. Sein Blut riecht genauso köstlich wie deines.", begrüßte Madril die beiden, als sie ihn erreichten. Jack war nie ein Freund von Worten auf dem Schlachtfeld gewesen, weshalb er sofort lossprang. Seinen ersten Angriff blockte der Vampir lässig ab, doch Jack machte von seinen Engelskräften gebrauch und war zu schnell für ihn. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er mit Efra den Arm seines Feindes abgetrennt. Strahlend kehrte er an die Seite seiner Schwester zurück. „Er ist kein schwerer Gegner, wenn wir ernst machen.", meinte er lässig. Rea nickte. „Du bist also genau wie sie.", stellte Madril fest und richtete seine Klinge auf die beiden. Dann rannte er auf sie zu. Ohne Probleme wichen sie seinem Schwerthieb aus. Gerade als Rea selbst angreifen wollte, durchbohrte sie ein Schwert von hinten. „Du hast aber eine schlechte Deckung.", meinte die Schwester der Königin hämisch und zog ihre Waffe wieder aus ihr. Rea ging auf die Knie. Ihre Engelskräfte regenerierten zwar ihre Wunde sofort, doch sie wollte ihre Feinde täuschen und beide gleichzeitig töten. Jack wollte ihr gerade zur Hilfe eilen, als er, von der Königin der Vampire selbst, in einen Kampf verwickelt wurde. Juhra beugte sich zu Rea herunter und begutachtete sie neugierig. „Dir sieht man ja gar nicht an was für ein Monster du bist.", stellte die Vampirin belustigt fest. Rea erstarrte. Sie wurde ein Monster genannt, das würde bedeuten, dass ihre Feinde wussten was sie wirklich war. Grob wurde sie an ihrem Handgelenk nach oben gezogen, sodass ihr Nakir aus der Hand fiel. Grimmig sah sie Madril in die Augen. Er schob sanft mit seiner freien Hand ihre Haare von ihrer Schulter, sodass ihr Hals frei war. Rea versuchte sich zu befreien, doch sie hatte nach der Aktivierung von Nakir nicht mehr genügen Kraft um sich dem starken Griff des Vampires zu entziehen. Genüsslich leckte er ihr über den nackten Hals. Rea ließ sich schlaff hängen. Sie rechnete damit, dass jeden Moment der Vampir seine spitzen Zähne ihr in den Hals rammen und ihr ihr ganzen Blut aussaugen würde. Langsam schloss sie die Augen, als sie den warmen Atem von Madril auf ihrer Haut spürte.
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