Kapitel 2

Bevor sie das Haus verließ schmiss sie sich noch den Umhang über. Sofort stieg ihr der Geruch ihres Bruders in ihre Nase. Er roch immer wie eine frische Brise im Sommer. Rea liebte ihren Bruder sehr. Mutig trat sie auf die Straße. Die ganze Stadt war zerstört und verlassen, als hätte vor langer Zeit ein gewaltiger Kampf stattgefunden. Weit und breit war nichts von Jack oder Efra zu sehen, weshalb sie aus ihrem Bauchgefühl heraus dem Weg nach rechts folgte. Rea liebte es neue Orte zu entdecken. Am meisten freute sie sich aber darauf die Einwohner kennen zu lernen. Es dauerte nicht lange als Rea, wie erwartet, die Stille zur Last wurde. Sofort musste sie an das Geschehene denken. Die beiden Geschwister waren vor diesem einen Ereignis gerade von Gott dazu berufen worden mit ihren Truppen, die eines anderen Generals an der Front zu unterstützen. Die Beiden galten damals als die fähigsten Krieger und waren von jedem gefürchtet. Mit dem was sie am Schlachtfeld erwartete, hatten sie aber, trotz ihrer Erfahrung, nicht gerechnet. Die Dämonen hatten alle Engelstruppen zerschlagen, nur noch ein paar einzelne kämpften. Reas und Jacks Truppen standen einem mächtigen Feind gegenüber. Der Kampf war bitter und forderte viele Opfer. Die gesamte Einheit von Rea wurde dabei ausgelöscht. Sie, Jack und ein paar wenige Krieger waren die einzigen Überlebenden dieses Gemetzels gewesen. Reas Herz wurde danach von der Dunkelheit übermannt; zu groß waren ihre Schuldgefühle. Daraufhin fiel sie, aber sie war nicht allein. Jack war immer noch bei ihr. Er liebte seine Schwester sehr und hatte geschworen sie immer zu beschützen. Nun waren sie beide gefallene Engel, gestrandet an einem Ort den sie nicht kannten, verstoßen von Gott, denn er duldete keine Engel in seinem Reich, die von Schuld zerfressen wurden. Sie hatten nur sich gegenseitig. „Wie konnte es nur so weit kommen?", fragte sich Rea und lehnte sich an eine Hauswand. Sie machte sich immer wieder Vorwürfe wegen den Geschehnissen. Sie dachte immer wieder daran, was sie hätte tun können um mehr ihrer Krieger wieder lebend zurück zu bringen. Plötzlich wurde die Stille von ein paar Stimmen zerrissen. „Warum müssen wir den Befehlen von diesem Idioten Folge leisten?" Etwas wurde zur Seite getreten und schepperte laut. Neugierig schlich Rea an das Ende der Wand und spähte um die Ecke. Sie sah fünf junge Menschen in Uniformen. Sie waren alle bewaffnet. Damit sie unbemerkt blieb, kletterte Rea schnell auf ein Dach. „Er ist unser Vorgesetzter. Auch für dich, June.", bemerkte eine braunhaarige Frau aus der Gruppe. Ein schwarzhaariger Junge schnitt ihr daraufhin eine Grimmasse. Das musste June sein. „Mir ist aber bei dem Typen auch nicht wohl. Warum übernimmst nicht du das Sagen, Ares?", meldete sich ein anderer zu Wort. Darauf reagierte ein blonder Mann. Anhand seiner Uniform, die etwas anders war, als die seiner Begleiter, konnte Rea feststellen, dass er ein Offizier sein musste. Ares lachte kurz auf. „Ich wiedersetze mich doch nicht meinem Bruder Jerim. Ich lehne mich lieber zurück und genieße das Spektakel." Die Brünette schnaubte kurz auf und warf ein: „Du würdest aber die Streitkräfte viel besser koordinieren als er. Was soll das eigentlich wieder für ein neuer Auftrag sein? Begebt euch in den Westen des Bezirkes Lebri und vernichtet das Nest. Als würden wir die Drecksarbeit für ihn erledigen." Der Rest der Gruppe stimmte ihr zu. Sie schienen alle nicht wirklich mit diesem ‚Jerim' zufrieden zu sein. Ares blieb kurz stehen und drehte sich zu seinen Kameraden um. „Im Moment können wir nichts machen, außer seinen Befehlen zu folgen. Seid froh, dass wir nicht Stunden lang im Hauptquartier sitzen und langweiligen Sitzungen beiwohnen müssen. Wir lieben den Kampf. Ihr seid doch der Armee beigetreten damit ihr diesen Monstern das Leben nehmen könnt, oder? Lasst uns unsere Arbeit machen.", erklärte er geduldig. Seine Gestik und seine Wortwahl erinnerte Rea sehr an einen großen Anführer. Seine Kameraden erhoben zustimmend die Waffen und die Truppe setzte ihren Weg fort. „Er ist wirklich beeindruckend. Seine Aura ist gewaltig. Ich muss mit ihnen reden.", überlegte Rea laut. Sie verfolgte die Gruppe weiterhin über den Dächern. Sie beschleunigte etwas ihre Schritte und sprang dann einige Meter vor den Soldaten auf die Straße. Durch ihre Engelskräfte landete sie sanft und elegant. Interessiert