Kapitel 1

Dunkelheit. Schreie, so spitz und schrill wie noch nie zuvor. Feuer. Das Klirren von aufeinandertreffenden Schwertern. Blut. Entsetzen auf den Gesichtern der Krieger. Eine völlig zerstörte Stadt. Tote und Verletzte, die sich am Boden säumen. Tränen der Hilflosigkeit und Trauer. Der Geruch von Leichen und Metall zieht durch die Gassen. Dunkle, seelenlose Gestalten nähern sich. Mit sich bringen sie die Kälte des Todes. Langsam strecken sie ihre langen, dürren Finger nach den Lebenden aus. Sie sind bereit, bereit jedes Leben auszulöschen. Atemlos wachte Rea auf. Schwer schnaufend wischte sie sich mit ihrem Handrücken über ihre verschwitze Stirn. Es war nur ein Traum gewesen. Ein Traum, den sie schon seit Tagen hatte. Eine einzelne Träne rollte Rea ihre Wange herunter. „Nur ein Traum.", flüsterte sie und stand auf. Sie hatte auf dem kalten Boden eines verlassenen Hauses geschlafen, weshalb ihr jetzt alle Glieder schmerzten. Entschlossen die Eindrücke in ihrem Kopf loszuwerden, wusch sie sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht. „Alles ok mit dir?", fragte plötzlich jemand. Es war ihr Bruder, der besorgt im Türrahmen stand. Er hatte das selbe schwarze Haar wie Rea und war genauso schlank. „Ja, es ist alles gut. Danke, Jack.", antwortete sie ihm und setzte sich an einen alten Karton, den sie kurzfristig zu einem Tisch umfunktioniert hatten. Jack verschwand noch einmal kurz, bevor er wieder mit einer Tüte zurückkam. Er hatte zwei Brote mitgebracht. Eines davon reichte er seiner Schwester. „Konntest du schon herausfinden wo wir sind?", fragte sie ihn und kaute an ihrem Essen. „Nein dazu bin ich noch nicht gekommen. Aber ich habe die Umgebung auf Aktivitäten von Magie überprüft. Keine besonderen Vorkommnisse. Außerdem habe ich vor dem Haus Efra in die Straße gesteckt und einen Zauber angewandt, der ihn einen genauen Plan von der Stadt erschaffen lässt.", erklärte er. Efra war Jack's magisches Schwert. Die Beiden waren keine gewöhnlichen Geschwister in einer verlassenen Stadt. Sie waren die beiden mächtigsten Engelsgeneräle, weshalb sie auch magische Waffen besaßen. Engel, zumindest waren sie das bis vor kurzem. „Das ist mein fleißiger Bruder.", lobte Rea ihn. Jack ließ seinen Blick nachdenklich über sie schweifen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ihre Rüstung trug und ein Schwertheft um ihr Hüfte gebunden war. Rüstung war etwas übertrieben, denn zu ihrem Schutz waren nur an den Armen silberne Metallplatten angebracht. Sonst trug sie ein schwarzes Kleid und ihre Haare waren geflochten. Jack wusste, dass seine Schwester immer mit dieser Ausrüstung in den Kampf zog - er selbst trug nur eine schwarze Hose und ein schwarzes Shirt, doch etwas fehlte. „Du solltest meinen Umhang mitnehmen, wenn du dich dann einmal umsiehst. Es ist sehr windig.", belehrte er sie und stand auf. Das Brot hatte er schon aufgegessen. Er überreichte ihr seinen Umhang und wandte sich zum Gehen. „Was machst du denn jetzt?", fragte Rea noch schnell. Sie hasste es in letzter Zeit alleine zu sein, denn in der Stille kamen die Erinnerungen an das Geschehene zurück. „Ich werde nach Efra sehen und ihn wieder mit Energie versorgen. Bitte bleib nicht zu lange in der Stadt und pass auf dich auf. Nimm dein Armband mit, dann kann ich dich sehen und dir vielleicht helfen, solltest du in Schwierigkeiten stecken.", riet er ihr noch und war dann im Flur verschwunden. Rea seufzte leise und holte sich ihr Armband, von dem Jack gerade gesprochen hatte. Es war magisch und konnte eine Verbindung zwischen den Geschwistern herstellen. So hatten sie früher immer auf dem Schlachtfeld ihre Angriffe koordiniert. Magische Gegenstände werden nur von den fähigsten Magiern benutz, da sie sich der Energie ihres Besitzers bedienen. Das Armband war silbern und hatte einen blauen Stein. Es war eine Spezialanfertigung für Rea und passte daher nicht nur optisch auch zu ihrer Rüstung und zu ihrem Schwert, sondern auch perfekt an ihr rechtes Handgelenk.

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