studierte sie die Gruppe nun von Nahem. Sie trugen schwarze Uniformen mit blauen Streifen. An ihrer Brust war ein Stern abgebildet. Langsam zogen sie ihre Waffen von denen ein hellblauer Schimmer ausging. Rea setzte ein breites Grinsen auf. Diese Waffen waren nicht nur einfacher Stahl und auch diese Leute schienen eine interessante Geschichte zu haben. Sie musste sich bemühen sie nicht mit Fragen zu überhäufen. Schnell ordnete sie ihre Gedanken. „Ich habe ein paar Fragen an euch.", sagte Rea ruhig. Die Gruppe vor ihr reagierte nicht und blieb in Kampfposition. „Ich denke eher, dass ich die Fragen stellen werde. Wer bist du?", konterte Ares ebenfalls ruhig. Reas Lächeln wurde noch breiter. Er war wirklich ein sehr guter Anführer. „Nun, wenn ihr mir nicht antwortet, dann werde ich mir eben auf einen anderen, viel brutaleren Weg meine Antworten beschaffen.", meinte sie und zog ihr Schwert. Sie hielt es locker in ihrer rechten Hand. „Dann lass uns spielen Nakir.", flüsterte sie ihrer Waffe zu und sprintete der kleinen Gruppe entgegen. Ares verstärkte seinen Griff um sein Schwert und rief seinen Kameraden zu: „Adeligen-Formation!" Sofort änderten die fünf ihre Aufstellung. Nur Ares und June kämpften mit einem Schwert. Die braunhaarige Frau hielt eine Sense in ihrer Hand, die sie mit einer Leichtigkeit führen konnte. Eine weitere Frau mit roten Haaren hielt einen Bogen in ihren Händen und spannte gerade einen blauen Pfeil ein. Der fünfte der Gruppe, ein kleiner Junge zog sich in den Hintergrund zurück. Er hatte keine Waffe. Rea beachtete ihn auch gar nicht. Kurz vor Ares sprang sie hoch in die Luft und landete dann vor der rothaarigen. Sie war viel zu schnell für die Menschen. Das Mädchen konnte nur erschrocken Luft holen, als Rea ihr schon Nakir an die Kehle hielt. „Erica!", rief June und machte einen Satz nach vorne. Ares hielt ihn entschlossen zurück. Bitter sah er zu Rea. „Gute Nacht.", flüsterte Rea Erica in ihr Ohr und legte sanft ihre Hand auf ihre Stirn. Augenblicklich sackte das Mädchen zusammen. Rea steckte lächelnd ihre Waffe wieder zurück. „Können wir jetzt reden?", fragte sie Ares. Zur Antwort hastete er mit June und der Brünetten zu dem kleinen Jungen. Interessiert schaute Rea ihnen hinterher. Sie wollte unbedingt sehen, was er in einer solchen Situation tut. „Wer ist dieses Mädchen?", fragte Ares schnell den Kleinen. „Sie hat eindeutig Magie bei Erica angewandt. Sie schläft nur. Sie ist aber nicht als Magierin registriert.", erklärte dieser nachdenklich. Langsam schritt Rea auf die vier zu. Der Kampf ging in die zweite Runde. „Versuch sie zurück zu halten. Hast du verstanden, Elias?", gab Ares seinen Befehl und streckte Rea sein Schwert entgegen. Zu dritt griff seine Truppe sie an, doch sie war schnell genug um alle Angriffe zu parieren. Elias hatte in der zwischen Zeit einen Bannkreis um sich geschlossen. Er war also ein Magier. Rea musste sich aber zu sehr auf die anderen konzentrieren, sodass sie sich nicht groß darüber freuen konnte. Entschlossen sprach Elias die Zauberformel für eine Körperklammer und bestimmte Rea als sein Ziel. „Equa Momenta.", sagte er die letzten Worte auf und beendete den Spruch. Sofort fühlte Rea sich, als würde sie von unsichtbaren Fesseln gehalten werden und hielt in ihrer Bewegung inne. Triumphierend lächelte Ares sie an. „Die Zauberkraft von ihm ist wirklich beeindruckend, nicht?", fragte er sie spöttisch. „Ich muss zugeben, dass er recht stark ist. Für einen Sterblichen ist das nicht schlecht. Ein normaler Mensch könnte sich nicht befreien.", gab sie gönnerhaft zu. Langsam schien Ares zu merken, dass sie nicht normal war, doch sie ließ ihm nicht genügend Zeit um zu reagieren. „Nakir? Wärst du so lieb?", bat sie ihr Schwert. Ein violettes Band erschien um ihr Handgelenk und nach einem leisen Klicken stand sie wieder mühelos auf. Geschockt starrten Ares, June und das andere Mädchen Rea an, während Elias verzweifelt versuchte erneut einen wirksamen Zauberspruch gegen sie anzuwenden. „Es hat mir wirklich Spaß gemacht mit euch zu spielen, aber ihr seid keine Gegner für mich. Ich lasse euch nun in Ruhe. Man sieht sich wieder.", verabschiedete sie sich und machte auf dem Absatz kehrt. Sprachlos ließ sie die kleine Gruppe zurück. Sie konnte viel lernen und hatte eine Menge Spaß gehabt, doch sie war schon zu lange fort gewesen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top